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2004
> A BLUE AUTOMOBILE
Drama
Japan 2004
Alternative Titel
Aoi kuruma;
青い車
Regie Hiroshi
Okuhara
Drehbuch Hiroshi Okuhara, Kosuke Mukai nach einem Manga von Yoshitomo
Yoshimoto
Darsteller Arata, Aoi Miyazaki, Kumiko Aso, Tomorowo Taguchi. Kenji
Mizuhashi
Länge 90 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 13.6.08
© Bilder Geneon,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Seit einem Unfall ist das rechte Auge von Richio (Arata) verunstaltet. Er
versteckt es hinter dicken Sonnenbrillengläsern. Auch seine Emotionen gibt der
introvertierte DJ selten preis, viel eher flüchtet er sich in
Selbstverstümmelung und Einsamkeit. Auch seine Freundin, die Immobilienhändlerin
Akemi Saeki (Kumiko Aso) kann ihn nicht aus seinem Loch holen. Da spricht Akemis
jüngere Schwester Konomi (Aoi Miyazaki) den jungen Mann an. Die beiden verstehen
sich gut - und schlafen miteinander. Das bringt Richio aber nur noch mehr in
Nöte.
REVIEW
Filme über ziellos durchs Leben wandelnde Teenager sind
in Japan fast schon ein eigenes Genre. Während viele vor allem von westlichen
Zuschauern als urjapanisch wahrgenommen werden und daher eine eigenständige
Faszination entwickeln, bleibt "A Blue Automobile" auf halbem Weg stecken. Das
Drama ist ebenso orientierungslos wie seine Hauptfiguren - und wenn wir gegen
Ende am Strand landen, dann ist klar, dass die fünfte Regiearbeit von Hiroshi
Okuhara ("Timeless Melody") sich zwar
narrativ und ästhetisch den Mainstream-Konventionen verweigert, sich dafür aber
ganz dankbar bei anderen Klischees bedient. Immer wenn ein Filmemacher nicht
weiss, wie er sein betont offenes Stimmungsstück beenden soll, fahren die
Charaktere halt ans Meer und gaffen in die Ferne. Das ist dann die grosse
Katharsis. Independentkino leicht gemacht.
Die Probleme liegen aber nicht nur beim Finale, sie beginnen schon bei der Charakterzeichnung. Richio, passabel gespielt von Arata (After Life), bleibt hinter seinen dicken Sonnenbrillengläsern ein Mysterium. Seine selbst auferlegte Melancholie wird zwar durch den Unfall erklärt, aber sonderlich nachvollziehbar ist sie nicht. Was seine Freundin, sympathisch verkörpert von Kumiko Aso (Kaïro), an ihm findet, wird auch nie richtig klar, schliesslich passt sie vom Typ her nicht zu ihm und er wimmelt sie stets mehr oder weniger schroff ab. Alles wirkt einfach einen Tick zu konstruiert. Und so kommt auch Richios suizidale Tendenz eher wie ein Gimmick herüber. Um zu zeigen, wie kaputt er ist, ritzt er sich halt die Arme auf. Die Kaputtheit wird durch die Selbstverstümmelung definiert statt umgekehrt. Überhaupt ist es etwas irritierend, mit welcher Nonchalance das Ritzen hingenommen wird - was früher noch Ausdruck ernsthafter emotionaler Störungen und seelischer Narben war, ist zum Trend geworden. Man machts halt einfach, weils alle tun, selbst wenn nur der Hamster krank ist. Schade hält der Film hier nicht dagegen.
Die letzte kryptische Figur bleibt Konomi, gespielt von der süssen Aoi Miyazaki (Nana). Auch ihr Handeln wird selten erklärt, sie tut halt einfach. Sie leidet ein bisschen, sie flirtet ein wenig. Dazu passt auch, dass der Satz "lass uns Sex haben" etwa so aus dem Nichts kommt wie alles in dem Film. Die Beliebigkeit erreicht ein solches Mass, an dem sie an Selbstgefälligkeit grenzt. Schade eigentlich, denn es steckt durchaus Potential in "A Blue Automobile". So beeindruckt die nüchterne Kameraarbeit, die Akteure leisten gute Arbeit und ein paar der Nebenfiguren lockern das Geschehen mit nachvollziehbareren Problemen auf: So ist Richios Boss nach der Scheidung darum bemüht, das Sorgerecht seines Sohnes behalten zu können. Das ist fassbar, das ist echt, nicht wie die gekünstelte Melancholie der Hauptfiguren.
Mit seiner "ich bin ja so allein"-Stimmung schafft es die Mangaverfilmung zwar, bei Laune zu halten und 90 Minuten lang die Zuschauer nicht zu sehr einzuschläfern - doch es ist zu wenig. Alle Beteiligten haben schon Besseres geliefert und "A Blue Automobile" scheint wie ein rasch vergessener Eintrag in ihren Auftragsbüchern. Wer sich in die Atmosphäre einklinken kann, der wird den Film wenigstens halbwegs goutieren können, alle anderen dürften sich einen Gegenstand suchen, um ihn Richio mal an den Kopf zu werfen. Ich siedle mich mal in der Mitte an und find den Film noch durchschnittlich, aber trotz tiefsinnig gedachtem Inhalt auch reichlich banal.
MEINE
DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.
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(HK)
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