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N a a c h

Reviewed 26.11.04

Indien 2004 Der arbeitslose Schauspieler Abhinav (Abhishek Bachchan) wartet auf seinen Durchbruch und sehnt sich nach Ruhm und Geld. Die introvertierte Tänzerin Rewa (Antara Mali) will Film-Choreografin werden. Kompromisse geht sie keine ein: Sie weiss, dass sie Talent hat und will es einsetzen. Nach einem Jobgespräch treffen sich die beiden im Bus. Abhi erzählt, er kriege eine Rolle - aber er könne nicht tanzen. Er bittet Rewa, ihn zu unterrichten. Sie sagt zu. Beim Vortanzen merkt der Regisseur, dass Abhi und Rewa Talent haben. Beide kriegen einen Job. Doch da erklärt die Hauptdarstellerin, dass sie ihre eigene Choreografin mitbringt. Rewa ist gefeuert. Ihr ist es egal, Abhi fühlt sich schuldig. Zumal er mit diesem Film zu Star wird. Er versucht, Rewa Jobs zuzuschanzen, doch das verletzt sie in ihrer Ehre. Bevor die Liebe zwischen den beiden aufblühen konnte, trennen sie sich. Abhi wird zum Superstar, Rewa macht eine harte Zeit durch. Erst als der Musikvideo-Regisseur Diwakar (Ritesh Deshmukh) sie anheuert, geht ihr Stern auf.
Ram Gopal Varma war nie ein Mann der Kompromisse. Um seinem Film die nötige Medienaufmerksamkeit zu gewähren, startete er ihn am gleichen Tag wie der meisterwartete Werk des Jahres: Veer-Zaara. Der Schluss ging nach hinten los, die Presse verrupfte "Naach" und der Streifen floppte. Zu Unrecht, denn etwas, was Ram Gopal Varma kann, ist, etwas Ungewöhnliches zu schaffen. Er drehte mit "Naach" seinen bisher wohl persönlichsten, sinnlichsten und gemächlichsten Film. Eine Kombination, die nicht immer aufgeht. Aber die Leidenschaft dieses Filmemachers ist unübersehbar. Vielleicht auch gemischt mit einer Spur Arroganz. Doch genau die stand seinen Filmen immer gut an, denn im Gegensatz zu anderen hochnäsigen Regisseuren hat er eben Talent.
Die Story ist eine Liebesgeschichte mit zwei stark gefühlsbetonten Menschen. Aber anders als im Hindi-Kino üblich, lassen sie diese Gefühle nicht heraus. Aus unterschiedlichen Gründen, sei es Professionalität, Angst oder Unfähigkeit. Anders gesagt: Die Akteure verhalten sich zum Teil künstlich, aber es sind immer echte Menschen, keine Stereotypen. Vielleicht lehnt der geneigte Bollywood-Fan den Film deshalb von Vorneherein ab, doch das ist schade. Zumal Ramu ein paar böse Spitzen für seine Kollegen übrig hat. Er fällt über profilierungssüchtige Stars her, über schmierige Klatschreporter, über Regisseure, die von ihren Starlets sexuelle Gefälligkeiten verlangen und über die Vitamin-B-Verknüpfung im Showbusiness. Nichts von dem macht Ramu aggressiv. Dazu kennt er das Business zu gut. Er macht es aber als hintergründiges Beiwerk und belässt die Lovestory im Zentrum. Einmal arrangiert eine arrogante Choreografin eine Szene und meint in "Kal Raho Na No" habe es auch eine solche. Eine Attacke auf kommerzielle Choreografen wie Farah Khan (Main Hoon Na)? Wer weiss. Man kann das sicher hineinlesen.
Im Gegensatz zu seinen früheren Showbizfilmen ist "Naach" realistischer und schwerer. Mast war ein Showbiz-Märchen, Rangeela eine Showbiz-Romanze und der von RGV produzierte Main Madhuri Dixit Bhanna Chahti Hoon eine Showbiz-Satire mit tragischem Einschlag. Alle drei sind sehr spritzig gemacht. Genau darauf verzichtet "Naach" bewusst. Es ist ein langsamer Film, zeitweise zu langsam, aber immer faszinierend wegen seinem Einblick in das Wesen des Erfolgs und des Preises, den dafür zu zahlen ist. Und vor allem ist es eben eine Liebesgeschichte. Abhishek spielt wirklich wunderbar zurückhaltend. Der junge Ritesh Deshmukh (Out of Control) hat eine kleine aber feine Rolle, doch er ist ein brillanter Zuhörer - etwas, was nicht jeder Schauspieler fertig bringt. Und Antara, die Urmila als Ramus Muse abgelöst hat, spielt voller stiller Innbrunst. Sie tanzt wie eine Göttin, wobei ihre experimentellen Bewegungen manchmal stark an Dehnübungen erinnern. Dabei sieht sie einfach verdammt sexy aus. Antara ist eine sehr spezielle Frau mit markantem Mund, schläfrigen Augen und manchmal einer burschikosen Art. Doch wenn ihr Körper in Fahrt kommt, dann hat sie mehr Sex als alle Bollywood-Stars zusammen genommen. Ramu übertreibt es ein wenig damit, sie in erotischen, sinnlichen und manchmal geradezu Sehnen-zerrenden Posen zu zeigen, doch es ist leicht zu sehen, warum er es tut. Sie verleiht dem Film eine fast überirdische Eleganz durch ihre Zeitlupen-Bewegungen. Für das Tempo, das eh schon gedrosselt ist, ist dies Gift. Doch für die Augen der Zuschauer eine Offenbarung.
Zumal Ramu und sein Kameramann
Kiran Reddy eine innovative Bildsprache entwickeln. Ein gutes Beispiel dafür sind die Songs. Die Nummern selbst sind gewöhnungsbedürftig, aber der polternde Up-Tempo-Track "Berang Zindagi" fährt ziemlich ein. Die Bilder dazu sind eine Wucht und wirklich neuartig. Genau in diesem Bereich ist "Naach" ein Erfolg. Er ist neuartig, wagemutig. Ramu inszeniert kompromisslos nüchtern in den Alltagsszenen und mit enormem Flair bei den Schowbiz-Nummern. Seine Akteure spielen stark und ihre Charaktere wirken glaubhaft. Leider ist "Naach" eine halbe Stunde zu lang, etwas gar selbstverliebt und die Figuren oft von ihrer Schwermut regelrecht erdrückt. Das mindert den Genuss, aber es bleibt dennoch bei einer klaren Empfehlung für alle, die auch vor experimentierfreudigerem Hindi-Kino nicht zurückschrecken.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Ram Gopal Varma

Liebesdrama

Spannung * *

Erotik * *

Trade classification: Flop

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N a a j a y a z

Indien 1995 Ausführliche Kritik: hier.

 

N a a m

Indien 1986 Ausführliche Kritik: hier.

 

N a g i n

Indien 1954 Ausführliche Kritik: hier.

 

