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B a t t l e s   W i t h o u t   H o n o r   a n d   H u m a n i t y   /   Y a k u z a   P a p e r s   ~    J i n g i   n a k i   t a t a k a i

Reviewed 2003

Japan 1973 Hiroshima 1945: Nach dem Abzug der Amerikaner organisieren sich in der Stadt die Gangsterbanden. Hirono Shoza (Bunta Sugawara) geht im Knast eine Blutsbrüderschaft mit dem Gangster Wakasugi Hiroshi (Tatsuo Umemiya) vom Dol-Clan ein. Nach seiner Freilasung wird er selbst Yakuza und arbeitet für den Paten Yoshio Yamamori (Nobuo Kaneko). Schon bald herrscht unter den verschiedenen Gangs ein Krieg, der eskaliert, als der Koreakrieg ausbricht und die Yakuzas in den lukrativen Drogenhandel einsteigen.
"Battles Without Honor and Humanity" ist ein Eckpfeiler in der japanischen Filmgeschichte. Der Auftakt zur fünfteiligen Reihe, auch bekannt als "Yakuza Papers", machte Kinji Fukasaku (Yakuza Graveyard, Cops Vs Thugs, Graveyard of Honor, Battle Royale) zum Inbegriff des Yakuza-Regisseurs und diente als eine von vielen Inspirationen für Quentin Tarantinos Kill Bill. Doch soviel Respekt ich auch für diese wichtige Reihe habe: Andere Fukasaku-Filme gefallen mir besser. Selbst wenn dies Japans Antwort auf "Der Pate" ist und 25 Jahre Gangstergeschichte in Hiroshima abdeckt, so war ich nie so begeistert wie von Kinjis besseren Werken. Der Film revolutionierte das Yakuza-Genre zweifellos wegen des Fehlens des gängigen Gangster-Ehrenkodex' und Fukasaku verfeinerte die bereits zuvor etablierten Stilmittel, die er für die oben genannten späteren Werke noch verbesserte.
"Battles Without Honor and Humanity" ist so roh und kantig wie alle Fukasaku-Filme. In den ersten Minuten werden zwei Arme abgehackt und bald darauf schneidet sich Hirono selbst einen Finger ab. Yummi. Zu Beginn gibt es auch wie von Fukasaku gewohnt eine Dosis Sozialkritik. Doch diese Handlung ... Gangster wechseln die Gang, kommen zurück, schliessen sich hier an, dann wieder da, Yakuza lösen sich ab, gründen eigene Truppe, kommen zurück oder werden erschossen. Das ist kein Plot, das ist ein repetitives Frontenwechseln. Spannung kommt da keine auf und ich verlor auch irgendwann mal die Übersicht. Die Moral? Wovon der Film handelt? Keine Ahnung. Bloss dass Yakuza halt doch weniger Ehre haben, als sie denken, und ihre Loyalitäten verschieben. Aber das hat man nach einer halben Stunde ja mal begriffen. Dennoch war es gerade dieser Aspekt, der "Battles" zu Ruhm verhalf: Zuvor wurden Yakuzas nämlich meist ehrenvoll dargestellt, Fukasaku brach mit dieser filmischen Imageförderung, was ihm das Publikum mit einem gigantischen Erfolg vergütete.
"Battles Without Honor and Humanity" ist bei weitem kein schlechter Film (im Gegenteil) - aber in meinen Augen wird er dem Meisterwerk-Etikett, das ihm viele anhängen, noch am ehesten aus technischer Sicht gerecht. Aus filmhistorischer Sicht ist er sowieso einer von Fukasakus wichtigsten Werken. Und wenn man alle fünf Teile gesehen hat, wächst der Respekt für dieses epische Unterfangen ins Unermessliche. Meine drei Sterne sind deshalb rein subjektiv. Ich finde, Kinji kanns besser - auch wenn dies für alle anderen sein Magnum Opus ist.
PS: Fukasaku drehte danach vier Fortsetzungen und eine Spin-Off-Reihe. Es folgten:
Death Match in Hiroshima, Proxy War, Police Tactics, Final Episode
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (US Box)
Hier auf DVD erhältlich (US einzeln)
Meine Disk (GB): Code 2 PAL. Japanisch mono mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Yakuza Papers; Battle Without Honor and Humanity; Jingi naki tatakai; War Without a Code; Battles Without Honor & Humanity
Regie: Kinji Fukasaku

Gangsterfilm

Gewalt * * *

Spannung * * *

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B a t t l e s   W i t h o u t   H o n o r   a n d   H u m a n i t y :   D e a t h   M a t c h   i n   H i r o s h i m a

Reviewed 18.1.04

Japan 1973 Hiroshima 1952: Während in Korea der Krieg tobt, bilden sich in Hiroshima immer mächtigere Yakuza-Kartelle. Hirono Shoza (Bunta Sugawara) und sein Yamamori-Clan bekämpfen den wachsenden Murokawa-Clan und die Yamanaka-Bande. Als Hirono aus seinem Syndikat austritt und selbst eine Gang bildet, wütet in der Stadt bereits ein Yakuza-Krieg, der alsbald in der grössten Gangster-Schlacht mündet.
Nach seinem Erfolg mit Battles Without Honor and Humanity (Yakuza Papers) nutzte Kinji Fukasaku die Gunst der Stunde und machte daraus eine "True History"-Schiene, eben die "Battles Without Honor and Humanity"-Reihe. Eine beispiellose Serie, die 25 Jahre Gangstergeschichte in Hiroshima abdeckt. Die zweite Episode, "Death Match in Hiroshima", steht nicht nur klar hinter dem ersten Teil zurück, er ist auch einer der schwächsten Fukasaku-Filme, die ich bisher gesehen habe. Dabei gibt es soviel Gutes und soviel Typisches in dem Streifen: Zum einen die Eröffnungssequenz mit langer, erzähler Einführung, die den Film historisch platziert (1952-55). Dann die Charaktere, die alle mit grossen Buchstaben bei ihrer Einführung angeschrieben werden - und ebenso gross verkündet wird, wenn sie abdanken. Dazu immer diese grelle, geile Musik, die Fukasakus Schaffen in den 70ern auszeichnet. Nicht zu vergessen ein ziemliches Mass an Gewalt, das im Laufe des Filmes zunimmt, aber nie das Level des Vorgängers erreicht. Und durchgeknallte Gangster in derben Fights.
Doch genau hier setzt die Kritik an: Während andere Fukasaku-Filme neben den Fights eine packende Story erzählen, kann "Death Match in Hiroshima" damit nicht dienen. Der Film gleicht einer endlosen Prügelei. Dazwischen gibt es kurze Szenen, die aber keine echte Story erzählen, sondern nur Dok-artig die Beteiligten dieses grössten und brutalsten Yakuza-Kriegs einführen. Und sterben lassen. Alles geht ziemlich schnell und emotionslos. Fukasaku packt das Geschehen zwar in düstere Bilder, doch das Flair fehlt. Bald wird das Gefühl von Déjà-vu so stark, das selbst der agile Sonny Chiba und der (auch schon bessere) Bunta Sugawara nicht mehr viel Power in den Film bringen können.
Schlecht ist "Death Match in Hiroshima" keineswegs. Dazu ist Fukasaku zu gut. Doch wer einen starken Yakuza-Film sehen will, sollte unbedingt auf einen fokussierteres Werk des Meisterregisseurs zurückgreifen. Die beste Szene? Einer von Shozos Männern will einmal Geld für Fleisch sparen und fängt einen Hund, den er dem Boss brät. Als Shozo einem Strassenköter etwas vom Essen abgeben will, faucht er. Der Boss schnallt, was los ist und sein Schläger bietet sofort an, sich als Entschuldigung den Finger abzuschneiden. Ach, wie schön ist doch das Yakuza-Leben.
Hier auf DVD erhältlich (US-Box)
Hier auf DVD erhältlich (US einzeln)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jingi naki tatakai: Hiroshima shito hen; Battle Without Honor and Humanity: Deathmatch in Hiroshima; Battles Without Honor and Humanity 2; Death Battle in Hiroshima; Deadly Fight in Hiroshima
Regie: Kinji Fukasaku

Gangsterfilm

Gewalt * *

Action * *

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B a t t l e s   W i t h o u t   H o n o r   a n d   H u m a n i t y :   P r o x y   W a r

