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Tragikomödie
Japan 2005
Alternativer Titel スクラップ・ヘブン

Regie Sang-il Lee
Darsteller Jo Odagiri, Ryo Kase, Chiaki Kuriyama, Akira Emoto, Akira Shoji

Länge 117 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 1
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . ..

©  Text Marco, molodezhnaja 3.4.06
©  Bilder Bandai, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der schüchterne Polizist Singo Kasuya (Ryo Kase), der Sanitär tetsu (Jô "Joe" Odagiri) und die Pharmazeutin Saki (Chiaki Kuriyama) sitzen in einem Bus, als ein bewaffneter Mann die Kontrolle über das Fahrzeug erlangt. Er will sich erschiessen, doch dabei kommt es zu Komplikationen, die Tetsu angeschossen zurück lassen. Drei Monate später hat er sich erholt, doch er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mehr aus seinem Leben zu holen. Als Singo auf ihn trifft, organisieren die beiden einen "Rache-Dienst": Jemand kann sich bei ihnen auf der dreckigen öffentlichen Toilette melden und die Bestrafung eines bösen Mitmenschen verlangen. Das Duo führt es aus. Während die zwei die Stadt unsicher machen, experimentiert Saki an einer Hausformel für
Nitroglycerin
.

 

REVIEW
Die Unterschiede zu "Fight Club" sind reichhaltig, doch es sind die Parallelen die auffallen: "Scrap Heaven" hat etliche davon - und teilweise ziemlich deutliche. Alles vom selbst gemachten Sprengstoff über die Schlafprobleme einer Figur und den beschissenen Job mit dem sadistischen Boss eines anderen Charakters ist da. Dazu Tetsus Tyler-Durden'sches Verhalten, die Anti-Establishment-Philosophie des Duos und der ganze Look des Films: Es dominieren industrielle Grautöne, durchbrochen nur von Tetsus farbiger Kleidung. Und es hat noch mehr. Diese Parallelen alle aufzulisten, schadet letztendlich nur "Scrap Heaven", und das ist keinesfalls das, was ich im Kopf habe: Denn ich mag den Film.

Regisseur Sang-il Lee ("69") inszenierte Japans Antwort auf David Finchers unschlagbaren Meilenstein nämlich als flotte Tragikomödie mit umwerfendem Cast, cooler Bildsprache und einigen Überraschungen. Erst am Schluss fällt er ab, wenn der Inhalt plötzlich diffus wird und sich sogar etwas Langeweile breit macht - bis zur witzigen, lebensbejahenden Schlusspointe. Alles was vor diesem Leerlauf in der Zielgeraden kommt, ist jedoch höchst gelungenes Kino der rebellischen, einfallsreichen und doch herzhaften Art.

Der momentan viel beschäftigte Joe Odagiri (Shinobi) agiert als Energiezentrum des Films. Vergleichen mit Tyler Durden hält er nicht stand, doch er strahlt ähnlich anarchistische Energie aus. Manchmal kanalisiert Odagiri sogar Brad Pitts Zappeln gegen Ende von "Fight Club" beziehungsweise den ganzen "Mexican" hindurch. Dabei wäre das nicht unbedingt nötig: Odagiri ist souverän genug, ohne einen anderen Schauspieler zu imitieren. Er hat Charisma und einen wirklich ungewöhnlichen Look zwischen Penner und Supermodel. Der eigentliche Hauptdarsteller ist jedoch der vorher primär als Nebendarsteller aufgefallene Ryo Kase in der Edward-Norton-Rolle, der sich langsam von seinem Job und seinem Boss emanzipieren lernt. Keine so glamouröse, aber hervorragend gespielte Rolle.

Die Frau im Bunde ist Kill Bill-Göre Chiaki Kuriyama, unlängst zu sehen in Takashi Miikes Great Yokai War. Sie spielt eine seltsame Frau mit Glasauge und Experimentierlust. So richtig schlau wird man aus ihrer Figur nicht, doch wenn immer sie auftaucht, bereichert sie den bereits inspirierten Film zusätzlich. Dieses Trio sorgt für einen sehr leichten Zugang. Ihre Handlungsstränge verknüpft Lee immer wieder durch ein ungewöhnliches Editing, das am Anfang einer Sequenz kurze Einstellungen der nachfolgenden Szenen aneinanderreiht, begleitet von einem blubbernden Soundtrack. Von Beginn weg wird so subtil das Tempo erhöht und gleichzeitig der Zuschauer etwas aus der Bahn geworfen - etwas, was den Film hindurch noch öfters passiert.

Zentrale Themen gibts dementsprechend viele. Das, was am ehesten als zentraler Plot durchgeht, ist die Rachegeschichte. Lee baut so einige witzige Vergeltungsepisoden ein, von denen man auch gerne mehr gesehen hätte. Auf der anderen Seite stehen Singos Emanzipation, die deutlich lebensbejahende Tendenzen aufweist. Der Film wirkt deprimierend im Look, doch trotz allen Downern, trotz dem Blut, der Frustration und der Finsternis ist "Scarp Heaven" kein Film, der sich der Schwermut hingeben würde. Er betrachtet das Leben in Japan mit gehörigem Zynismus, doch für seine Figuren hat er Sympathie übrig. Das lenkt ihn in eine andere Richtung als das (nennen wir es Mal so) Vorbild "Fight Club".

Inspiration und Parallelen beiseite: "Srcap Heaven" ist einfach ein gelungener Film. Mit coolem Cast, ideenreicher Inszenierung und flottem Erzähltempo kann Langeweile bis auf den Schluss nie aufkommen. Es fehlt dem Film etwas der Fokus, was ein Grund für den lahmenden Schlussteil ist, doch das ist ein vergleichsweise kleines Manko in einem Film, der das Anschaffen auf jeden Fall lohnt. Ich für meinen Teil bin nach drei gelungenen Auftritten von Joe Odagiri hintereinander (Shinobi, Maison de Himiko, "Scrap Heaven") ein kleiner Fan von ihm geworden. Der Junge hat Talent und ist nur ein Grund, warum "Scrap Heaven" in einer besseren Welt 4 Sterne bekommen würde. In dieser reichts immerhin noch für gute 3½.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC [Bandai]
Anamorphic Widescreen
Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

 


 

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