N a g i n

Reviewed 24.1.05

Indien 1976 Der Jäger Vijay (Sunil Dutt) entdeckt im Wald den Naturburschen Nag (Jeetendra) und erkennt erst später, dass er eine Schlange ist, die sich in einen Menschen verwandeln kann. Nags Geliebte ist Nagin (Reena Roy). Zusammen leben sie glücklich im Wald. Vijay erzählt von der Begegnung seinen Freunden Raj Kumar (Feroz Khan), Rajesh (Vinod Mehra), Suraj (Sanjay Khan), Kiran (Anil Dhawan) und Uday (Kabir Bedi). Die Männer machen sich umgehend auf in den Wald. Dabei schiesst Kiran auf die Schlangenmenschen und tötet Nag. In ihrer Eifersucht schwört Nagin tödliche Rache. Einer nach dem anderen fällt ihr zum Opfer. Erst ein Amulett eines Fakirs (Premnath) kann sie schützen - doch Nagin kennt gute Tricks.
Die Storys von Schlangen in Menschengestalt ziehen sich durch die Geschichte von ganz Süd- und Südostasien. Etliche Kino-Adaptionen gibt es deshalb in beinahe jedem Land. In Indien sehr beliebt ist die Legende von Krishna, der die Schlange Kalia im Fluss Jamuna getötet hat. In ihrer menschlichen Form bat sie Krishna um Verzeihung. Eine "modernisierte" Fassung dieser Geschichte bietet "Nagin". Nicht die erste Verfilmung - aber zweifellos die erfolgreichste. Der 70's-All-Star-Fantasyfilm von Rajkumar Kohli (Jaani Dushman) gehört auch heute noch zu den Genre-Lieblingen.
Doch aus heutiger Sicht betrachtet, kann man ihn kaum noch ernst nehmen. Ich habs wirklich versucht, doch mit der Zeit wurde mir klar, dass ich hier beduetend mehr Spass haben würde, wenn ich "Nagin" als Trash-Spektakel anschauen würde. Jede Einstellung, jeder Effekt, ja jeder Tanz wirkt irr und psychedelisch. Abgedrehter kann Bollywood-Kino dieser Ära kaum sein. Es gibt Geier-Puppen an sichtbaren Fäden, fliegende Plastikschlangen, Blue-Screen-Effekte, Schlangentänze, hypnotische Musik, absurde Farbveränderungen und jede Menge Spass.
Diese kleine Screenshot-Collage kann euch auf das Erlebnis einstimmen. Die Effekte waren 1976 vielleicht nicht mal so übel, doch die drei Sterne gebe ich aus heutiger Sicht - als göttliche Retro-Unterhaltung. Die Musik von Laxmikant Pyarelal hat es mir nicht gerade angetan, aber guckt mal in folgende Nummern rein: "Tera Mera, ein aufgestellter Track mit kultig schlecht tanzenden Statisten. Oder die irgendwie unappetitlichen, aber dafür göttlich kitschig gefilmten Schlangennummern "Tere Sang Pyar" 1-3. Wirklich ein bizarrer Anblick.
Schauspielerisch gibt es wenig zu berichten. Kabir Bedi ist beeindruckend in seiner Hühnen-Rolle, wobei sein Wechsel vom Atheisten zum Mann des Glaubens lachhaft ist. Sunil Dutt wirkt etwas angeschlagen und Feroz Khan bleibt als Macho-Man eher im Hintergrund. Am meisten Screentime hat denn auch Schlangenlady Reena Roy in einer sexy Performance. Ihr Liebespartner Jeetendra tritt nach einigen Minuten ab und auch die Ladies kriegen nicht viel zu tun: Da sind Rekha, Yogeeta Bali, Neelam Mehra, Prema Narayan und
Mumtaz - tatsächlich war es ihr letzter Hindi-Release nach ihrer Hochzeit und anschliessenden Verabschiedung von Bollywood. Sicher nicht gerade der bestmögliche Abgang. Wie gesagt: Ich lästere über "Nagin", weil ich mich köstlich amüsiert habe. Der Film funktioniert, wenn man ihn als historisch wichtigen Blockbuster anschaut. Aber ihr habt wirklich mehr davon, wenn ihr Mamas Schlaghose und Papas Rüschenhemd aus dem Keller holt, ein paar Freunde einladet und eine Seventies-Party mit köstlicher Film-Begleitung abfeiert. Da habt ihr den Kult-Faktor garantiert auf eurer Seite!
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Rajkumar Kohli

Fantasythriller

Spannung * *

Action * *

Trade classification: Superhit

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N a g i n a

Indien 1951 Ausführliche Kritik: hier.

 

N a g i n a

Reviewed 10.2.06

Indien 1986 Rajiv (Rishi Kapoor) kehrt nach seinem Studium in London in seine Heimat Indien zurück. Dort hat seine reiche Mutter (Sushma Seth) für ihn die Heirat mit Vijaya (Komal) arrangiert, der Tochter des Thakurs Ajay Singh (Prem Chopra). Doch Rajiv hat sich inzwischen in die mysteriöse Rajni (Sridevi) verliebt und lehnt das Angebot ab. Obwohl Singh ausser sich vor Wut ist, lässt sich Rajivs Mutter von Rajnis Liebenswürdigkeit überzeugen. Das Paar heiratet. Da taucht ein Heiliger (Amrish Puri) auf, der behauptet, Rajni sei eine Ichadhari Naag: Eine Schlange, die Menschengestalt annehmen kann!
10 Jahre nach dem Superhit Nagin nahm sich der am 22.11.2005 verstorbene Regisseur Harmesh Malhotra (
Khullam Khulla Pyaar Karen) mit "Nagina" abermals des beliebten Schlangenmenschen-Themas an. In den Hauptrollen: Sridevi und Rishi Kapoor. Das spätere Chandni-Paar macht diese Interpretation des Stoffes zu einer Romanze. Die abenteuerlichen Fantasy-Elemente der 76er-Version wurden zu Gunsten einer traditionellern Liebesgeschichte zurück gestützt. Traditionell aber nur bis zu einem gewissen Punkt, schliesslich ist die Frau trotz allem eine Schlange.
Interessanterweise sind Malhotras Sympathien klar auf ihrer Seite. Prem Chopra und Amrish Puri, die als ihre Feinde auftreten, werden als Bösewichter gezeichnet und nur einer der beiden erreicht so etwas wie späte Erleuchtung durch späte Einsicht. Der Tenor daraus ist: Schlangen wollen auch nur Liebe - und insofern kann man da auch eine Parabel hinein interpretieren: Die Frau, die in ein reiches Haus kommt und alles versucht, um ihren Mann glücklich zu machen, wird dennoch begleitet von Missgunst und Verdächtigungen. Ob die Frau nun eine Schlange ist oder sonst mit einem echten oder auferlegten Makel behaftet ist, die Geschichte ist die gleiche.
Malhotra versucht denn auch stets, seinen Film in der Realität zu verankern. Es gibt relativ wenige und dann auch nur simpel gestrickte Schlangenverwandlungen, stattdessen setzt er blaue (und in Sridevis grossen Augen betörend aussehende) Linsen ein. Wenn der Superstar mit solchen Augen einen Schlangentanz absolviert, ist Faszination garantiert. Auch Amrish Puri als dubioser Heiliger ist klasse, während Rishi Kapoor einen eher faden Eindruck hinterlässt.
Die Musik ist okay, die Inszenierung etwas steril, das Tempo nicht schlecht, die Lauflänge mit 136 Minuten gerade richtig. "Nagina" fehlt die Retro- und Trash-Faszination von
Nagin, dafür ist er der kohärentere und einfachere Film, der emotional das höhere Gewicht hat. Von einem Meisterstück kann man keinesfalls reden, doch der dritterfolgreichste Film des Jahres 1986 ist allemal ein kleiner Klassiker dieses in der Bollywood-Geschichte eher schwächeren Jahrzehnts - und hat bis heute eine Heerschar von Fans. 1989 folgte eine schwächere Fortsetzung namens Nigahen - Nagina Part II wieder unter der Regie von Harmesh Malhotra und diesmal mit Sunny Deol als Sridevis Partner.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Harmesh Malhotra

