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A p p l e s e e d   ~   A p p u r u s h î d o

Reviewed 14.5.05

Japan 2004 Nach dem Dritten Weltkrieg gibt es auf der Welt nur noch eine funktionierende Stadt: das utopische Olympus, wo die Hälfte der Bevölkerung aus Bioroiden besteht. Diese künstlichen Klone, die sich nicht fortpflanzen können, sollen als Puffer zwischen den Menschen dienen. Kontrolliert werden sie von Gaia, einem Supercomputer der auch die Organisation der Stadt leitet. In diese Metropole wird die Elite-Kämpferin Deunan Knute gebracht. Ihr Freund Briareos, der seit einem Zwischenfall zu Dreiviertel eine Maschine ist, will aus ihr die neue Top-Kämpferin der ES.W.A.Ts machen, der Spezialeinheit der Premierministerin und Bioroidin Athena. Die hat nämlich mit revolutionären Kräften wie jenen von General Edward Uranus zu kämpfen, die die Bioroiden ausmerzen wollen.
Basierend auf einem 1985 entstandenen Manga von "Ghost in the Shell
"-Autor Shirow Masamune drehte Shinji Aramaki diesen revolutionären Streifen: "Appleseed". Revolutionär nicht, weil er Anime mit CGI mischt, sondern weil er dies in Perfektion tut. Die Hintergründe wirken fotorealistisch, die Akteure wie 2-D-Figuren in einer 3-D-Welt. Das erspart den Filmemachern diese schmerzliche Erfahrung, dass Menschen noch nicht so perfekt computeranimiert werden können, dass man sie als "echt" anschaut. Siehe Final Fantasy. "Appleseed" kann sich deshalb ganz auf spektakuläre und atemberaubende Kamera-Akrobatik einstellen, die mancherorts ein extremes Cool-Level erreicht.
Der Look ist denn auch zweifellos wichtiger als die Story. Der gutmütige Menschen-lebt-mit-Klonen-in-Eintracht-Stoff ist ja ganz nett und wird durch politische Ränkespiele ausgeschmückt, doch a) kennt man derartiges schon besser und b) ist es bisweilen etwas verwirrend, obwohl die konspirativen Elemente der Vorlage reduziert wurden. Auch die Figuren sind keine Knüller. Man mag darüber wegsehen, dass sie nicht fotorealistisch sind, aber ihre Motivationen müffeln nach Anime-Klischees und ihre Ausdrucksstärke ist überraschend bescheiden.
All dies wird aber relativiert, wenn die Action auffährt. Schon der Eröffnungskampf, der alle Tricks der "Matrix"-Fundgrube plündert und noch ein paar drauflegt, ist schlicht umwerfend. Später gibt es weitere Schlachten, Verfolgungen und Schiessereien, die einfach aus den Socken hauen wegen der Qualität der Animation, aber vor allem, wegen der Bildgestaltung, die jeden nur erdenklichen Winkel aussucht, der den grössten "wow"-Effekt beim Zuschauer auslöst. Inklusive der sexy Fighterin im kurzen Höschen versteht sich. Deshalb guckt man sich "Appleseed" an. Weil er Technologie richtig anwendet und daraus ein knalliges Actionspektakel mit solider Story, brauchbaren Figuren und viel Fun macht. Coole Sache und ein spannender Schritt für das ganze Anime-Genre.
Fortsetzung: Appleseed: Ex Machina (2007)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Appurushîdo
Regie: Shinji Aramaki

Anime

Action * * * *

Spannung * *

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B e   W i t h   Y o u   ~   I m a ,   a i   n i   y u k i m a s u

Reviewed 19.11.05

Japan 2004 Mio (Yuko Takeuchi) ist gestorben. Zurück lässt sie ihren Gatten Takumi (Shido Nakamura) und ihren sechsjährigen Sohn Yuji (Akashi Takei). Vater und Kind haben an dem Verlust zu beissen, schlagen sich aber durchs Leben. In einem Buch, das Mio zurück gelassen hat, schrieb sie, sie werde zum Anfang der Regenzeit zurückkehren. Und so ist es: Plötzlich sitzt sie vor ihnen. Sie hat ihr Gedächtnis verloren, wird aber von Taku und Yuji so nett behandelt, dass sie sie schnell ins Herz schliesst. Taku erzählt ihr, wie sie sich damals am College kennen lernten und dass er (Yosuke Asari) sie (Chihiro Otsuka) kurzzeitig fallen liess, da er eine Serie von Kreislauf-Zusammenbrüchen erlebte, die er bis heute hat. Doch wie lange hält die neu gefundene Familienidylle an?
"Be With You" ist ein Film zum richtig losheulen. Die letzte halbe Stunde war Gift für meinen Tränenkanal - und dies ist auch etwas frustrierend: Das Kinodebüt des damals 40-jährigen erfolgreichen TV-Regisseurs Nobuhiro Doi ist nämlich derart kalkulierend und manipulativ, dass man sich beinahe schämt, ihm doch auf den Leim gegangen zu sein. Es ist ein Zeugnis für Dois Kraft als Geschichtenerzähler und das Talent seiner Akteure, dass man sich eben doch hingibt und zum Schluss des Films nur noch Wachs in den Händen der Filmemacher ist.
Um den Film ganz geniessen zu können, muss man bereit sein, eine Romanze mit Fantasy-Beilage zu akzeptieren. Ähnlich wie im koreanischen Liebesdrama Il Mare, wo ein Briefkasten als Zeittor dient. In "Be With You" taucht eine Tote wieder auf und kaum jemanden scheint dies gewaltig zu überraschen. Die Reaktion ist vielmehr eine der Freude. Und so sind die Szenen nach Mios "Rückkehr" geprägt von Liebe und Wehmut. Die Story entwickelt sich langsam, aber dank den Schauspielern bleibt sie sehenswert. Doi inszeniert stilsicher, aber auch etwas unspektakulär. Von einem grossen Wurf aus filmtechnischer Sicht kann nicht die Rede sein.
Unter den Schauspielern sticht Japans Romantik-Queen Yuki Takeuchi mit einer Darbietung heraus, die aus reiner Güte zu bestehen scheint. Das wird sicher eine feministische Herangehensweise an den Film mit viel Material versorgen (Zweck der Frau in der Familie sind Haushalt und Kinder machen), doch wer mit zuviel Zynismus an die Sache herangeht, hat eh von Anfang an verloren. Dazu ist das ganze Konzept auf zu kitschigem und durchaus fragilem Boden gebaut. Wer sein Herz nicht schon am Anfang öffnen kann, der ist zum Schluss hin verloren.
Denn da brechen wirklich alle Dämme. Die erste Attacke kann man sich etwa denken, doch sie ist dennoch derart rührend gemacht, dass man übermannt wird. Danach folgt noch eine halbe Stunde. Was erst wie ein unnützer Epilog aussieht, verleiht dem Film eine ganz neue Richtung. Einige noch offene Fragen werden beantwortet und Mios Liebe steht am Schluss in einem ganz neuen Licht da. Das Dilemma, vor dem sie stand, ist überwältigend und ihre Entscheidung ein Stich ins Herz. Auch hier gilt: extrem kalkuliert und aus feministisch-kritischer Sicht nicht ganz problemfrei - aber mit enormer Wirkung. Wer da nicht mindestens gerührt ist, braucht einen Herzschrittmacher.
Auf eine höhere Bewertung lasse ich mich trotz meiner Liebe zu dem Film nicht ein. Yuko ist zwar süss, aber etwas monoton. Der kleine Akashi Takei ist ein richtiger Wonneproppen und Shido Nakamura wirkt etwas passiv - beide punkten deshalb primär beim Charme. Die Inszenierung ist bisweilen etwas hemdsärmlig und die Story, sieht man vom Fantasy-Element ab, aufgebaut auf manchen Stereotypen. Ziel war es zweifellos, die weiblichen ostasiatischen Zuschauer abzuholen, die im Moment enorm auf Geschichten um die ganz grosse, ja sogar ewige Liebe stehen. Das funktionierte: Der Film spielte in Japan 48 Millionen Dollar ein und landete auf Platz drei der Jahrescharts.
Das liess auch internationale Interessenten aufhorchen. Wie oben genannter Il Mare, der mit Sandra Bullock verfilmt wird, hat bei "Be With You" Hollywood angeklopft: Jennifer Garner hat die Rechte an der Romanvorlage von Takuji Ichikawa gekauft und wird den Film mit ihr in der Hauptrolle soll 2009 in die Kinos kommen. Ein erschreckender Gedanke, denn ich halte Garner bereits jetzt für eine Fehlbesetzung. Sie ist mir zu wenig fragil, ausserdem ist das Konzept schon in der japanischen Fassung mit seiner Geklimper-Kitsch-Musik an der Grenze. Man stelle sich das à la Hollywood mit Popsongs und dergleichen vor. Hilfe. Da doch lieber nochmals das Original, das kleine Fehler hat, aber selbst an einem kalten Herbsttag jedes Herz erwärmt. Ein Film für hemmungslose Romantiker, der garantiert jeden Genre-Fan umhaut.

Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (Thai): Code 0 NTSC. Japanisch 5.1, DTS, Thai 5.1 mit englischen Untertiteln.
Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Ima, ai ni yukimasu
Regie: Nobuhiro Doi

Melodrama

Gefühl * * * *

Humor * *

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B i t t e r   S w e e t

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

B l a c k   K i s s

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

B l o o d   &   B o n e s   ~   C h i   t o   h o n e

Reviewed 12.4.06

Japan 2004 1923 landet der Koreaner Shunpei Kim in Osaka. Nach dem Krieg eröffnet der zum Choleriker gewordene Kim (Takeshi Kitano) eine Fischfabrik. Während er Geld scheffelt, nötigt er seine Frau immer wieder zum Sex und misshandelt all die Jahre über seine Kinder Masao (Hirofumi Arai) und Janako (Tomoko Tabata). Mehr Kinder kommen dazu, Kim nimmt sich die Kriegswitwe Kiyoko (Yuko Nakamura) als Zweitfrau und legt sich mit einem unerwartet auftauchenden weiteren Sohn an: Takeshi (Joe Odagiri). Geschäftlich expandiert er seine Fabrik zur Metzgerei - und er wird immer unberechenbarer.
Den Film sauber zusammenzufassen, fällt etwas schwer, denn eigentlich passiert immer das Gleiche: Kim schlägt seine Freunde und Familie, nimmt sich eine Konkubine und zeugt Kinder. Diesen Zyklus durchlaufen wir fast dreimal. Charakterliche Entwicklungen finden dabei keine statt, sieht man mal von Masaos Wandel vom unschuldigen Sohn zum zynischen Nachfolger seines Vaters ab. Der Rest wirkt sichtlich distanziert und unterkühlt. Das ist auch die grösste Kritik am Film: Nie nehmen einen die Ereignisse wirklich gefangen. Nichts ist so eindringlich, wie es sein sollte, denn formal ist so viel an diesem 144-minütigen Gesellschaftsbild beeindruckend.
Da wäre Takeshi Kitano in der ersten Rolle unter "fremder" Regie in beinahe einem Jahrzehnt. Er hat seinen früheren Figuren hier zwar wenig Neues hinzuzufügen, spielt Kim aber als Naturgewalt, die man fast nur hassen kann. Da Regisseur Yoichi Sai (Quill) darauf verzichtet, zu zeigen, was diesen Mann zu einem Soziopathen
und Misanthropen gemacht hat, sucht er auch gar nicht nach einem Weg, Sympathie für das Monster zu erzeugen. Was reizvoll tönt, schadet dem Film, denn immerhin dreht er sich um diese Figur, für die wir nichts empfinden - bis auf sporadische Abscheu und die kleine Befriedigung, wenn seine Opfer zurückschlagen. Selbst sein Tod, der in seiner Struktur bewegend inszeniert ist, da er von einem vergeudeten und verlorenen Leben zeugt, ist wegen dieses emotionslosen Herangehensweise eine kleine Enttäuschung. Da hätte mehr drin gelegen.
Bevor ich abermals ins Negative abrutsche, hier die weiteren Pluspunkte des Films: Die Akteure neben Kitano sind trotz kleineren Rollen allesamt souverän. Jungstar Joe Odagiri (Shinobi, Scrap Heaven) kommt als zweitbekannteste Person im Cast erstaunlich kurz vor. Absolut überzeugend auch die Ausstattung, welche Osaka über die Jahrzehnte blendend rekonstruiert und den Wandel des Quartiers anhand einiger wiederkehrender Stadtbilder illustriert. Technisch makellos auch die Inszenierung, die trotz Überlänge nie Langeweile aufkommen lässt. Die Kamera nimmt eine beobachtende Stellung ein und überlässt dem Zuschauer das moralische Urteil.
Wäre aber nur die fragmentarisch abgespulte Handlung besser. Sie basiert auf dem autobiographisch angehauchten Roman von Sogil Yan (das Alter Ego von Masao) und verfügt über deutlich mehr Facetten. Sai lässt vieles davon weg, weshalb es noch mehr erstaunt, dass er nicht genug Zeit findet, seine Hauptfigur richtig in den Griff zu bekommen. All die Tragik, all die Verbitterung und Enttäuschung, die in dem Material drin steckt, erblüht nie in ihrer ganzen Pracht. Deshalb ist "Blood & Bones" auch eine Ernüchterung auf hohem Niveau. Bedenkt man, was hier mit diesen Voraussetzungen Besseres möglich gewesen wäre, kann man kaum anders, als etwas enttäuscht zu sein.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (HK): Code 3 NTSC. Japanisch 5.1, DTS, 2.0 mit engl. Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Chi to hone
Regie: Yoichi Sai

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

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A   B l u e   A u t o m o b i l e

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

B r e a t h e   I n ,   B r e a t h e   O u t

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   C a l a m a r i   W r e s t l e r   ~   I k a   r e s u r a a

Reviewed 25.2.06

Japan 2004 Mit seinem berühmten "Torture Ring Strangler"-Griff besiegt der Wrestler Koji Taguchi seinen Gegner und wird neuer Champion des japanischen Pro-Wrestlings. Da steht plötzlich ein riesiger Tintenfisch im Ring, schnappt sich den Champion-Gurt und fordert Koji zum Kampf. Das Monster siegt, die Sportwelt ist in Aufregung. Noch nervöser ist Kojis Verlobte Miyako, denn sie hat die Technik des Tintenfischs erkannt. Ist er etwa ihr Exfreund Kan-ichi Iwata, ebenfalls einst ein Wrestler? Ihr Herz meint ja und schon bald vergnügt sie sich mit dem Tintenfisch, der von Koji zum Rückkampf herausgefordert wird.
Bizarr ist nur der Vorname. Schon vor dem psychedelischen Vorspann wird der Held eingeführt: ein mannsgrosser Tintenfisch mit Wrestler-Beinen. Und in dem Stil gehts weiter - seltsame Kreaturen, absurde Situationen, Inter-Spezies-Romantik. Das kann einfach nur aus Japan kommen. Und dass es ziemlich gut funktioniert, ist das erstaunlichste an dem Werk. Regisseur
Minoru Kawasaki setzt nämlich nicht nur auf Trash, sondern spielt das Ganze überraschend realistisch durch. Das erlaubt ihm ein paar satirische Seitenhiebe, eine kitschige Botschaft und eine Romanze. Alles unter dem Dach eines skurrilen Films. Und skurril ist "The Calamari Wrestler" absolut.
Für Fans von Kaiju-Filme der "Godzilla"-Art bietet dieses Kuriosum bereits viel Reiz, doch das wahre Zielpublikum dürften die Geek-Zuschauer sein, die stets auf der Suche nach etwas Neuem sind. Viel darüber zu verraten, lohnt sich wirklich nicht, denn die Ideen, die in 91 Minuten aufgetischt werden, sind köstlich und reichen von visuellen Gags bis zu trockenen Dialogen wie "Go away. Don't you have any squid friends?" Qualitativ ist "The Calamari Wrestler" durchaus kompetent, aber natürlich low budget. Auch die Schauspieler sind alles andere als gut (immerhin ist die Miyako-Darstellerin ungemein süss) und trotz geringer Laufzeit schleichen sich Längen ein. Doch obwohl dies in bescheidenen 2½ Wertungs-Sternen resultiert, so empfinde ich doch viel Bewunderung für dieses mutige Stück Trash-Kult-Bizzaro-Kino, das ich jedem Fan des ausserordentlichen Filmemachens ans Herz legen kann. Ein Meeresfrucht-Wrestling-Finale dieses Ausmasses etwas sieht man schliesslich nicht alle Tage.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Ika resuraa
Regie: Minoru Kawasaki

Komödie

Action * *

Humor * * *

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C a s s h e r n

Reviewed 1.11.04

Japan 2004 Nach 50 Jahren Krieg hat die östliche Föderation die Armeen Europas besiegt. Doch im vereinigten Eurasien gibt es noch immer Widerstand, vor allem in der Zone 7. Dorthin zieht es auch Tetsuya Azuma (Yusuke Iseya, Dead End Run), der sich freiwillig zum Dienst in der Armee meldet. Die Warnungen seines Vaters Kotaro (Akira Terao, Ran) fruchteten nicht. Prof. Kotaro Azuma hat aber noch ganz andere Sorgen: Er will für seine kranke Frau Midori (Kanako Higuchi) Gene entwickeln, die Heilung bringen. Der schmierige Wirtschaftsführer Kaoru Naito (Mitsuhiro Oikawa) unterstellt die Forschung jedoch dem Militär unter Lt. Col. Kamijo (Hidetoshi Nishijima), dem Sohn des Staatschefs. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Azumas Entdeckungen kriegstechnisch genutzt werden können. Tatsächlich entwickelt Azuma die Neo-Zellen, Urzellen, die den Körper regenerieren können. Eines Tages schlägt ein gigantischer Blitz in die Zellen-Becken ein, wodurch ihnen menschliche Mutanten entsteigen. Unter der Führung von Akubon (Hiroyuki Miyasako) entkommen einige von ihnen. Sie nenne sich Neo-Sapiens und erklären der Menschheit den Krieg. Derweil ist Tetsuya an der Front umgekommen. Sein Vater kann die Trauer nicht überwinden und legt die Leiche in das Zellen-Becken. Tetsuya steht wieder auf und bekommt vom Vater (Fumiyo Kohinata) seiner Freundin Luna Kozuki (Kumiko Aso, Kaïro) eine Rüstung. In der nennt er sich "Casshern" und will die Welt endgültig vom Krieg befreien.
"Casshern" ist einer der am heissesten erwarteten Streifen aus Japan, den das Jahr 2004 zu bieten hat. Die Vorfreude hat sich leider nicht gelohnt: Das Regiedebüt des Fotografen und Musikvideoregisseurs Kazuaki Kiriya ist ein gigantischer Bildersturm, der vor lauter Bombast vergisst, eine Geschichte zu erzählen. Der Plot basiert auf dem 70er-Jahre-Anime "
Neoroider Casshan" von Tatsuo Yoshida (1933-77). Darin entwickelt der Wissenschafter Azuma Roboter, die durch einen Blitzschlag zu leben beginnen und die Menschen bekämpfen. Azumas Sohn meldet sich freiwillig, ein Android zu werden, und als "Casshern" die Menschen zu retten. Aus dieser Gut-gegen-Böse-Saga macht Kiriya ein in Bild, Ton und Inhalt überladenes Epos. Azumas Sohn zum Beispiel meldet sich nicht freiwillig: Er ist tot und wird gegen seinen Willen vom Vater wiederbelebt. Alles in "Casshern" geschieht zum Leid anderer, geschieht mit Pathos und Melodrama. Doch wahre Gefühle kommen trotzdem niemals auf.
Die ersten Minuten geben den Takt an. Die CGI-Bilder sind wirklich umwerfend, doch schnell wird klar, dass Kiriya seine Bilder überfüllt. Das Auge weiss nicht, wohin es schauen soll. Diese bisweilen ziellose Bilderflut verliert dadurch schnell an Reiz, zumal die ersten 50 Minuten extrem dröge erzählt sind. Der Film entstand komplett vor einem Greenscreen, ähnlich dem visuell artverwandten Retro-Sci-Fi-Film "Sky Captain and the World of Tomorrow", wodurch ein ganz spezieller, künstlicher Look entsteht. "Casshern" ist für Kiriya eine Spielwiese, doch man wird das Gefühl nicht los, er hatte ein paar Ideen von coolen Shots und versuchte danach verkrampft, diese durch einen "Plot" zu verknüpfen. Selbst die Ästhetik ist komplettes Wischiwaschi: Mal orientiert sich Kiriya bei Leni Riefenstahl, mal bei stalinistischer Kunst, dann wieder ganz stark bei Anime (insbesondere die Kämpfe) und "Matrix".
Der "Matrix"-Vergleich ist etwas unfair, da die Wachowskis ja ihre Inspiration primär von Animes nahmen, doch ob Kiriya nun abgeschaut hat oder nicht: Sein Film ist beinahe das japanische Abbild von The Matrix Revolutions - nur nicht so gut. Er macht all die Fehler, die die Kritiker "Revolutions" vorwarfen und dazu noch eine ganze Serie mehr. Zum Beispiel ist seine assoziative Schnitttechnik zeitweise undurchschaubar, sein Storytelling holprig und seine Charaktere Karikaturen. Die aufdringliche Musik wechselt zwischen Klassik, Pop, Techno und Rock, wodurch Kiriyas Musikvideo-Ansatz noch deutlicher wird - und noch störender. Es gibt ein paar wirklich geile Momente, so etwa der in reinem Anime-Stil gehaltenen ersten Fight zwischen Casshern und Akubon, begleitet von einem rockigen Score, doch der Rest ist meistens ein Stilgewitter ohne Stil und ohne Verstand.
Ein hirnloser Film ginge ja noch, doch "Casshern" will eben gerade kein dummer Film sein. Kiriya hat deshalb ein ganzes Handbuch von gut gemeinten Thesen zu Umweltverschmutzung, Krieg, Terror, Vertechnisierung und Vereinsamung der Gesellschaft parat. Er geht in diesen Themen sang und klanglos unter. Vor allem sein politisches Verständnis von Terror und Krieg ist bisweilen so naiv, dass es jenes von Battle Royale II in den Schatten stellt. Nichts gegen die Vision einer friedlichen Welt, aber so naiv wie Kiriya die Welt anschaut, ist jeglicher Tiefgang zum Vorneherein zum Scheitern verurteilt. Und so heftet er sich eben an die Bilder, die dadurch tiefgründig werden sollen, dass Nazi-mässige Fahnen flattern und die Leute in Riefenstahl-Formation antreten. Und das sag ich als jemand, der (von Nazi-Ballast befreite) Leni-Ästhetik wie in "Two Towers" oder "Starship Troopers" beeindruckend findet.
Letztendlich ist das Gebräu aus The Matrix Revolutions, "Dune" und "Metropolis" aber eben auch masslos zu lang. 141 Minuten für diesen Irrsinn ist viel zu viel. Die Rolle der Luna hätte zum Beispiel komplett herausgeschnitten werden können, da sie Cassherns Charakter kaum vertieft und in dem kalten Film Emotionen eh ausgeschlossen sind. Und da der Film ohne die Spur von Ironie auskommen muss, wirken die 141 Minuten nochmals ein Stück länger. Die Wirkung des Ganzen ist nicht unähnlich anderer Computer-überladenen Asia-Epen wie Natural City (Korea) oder Dragonhead (Japan). Ich wollte "Casshern" lange wie diesen beiden Streifen 2½ Sterne geben, um den Sieg von Stil über Inhalt anzukreiden. Lediglich der Umstand, dass "Casshern" nur 6 Millionen Dollar gekostet haben soll, lässt mich Gnade walten. Er sieht nach viel mehr aus und das ist beeindruckend. Aber ansonsten ist die Tendenz von Filmen wie "Casshern" oder Dragonhead fragwürdig. Sie versuchen, mit Hollywood-Epen mitzuhalten und machen dabei die schlimmeren Fehler als jene Popcorn-Streifen. Vor allem mangelt es ihnen Unterhaltungswert, wodurch die tiefsinnig gemeinten Dialoge zur Farce verkommen und nur noch pompöses Geschwafel sind. Auch The Matrix Revolutions hat pompöses Geschwafel, doch dort ist es Teil des ironischen Konzepts. Bei "Casshern" hat man dagegen das Gefühl, Kiriya wolle tatsächlich etwas sagen, bloss weiss er nicht wie ...
Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Casshan
Regie: Kazuaki Kiriya