Reviewed 20.7.04

Japan 1973 Hiroshima 1960: Shozo Horono (Bunta Sugawara), der sich von Yoshio Yamamori (Nobuo Kaneko) losgesagt hat, leitet im Hafengebiet von Kure City einen semi-legalen Eisenhandel. Während die USA und die Sowjetunion Stellvertreterkriege auf der Welt ausüben, beginnen die Yakuzas in West-Japan, eine ähnliche Taktik zu verfolgen. Die Ereignisse kommen in Schwung, als Fumio Sugihara, der Kopf der Muraoka-Familie getötet wird - des mächtigsten Clans in Hiroshima. Um Ruhe in die Yakuza-Welt von Hiroshima und Kure zu bringen, kehrt Sho zurück zu Yamamori. Das verärgert seinen Freund Noboru Uchimoto (Takeshi Kato) vom Uchimoto-Clan. Er beschliesst, sich mächtige Verbündete zu suchen. Da kommt es ihm gelegen, dass die beiden grossen Familien Akashi und Shinwa in Kobe einen Krieg führen, der sich auf das ganze Land auszudehnen droht. Insbesondere in der strategisch wichtigen Stadt Hiroshima brauchen beide Clans Verbündete. Uchimoto schliesst sich Akashi (Tetsuro Tanba) an, worauf in Hiroshima Yamamori mit Muroaka fusioniert - unter der Führung Yamamoris. In dieser neuen Grossfamilie gerät Sho immer mehr an den Rand. Als Yamamori beschliesst, mit Shinwa zusammenzugehen, zerbricht die Beziehung zu Sho erneut.
Etwas besser als der Vorgänger, doch auch die zweite Fortsetzung von Battles Without Honor and Humanity zeigt Kinji Fukasaku nicht von seiner besten Seite. Ich weiss, die Reihe ist hoch angesehen bei vielen Fans, weil sie das Genre revolutionierte und den Ehrenkodex der Yakuzas ad absurdum führte. Doch Kinjis Ambitionen haben die künstlerische Präsentierbarkeit längst überschritten. "Proxy War" ist nur noch eine Aneinanderreihung wechselnder Loyalitäten innerhalb der Yakuzas von West-Japan. Anders gesagt: Wer zu der Story keine Notizen macht, kapiert nichts davon. Dass man die ersten beiden Teile gesehen hat, ist nicht nötig, denn am Anfang gibt es einen Rückblick im Schnelldurchlauf. Doch es ist lohnend, die Teile eins und zwei anzugucken, damit man vorbereitet ist.
Jede Folge legt in Sachen Komplexität noch eins drauf. Figuren werden eingeführt, Clans und Familien vorgestellt, Interessenkonflikte werden präsentiert, Vermittler tauchen auf, neue Feinde formieren sich, alte Freundschaften zerbrechen - es ist ein heilloses Chaos. Ich rechne es Kinji hoch an, dass er dieses ganze Geflecht mit Hilfe von Voice Over und Namens-Einblendungen einigermassen überschaubar hält - doch letztendlich scheitert selbst ein solch talentierter Mann wie Fukasaku an dieser Flut von (teilweise für die Handlung unwichtigen) Informationen.
Technisch und darstellerisch ist die Reihe erste Sahne. Die Musik ist kultig, die Kamera dynamisch und die Kerle, die da aufspielen, sind waschechte Yakuzas. Bunta Sugawara ist mehr noch als Takeshi Kitano oder Sonny Chiba der ultimative Yakuza-Darsteller mit aufbrausendem Temprament und entgegengesetzten Ruhephasen. War er bei Death Match in Hiroshima vor allem aktiv, ist er diesmal passiv. Bei Teil zwei habe ich mich beklagt, es würde zuviel geprügelt - diesmal ist es eher zu wenig. Es werden zwar ein Ohr und eine Hand abgehackt und es gibt etliche Verstümmelungen durch Schwerter und Pistolen, doch die Gewalt erreicht nicht das Level von Kinjis blutigeren Werken. Dafür wird intrigiert was das Zeug hält. Wie gesagt: Es ist hochkomplex. Doch auf seltsame Art auch reizvoll. Man sollte schnell vergessen, jeden Twist und Wechsel in der Handlung mitzukriegen, sondern sich auf das Grössere und Ganze zu konzentrieren. Dann übersteht man den Plot. Zum Schluss heisst es lapidar "danach wurde der Krieg noch brutaler" - und man weiss, es wird auch in Teil 4 weitergehen wie bisher. Die ganze Reihe ist zusammengenommen ein gigantisches Unterfangen, ein detailverliebtes Epos über die Yakuzas von mehreren Jahrzenten in Hiroshima und Umgebung. Ein Werk, das an Komplexität schwer zu überbieten ist. Aber Kinji Fukasaku kann definitiv auch unterhaltsamere Filme drehen.

Hier auf DVD erhältlich (US-Box)
Hier auf DVD erhältlich (US einzeln)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jingi naki tatakai: Dairi senso; Battle Without Honor and Humanity: Proxy War; Battles Without Honor and Humanity 2; Proxy War
Regie: Kinji Fukasaku

Gangsterfilm

Gewalt * *

Action * *

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B a t t l e s   W i t h o u t   H o n o r   a n d   H u m a n i t y :   P o l i c e   T a c t i c s

Reviewed 23.12.04

Japan 1974 1963-1969: Die Olympischen Spiele in Tokyo und der Wirtschaftsboom Japans erhöhen den Druck auf die Gangster. Die Öffentlichkeit fordert ein härteres Vorgehen der Polizei. In Hiroshima eskaliert deshalb der Krieg zwischen der Yamamori-Clan und dem Makihara-Familie. Dazwischen gefangen ist einmal mehr Shozo Horono (Bunta Sugawara) mit seinem kleinen Clan. Er und Uchimoto (Takeshi Kato) von der Akashi-Familie suchen derweil die Unterstützung des neutralen Okajima (Asao Koike), dem Boss der Gisei-Familie.
Der vierte Teil von "Battles Without Honor and Humanity" ist wieder eine der schwächeren Episoden. Ich habe es andernorts schon angetönt, wiederhole es aber gerne nochmals: Ich habe grossen Respekt vor dieser Serie und bewundere die Wichtigkeit der Filme und Kini Fukasakus Mut. Die ganze Reihe, die dem Yakuza-Genre zum Boom verholfen hat und 25 Jahre Gangstergeschichte in Hiroshima abdeckt, ist als Ganzes gesehen ein komplexes Geflecht aus wechselnden Loyalitäten. Die Übersicht behält niemand, nicht einmal, wenn man das DVD-Booklet der neuen US-Box zur Hand hat, das die Charaktere und ihr Schicksal in einer wirren Grafik dokumentiert. Das Problem ist, dass man den Plot nicht annähernd überschauen kann und das Ganze deshalb zu einem Hin- und Her reduziert wird. Ein bedauerlicher Umstand, denn in dem Epos gibt es Szenen von schierer Brillanz.
Das gilt auch für "Police Tactics". Ein paar der Morde, vor allem in der Filmmitte, sind klassischste Fukasaku-Technik: Schnell, grob und underbar kultig arrangiert, begleitet von der unsterblichen Musik von Toshiaki Tsushima, die man nach ein paar Episoden von "Battles" kaum mehr aus dem Kopf bekommt. Der Wiedererkennungswert ist enorm. Und da Fukasaku auch jede Episode ähnlich strukturiert (Einleitung mit Erzähler, jede Person wird angeschrieben, jeder Abgang dokumentiert) wirkt die Serie tatsächlich als eine grosse Einheit.
Bereits der Anfang dieser Episode macht klar, dass man die Vorgänger hätte sehen sollen. Der Erzähler rast im Eiltempo durch die Jahre 1946-1955 (Episode 1), 1950-1953 (Episode 2) und 1960-1963 (Episode 3) und wenn man nicht schon ein Gespür für die Ereignisse entwickelt hat, hängt man ab. Doch danach wirds nicht viel besser. Das Eiltempo bleibt und diesmal ist der Plot doch eher zahm. Die gross angekündigten Gegenmassnahmen der Polizei sind fad, das Ende des Films etwas offen. Es liegt an "Final Episode", dem fünften Teil, die Geschichten wieder zu verknüpfen und abzuschliessen. "Police Tactics" ist für die "Battles"-Reihe keine essenzielle Folge. Man könnte sie beinahe auslassen. Aber wer sich die ganze Serie reinzieht, wird schon vorher eine gewisse Liebe zu ihr entwickelt haben. Das gilt auch für mich. Aber die Probleme, die ich mit ihr (und dieser Folge im speziellen) habe, kann ich nicht ignorieren.