Fantasy-Romanze

Humor *

Spannung * *

Trade classification: Superhit

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N a m a k   H a l a a l

Reviewed 20.9.05

Indien 1982 Sanyal (Kamal Kapoor) und sein Freund Bhim Singh (Suresh Oberoi) werden erschossen. Unbekannte haben es auf das Vermögen von Sanyal abgesehen. Der sterbende Bhim nimmt seiner Frau Savitri (Waheeda Rehman) jedoch ein Versprechen ab: Sie soll den eigenen Sohn Arjun weggeben und Sanyals Sohn Raja als den eigenen aufziehen, um Bhims Loyalität zu beweisen. Später gehöre das Vermögen Raja. Schweren Herzens gibt Sanyal ihren Sprössling in die Obhut von Opa Dasrath Singh (Om Prakash), der seine Schwiegertochter für den Tod seines Sohnes verantwortlich macht. Er zieht den Buben darum ganz alleine gross. Als Arjun (Amitabh Bachchan) zum Mann gereift ist, zieht er in die Stadt, um endlich dem fürsorglichen Leben in Opas Schoss zu entwachsen und eine Frau zu finden. Er nimmt einen Job im Hotel von Raja (Shashi Kapoor) an. Während er sich mit der Sekretärin Poonam (Smita Patil) anfreundet, wird Raja von Sorgen geplagt: Jemand will ihn töten. Da Manager Ranjeet (Ranjeet) clever Intrigen spinnt, glaubt Raja, Sanyal stecke hinter den Mordversuchen. Doch ist sie es tatsächlich? Ist vielleicht die schöne Sängerin Nisha (Parveen Babi) involviert? Arjun will helfen, Licht in die Sache zu bringen.
Prakash Mehra zeichnet für einige der grössten Hits der 70er und frühen 80er verantwortlich, darunter den Amitabh-Image-Start Zanjeer, Laawaris und den Blockbuster Muqaddar Ka Sikandar. In allen dreien spielt Mr. Bachchan starke Rollen, ob als Angry Young Man oder Kämpfer für Gerechtigkeit. In "Namak Halaal" dagegen liessen sich Mehra und Big B richtig gehen. Sie spielten mit Amitabhs Image, mischten auf wildeste Art Thriller, Action und Nonsens zu einem Dreistundenepos, das zu den ausgeflippteren des Jahrzehnts gehört. Drin steckt: Pop-Kino der 60er, Lost-and-Found-Epos der 70er und Disco-Spass der 80er-Jahre. Alles in nur einem Durchgang.
Bachchan zeigt dabei viel Gespür für Comedy. In einer Sequenz, angelehnt an Peter Sellers' Improvisations-Geniestreich "The Party", fällt ein Schuh ins Wasser, was für Chaos und die Sing-Unfähigkeit von Dinesh Hingoo (dem froschgesichtigen Komiker) führt. Amitabh muss daraufhin dessen Part übernehmen und singt einen Disco-Qawwali bizarrster Natur namens "Pag Ghungroo Bandh". Was nicht funktionieren sollte, passt hier aber einfach perfekt. Denn nach einem schier unverständlichen Auftakt, der auch so manches Logikproblem um dem Handlungsgerüst willen in den Wind schlägt, legt "Namak Halaal" los und kommt nicht mehr zum Stillstand - meist mit gutem Resultat.
So gibts neben dem bereits beschriebenen Höhepunkt eine Vielzahl weiterer Köstlichkeiten. Shashi Kapoors Ski-Trip (ich nehme mal an in die Schweiz), Parveen Babis Tanz neben leuchtenden Seeigeln in "Jawan-e-Jaaneman", Parveens sexy schwarzes Glitzerkleid in "Raat Baaki", Amitabhs Nonstop-Englisch-Redeschwall - wohl eine Anknüpfung an den legendären "Coifficent"-Monolog in Amar Akbar Anthony, schreckliche Schnurrbärte, Fliege-im-Gesicht-Comedy-Routine, der sexy Regentanz "Aaj Rapat Jaye" der jung verstorbenen, talentierten Schönheit
Smita Patil (1955-1986) und vieles mehr. Etwa eine halbe Stunde vor Schluss stellt sich langsam Erschöpfung ein. Das Finale selbst, das grotesk oft eine Überraschung bringt und Zufälle auf Unglaubwürdigkeiten türmt, verstärkt das Gefühl, dass die Luft raus ist. Drei Stunden Nonsens waren wohl doch etwas gar viel.
Aber "Namak Halaal" macht Spass - auf seine durchgedrehte Bollywood-Art. Logik sollte man hier nicht zu lange suchen, dafür bestes Masala-Kino mit einem Touch Disco-Ästhetik und viel Swinging-Sixties-Schabernack dazu. Es gibt noch viel zu erwähnen, viel zu loben, viel auszulachen - aber dafür fehlt letztendlich der Platz. Deshalb empfehle ich den Link unter "want to know more" zur BollyBob-Seite, die ganz ausführlich, sehr witzig und mit erleuchtenden Screenshots den Film (ebenso wie andere kultige Bollywood-Streifen übrigens) aufrollt, analysiert und dabei nie sonderlich ernst bleibt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Prakash Mehra

Actionkomödie

Humor * * *

Action * *

Trade classification: Superhit

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N a m a k   H a r a a m

Reviewed 7.8.05

Indien 1973 Vikram (Amitabh Bachchan) ist der einzige Sohn eines steinreichen Unternehmers (Om Shivpuri). Sein bester Freund ist der lebensfrohe Somu (Rajesh Khanna), der aus der Mittelschicht stammt. Zusammen ziehen die zwei festend durch Delhi. Doch als Vikrams Vater einen Herzinfarkt erleidet, eilt er nach Mumbai. Der Vater bittet ihn, für zwei Monate die Fabrik zu leiten. Schon am ersten Tag gerät Vikram in seiner neuen Funktion in Streit mit dem Gewerkschaftsführer Bipinlal Pandey (A. K. Hangal). Der Vater zwingt ihn, sich bei Bipinlal zu entschuldigen. Vikram tut es, ist jedoch so gedemütigt, dass er mit Somu einen Racheplan ausheckt: Somu soll als Arbeiter Chandu in der Fabrik anfangen und sich mit Vikrams Hilfe zum Arbeiterführer aufarbeiten, damit Bipinlal seinen Status verliert. Somu erobert schnell die Herzen der einfachen Menschen - doch er beginnt auch zu denken wie sie und verliebt sich in die arme Shama (Rekha).
Die zweite echte Zusammenarbeit von Amitabh Bachchan und Rajesh Khanna nach Hrishikesh Mukherjees 1970er-Drama "Anand" (ihre anderen Kooperationen sind Gastauftritte) war auch ihre letzte. Bachchan hatte Anfang 1973 mit Zanjeer nämlich eine neue Ära eingeleitet und die "Rajesh Khanna Jahre" von 1969-1972 schlagartig beendet. In "Namak Haraam" war zwar Rajesh noch der eigentliche Held und Amitabh nur der Nebendarsteller - in dieser Funktion gewann er auch den Filmfare-Award - doch es ist überdeutlich, wer dem Film die Energie gibt. Rajesh soll zu Regisseur Mukherjee gesagt haben: "Meine Zeit ist abgelaufen - da siehst du den neuen Superstar".
Das soll aber nicht heissen, dass nicht beide Stars tolle Leistungen vollbringen. Sie haben eine gute Chemie miteinander, so gut, dass ihre Beziehung einen homoerotischen Beigeschmack bekommt (sie singen sich vor, knuddeln sich und zwinkern sich zu). Mukherjee, stets ein spielfreudiger Filmemacher, hat die zwei interessanterweise gegen den Strich besetzt: Zu Rajesh würde eher der Upper-Class-Sohn passen und zu Amitabh der rebellische Arbeiter der Mittelklasse. Aber die Umdrehung macht einen Reiz des Films aus und zeigt, dass Amitabh selbst in der vermeintlich schwächeren Rolle die Show stiehlt. Er bringt Energie mit und Emotionen, während Rajesh Khanna zwar sympathisch, aber auch etwas austauschbar aufspielt. Auch die restlichen Akteure verblassen angesichts des Bachchan'schen Wirbelsturms: Die junge Rekha, damals noch pummelig, bekommt wenig zu tun,
Simi Garewal wird auf das Diskutieren sozialistischer Ideen reduziert und Om Shivpuri dient als Vorzeigeschurke. Die Rolle ist undankbar, weil sein Wechsel hin zum Teufel abrupt kommt. Aber es ermöglicht das berührende Finale.
"Namak Haraak" gibt seinen Schauspielern aber auf jeden Fall eine gute Bühne, nicht zuletzt, weil die Dialoge von Gulzar kraftvoll und trotzdem einfach verständlich sind. Amitabh profitiert auch hier am meisten, da er die kernigsten Sätze hat. Gulzar und Mukherjee gehen zwar etwas zu methodisch vor und lassen sich zu demagogischen Aussagen hinreissen ("no honest man can become a millionaire"), doch der Film ist gut gemeint. Sein schulmeisterliches Herangehen an Armut und soziales Gefälle sind insofern gleichzeitig ein Vor- und ein Nachteil: gut gemeint, aber etwas zu plump gezeigt. "Namak Haraam" bekommt die Empfehlung deshalb eher für die Darbietungen der Akteure, für die Musik von R. D. Burman und einige sehr bewegende bzw. aufwühlende Sequenzen.
Und natürlich, weil die "Stabsübergabe" von Khanna zu Bachchan nirgends deutlicher zu sehen ist, als hier. Man fühlt sich erinnert an das Hollywood Mitte der 50er, als Schauspieler wie Spencer Tracy, Jimmy Stewart und Montgomery Clift von stürmischen neuen Stars wie Marlon Brando und James Dean verdrängt wurden. "Namak Haraam" ist aus solch filmhistorischer Sicht ein Anschauen wert. Aber auch, weil der immer verlässliche Hrishikesh Mukherjee mit dem Drama ein weiteres hochsolides, unterhaltsames Werk geschaffen hat.