Sci-Fi

Action * * *

Spannung *

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C r y i n g   O u t   L o v e ,   i n   t h e   C e n t e r   o f   t h e   W o r l d

Reviewed 16.6.06

Japan 2004 Sakuto (Takao Osawa) findet eine Nachricht, auf der seine Freundin Ritsuko (Kou Shibasaki) ankündigt, sie werde eine Weile weg sein. Aus Angst, sie wolle ihn verlassen, reist Sakuto ihr nach, ohne zu ahnen, dass sie eine Kassette von 1986 gefunden hat. Die Erinnerungen an diese Zeit überwältigen Sakuto, als er in  seiner Heimatstadt auf Shikoku ankommt. Damals war er (Mirai Moriyama) 16 Jahre alt und verliebte sich in die Sportlerin Aki (Masami Nagasawa). Doch nach einem gemeinsamen Ausflug auf eine kleine Insel zerbrach ihr Idyll, als Aki zusammensackte.
"Crying Out Love, in the Center of the World" basiert auf dem Bestseller von Kyouichi Katayama, der sich in Japan über drei Millionen Mal verkaufte. Auch der Film wurde zum Kassenschlager und stand am Jahresende als erfolgreichste nicht-animierte Produktion fest. Der Publikumsliebling machte ausserdem den Begriff  von "jun ai" populär, der reinen Liebe - rein platonisch, ohne Sex oder Erotik. Regisseur Isao Yukisada (Go) weiss tatsächlich genau, was er tut und seine präzise Inszenierung, die abgewogene Menge an Melancholie, Sentimentalität und leisem Humor sowie die vorzüglichen Schauspieler ergeben einen Film, den man einfach ins Herz schliessen muss.
Die Story spoilere ich nicht, auch wenn sie mittlerweile bekannt sein dürfte - und auch voraussehbar bleibt. Die Kunst ist es, 138 Minuten Film zu füllen, obwohl der Plot so dünn ist. Yukisada schafft das bestens, da er den Liebenden lange, wunderbare Szenen (etwa jene im zerfallenen Hotel auf der Insel) gönnt und Nebencharaktere wie
Onkel Shig, gespielt von Tsutomo Yamazaki, einführt. Der Film wird nie langweilig, da wir in den parallelen Geschichten und natürlich der bald aufblühenden Dramatik völlig aufgehen. Keine Frage: Das ist Melodrama in Reinkultur.
Und weil Yukisada so vorbildlich inszeniert und die Akteure so überzeugend spielen, kommt auch nie das Gefühl auf, man würde zu stark manipuliert, anders als etwa beim koreanischen Remake My Girl and I. Bei jenem hatte ich zwar mehr geweint als hier. Das mag erstaunen, liegt aber daran, dass aller Effort darauf gelegt wird, die Zuschauer zum Heulen zu bringen, während das Original "Crying Out Love, in the Center of the World" auch auf andere Aspekte setzt - nicht zuletzt mit der Parallelhandlung in Vergangenheit und Gegenwart. Dies ermöglicht schöne Übergänge zwischen den Zeitebenen und einige herausragenden Spiele mit Zeitabläufen. Die schönste ist in sich geschlossen, als Aki in Normaltempo dem in Zeitlupe gehenden Saku hinterher rennt und zusammenbricht mit einer schrecklichen Nachricht. Wenn ich eine Szene herauspicken müsste, wäre dies meine liebste.
Trotz dieses Lobs: Mein Melodrama-Favorit aus Japan bleibt 2004 doch Be With You. Auf mich wirkte er stärker ein, als es dieses jun-ai-Konzept vermochte. Zu kalkuliert wirkt manchmal der Aufbau, zu wenig ausgereizt die bewegendsten Szenen. Sogar etwas enttäuscht war ich vom Finale, das nie das Maximum an Emotionen heraus kitzelt und nicht einmal den Uluru (Ayer's Rock) richtig ins Bild bekommt. Oder war es dieses kleine Ding da am Horizont? Den hätte man doch besser nutzen müssen, wenn er schon derart wichtig eingeführt wird.
Doch die Mängel in "Crying Out Love, in the Center of the World" werden von den Qualitäten ganz klar
überschattet. Dies ist das Paradebeispiel eines jun-ai-Werks, das Romantiker von jung bis alt gefangen nehmen kann und zu Tränen rührt. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass er in meinen Augen ein kitzekleines Spürchen überschätzt ist. Jedenfalls solltet ihr Be With You auch eine Chance geben, der darf neben diesem Kassenhit nicht untergehen. Mich hat er, wie erwähnt, emotional noch deutlich mehr gepackt. Vielleicht liegts ja einfach am Alter der Protagonisten.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Japanisch 5.1, DTS, Kantonesisch 5.1 mit englischen Untertiteln.
Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Sekai no chushin de, ai o sakebi
Regie: Isao Yukisada

Melodrama

Gefühl * * *

Humor *

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T h e   C r y i n g   W i n d

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

C u r s e d   ~   ' C h ô '   k o w a i   h a n a s h i   A :   y a m i   n o   k a r a s u

Reviewed 9.4.05

Japan 2004 Nao arbeitet in einem kleinen Einkaufsladen als Teilzeitangestellte. Ihre Bosse, das Ehepaar Kitamura, überwachen sie dabei rund um die Uhr per Videomonitor, da sie glauben, die junge Frau würde stehlen. Doch das ist noch das Harmloseste, was in dem Laden vor sich geht: Ein unheimlicher Mann stattet ihm immer wieder einen Besuch ab, im Hinterhof regiert ein Verwesungsgeruch. Ist der Laden verflucht? Wohnen Geister darin? Bald stellt sich auch Ryoko diese Frage, die in dem Shop Inventar machen sollte. Als der unheimliche Mann dem Angestellten Komori beinahe das Gesicht wegsaugt, kriegen die Frauen langsam Panik.
In Japan spriessen billig hergestellte Horrorfilme wie Pilze aus dem Boden. "Cursed" gehört dabei zu den besseren, aber sicher nicht zu den besten. Der mit Digi-Kamera gefilmte 81-Minüter sorgt für ein paar Schrecksekunden und schaurige Bilder, aber als Ganzes steckt doch sehr wenig drin. Vor allem sehr wenig Neues. Der Anfang recycelt die bekannteste Szene aus "Final Destination", eine Kühlschrank-Szene jene aus Ring. Originalität gibts sicher nicht zu erwarten.
Aber die "Geist im Laden"-Geschichte hat doch ihre Momente und ihr visuelles Flair. Besagte Szene am Anfang gehört zu den besseren. Auch eine Krähen-Attacke und das Ende sind gelungen. Eine Sequenz, in der ein verunstalteter Kerl mit riesigem Hammer eine Frau verfolgt, hätte das Zeug zu beklemmendem Stoff, sie will aber kein Ende nehmen und danach fragt man sich, wo die Verbindung zum Rest des Films ist. Mit Logik und Stringenz hat "Cursed" denn auch nicht wirklich viel am Hut. Das möchte ich ihm aber keineswegs vorwerfen. Der Film präsentiert sich sowieso eher als eine Ansammlung unheimlicher Sequenzen, die sich um den Shop drehen.
Unbedingt zu erwähnen sind dabei die beiden Besitzer des Ladens. Sie sind einfach durchgeknallt und werfen Fragen auf, von denen nicht die Hälfte beantwortet werden - aber die zwei sind echt schräg und in ihrer unberechenbaren, besessenen Art eine Bereicherung für den Film. Gross empfehlen kann ich ihn deswegen kaum. Aber als unterhaltsam-kurzweiliger Beitrag zur neuen Japan-Horror-Welle ist "Cursed" durchaus 2½ Sterne wert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Japanisch 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
'Chô' kowai hanashi A: yami no karasu
Regie: Yoshihiro Hoshino

Horrorfilm

Spannung * *

Gewalt * *

Want to know more? (Spoiler)

 

C u t i e   H o n e y   ~   K y û t î   H a n î

Reviewed 5.1.04

Japan 2004 Die Angestellte Honey Kisaragi (Eriko Sato) kann ihr Äusseres mit Hilfe des "I-Systems" an ihrem Hals jederzeit verändern. So wird sie zu "Cutie Honey", der unsterblichen Superheldin der Liebe. Nun ist sie gefordert: Der "Panther Claw"-Clan, der bereits ihren Vater auf dem Gewissen hat, hat ihren Onkel Dr. Utsugi entführt. Insgeheim haben es Panther-Anführerin Sister Jill (Eisuke Sakai) und ihre Kämpfer Black Claw (Mitsuhiro Oikawa), Cobald Claw (Sie Kohinata), Gold Claw (Hairi Katagari) und Scarlet Claw (Mayumi Shintanj) nämlich auf das "I-System" abgesehen, damit Jill, die nach etlichen Wiedergeburten langsam zerfällt, sich wieder vollständig rematerialisieren kann. Hilfe bekommt Honey beim Kampf gegen diese Gruppe von der strengen Polizistin Aki "Nat-chan" Natsuko (Mikako Ichikawa) und dem Reporter Hayami Seiji (Jun Murakami)
Zugegeben: "Cutie Honey" macht Spass. Die Realverfilmung des 70's-Anime "Cutey Honey" von Go Nagai ("Devilman") will schliesslich auch nicht ernst genommen, sondern poppig-peppige Unterhaltung mit einer grossen Dosis Trash präsentieren. Eine Art "Power Rangers" auf LSD. Mit einer geileren Hauptdarstellerin. Eriko Sato dürfte sowieso für die meisten überhaupt der Grund sein, den Film anzuschauen. Das supersüsse, 23-jährige Model wechselt die Garderobe alle paar Minuten und nimmt lächerlich heisse Posen ein. Sie ist sogar sexy, wenn sie nur am Computer steht. Vorübergebeugt im weissen Mini. Mit der Kamera leicht von unten gefilmt. Das ist eine Anime-Welt. Und das kriegt der Film auch  gut hin.
Doch wenn sich der Hormonspiegel mal wieder normalisiert hat, ist "Cutie Honey" eigentlich ein plumper Film. Regisseur Hideaki Anno, der Macher der "Neon Genesis Evangelion"-Reihe und dem Teenie-Realfilm Love & Pop, hatte nur wenig Geld zur Verfügung, ein schwaches Drehbuch und schlechte Cutter. Der Film sieht einfach unpoliert und trashig aus. Das mag man ja als Charme-Punkt akzeptieren, aber mit etwas mehr Mühe, ein paar Linsen, ein wenig besseren Editoren, wäre der Film besser geworden. Und rasanter. Denn hat sich die erste Entzückung über Eriko Satos 90-60-90-Masse mal verflüchtigt, wird der Plot nach der Hälfte ziemlich dröge. Und auch die Bösewichter sind eher lachhaft als bedrohlich. Der Streifen hat das Herz am rechten Fleck und predigt Freundschaft, doch wo sind die coolen Chick-Fights? Wo die diabolischen Gegner? Wo Cuties Akrobatik, die sie am Anfang so schön unter Beweis stellt? Anno hat hier eine Goldgrube zur Verfügung und bastelt damit Plastikschmuck.
All diese technischen, inhaltlichen und inszenatorischen Mängel mal beiseite: "Cutie Honey" ist halt eben schon was drolliges - für das 15-jährige Mädchen in uns oder den 20-jährigen Buben in uns. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Girlies werden die coole und hippe Protagonistin anfeuern, wie sie die Welt rettet und dabei schnuckelig aussieht. Die Buben werden ihre Augen eher auf Satos Körpermitte fokussieren. Was übrigens die Kamera auch bei jeder Gelegenheit macht. Verflucht, man kann auch nicht oft genug betonen, dass sie eine Bombe ist. Aber dann muss man sich mal folgende Fragen stellen: Würde ich nicht lieber einen Cutie-Honey-Hentai sehen? Würde ich lieber einen Big-Budget-Cutie-Honey-Film sehen? Würde ich lieber einen Film sehen, in dem Honey Gegner vermöbelt und Vollgas gibt? Bloss einmal "ja" antworten und dieser Film erscheint nur noch als ein fauler Kompromiss: Er gibt uns die süsse Honey - aber nicht genug von ihr.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Japanisch 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Cutie Honey: The Movie; Cutey Honey; Kyûtî Hanî
Regie: Hideaki Anno

Fantasy-
Actionkomödie

Humor * * *

Action * * *

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A   D a y   o n   t h e   P l a n e t

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

D e v i l m a n   ~   D e b i r u m a n

Reviewed 24.6.05

Japan 2004 Der Teenager Akira Fudo (Hisato Izaki) wächst bei seiner Highschool-Freundin Miki Makimura (Ayana Sakai) und deren Eltern auf. An der Schule hat er nur einen richtigen Freund: Den mysteriösen Ryo Asuka (Yusuke Izaki). Eines Tages infizieren Dämonen Ryos Vater. Beim Versuch, ihm zu helfen, wird auch Akira infiziert und verwandelt sich in den "Devilman". Aussehen und Kraft hat er fortan jene des Dämonen Amon - aber da sein Herz menschlich blieb, kann er die Dämonen mit ihrer eigenen Kraft schlagen. Und zu tun gibt es viel, denn immer mehr Dämonen schlüpfen in die Menschenkörper. Die Regierung verhängt den Notstand, die Bürger wehren sich durch Selbstjustiz. In dieser Zeit der vollkommenen Paranoia erfährt Akira, dass der wahre Feind, der im Hintergrund die Fäden zieht, Satan ist!
Als ziemlicher Manga-Banause musste ich zuerst ein paar Impressionen von Go Nagais kultig verehrter, 1972 auf die Welt losgelassene Reihe im Internet erhaschen. Die Bilder, auch jene der späteren Inkarnationen als Mangas und Animes, sind recht brutal und sexuell aufgeladen. Davon ist im Film leider nicht viel zu entdecken. Überhaupt frage ich mich, wie die FSK das Teil auf "ab 18" einstufen konnte, bei den paar CGI-Blutspritzern und Raufereien.
Aber es gibt viel gravierendere Gründe, diesem Big-Budget-Machwerk fernzubleiben. Es ist einfach nur schlecht und wird mit jeder Minute unerträglicher. Schrecklich sind zum einen die CGI-Effekte unter Spielkonsolen-Niveau. Die steifen Figürchen liefern sich dann auch noch Fights, deren Choreografie derart lausig ist, dass man nicht nur schnell die Orientierung, sondern auch das Interesse verliert. Für Letzteres gibt es noch mehr Ursachen: Die Geschichte kann man rauchen, die Akteure sind ein Genpool an Peinlichkeiten und Talentlosigkeit.
Dass die Story wohl nicht einfach umzusetzen war, um Fans zufrieden zu stellen und Figuren auftreten zu lassen, die der Fangemeinde ans Herz gewachsen sind, ist mir klar. Aber wieso tauchen Charaktere wie die engelhaft dämonische Silene nur kurz auf und werden kurz verdroschen? Dramaturgisch fehlt Hiroyuki Nasu (1952-2005) einfach jegliches Konzept. Am Anfang versucht der Regisseur den Film als gängige Superheldengeschichte aufzubauen: Schwächlicher Junge wird zum Hellboy, sorry, Devilman. Später dringt Zombie-hafte Paranoia in den Plot, was zu vermeintlicher Sozialkritik führt: Die Menschen killen sich gegenseitig, weshalb der Film plötzlich Sympathie für die Dämonen aufbauen will - eine Idee, die komplett verheizt wird. Anders als etwa bei "X-Men", wo die (netten) Mutanten sich als die "besseren Menschen" etablieren, sind die Dämonen in "Devilman" ja trotzdem nur höllische Killer.
Aber dieser Gesellschaftskritik auch nur den Hauch von Tiefgang zuzusprechen, wäre eh eine Dummheit. Es ist halt einfach cool, die Menschheit ein wenig anzugreifen und danach die Apokalypse zu einem Popsong zu inszenieren. Die Attraktivität der Zerstörung wird gesteigert dadurch, dass Nasu nur Teen-Idols, Sänger und Models in den Hauptrollen besetzt. Und die sind alle erbärmlich. Der magersüchtige Hisato Izaki und sein hilflos nach Asexualität strebender Zwillingsbruder und "Flame"-Bandkumpel Yusuke Izaki sind komplett charakterlose Püppchen, denen man weder Sympathie noch Abneigung entgegenbringen kann. Sie stolpern einfach durch den lieblosen Plot und als Zuschauer folgt man ihren Abenteuern. Aber es löst überhaupt nichts aus, weil das Spiel so ausdruckslos ist.
Die anderen Akteure sind kaum besser und so wünscht man ihnen tatsächlich schnell ein gewaltsames Ableben. Aber nichts da. Oben bereits erwähnte Apokalypse findet zwar irgendwann mal statt, aber nicht als Katharsis, als grosser cineastischer Event, sondern als schwacher CGI-Klumpen, der eben ein wenig cool sein soll. Endzeit ist oft ja wirklich cool - aber nicht wenn sie derart Teenie-weichgewaschen präsentiert wird. Vielleicht kann man sie auch nicht ernst nehmen, weil der Film zuvor ein derartiges Trash-Feeling ausstrahlt. Nicht Trash im Sinne von "so schlecht, es ist gut", sondern einfach nur müllig. Dialoge wie "Du hast meinen Freund verspeist, dir zeig ichs!" hätten das Potenzial zur Komik, doch da Nasu so bierernst seinen Quatsch verkauft, ist das Resultat zum Heulen.
Nach fast zwei Stunden CGI-Exzess, grottigen Dialogen, zusammengeschusterter Story und Teenie-Idolen, deren pretty faces man nach ein paar Minuten bereits satt hat, wird man als Zuschauer ins wohl verdiente Ende entlassen. Zurück bleibt nicht nur der Eindruck, dass "Bee Bop Highschool"-Filmer Hiroyuki Nasu der Vorlage nicht gerecht wurde, sondern ganz allgemein einen missratenen Film abgeliefert hat. Das Budget war Medienberichten zufolge gigantisch, aber davon ist nichts zu sehen. Vielmehr ein Unsinn, inszenatorisch auf Uwe-Boll-Niveau und technisch auf dem Level zweitklassiger TV-Serien.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (CH): Code 2 PAL. Deutsch und Japanisch 5.1 sowie 6.1 mit dt. Untertiteln. Anamorphic WS.
Alternative Titel: Debiruman; Devil Man
Regie: Hiroyuki Nasu

Fantasyfilm

Action * * *

Spannung *

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F l o w e r   &   S n a k e   ~   H a n a   t o   h e b i

Reviewed 21.6.05

Japan 2004 Takayoshi Toyama (Hironubu Nomura) ist in jungen Jahren reich geworden und leitet eine grosse Firma. Mit der schönen Shizuko Kisaragi (Aya Sugimoto) hat er sich eine wunderschöne Frau geangelt, die international als Tangotänzerin zu Ruhm gekommen ist. Das Paar kommt sexuell nie ganz auf Touren und als Takayoshi Geld zu verlieren beginnt, kriselt es. Auch an Geld fehlt es. Da beginnt sich der steinreiche Greis Ippei Tashiro (Renji Ishibashi) für Shizoku zu interessieren. Er schickt seinen Ziehsohn Morita (Kenichi Endo) zu Takayoshi, um diesen zu erpressen. Da es um Milliarden von Yen und eine Haftstrafe geht, willigt der Geschäftsmann ein: Er gibt seine Frau in die Hände von Tashiro. Dies bereut er schnell, doch er kann das Karussell des Grauens nicht mehr aufhalten. Tashiros Männer zerren Shizuko und ihre Bodyguard-Dame Kyoko Nojima (Misaki Mori) in eine Arena, wo sie vor VIP-Gesellschaft gefoltert werden.
1974 drehte Masaru Konuma (Wife to Be Sacrified) den Folter-und-Fessel-Fetischstreifen "Flower & Snake" nach dem Roman von Oniroku Dan. Es folgte eine ganze Reihe von
Nikkatsu-Pink-Filmen nach Dans Romanen, primär in den 80er-Jahren. Nun wärmt Kultregisseur Takashi Ishii (Freeze Me, "Gonin") die Serie wieder auf. Den Start macht "Flower and Snake", für den sich Aya Sugimoto genüsslich quälen lässt. Doch leider ist der Streifen ein gehöriger Reinfall. Takashi Ishii ist kein Stanley Kubrick und kein Shinya Tsukamoto - obwohl er beide nachäfft. Die Stimmung, die die Musik von Goro Yasukawa erzeugt, gekoppelt mit aristokratischen Orgien und High Society Sex-Odysseen erinnern deutlich an "Eyes Wide Shut". Doch obwohl x-fach expliziter ist "Flower & Snake" nicht halb so gut. Vor allem das Ende, das EWS so wunderbar pointiert hinkriegt, verkommt hier zum fahlen Spiel mit der Doppelbödigkeit.
Noch schlechter schneidet Ishii gegen Tsukamoto ab. Wo jener
ungeheure Dynamik in seine Fetisch-Albträume packt, wirkt "Flower & Snake" nicht nur ungemein steril, sondern auch sehr profan. Ishii kämpft dagegen an, primär mit hastigem Schnitt und bereits erwähnter expliziten Szenen. Doch der Film will und will nichts hergeben. Weder inhaltlich noch stilistisch. Der billig anmutende Digitallook taugt für 2 bis 3 kühne Bildkompositionen, der Rest ist dahingesudeltes Videofutter mit oberflächlicher Psychologie, mangelnder Spannung und fehlender Wirkung. Erregend ist das Ganze zweifellos, doch selbst hier tischt Ishii nicht viel Neues auf. Wer in der Fetisch-Abteilung seines Pornogeschäfts des Vertrauens rumstöbert, findet schnell Kerle mit Penismasken, die Frauen penetrieren. Oder ein Doppek-Penetrations-Akt mit ein paar ausgefallenen Dildos. Klar stimuliert das. Doch mit welchem Zweck? Ganz explizit darf Ishii aus Zensurgründen ja eh nie sein. Und was er gegenüber einem Sexfilm, der dies durchaus darf, voraushaben sollte (eben Stil und Story) sucht man in "Flower and Snake" vergebens.
Hängen bleibt deshalb wenig. Zwei Stunden gepflegtes Ambiente mit dem Hauch von Anrüchigkeit - davon will man nicht wirklich mehr. Und trotzdem schob Ishii bereits im selben Jahr eine Fortsetzung nach. Vielleicht hat er ja seine Marktnische gefunden. Die meisten Fans des asiatischen Kinos werden kaum beipflichten, aber mir hat Ishii jedenfalls beweisen, dass er unter all den Kultregisseuren Japans tatsächlich einer der Überschätztesten ist - und einer von denen mit dem beschränktesten Talent. Für ein gewohnt sexistisches Werk um aufgeknüpfte und gepeinigte Frauen ist er anscheinend gerade noch gut genug.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Hana to hebi; Flower and Snake
Regie: Takashi Ishii