Hier auf DVD erhältlich (US, limitierte Box)
Hier auf DVD erhältlich (US, einzeln)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jingi naki tatakai: Kanketsu-hen; Battle Without Honor and Humanity: Police Tactic; Battles Without Honor and Humanity 4; Police Tactics
Regie: Kinji Fukasaku

Gangsterfilm

Gewalt * *

Action * *

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B a t t l e s   W i t h o u t   H o n o r   a n d   H u m a n i t y :   F i n a l   E p i s o d e

Reviewed 24.12.04

Japan 1974 Nach dem brutalen Gangsterkrieg der frühen 60er-Jahre löst sich die Uchimoto-Familie in Hiroshima auf und Unterboss Shozo Hirono (Bunda Sugawara) wandert für sieben Jahre in den Knast. Derweil wird Akira Takeda (Akira Kobayashi), der Unterboss der Yamamori-Gruppe, entlassen und treibt die Bildung der Tensei Corporation voran. Takeda, Shozo Eda (Shingo Yamashiro), Hideo Hayakawa (Junichi Orimoto), Katsutoshi Otomo (Jo Shishido als Ersatz für Sonny Chiba) und Masakichi Makihara (Kunie Tanaka) bilden diesen neuen, politisch-wirtschaftlichen Verein. Yoshio Yamamori (Nobuo Kaneko) wird zum ersten Vorsitzenden ernannt, Otomo zum Stellvertreter. Bald darauf übernimmt Takeda die Führung und wird verhaftet. An seiner Stelle leitet Tamotsu Matsumara (Kinya Kitaoji) die Corporation. Otomo hält ihn jedoch für zu verweichlicht und beginnt eine Rebellion im Clan. Er will die Errungenschaften der Yakuza-Zeit nicht aufs Spiel setzen. Er holt Hayakawa und den wilden Terukichi Ichioka (Hiroki Matsukata) auf seine Seite.
Neben der ersten Episode stellt dieser letzte Teil den gelungensten Eintrag in die "Battles Without Honor and Humanity"-Reihe dar. Alle Fukasaku-Elemente sind da: hektische Handkamera in den Actionszenen, plötzliche Ausbrüche extremer Gewalt, die kultige Musik von Toshiaki Tsushima, die Einbettung in die japanische Gesellschaftsgeschichte. Doch was "neu" ist: Der Plot ist relativ einfach. Vorhergehende Episoden hatten mehr Loyalitätswechsel als Charakteren, doch diesmal geht es mehr um eine Organisation und ihre inneren Tumulte. Die Handlung bleibt komplex, aber ausnahmsweise auch verständlich. Und das ist ein grosses Plus.
Nun, da das Epos abgeschlossen ist, muss ich doch sagen, der Vergleich zu "The Godfather" hat was. Die Gangstergeschichte von Hiroshima 1946-1970 wird minutiös aufbereitet, die Verknüpfung zu sozialen Problemen und Politik verleiht den Ereignissen den "true history"-Charakter und Plot-mässig passiert zum Schluss etwas Ähnliches wie beim "Paten" - der Versuch, seriös zu werden. Doch Coppolas Trilogie ist trotzdem eine Liga besser. Er weitet die Filme aus und erzählt nicht fünf Episoden lang von den selben Gangstern und ihren wechselnden Allianzen. Das spielt beim Paten sicher mit, doch es kommen Liebesprobleme dazu, Politik, Showbusiness, Drogen etc. Es ist einfach der grössere Canvas als bei "Battles Without Honor and Humanity".
Wer aber das wohl detailverliebteste und dennoch irgendwie Guerilla-mässigsten inszenierteste Yakuza-Epos der 70er sehen will, der kommt um diese Reihe nicht herum. Das japanische Kino war danach nicht mehr was es war und produzierte ein Jahrzehnt lang die coolsten Gangsterfilme - nicht unähnlich dem, was in Italien und Amerika ablief. In Amerika u.a. mit William Friedkins "French Connection", der, nach Erklärung des Regisseurs, durchaus von Fukasakus Stil inspiritert war. "Final Episode" schliesst dieses filmhistorisch wichtige und interessante Kapitel und endet mit einer Frage, die Fukasaku am Herzen lag: Kann Japan ohne Gewalt funktionieren? Filmtechnisch wohl nein, denn noch im selben Jahr begann Fukasaku den Dreh am Nachfolge-Epos: Dem Dreiteiler "New Battles Without Honor and Humanity" ("
Shin jingi naki tatakai").
Hier auf DVD erhältlich (US, limitierte Box)
Hier auf DVD erhältlich (US, einzeln)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Jingi naki tatakai: Chojo sakusen; Battle Without Honor and Humanity: The Final Episode; Battles Without Honor and Humanity 5; Yakuza Papers: Fina Episode
Regie: Kinji Fukasaku

Gangsterfilm

Gewalt * *

Action * * *

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B e l l a d o n n a   o f   S a d n e s s

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

B o h a c h i   B u s h i d o :   C o d e   o f   t h e   F o r g o t t e n   E i g h t

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

C r i m i n a l   W o m a n :   K i l l i n g   M e l o d y   ~    Z e n k a   o n n a :   k o r o s h i - b u s h i

Reviewed 25.12.05

Japan 1973 Maki (Reiko Oshida) greift in einem Nachtclub den Yakuza-Boss Oba (Ryoji Hayama) an und wandert dafür in den Knast. Sie wollte sich dafür rächen, dass Oba ihren Vater umbringen liess. Im Gefängnis gibt sie den Gedanken an Vergeltung nicht auf - und als sie freikommt, versammelt sie ihre Zellen-Freundinnen Kaoru (Yumiko Katayama) und Natsuko (Chiyoko Kazama), um sich, um Oba dran zu kriegen. Geschickt spielen sie Oba gegen seinen Rivalen, Boss Hamayasu aus, und setzen dabei vor allem auf den wilden Hamayasu-Sohn Tetsu (Takeo Chii). Doch jemand könnte die Plöne zunichte machen: Odas Braut Masayo (Miki Sugimoto), die mit Maki im Gefängnis sass!
Dieser ultracoole "Pinky Violence"-Streifen der Toei-Studios zeigt Reiko Ike und Zero Woman Miki Sugmioto in Bestform. Die beiden Exploitation-Prinzessinnen sind ebenso tödlich wie sexy und Regisseur Atsushi Mihori setzt nicht nur sie, sondern auch den restlichen Cast, mit maximalem Effekt ein. "Criminal Woman: Killing Melody" dürfte deshalb jedem Fan japanischer 70's-Filme mit Action, Blut und nackten Brüsten zweifellos gefallen. Sogar gut gefallen.
Der Plot ist nicht der komplexeste, doch Mihori vermittelt ihn in fetzigem B-Movie-Tempo, so dass der ganze Film bloss 83 Minuten dauert. Er beginnt als Women-in-Prison-Streifen, nur um mit einem Schlag in die Zukunft zu springen und zum Yakuza-Thriller zu mutieren. Ike spielt die beiden Fraktionen in "Yojimbo"-Manier gegeneinander aus und das Resultat davon ist noch mehr Gewalt. Mihori schreckt nicht davor zurück, die Yakuzas richtig zulangen zu lassen - besonders Maki wird in einer längeren Szene extrem hart gefoltert und gänzlich nackt der Möglichkeit einer Verstümmelung durch eine Kettensäge ausgesetzt! Umso genüsslicher ist ihre Rache. Und darauf baut ein Film wie dieser schliesslich auf. "Revenge is a dish best served cold", sagen ja schon die Klingonen.
Es gibt aber noch mehr zu mögen an "Criminal Woman". Da ist etwa das obligate, schöne Titellied, der groovige Soundtrack irgendwo zwischen
Kinji Fukasaku und Blaxploitation, die heissen Sexszenen, Mikis geniales Tattoo und ein nicht enden wollenden Fight zwischen zwei Girls im Knast. Was Atsushi Mihori alles in den kurzen Film reinpackt, ist wahrlich beachtlich. An meine liebsten Meiko-Kaji-Streifen wie Female Prisoner #701 oder Lady Snowblood kommt "Criminal Woman" nicht heran, selbst Mikis Zero Woman: Red Handcuffs ist noch eine Spur besser - doch "Pinky Violence" in Reinform bietet dieser fulminante Reisser allemal.
"Criminal Woman: Killing Melody" ist Teil der Pinky-Violence-Box von Panik House. Das schicke, pinke Set beinhaltet ein Booklet, eine Audio-CD sowie vier Filme. Neben "Criminal Woman" sind dies Girl Boss Guerilla, Terrifying Girls' High School: Lynch Law Classroom und Delinquent Girl Boss - Worthless to Confess.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch mono mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Zenka onna: koroshi-bushi
Regie: Atsushi Mihori