Hier auf DVD erhältlich (Ultra)
Hier auf DVD erhältlich (Baba)
Meine Disk (IND): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel:
The Betrayal
Regie: Hrishikesh Mukherjee

Drama

Spannung * *

Humor * *

Trade Classification: Superhit

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N a r s i m h a

Indien 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

N a s e e b

Reviewed 25.7.04

Indien 1981 Ein Gast kann seine Zeche nicht bezahlen und gibt Kellner Namdev (Pran) deshalb einen Lottoschein. Sein Kumpel Jaggi (Jagdish Raj) bewahrt den Schein auf - und seine Nummer gewinnt. Die beiden Freunde Damu (Amjad Khan) und Raghu (Kader Khan) stehen schon bereit: Raghu tötet Jaggi und schiebt die Schuld Namdev in die Schuhe. Damu macht sicherheitshalber von der Tat Fotos, damit er Raghu in der Hand hat. Dann entsorgen die zwei Namdev und bauen mit dem Lotto-Geld ein Hotel. 20 Jahre später stellen sie zynisch Namdevs Sohn John Jani Janardan (Amitabh Bachchan), der bei Tante Gomes (Lalita Pawar) aufgewachsen ist, als Kellner an. John arbeitet hart, um seinem Bruder Sunny (Rishi Kapoor) eine Ausbildung zu finanzieren. Doch Sunny flirtet am College lieber mit Kim (Kim). Deren Schwester, Sängerin Asha (Hema Malini), verliebt sich in John. Doch John weiss, dass sein bester Freund Vicky (Shatrughan Sinha), der Sohn von Damu, sich in Asha verliebt hat. Er verzichtet freiwillig. Raghus Söhne (Prem Chopra, Shakti Kapoor) sind derweil auf die Leben von John und Sunny aus. Sie wissen, dass Namdev noch lebt und wollen eine Familienzusammenführung verhindern. Namdev wurde einst vom Gangsterboss Don (Amrish Puri) gerettet und ist nun als Don unterwegs, um Gefahr von seinem Boss abzulenken.
Nach seiner Glückssträne 1977 mit
Amar Akbar Anthony, Dharam-Veer, Parvarish und "Chacha Bhatija" verlangsamte Manmohan Desai seine Drehgeschwindigkeit, brachte aber immer noch Filme heraus, die das Publikum in Massen anzogen. 1981 war es "Naseeb". Der Film war, logo, der erfolgreichste des Jahres und wäre ein Blockbuster, hätte sein Verkaufspreis nicht so astronomisch hoch gelegen. Doch zum Superhit reicht es allemal. Doch der Film liegt unter dem Niveau, das ich von Desai gewohnt bin. Schon zu Beginn geht vieles schief: Normalerweise nimmt sich Desai viel Zeit, die Konstellation der Figuren herauszuarbeitn. In Dharam-Veer etwa nimmt die Vorgeschichte rund 30 Minuten in Anspruch. Damit hat man zwar eine Vielzahl von Ereignissen aufgesogen, aber man weiss, wer wie warum zu wem steht. In "Naseeb" fehlt das. Ich hatte zum Beispiel keine Ahnung, wer die drei Mädchen sind oder wer Raghus Söhne waren. All dies muss man sich zusammenklauben während dem Film. Das erschwert den Genuss.
Ansonsten hat "Naseeb" die Elemente eines üblichen Desa-Films. Vom "Lost & Found"-Thema über die Extravaganz bis hin zum Starensemble und den Charts-Songs. Doch mehr noch als bei seinen früheren Filmen wirkt "Naseeb" konstruiert. Und es gibt zuviel, was Desai bereits gemacht hat. Die Dreifaltigkeit der Helden (ein Christ, ein Hindu, ein Muslim) ist aus
Amar Akbar Anthony, aus dem auch die letzte Songnummer entlehnt scheint. Schon in Dharam-Veer grüssten sich die Bösewichter mit einem Hitlergruss (!), doch da der Film viele römische Elemente enthielt, konnte man das als Cäsaren-Gruss umdeuten. In "Naseeb" ist es dagegen völlig deplaziert. Wie in AAA mogeln sich die Helden verkleidet während einem Song ins Hauptquartier der Fieslinge. Hommage oder Faulheit? An Frische fehlt es dem Film jedenfalls an allen Ecken. Und noch an mehr: Die Frauenrollen sind plump - zudem werden Frauen unter den Männern hin- und hergereicht wie Besitzgut. Sie selbst haben dazu wenig zu sagen. Dann fehlt es an Logik. In einer Szene liest eine Frau Lippen, selbst wenn ihr Ziel ihr den Rückken zukehrt. In einer der blödsten Sequenzen ruft jemand Kader Khan an und sagt ihm, Namdev sei noch am Leben. Kader folgert aus heiterem Himmel, dass Namdev der mysteriöse Don sein muss.
Solche Dinge stören gewaltig und machen die guten Aspekte fast zunichte. Dennoch gibt es manches, was die 179 Minuten doch halbwegs unterhaltsam macht. Da sind etwa die Songs. Der erste ist der beste: "John Johny Jahnardan" spielt während dem goldenen Jubiläum von Dharam-Veer und nicht nur dessen Star
Dharmendra absolviert ein Cameo während dem Song, nein die halbe Film-Elite Indiens taucht auf: Rajesh Khanna, Shammi Kapoor, Waheeda Rehman, Rakesh Roshan, Sharmila Tagore, Dev Kumar, Bindu, Randhir Kapoor und sogar Raj Kapoor!  Der zweitbeste Song ist besagte Nummer, in der sich die drei verkleiden, "Rang Jamake Jayege". Der Rest ist okay. Dann sind natürlich die Stars überzeugend. Amitabh kommt in den ersten 50 Minuten kaum vor, dafür danach umso exzessiver.
"Naseeb" dürfte allen, die auf Manmohan Desais schicksalsschwangere Extravaganz-Epen stehen munden. Ich mag seine Filme sonst auch, doch hier hat er nach meinem geschmack zu schluddrig gearbeitete und zu dick aufgetragen. Diese beiden Fehler beissen sich und das Gesamtresultat enttäuscht. Wer Desais Filmschaffen durchgehen will, sollte lieber anderswo anfangen. Am besten bei
Amar Akbar Anthony, Parvarish oder Coolie.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Destiny
Regie: Manmohan Desai

Thrillerdrama

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Superhit

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N a   T u m   J a a n o   N a   H u m