Erotikdrama

Erotik * * * *

Gewalt * *

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G h o s t   i n   t h e   S h e l l   2 :   I n o c e n c e

Reviewed 8.1.05

Japan 2004 Das Jahr 2032: Weibliche "Gynoid"-Sexroboter laufen Amok und töten ihre Besitzer. "Section 9" beauftragt den Cyborg Bato und den fast komplett menschlichen Togusa mit den Fällen. Batos vorherige Partnerin Major Motoko Kusanagi ist ins weltweite Datennetz abgetaucht, hat aber einen Teil ihres Geistes in Batos Gehirn zurückgelassen. Das verleiht ihm einen Hauch von Menschlichkeit, die er bei den Ermittlungen gut gebrauchen kann. Was steckt hinter dem Durchknallen der Sexbots? Was hat die Herstellerfirma zu verbergen? Die Cops sind bald auf einer heissen Spur ...
Ghost in the Shell gehört neben "Akira" zu den besten Cyber-Animes. Ich persönlich ziehe die Werke von
Hayao Miyazaki noch leicht vor, aber Mamoru Oshiis 1995er-Anime ist wirklich genial, daran führt kein Weg vorbei. Und er ist enorm einflussreich, nicht zuletzt wegen den Inspirationen für "The Matrix". Da die Anzahl der Fans über die Jahre konstant anwuchs, kam 2002 die Serie "Ghost in the Shell: Stand Alone Complex" als Fortsetzung auf den Markt. Zwei Jahre später folgte endlich das echte Sequel: "Ghost in the Shell 2: Innocence" für die Mamoru Oshii zurückkehrt.
Zwischenzeitlich hat er ja den von mir gar nicht geschätzten Realfilm Avalon gedreht und ich habe das Gefühl, er hat einige Problem von diesem verkünstelt-langweiligen Sci-Fi-Schinken zu "Innocence" hinübergeschleppt. Ich meine nicht nur den schlaksigen Hund, den der Held besitzt und der als etwas plumpes Zeichen dafür dient, dass Bato sich nach Liebe und Nähe sehnt - sondern auch das prätentiöse Techno-Gebrabbel. Keine Angst, es ist nicht so schlimm wie in Avalon, aber das ständige bedeutungsschwangere Zitieren von Texten aus Milton, Bibel und Poesie-Handbuch wird auf Dauer etwas öde. Auch die Geschichte ist nicht wirklich der Knaller. Im Unterschied zum ersten "Ghost in the Shell" hat mich die Fortsetzung zu keiner Sekunde emotional berührt.
Doch trotz diesen Einwänden ist "Innocence" ein absolut empfehlenswerter Film - primär in audiovisueller Hinsicht: Oshii erschafft mit CGI und Malstift eine einzigartige Welt voller berauschender Kompositionen und poetischen Eindrücken. Dazu gesellt sich Kenji Kawais edle Musik. Der Titel-Track ist nicht ganz so umwerfend wie jener aus dem Original, aber er hört sich sehr ähnlich an und weckt Erinnerungen. Auch die Story hat anspruchsvolle Ansätze. Der Diskurs darüber, was Leben tatsächlich ausmacht, wird weitergeführt, wenngleich manchmal auch ziemlich plakativ. Der Film lässt verschiedene Interpretationen betreffend den "lebendig" gewordenen Puppen zu und bietet Stoff für Philosophen - doch wenn ich ehrlich bin, ist er mir im Unterschied zum Original etwas zu buchstäblich. "Ghost in the Shell" stimulierte und deutete an. "Innocence" pflanzt die Fragen regelrecht in den Kopf und liefert manchmal keine, manchmal etwas triviale Antworten. 1995 war das Original schliesslich bahnbrechend. Heute sind wir durch ein paar hundert Cyborg-Filme durch und diesbezüglich vielleicht auch etwas übersättigt.
"Ghost in the Shell 2: Innocence" ist für Fans von Oshiis Schaffen ein absolutes Muss. Nach Avalon ist es tatsächlich ein grosser Schritt nach vorne - oder zurück zu alter Qualität. Einige unvergessliche Bilder, rohe Gewalt, Poesie und Philosophie, Liebe und Action, alles in einem eindrücklichen Trickfilmwerk. Alleine schon die fantastische Credits-Sequenz macht den Film sehenswert. Vielleicht kein zweites "Ghost in the Shell" ... aber trotzdem gut.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Innocence; Ghost in the Shell 2
Regie: Mamoru Oshii

Anime

Action * *

Spannung * *

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G o d z i l l a :   F i n a l   W a r s   ~   G o j i r a :   F a i n a r u   u ô z u

Reviewed 29.1.06

Japan 2004 Godzilla ist im ewigen Eis der Antarktis eingefroren und um alle zukünftigen Monster-Invasionen soll sich eine neue Behörde kümmern: Die "Earth Defense Force" aus jungen Mutanten-Kriegern. Die sind bald gefordert, als Rodan New York angreift, Anguirus sich über Shanghai hermacht, King Caesar Okinawa attackiert, Kumonga Arizona verwüstet, Kamacuras sich Paris vornimmt und in Sydney der "Zilla" wütet. Die EDF-Soldaten Shinichi Ozaki (Masahiro Matsuoka) und Katsunori Kazama (Kane Kosugi) wehren mit ihren Leuten den Angriff von Ebirah auf Tokyo gerade ab, als plötzlich alle Monster verschwinden. Ein Raumschiff hat sie zu sich gebeamt. Nun schwebt das Objekt über Japan. Durch den UN-Generalsekretär General Naotaro Daigo (Akira Takarada) verkünden sie, sie seien die Aliens von Planeten X und würden gerne mit der Erde eine Union eingehen. Die UN-Biologin Miyuki Otonashi (Rei Kikukawa) und die Reporterin Anna Otonashi (Maki Mizuno) finden aber heraus, dass die Aliens mit der M-Basis in ihren Genen ausgestattet haben, welche auch die Mutanten und ein vor kurzem gefundenes Monster namens Gigan aufweist. Auch in Daigo taucht die M-Basis auf: Er ist also nicht echt. Tatsächlich haben es die Aliens auf die Kontrolle der Welt abgesehen. Als dies publik wird, verkündet der X-General (Kazuki Kitamura), dass sie die Erde erobern wollen. Dazu schicken sie die Monster wieder los. Nur einer kann sie aufhalten: Godzilla. Captain Gordon (Wrestling-Champion Don Frye) fliegt mit der "Gotengo" los, um ihn aus dem Eis zu befreien.
Ryuhei Kitamura war von Anfang an der falsche Mann für den Job. Seine Spezialität sind coole, hippe und trendige Filme, über deren Wert man sich streiten kann. Sein Oeuvre ist durchwachsen, manche Probleme wie Überlänge (selbst in seinen Kurzfilmen) hat er nie in den Griff bekommen. Und er soll den gloriosen "Godzilla"-Abgang zum 50. Geburtstag des Original-Films inszenieren? Trashiger Monster-Charme trifft auf hippes, modernes Kino?
Der Konflikt dieser Ästhetik ist denn auch ein grosses Hindernis in "Godzilla: Final Wars". Gelackte Szenen wie eine Highway-Verfolgung auf Motorrädern oder der Einsatz von Bullet-Time-Effekten geben dem Film den Anstrich eines modernen, futuristischen Actionspektakels. Auf der anderen Seite sind die Monster, noch immer gespielt von Menschen in Anzügen, die durch Modell-Städte watscheln. Diese beiden Ebenen passen den ganzen Film hindurch nie wirklich zueinander und ich hätte es mir gewünscht, Kitamura hätte weniger Moderne und mehr Charme in sein Werk gebracht. Doch eines schafft er allemal: Eine Hommage an unser geliebtes Monster zu drehen.
So beginnt der 20 Millionen Dollar teure "Final Wars" mit einer heissen Titel-Montage, welche aus Elementen früherer "Godzilla"-Filme zusammengesetzt ist. Dann spielt
Akira Takarada, der knackige Ogata des Original-Godzilla, die Rolle des UN-Generalsekretärs Daigo. Und natürlich tauchen Kaiju-Kreaturen auf: 15 Monster sind zu sehen, darunter Mothra, Rodan, Anguirus und eine neue Ghidorah-Version ("Kaiser Ghidorah" alias Monster X II). Da leuchten die Augen der Fans auf, vor allem auch bei einem Fight in Sydney, bei dem Godzilla seinen digitalen US-Namensvetter im Schnelldurchlauf platt macht. Eine fiese Abrechnung mit Roland Emmerichs Hollywood-Version von 1998. Überhaupt spielt Kitamura eindrücklich mit den Fans und befriedigt ihre Erwartungen meistens - vor allem im Bereich der Monster, ihrem Look und ihren Kämpfen. Die sind die Highlights.
Der Plot dagegen ist lachhaft, die Schauspieler chargieren, manche Szenen sind zu offensichtlich "inspiriert" (Angriff auf den Todesstern, sorry, das X-Raumschiff) und es fehlt leider aller Charme der frühen "Godzilla"-Filme. "Final Wars" ist vielmehr laut und hektisch. Ganz Kitamura also. Er taugt durchaus als Hommage und als Abschluss der Serie - wenngleich wohl jeder damit rechnet, dass in ein paar Jahren gross die Rückkehr angekündigt wird. Vorerst jedoch ist nun also Schluss. Und wenn Godzilla mit seinem Sohn in den Sonnenuntergang schwimmt, begleitet ihn dann doch ein wenig Wehmut.

Hier auf DVD erhältlich (5-DVD-Set mit drei Fassungen von Godzilla)
Hier auf DVD erhältlich (2-DVD-Set)
Meine Disk (D): Code 2 PAL. Japanisch und Deutsch 5.1 mit deutschen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Gojira: Fainaru uôzu
Regie: Ryuhei Kitamura

Monsterfilm

Action * * * *

Spannung *

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H a n a   &   A l i c e

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

H e a v e n ' s   B o o k s t o r e

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

H e l l e v a t o r :   B o t t l e d   F o o l s   ~   G u s h a   n o   b i n d u m e

Reviewed 17.4.05

Japan 2004 In der Zukunft verbinden Aufzüge über hundert Ebenen einer vertikal gebauten Stadt miteinander. In einen dieser Aufzüge steigt die 17-jährige Luchino Fujisaki (Luchino Fujisaki) ein, ein traumatisiertes Mädchen mit der Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen zu lesen. Die Lift-Dame muss auf Bitten des Überwachungsbüros auf Level 99 einen Zwischenhalt einlegen. Ein Wärter besteigt den Lift mit einem kannibalistischen Vergewaltiger und einem Bombenleger (Koji Yokokawa). Als eine Zigarette, die Luchino auf Ebene 138 illegalerweise fallen liess, eine Explosion auslöst, bleibt der Lift stecken. Die Gefangenen befreien sich und töten den Wärter. Die anderen Insassen, darunter ein einzelgängerischer Teenager, ein hysterischer Geschäftsmann und eine mysteriöse Frau mit Kinderwagen, wehren sich.
Mit einem Mini-Budget, Laien-Darstellern und viel Metall von der Müllhalde drehte der seinerzeit 25-jährige Regisseur Hiroki Yamaguchi eine splattrige Variante von "Cube" meets "Abwärts". Der klaustrophobische, albtraumhaft inszenierte Streifen bietet eineinhalb Stunden beste Horrorunterhaltung und wird dadurch, dass er auf geringe Ressourcen zurückgreifen konnte, noch eindrücklicher. Vollends zum Kultfilm oder komplett überzeugenden Japan-Schocker reicht es nicht, da die Geschichten nicht völlig aufgehen, mancher inszenatorischer Kniff etwas zu selbstbeweihräuchernd wirkt und es am Anfang ein paar Längen gibt. Aber eines macht "Hellevator" bestimmt: stets überraschen.
Und dies bis zum Schluss, einem kurzen Twist-Ende, das ein paar Fragen klärt und andere aufwirft. Es dauert nur ein paar Sekunden und schliesst den Film angenehm ab. Zuvor gibts alles, was das Splatter-Herz höher schlagen lässt: Aufgebissene Schädeldecken, eingeschlagene Gesichter, spritzende Halsschlagadern und blutige Schläge aller nur erdenklicher Art. Der kleine Raum ist den halben Film hindurch gefüllt mit Blut. Und mit seltsamen Charakteren. Einige sind nur kurrzzeitg Passagiere: ein Kind mit einem lebenden Gehirn als Haustier oder geklonte Geschäftsmänner mit Handy-Wahn. Die, die letztendlich den Plot tragen, sind aber auch nicht ohne. Der Kannibale und Vergewaltiger ist dabei etwas ärgerlich, da er eine Karikatur solcher Charaktere aus anderen Filmen ist. Aber das verärgert kaum. Sein Kollege ist cooler, denn er spricht Japanisch rückwärts und muss untertitelt werden.
Letztendlich ist der Film aber vor allem technisch eindrücklich. Der Sound-Mix ist umwerfend, vom aufreissen der Halsschlagader bis zum quietschen des Lifts ist alles sehr real. Die Ausleuchtung ist innovativ und lässt selbst das kleine Set immer wieder anders aussehen. Die Rückblenden zu Luchinos Vergangenheit sind in weiss gehalten und ganz okay, die telepathischen Szenen werden mit "verkratzten" Bildern übermittelt, was auch seinen Zweck erfüllt. Die Kostüme, ob Schulmädchen-Look oder streng gestylte Lift-Dame, müssen auch positiv erwähnt werden. Yamaguchi schafft wirklich Beachtliches mit seinen Ressourcen. Fans von japanischen Extremfilmen und vor allem Splatterfreunde sollten sich den Streifen nicht entgehen lassen. Er ist kurzweilig - und die Post geht ab. Starke Mägen natürlich vorausgesetzt.

Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Gusha no bindume; The Bottled Fools; Hellevator; Gusha no binzume; Gusher No Binds Me
Regie: Hiroki Yamaguchi

Horrorfilm

Gewalt * * *

Spannung * *

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T h e   H i d d e n   B l a d e   ~   K a k u s h i - k e n :   o n i   n o   t s u m e

Reviewed 15.5.05

Japan 2004 1861 organisiert der Unasaka-Clan in Edo einen Aufstand gegen den Shogun. Die Rebellen werden zum Selbstmord gezwungen oder in ihre Heimat verfrachtet und eingesperrt. Yaichiro Hazama ergeht es so. Er wird in sein Dorf gebracht, wo er in einem Käfig vor sich hinrotten soll. Doch ihm gelingt die Flucht und er verschanzt sich in einer Hütte. Die Samurai-Oberen engagieren den niederen Samurai Munezo Katagiri (Masatoshi Nagase), um ihn zu töten. Munezo und Hazama waren Schüler desselben Meisters. Munezo muss sich fügen, obwohl er keine Lust zum Töten hat. Er hat andere Sorgen: Die von ihm geliebte Kie, die er aus schrecklichen Ehe gerettet hat, musste er aus Ehre-Gründen des Hauses verweisen, die westliche Waffentechnik, die die Samurai erlernen sollen, ist ihm zu hoch - und Hazamas Frau bittet ihn eindringlich, ihren Mann zu verschonen. Doch Munezo hat keine Wahl.
46 der 48 Folgen der Tora san-Reihe hat Yoji Yamada inszeniert. Sich demselben Thema mehrfach zu widmen, ist der japanische Kinoveteran, der bisher 78 Filme gedreht hat, also gewohnt. Und unter diesem Gesichtspunkt ist es ihm auch nicht ganz zu verübeln, dass er sich mit "The Hidden Blade" nach Twilight Samurai
erneut der Ära des Niedergangs der Samurai widmet - nach einem Drehbuch von sich selbst und seinem langjährigen Partner Yoshitaka Asama. Parallelen zwischen den beiden Filmen sind unvermeidbar, wobei der vorhergehende der deutlich bessere Film ist.
"The Hidden Blade" fasziniert trotzdem. Er ist souverän gespielt und mit einer harmonisch, natürlichen Ästhetik gefilmt, die sich auf einfache Shots beschränkt und trotzdem ungemein schön wirkt. Das Duell der beiden Samurai im Nebel ist diesbezüglich der Höhepunkt. Doch wie
Twilight Samurai holt auch "The Hidden Blade" am meisten Kraft aus dem Plot. Es handelt sich zwar um eine Geschichte des Niedergangs mit viel Melancholie, doch Yamada ortet darin stets Anlass zur Hoffnung. Für den Neubeginn stehen nicht etwa die westlichen Waffen, sondern Munezo, der sein Leben überdenkt. Das mündet in einen kitschig angehauchten Schluss. Doch Yamada bringt ihn mit solcher Gelassenheit, dass er weniger sentimental wirkt, als jener von Twilight Samurai, der mich zu Tränen gerührt hat.
"The Hidden Blade" rührt kaum zu Tränen, reisst selten wegen Action und Suspense mit, aber er bietet einen detailreichen, menschlichen Einblick in die Samurai-Traditionen, ist herausragend gespielt und trotz leichter Überlänge nie langweilig - vorausgesetzt natürlich, man interessiert sich für die Riten und Regeln der Samurai. Wie auch beim "Vorgänger" sind einige Figuren besonders tragisch. Hier ist es Hazamas Frau, deren Schicksal an die Nieren geht. Dazwischen gönnt sich Yamada sogar hie und da Humor. Wenn etwa die ländlichen Samurai im "englischen Stechschritt" marschieren müssen oder lernen sollen, richtig zu rennen. Die Verwestlichung Japans im Kontrast zur Tradition wird von Yamada nicht an die grosse Glocke gehängt. Dies ist quasi ein Nebenthema im Munezos Geschichte. Doch ein durchaus wichtiges: "Killing is frightening, even for a Samurai" sagt er einmal. Schusswaffen und Kanonen dürften dies ändern.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Kakushi-ken: oni no tsume; Kakushiken - oni no tsume
Regie: Yoji Yamada

Drama

Spannung * *

Action *

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H o w l ' s   M o v i n g   C a s t l e   ~   H a u r u   n o   u g o k u   s h i r o

Reviewed 13.7.05

Japan 2004 Die 18-jährige Sophie arbeitet in einer Stadt als Hutmacherin im Geschäft ihres verstorbenen Vaters. Eines Tages lernt sie den attraktiven Zauberer Howl kennen und verliebt sich in ihn. Die eifersüchtige Hexe aus dem Niemandsland stattet Sophie daraufhin einen Besuch ab und belegt sie mit einem Fluch: Sie wacht im Körper einer 90-Jährigen auf! Sophie glaubt, nur Howl könne sie retten und sucht sein laufendes Schloss auf. Der Feuergeist Calcifer, der mit Howl einen mysteriösen Pakt eingegangen ist, lässt Sophie herein. Sie freundet sich mit Calcifer, Howls Schüler Marko und der Vogelscheuche Rübe an und arbeitet als Putzfrau in dem Schloss, dessen Türe an verschiedene Orte der Welt führt. Howl nimmt sie erst nicht gross wahr, aber als das Land von einem Krieg heimgesucht wird, müssen die zwei zusammenstehen.
Studio Ghibli-Mitbegründer Hayao Miyazaki ist ein solches Genie, dass selbst sein schwächster Film immer noch beeindruckendes Kino ist. Gemeint ist "Howl's Moving Castle". Doch was heisst schon "schwach" bei dem Mann, der uns den unsterblichen
Totoro gab? Sein neustes Werk erreicht einfach nicht die Poesie und schiere Herzlichkeit seiner früheren Meisterwerke - steht ihnen in Sachen Einfallsreichtum aber in keiner Weise nach. Ja das dürfte sogar der Grund sein, weshalb nicht wenige westliche Kritiker sich blenden lassen. Primär solche, die seine Klassiker nicht kennen.
Göttlich ist einmal mehr Miyazakis Gespür für Geschöpfe. Seien es die Menschen, die Maschinen oder die Monster, alles gehorcht einer seltsamen Fantasy-Logik und existiert in einer Welt, halb real, halb übersinnlich - und doch stets greifbar. Das Schloss selbst ist ein Meisterstück und man kann kaum genug von seinen Bewegungen bekommen. Der kleine Feuer-Dämon (in der US-Fassung gesprochen von Billy Crystal) ist ein herrlich typisches Miyazaki-Produkt und ein kleines Highlight des Films. Ebenso die Hexe, die Sophie verwandelt. Sie platzt beinahe aus den Nähten und ihren fetten Hals bekommt man kaum mehr aus dem Kopf. In einer der vielen genialen Szenen liefert sie sich mit der gealterten Sophie ein Wettrennen die Treppen hoch und fällt sprichwörtlich in sich zusammen. Das Schöne ist, dass Miyazaki voller solcher Ideen steckt, halb skurril, halb witzig, halb beängstigend.
Doch die Krux steckt dieses Mal in der Handlung. In seinen besten Werken erzählt Miyazaki sehr einfache Geschichten, hier nimmt er sich den Roman von Diana Wynne Jones (Bestellen) vor - und verliert sich in dem Gewirr der Handlungen. Etliche Subplots sind nicht ausgearbeitet, vielen Charakteren fehlt ein vernünftiger Background und manche Dinge machen schlicht keinen Sinn. Die genaue Funktion von Madam Suliman ist diffus, wieso Sophie manchmal alt, dann wieder jung ist, bleibt ungeklärt, jeglicher Hintergrund des Krieges bleibt ein Mysterium - nicht zuletzt deshalb verpufft die pazifistische Botschaft diesmal beinahe. Anders als etwa in
Nausicaa wirkt sie wie eine aufgedrückte, nachgelieferte Idee. Der Film zerfällt denn auch oft in seine Einzelteile, anstatt ein Ganzes zu ergeben - nicht zuletzt, weil durch das lauter Hin- und Herspringen durch die magischen Türen das Gespür für Geographie verloren geht und man bald nicht mehr weiss, wer was warum eigentlich tun will. Der einzige rote Faden ist Sophie, unsere Heldin. Sie ist eine solide und herzensgute Miyazaki-Heldin. Aber er kanns besser. Gleiches gilt für ihren Partner Howl, den ich mit seinem Teen-Anime-Look als eher blass empfand - schädlich für die Romanze der beiden Protagonisten, die eigentlich im Herzen des Films steht.
Man kann argumentieren, die Handlung sei sekundär und es gehe um die Welt, die Miyazaki schuf. Da es beinahe eine Traumwelt ist, funktioniere der zusammengestückelte und logikfreie Plot. Aber das ist kein Argument.
Castle in the Sky spielt in einer ähnlichen Welt und dort hatte ich nie Mühe, das Gesehene zu akzeptieren - weil Miyazaki dramaturgisch so perfekt durch die Ereignisse führt. Das tut er hier nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass "Howl" ursprünglich ein Projekt von Mamoru Hosoda war. Miyazaki übernahm erst, als dieser absprang. Selbst wenn dies so wäre, deuten die vielen typischen Miyazaki-Elemente auf grossen Input des Meisters hin: die Fluggeräte, die pazifistische Botschaft, die junge Heldin, die Maschinen, die Geister, die Flugfrösche, der kläffende Hund, der mich an einen keuchenden Köter erinnerte, den ich früher immer am italienischen TV gesehen habe.
Letztendlich fehlt aber auch diesen Miyazaki-Merkmalen der letzte Schliff. Die ganz ganz drolligen Sidekicks fehlen. Der Hund allein ist mir zu wenig. Es gibt zu wenig, das man am liebsten von der Leinwand holen und knuddeln möchte. Deshalb ist "Howl" Miyazakis bisher erwachsenster Film. Und gerade darum sein schwächster? Es ist ein schöner Film, ein grosser und beeindruckender Film. Doch es fehlt an diesem unglaublich eindringlichen Gefühl der Herzlichkeit, der Güte und Zufriedenheit, die die besten Miyazaki-Filme hinterlassen. Die zwei Stunden Laufzeit kamen mir deshalb lang vor, obwohl die Hintergrund- und Plot-Infos zu hastig abgehakt werden. "Howl" wäre für jeden anderen Animationskünstler ein Meisterwerk. Doch von Meister Miyazaki bin ich Besseres gewohnt. Am Schluss von
Totoro, Kiki, Nausicaa und Castle in the Sky habe ich geheult. Bei "Howl" wäre mir das nie in den Sinn gekommen.