Actiondrama

Gewalt * * *

Spannung * *

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F e m a l e   P r i s o n e r   # 7 0 1   S c o r p i o n :   B e a s t   S t a b l e

Reviewed 9.5.06

Japan 1973 Nami Matsushima (Meiko Kaji) alias Scorpion ist aus dem Knast geflohen. Den Cop Kondo (Mikio Narita) kann sie abschütteln, indem sie seinen Arm abhackt. Danach taucht sie in der Stadt unter und freundet sich mit der Prostituierten Yuki (Yayoi Watanabe) an. Diese lebt mit ihrem geistig behinderten Bruder, den sie füttert und mit Sex bedient, in einer kleinen Wohnung. Ihre Verdienste als Hure gehen an das Syndikat von Katsu (Reisen Lee) und ihrem Liebhaber. Als der Mord an einem Zuhälter der Bande Matsu in die Schuhe geschoben wird, eskaliert ein Konflikt. Und Kondo macht immer noch verbissen Jagd auf Matsu.
Nachdem der zweite Teil der "Scorpion"-Reihe, Female Convict Scorpion: Jailhouse 41, ins Surreale abdriftete, kehrte Regisseur Shunya Ito mit seinem dritten und letzten Eintrag in die Serie wieder in realitätsnähere Gefilde zurück. Mit vollen Erfolg: "Beast Stable" ist ein eindrückliches Drama, das ganz von der Aura Meiko Kajis lebt. Und von Itos Talent, selbst aus einem vermeintlich handelsüblichen Plot einen raffinierten Film mit Kultpotential zu machen.
"Beast Stable" beginnt mit einer heftigen Bluttat und geht sogleich in das von Meiko Kaji gesungene Tittelied
"Urami Bushi" ein, das man einfach nicht oft genug loben kann. Danach bremst Ito die Ereignisse etwas ab und verzichtet auf zu deutliche Exploitation-Szenen. Doch der Film ist stets spannend und visuell stattlich. Das zeichnet die klassischen japanische Exploitationfilme eben aus: Liebe zum Detail und Sorgfalt bei der Präsentation. Diese Regisseure haben wirklich ein Auge für Kameraeinstellungen und Atmosphäre. Bei "Beast Stable" ist das zu jeder Minute sichtbar. Höhepunkte sind unter anderem das flammende Inferno in der Kanalisation, der Filmauftakt mit seiner Flucht durch die Stadt - inklusive abgehacktem Arm - sowie Matsus Gefangenschaft in einem Käfig voller Raben.
Aber alles wäre nur halb so gut ohne Meiko. Fast ohne Worte dominiert sie jede Einstellung und wirkt ebenso mysteriös wie verletzlich und tödlich. Ihre Matsu ist einfach eine umwerfende Figur. Dass sie diesmal nicht gar soviel Gräueltaten über sich ergehen lassen muss, mindert das positive Urteil kaum. Und auch für Freunde härterer Gangart gibt es durchaus etwas zu sehen: Einen abgehackten Arm, eine schreckliche Abtreibung, Halsschlagader-Fontänen, üble Verbrennungen und mehr. Die Männer teilen wie in den Vorgängern, gerne aus, selbst der behinderte Bruder hat nur Sex im Kopf (den er selbstredend von der Schwester kriegt) - doch wenn die Frauen zurück schlagen, dann immer mit
unbarmherziger
Präzision. Und dabei zuzusehen, ist einfach eine Freude.
Die "Scorpion"-Serie:
Female Prisoner #701: Scorpion (1972)
Female Convict Scorpion: Jailhouse 41 (1972)
Female Prisoner #701 Scorpion: Beast Stable (1973)
Female Prisoner #701 Scorpion: #701's Grudge Song (1973)
New Female Convict Scorpion #701 (1976) - ohne Meiko Kaji
New Female Convict: Special Cellblock X (1977) - ohne Meiko Kaji

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Joshuu sasori: Kemono-beya; Female  Prisoner Scorpion: Beast Stable
Regie: Shunya Ito

Drama

Gewalt * *

Action * *

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F e m a l e   Y a k u z a   T a l e :   I n q u i s i t i o n   a n d   R e v e n g e   ~    Y a s a g u r e   a n e g o   d e n

Reviewed 27.2.06

Japan 1973 Yakuza-Braut Ocho Inoshika (Reiko Ike) kehrt in das Revier des verstorbenen "Old Boss" (Kanjuro Arashi) zurück, der sie einst aus ihrer Spielhallen-Existenz holte. Dessen Ogi-Clan wird nun von Goda (Tatsuo Endo) geleitet, dem Ocho gerne ein paar Fragen stellen möchte. Doch auf dem Weg wird sie von ein paar Kerlen gekidnappt, die sie quälen und ihre Vagina untersuchen. Da sie anscheinend nicht den Anforderungen genügt, wird Ocho rausgeschmissen und landet neben einer Leiche, deren Geschlechtsteil verstümmelt wurde. Dieser "Scheiden-Aushöhler"-Mordserie will Ocho auf den Grund gehen. Dabei kreuzt sie den Weg von Yjoji (Ryohei Uchida), der frisch aus dem Knast kommt und mit Goda eine Rechnung offen hat.
Mit etwas kleinerem Budget übernahm Kultregisseur Teruo Ishii die "Female Yakuza Tale"-Reihe, die zuvor mit dem zweiten Teil, Norifumi Suzukis Sex & Fury, ihren Höhepunkt erreicht hatte. Ishii machte das Beste aus den Budget-Einschränkungen und bannte mit "Female Yakuza Tale: Inquisition and Revenge" einen fiesen, kurzweiligen und schrillen Genre-Eintrag auf Zelluloid, der Exploitation-Fans einfach befriedigen muss. Schon der stilisierte Vorspann, der Ihsiis Regenkampf seines 1970er-Films Blind Woman's Curse aufnimmt, stimmt genial auf den Film ein.
Was danach kommt, hat teilweise etwas weniger Klasse und vor allem etwas weniger Tempo. Das erstaunt bei der geringen Lauflänge, doch im Mittelteil kommt die Story enttäuschend wenig voran. Auch Reiko Ike, deren Präsenz immer willkommen ist und die mit einem Blick bereits echtes Pinky-Feeling aufkommen lässt, gibt sich erstaunlich zugeknöpft. Sarkastische Sprüche hat sie auf Lager, so etwa ein "I'm single, give me a break", als sie ein Pärchen beim Sex erblickt. Und es ist dieser trockene Humor, der nie echte Langeweile aufkommen lässt - aber es fehlt was. Primär wohl Gewalt, denn Sex bekommt man genug. Ishii verbringt vielleicht sogar ein paar Minuten zuviel damit, geile Kerle und stöhnende Tussis beim Befummeln zu zeigen. Klagen möchte man angesichts des Gebotenen kaum, doch mit etwas mehr Pep und rotem Saft wäre der Mittelteil packender geworden.
All das ist indes vergessen, wenn Ishii zum Schluss richtig Gas gibt und seine nackte Damenriege meucheln lässt, dass das Blut nur noch so spritzt. Groteske Verstümmelungen in bester Ishii-Manier sorgen dafür, dass man auf einem echten Hoch den Film verlässt, deshalb bekommt er seine drei Sterne auch ganz deutlich. Für einen halben mehr reichts trotz dieses gloriosen Schlusses, der innovativen
Pop-Art-Inszenierung und der unendlich kultigen Musik dann doch nicht ganz. Zu schwach der Mittelteil, zu unausgegoren die Nebenhandlung um die Frau im Female Convict Scorpion-Outfit, zu albern eine Irrenhaus-Sequenz und zu harmlos die Genre-bedingte Gewalt - sieht man vom Showdown ab. Für Freunde anderer Pinky-Violence-Kultfilme von Toei wie Terryfing Girls' High School: Lynch Law oder Criminal Woman: Killing Melody ist das hysterische Werk aber allemal ein Genuss.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Yasagure anego den: sôkatsu rinchi; Female Yakuza Tale
Regie: Teruo Ishii

Exploitiation

Erotik * * *

Gewalt * *

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G i r l   B o s s   R e v e n g e

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

H a n z o   t h e   R a z o r :   T h e   S n a r e

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

H a n z o   t h e   R a z o r :   W h o ' s   G o t   t h e   G o l d ?