Reviewed 1.1.04

Indien 2002 Esha Malhotra (Esha Deol) hat gerade ihren College-Abschluss gemacht, als sie sich in einen anonymen Brieffreund verliebt. Sie erzählen einander nichts über ihre Identität. Und so ahnt der Fotograf Rahul Sharma (Hrithik Roshan) nicht, dass ihn seine geliebte Brieffreundin eingeladen hat, als er zu einem Shooting fährt. Die beiden verstehen sich gut, doch dann erfährt Esha, dass Rahul in die Stadt kam, um mehr über sie herauszufinden - damit er seinem besten Freund, dem Playboy Akshay (Saif Ali Khan), berichten kann, ob dieser sie heiraten könnte. Prompt erreicht das Heiratsangebot von Akshays Eltern Eshas Grossvater (Alok Nath). Esha fällt aus allen Wolken, liebt sie doch in Wahrheit ihren anonymen Brieffreund. Der entdeckt derweil, dass niemand anderes als Esha seine Angebetete ist, gibt eine Beziehung mit ihr jedoch auf, weil sie ja nun Akshay heiraten wird ...
"Na Tum Jaano Na Hum" erschien auf dem Höhepunkt der Hrithikmania und vor diesem Hintergrund muss man die schlechten Kritiken sehen, die der Film bekam. Zugegeben, die Dreiecksgeschichte war nicht der grösste Kassenschlager (Platz 16 in den Jahrescharts, Kosten knapp eingespielt) - doch die Abneigung, die viele Kritiker dem Werk entgegenbrachten, war psychologisch. "Dieser Golden Boy soll endlich mal auf die Nase fallen" war der Konsens. Das tat er zwar finanziell schon mit Yaadein und Aap Mujhe Achche Lagne Lage, aber das interssierte jene Kritiker nicht, die geradezu neurotisch die kleinsten Fehlerlein des Films herauspickten und ihm Niederstwertungen verliehen. Unter "Want to know more" findet ihr die akzeptable Planetbollywood-Kritik - hier lest ihr den Verriss von Radio Sargam, hier jenen von IndiaFM. Man lese so stupide Sätze wie "
The film is set in 2002 [...] yet, surprisingly, the lovers seem to have no clue of Internet, emails and chat rooms!" Na und? Was soll das für ein Vorwurf sein? Müssen sich alle Liebenden emails schreiben? Oder "Being a love story, the romance should have unfolded on the screen, not established through a dialogue." So ein Müll. Wieso soll sich jemand in einem Liebesfilm nicht in einen Brieffreund verlieben? Klar ist die Ausgangslage konstruiert - aber ist das nicht in 90% aller Bollywoodfilme so? Wie man auf diesen kleinen Dingen rumhacken kann (oftmals nicht einmal gerechtfertigt), will mir nicht in den Kopf. Pure Bösartigkeit.
Mir gefiel der Film gut. Ein wenig lang, ein wenig forciert, ein wenig voraussehbar, ein wenig abgestanden und ein wenig fatalistisch. Aber: Grossartig gespielt, mit Leichtigkeit inszeniert, schön choreografiert, mit netten Dialogen und einem Finale, das zu Tränen rührt. Als Saif Hrithik nach der "4 years later"-Einblendung wieder trifft, brach ich in Tränen aus. Nochmals als Hrithik das Plüschtier hervorzieht. Die beiden Momente wurden so wunderbar vorbereitet - wie man sich dagegen sträuben kann, ist mir nicht klar. Wer Bollywood mag, sehnt sich schliesslich nach solchen Momenten! Wirklich überzeugend sind sie dank dem Spiel der Hauptdarsteller. Die Nebendarsteller wie Alok Nath rücken (wie einige Kritiker albernerweise ankreideten) komplett in den Hintergrund, doch das erlaubt Hrithik, seine Qualitäten beim Tanzen und Weinen zu beweisen. Saif Ali Khan gefiel mir besser als in all seinen früheren Filmen mit Ausnahme von Dil Chahta Hai. Und Esha Deol ist sicher keine typische Bollywood-Heldin (weil eher "süss" als "schön"), doch sie wird immer besser in der Rolle. Die Songs sind okay, aber nicht der Knüller. Die Musik von Hrithiks Onkel Rajesh Roshan ist besser.
Und dann muss ich noch kurz auf die Dialoge eingehen. Auch die werden in einigen Reviews angegriffen. Wieso? Es hat so köstliche Momente. Etwa, als Saif einen Schatz mit blumigsten Worten aus der Welt der Früchte anpreist und Hrithik antwortet "reden wir über ein Mädchen oder über einen Fruchtsalat." Hihi. Oder Saifs simples "ugh", als Esha auf den zubereiteten Fish kotzt. Herrliche Momente, die dank den Stars funktionieren. Sollen die Nörgeler den Film hassen, mich hat er bewegt und amüsiert. Das macht mich nicht besser, aber glücklicher ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen,
Alternative Titel: NTJNH; Na Tum Jano Na Hum
Regie: Arjun Sablok

Liebesfilm

Romantik * * *

Humor * *

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N a u   D o   G y a r a h

Indien 1957 Ausführliche Kritik: hier.

 

N a u k e r

Reviewed 8.5.06

Indien 1979 Der reiche Witwer Amar (Sanjeev Kumar) wird von allen Seiten bestürmt, wieder zu heiraten. Seine Schwester und sein Schwager (Anwar Hussain) sorgen sich vor allem um die Erziehung der kleinen Tochter. Ihretwegen sagt Amar zu, doch bevor er sich bindet, will er wissen, auf wen er sich einlässt. Also tauscht er mit seinem Diener Dayal (Mehmood) die Rollen und stattet der alten Durga (Lalita Pawar) und ihrem Gatten Shanti Swarup (Manmohan Krishna) einen Freundschaftsbesuch ab. Ihre zwei Töchter Shobha (Madhu Malini) und Sheela (Meena T.), die potentiellen Ehefrauen für Amar, sind nette, moderne, junge Frauen - doch Amars Augenmerk wandert bald zu Durgas Haushaltsgehilfin und Ziehtochter Geeta (Jaya Bachchan-Bhaduri).
In den späten 70ern machte sich Jaya Bachchan rar auf der Leinwand: Zwischen Sholay (1975) und Silsila (1981), ihrem letzten Film vor der grossen Familienpause, drehte sie gerade mal drei Filme. Einer davon war "Nauker", für den sie die Filmfare-Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin gewann - ihre zweite nach Abhimaan und ihre bislang letzte. So gut sie in der Liebeskomödie aber auch spielt, ich denke, das war eher eine Goodwill-Aktion, um den seltenen Auftritt zu würdigen, denn preisverdächtig ist diese Rolle eigentlich nicht. Sympathisch aber auf jeden Fall
Und nicht nur Jaya spielt charmant. Auch Sanjeev Kumar gibt als ihr Verehrer eine gute Show. In Nebenrollen glänzen Mehmood, hübsche Töchter und die stets biestige Lalita Pawar. Mit diesem Ensemble konnte Regisseur Ismail Memon ("
Chandan Ka Palna") nicht viel falsch machen. Etwas mehr Pfeffer hätte ich mir jedoch gewünscht: Vieles geht brav vonstatten und das Finale, bei dem sich alles entladen sollte, wirkt reserviert. "Nauker" ist eben doch nicht viel mehr als eine Verwechslungskomödie gängiger Machart, welche durch ihre Schauspieler veredelt wird.
Nicht nur durch die Schauspieler - auch die Musik von R.D. Burman gibt was her. Und gegen die spritzigen 128 Minuten Lauflänge gibt es auch nichts einzuwenden: Bei dem etwas dünnen Handlungsgerüst mit seinen "Cinderella"-Einschlägen hätte es keine Minute mehr vertragen. Preisverdächtig? Ich finde nein, aber für einen geselligen Nachmittag mit liebenswerten Akteuren gerade das Richtige.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Ismail Memon

Liebeskomödie

Humor * * *

Spannung *

Trade classification: -

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N a y a   D a u r

Reviewed 20.11.04

Indien 1957 Ein kleines Dorf in der Region von Bhopal: Shankar (Dilip Kumar) arbeitet dort als Kutschenfahrer, sein bester Freund Krishna (Ajit) als Holzfäller. Ihr Leben ist bescheiden, aber glücklich. Doch es gibt Ärger, als der reiche Kundan (Jeevan) die Firma seines Vaters Seth Maganlal (Nasir Hussain) übernimmt und die Sägerei mechanisiert. Etliche Arbeiter werden von einem Tag auf den anderen arbeitslos. Noch schlimmer kommt es für Shankar, als er sich in Rajni (Vyjayanthimala) verliebt. Denn auch Krishna hat ein Auge auf die Schöne geworfen. Erst als Shankar seinen Freund mit seiner Schwester Manju (Chand Usmani) verheiraten will, erkennen die Männer, dass sie dieselbe Frau lieben. Es kommt durch ein Missverständnis zum Streit. Der wütende Krishna überredet Kundan, einen Bus anzuschaffen, wodurch Shankar und alle anderen Kutschenfahrer ihre Kunden verlieren. Shankar gibt aber nicht auf und fordert Kundan zu einem Wettrennen auf: Bus gegen Kutsche. Um eine Chance zu haben, beginnen die Dorfbewohner, einen Weg als Abkürzung zu bauen.
B.R. Chopras Epos "Naya Daur" ist hinter Mughal-E-Azam der zweiterfolgreichste indische Film der Fünfzigerjahre. In beiden Filmen spielt Dilip Kumar die Hauptrolle, der sich damit den Titel des erfolgreichsten Bollywood-Stars des Jahrzehnts noch vor Raj Kapoor sicherte. Doch nicht nur an den Kinokassen war Chopras Drama ein Erfolg, auch bei den Kritikern. Bei den Filmfare-Awards teilte sich der Streifen die wichtigsten Auszeichnungen mit Mother India und Raj Kapoors "Sharada". Trotz der starken Konkurrenz staubte "Naya Daur" die Preise für besten Schauspieler (Kumars vierter von acht Filmfare Awards), beste Musik und beste Story ab.
Genau diese Geschichte ist tatsächlich recht gut und nicht ebenso sozialkritisch wie Mother India - bloss auf einer etwas populärpolitischeren Ebene. Das Ziel der Attacken: Die Mechanisierung. Der Kampf der Armen gegen die Reichen mag ja ein Streit sein, den man heute noch nachvollziehen kann. Doch Chopras Kampfansage gegen Busse und Maschinen ist doch etwas bauernsozialistisch. Einen Staat auf rückständiger Ebene zu bewahren, nur damit die Ärmsten einen Job haben, hat sich weltwirtschaftlich als eher kontraproduktiv herausgestellt. Aber immerhin meint Chopras Sprachrohr (in der Person von Kundans Vater) zum Schluss, Arme und Maschinen müssen keine Feinde sein, sondern Maschinen müssen den Menschen dienen. Damit ist die einfache Botschaft auf eine Ebene gebracht, die man auch heute noch durchaus unterstützen kann.
Die herzensgute Message ist jedoch nur der eine befriedigende Aspekt des Klassikers. Ein anderer sind die Akteure, die formidable Arbeit leisten. Allen voran natürlich Dilip Kumar, aber auch Vijayanthimala, Ajit und
Chand Usmani. Nicht minder beeindruckend die Musik von O.P. Nayyar. Die süsse Kutschennummer "Maang Ke Saath Tumhara" folgt dem flotten Tempo des Pferdetrampelns, "Ude Jab Jab Zulfein Teri" ist eine köstliche Nummer mit frechen Tempo-Wechseln. "Saathi Haath Badhana" beginnt mit der damals noch sehr beliebten Sowjet-Ästhetik, der Song selbst ist okay. Ebenfalls gelungen: Der zigeunerhafte "Reshmi Salwar Kurta Jaali Da" und Johnny Walkers Amusement-Track "Main Bombay Ka Babu". Sehr gelungene Songs, die für einmal die Klassiker-Einstufung verdient haben.
Mit 173 Minuten blieb B.R. Chopra vielleicht etwas auf der langen Seite und der Plot ist oft voraussehbar, doch "Naya Daur" ist ein würdiger Klassiker mit tollen Akteuren, mitreissender Musik und einer Wette, die derer von Lagaan nicht unähnlich ist. Der Gegner sind nicht die Briten, sondern die mechanisierten Pferdestärken. Die Antwort ist jedoch die selbe: Die Armen müssen zusammenhalten, dann kann ihnen nichts passieren. Ein schöner Film.
2007 erschien eine colorierte Version - Kritik hier.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: The New Age
Regie: B.R. Chopra