Meine persönliche Miyazaki-Top-Liste:
1) Castle in the Sky (1986)
2) Totoro (1988)
3) Kiki's Delivery Service (1989)
4) Nausicaa (1984)
5) Spirited Away (2001)
6) Princess Mononoke (1997)
7) Porco Rosso (1992)
8) Castle of Caliostro (1979)
9) Howl's Moving Castle (2004)  

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Alternative Titel:
Hauru no ugoku shiro; Das wandelnde Schloss

Regie: Hayao Miyazaki

Anime

Action * * *

Gefühl * * *

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I n f e c t i o n   ~   K a n s e n

Reviewed 25.6.05

Japan 2004 Das Central Hospital steht kurz vor dem Bankrott. Patienten müssen weggeschickt werden, Medikamente gibts nur noch in Notfällen. Während Oberarzt Dr. Kiyoshi Akai (Shiro Sano) ein Nickerchen macht, passiert zu allem Übel noch ein Unglück: Ein stark verbrannter Patient muss reanimiert werden, doch in der allgemeinen Hektik versteht eine junge Ärztin die Anweisung von Dr. Kiyokazu Akiba (Koichi Sato) falsch uns spritzt das falsche Serum. Der Patient verstirbt. Akiba will die Schuld auf sich nehmen, doch sein Kollege Dr. Uozumi (Masanobu Takashima) überzeugt ihn davon, die Sache zu vertuschen. Kurz darauf liefern Sanitäter einen Mann ein, der eine unbekannte Form von Hauterkrankung aufweise. Akai holt Akiba in den Notfallraum und zeigt ihm den Patienten, dessen Organe sich in grünen Schleim zu verwandeln scheinen! Akiba will eine Untersuchung, um mit den Testresultaten das Spital zu retten. Doch die Krankheit entpuppt sich als höchst ansteckend und bald tropft auch Oberschwester Shiozaki der grüne Saft aus den Ohren.
Der Film von Masayuki Ochiai (Hypnosist) erinnert zu Beginn stark an Lars von Triers Kultserie "Kingdom" ("Riget"): Ein surreales Krankenhaus, überforderte Ärzte, mysteriöse Patienten - ja, da ist was im Busch. Doch Ochiais dritter Langspielfilm  weicht von "Kingdoms" Mystery-Idee schnell ab und taucht in ekligere Horrorgefilde ab. Dominant wird die Farbe grün, die für jegliche Art subtilen Grusels gänzlich ungeeignet ist. Grün steht schliesslich für Ausserirdisches, für Trashiges, für Schrilles. Ochiai hebt grün im Hintergrund leuchtend und bedrohlich hervor und natürlich ist selbst das mutierte Blut der Patienten grün. Trotzdem wird "Infection" nie zu bizarr. Der Horror bleibt nachvollziehbarer Natur.
Das macht den Film denn auch angenehm unheimlich. Die Ereignisse spitzen sich zu, die süssen Krankenschwestern sind genauso gefährdet wie die nicht ganz sauberen Ärzte. Ochiai wirft auch ein paar Fragen über die Macht der Götter in Weiss auf, doch dies tut er nur am Rande. Zentral bleibt letztendlich die Angst vor der Infektion. Leider kann Ochiai die Spannung nicht bis zum Schluss aufrecht erhalten. In der letzten Viertelstunde stürzt "Infection" ziemlich ab.
Die Twists, auf die man brennt, entpuppen sich als nicht unerwartete Wendung - und da eine anscheinend nicht reicht, türmt Ochiai noch ein paar ständig logikfreier werdende Twists darauf. Die eine oder andere Überraschung rückt das Gesehene in ein neues Licht, doch die meisten werfen mehr Fragen auf, die sie beantworten. Und sie sägen am zuvor doch realitätsverankerten Gerüst des Films. Genau die Balance zwischen Absurdem und Realem, die Ochiai zu Beginn so wunderbar hinkriegt, kommt zum Schluss ins Ungleichgewicht. Es ist sicher kein schlechtes Ende - bloss ein unausgegorenes und letztendlich wohl auch etwas enttäuschendes.
"Infection" ist trotzdem ein gruseliges und absolut empfehlenswertes Werk. Ein solider Einstieg in die neue J-Horror-Theater-R
eihe, die Produzent Takashige Ichise (Ring, Ju-On: The Grudge). Die sechsteilige Reihe bestreiten neben Ochiai so illustre Namen wie Takashi Shimizu und Hideo Nakata.
J-Horror Theater Vol. 1: Infection - 2004, Masayuki Ochiai
J-Horror Theater Vol. 2: Premonition - 2004, Norio Tsuruta
J-Horror Theater Vol. 3: Reincarnation - 2005, Takashi Shimizu
J-Horror Theater Vol. 4:
Retribution - 2006, Kiyoshi Kurosawa
J-Horror Theater Vol. 5:
Kaidan - 2007, Hideo Nakata
J-Horror Theatre Vol. 6: Kyofu - 2010,
Hiroshi Takahashi
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Kansen; J-Horror Theater Vol. 1: Infection; J horaa shiataa 1: Kansen
Regie: Masayuki Ochiai

Horrorfilm

Spannung * * *

Gewalt * *

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I n s t a l l

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

I z o

Reviewed 28.2.05

Japan 2004 1865 wird der Killer Izo (Kazuya Nakayama) von Soldaten des Shoguns gefangen, gequält und am Kreuz getötet. Doch sein Geist lebt und springt durch die Zeit, um allerlei Greueltaten zu vollbringen. Er trifft auf Soldaten, Familien, Dämonen, den Premierminister (Takeshi Kitano), seine Mutter und viele andere Figuren - die er meist nach kurzem Kontakt abschlachtet.
Mit "Izo" spielt Takashi Miike all jenen in die Hände, die ihn immer für einen untalentierten Vielfilmer hielten, der mit Schocks und Kuriositäten sein Stammpublikum bedient. Der Film ist unstrukturiert, so bizarr und langweilig, dass selbst hartgesottene Miike-Fans, und zu denen zähle ich mich unbedingt, die Waffen strecken müssen. Einige werden einklinken und zu erkennen glauben, wie innovativ der Meister vorgeht, indem er einen Film macht, den man so noch nie gesehen hat und der an Groteskheit schwer zu übertreffen ist. Das stimmt. Weil andere Filmemacher früh genug merken, dass sie auf dem Holzweg sind. Nicht Miike. Man kann die Sturheit bewundern. Nicht aber "Izo".
Nach einer witzigen Einleitung bombardiert uns Miike erst mit einer Kreuzigung und Aufspiessung, gefolgt von einer Monatge von Kriegsbildern. Hitler, Stalin, Khmer Rouge, Rote Armee, Atombomben - fast hat man das Gefühl, er kanalisiere einmal mehr sein Vorbild Kinji Fukasaku, doch Miike tut dies den Film hindurch ohne Fokus. Er schmeisst Bilder von realem Horror in seine eigene Freakshow und hofft, dadurch die Gedanken der Zuschauer in eine Richtung zu lenken, in der sie "Izo" philosophischen oder sozialkritischen Inhalt attestieren. Das hat der Film nicht, er ist bloss ein blutrünstiges, sinnloses Durcheinander, bei dem Miike alle Fäden als Regisseur entglitten sind.
Ich weiss gar nicht, was am schlimmsten wiegt. Vielleicht die Gewalt? Ich bin aufnahmefähig für alle Formen von Gewalt. Comic-haft überhöht, Splatter, true-life-Massaker, Exploitation, Sadismus. In "Izo" wird nichts davon bedient. Lustlos werden Menschen abgeschlachtet und bevor man behauptet, Miike zeige damit die Belanglosigkeit des Tötens in der heutigen Zeit ertappt man ihn dabei, wie er bloss schocken will. Ganze Familien werden abgemurkst, danach fährt die Kamera über den mit Kinderleichen gepflasterten Boden (Screenshots). Was ist der Effekt, den Miike auslösen will? Wahre Splatter-Überdrehtheit à la Ichi the Killer sicher nicht, denn er zeigt die Tat selber nicht, nur ihr Resultat. Gesellschaftskritik auch kaum, dazu sind die Ereignisse zu plakativ. Zu irr. Zu krank.
Von einer Story kann man eh nicht reden. Izo springt von Ort zu Ort, redet kurz mit Leuten und metzelt sie nieder. Neuer Ort, irgendwo in der Zeit. Dabei zieht er "Highlander"-Style immer mehr dämonische Energie auf und wandelt sich zum Dämon, der es selbst mit Gott aufnehmen will. Doch auch aus diesem religiösen Über-Fight macht Miike nichts. "Izo" dümpelt vor sich hin mit dem Tempo einer betagten Nacktschnecke und birgt trotz einigen visuellen Experimenten mehr von dem, was man von Miike bereits kennt. Bloss in anderen Werken viel viel besser und unterhaltsamer.
Der letzte Schwachpunkt muss der pseudo-philosophische Unterbau sein. Izo zitiert bei seinen Taten
allerlei kryptische Wischiwaschi-Philosophie aus Niezsche, Buddhismus und Glückskeksen, die denselben Effekt haben sollen, wie die eingeblendeten Geschichts-Bilder: Es soll eine Assoziation stattfinden, ein Prozess im Kopf des Zuschauers. Doch Miikes unfokussiertes in-die-Welt-hinaus-Assoziieren ist fruchtlos und öde. Untermauert wird dieser Eindruck durch scheussliche Lieder eines Gitarristen, die bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit mehrere Minuten die Ereignisse überschatten und als eine Art schlecht gesungener griechischer Chor dienen. Anstatt ironisch ist dies bloss albern. Und was will uns das letztendlich sagen? Miike kommt mit allem davon. Manche Fans werden herausstreichen, wie quer der Film in der Landschaft liegt, wie unkonventionell er ist und wie un-Hollywood. Das ist er alles tatsächlich. Doch er ist nicht gut. Ja er ist nicht einmal ein echter Film, sondern die nutzlose Aneinanderreihung von Schock-Sequenzen, die nicht einmal richtig schocken. Das ist so langweilig wie der Gesichtsausdruck des völlig verschenkten Gaststars Takeshi Kitano.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Regie: Takashi Miike

Action-
Schocker

Gewalt * * * *

Action * *

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T h e   J a p a n e s e   W i f e   N e x t   D o o r

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   J a p a n e s e   W i f e   N e x t   D o o r ,   P a r t   2

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

J u - R e i :   T h e   U n c a n n y

Reviewed 13.11.04

Japan 2004 Die Schülerin Noriko sucht im Haus nach ihrer Freundin Hitomi. Sie entdeckt sie in einem Zimmer - verwandelt in einen Geist. Zuvor wurde Norikos Vater Kazushige Maeda in einem Hotel von einem Geist überrascht und getötet. Auch Noriks Freundin Rie, deren Chefin Ersuko und Noriks Bruder Junya erging es nicht besser. Jeder von ihnen, der durch diesen Geisterfluch umkam, tötete jemand anderen, der nun ebenfalls als mordender Geist umhergeht.
Obwohl es beim englischen Titel nicht danach aussieht, ist "Ju-Rei: The Uncanny" bereits der fünfte Streifen einer Reihe, für die bei jeder Folge ein neuer Regisseur ranmusste. Die Serie begann 2000 mit der Videoproduktion "
Ju-Rei: Shinrei Mystery File", gefolgt von den ebenso für den Heimvideomarkt produzierten Werken "Ju-Rei 2: Satsujin genba no noroi" and "Ju-Rei 3: Noroi no Exocist". Drei Jahre später folgt der erste Kinofilm mit "Ju-Rei: The Movie". Um die Sache noch komplizierter zu machen, schreiben sich einige der Videofilme in der lateinischen Schrift seltsamerweise Ju-Lei. Wie dem auch sei, nach "The Movie" erschien umgehend dieses Sequel, eben der bislang fünfte Teil. Aber die Filme haben eh miteinander wenig zu tun bis auf die episodische Struktur und das Genre: Horror. "Ju-Rei: The Uncanny" hat vielmehr mit einem anderen Film viel zu viel gemein: Ju-on: The Grudge.
Tatsächlich ist der Film von
Koji Shiraishi ein komplettes Ripoff von Takashi Shimizus bekanntestem Werk. Die nicht chronologische Erzählstruktur, die plötzlich im Bild stehenden Geister, ja sogar die Geräusche, die die Geister in "Ju-Rei" machen sind identlisch mit jenen des Vorbilds. Inszenatorisch hat "Ju-Rei" aber keine Chance. Die Charaktere sind komplett uninteressant, die Gruselszenen einfach nicht unheimlich. Nicht nur, weil man das Ganze besser aus Dutzenden japanischen Horrorfilmen kennt, sondern weil das Timing der Szene jedesmal bekannt ist, schliesslich wiederholt es sich elf Mal. Soviele Episoden gibt es, angefangen bei "Kapitel 10", rückwärts ertählt und beendet beim Prolog, der endlich Auskünfte gibt, wieso der Fluch ausbrach - und dieser Grund ist einfach doof. Wenn der Sprecher verkündet, "du bist der nächste" dann fuhr mir kein Schaudern durch den Körper, sondern ein beleidigtes Grinsen übers Gesicht.
"Ju-Rei" hätte funktionieren können, denn durch seinen Low-Budget-Look erweckt er fast ein dokumentarisches Feeling. Wenn die Macher dies noch mehr ausgereizt hätten, wäre das ein Ansatz gewesen, der den Film a) billig gelassen und b) von Ju-on: The Grudge klar unterscheidbar gemacht hätte. Doch so wie er ist, kann man "Ju-Rei" kaum empfehlen. Billiger Geisterhorror made in Japan von der Klischee-Stange. Wenn noch mehr solche Werke den Markt überfluten, dürfte die neue Welle von nippon'schen Gruselstreifen wieder abflachen - und Hollywood ginge eine wichtige Remake-Quelle verloren. Vielleicht macht ja Paul W. S. Anderson in ein paar Jahren ein Remake von "Ju-Rei".

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Ju-Rei;
Jurei 2: Kuro Jurei; Jurei 2 The Movie: Black Spirit; Ju-Rei 2; Ju-Rei 5; Ju-Lei - The Movie 2; Ju-Lei: Cursed Sprits 5; Ju-Lei Gekijou-ban: Kuro Ju-Lei
Regie: Koji Shiraishi

Horrorfilm

Spannung * *

Gewalt *

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K a m i k a z e   G i r l s   ~   S h i m o t s u m a   m o n o g a t a r i

Reviewed 18.9.05

Japan 2004 Das Teenie-Mädchen Momoko Ryugasaki (Kyoko Fukada) lebt im ländlichen Shimotsura, träumt aber davon, im Frankreich der Rococo-Epoche zu leben. Sie ist derart fasziniert von Kitsch, Pomp und Rüschen, dass sie ausschliesslich Rococo-Kleidung trägt. Das Geld dazu luchst sie geschickt ihrem Vater (Hiroyuki Miyasako) ab, der mit Versace- und Universal-Kopien zu Geld gekommen ist, aber seine Frau (Ryoko Shinohara) verloren hat. Eines Tages lernt Momoko Ichigo Shirayuri (Anna Tsuchiya) kennen, eine 15-jährige Rockerin und Mitglied der "Ponytail"-Bikerinnen-Gang. Sie behandelt die in einer anderen Welt lebende Momoko erst wie eine Aussätzige, doch die zwei so ungleichen Mädchen kommen sich langsam näher.
Filme, die inszenatorisch keine Schranken zu kennen scheinen, gibt es viele. Doch die meisten davon sind zum Scheitern verurteilt, da sie sich weder um eine kohärente Geschichte noch um interessante Figuren bemühen. Regisseur Tetsuya Nakashima macht diesen Fehler bei "Kamikaze Girls" nicht und adaptiert die Comics von
Nobara Takeomoto als durchgeknallte, hypernervöse und kesse Groteske, deren Charaktere aber stets sympathisch bleiben, deren Beziehungen man ernst nimmt und deren Handlung einen nicht gänzlich kalt lässt.
Das führt zum Erfolg. "Kamikaze Girls" erscheint wie ein wilder Mix aus Girl-Power, "Amélie" und Quentin Tarantino - inklusive Fukasaku-Yakuza-Musik bei einer Gangsterszene, einem Brutalo-Anime bei einer Rückblende, Johann-Strauss-Musik, Rococo, Versace und Buddha-Statuen. Es ist einfach ein Genuss, welche Ideen Nakashima auf die Zuschauer loslässt und welche inszenatorischen Möglichkeiten er ausnutzt. Besonders krass sind die ersten 17 Minuten, die eigentlich eine Einführung in Momokos Welt darstellen und im Eiltempo alles abhaken was von Interesse sein könnte - oder derart marginal ist, dass man es kichernd aufsaugt. Da ist die Mutter, die sich während der Geburt der Tochter in den Arzt verliebt, da ist Momoko, die auf ihre Fragen Antworten von Passanten bekommt, Momoko, die bei jeder Gelegenheit in den Himmel emporsteigt, Rococo-Szenen voller subversiver Geschichtsinterpretation - das einzige, was ausgelassen wird, sind Musical-Einlagen.
Ansonsten ist alles da, hemmungslos energievoll aneinandergereiht, genial besetzt und farbenfroh inszeniert. Ein Fest für die Augen und für Liebhaber schrägen japanischen Humors. Dolls-Popstar Kyoko Fukada ist brillant als äusserlich zierliche Kindfrau mit Kawaii-Tick, die für ihre Rococo-Leidenschaft aber Lügen und Gewalt in Kauf nimmt. Ihre inneren Monologe sind wunderbar und manchmal bloss Gedankenketten, die keiner kausalen Logik folgen. Die Debütantin Anna Tsuchiya ist beinahe ebenso gut als Rebellin, die zwar die harte Frau gibt aber trotzdem Freundschaft sucht - womit man bei Momoko an der falschen Stelle ist. Sie hat ein Wertesystem, das keine Freundschaft kennt, keine Zukunft, keine Beziehungen. Nur das Sehnen nach einer Welt aus Kitsch und Strauss.
Man kann, wenn man will, "Kamikaze Girls" kalkulierte Oberflächlichkeit vorwerfen und ein geschicktes Abzielen auf den trendbewussten Teenagermarkt. Aber das schiesst am Ziel vorbei. Um alle Ebenen dieses Films, alle Anspielungen und doppeldeutigen Gedanken aufzusaugen, muss man bei der Sache sein. Für ein einfaches "ist das cool"-Publikum ist "Kamikaze Girls" zu clever. Für ein cineastisch interessiertes, aufgeschlossenes Publikum mit Affinität zur Popkultur und Zitatewelt ist es dagegen eine Fundgrube erster Güte und ein rassiges Kino-Juwel, welches trotz seinem Tempo und seiner Kitschwelt das Herz am rechten Fleck hat.
Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (HK)
Meine Disk (HK): Code 3 NTSC. Japanisch 5.1 und DTS mit engl. Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Shimotsuma monogatari
Regie: Tetsuya Nakashima

Komödie

Humor * * *

Spannung * *

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K i b a k i c h i

Reviewed 21.1.06

Japan 2004 1707: Die Edo-Regierung macht sich daran, die Yokai-Dämonen auszulöschen. Viele Yokais fliehen, andere tarnen sich als Menschen. So auch Kibakichi (Ryuuji Harada), ein Werwolfmensch, der als einzelgängerischer Samurai durchs Land zieht. Er landet in einem verlassenen Dorf, wo Dämonen-Geishas über Wanderer herfallen, die mit einem Trick in das örtliche Casino gelockt und dort verspiesen werden. Kibakichi wird vom Yokai-Boss Onizo gebeten, dem Dorf im Kampf gegen den Yakuza Yamaji (Mubu Nakayama) beizustehen, der ihnen Land versprochen hatte.
Uzumaki-Make-up-Künstler Tomoo Haraguchi macht da weiter, wo er bei seiner letzten Regiearbeit
Sakuya: Slayer of Demons aufgehört hat und präsentiert den Zuschauern eine irre Fantasy-Welt. Diesmal mixt er zu den Genre-üblichen Dämonen etliche Samurai-Elemente des klassischen Chambara-Kinos sowie Spaghetti-Western-Ästhetik. Das Resultat ist ein durchgeknallter Trip für alle, die ihre Fantasy gerne ungewöhnlich und ungehobelt sehen möchten.
Die Spezialeffekte sind nicht die besten, doch Haraguchi ist schlau genug, sie jeweils ins Halbdunkel zu versetzen und so mit Hilfe von Stimmungen die Tricks überzeugend zu machen. Einen Bonus verdient sich Haraguchi auch, weil bei ihm konsequent die Monster als "menschlicher" dargestellt werden, als die Menschen selbst und weil die Kreationen so fantastisch sind - seien es Spinnen-Geishas, Face-Hugger am Hinterkopf oder Skelett-Dämonen. Der Aufmarsch dieser Freaks macht "Kibakichi" bereits zum Erlebnis. Mit einem Schuss Trash, versteht sich.
Doch "Kibakichi" hat noch mehr zu bieten, namentlich einen Retro-Elektro-Rock-Soundtrack und viel Gore. Die FSK war gnädig und liess den Film ab 16 durch, obwohl etliche Arme abgehackt werden und Halsschlagadern Fontänen ausstossen. Den geilsten Abgang hat der Schurke im grandiosen Finale. Damit gehen die muffige Bildgestaltung, die wirre Story und die trashigen Effekte beinahe vergessen und man beendet den Film mit einem Hochgefühl. Bereit für die Fortsetzung.