Japan 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

L a d y   S n o w b l o o d   ~    S h u r a y u k i h i m e

Reviewed 29.5.04

Japan 1973 Die Tokugawa-Ära (1603-1867) ist zu Ende, die neue Meiji-Zeit bringt die westliche Öffnung für Japan. In dieser Zeit, im Jahre 1873, reist ein Lehrer mit seiner Familie ins Dorf Koichi. Dort  werden sie von vier Bewohnern aufgehalten, die die Ortschaft übers Kreuz gelegt haben und nun einen Sündenbock suchen. Ohne zu zögern töten Gishiro Tsukamoto, Tokuichi Shokei, Banzo Takemura und Okono Kitahama den Vater und seinen Sohn. Die Frau, Sayo, lassen sie leben. Doch die drei Männer des Quartetts vergewaltigen sie drei Tage lang. Sayo geht mit Shokei nach Tokyo, wo sie ihn tötet. Dafür wandert sie in den Knast. Sie wird zur Hure und schläft so lange mit Männern, bis sie schwanger wird. Dieses Baby soll ihre Rache weiter tragen. 1874 wird Shurayuki "Yuki" geboren. "You were born for vengeance" sagt die sterbende Mutter. Yuki kommt frei und wird vom Priester Dokal pickelhart trainiert. Im Alter von 20 Jahren macht sich Yuki (Meiko Kaji) auf die Suche nach den verbliebenen drei Übeltätern ...
Dass Quentin Tarantino für "Kill Bill" aus allerlei Filmen geklaut hat, ist kein Geheimnis. Und selbst von welchem Film er für Kill Bill, Vol. 1 am meisten "geborgt" hat, liess der Meister längst verlauten: "Lady Snowblood". Ob Hommage oder Diebstahl, die Diskussion will ich nicht anheizen (ich stehe zu ersterem), doch die Ähnlichkeiten sind in der Tat frappant: eine Frau auf Rachetrip, Kapitel-Einteilung, Rückblenden in gezeichneter Form (Einzelbilder hier, Anime in "Kill Bill"), Schwarzweiss-Segmente, verschachtelte Erzählstruktur, Todesliste ... und natürlich der Titelsong: "Shura no hana" ("The Flower of Carnage"). Die wunderschön-traurige Ballade läuft im Film zweimal, bei Quentin am Ende. Die Melodie ist wirklich zum Heulen. Und das unterstreicht den Hauptunterschied zu Kill Bill, Vol. 1: es sind zwar beide over-the-top in Sachen Gewalt, doch während Tarantino dies fast schon humorvoll ummünzt, ist "Lady Snowblood" sehr ernst und melancholisch. Man denke nur an den letzten Ton im Film: ein herzzerreisender, schmerztriefender Schrei aus dem Mund der am Boden liegenden Yuki.
Ja, "Lady Snowblood" ist ein klasse Film. Die Musik ist der Hammer, die Gewalt für einen 70's-
Chambara-Film recht hoch und in seiner Groteskheit fast auf Lone Wolf and Cub-Niveau. Die Hauptdarstellerin Meiko Kaji, die sich zuvor mit Exploitation-Filmen à la Female Prisoner #701: Scorpion einen Namen gemacht hat, und das Titellied auch gleich selbst singt, ist fulminant. Die Kameraarbeit und die kurzen Gefechte sehr attraktiv in Szene gesetzt. Selbst in Sachen Tiefgang wird nicht ganz gespart. So bilden die Wirren um pro oder kontra Moderinsierung in der Meiji-Zeit einen interessanten Hintergrund, der nicht zuletzt am Schluss wichtig wird: Yukis letzter Gegner hat eine Pistole, Symbol des westlichen Einflusses, während Yuki mit Schwert antritt. Derweil läuft im Hintergrund die klassische Musik aus einem Ballsaal, in dem die westlich-japanische Zusammenarbeit gefeiert wird.
"Lady Snowblood" ist überzogen, doch man kann ihn nicht als Trash oder Exploitation abtun. Dazu ist er einfach zu gut gemacht und zu clever erzählt. Tarantino weiss schon, wieso er den Film als Vorlage nahm: er ist extrem unterhaltsam und für die 70er erzähltechnisch einfach meisterhaft. Definitiv ein Kleinod, dass durch
Kill Bill, Vol. 1 nun plötzlich zu rasender Beliebtheit kam. Und dies absolut verdient.
Fortsetzung: Lady Snowblood 2: Love Song of Vengeance
Remake: Princess Blade (2001)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0. mit englischen Unteriteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Shurayukihime; Snow Lady from the Neverworld; Shura-yuki-hime; Blizzard From the Neverworld; Blood Snow; Snow of Blood
Regie: Toshiya Fujita

Actiondrama

Gewalt * * *

Action * *

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L a d y   S n o w b l o o d :   L o v e   S o n g   o f   V e n g e a n c e   ~    S h u r a y u k i h i m e :   U r a m i   R e n g a

Reviewed 2.8.04

Japan 1974 1905 besiegt Meiji-Japan das russische Reich. 370'000 Japaner sind im Krieg gefallen. Shurayuki "Yuki" Kashima alias Lady Snowblood (Meiko Kaji) hat davon wenig mitbekommen. Sie trauert um die Hinterbliebenen und ist innerlich erschöpft. Doch sie kann sich eine Pause nicht leisten, denn sie ist die meistgesuchte Person des Landes. Sie wird verletzt, verhaftet und wegen Mordes an 37 Menschen zum Tode verurteilt. Doch die Männer des dubiosen Seishiro Kikuri befreien sie. Kikuri bittet Snowblood, für ihn zu arbeiten und den Anarchistenführer Ransui Tokunaga (Yoshio Harada) zu töten. Yuki schleicht sich als seine Zofe in sein Haus. Doch er weiss längst, dass sie gekommen ist, um sie zu töten. Er erzählt ihr, Kikuri sei der Führer der Geheimpolizei und wolle ihn wegen eines geheimen Dikuments ausschalten, dass das Regime gefährden würde. Yuki hat Erbarmen - und stellt sich auf die Seite von Ransuis Rebellen.
"Love Song of Vengeance" knüpft nahtlos an Lady Snowblood an, erreicht aber nie dessen Grösse. In Sachen Poesie, Soundtrack und Gewalt wird ein paar Gänge zurückgeschaltet. Stattdessen ist die Fortsetzung ein Intrigenspiel mit einer toughen Killer-Lady. Nichts Spektakuläres, aber sicher auch nichts Schlechtes. Die Motivation von Yuki hat zudem gewechselt. Im ersten Teil war es Rache, nun ist es Gerechtigkeit. Ich mag Gerechtigkeit, aber es ist schon cooler, eine Frau wie Yuki als Rächerin zu sehen, anstatt als Kämpferin für Gerechtigkeit. Der neue Antrieb  beraubt den Charakter auch jeglicher Doppelbödigkeit, jeglicher moralischen Entfremdung - und macht ihn langweiliger.
Der Plot selbst ist okay, die Nebendarsteller sind auch nicht übel. Doch es sind Worte wie diese, die den Film qualifizieren: Etwas, was "nicht übel" ist, kann man nicht lieben. Und es kam bei mir des öfteren das Gefühl hoch, hier versuchen die Macher nur die Geldkuh nochmals zu melken, ohne wirklich etwas Grossartiges zu erzählen zu haben. So bleibt "Lady Snowblood 2" ein solider, deftiger, unterhaltsamer und kurzweiliger (89 Minuten) Film, der jedoch nie die Schönheit, die Brutalität und die inszenatorische Raffinesse des Vorgängers erreicht. Lediglich die ersten fünf Minuten, die Snowblood als kaputte Figur zeigen und letztendlich in einer Aufgabe ihres Schwerts münden, die an den Schwertwurf in "Braveheart" erinnern, bleiben im Gedächtnis.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0. mit englischen Unteriteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Shurayukihime 2; Lady Snowblood 2; Shura-yuki-hime 2; Blizzard From the Neverworld 2; Shurayukihime: Urami Koluta
Regie: Toshiya Fujita