Drama

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Blockbuster

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N a y a g a n

Reviewed 10.11.03

Indien 1987 Velu Naicker ist 10 Jahre alt, als sein Vater, ein Gewerkschaftsführer, von der Polizei ermordet wird. Der Bub tötet den schuldigen Inspektor und flieht nach Mumbai. Dort wächst er im Dharavi-Slum der Millionenstadt auf. Als Erwachsener ist Velu (Kamal Haasan) ein respektierter Mann im Ghetto, der bei Problemen angefragt wird. Als er einen korrupten Polizei-Offizier tötet, beginnt seine Laufbahn als Gangsterboss. Die Leute im Quartier lieben ihn, weil er alles für sie tut und bedingungslos für sie kämpft. Er heiratet die Prostituierte Neela (Saranya) und hat mir ihr zwei Kinder. Doch da wird Neela bei einem Bandenkrieg getötet. Velu zieht die Kinder alleine gross. Als sie erwachsen sind, will Sohn Sruya (Nizhalgal Ravi) in die Fussstapfen seines Vaters treten, während Tocher Charu (Karthika) die immer brutaleren Taktiken ihres Vaters ablehnt.
Inspiriert von Francis Ford Coppolas Geniestreich "The Godfather" (Part I und II) und dem Leben des Mafiapaten Don Varadaraja Mudaliar schuf Mani Rathnam einen seiner gefeiertsten Filme: "Nayagan". Das epische Drama über einen Mann, der Gutes tun will und dabei Schlechtes in Kauf nimmt. Rathnam zeichnet alle Stationen im Leben von Velu blendend, sein Star Kamal Haasan ist einmal mehr brillant und läuft in der Rolle zu Höchstleistungen auf. Sowohl den dynamischen jungen Mann als auch den alten Patriarchen nimmt man ihm mühelos ab. Unterstützung erhält Haasan von Saranya, Karthika, Nasser (als Schwiegersohn) sowie dem Schauspieler und Regisseur Tinnu Anand (Major Saab), der als geistig behinderter Mann sein Debüt gibt.
Doch es ist Rathams Inszenierung, die den Film wirklich gut macht. Einzelne Szenen stechen besonders heraus: Das Holi-Fest bei strömendem Regen im Schlamm, der Tod des Vaters zu Filmbeginn in den Armen seines Sohnes, die Ermordung von Neela oder das Finale. Kurz vor dem Finale fragt Velus kleiner Enkel ihn, ob er denn eine gute oder eine schlechte Person sei. Mit Tränen in den Augen gesteht Velu "Ich weiss es nicht". Das ist das eigentliche Thema des Films. Velu lebt nach dem Motto "nichts ist eine Sünde, was anderen hilft" - und er zieht dies bis zum Ende durch. Doch dabei nimmt er Mord in Kauf. Ist es gerechtfertigt, einen bösen Mann umzubringen, das Recht in die eigene Hand zu nehmen? Velus Tochter meint nein und bricht dafür mit ihrem Vater. Zum Schluss des Films lässt Rathnam seinen "Helden" aber nicht einfach Erkenntnis finden - das Ende wäre zu plump. Stattdessen sagt er eben "ich weiss es nicht". Damit bleibt die Entscheidung beim Zuschauer.
"Nayagan" hat seine Längen, ich bin mir auch nicht sicher, ob alle Songs nötig gewesen wären, aber er ist zweifellos ein starker Film. Die Annäherungen an "The Godfather" sind eher subtil, Kamal Haasan hat hie und da sogar Ansätze von der Mimik Al Pacinos zu bieten - doch letztendlich gelang Rathnam ein eigenständiges Werk mit viel Sozialkritik. Ein Film über das Ghetto, über Familie, über Rache, über das Wesen von Gerechtigkeit. Starkes Kino.
Hindi-Remake: Dayavan (1988)

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (Singapur): Code 0 NTSC. Tamil 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Nayakan; Velu-Nayakan; Nayakudu; Naayagan; Hero
Regie: Mani Rathnam