Hier auf DVD erhältlich

Meine Disk (D): Code 2 PAL. Deutsch 5.1. und Japanisch 2.0 mit dt. Untertiteln. Letterboxed Widescreen.
Alternative Titel:
Kibakichi: Bakko-yokaiden; Kibakichi - Der Dämonenkrieger
Regie: Tomoo Haraguchi

Fantasy-Action

Action * * *

Gewalt * *

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K i b a k i c h i   2

Reviewed 21.1.06

Japan 2004 Vor fast 300 Jahren zieht der Werwolf-Samurai Kibakichi (Ryuuji Harada) ziellos durch die Welt, während sonst fast alle Yokai-Monster ausgerottet wurden. Er stösst auf den mordlüsternen Samurai Sakumararu, der schon etliche unschuldige Menschen umgebracht wird. Im Kampf wird Kibakichi verletzt und von der blinden Omatsu gesund gepflegt. Derweil taucht Anju in der Region auf. Die Wolfsfrau hat noch eine Rechnung mit Kibakichi zu begleichen - und bekommt ungebeten Hilfe von Sakumararu. Während die drei auf die Konfrontation hoffen, passieren in der Gegend grausame Morde. Dahinter steckt der mysteriöse Dogan mit seinen Anhängern.
Im Gegensatz zum ersten Teil spielt "Kibakichi 2" mehr im Freien. Er wirkt heller, wodurch die Make-up-Effekte als das sichtbar werden, was sie sind: mittelmässig. Von der Atmosphäre her fällt "Kibakichi 2" deshalb etwas ab, ausgenommen die absichtlich abstrahierten Bilder, wie jene mit dem blühenden Baum, unter dem Sakumararu seine Kämpfe absolviert. Da ausserdem weniger Monster zum Einsatz kommen, verliert "Kibakichi 2" einen Teil seiner Fantasy-Faszination und wirkt geradliniger. Das soll nicht heissen, dass er weniger schräg ist.
Seltsame Kreaturen gibt es schliesslich immer noch, dazu die ironisch im Rotkäppchen-Look daher kommende Wolfsfrau Anju und wieder jede Menge Blut - blaues und rotes. Was den Film aber deutlich hinter den Vorgänger rücken lässt, ist das Finale: Es enttäuscht und schliesst den Film unbefriedigend ab. Die 80 Minuten sind zweifellos kurzweilig, überdreht und angenehm trashig, doch mit einem besseren Schluss hätte der Film mehr Power bekommen. So ist er höchstens durchschnittlich.

Meine Disk (D): Code 2 PAL. Deutsch 5.1. und Japanisch 2.0 mit dt. Untertiteln. Letterboxed Widescreen.
Alternativer Titel:
Bakko Yokaiden: Kibakichi 2; Kibakichi 2 - Die Rückkehr des Dämonenkriegers
Regie: Daiji Hattori

Fantasy-Action

Action * * *

Gewalt * *

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K i r e i :   T h e   T e r r o r   o f   B e a u t y   ~   K i - r e - i ?

Reviewed 18.12.05

Japan 2004 Dr. Yoko Noguchi (Yukiko Okamoto) ist eine der angesehensten Schönheitschirurginnen Japans. Sie hat mit dem Arzt Nomura einen potenten Freund, ein sehr gutes Einkommen und glückliche Patientinnen. Eines Tages steht die entstellte Yoshire Kono (Asuka Kurosawa) vor der Türe. Die 28-jährige bietet Yoko mehrere Millionen Yen, wenn sie sie dafür zu einer schönen Frau macht. Yoko zögert, doch das Geld ist zu verlockend. Sie beginnt mit den Operationen, doch Yoshire verlangt immer weitergehende Korrekturen. Mit der Zeit wird Yoko unwohl bei der Sache.
"Kirei" ist erst der zweite Film, den Regisseur Katsuya Matsumura ausserhalb seiner mittlerweile fünfteiligen All Night Long-Serie gedreht hat. Er basiert auf einer Kurzgeschichte von
Kei Yuikawa und widmet sich dem Thema Schönheitschirurgie auf zwei Ebenen: als blutiger Schocker und als Moralstück. Im ersten Bereich ist "Kirei" noch halbwegs erfolgreich. Zwar schafft es Matsumara nicht wie in seinen berühmteren "All Night Long"-Filmen, das Publikum gross zu überraschen oder gar zu schockieren, doch ein paar deftige Szenen schüttelt er aus dem Ärmel.
Genial etwa die Sequenz mit der Säure und auch das blutige Finale, das durchaus noch ein paar Grade heftiger hätte ausfallen können. Doch herausragende künstliche Nasenbeine und dergleichen machen alleweil Spass. Als Horrorfilm bietet "Kirei" zwar wenig Neues, ist billig inszeniert und handwerklich alles andere als ausgeklügelt - doch es steckt Potential drin, das mit höherem Budget und mehr Drehzeit sicher hätte heraus gekitzelt werden können
Als moralische Parabel indes scheitert der Film weitgehend. Auch wenn er vermeintlich tiefschürfend das Thema Schönheit anpackt, so kommt er doch nie über oberflächliche und banale Statements hinweg. Das Thema böte in vielseitiger Hinsicht Stoff für spannende Werke - man denke nur an Chuck Palahniuks Invisible Monsters - doch Matsumura nutzt keine der Chancen, die sich ihm offenbaren. Zum Schluss ist es bloss noch albern, wie der Filmemacher versucht, seine Figuren psychologisch zu verankern, dabei handeln beide Frauen schwer nachvollziehbar und vor allem inkonsequent. Wenn er irgendeine Aussage auf dem Verhalten dieser Charaktere aufbauen wollte, hätte er ihr Handeln psychologisch schlauer festigen müssen. Sonst regiert die Willkür.
"Kirei" hat dennoch seine Momente. In den Gore-Szenen, in ein paar sexy Schäferstündchen und in ein paar mir immer wieder eklig vorkommenden Operationssaal-Sequenzen. Unfreiwillig komisch ist, dass Yokos Lover Nomamura im Bett ständig unsittliche deutsche Wörter gebraucht und wir so in den Genuss schlecht ausgesprochener Vokabeln wie "Bumsen" und "Scheide" kommen - letzteres untertitelt als "Schide". Was das soll, weiss nur Matsumura. Vielleicht hat Deutsch als Sexsprache ja durch Southpark und Ausdrücke wie "German Scheissermovie" neue Beliebtheit erlangt. Wer weiss. In "Kirei" gehört deren Einsatz jedenfalls zu den exotischeren Momenten. Der Rest ist eine Routineoperation.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Ki-re-i?; Beau-ti-ful?; Kirei
Regie: Katsuya Matsumura

Horrorfilm

Gewalt * *

Erotik *

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K o i   n o   m o n :   O t a k u s   i n   L o v e

Reviewed 25.5.05

Japan 2004 Mon Aoki (Ryuhei Matsuda) ist Manga-Künstler, immer noch Jungfrau und hat eine seltsame Angewohnheit: Er sammelt Steine. Dadurch trifft er auf die süsse Koino Akashi (Wakana Sakai). Die zwei arbeiten am selben Ort, fühlen sich dort aber nicht wohl. Und so landet Mon schnell in Koinos Wohnung. Zu Sex kommt er aber nicht, denn er wacht am Morgen in einem Kostüm auf. Koino ist eine Anhängerin von kosupure-Kostümspielchen mit ihren Manga-Helden. Mon spielt mit, schliesslich will er endlich seine Jungfräulichkeit verlieren. Er erklärt ihr, er sei ein "manga geijutsuka", ein richtiger Zeichenkünstler. Sie wiederum ist beeindruckt und gesteht ihm, dass sie dojinshis veröffentlicht, Amateur-Comics, die sie selber verlegen muss und dafür tief in die Tasche greift. Als Mon ihr seine Kunst zeigt, ist sie baff: Er malt Steine an. Mit dieser Kunst kommt er nicht an, auch nicht beim Manga-Bar-Besitzer Marimoda (Suzuki Matsuo). Der will ihm dafür Koino ausspannen.
Mit diesem schrill-schrägen Streifen gibt Schauspieler Suzuki Matsuo sein Regiedebüt. Der Inhalt ist weniger wichtig als die exzentrische Präsentation: Ein Meer aus schillernden Farben gemischt mit bizarren visuellen Gags, durchgeknallten dramaturgischen Einfällen und einer Musical-Einlage in bester Monty-Python-Manier. So ganz vermag der Ausflug ins Groteske nicht zu überzeugen, da einen die Figuren schnell nicht mehr gross interessieren und die Grundzüge der Handlung erstaunlich einfach gestrickt sind. Doch "Koi no mon" ist trotzdem eine ganz klare Empfehlung wert für alle Fans des etwas ausgeflippten japanischen Humors.
Zum einen überrascht Matsuo die Zuschauer in jeder Szene. Es passiert Unerwartetes, Unpassendes oder schlicht Abgehobenes. Die Wilkür ist Programm und ist Grundlage für den anarchischen Humor. Auch der Einbezug von Manga-Ästhetik und Manga-Themen erzeugt teilweise wunderbare Bilder und Montage-Techniken. Um die Nähe zum Manga noch zu unterstreichen, hat Matsuo einige Kleinstrollen mit Manga-Künstlern besetzt. Matsuo selbst spielt Nebenrolle genauso wie Tetsuo-Regisseur Shinya Tsukamoto als Barbesucher Noro. Selbst Takashi Miike darf schnell auftauchen und erklären "Könntest du dich wo anders sorgen? Du erschreckst mich!"
Zum Schluss verpufft die kunterbunte Parade und hinterlässt einen schräg grinsend. Als grosses Werk geht er deshalb kaum durch, selbst der Kult-Status dürfte ihm verwehrt bleiben, weil er ihn etwas zu krampfhaft herbei inszenieren will. Doch als knallige Party-Unterhaltung oder einfach als Gutelaune-Komödie ist "Koi no mon: Otakus in Love" allemal einen Blick wert. Sympathische Schauspieler, schräge Einfälle und bunte Präsentation. Was will man mehr?

Hier auf DVD erhältlich
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Otakus in Love; Koi no mon; Gate of Love
Regie: Suzuki Matsuo

Liebeskomödie

Humor * * *

Erotik *

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L a s t   Q u a r t e r   ~   K a g e n   n o   t s u k i

Reviewed 18.1.06

Japan 2004 Mizuki Mochizuki (Chiaki Kuriyama) lebt mit ihrem Vater, der Stiefmutter und der Stiefschwester. Mit der Familie kommt sie nicht klar, da sie die neuen Eltern für den Suizid der echten Mutter verantwortlich macht. Nacht für Nacht wird sie ausserdem von Albträumen geplagt. Als sie nach der Trennung von ihrem Freund Tomomi Anzai (Hiroki Narimiya) auf dem Heimweg das Musikstück "Last Quarter" (aka. "Cape of Storm") hört, folgt sie den Klängen in ein grosses Haus. Dort trifft sie den mysteriösen Adam (Hideto "Hyde" Takarai) - der behauptet, sie schon getroffen zu haben. Sie fühlt sich von Adam angezogen und als er sie bittet, mit ihm zu kommen, wartet sie nicht lange. Am "Ziel" wird sie von einem Laster überfahren und findet sich vor dem Himmelstor wieder, wo sie Hotaru Shiraishi (Tomoka Kurokawa) trifft, die ihre Katze sucht ...
Bei mir funktionierte dieser Film einfach nicht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er etlichen Fans der Manga-Vorlage oder auch Fans des Sängers Hyde sehr gut gefällt - doch ich war nicht involviert und jede Minute näher am Wegdriften in meine eigenen Traumwelten. Diejenigen, die im Film gezeigt werden, waren mir zu langweilig, zu profan.
Sie basieren auf dem
shojo manga ("Mädchen-Comic") von Ai Yazawa und richten sich auch sehr explizit an ein weibliches Publikum. Teenager-Sorgen, Lebensängste, Suizid, Freundschaft und Liebe spielen zentrale Rollen, eingebettet in ein Soft-Fantasy-Universum aus Vorahnungen, Träumen und Seelenwanderung. Ich bin für Fantasy jederzeit zu haben, immerhin ist dies eines meiner Lieblingsgenres. Doch "Last Quarter" präsentiert es auf diese verkitschte Girlie-Art. Sozusagen die cineastische Variante dieser Teenager-A1-Poster, die man in einschlägigen Geschäften kaufen kann, und die hübsche junge Leute beim Schwelgen in einer Welt aus Wolken, Engeln und verblassten Regenbogenfarben zeigen. Nichts von Substanz, aber von hohem "hach..."-Wert.
Ganz daneben ist "Last Quarter" sicherlich nicht. Die Suche der Teenager nach Geborgenheit und Halt ist durchaus ein Abbild echter Nöte und wird in Japan auf besonders viel Resonanz stossen. Und einige der jungen Schauspieler sind ganz gut - so etwa
Kill Bill-Göre Chiaki Kuriyama in einer sympathischen Rolle, der 23-jährige Hiroki Narimiya (Azumi) oder die weitgehend unbekannten Kids Motoki Ochiai und Tomoka Kurokawa im Manga-konformen Schüler-Look. Nur einer ist einfach schlecht: Hyde. Sorry Fans, aber der Kerl gibt in seinem Gothic-Look hier einfach nichts her. Ich mochte ihn in Moon Child, wo die Melancholie mit der Story harmonierte - hier kennt er einen Gesichtsausdruck weniger als Steven Seagal und glaubt, das mache ihn cool und wahnsinnig mysteriös.
Dieses schauspielerische Defizit wird für den Film zur Hypothek: Mit einer solch blassen und emotionslosen Aufhänger-Figur wird auch Chiakis Porträt abgewertet. Sie kann mit ihrem Co-Star keine richtige emotionale Verbindung aufbauen, alles wirkt vielmehr Skript-definiert. Düstere Vorahnungen, schwer erträglicher Fatalismus und unappetitliche Rock-Ästhetik in billigen Sets sollen für den Mangel an echten Emotionen einspringen, doch mit wenig Erfolg. Diese gekünstelte Welt bleibt ebenso kalt wie ihre stereotypen shojo-manga-Figuren. Dass Hyde dazwischen auch noch seine Lieder in schlechtem Englisch vortragen muss, macht die Sache auch nicht besser, es verstärkt lediglich das Gefühl, man befinde sich in einem zu lange geratenenen Teenie-Rockvideo.
"Last Quarter" ist dementsprechend ein von Romantik leider freier Film, der höchstens Fans der Darsteller oder der Vorlage befriedigen kann. Alle anderen sollten sich auf kübelweise verklärte Teenager-Fantasien einstellen und auf einen Film, der zwei Stunden lang seine wirre Geschichte in langweiliges Ambiente packt. Kauft lieber eines dieser "Luis Royo für Arme"-Fantasy-Poster. Die haben denselben Wert.

Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (HK): Code 3 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Kagen no tsuki
Regie: Ken Nikai

Fantasydrama

Spannung *

Gefühl * *

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L a t e   B l o o m e r
Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

L o n g i n u s

Reviewed 23.2.05

Japan 2004 Irgendwann in der nahen Zukunft. Auf der Welt herrscht Krieg. In einem abgelegenen Spital stirbt ein Arzt an einer Krankheit. Die übrig gebliebene Krankenschwester und zwei Soldaten wollen das Hospital deshalb aufgeben. Gerade, als sie die Evakuation in Angriff nehmen, klopft eine Kommandantin an die Tür und erbittet Einlass. Sie haben einer Verletzte dabei. Die Krankenschwester pflegt die Frau, während die Kommandantin erklärt, dass sie auf einer heiklen Mission sind. Sie haben den Speer von Longines dabei. Jener in der Wiener Hofburg sei eine Fälschung, dieser ist der echte Speer, mit dem die Römer Jesu Bauch aufgeschlitzt haben, um seinen Tod endgültig zu machen. Doch genau auf diesen Speer haben es alle Kriegsfraktionen abgesehen. Nun kommt eine neue dazu: Ein seltsamer Mann (Sakurai Atsushi) gelangt ins Spital und erklärt, die Verletzte sei ein Vampir und die Blutsauger hätten es auf den Speer abgesehen! Er könne den Menschen helfen, denn er sei ein Vampirkiller.
Vielleicht habe ich es nicht besser verdient. Die offizielle DVD dieses Films gibts bisher erst in Japan - aber wie so oft ohne Untertitel. Auf eBay zirkulieren Kopien mit selbst übersetzten Untertiteln. Da "Longinus" kaum in nächster Zeit mit Untertiteln erscheinen dürfte, habe ich zugegriffen. Zum einen eine weise Entscheidung, denn wer diesen Müll untertiteln würde, schneidet sich ins eigene Fleisch. Zum anderen eben doch eine schlechte Entscheidung, denn nun musste ich mir dieses 40-Minuten-Dings anschauen. Ja, "Longinus" ist bloss 40 Minuten lang. Ein Rückschritt zu Kitamuras Kurzfilm-Tagen, sozusagen. Doch seit Heat After Dark hat er sich wenigstens weiterentwickelt. Oder?
Anscheinend nicht. Kitamura gehört für mich immer noch zu den überschätzten Jungregisseuren Japans und "Longinus" markiert diesbezüglich einen neuer Tiefpunkt. Ich habe im Internet gesucht, ob der Film ein Auftakt zu einer Serie sei - aber nichts gefunden. Das würde immerhin erklären, wieso der Film so kurz ist, eigentlich dramaturgisch nicht viel passiert und mittendrin einfach fertig ist. Das ist kein Film sondern ein Fragment - und als solches für sich alleine stehend schlicht unbrauchbar. Eine nicht zu Ende gedachte Stilübung als Visitenkarte für einen mässig talentierten Japan-Punker. Als die Credits liefen, dachte ich, ich hätte den Film verpasst. Aber es war gar keiner da.
Entstanden ist das Werk tatsächlich als Kooperation zwischen Kitamura und dem Musiker Sakurai Atsushi von der Band BUCK-TICK. Dessen Musik und Gothik-Ästhetik mischt sich mit Kitamuras futuristischem Urban-Cool-Look und daraus entsteht eine filmische Dunkelkammer. Viel zu sehen gibts nicht, viel zu bestaunen auch nicht. Nach ein paar kurzen Actionmomenten der Kategorie "Blade für ganz Arme" folgt noch ein bisschen dröge Techno-New-Age-Philosophie und fertig ist "Longinus". Was für eine zusammengetragene Hühnerkacke. Merkt man, dass ich frustriert bin? Ich frage mich primär "wieso?" Wozu dient ein solches Ding? Ins Kino kann man das kaum bringen, als Musikvideo nicht verkaufen. Und selbst wenn es doch ein Serienauftakt wäre, macht es niemandem Lust auf mehr. Also was soll Kitamuras neuste Plünderung der Untoten-Mythologie darstellen? Ein Promo-Teil für Atsushi? Fragen über Fragen und jede Antwort macht wohl noch deutlicher, was "Longinus" für ein Fehlgriff ist. "Dont' think, just live" sagt ein unwichtiger Nebencharakter am Anfang als Ausgeburt oberster Weisheit vor seinem Tod. In "Longinus" habe ich jedoch von beidem nichts gesehen.

Hier auf DVD erhältlich
Alternativer Titel:
The Spear of Longinus
Regie: Ryuhei Kitamura

Horror-Action

Action *

Spannung *

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T h e   M a n   B e h i n d   t h e   S c i s s o r s   ~   H a s a m i   o t o k o

Reviewed 7.12.05

Japan 2004 Der piekfeine Chinatsu (Kumiko Aso) zieht durch die Stadt, stets begleitet von der suizidalen Chika Yasunaga (Etsushi Toyokawa), und tötet intelligente, hübsche Schulmädchen - indem er ihnen eine Schere in den Hals steckt. Der Profiler Horinouchi (Hiroshi Abe) übernimmt die Leitung der Ermittlungen, zu seiner rechten Hand erwählt er den stürmischen Polizisten Isone (Koji Higuchi). Schon bald haben sie eine neue Leiche am Hals: jene der Schülerin Yukiko Tarumiya (Mizuho Sakata). Doch sie wurde nicht von dem Duo getötet. Als der Zeuge Koichi Hidaka die zwei neben der Leiche erblickte, waren sie ebenso erstaunt über Yukikos Tod, wie er. Sie schmissen ihre Schere damals weg und suchen nun selbst nach dem Täter, der sie anscheinend imitieren wollte.
Nac
h vierjähriger Pause adaptierte der Evil Dead Trap-Regisseur Toshiharu Ikeda mit seinem neuen Film einen Roman von Masayuki Shuno zum interessanten, aber leider ziemlich unbefriedigenden Thriller. Das Werk, das bei meiner japanischen DVD mit "The Scissor Man" untertitelt ist, international jedoch als "The Man Behind the Scissors" vermarktet wird, beginnt bereits speziell: Zwei noch nicht eingeführte Personen fallen ohne Ankündigung über ein Mädchen her, das sie zuvor freundlich anlächelte, und stechen ihm offscreen eine Schere in den Hals.
All dies passiert ohne Gore und auf eine beinahe nebensächliche Weise. Diesen Inszenierungs-Trick behält Ikeda den ganzen Film hindurch bei. Selbst grausame Akte filmt er unterkühlt, meist aus Entfernung - und stets ohne Emotionen. Selbst die Saxophon-lastige Musik erzeugt eine ironisch angehauchte Distanz. Dies spiegelt den Seelenzustand der Protagonisten wieder:
Yasunaga und Chinatsu wirken immerzu uninvolviert, es fehlt ihnen an Motivation, ja sogar an Lebenswillen. Stattdessen liefern sie sich spröde Wortwechsel und Chinatsu ist ununterbrochen dabei, neue Formen des Suizids zu erproben - mit manchmal seltsam schwarzhumorigen Resultat.
Solche mysteriösen und unkontrollierbaren Figuren haben ihren eigenen Reiz und geben dem Film eine unterkühlte und raffinierte Aura. Leider haben sie den Nachteil, dass man auch als Zuschauer uninvolviert bleibt. Der einzige, der mit seiner etwas hysterischen Art Emotionen generiert, ist Isone. Doch seine Ermittlungen werden leider im Verlauf des Films an den Rand gedrängt. Dadurch, dass Ikeda den Film aufteilt in Serienkiller-Psychogramm und konventionelleren "Cops jagen Killer"-Thriller, entzieht er besonders dem zweiten Aspekt die Spannung. Als Zuschauer bangt man kaum mit den Polizisten mit und die Spuren, die sie entdecken, wirken willkürlich.
Das färbt auf den Film ab. Willkürliche Ermittlungen, ein aufgesetzter Twist und passive Hauptfiguren machen den Film letztendlich zu profan. Nichts, was Ikeda zum Schluss auftischt, vermag noch richtig zu überraschen - umso mehr ärgert man sich über Logiklöcher und nicht richtig dargelegte Motive. Klar gibt es welche, aber sie überzeugen nicht. "The Man Behind the Scissors" ist gut inszeniert und teilweise innovativ geschnitten, er ist angenehm kühl und unprätentiös - doch inhaltlich fehlt der letzte Schliff, die Polizeiarbeit ist langweilig, die Hauptfiguren nicht annähernd so tiefgründig, wie der Macher sich dies vorstellt. Der Film vermittelt den Eindruck, Ikedas nicht richtig geglückter Versuch eines Kiyoshi Kurosawa-Thrillers zu sein.

Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: The Scissor Man; Hasami otoko
Regie: Toshiharu Ikeda

Psychothriller

Spannung * *

Anspruch * *

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M a r e b i t o

Reviewed 25.7.05

Japan 2004 Der freischaffende Kameramann Takuyoshi Masuoka (Shinya Tsukamoto) hat in der U-Bahn gefilmt, wie sich ein Mann umgebracht hat. Stundenlang schaut er die Bilder an, wie sich der Mann einen Gegenstand ins Auge rammt. Die letzten Augenblicke vor dem Tod, in denen der Mann absoluten, echten Schrecken verspürt hat, will Masuoka ebenfalls erleben. Deshalb geht er an den Ort des Geschehens zurück und entdeckt, dass der Mann auf einen Eingang geschaut hat. Masuoka geht hindurch und steigt durch endlose Katakomben immer tiefer. In einer unterirdischen Stadt stösst er auf ein stummes Mädchen (Tomomi Miyashita), das angekettet am Boden liegt. Er nimmt es mit, nennt es "F" und versucht, es aufzupäppeln. Doch F will nicht essen. Erst als es einen Bluttropfen leckt, wird sein Appetit geweckt. Um F zu ernähren, wird Masuoka sogar zum Mörder.
"Marebito" wird gehörig mit Festivalslob überschüttet, doch der Horrorfilm funktioniert nur auf einer Ebene vollkommen: Atmosphäre. Alles andere rückt derart weit zurück, dass der Sehgenuss bisweilen frustrierend wird. Takashi Shimizu war ja nie ein Freund durchdachter Drehbücher. Sein repetitives Ju-on-Gerüst hat er bislang fünfmal aufgewärmt und macht sich an weitere Durchgänge. Zwischen Ju-on: The Grudge 2 und dem US-Remake drehte er in nur vier Tagen "Marebito". Ich fürchte, genau so lange hat er auch am Skript gearbeitet - denn es strotzt vor Problemen.
Dazu später, denn erst muss ich doch erwähnen, dass "Marebito" ein ausgesprochen sehenswertes Werk ist. Tetsuo-Regisseur Shinya Tsukamoto ist perfekt besetzt in der Titelrolle. Mit diesem Mann assoziieren wir Fetische, Zwänge und Abgründe, ohne dass wir überhaupt eine Backstory bekommen. Masuoka sucht nach dem reinen Schrecken. Mehr müssen wir gar nicht wissen. Und dank Tsukamotos gewohnt verstörendem und trotzdem alltäglichen Spiel ist diese Suche auch ungemein fesselnd. Noch besser: Shimizu verpackt sie in eine fantastische Bildsprache.
Er vermischt Elemente aus HP Lovecraft, MC Escher und Erstpersonen-Kamera à la "The Blair Witch Project" zu einer faszinierenden Albtraumwelt. Der Abstieg in die Hölle, der Kontakt mit der unheimlichen F und einige der surrealen Aufnahmen, die wir nur durch die Kamera sehen, sind ungemein stimulierend. Sie suggerieren stets mehr, als tatsächlich da ist, und man wartet gespannt auf grosse Schocks, die nicht kommen. Stattdessen setzt Shimizu auf den subtilen Grusel: Er lässt ganz langsam eine Person hinter dem Helden erscheinen oder macht aus dem stetig wiederkehrenden Aderlass für F eine beklemmende Szenerie mit erotisch-inzestuösem Beigeschmack.
Dabei türmen sich jedoch die Fragen ins Unermessliche. Ich weiss, "Marebito" bekommt sein Lob auch deshalb, weil er (anders als in Hollywood) nicht meint, jede Frage beantworten zu müssen - doch nur Fragen aufzuwerfen, ohne Anhaltspunkte zu geben, verliert nach einer gewissen Zeit an Reiz. Eines der grösseren Probleme dabei ist, dass man nur spekulieren kann, wieviel Gesehenes real ist und wieviel Wahnsinn. Es wird Derartiges angedeutet, wenn das ganze "normale" Bild, nicht das durch die Kamera, zu flackern beginnt - vielleicht auch bloss eine Anspielung darauf, dass wir unsere Welt auch nur durch eine Kamera aufnehmen. Aber lassen wir uns mal nicht auf die Psychologie von "Marebito" ein, denn die ist oberflächlicher, als man denkt. Wichtiger ist, dass mehr noch als diese "grosse" Frage nach der Menge an Realität, es die kleinen Dinge waren, die mich geärgert haben. Details, die uns serviert werden, als würden sie etwas bedeuten, und wir bekommen leider nie die Bedeutung nachgeliefert.
Was hat es mit den ominösen 12 Sekunden auf sich, die auf dem Band fehlen? Was soll der telepathische Obdachlose? Was ist der Suizid-Mann, wenn er behauptet, nicht tot zu sein? Was ist das für eine Gestalt im Aufzug? Was ist das für ein Mann, der hinter Masuoka auftaucht? Was ist die Funktion der Deros? Wieso geht die Kamera kaputt und funktioniert später wieder? Was soll die Frau im Fenster, die er immer filmt? Was genau ist Fs Background und wieso ist sie, was sie ist? Bei letzteren suggeriert der Film später einen kleinen "Twist", der aber in dieser Form kaum funktionieren würde. Das Problem ist, dass man sich alles selbst zusammen basteln muss. Alles. Das ist nach einer Stunde bloss noch grauenhaft frustrierend. Es scheint, als hatte Shimizu tolle Ideen und vergass danach, diese wieder aufzunehmen. Manche mögen das genial finden. Mich frustriert es.
Deshalb ist "Marebito" bloss von der Atmosphäre her zu empfehlen. Er ist äusserst unheimlich, clever gefilmt (v.a. für diese schnelle Produktionszeit), toll gespielt und angenehm suggestiv. Er gibt leider inhaltlich überhaupt nichts her, ausser einer doch eher oberflächlichen Diskussion über das Wesen von Angst und Wahnsinn. Selbst diese wirkt so ziellos wie der ganze Film. Schade. Einmal mehr zeigt sich, dass Shimizu die Erwartungen nicht ganz erfüllen kann. Er ist ein stilistisch starker Filmemacher, aber ein schlechter Geschichtenerzähler. Das haben bloss noch nicht alle gemerkt.

Hier auf DVD erhältlich (CH)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (CH): Code 2 PAL. Japanisch 2.0 und Deutsch 5.1 mit dt. Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: The Stranger From Afar
Regie: Takashi Shimizu

Horrorfilm

Spannung * *

Gewalt * *

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M i n d   G a m e

Reviewed 1.7.06

Japan 2004 Der Comiczeichner und Versager Nishi trifft auf seine Jugendfreundin Myon. Die wird bald den attraktiven Ryo heiraten und Nishi bringt noch immer nicht den Mut auf, ihr zu sagen, dass er sie liebt. Im Restaurant von Myons Schwester Yan versucht Nishi, endlich seine Gedanken in Worte zu fassen, da taucht ein Yakuza mit dem durchgedrehten Fussballer Atsu auf, um von Myons Vater Geld einzutreiben. Als Atsu über Myon herfällt, möchte Nishi helfen, wird jedoch von Atsu erschossen. Im Himmel erklärt Gott, dass Nishi seine Chance nun gehabt habe. Sein Leben sei vorbei, danach komme nichts. Nishi kann dies nicht wahrhaben und rennt davon - um tatsächlich in seinen Körper zurückzukehren, kurz bevor er erschossen wurde. Er nimmt Atsu die Waffe weg und erschiesst ihn. Danach flieht er mit Yan und Myon im Auto des Yakuzas. Verfolgt von Gangstern stürzen sie ins Meer und werden von einem Wal verschluckt.
Mit diesem orgiastischen Trip nach dem autobiographisch gefärbten Manga von Robin Nishi gibt der Animator Masaaki Yuasa sein spektakuläres Langfilmdebüt. Es handelt sich um einen unkonventionellen Anime, der traditionelle Animation mit verfremdeten
Rotoscope-Aufnahmen und 3D-Tricks mischt. Sicher ist dies kein neuer Aspekt, namentlich Kultfilmer Ralph Bakshi ("Fritz the Cat", "Fire and Ice"), "Heavy Metal" und "Waking Life" zeigten den Weg vor - doch zusammengesetzt ergeben die Sequenzen ein kleines Juwel, das mit Unvorhersehbarkeit, Lebensfreude und Mut zum Ungewöhnlichen fasziniert. Das beginnt schon bei der Eröffnungssequenz.
Yuasa montiert dabei Szenen, die später im Film vorkommen, zu einem hypnotischen, bereits masslos verwirrenden Bildteppich, den man etwas passiv, aber zunehmend fasziniert aufsaugt. Der Clou des Films ist die Idee, eine eigentliche Handlung mit den losgelösten Elementen eines Experimentalfilms zu kreuzen. So verliert die Story immer wieder an Bedeutung, wenn Yuasa in Trips abgleitet, die mannigfaltige Inspirationsvorlagen haben (könnten). Neben Bakshi sind dies etwa Salvador Dali, traditionelle Animes, Film Noir, Brakhage und Comics aus aller Welt. Selbst die klassische "Pink Elephants on Parade"-Episode aus "Dumbo" scheint verarbeitet. Und doch ist hier nichts wirklich geklaut, sondern eine surreale, freigeistige Kreation eines Künstlers.
Nur inhaltlich bleibt weniger übrig, als gedacht. So ist etwa die philosophische Botschaft, man solle das Leben geniessen und mutig voranschreiten, schnell dargelegt und wird danach nur mehrfach wiederholt. Nishis grösster Schritt in diese Richtung ist die Ermordung von Atsu - alles, was danach kommt, ist lediglich eine Folge davon. Insofern gibt sich "Mind Game" da tiefsinniger, als er tatsächlich ist. Dasselbe gilt für das Finale, das ich in seiner abgehobenen Perpetuum-Mobile-Präsentation durchaus genoss ("This story never ends"), doch das etwas zu ratlos zurück lässt, denn es fehlt eine richtige Kreisstruktur der Story à la "Lost Highway". Yuasa suggeriert zwar einen Kreis in der Handlung, doch er geht nicht ganz auf. Er kann sich mühelos rausreden und auf den Titel des Films verweisen, schliesslich ist das Ganze ein Gedankenspiel und so manche Szene vielfach deutbar (was ist überhaupt real?), doch vom Inhalt her passt Manches nicht ganz ideal zusammen.
Umso mehr kann man sich auf den visuellen Exzess konzentrieren. Ob es der formwandelnde Gott ist, die rasanten Fluchtversuche aus dem Wal (in einem "Pinocchio"- / "Jonas und der Wal"-Subplot), die sexuell aufgeladenen Verschmelzungen, die kleinen Perversionen (Yuasa arbeitete als Animator beim sexy Unterhöschenfetisch-Anime "Aika"), die Nebengeschichte auf einem fremden Planeten oder die hochgradig psychedelischen Farbenspiele: All das betört, beglückt und begeistert. Für Anime-Fans, die ihren Horizont etwas erweitern möchten, ist dieser Trip von Masaaki Yuasa und dem Studio 4°C ("Animatrix") auf jeden Fall eine heisse Empfehlung!

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Mindgame
Regie: Masaaki Yuasa

Trickfilm

Action * *

Humor * *

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M i r r o r e d   M i n d

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

N i n   X   N i n   ~   N i n j a   H a t t o r i   K u n

Reviewed 1.4.05

Japan 2004 Von seinem Vater bekommt Kanzo Hattori (Shingo Katori) den Auftrag, nach Edo (Tokyo) zu gehen. Dort soll Kanzo seine Ausbildung zum Ninja abschliessen und die erste Person, die er trifft, zu seinem Meister ernennen. Er muss fortan jedem Befehl des Meisters gehorchen. Der Jung-Ninja geht nach Tokyo, das zu einer riesigen Metropole geworden ist. Hattori trifft auf den Buben Kinichi (Yuri Chinen) und macht ihn zu seinem Meister. Der Kleine wird von den Eltern vernachlässigt und ist in der Schule ein Einzelgänger. Hattori motiviert ihn und unterhält ihn. Die beiden freunden sich mit der blinden Midori an (Rena Tanaka) und erkennen, dass Kinichis Lehrer Kemuzo Kemumaki (Gori) ein Ninja des rivalisierenden Koga-Clans ist. Er war einst Hattoris Erzfeind, doch nun erklärt er, er habe dem Ninjatum abgeschworen und lebe wie seine Kollegen untergetaucht ein relativ normales Leben. Gerade dies scheint jemandem nicht zu passen, denn schon mehrere Kogas wurden vergiftet. Hinter den Anschlägen steckt der archaische Koga-Ninja Kurokage.
"Nin x Nin" ist Fun. Mehr will die alberne Manga-Adaption wohl auch gar nicht sein. Doch der Film bietet zu wenig Action und zu wenig Spass, um völlig mitzureissen. Zudem orientiert er sich stark am Geschmack der jüngeren Zuschauer. Das Prinzip, einen Superhelden zum Freund zu haben, ist schliesslich reichlich ausgelutscht. Aber Regisseur Masayuki Suzuki (GTO - The Movie) präsentiert das Ganze immerhin recht liebreizend und vor allem unschuldig. Eben ganz auf Familien zugeschnitten. Erwachsene Zuschauer dürften indes eher unzufrieden sein über die mässigen CGI-Effekte, die schwachen Kampfszenen und die schablonenhafte Story.
Hauptdarsteller
Shingo Katori, der in Japan populäre Sänger der Band SMAP, tut sein Bestes, doch sein Part beschränkt sich auf wildes Herumhüpfen und in die Kamera Starren. Wirklich gut kommt er dabei nicht weg und viel Ninja-Action darf er gar nicht vorführen. Meistens übernimmt CGI diesen Job und wirkt eher peinlich. Die Handlung der ersten Hälfte lebt noch davon, dass der Kleine über die Künste seines "Dieners" staunt, doch sobald dieser Aha-Effekt mal ausgeklungen ist, übernimmt ein lahmer Plot die Kontrolle und führt den Film zum etwas spannungsarmen Ende. "Nin x Nin" macht nicht richtig klick und ist einfach nicht als erwachsener Film brauchbar. Aber Kids haben sicher Fun.
Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (Thai)
Meine Disk (Thai): Code 3 NTSC. Japanisch und Thai 5.1 mit engl. Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Ninja Hattori-kun: The Movie; NINxNIN; The Ninja Star
Regie: Masayuki Suzuki

Actionkomödie

Action * *

Humor * *

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N o b o d y   K n o w s   ~   D a r e   m o   s h i r a n a i

Reviewed 7.4.05

Japan 2004 Keiko (You) zieht mit ihrem 12-jährigen Sohn Akira (Yuya Yagira) in ein neues Appartment. Die zwei packen ihre Koffer aus, aus denen der kleine Shigeru (Hiei Kimura) und die kleine Yuki (Momoko Shimizu) springen. Das vierte Kind von Keiko holt Akira am Busbahnhof ab. Der Vermieter sollte nämlich nicht wissen, dass eine Grossfamilie in die kleine Wohnung einzieht. Aber Keiko fehlt das Geld für eine grössere. Deshalb müssen die Kinder, die von verschiedenen Vätern stammen, alle in der Wohnung bleiben und dürfen nicht zur Schule. Alle bis auf Akira, der die Einkäufe erledigen muss und die Ersatzmutter wird. Diesen Job muss er immer öfters machen, da Mutter meist erst nach Mitternacht heim kommt oder mit einem neuen Lover gleich mehrere Tage weg bleibt. Als Keiko eines Tages gänzlich verschwindet und nur etwas Geld zurücklässt, müssen die Kinder alleine für sich sorgen. Langsam wächst in ihnen die Angst, dass Mutter nicht mehr zurückkommt. Die Wohnung verwahrlost - und mit ihr die Kids.
Nach seinem Langweiler Distance geht Regisseur Hirokazu Koreeda (aka. Kore-Eda)
etwas auf Distanz zu mysteriösem Material und wendet sich einer Geschichte mit Hand und Fuss zu: Nämlich der tragischen "Affäre der vier zurückgelassenen Kinder von Nishi-Sugamo", die 1988 die japanischen Zeitungen füllte. Kore-Eda nimmt sich dieser bestürzenden Geschichte an, macht daraus aber ein fiktionalisiertes Drama. Bedrückend blieb der Plot dabei allemal, aber Kore-Eda ergibt sich keineswegs der Hilflosigkeit. Es passieren tragischste Dinge, doch die Kinder, die genötigt werden, viel zu früh erwachsen zu werden, überleben alles mit einer beklemmenden Gelassenheit und finden zwischendurch immer wieder kurze Momente des Glücks. Ganz kurze.
Kore-Eda möchte damit auch niemanden angreifen. Die Kids haben schliesslich alles versucht, um den Hausmeister genauso zu überlisten wie Polizei oder Sozialamt. Ihre Mutter trägt die Hauptlast der Misere, und auch sie kommt irgendwie ungeschoren davon - vielleicht auch, weil sie vom schrägen TV-Star You gespielt wird und man sie nie ganz ernst nimmt. Das Resultat ihrer Tat ist aber sehr ernst. Und hier liegt die Dramatik des Films: nicht in Anklage oder Erklärungen, sondern im Beobachten. Kore-Eda beobachtet seine Figuren und zeigt ihren langsamen Niedergang - in Trauer und Würde.
Dazu braucht er gute Akteure, damit die Ereignisse glaubhaft wirken. Und die hat er absolut! Der 14-jährige Yuya Yagira ist eine Offenbarung. Ohne vorherige Schauspielerfahrung trägt der Bub den Film auf seinen Schultern, sieht sehr sympathisch aus und muss mit seinem Gesicht all jene Emotionen transportieren, die ich oben genannt habe. Die Sequenzen, in denen er fast zusammenbricht, sind besonders bestürzend. In Cannes gewann er verdient den Darstellepreis. Auch die anderen Kinder-Darsteller überzeugen - und sei es nur die kleine Momoko Shimizu, deren Blicke in die Kamera mit ihren grossen unschuldigen Augen, einem beinahe das Herz brechen können.
Kore-Eda verbrachte ein Jahr mit den Kids und filmte ihre Szenen chronologisch, um ihr Wachstum und ihre Veränderung auch in tatsächlichen Zeitsprüngen darzustellen. Die Story erklärte er jeden Morgen und liess seine Akteure danach weitgehend improvisieren. Er schuf dadurch einen Film, der sehr nüchtern ist und den Vorwurf der Manipualtion spielend abstreifen kann - Kinder in sozialer Not zu zeigen, ist schliesslich der einfachste Weg zum Herzen des Zuschauers. Nicht in "Nobody Knows". Diese Charaktere verdienen diesen Zugang. Der Film mag etwas zu lang sein, seine Geschichte letztendlich zu dünn - aber diese Figuren sind unglaublich und rechtfertigen alleine das Anschauen des bisher wohl besten und reifsten Films von Kore-Eda.

Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Dare mo shiranai
Regie:Hirokazu Kore-eda

Drama

Humor * *

Spannung * *

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O h !   M y   Z o m b i e   M e r m a i d

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

O p e r a t i o n :   P u s s y c a t

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   P l a c e   P r o m i s e d   i n   O u r   E a r l y   D a y s

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r e m o n i t i o n   ~   Y o g e n

Reviewed 15.10.06

Japan 2004 Der College-Lektor Hideki Satomi (Hiroshi Mikami) ist mit seiner Frau Ayaka (Noriko Sakai) und der 5-jährigen Tochter Nana (Hana Inoue) im Auto unterwegs. Sie legen einen Stop ein, damit Hideki in einer Telefonkabine Daten aus seinem Laptop übermitteln kann. Dabei fällt sein Blick auf eine alte Zeitung, die Nanas Tod verkündet! Bevor Hideki etwas unternehmen kann, wird die im Auto sitzende Nana von einem Lkw getötet. Drei Jahre später: Hideki und Ayaka haben sich getrennt, da sie ihm die Sache mit der Zeitung nicht glauben wollte. Bei ihren Studien häufen sich für Ayaka jedoch die Beweise, dass der Ehemann nicht gelogen hat. Tatsächlich bekommt er wieder neue Zeitungen zu Gesicht, die schreckliche Ereignisse ankündigen.
Norio Tsurata (Kakashi, Ring 0) liefert auch mit dem zweiten Beitrag zur J-Horror-Theater-Reihe einen soliden Genre-Beitrag ab. Die erste Viertelstunde dürfte in Sachen Atmosphäre und Timing der beste Teil des Films sein, während die letzte Viertelstunde mit ihrer wirr inszenierten Traum-nach-Traum-Machart den schwächsten darstellt - doch als Ganzes ist "Premonition" durchaus ein gefälliger und über eineinhalb Stunden unterhaltsamer Film.
Tsuruta, der eine Manga-Vorlage von
Jirô Tsunoda adaptiert, fühlt sich gar nie genötigt, näher auf das Phänomen der unheimlichen Zeitungen einzugehen, sondern belässt sie in der Story als reines Fantasy-Objekt. Das mag etwas frustrieren, da das Konzept dadurch an einem dünnen Faden der Glaubwürdigkeit hängt, doch akzeptiert man diesen Aufhänger, sind ein paar gute Gänsehaut-Momente garantiert. Ganz zum Schluss schafft es Tsurata sogar noch, ein wenig zu bewegen und den Film nach erwähntem Traum-Wirrwarr treffend zu beenden.
Wie bei den beiden anderen bisher erschienenen J-Horror-Theater-Teilen gilt auch hier: Kein grosser Wurf, aber ein geglückter Schauerstreifen. Die etwas übertriebene Schauspielerei von Hiroshi Mikami (Swallowtail Butterfly), das unruhige letzte Drittel des Films und ein paar Logiklöcher berauben "Premonition" jedenfalls nicht seiner Unheimlich- und Kurzweiligkeit.
J-Horror Theater Vol. 1: Infection - 2004, Masayuki Ochiai
J-Horror Theater Vol. 2: Premonition - 2004, Norio Tsuruta
J-Horror Theater Vol. 3: Reincarnation - 2005, Takashi Shimizu
J-Horror Theater Vol. 4:
Retribution - 2006, Kiyoshi Kurosawa
J-Horror Theater Vol. 5:
Kaidan - 2007, Hideo Nakata
J-Horror Theatre Vol. 6: Kyofu - 2010,
Hiroshi Takahashi
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Yogen; J-Horror Theater Vol. 2: Premonition; J horaa shiataa 2: Yogen
Regie: Norio Tsuruta

Horrorfilm

Spannung * * *

Gewalt *

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Q u i l l

Reviewed 11.11.04

Japan 2004 Die Labrador-Hündin von Miss Mito wirft fünf Welpen. Die Besitzerin will die Tiere gerne loshaben und kontaktiert Chief Tawada (Kippei Shiina) vom Blindenhund-Ausbildungszentrum. Er meint, er könne das intelligenteste der fünf Hundebabies aufnehmen. Er holt es ab und bringt es zu einer Pflegefamilie, die es Quill nennt und ein Jahr lang an Menschen gewöhnt. Danach gehts ab ins Trainingscenter. Quill lernt gut und wird schon bald seinem definitiven Herrechen vorgestellt: Dem manchmal etwas mürrischen blinden Familienvater Watanabe (Kaoru Kobayashi). Er steht einem Blindenhund skeptisch gegenüber, doch schon bald wächst ihm Quill ans Herz.
Der unspektakuläre Film des koreanischstämmigen Gangsterfilm-Regisseurs Yoichi Sai (aka.
Yang-il Choi) dreht sich eigentlich bloss um das Leben eines Blindenhunds. Relativ frei von grossen Überraschungen und Innovationen eroberte der Streifen dennoch die Herzen der japanischen Kinogänger. In seinem Heimatland spielte er beachtliche 18 Mio. US-Dollar ein und setzte danach zum Siegeszug in Asien an. In Hongkong und Singapur war er ausgesprochen erfolgreich. Das Rezept von "Quill" ist relativ simpel: Man nehme süsse Hundewelpen, zeige, wie sie aufwachsen und verfolge ihr Leben bis zum Ende. Was den Film von anderen Tierdramen unterscheidet, ist seine relative Nüchternheit: Watanabes Tochter Yoshiko fungiert als Erzählerin und erzählt Quills Geschichte ohne falsches Pathos. Das gibt ihm die Ehrlichkeit und Bescheidenheit, die er braucht.
Ich selber bin durch und durch ein Katzenmensch, kein Hundemensch. Hatte nie einen Köter, will nie einen - aber hier sind die Vierbeiner wirklich süss und hilfreich dargestellt. Den Blindenhunden Japans erwies der Film jedenfalls einen grossen Dienst, da er zeigte, wie viel Arbeit im Training eines solchen Tiers drinsteckt. So mancher Zuschauer dürfte das nächste Mal auf der Strasse einen Blindenhund genauer und vor allem lobender angeschaut haben. Erwartet keinen Tiefgang, keine gewaltigen Tränenströme - aber einen liebevollen, subtilen kleinen Film mit einem pelzigen Hauptdarsteller, der einem ans Herz wächst.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch / Japanisch 5.1 mit engl. UT. Anamorphic Widescreen
Regie: Yoichi Sai

Tierdrama

Spannung *

Humor *

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R u n i n :   B a n i s h e d

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

S e x u a l   P a r a s i t e :   K i l l e r   P u s s y

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

S o d o m   t h e   K i l l e r

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

S t e a m b o y

Reviewed 11.6.05

Japan 2004 England 1866: Der junge Erfinder Ray Steam bekommt von seinem Grossvater eine metallene Kugel zugeschickt, die keinesfalls in die Hände der O'Hara-Foundation fallen darf. Da die Männer dieser Organisation Ray aber bereits auf der Spur sind, muss er fliehen - und wird von ihnen geschnappt. Ray macht Bekanntschaft mit Scarlett O'Hara, der arroganten Enkelin des Stiftungsgründers und mit der schrecklichen Wahrheit: Sein Vater Eddie Steam und sein Grossvater Lloyd Steam haben beide diese Kugel entwickelt und sich wegen ihr zerstritten. Die Kugel speichert eine spezielle Flüssigkeit und erzeugt enormen Druck. Dieser ist nötig, um die gigantischen Maschinen anzutreiben, die die Steams entwickelt haben. Doch darüber, welchem Zweck diese Giganten dienen sollen, gerieten Vater und Sohn in Streit. Eddie und die O'Hara-Foundation träumen von Macht und Reichtum. Kann Ray seinen Dad zu Sinnen bringen?
Der legendäre Manga-Künstler, Drehbuchautor (Metropolis) und Regisseur ("Akira") Katshuhiro Otomo arbeitete seit 1994 an "Steamboy". Das Stahl-und-Dampf-Epos basiert nicht auf einem Manga und repräsentiert einen schier enormen Aufwand an Zeichnungen, CG-Tricks und Artwork. Doch zu einem Meisterwerk konnte Otomo diese Arbeit dennoch nicht bündeln. Massgeblich darum, weil die Story nicht so viel hergibt. Sie ist zwar deutlich klarer strukturiert als mancher Anime seit "Akira", aber richtig tief schürfen oder mitreissen will sie nicht.
Typische Anime-Konzepte wie die Macht der Technik oder pazifistische gegen militarisierte Weltsicht werden angeschnitten, aber nicht zu Ende gedacht. Letztendlich scheint Otomo sprichwörtlich Schall und Rauch den Vorrang zu geben. "Steamboy" ist dementsprechend ein Sieg von Form über Inhalt. Schlecht ist er trotzdem nichgt. Alleine schon, weil die Visuals wirklich ein Traum sind. Die monströsen Apparate, die penibel gezeichneten viktorianischen Städte und ein schier einzigartiges Spiel mit dem CG-animierten Dampf ergeben ein opulentes Werk. Wo sonst bekommt man schon die Zerstörung der Tower-Bridge geboten, das Hochheben eines Zugs durch einen Zeppelin?
Letztendlich nützt dies aber alles nicht viel, wenn die Motivation con Rays Vater und Grossvater zu diffus bleiben, der Sinn und vor allem die Funktion der Apparaturen nie ganz deutlich gemacht wird und der Plot eine halbe Stunde vor Schluss beinahe stehen bleibt. "Steamboy" ist ein epischer, grosser Anime, dem man seine lange Entstehungszeit beinahe ansieht. Aber ein paar Monate hätten vielleicht doch ins Skript und die Figuren fliessen sollen.
PS: Die US-Fassung der DVD bietet auch die englische Synchro mit Stars wie Anna Paquin (als Ray!), Alfred Molina und Patrick Stewart. Auf der deutschen DVD wurde diese Spur seltsamerweise durch die polnische ersetzt. Schade.

Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (D): Code 2 PAL. Japanisch, Deutsch und Polnisch 5.1 mit deutschen Untertiteln.
Anamorphic Widescreen.
Regie: Katshuhiro Otomo

Anime

Action * * * *

Spannung * *

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S u r v i v e   S t y l e   5 +  

Reviewed 16.3.05

Japan 2004 Ein Mann (Tadanobu Asano) hat seine Frau (Reika Hashimoto) getötet. Er verscharrt sie im Wald. Doch kaum kehrt er nach Hause zurück, sitzt sie wieder am Tisch. Nach mehreren Versuchen engagiert er einen Killer, um die Frau auszuschalten. Es handelt sich um einen aus England eingeflogenen Kerl (Vinnie Jones), der nur durch einem seltsamen Simultanübersetzer (Yoshiyoshi Arakawa) kommunizieren kann. Zuvor hat ihn schon die Werbefrau Yoko (Kyoko Koizumi) angeheuert, damit er ihren Lover (Hiroshi Abe) ausschalten kann, der nur drei Sekunden Sex mit ihr hat. Der Lover ist Zauberer. Gerade hat er auf der Bühne den Familienvater Kobayashi (Ittoku Kishibe) per Hypnose in einen Vogel verwandelt, als der Killer auftaucht und den Zauberer mit einem Stich in die Halsschlagader platt macht. Kobayashis Hypnose kann nicht rückgängig gemacht werden, weshalb seine Familie versucht, damit zu leben.
Der junge Werbefilmer Gen Sekiguchi legt mit seinem Kinodebüt einen wahrhaft schrägen Film vor. Unterarme als Geschosse, ein gekochter Papa, eine Familie, die "fuck, suck, pussy" zusammen singt - einfach herrlich verschroben und unendlich bizarr. Trotzdem ist "Survive Style 5+" nicht eine völlig lose Aneinanderreihung etlicher Kabriolen - die fünf Handlungsstränge machen in einem parallelen Universum des Grotesken durchaus Sinn. Nicht alles funktioniert, vieles soll gar nicht erklärt oder aufgelöst werden. Doch spätestens, wenn der komplett irre und doch so organisch passende Schluss kommt, weiss man, dass man so einen Film noch nicht oft gesehen hat.
Vor der Kamera spielt eine interessante Starriege auf. Der stets verlässliche Tadanobu Asano (Zatoichi, Last Life in the Universe, Ichi the Killer) tritt dem Wahnsinn mit cool-relaxter Art entgegen, Sonny Chiba gibt sich in einem Gastauftritt als Yokos Boss die Ehre und Snatch-Flucher und Ex-Fussballstar Vinnie Jones tritt als Killer in Aktion. Ja, dieser Vinnie Jones. Seine Auftritte erinnerten mich irgendwie an das Alien aus "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy", das zu einer Person fliegt, nach ihrem Namen fragt, sie beleidigt und zum nächsten Wesen auf der alphabetischen Liste fliegt. Hier jedoch mit tödlicherem Resultat. Vinnies Frage "what's your purpose in life?" ist so simpel wie böse. Seine Tötungsaktionen haben im Film eine Kettenreaktion zur Folge, die herrlicher kaum sein könnte.
Doch "Survive Style 5+" ist kaum wegen seiner Schauspieler oder wegen der Geschichten ein Knüller. Es sind die vielen Ideen, Popkultur-Referenzen und der Python'eske Humor, der einfach köstlich ist. "Shining" wird angesprochen, der Digi-Rossini aus "Clockwork Orange" kommt beim Wettpoppen zum Zug und auch sonst stimmt der Musikeinsatz bis hin zum Cake-Cover von "I Will Survive". Was mich immer wieder zu grössten Lachern hinriss, waren Yokos kuriosen Werbefilmchen und ihr anschliessendes zischendes Lachen. Es sind solche kleinen Dinge, die Sekiguchi wunderbar hinkriegt. Und dies inmitten grösserer Absurditäten. Asanos ganzer Handlungsstrang ist von einer anderen Welt. Und der Papa-Vogel ist zum Heulen. Was es alles bedeuten soll? Nichts.
Das ist nicht unbedingt ein Manko, doch letztendlich hätte ich doch noch etwas erwartet. Fragt nicht was. Substanz, Hintersinn, Plot ... vielleicht auch nichts davon, aber das schrille Figurenkarussell dient letztendlich halt nur als Plattform für schräge Einfälle, irre Figuren und überdrehte Sets. Das "nur" ist in Anführungs- und Schlusszeichen zu setzen, denn alleine schon dafür lohnt sich das Ansehen. Das Maximum holt Gen Sekiguchi nicht aus seinen Ideen heraus. Aber für ein Debüt ist "Survive Style 5+" eine einfallsreiche, höchst unterhaltsame und poppig überdrehte Wucht.

Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Gen Sekiguchi

Groteske

Humor * * *

Action * *

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S w i n g   G i r l s

Reviewed 1.10.05

Japan 2004 Die Yamakawa Highschool hat ein gefeiertes Baseball-Team und eine Brass Band, die die Jungs bei den Spielen anfeuert. Während der Sommerferien fährt die Truppe zu einem Spiel, vergisst aber ihr Essen. Es liegt an den Mathe-Nachhilfe-Schülerinnen um Tomoko Suzuki (Juri Ueno), die Nahrung ins Stadion zu bringen. Doch unterwegs passieren so manche Missgeschicke. Dabei verdirbt das Essen und die Band liegt mit Lebensmittelvergiftung im Spital. Der einzige, der nicht gegessen hat, war der aus reichem Hause stammende Yuta Namakura (Yuta Hiraoka), der eigentlich aus der Band aussteigen wollte. Nun muss er eine neue rekrutieren und spricht mit Mathe-Lehrer Ozawa Tadahiko (Naoto Takenaka) ab, dass seine Schülerinnen zu ihm in die Musikstunde kommen. Neben Saxofonistin Tomoko Suzuki tauchen die rundliche Naomi Drummerin Tanaka (Yukari Toshima), die Aussenseiterin Kaori Sekiguchi (Yuika Motokariya) und zwei Punk-Girls (Fumiko Mizuto, Kana Sekine) auf. Sie spielen nicht wirklich überzeugend, doch bald packt sie der Ehrgeiz.
Waterboys-Regisseur Shinobu Yaguchi geht kein Risiko ein und erzählt abermals eine Underdog-Geschichte im Schulmilieu. Und erneut gelingt ihm damit ein richtiger Feelgood-Hit. Das Lob, welches der Film bei den Japanese Academy-Auszeichnungen (u.a. bestes Drehbuch) einheimste, kann ich zwar nicht ganz nachvollziehen und selbst die 3½ Sterne verleihe ich nur ausserordentlich knapp - aber "Swing Girls" macht Spass, das lässt sich nicht bestreiten.
Die jungen Akteure sind allesamt sympathisch und schaffen es, ihre nur holzschnittartig aufgebauten Figuren einigermassen fassbar zu machen. Wir erfahren nicht viel mehr, als dass Nakamura reich ist, Sekiguchi eine Aussenseiterin und dass Suzuki eine witzige Familie hat. Erstaunlicherweise braucht es gar nicht mehr, denn wichtiger als der Background der Charaktere ist ihr internes Zusammenspiel. Der Gruppengeist ist wichtiger als das Individuum, wie so oft in typischen Gruppen-Underdog-Werken. Und diesem Sub-Genre wird "Swing Girls" auch jederzeit gerecht.
Will auch heissen: Er ist von A bis Z voraussehbar. Die Hürden, die es zu meistern gibt, die Konkurrenz, das Finale - nichts scheint auch nur im Entferntesten von der Muse geküsst zu sein und in etlichen Filmen in allen Varianten bereits abgehandelt worden zu sein. Cheerleader ("Bring It On"), Schwimmer ("Waterboys"), Baseballspieler (
"The Bad News Bears") - die Liste ist schier unendlich. Unter anderem deshalb kann ich oben genannten Drehbuch-Preis nicht wirklich nachvollziehen. Vielleicht haben die Dialoge ihren Teil dazu beigetragen.
Aber wer verlangt bei einem solchen Film auch nach einer gänzlich originellen Story? Es geht darum, mit unseren Aussenseitern mitzufiebern, mitzulachen und letztendlich sich mit ihnen zu freuen. Nach diesem Konzept punktet "Swing Girls" auf der ganzen Linie. Die Musik reisst mit, die Personen sind liebenswert, das Erzähltempo flott, die Hindernisse witzig und manche kleine Episode ist unverfälscht amüsant - wie jene mit der Maus in der Trompete.
"Swing Girls" ist letztendlich auch darum ein sehenswerter Film, weil er nicht vorgibt, das Rad neu erfinden zu wollen sondern zielstrebig darauf auf ist, sein Publikum zu unterhalten, bewegen und mit Musik von den Sesseln zu lupfen. Da ihm das gelingt, hat er seine Mission erfüllt. Ein Aufsteller, den Freunde des unbekümmerten modernen japanischen Kinos (welches im Vergleich zum schockierenderen Film international nie denselben Durchbruch schaffte) durchaus gefallen sollte.

Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (Thai)
Meine Disk (Thai): Code 0 PAL. Japanisch 5.1 und Thai 5.1 mit engl. Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Shinobu Yaguchi

Komödie

Humor * * *

Spannung * *

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T a n g e   S a z e n

Reviewed 22.1.05

Japan 2004 In Edo herrscht Aufregung: Der Yagyu-Clan, der für den Shogun den Toshogu-Schrein in Nikko reparieren darf, soll einen Krug zurückgelassen haben, der eine Million Ryo wert ist. Das wertvolle Teil landet als Heiratsgeschenk beim Samurai Genzaburo (Hironobu Nomura). Der hält es aber für wertlos, worauf seine Frau Hagino (Kumiko Aso, Kaïro, Casshern) es an einen Trödler verkauft. So gelangt der Topf in die Hände des Buben Yasuko, der ihn als Aquarium für seinen Goldfisch benutzt. Als Yasukos Grossvater stirbt, nimmt der einäugige Ronin Sazen Tange (Etushi Toyokawa) das Kind auf - gegen den Wunsch seiner biestigen Frau Ofuji (Emi Wakui).
Nachdem schon der Japaner liebster Schwertkämpfer Zatoichi ein modernes Update bekommen hat, darf nun auch Tange Sazen in eine neue Ära starten. Die Schwertmeister-Figur aus den Zeitungsartikeln und Romanen von
Fubo Hayashi (1900-1935) eblickte 1928 das Licht der Leinwand und war in der Folge bis ins Jahr 1966 satte 31 Mal zu sehen (andere Quellen sprechen von 33). Das jetztige Update von Regisseur Toyoji Tsuda ist ein Remake des gefeierten Originalfilms von 1935 und behält den witzigen Unterton dieses Werks bei. Dadurch sind die Parallelen zum ebenfalls ironischen Zatoichi mannigfaltig, nicht zuletzt, weil beide Hauptfiguren körperliche Handicaps haben. Im Falle von Tange Sazen ist es das Fehlen des rechten Auges und rechten Arms.
Der Plot ist beinahe Slapstick-mässig aufgezogen und dreht sich um den Macguffin einer Yagyu-Urne. Was daran soviel Wert sein soll, entzieht sich der Betrachtung der Zuschauer, aber alle wollen an das Teil ran. Natürlich landet es bei jemandem, der seinen Wert nicht kennt - Tange Sazen. Der ist eine coole Figur. Faul, kampfstark und zynisch, meistens am Streiten mit seiner Gattin Ofuji. Die beiden sind ein köstliches Paar und werden von Etsushi Toyokawa und Emi Wakui blendend gespielt. Auch die anderen Darsteller agieren mit eine überzeugenden Mix aus Komik und Ernsthaftigkeit. Besonderes Augenmerk verdient auch der Bub, der süss ist, ohne kitschig zu wirken.
Die Chanbara-Sets sind gelungen, die modern und klassisch aufgepeppte Musik attraktiv und der Humor clever. Die Lauflänge von 119 Minuten hätte indes etwas gestutzt und das Tempo etwas erhöht werden können. Auch ein wenig mehr Pepp hätte nicht schaden können, denn so wie der Film nun daherkommt, wirkt er neben Kitanos Zatoichi blässer. Was nicht heissen will, er sei schlecht. "Tange Sazen" ist höchst routinierte, freudvolle Unterhaltung, die es in manchen Kreisen zu einem gefragten Film bringen wird. Nicht ganz so blutig, nicht ganz so schräg und nicht ganz so gut wie Zatoichi - aber sehenswert.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Sazen; Tange Sazen: The Jar Worth One Million Ryo; Tange Sazen - Hyakuman Ryou No Tsubo; Hyakumanryou No Tsubo; Tange Sazen and the Pot Worth a Million; Tange Sazen: Hyakuman Ryô no Tsubo
Regie: Toyoji Tsuda

Actionkomödie

Action * * *

Humor * *

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T h e   T a s t e   o f   T e a

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h r e e . . .   E x t r e m e s :   B o x

Reviewed 5.11.04

Japan 2004 Pan-asiatische Horror-Anthologie aus:
Box (Japan) - Takashi Miike
Dumplings (Hongkong) - Fruit Chan
Cut (Südkorea) - Chan-wook Park

Kyoko (Kyoko Hasegawa) hat jede Nacht den gleichen Albtraum: Ein Mann steckt sie in einen Plastiksack, quetscht sie in eine Schachtel und begräbt sie. Als Kyoko den Geist ihrer Schwester Shoko erblickt, kommen die Erinnerungen wieder hoch: Als Kinder waren Kyoko und Shoko Ballettänzerinnen in der Zirkusshow ihres Vaters. Am Schluss ihrer Performance stiegen sie in kleine Kisten und "verschwanden". Nach dem Auftritt lobte der Vater (
Atsuro Watabe) immer nur Shoko und ignorierte Kyoko. Eines Abend schlich sich Kyoko in Papas Zimmer und entdeckte in seinen Armen Shoko. In ihr wuchs die Wut auf die Schwester. Als Shoko einmal am Üben war, verschloss Kyoko die Box ...
"Three... Extremes" ist die Fortsetzung der multi-asiatischen Horror-Anthologie Three. Thailand ist diesmal nicht dabei, dafür konnte Produzent Peter Chan drei der versiertesten Regisseure Asiens gewinnen: Takashi Miike für "Box", Chan-wook Park für Cut und Fruit Chan für Dumplings. Takashi Miikes japanischer Beitrag ist dabei der schwächste. Das spricht mehr für die Qualität der beiden anderen Beiträge als gegen Miike, denn auch sein Segment ist noch immer absolut sehenswert.
Primär beeindruckt die Ton- und Bildsprache. Die beiden tanzenden Mädchen, die in den Schachteln verschwinden, haben eine extrem surreale Atmosphäre und die zieht sich danach durch den ganzen Film. "Box" ist bloss leider nicht sonderlich unheimlich, nicht blutig oder brutal. Der Inzest-Aspekt wird genauso wenig ausgeleuchtet wie der Geister-Aspekt. Anders gesagt: "Box" wird dem "Extreme"-Anspruch nicht gerecht. Klar hat er einige krasse Momente und einen der besten der ganzen Trilogie (als die Schachtel von Shoko in Flammen aufgeht), aber als Ganzes ist es das schwächste Element. Mehr muss man dazu auch gar nicht sagen - Anschauen der ganzen Trilogie lohnt sich auf jeden Fall, denn sie ist bedeutend besser als die erste Three-Anthologie. Sie ist total nur zwei Stunden lang und zeigt euch die unheilvollen Visionen dreier wirklich  talentierter Filmemacher.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch / Japanisch / Koreanisch  5.1
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Three 2: Box; Three, Monster: Box; Three, Extreme: Box; Sang geng 2
Regie: Takashi Miike