Actiondrama

Gewalt * *

Action * *

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L o n e   W o l f   a n d   C u b :   B a b y   C a r t   i n   t h e   L a n d   o f   D e m o n s

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

L o n e   W o l f   a n d   C u b :   W h i t e   H e a v e n   i n   H e l l

Japan 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   N a k e d   S e v e n

Japan 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

P a n d a !   G o   P a n d a !   -   R a i n y - D a y   C i r c u s

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   P e t r i f i e d   F o r e s t

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

R i c a   2 :   L o n e l y   W a n d e r e r

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

R i c a   3 :   J u v e n i l e ' s   L u l l a b y

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

S e x   &   F u r y   ~   F u r y ô   a n e g o   d e n :   I n o s h i k a  O c h ô

Reviewed 10.3.06

Japan 1973 1886 muss ein kleines Mädchen in Tokyo ansehen, wie sein Papa, der Polizist Kasai, auf offener Strasse ermordet wird. 1905 ist aus dem Mädchen eine Kämpferin und Spielerin geworden, die sich den Namen Ocho Inoshika (Reiko Ike) gegeben hat - der Name spiegelt die drei Personen wider, die sie büssen lassen will. Diese hatten Tattoos von einem Wildschwein (ino), einem Hirsch (shika) und einem Schmetterling (ocho). Potentielle Opfer sind Kurokawa (Seizaburo Kawazu) und Iwakura (Hiroshi Nawa), die nach Macht in Japan streben. An Iwakura gerät Ocho, als sie einem Sterbenden verspricht, dessen Schwester Yuki (Rie Saotome) vor der Prostitution zu bewahren. Die Entjungferung durch den schmierigen Iwakura kann sie aber nicht mehr verhindern, obwohl dieser Ocho versprochen hat, wenn sie gegen die ausländische Spielerin Christina (Christina Lindberg) gewinnen würde, dürfe sie Yuki mitnehmen. Damit scheint die Zeit für härtere Waffen gekommen: Mit Hilfe von Christinas grosser Liebe, dem Rebellen Shunosuke (Masataka Naruse), tritt Ocho in Aktion.
Norifumi Suzuki begann seine Karriere Mitte der 60er und steuerte mit der "Red Peony"-Reihe einen wichtigen Ausgangspunkt zum Sukeban-Genre bei: Jene Filme also, die traditionell männliche Rollen wie die des blutrünstigen Samurai-Rächers mit Frauen besetzten. Parallel zu dieser Entwicklung stellte das Studio Nikkatsu auf "Roman Pornos" um, welche günstig produzierte Schmuddel- und Exploitation-Unterhaltung boten. Toei liess sich nicht lumpen und stieg auf diesen "pinky violence"-Zug auf. Nicht erstaunlich, dass etliche von Toeis Meisterstücken in diesem Bereich von Norifumi Suzuki stammen, der die Sukeban-Filme zu Exploitation-Kunststücken formte.
Als Star stand ihm Reiko Ike zur Seite, die er 1972 neben dem anderen Toei-pinky-Girl
Miki Sugimoto in
"Hot Springs Mimizu Geisha" castete und danach in Filmen wie (logo) "Sukeban" und Girl Boss Guerilla zum Star machte. Einen frühen Höhepunkt erlebte das Duo Suzuki-Ike mit "Sex & Fury" im Jahr 1973. Dieser poppige Sukeban-Streifen nimmt Plot-Elemente seiner Vorläufer genauso auf die beliebte Rachethemen à la Lady Snowblood und visuellen Einfällen eines Seijun Suzuki und macht daraus einen Genre-Eckpfeiler. Von einem Meisterwerk möchte ich wegen einiger kleinen Mängel nicht sprechen, aber der Film ist ganz klar "pinky violence" vom Feinsten.
Besagte Mängel gibt es vor allem im Mittelteil. Suzuki tischt nämlich die beste Szene des Films relativ früh auf: Gemeint ist die grandiose Slow-Motion-Nacktkampf-Szene, in der Reiko Ike entblösst ein Rudel Gauner abschlachtet und dabei kontinuierlich besudelt wird. Herrlich. Dass es danach nur noch abwärts gehen kann, erklärt sich von selbst. Doch die etwas drögen Szenen um die Modernisierung und ausländischen Einflüsse
während der Meiji-Zeit peppt Suzuki immerhin mit einer wunderbaren Inszenierung und ein paar coolen Einfällen auf. Die Bildsprache ist stets formidabel, das Tempo enorm und die Montage präzise. Das läuft zwar unter Exploitation, doch mit billigem Schmuddelkino hat das nichts zu tun. Hier sind Profis am Werk und das merkt man in jeder Szene.
Einzig die Musik passt nicht immer - Kontraste zwischen kitschiger Popmusik und Gewalt-Exzessen sind zwar oft ein gelungener Einfall, doch hin und wieder langt Komponist
Ichiro Araki in die falschen Tasten. Das erhöht im schlimmsten Fall aber nur den Kultfaktor des Films, den noch weitere sehenswerte Aspekte ausmachen. Da ist natürlich Reiko Ike, die sich cool und tödlich durch den Film spielt. Da ist aber auch die schwedische "Thriller: A Cruel Picture"-Schauspielerin Christina Lindberg, die uns unter anderem mit einer Lesbensex-Szene erfreut. Mit Erotik geizt Suzuki natürlich Genre-konform nicht und lichtet sie sehr ansprechend ab. Im Gegensatz zur Fortsetzung Female Yakuza: Inquisition & Revenge stimmt auch die Balance aus Story, Sex und Gewalt.
Spätestens wenn Suzuki mal wieder seine Abneigung gegen Religion zeigt (Killer-Nonnen, Folterung vor Jesus-Bild) und danach zum Schluss nochmals gehörig Gas gibt, dürfte wohl allen Genre-Freunden klar sein, dass sie einen famosen pinky-violence-Streifen gesehen haben. Visuell rauschhaft, schauspielerisch souverän und in Sachen Sex und Gewalt vorbildlich kann man dieses Teil einfach nur lieben. Mit etwas besserem Musikeinsatz und der Ausmerzung der Längen im Mittelteil hätte "Sex & Fury" neben seinem Label "Kult" wohl auch die Auszeichnung "Klassiker" verdient.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC.
Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Furyo anego den: Inoshika Ocho
Regie: Norifumi Suzuki

Exploitation

Gewalt * * *

Erotik * * *

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S l a u g h t e r   i n   t h e   S n o w

