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Tragikomödie
Japan 2004
Alternative Titel Insutoru; インストール

Regie Kei Kataoka
Drehbuch Mika Omori nach dem Roman von Risa Wataya
Darsteller
Aya Ueto, Ryunosuke Kamiki, Shichinosuke Nakamura, Rei Kikukawa

Länge 94 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 27.2.06
©  Bilder Universe Laser, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die 17-jährige Asako Nozawa (Aya Ueto) führt ein einsames Leben ohne Freunde und ohne Zukunftsvisionen. Als ihr Opa stirbt, mit dem sie
E-Mail-Kontakt
aufnehmen wollte, entsorgt sie ihren vermeintlich kaputten Computer. So lernt sie den 10-jährigen Kazuyoshi Aoki (Ryunosuke Kamiki) kennen, der auf dem Gerät ein neues Betriebssystem installiert und ihn in seinem Kasten aufbaut. Als Asoka den Buben besucht, erfährt sie, wozu er den Computer braucht: Er gibt sich online als junge Frau Kanako aus und konnte so Kontakte zu Miyabi knüpfen, einer Hausfrau, die einen Sex-Chat betriebt. Wenn sie nicht online ist, führt er den Chat - und kassiert ab. Kazuyoshi bittet Asako, den Job für ihn zu übernehmen, während er ausser Haus ist. Asako, noch Jungfrau, sagt zögernd zu, findet aber bald Gefallen am schmutzigen Chatten.

 

REVIEW
"Install" wirkt ur-japanisch und könnte im Westen so kaum gedreht werden. Ein Zehnjähriger erklärt zum Beispiel einer 17-Jährigen, was "scat" ist? Ich nehme mal an, mancher Leser muss da auch erst mal googlen und stösst dabei auf eine Spielart des Jazz - und auf ein wenig ekligere Suchresultate. Diese lieber nicht anklicken. Solches Wissen hat der Kleine auf dem Kerbholz. Doch er ist nicht etwa widerlich, sondern ein süsser, kleiner, ja unschuldiger Fratz, der einfach mit grenzenloser Coolness über Sex in allen Variationen reden kann. Eine schreckliche Vorstellung? Auf gewisse Weise schon, doch da hakt auch der Film ein.

Nach aussen erscheint "Install" nämlich wie ein lieblicher, künstlicher Japan-Teenfilm mit einer niedlichen Heldin (dazu später), witzigen Einfällen und flotter Erzählweise. Doch seine Hauptfiguren sind einsam. Das Mädchen spielt mit dem Gedanken an Suizid, der Bub hängt im Sex-Chat rum - beides mangels Kontakten zur Aussenwelt und elterlicher Fürsorge. Die Kritik an der Isolation und Entfremdung in der japanischen Gesellschaft ist ziemlich zielsicher - und auch auf andere Länder längst anwendbar. Regisseur Kei Kataoka geht sogar noch tiefer: Dass der Bub sich zum hübschen Mädchen hingezogen fühlt, hat man schon in anderen Filmen erleben können, doch es funktioniert auch umgekehrt: Asako entwickelt eine seltsame Zuneigung zu dem Kleinen, die ins Sexuelle übergeht. Als sei sie unfähig zu einer Beziehung mit gleichaltrigen Jungs, weshalb sie auf einen so viel jüngeren Buben zurückgreift. Dies illustriert für einmal eine andere Form der Pädophilie, als wir sie gewöhnlich wahrnehmen. Und obwohl sie nicht so bedrohlich scheint wie die Fälle, die Nachrichten machen, so wirft sie doch einen spannenden Blick auf die moderne Mädchenkultur, die immer bubihaftere Idole sexualisiert. Es ist schliesslich bezeichnend, wenn Asako einmal sagt "er lachte fast wie ein Kind" - eine Aussage, die man doppelt deuten kann: Sie hat vergessen, dass er immer noch eins ist. Oder sie ist verwundert, dass aus diesem emotional erkalteten Kind doch noch ein altersgerechtes Lachen kommt.

Solche Facetten verstecken sich unter der Oberfläche und machen "Install" zu einem hochinteressanten Film. Er deutet mehr an, als er wirklich untersucht, weshalb man als Zuschauer auch oft nur mit einem Stirnrunzeln reagieren kann, doch unsere unschlüssige Reaktion ist Teil der Faszination. Der andere ist die leichtfüssig-unterhaltsame Art des Films. Kataoka inszeniert mit einer visuellen Euphorie, die ansteckend ist und lenkt seine eigentlich dünne Geschichte durch unvorhersehbares Terrain. Alleine schon die Sprache des Buben sorgt für Überraschung, weil man die Themen nicht erwartet. Jungstar Ryunosuke Kamiki (The Great Yokai War) ist wegen dem Rummel um seine Person eh längst zu erwachsen für sein Alter, doch mit welcher Kühlheit er die schlüpfrigsten Dialoge ausspuckt, ist beachtlich. Und doch behält er den Film hindurch die Aura des unschuldigen Buben. Dies drückt sich auch in seinen kleinen Marotten aus. So hat er etwa stets ein Buch in den Hosen, welches er zückt, wenn er mal wieder das falsche "intelligente" Wort verwendet oder es falsch ausgesprochen hat.

Auf der anderen Seite steht Aya Ueto. Die Schauspielerin aus Azumi sieht von Anfang an einfach anbetungswürdig aus und Kataoka ist sich dessen absolut bewusst. Er zeigt ihr Gesicht immer wieder in Grossaufnahme, lässt sie spontan (und eigentlich unmotiviert) breitbeinig auf den Asphalt liegen und gönnt uns die 20-Jährige in etlichen Fetisch-Klamotten. Aya ist voll dabei und macht wirklich jeden Scherz mit. Das erhöht den Spassgehalt des Films gleich um ein vielfaches.

Fantasievoll inszeniert, toll gespielt und thematisch ebenso gewagt wie nachdenklich ist "Install" für ein aufgeschlossenes Publikum auf jeden Fall zu empfehlen. Das Ende enttäuscht leicht, die Story ist nachdem sie aufgegleist ist, etwas dünn und der Kontrast aus harter Realität und visueller Künstlichkeit wirft einen manchmal aus der Bahn. Trotzdem verleihe ich knappe 3½ Sterne, weil mich der Mut der Filmemacher fasziniert hat und der Mut nicht nur als Selbstzweck dasteht, sondern sich dahinter leise sozialkritische Elemente verstecken. Nicht zuletzt jedoch bestaunte ich eineinhalb Stunden lang die Vorzüge von Aya Ueto, denen man sich nur schwer entziehen kann.

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC [Universe Laser]
Anamorphic Widescreen
Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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