Horrorfilm

Spannung * *

Gewalt *

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T o k y o   P s y c h o

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

T o n y   T a k i t a n i

Reviewed 15.12.05

Japan 2004 Tony Takitanis Mutter starb wenige Tage nach seiner Geburt, sein Vater Schozaburo (Issei Ogata) verbrachte mehr Zeit mit seiner Jazzband, als mit seinem Sohn. In der Schule war Tony meist einsam, auch wegen seinem amerikanischen Vornamen, der ihm der Vater gegeben hat. Um der Einsamkeit zu entfliehen, begann er zu malen. Nun, als Erwachsener, verdient Tony (Issei Ogata) nicht schlecht mit seinen Bildern. Und auch privat gehts bergauf, als er sich in die 15 Jahre jüngere Eiko Konuma (Rie Miyazawa) verliebt. Die beiden heiraten, doch obwohl sie sich ausgesprochen stark lieben, leidet Tony bald unter Eikos Kaufzwang: Ihre Kleiderschränke platzen aus allen Nähten und trotzdem kann sie sich in einem Laden nie zurück halten. Als Tony sie darum bittet, die Sucht nach Textilien zu bekämpfen, löst er ein Drama aus.
Da ich aus Zeitgründen wenig lese, ist mein literarischer Horizont beschränkt auf Autoren wie Chuck Palahniuk, JRR Tolkien, Joseph Heller, Douglas Adams, William Shakespeare, Orson Scott Card - oder anders gesagt: englischsprachige Autoren. Selbst das Lesen des letzten deutschsprachigen Romans dürfte ein Dutzend Jahre her sein. An japanische Werke wage ich mich gar nicht erst heran und kenne den gefeierten Haruki Murakami deswegen nicht einmal vom Hörensagen. Schüttelt den Kopf, runzelt die Stirn, ich kanns nicht ändern. Deshalb bin ich auch nicht in der Lage zu erklären, ob Jun Ichikawa die Murakami-Erzählung "Tony Takitani" werkgetreu umgesetzt hat. Doch als ein Werk, das für sich alleine steht, ist es gescheitert - wenn auch mit Stil.
Ichikawas grösster Fehler ist es, uns seinen Protagonisten nie wirklich nahe zu bringen. Tony kam mir, trotz der Kompositionen, die ihn innerhalb der Bilder isolieren oder in kühle Umgebung pflanzen, nie wahnsinnig einsam vor. Da kann der Erzähler dies dem Zuschauer noch so lange eindreschen. Die gekünstelte Einsamkeit ging mir deshalb nie nahe, das Schicksal von Tony liess mich ebenso kalt wie die gut komponierten, minimalistischen Bilder. Ein Film über Einsamkeit, der kein Mitleid erzeugt, der kein Verständnis generiert oder die Zuschauer über den eigenen Seelenzustand reflektieren lässt, schiesst am Ziel vorbei. Ohne Gefühle ist Tony kein unter Einsamkeit leidender Mann, sondern ein grummlig dreinblickender Kerl, der still in einem kalten Raum sitzt.
Die Bildsprache des Films ist ebenso durchschaubar wie seine Darstellung von Isolation: Die Kameraschwenks von links nach rechts etwa, welche die Übergänge der Sequenzen markieren, suggerieren den Fluss der Zeit auf eine sehr didaktische Weise. Die dünne Handlung wird durch den selbstgefälligen, wenn auch interessant verwobenen Einsatz einer Erzählstimme nie aufgepeppt, vielmehr bekommen die bereits ermüdenden Bilder einen noch lethargischeren Beigeschmack durch das monotone Gerede. Hier wird keine Einsamkeit gezeigt, sondern Schläfrigkeit. Keine Menschen, sondern Kunst-Abziehbilder. Keine Realität, sondern verklärt melancholische Traumbilder ohne jegliche Intensität. So hat der Film letztendlich nichts zu sagen und nichts zu zeigen.
Trotz des Mangels an Inhalt und Tiefgang fand "Tony Takitani" wie nicht anders zu erwarten im internationalen Festivalzirkus Anklang. In Locarno bekam er etwa den Jurypreis und den auf jedem Festival verliehenen FIPRESCI-Preis, mit dem schon manch zweifelhaftes Werk unnötige Aufmerksamkeit erntete. Die Auszeichnungen offenbaren jedoch nur, dass sich einmal mehr Kunst-beflissene Zuschauer von monotoner Inszenierung und Anti-Popcorn-Bildsprache blenden liessen. Der auf puren Formalismus reduzierte Langweiler ist die 75 Minuten nicht wert, die man in ihn investieren muss.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (SK)
Meine Disk (SK): Code 3 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Jun Ichikawa

Drama

Humor *

Anspruch * * *

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T s u m u g i

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

U l t r a m a n :   T h e   N e x t

Reviewed 3.8.05

Japan 2004 Lt. Shunichi Maki (Tetsuya Bessho) ist ein Top-Pilot bei der japanischen Luftwaffe. Doch er will seinen Job aufgeben, da sein kleiner Sohn Tsugumi nur noch etwa ein Jahr zu leben haben soll. Diese Zeit will Maki darum mit dem Sohnemann und seiner Frau Yoko verbringen. Doch bei seinem letzten Einsatz rast er mit seiner F-15 in einen roten Feuerball. Kurz darauf verhaftet ihn die BCST-Agentin Sara Mizuhara (Kyoko Toyama). Sie erklärt ihm, er sei durch den Kontakt mit der Kugel verseucht worden. Schon zuvor sei dasselbe Captain Takafumi Udo (Kenya Osumi) passiert. Er kam in Kontakt mit einer blauen Kugel und mutierte zu einer riesigen Mörderechse, die die Regierung "The One" nennt. Die BCST will "The One" nun mit Hilfe von Maki anlocken und töten. Doch das Monster ist zu stark. Angesichts der Gefahr mutiert auch Maki: zum Superkämpfer Ultraman.
Die TV-Serie "Ultraman" erblickte 1966 als Schöpfung von "Godzilla"-Effektspezialist
Eiji Tsuburaya (1901-1970) das Licht der Welt. In den kommenden Jahren entwickelte sich der Superheld in Serien, Filmen, Mangas, Computerspielen und Themenpark zu einem der beliebtesten Figuren der japanischen Popkultur. Mit "Ultraman: The Next" nimmt Regisseur Kazuya Konaka ("Ultraman Zearth 2") einen Relaunch vor und dies im grossen Stil. Auf den Big-Budget-Streifen folgte die neue Serie "Ultraman Nexus". Film und Serie sollen ein reiferes Publikum ansprechen. Und während "Ultraman: The Next" tatsächlich düstere Momente hat, so ist er letztendlich trotzdem Bubenfantasie.
Das beginnt schon beim Militärjet-Fetisch. In meiner Flugzeug-Fan-Phase kurz vor der Pubertät war der F-15 stets mein Lieblings-Fighter. Hier kommt das edle Flugzeug voll zum Zug und dürfte für grosse Bubenaugen sorgen. Die nicht-CGI-Jets sind tatsächlich eine Augenweise, aber ein erster Hinweis, dass hier mit Macho-Themen, Pathos und Armee-Moral geschleudert wird. Es kommt noch dicker. Der wackere Pilot als Über-Held, die Familie als treuer Halt im Hintergrund und dazu stets pathetische Musik, teilweise Orchester, teilweise Rock (von Tak Matsumoto). "Ultraman: The Next" ist in diesen Passagen derart aufgeblasen und Ironie-frei, dass der Kontrast zu den trashigeren Fights viel zu gross ist.
Diese sind zwar technisch aufgemotzt mit CGI und neuer Technik, doch sie sind trotzdem noch immer klassische Man-in-Suit-Kämpfe à la "Godzilla". Das böse Monster sieht durchaus cool aus, aber der auf Übergrösse gewachsene Ultraman macht keine sonderlich eindrückliche Figur. Ausserdem lernen wir sehr wenig über diesen flotten Flitzer, was enttäuscht, weil sich der Film als "origin story" versteht, also den Charakter einführen soll. Woher kommen die ausserirdischen Kugeln? Wieso sind "The One" und Ultraman Erzfeinde? Wie genau funktioniert die Symbiose aus Maki und Ultraman? All dies ist egal, als endlich mal drauf los geprügelt wird. Selbst der kranke Sohn gerät in den Hintergrund. Ja es wird sogar ignoriert, dass er todkrank ist. Scheint gar nie so wichtig gewesen zu sein.
"Ultraman" ist letztendlich eben nichts wichtig ausser seine gross budgetierte Action. Die macht aus brachialer Sicht ja auch eine gewisse Freude, doch die Kämpfe sind repetitiv und verpackt in einen absolut durchschnittlichen Film. Besser als Devilman ist der neue "Ultraman" auf jeden Fall und die drei Sterne verweigere ich ihm nur knapp. Aber hinter der gelackten, armeefreundlichen Fassade hätte ich einfach etwas mehr Substanz erwartet. Etwas mehr Plot. Dafür, dass dies ein Relaunch sein soll, wirkt das Ganze einfach zu sehr nach "altem Wein in neuer Flasche".
Hier ein paar Screenshots zur Einstimmung: Bild 1, Bild 2, Bild 3, Bild 4
Hier auf DVD erhältlich
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Ultraman
Regie: Kazuya Konaka

Fantasy-
Action

Action * * *

Spannung *

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U m i z a r u

Reviewed 1.3.05

Japan 2004 Sergeant Minamoto (Tatsuya Fuji, In the Realm of the Senses) begrüsst 14 neue Rekruten, die Such- und Rettungstaucher bei der japanischen Küstenwache werden wollen. Minamoto soll die jungen Männer trainieren, aber sie auch warnen, denn der Job ist lebensgefährlich und hart. Schnell zeigt sich, dass Daisuke Senzaki (Hideaki Ito, Onmyoji II, The Princess Blade) und Yuji Mishima (Ken Kaito) zu den besten in der Gruppe gehören. Deshalb werden den beiden schwächliche Partner zugeteilt. Daisuke kriegt den kleinen Hajime Kudo (Atsushi Ito, Battlefield Baseball), der die Teamleistung immer wieder nach unten zieht. Doch Daisuke wird sein Freund. In der Freizeit findet er auch noch Zeit, die Modejournalistin Kanna Izawa (Ai Kato) zu betören, die zwar nichts von einem "Sea Monkey", wie die aufreisserischen und wenig treuen Seeleute in der Stadt genannt werden, wissen will, aber Daiskues Charme trotzdem erliegt. Da passiert eine Tragödie, die Daisukes Ambitionen jedoch arg bremst.
"Umizaru" bringt die Art des Filmemachens nach Japan, die Jerry Bruckheimer perfektioniert hat: Heroische Musik, Männerfreunschaften, Pathos, bewegliche Kamera - nicht wenige Kritiker zogen als Vergleich "Top Gun" heran. Der sitzt tatsächlich, doch zum Glück verzichtet "Umizaru" auf Chauvinismus. Seine Figuren sind menschlicher, deshalb kann als Vergleich auch der Richard-Gere-Hit "An Officer and a Gentleman" herangezogen werden. Welche Parallelen man auch immer entdeckt: Die Adaption eines populären Mangas durch Regiedebütant Eiichiro Hasumi (Regieassistent von Bayside Shakedown) ist sehr unterhaltsames Mainstream-Kino in perfekter Präsentation.
Das gilt nicht nur für den technischen Aspekt, auch für den schauspielerischen. Die jungen Kerle spielen souverän und charmant, zudem dürfen sie bei jeder Gelegenheit ihre Shirts ausziehen. Oftmals sogar noch mehr. In der ersten Stunde wird soviel knackiges Männerfleisch präsentiert, dass man sich fragt, ob dies doch eher Japans Antwort auf die Chippendales sein soll, ob damit die "Uuhs" und "Aahs" der Girls im Publikum herbeigezaubert werden sollen oder ob der Regisseur eine mehr oder weniger heimliche Leidenschaft für
Jünglingshaut hegt. Welche Motivation auch zu Grunde liegt: Stören tuts kaum, denn die Jungs schaut man gerne an. Wie den ganzen Film.
Um auch diesbezüglich auf Bruckheimer-Linie zu liegen: An Klischees spart "Umizaru" nicht. Der schwächliche Kollege, den ein Schicksalsschlag erleidet, der böse Kumpel, der die Moral auch noch lernt und natürlich der Ausbildner, der seine eigenen traumatischen Erlebnisse hinter sich hat. Dazu klischierte Boy-meets-Girl-Nebenhandlungen und vieles mehr. Doch es funktioniert. Eben massgeblich, weil Hasumi keine gelackte Militärpropaganda produziert hat, sondern die neutralere Küstenwache ins Zentrum stellt und davon wiederum nicht den Drill-Aspekt, sondern die Freundschaft. Ein altbekannter, immer wieder gerne gesehener Stoff. Vor allem, wenn er derart spannend umgesetzt ist.
"Umizaru" ist also allen zu empfehlen, die auf zackige Männerdramen stehen. Pompöse Musik, schneidige Schiffe, wendige Kamerafahrten - das alles trägt zum Reiz des Films bei. Er wird weder einen Preis für Originalität gewinnen, noch einen für Subtilität, aber wer ihm das vorwirft, schiesst sprichwörtlich am Ziel vorbei. Er unterhält gut und schaut gut aus. Das reicht für ganz solide 3 Sterne. Wer ein Faible für gut gebaute Boys hat, kann gerne noch einen halben Punkt dazurechnen.

Fortsetzungen:
Umizaru 2: Test of Trust, 2006
Umizaru 3: The Last Message, 2010
Umizaru 4: Brave Hearts, 2012

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Sea Monkeys
Regie: Eiichiro Hasumi

Drama

Spannung * * *

Humor *

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U n i v e r s i t y   o f   L a u g h s

Japan 2004 Ausführliche Kritik: hier.

 

V i t a l

Reviewed 5.7.05

Japan 2004 Nach einem Autounfall hat Hiroshi Takagi (Tadanobu Asano) das Gedächtnis verloren. Schlimmer hat es seine Freundin Ryoko Ooyama (Nami Tsukamoto) erwischt: Sie verstarb im Spital. Langsam kommen Hiroshis Erinnerungen daran zurück. Auch an sein Studium der Medizin, das er noch etwas mitgenommen wieder aufnimmt. Er freundet sich lustlos mit Ikumi (Kiki) an, die am Seziertisch seine Partnerin wird. Sie nimmt das Arbeiten an den Leichen, die Dr. Kashiwabuchi (Ittoku Kishibe) organisiert hat, ziemlich mit, während Hiroshi mit kühler Routine arbeitet. Da merkt er, dass die Leiche jene von Ryoko ist! Sie hatte kurz vor ihrem Tod verfügt, dass ihr Körper medizinischen Zwecken dienen sollte. Hiroshi entwickelt ein immer seltsameres Verhältnis zu der Leiche und die längst verliebte Ikumi poltert: "Was habe ich für eine Chance gegen falsche Erinnerungen?"
"
Vital" ist Shinya Tsukamotos bisher bravstes Werk. Mit dem gepflegten, nur leicht irritierenden Drama scheint sich der Tetsuo-Regisseur bis auf ein paar immer wieder auftauchende Schornsteine von der Industrial-Ästhetik früherer Filme gänzlich verabschiedet zu haben. Auch der immer wieder gerne gesehene Fetischismus ist beschränkt auf ein paar kurze Sequenzen, in denen Hiroshi zärtlich die Haut seines toten Forschungsobjekts streichelt.
In solchen Szenen werden zwei Dinge deutlich: Der Körper hat das Metall als Themenbereich verstossen - Tsukamoto schien bisher fasziniert von Metall und seiner Wirkung auf den Körper. Spätestens seit A Snake of June dagegen ist es der Körper selbst, der den Regisseur fasziniert. Vom Metallischen zum Organischen. Was ebenso auffällt: Tsukamoto zeigt Herz. Waren seine Frühwerke noch eiskalt und so emotional wie das Kind von Rudolf Scharping und Maggie Thatcher, so lotet Tsukamoto mittlerweile gerne menschliche Seelen aus und sucht nach Verbindungspunkten zwischen Geist und Körper. Beinahe eine spirituelle Richtung. Doch ist diese gut?
Nicht in meinen Augen. Ich bedauere schon, dass andere asiatische Regisseure wie Ki-duk Kim von "jungen Wilden" zu Festivals-tauglichen Auteurs verkommen, nun erwischt es auch Tsukamoto. Die westlichen Kritiker werden ihn nun mehr als zuvor entdecken, loben und weiter in diese Richtung drängen. Die Ecken und Kanten drohen dabei abgeschliffen zu werden. "Vital" ist davon bereits betroffen. Es ist ein ästhetisch ausgeklügeltes Werk mit famosen Darbietungen und nur gelegentlichem Aufblitzen des alten Tsukamoto (Albträume, Sezierungen) - doch es fehlt die Rohheit, es fehlt vielleicht bereits der einzigartige Touch dieses Filmemachers.
Dazu kommt, dass ich Tadanobu Asano in diesem Film nicht mochte. Der junge Schauspieler gehört zu den besten Asiens, das steht ausser Frage, doch sein konstant ins Leere gerichteter Blick und seine unpassend langen Haare lassen ihn in "Vital" wie eine wandelnde Leiche erscheinen. Das mag Sinn dieser gedämpften Performance gewesen sein, doch in dem Fall war es eine schlechte Wahl. Als Zuschauer bleibt man so distanziert wie bei einem Frühwerk von Tsukamoto. Doch wo dies bei einem Tetsuo Sinn machte, ist diese Distanz bei einem Liebesdrama (und das ist "Vital" letztendlich schon) verhängnisvoll. Mich haben diese Figuren jedenfalls kaum berührt. Sei es mit Hiroshi, der magersüchtigen Ryoko mit ihren Tanzwut-Ausbrüchen oder Ikumi.
Und so bleibt ein knapper 3-Stern-Film zurück. Zu wenig mutig, zu wenig kantig, zu wenig tiefschürfend. Zu wenig Tsukamoto. Natürlich kann man staunend beobachten, wie der Regisseur heute nicht mehr auf Stilexzess angewiesen ist, um seine Geschichten zu erzählen. Doch waren diese Stilexzesse im Falle von Tsukamoto nicht gerade das definierende Element? "Vital" ist für sich alleine betrachtet ein ganz gelungener Film, ein etwas andersartiges Liebesdrama mit morbidem Beigeschmack, schwarzem Humor und emotionalen Komponenten. Doch im Kontext frustriert er mich, weil sich ein weiterer Regisseur vom asiatischen Genrekino zum asiatischen Arthauskino zu verabschieden droht.
Hier auf DVD erhältlich (J)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (J): Code 2 NTSC. Japanisch 5.1, 2.0, DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Shinya Tsukamoto

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

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Z e b r a m a n   ~   Z e b u r a a m a n

Reviewed 20.9.04

Japan 2004 Yokohama 2010: Shin'ichi Ichikawa (Sho Aikawa) ist ein Verlierer: Die Schüler nehmen den Lehrer nicht ernst, sein Sohn hat keinen Respekt vor ihm, seine Frau geht fremd und seine minderjährige Tochter verkauft ihren Körper an einen älteren Kerl, der sich erst noch als Ausserirdischer entpuppt. Er ist nicht das einzige Alien in der Stadt. Eine ganze Reihe der grünen Gesellen macht Yokohama unsicher. Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. Shin'ichi hat genug. Eines Tages näht er sich ein Kostüm von "Zebraman". Diese Superhelden-Show lief vor 34 Jahren am TV, wurde jedoch nach nur sieben Folgen wieder abgesetzt. In diesem Umhang mausert sich Shin'ichi zum Kämpfer gegen die Bösen - und sobald er für das Gute kämpft, entwickelt der "Zebraman" sogar Superkräfte!
"Zebraman" wird von vielen als Takashi Miikes erster Schritt in das Genre des Familienfilms bezeichnet. Das ist nicht ganz richtig, denn bereits Salaryman Kintaro war eigentlich Miikes Art eines Werks für Jung und Alt. "Zebraman" hat einige Parallelen zu Kintaro. Beide sind in gewissem Sinne Superheldenfilme, bei denen ein Alltagsmensch zum gefeierten Kämpfer der breiten Masse wird. In Kintaro war es eher subtil und realitätsnah, in "Zebraman" im Bereich Fantasy.
Das Resultat ist ein höchst unterhaltsamer Superhero-Exzess mit Miike-typischer Extravaganz. Bereits die erste Worte auf der Leinwand sagen es: "Anything goes" - schon Steven Spielberg eröffnete mit diesem Cole-Porter-Song seinen bisland irrsten "Indiana Jones"-Film ("Temple of Doom") und auch hier ist es Miikes Leitmotiv. Gleich danach watschelt in der wohl surrealsten Sequenz des ganzen Streifens ein Zebra durch den Coiffeurssalon und daraufhin schwimmen hunderte von (CGI)-Seelöwen Flussaufwärts. Das alles hat wenig mit dem darauf folgenden Film zu tun, doch es macht bereits klar, dass im Yokohama des Jahres 2010 einiges auf dem Kopf steht.
Ganz jugendfrei ist "Zebraman" indes schon nicht. Es gibt versuchte Vergewaltigungen und eingeschlagene Köpfe, bei denen grüner Saft aus dem Schädel quillt. Die abgebrühten japanische Kids liessen sich davon nicht abschrecken und machten "Zebraman" zu einem der bisher erfolgreichsten Miike-Filme, wenngleich die Einnahmen noch immer moderat waren. Das Geheimnis des Erfolges liegt im Charme und dem Reiz des Bizarren. Der Charme wird vorwiegend durch Sho Aikawa abgedeckt. Der Dead or Alive-Star absolviert hiermit seine 100. Rolle, womit Miike ihm ein kleines Denkmal setzt. Er ist in der Titelrolle so schrullig wie er lieb ist und mit ihm unter dem Zebra-Cape ist die Figur gerade noch halb so ulkig. Denn eigentlich ist die Grundidee schon extrem irr. Eine Art "Mighty Morphin' Power Rangers" auf Ecstasy. Doch Miike beweist einmal mehr: Wenn man den Stoff zwar als Comedy umsetzt, aber die Figuren ernst nimmt, dann funktionieren selbst die abgedrehtesten Ideen.
Mit dem Herzen am rechten Fleck sieht man auch von den trashigen CGI-Effekten, der leichten Überlänge und dem hin und wieder löchrigen Plot gerne ab. "Zebraman" ist nicht Miikes grösster Film, sicherlich nicht sein bester und keinesfalls sein überdrehtester. Doch es ist ein Familienfilm mit Mut zum Trash, mit Einfällen und eben nicht zuletzt mit Charme ...

Fortsetzung: Zebraman 2
Hier auf DVD erhältlich (D)
Alternative Titel: Zeburaaman; ゼブラーマン
Regie: Takashi Miike

Actionkomödie

Humor * *

Action * *

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