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

S t r e e t   F i g h t e r   ~   G e k i t o t s u !   S a t s u j i n   k e n

Reviewed 1.5.04

Japan 1974 Der gnadenlose Söldner Takuma "Terry" Tsurugi (Sonny Chiba) holt den Häftling Junjou (Masashi Ishibashi) aus dem Knast. Der Trick lenkt das Interesse einer Gangstergruppe unter Mataguchi auf ihn. Er bittet Takuma, Sarai zu kidnappen, die Tochter und Alleinerbin eines kürzlich verstorbenen Öl-Milliardärs. Doch Takuma erkennt, dass Mataguchi für die Yakuza arbeitet, einem Hong-Kong-Ableger der Mafia. Ähm na ja. So meint es jedenfalls die Übersetzung ... wie auch immer: durch seine Weigerung gerät Takuma auf die Abschussliste der Mafiosi. Er verbündet sich mit Sarais Onkel, einem Karate-Meister, und beginnt einen Rachefeldzug.
Sonny Chiba ist kein Bruce Lee. Er ist nicht halb so schnell, nicht halb so koordiniert. Dies muss man voraussetzen, da es Leute gibt, die den einen gegen den andern ausspielen und "wer ist besser"-Spielchen abhalten. Aber Sonny Chiba ist der härteste verdammte Fighter der frühen Siebziger. War "Enter the Dragon" bei seinem Release fürs US-Publikum knallhart musste "Street Fighter" danach ein Gore-Schock gewesen sein. Der Film erhielt als erster ein X-Rating für Gewalt. Und ja, er ist extrem tough. Augen werden rausgerissen, Arme zerbrochen, allerlei Körperteile aufgeschlitzt, Köpfe gespalten, Frauen vergewaltigt - und einem Kerl reisst Sonny sogar den Schwanz weg und putzt sich danach mit dem Anzug des Opfers das Blut weg. Das ist Bad-Ass. Insfoern muss sich Sonny den Bruce-Lee-Vergleichen gar nicht stellen.
Jüngere Zuschauer dürften am ehesten durch "True Romance" auf den Film gekommen sein, da sich Christian Slater darin eine Dreier-Session von "Street Fighter" reinzieht. Ein früher Anhaltspunkt, dass Tarantino ein Chiba-Fan ist, etwas, was spätestens Kill Bill Volume 1 klargemacht haben dürfte. Insofern erlangte "Street Fighter" dank "True Romance" 20 Jahre nach seiner Entstehung einen neuen Kultstatus. Den billige ich ihm zu, denn er ist extrem roh und brutal, unterlegt mit geiler Musik und verankert in einer 1A-Performance von Chiba. Er darf zwar einmal kurz weinen, aber ansonsten ist er ein Tier - er macht sogar die passenden Fauch- und Zischgeräusche. Er schlägt alle, auch Frauen. Wobei er fremde Frauen meistens beim ersten Kontakt ungefragt mit einem Zungenkuss beglückt. Da können selbst die Tough-Guys à la "Shaft" hinten anstellen. Sonny Chiba ist der oiginal Motherfucker.
Doch zum Klassiker gereicht es dem Film nicht. Einige der Kämpfe wirken plump, da die Gegner regelrecht hinten anstehen müssen. Die Handlung ist simpel und macht gelegentlich wenig Sinn (Hong Kong Yakuza). Die Schauspieler in manchen Nebenrollen sind zudem arg unterfordert. Vom cineastischen Standpunkt her hat der Film nicht wahnsinnig viel zu bieten. Aber er ist eben aufregend, derb und pulpig. Das macht einen Kultfilm aus - und das macht ihn auch sehr unterhaltsam.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Englisch 2.0 ohne Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Gekitotsu! Satsujin ken
Regie: Shigehiro Ozawa

Actionfilm

Gewalt * * *

Action * * *

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S t r e e t   o f   J o y

Japan 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

S u b m e r s i o n   o f   J a p a n

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

T e r r i f y i n g   G i r l s '   H i g h   S c h o o l :   L y n c h   L a w   C l a s s r o o m

Reviewed 25.12.05

Japan 1973 Die rebellische Bandenführerin Noriko Kazama (Miki Sugimoto), die bisexuelle Kyoko Kubo (Seiko Saburi) und die vorlaute Remi Kitano (Misuzu Oota) kommen an die Erziehungsanstalt "School of Hope for Girls". Der dortige Vize-Rektor Ishihara (Kenji Imai) hält ein strenges Regime aufrecht für dessen Einhaltung das faschistische Disziplinierungskomitee gehört. Diese Gruppe Mädchen, angeführt von der sadistischen Yoko, quälen ihre Mitschülerinnen, die nicht zur Einsicht kommen wollen, und gehen wenns sein muss bis zum Äussersten. Die drei Neulinge wollen sich aber nicht so einfach unterdrücken lassen. Noriko hat sogar noch etwas ganz anderes im Sinn: Rache für die Ermordung ihrer Freundin.
Mein Favorit aus der "Pinky Violence"-DVD-Box: Ein deftiger, heisser und subversiver Exploitation-Knüller mit den Toei-Stars Miki Sugimoto (Zero Woman) und Reiko Ike (Delinquent Girl Boss). Regisseur Norifumi Suzuki (Sex & Fury, Convent of the Holy Beast, Girl Boss Guerilla) legt gleich mit einer grossartigen Szene los: Einer Horror-mässig gefilmten Foltersequenz mit cooler Farbdramaturgie und einfahrender Kameraführung. In diesem Stil gehts dann auch gleich weiter - nicht mehr ganz so horrorlastig, aber nicht minder effektiv. Ein paar Eindrücke bietet diese kleine Bildgalerie.
Was den Streifen so ungemein unterhaltsam macht, ist Suzukis breit abgestütztes stilistisches Können. Er kann eine für den Plot unnütze Sexszene, die vom Studio gefordert wurden, um dem Sleaze-Erfolg des
Nikkatsu-Studios zu trotzen, endlos lange halten und gleich anschliessend in eine kultige Actionsequenz wechseln. Er kann sich visuell beim Horrorgenre bedienen, wenig später beim Italowestern oder dem Bikerfilm. Diese Palette an Vorbildern vereint er zu einem höllischen Trip, der sich wirklich nichts vorschreiben lässt - will heissen: Der Sex macht an und schwankt zwischen Skurrilem, Sado-Maso und Lesbenliebe, die Gewalt kommt heftig und die subversiven Attacken gegen das Patriarchat und die Behörden sind unmissverständlich bis plakativ.
Die erfrischende politische Unkorrektheit zieht sich durch den ganzen Film. Und sie lässt sich nicht in eine Schublade zwängen: Zum einen zeigt Suzuki starke Frauen, die sich ihr Recht erkämpfen - er filmt sie dabei jedoch in vordergründig sexistischen Posen und kostet die Lust daran aus, sie in erniedrigenden Situationen zu zeigen. Japanische Frauen-Exploitation-Filme sind Widersprüche in sich - und das macht einen Teil ihres Reizes aus. Nicht zu vergessen aber auch die hohe Qualität der Produktion, nicht nur technisch, sondern auch schauspielerisch: Eine Miki Sugimoto haut mit einem Blick vom Sessel und selbst Nebendarsteller, die nichts anderes zu tun haben, als zu sterben oder sonst wie abzutreten, tun dies mit erschreckend überzeugender Kraft.
"Terrifying Girls' High School: Lynch Law Classroom" endet etwas zu hastig (die Schlusspointe mit dem "coolen" Yakuza ist aber clever) und hat ein paar kurze Hänger, alles in allem ist es aber zweifellos ein Juwel des Genres. Wer auf coole Zooms, sexgeile Lesben, schamlose Busen-Nahaufnahmen, explosive Gewalt, markige Sprüche, schmierige Schurken, Schulmädchen-Fetisch, Anarchie oder in Teenie-Sexfallen gelockte Lehrer steht, der wird hier mehr als gut bedient. Wie gesagt: Dieser zweite Teil der "Terrifying Girls' High School"-Reihe ist mein Favorit der "Pinky Violence"-Box.
Dieses schicke, pinke Set beinhaltet ein Booklet, eine Audio-CD und vier Filme. Neben "Terrifying Girls' High School" sind dies Girl Boss Guerilla, Criminal Woman: Killing Melody und Delinquent Girl Boss - Worthless to Confess.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch mono mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Kyôfu joshikôkô: bôkô rinchi kyôshitsu
Regie: Norifumi Suzuki

Exploitation

Gewalt * * *

Erotik * * *

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T o r a - S a n ' s   F o r g e t   M e   N o t

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

T o r a - S a n   L o v e s   a n   A r t i s t

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

T o r a - S a n ' s   L o v e s i c k

Japan 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

T o r a - S a n ' s   L u l l a b y

Japan 1974 Ausführliche Kritik: hier.

 

T w i s t e d   P a t h   o f   L o v e

Japan 1973 Ausführliche Kritik: hier.