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

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N a y a k

Reviewed 21.2.05

Indien 2001 Shivaji Rao Gaekwad (Anil Kapoor) ist Kameramann des Senders Q-TV in Mumbai. Eines Tages wird er Zeuge, wie zwischen einem Busfahrer und einem Studenten ein Streit eskaliert, der einen ganzen Stadtteil in Flammen aufgehen lässt. Der Chief Minister Balraj Chauhan (Amrish Puri) bangt um Wählerstimmen, wenn er einseitig entscheidet, und befiehlt dem Polizeikommandanten, nichts zu tun. Rao kann alles filmen. Als er die Chance bekommt, den CM danach zu interviewen, spielt er ihm das brisante Material vor. Der Politiker ist vor dem Publikum blossgestellt und weiss nur einen Ausweg: Er überlässt Rao für einen Tag das Ministeramt, damit er zeigen kann, was er besser machen würde. Shivaji Rao nimmt die Herausforderung an und räumt auf. Er feuert korrupte Politiker, gibt Slum-Leuten Wohnungen und verprügelt eigenhändig Schurken. Seine Freundin Manjari (Rani Mukherjee) ist stolz. Anders ihr Vater (Shivaji Satham), der ihr verbietet, mit diesem potenziellen Konfliktherd etwas zu tun zu haben.
Der tamilische Regisseur Shankar (Boys) will oft alles auf einmal: Politische Veränderung herbeiführen, das indische Kino technologisch voranbringen und unterhalten. Manchmal klappt das halbwegs gut (Indian), manchmal lässt er einen Teil weg und scheitert (Jeans). Mit "Nayak", dem Remake seines Tamil-Hits "
Mudhalvan" (1999), will er mal wieder alles. Wirklich alles. Eine deftigere politische Putzaktion gibts im Mainstream kaum, ein Bollywood-Film von 2001 mit mehr Effekten auch nicht. Und unterhalten soll das Ganze auch, denn immerhin ist der Streifen 179 Minuten lang und bietet Comedy-Stars wie Johnny Lever genauso auf wie Sushmita Sen für eine Item Number. Alles muss rein.
Das Resultat ist ernüchternd. Vielleicht stecken zwei gute Film drin, aber vereint enttäuscht sie vor allem die zweite Hälfte. Der Anfang ist toll. Den Ausbruch der Unruhen filmt Shankar eindrücklich, die Spannung bleibt erhalten, die Akteure spielen solide. Es folgt die Konfrontation zwischen Anil und Amrish, auch die sehr gut eingefädelt. Doch sobald Anil seinen C.M.-für-einen-Tag-Job übernimmt, beginnt "Nayak" zu zerbrechen, weil die Glaubwürdigkeit auf ein Minimum gedrückt wird. Der Film wird so naiv, dass es weh tut. Er reduziert Politik auf eine Aneinanderreihung von guten Taten. Das geht einen Tag lang gut, doch würde Rao ein Jahr in dem Job bleiben müssen, er sähe, dass das Geld irgendwo herkommen muss. Mehrwertsteuer und Politiker-Gehälter alleine tuns nicht. Und die Verhaftungen: Jemand schwärzt einen Politiker an - suspendiert. Jemand schwärzt einen Cop an - suspendiert. Klar gibts viel zu viel Korruption, aber wie kann man jeder Anzeige glauben? Ein derartiges Schnellverfahren soll gerecht sein? Es kommt noch viel schlimmer! Der C.M. schwingt seine Fäuste und verprügelt eigenhändig Killer.
Und er stellt Behälter auf, in die die Bevölkerung ihre Sorgen reinlegen kann. Das kann a) zu einem Spitzel- und Denunziations-Staat führen, weil jeder dem anderen etwas vorwirft oder b) zu einem Beamtenstaat, denn jemand muss die Millionen Briefe ja lesen und bearbeiten. "Nayak" denkt immer nur einen Schritt weit, er macht immer den populären Schritt - den Rest lässt er weg. Das ist populistisch, sogar leicht demagogisch. Wie gesagt: In der indischen Politik ist viel faul, aber "Nayak" präsentiert nur Lösungsansätze, die als Wundermittel verkauft werden. Dass die Macher selbst nicht alles sauber recherchiert haben, zeigt etwa die Szene, in der Anil Amrish sagt, 800 Millionen Inder hätten ihn gewählt. Dabei ist er CM des Bundesstaates Maharashtra, der hat knapp 90 Millionen Einwohner.
Aber zurück zum Film. Dieser politische Wirbelwind, den Rao anzettelt, ist ganz hübsch gemacht, doch für etwa eine Stunde geraten alle Nebenhandlungen und Songs in den Hintergrund. Dafür treten die ersten Effekte auf. "Matrix"-Prügeleien, Wire-Stunts und ähnliches. Einige davon ganz gut. Nach der Intermission kommen CGI-Tricks wie Riesenschlangen dazu, der Film wird plötzlich blutig und auch Shankars Hang zur Selbstjustiz tritt hervor. Der Liebesplot zwischen Anil und Rani spielt plötzlich wieder eine Rolle und Shankar weiss nicht, ob er das Bollywood-Publikum befriedigen und den beiden eine Chance geben soll oder doch lieber die Message des Films fortführen soll, die in etwa JFKs "Don't ask what your country can do for you but what you can do for the country" umschreibt.
Kurz: Der Film meints gut, ist aber ein unglaubliches Wirrwarr. Drei Stunden diffuse Dramaturgie, variable Thematik, inkonsequente Erzählweise und Charakterentwicklungen. Anil spielt gut, Rani ist niedlich, kommt aber kaum vor. Lever verschwindet immer mehr, was nicht stört. Amrish Puri ist schön böse,
Paresh Rawal ein Szenendieb. Und Sushmita darf nur im ersten Song auftreten. Ach ja, die Songs. Wenn der Komponist A.R. Rahman heisst, erwarte ich bessere Nummern als diese mittelmässigen Tracks. Die Inszenierung ist stets verspielt, doch musikalisch bietet "Nayak" Mittelmass. All dies zusammengerechnet reicht nicht für drei Sterne. Es steckt Potenzial in dem Film, doch Shankar will zuviel. Dabei verliert er das Wesentliche aus den Augen. Ich bin jemand, der lieber Ambitionen sieht und deren nobles Scheitern bewundern kann (siehe etwa Alexander) - aber im Falle von "Nayak" ging zuviel schief.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)..
Alternativer Titel: Nayak - The Real Hero
Regie: S. Shankar

Liebes-
Actiondrama

Action * *

Humor * *

Trade classification: -

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N a y e e   P a d o s a n

Reviewed 17.6.03

Indien 2003 Die attraktive und selbstbewusste Pooja (Mahek Chahal) zieht in ein adrettes neues Quartier und zieht sofort die Aufmerksamkeit von drei jungen Männern auf sich: Raju (Anuj Sawhney), Raja (Aslam Khan) und Ram (Vikas Kalantri). Jeder verliebt sich in Pooja und versucht auf seine Art, sie für sich zu gewinnen. Nachbar Raju will sich einschleimen, indem er Poojas Mutter bei der Hausarbeit hilft, Musiker Raja nimmt bei Poojas Vater klassischen Gesangsunterricht und Schauspieler Ram kriegt von ihrem Opa einen Kurs in Selbstverteidigung. All ihre Bemühungen sind für die Katz, als Poojas alter Freund Prabhu (Rahul Bhatt) auftaucht.
"Nayee Padosan" ist ein weiterer Bollywood-Film, der ohne grosse Stars als Teeniekomödie auf den Markt geworfen wird und bei dem die Macher auf den grossen Überraschungserfolg hoffen. Manchmal klappt diese Taktik, meistens nicht. Künstlerisch ist sie bei "Nyaee Padosan" immerhin halbwegs aufgegangen, denn der Film macht in der ersten Hälfte noch ziemlich Spass: Die drei Boys sind erfrischend, ihr Objekt der Begierde eine Augenweide. Dazwischen knackig inszenierte Songs und reichlich Humor, wenn sich die Jungs gegenseitig ausstechen wollen.
Die zweite Filmhälfte ist dagegen ein Reinfall. Der Choreograf und Regiedebütant
B. H. Tharun Kumar drosselt das Tempo und führt zum Schluss noch eine neue Wendung ein, die etwas Action bringen soll, aber bloss mit ihrer Vorhersehbarkeit und Unlogik langweilt. Am Schluss war bei mit jedenfalls alles Interesse verflogen. Schade, denn die Jungstars hätten durchaus Potential. Sie sind keine Shahrukhs oder Hrithiks, aber sie leisten sympathische Arbeit. Vielleicht kriegen sie ja eine weitere Chance. Doch Bollywood ist hart - floppt der Erstling, ist es meistens gleich aus mit der Karriere.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Love Thy Neighbour; Geliebte Nachbarin (Übersetzung)
Regie: B. H. Tharun Kumar

Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

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N e e c h a   N a g a r

Indien 1946 Ausführliche Kritik: hier.

 

N e e l   K a m a l

Reviewed 21.6.06

Indien 1968 Der Bildhauer Chitrasen (Raaj Kumar) hat sich in die Prinzessin Neel Kamal (Waheeda Rehman) verliebt. Ihr zu Ehren errichtete er im neuen Palast des Maharadschas (Murad) etliche Statuen der schönen Frau. Als er die Liebe ihrem Vater jedoch beichtet, lässt der ihn lebendig im Statuen-Saal einmauern. Chitrasen stirbt mit dem Schwur ewiger Liebe. Viele Jahrzehnte später besucht Sita (Waheeda Rehman) den Saal, die Neel Kamal aufs Haar gleicht. Chitrasens Geist erwacht und versucht fortan, Sita zu sich zu locken, weshalb sie nachts schlafwandelnd zu ihm geht. Auch nach der Heirat mit dem reichen Ram (Manoj Kumar) wandert sie nachts zu Chitrasen, was den Zorn von Rams Mutter Thakurain (Lalita Pawar) auf sie lenkt.
Mit seiner zweiten Regiearbeit verhalft Ram Maheshwari ("Kaajal") Waheeda Rehman zu ihrem zweiten Filmfare-Award nach Guide. Die schöne Schauspielerin gehört zweifellos zu den Highlights in dem ansonsten etwas zähen Fantasy-Liebesfilm. Die anderen sind die schönen Bilder und der fast abgehoben spielende Raaj Kumar. Die ersten Szenen des Films, in denen Raaj lebendig eingemauert wird und dabei wehklagend singt, gehören sicherlich bereits zu den besten des Films. Dagegen kann Manoj Kumar nur zweite Geige spielen.
Manoj spielt den "lebenden" Ehemann, dies jedoch mit deutlich weniger Leben. Die gelangweilte Darbietung hat keinerlei Feuer, was noch dadurch verschlimmert wird, dass seine Figur Ram so unentschlossen agiert. Vielleicht ist es ja ironischer Sinn der Sache, dass der wahre Schlafwandler Manoj ist und nicht Waheeda. Selbst als Ram klar ist, dass seine Frau schlafwandelt, unterzieht er sie erneut der Misstrauens-Anschuldigung. Überhaupt hat man das Gefühl, Rams Familie exerziere dieses Spiel einmal zu oft durch. Als Zuschauer hat man schliesslich bald kapiert, dass Sita in diesem Haus in bester "Cinderella"-Manier nicht willkommen ist. Darum weiter mit der Story. Maheshwari hält sich aber lange mit dem Stoff auf, ebenso mit den wenig dienlichen Comedy-Szenen um
Mehmood
. All das zieht den Film nur unnötig in die Länge: 178 Minuten bringt er auf die Uhr.
"Neel Kamal" hat trotzdem das Zeug zum guten Film, dank den Szenen mit Raaj Kumar und Waheeda Rehman. Der Ruf des Geists hat zwar nicht diese magische Qualität wie in Madhumati, aber trotzdem wertet diese übersinnliche Liebe den Film auf. Ebenso die Lieder und Waheedas Tänze. Der Rest ist etwas formelhaft, etwas sperrig und zeitweise sogar etwas langweilig. Vor allem, wenn Manoj Kumar durchs Bild wandelt. Dass Sita in guter indischer Ehetradition ohne Wenn und Aber zu ihm hält (ganz wie ihre Namen religiösen Ram und Sita andeuten), ist deshalb gleich doppelt frustrierend.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Vollbild
Regie: Ram Maheshwari