 

W i f e   t o   B e   S a c r i f i c e d   ~   I k e n i e   f u j i n

Reviewed 10.4.05

Japan 1974 Kunisada (Nagatoshi Sakamoto) vergeht sich an kleinen Mädchen. Er flieht vor der Polizei und taucht unter. Da taucht er bei seiner Ex-Frau Akiko (Naomi Tani) auf, die er fesselt und in das Waldhaus entführt, in dem er sich bereits an der kleinen Miko vergangen hat. Er knebelt Akiko und foltert sie mit Kerzenwachs, Sex und Auspeitschen. Als auch dies nicht mehr genug ist, findet er glücklicherweise das Pärchen Kaoru (Terumi Azuma) und Kiyoshi (Hidetoshi Kageyama), das Selbstmord begehen wollte. Sie wachen in Kunisadas Hütte auf und werden Teil seiner sadistischen Fantasien.
Unter den
pinku eigas der 70er ist "Wife to Be Sacrificed" einer der kunstvolleren. Das Exploitation-Werk kann mannigfaltig interpretiert werden, feministisch, sozilogisch und cineastisch analysiert, doch letztendlich will Masaru Konuma nur zwei Dinge erreichen: Stimulieren und unterhalten - dies auf visuell ansprechende Art. In bester S&M-Tradition wird hier auf erotische Art gefoltert. Dabei gehts nicht zu hart zu und her - Darmspülung, Auspeitschen, Fesseln und Wachs-Spielchen gehören sicher nicht zum härtesten Kaliber des Genres. Genau das hilft dem Film, nicht komplett als Gewaltfantasie durchzugehen, sondern für einen etwas in Schräglage geratenen Sex-Geschmack prickelnd zu sein.
Die deftigeren Momente sind eigentlich jene, in denen das Mädchen zum Objekt von Kunisadas Begierde wird. Man sieht zwar nichts davon, aber das Wissen, was dem Mädchen blühen könnte, ist vielleicht verstörender, als alle später gezeigten Folterungen. Deshalb wirkt das wie ein Happy End aufgezogene Finale so befremdlich. Doch dieses bizarre Ende, das nach bereits 71 Minuten kommt, passt bestens zum Film, der so einen (un)angenehmen Schluss erfährt.
Zentral für das Gelingen des Films ist zweifellos Naomi Tani. Die Königin der Pink-Filme strahlt selbst in der unwürdigsten Position (und von denen gibts viele) noch Star-Qualitäten aus. Sie leidet, sie entwickelt Lust und geht gestärkt aus der Sache hervor. Immerhin hat sie die Lust an den eigenen sadomasochistischen Trieben erkannt. In gewissem Sinne ist dies ihre Emanzipation - erst noch in einem frauenfeindlichen Umfeld. Ein höchst interessanter Kontrast, der den Film eben gerade so schön interpretierbar macht. Doch wie bereits erwähnt: Es zählt eher der stimulierende Aspekt.
Der wird zweifellos erreicht. Die Idee, ein junges Suizid-Pärchen in die Sache zu verwickeln, ist zum einen sadistisch, zum anderen trägt es zur Erotik bei, da die Taten nun einen voyeuristischen Aspekt dazubekommen. Dir wichtigsten Felder eines Pink-Films sind abgedeckt. Sex, Voyeurismus, Sadismus ... da schlägt das Herz des Fans höher. Aber auch jenes des Cineasten, denn Masaru Konuma weiss, wie man die schrecklichsten Taten attraktiv in Szene setzt. Seine "Fesselkünste" sind bis heute legendär. Einer seiner Schüler ist niemand anderes als Hideo Nakata (Ringu), der Konuma eine Dok Namens "
Sadistic and Masochistic" (2000) widmete und in Chaos eine kleine Hommage eingebaut hat. Konuma ist zweifellos mehr als nur ein Schmuddelregisseur. Er nimmt hier ein potenziell verstörendes Thema und modelliert daraus Kunst für den nicht ganz alltäglichen Geschmack.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Japanisch 2.0 mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln. Letterboxed.
Alternativer Titel:
Ikenie fujin
Regie: Masaru Konuma

Exploitation

Gewalt * *

Erotik * * *

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Z e r o   W o m a n :   R e d   H a n d c u f f s   ~   Z e r o k a   n o   o n n a :   A k a i   w a p p a

Reviewed 4.2.05

Japan 1974 Eine brutale Gang vergewaltigt und kidnappt die junge Kyoko. Danach wollen sie das Mädchen der Puffmutter Sesum (Yoko Mihara) verkaufen. Doch diese entdeckt, dass Kyoko mehr wert ist: Sie ist die Tochter des Politikers Nagumo (Tetsuro Tamba). Kurzum erpressen die Kerle den Politiker. Nagumo schaltet den Polizisten Kusaka (Hideo Murota) ein und gibt ihm den Befehl, alles zu tun, um seine Tochter zu befreien. Das heisst: carte blanche. Kusuka holt deshalb die knallharte Polizistin "Zero Woman" Rei (Miki Sugimoto) aus dem Knast. Sie sass hinter Gittern, weil sie einen Mörder kurzerhand umgenietet hat. Nun geht sie auch nicht zimperlich vor und schleust sich in die Kidnapper-Gang ein.
Das Genre des Exploitationfilms ist ein weltweites Phänomen. Ich guck mir diese Filme gerne an, doch so mancher ist von solch schlechter Qualität, dass einem bereits wegen der Inszenierung bange wird. Die Exploitationfilme aus Italien, Deutschland oder den USA lass ich deshalb lieber aus. Es fehlt mir schlicht die Zeit. Auch in Asien kam Schund in diesem Bereich heraus, aber genau deswegen sind sie ja heute so kultig. Daneben gibt es aber auch die Crème des Exploitationfilms. Dahinter stehen Filmemacher mit beachtlichem Talent, namendlich etwa jene Exploitation-Streifen, die die Shaw Brothers in Hongkong gedreht haben. Oder Yukio Nodas "Zero Woman: Red Handcuff".
Der Film beginnt mit einem schönen Lied, das an die von Meiko Kaji gesungenen und in Kill Bill verwendeten Stücke "Urami Bushi" (Female Prisoner #701: Scorpion) und "Flowers of Carnage" (Lady Snowblood) erinnert. Der Rest des Streifens bedient sich zwar bei der "Tough Woman"-Situation von "Snowblood", doch wahres Vorbild scheint mir
Kinji Fukasaku zu sein - stilistisch und inhaltlich. Wobei Noda in Sachen Gewalt und Sex eine ganze Strecke weitergeht. Von populären, groben Unterhaltungsfilm eines Fukasakus hin in die klassische Exploitation-Ecke. Aber eben in toller Inszenierung. Die Kamera im richtigen Moment schräg gehalten, kultiger 70's-Soundtrack und durchaus talentierte Darsteller eingesetzt - das garantiert für 90 Minuten aussergewöhnliches Sehvergnügen.
Doch seien wir ehrlich: Deswegen schaut man sich Filme wie diesen nicht an. Man will wissen, was abgeht. Und hierbei erweist sich Noda als ein Vorbild von Takashi Miike (neben Fukasaku und Miikes Mentor
Shohei Imamura). Das Blut spritzt in Fontänen, nackte Brüste gibts am Laufmeter, vergewaltigt wird immer im Rudel und wem das nicht genug ist, der kriegt Mord und Totschlag, eine grausame Folterszene, weggeschossene Genitalien, eingeschlagene Schädel, Lesbensex und sonstige hübschen Dinge. Vor allem die Folter hats in sich. Ein Kerl wird am Schraustock festgemacht (das tut schon weh) und danach mit einem Schweissbrenner traktiert. Oh ja, die Polizei hat ihre eigenen Methoden.
Deshalb ist der Film so reizvoll: Gangster wie Cops lassen die Sau raus. Sie kennen nichts und machen jedem weh, der ihnen in die Finger kommt. Grosses sozialkritisches Potenzial würde ich Noda deshalb dennoch nicht zugestehen, denn er macht dies eher aus dem Grund, um mehr Möglichkeiten für seine Gewaltakte zu haben. Kritik betreibt er lieber mit dem Vorschlaghammer - als Beispiel ist auch die "Amerika-Kritik" zu nennen, die diesen Namen kaum verdient: Einmal pissen ein paar Kerle auf ein US-Armee-Schild, ein andermal trägt ein Vergewaltiger ganz deutlich einen US-Army-Anzug. Diese Angriffe sind derart plump, dass sie jegliche tatsächlich vorhandene Kritik an der Verwestlichung der japanischen Gesellschaft im Keim erstickt. Eben: Es handelt sich hier nicht um einen Film mit Tiefgang, sondern um waschechte Exploitation, einfach formidabel gedreht. Anders gesagt: Ich liebe diesen Film. Er lässt vor Schluss etwas nach und wird repetitiv, aber wenn die Japaner 1974 schon sowas fertig brachten, ist eigentlich klar, wieso sie heute so derbes Zeug produzieren. 

Hier auf DVD erhältlich (NL)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (NL): Code 0 PAL. Japanisch und Deutsch mit englischen, deutschen und holländischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen. Dies ist die 2-Disk-Limited Edition, die normale Edition hat nur holländische Untertitel. Die deutsche DVD ("Der Tiger von Osaka") ist cut.
Alternative Titel: Zeroka no onna: Akai wappa; Der Tiger von Osaka;
Red Handcuffs
Regie: Yukio Noda

Exploitation

Gewalt * * *

Action * *

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