Liebesfilm

Humor *

Spannung *

Trade classification: Above Average

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N e w

Reviewed 23.1.05

Indien 2004 Der achtjährige Pappu (Master Parth) wird von seiner Familie ausgegrenzt und von seiner Mutter Indra (Devyani) sogar regelmässig gehauen, weil er ins Bett pinkelt. Er bittet darum einen Wissenschafter (Manivannan), ihn Erwachsen zu machen. Der nutzt ihn als Vreuschsobjekt und injiziert ihm ein Serum, das Pappu im Körper eines 28-Jährigen erwachen lässt. Nun nennt er sich Vichu (S. J. Sruya) und zieht schnell die Blicke der hübschen Priya (Simran) auf sich. Vichu kriegt einen Job als Spielzeug-Tester bei Priyas Vater (Nasser) und geniesst das Leben. Doch da erfährt er, dass seine Mutter am Boden ist. Er will alles rückgängig machen. Das Antiserum bewirkt aber nur, dass er nachts Vichu ist und tagsüber Pappu! Noch schlimmer wird die Situation, als Priya ihn zur Heirat zwingt.
S. J. Surya ist der südindische Remake-King. Im Jahr 2000 drehte er den Tamil-Film "Khushi", dem er ein paar Monate später das Telugu-Remake folgen liess. 2003 kam das Hindi-Remake Khushi mit Kareena Kapoor dazu. Daraufhin startete er einen neuen Zyklus. Er nahm den Tom-Hanks-Hit "Big" und machte daraus den Telugu-Flop "Naani" mit Amisha Patel. Auf tamilisch heisst der Stoff nun "New" (as if) und wurde überraschend zum grossen Box-Office-Knaller. Wie lange bis zum Hindi-Remake? Wir warten ab. Vorerst aber mal die Kritik dieser Tamil-Version namens "New".
Surya steht darin erstmals auch selbst vor der Kamera und inszeniert seinen Film frech, frivol und funny. Leider aber auch ziemlich verstörend. "Big" war eine herzerwärmend liebevolle Geschichte, die genau da aufhörte, wo sie anrüchig wurde. "New" dagegen geht die ganze Strecke. Sex, Heirat, Schwangerschaft. Dabei scheint niemanden zu stören, dass die Hauptfigur erst acht Jahre alt ist. Von Charme ist zudem keine Spur, da Surya lieber auf doppeldeutige Dialoge, Schlüpfrigkeiten und vulgäre Performance zählt. Ich bin der Letzte, der etwas gegen einen heissen Film hat, aber warum sich dazu "Big" aussuchen? Das Thema ist ideal für Kids und die sollten das Resultat gerade nicht sehen, weil "New" einfach zu schlüpfrig ist. In wirklich allen Belangen.
Auch in den Tanznummern, die den sexistischen "shake your ass"-Rapvideos Konkurrenz machen bezüglich in die Kamera geschüttelte Weiblichkeit. Dabei sind die Tracks selbst sehr gut - kein Wunder, sie stammen von A. R. Rahman! Sie gehören zu den besseren Rahman-Kompositionen der letzten Zeit, passen aber einfach nicht in den Film. Für sich betrachtet sind sie gut: "Vaa endral vanakkam" hat einen umwerfenden Beat mit englischem Refrain und sexy Girls-am-Strand-Inszenierung. Der mässige Popsong "New" bietet spärlich bekleidete Girls, die ihre Hintern an die Linse drücken. Der rappige Refrain ist okay. Es folgen die klebrige und irr betitelte Nummer "Spider-Man" sowie "Thottaal poo malarum", die aussieht wie eine L'Oréal-Werbung. "Sekkara inikkira" ist ganz gelungen und auch attraktiv inszeniert. Den Abschluss macht die Mutter-Lobhymne "Kalayil dinamum".
Die Musik gehört deshalb zu den wenigen Höhepunkten. Auch der Anblick der süssen Simran (
Kannathil Muthamittal) überzeugt. Doch den Rest kann man sich sparen: S. J. Surya ist uncharmant und wirkt zu alt für den Part, Altstar Nasser (Bombay) ist grässlich vergeudet genauso wie Dhanush-Gattin Aishwarya in ihrem Kurzauftritt als sexy Nachbarin. Die Dialoge sind in ihrer Schlüpfrigkeit nur selten witzig - besser gefielen mir ironische Dinge wie "ich habe genug von dieser Liebe - lass uns heiraten." Die CGI-Effekte zu Beginn sind schwach, die Tanz-Nummern schlecht eingebettet und der Plot viel zu sehr ausgewalzt. Insbesondere die Szenen nach der Pause sind zu zäh.
"New" ist für manche ein Tiefpunkt in sachen Sex im Tamil-Kino. Ich würde nicht so weit gehen. Er hat zwar wirklich viel Spass bei der Zurschaustellung weiblicher Anatomie, doch das ist nichts Neues. Schwerer wiegt für mich der Umstand, in was für einer Art Film dies untergebracht ist. "New" richtet sich an kleine Jungs genauso wie "Big" es tat. Doch anders als "Big" ist dies kein Familienfilm. Moralisch ist auch die Umwandlung des achtjährigen Pappu in ein Sexobjekt ziemlich fragwürdig. Klar ist er in einer erwachsenen Hülle, aber hätte man das nicht cleverer angehen können? Intelligenz ist leider nicht das Ding von "New". So wird man ein wenig unterhalten, darf ein wenig grinsen und sich an schön gefilmten Music-Clips ergötzen. Das wars. Auf das Hindi-Remake kann ich dankend verzichten!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Tamil 5.1. und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: S. J. Surya

Komödie

Spannung * *

Erotik * *

Trade classification: Hit

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N i g a h e n   -   N a g i n a   P a r t   I I

Indien 1989 Ausführliche Kritik: hier.

 

N i s h a n t

Indien 1975 Ausführliche Kritik: hier.

 

N i s h c h a i y

Indien 1992 Ausführliche Kritik: hier.

 

O h   D a r l i n g   Y e h   H a i   I n d i a !

Reviewed 11.12.05

Indien 1995 Die Prostituierte "Miss India" (Deepa Sahi) hat genug von ihrem Job und entzieht sich dem Einfluss ihres Zuhälters und Vaters (Tinnu Anand). Sie wandert durch Bombay und trifft auf einen Obdachlosen (Shahrukh Khan), dem sie einen Deal anbietet: Sie bezahlt ihn, wenn er sie unterhält. Während sie sich auf den Strassen der Stadt amüsieren, droht Gefahr im Land: Der grössenwahnsinnige Don Quichote (Amrish Puri) will die Macht an sich reissen, indem er den Präsidenten (Anupam Kher) durch seinen Handlanger Nathuram (Anupam Kher) austauscht. Quichotes Sohn (Javed Jaffrey) hat es ausserdem auf "Miss India" abgesehen, was sie und ihren neuen Freund bald in Quichotes finstere Pläne hineinzieht.
Den Mut muss man fast bewundern: Ketan Mehta, der lange ein Garant für anspruchsvolles Kino war und heute am ehesten als Macher des Shahrukh-Streifens Maya Memsaab und des Aamir-Epos' Mangal Pandey bekannt ist, griff für sein Big-Budget-Werk "Oh Darling Yeh Hai India!" auf das Masala-Kino der vorherigen Jahrzehnte zurück, schmiss Logik und Zurückhaltung über Bord und fackelt ein Feuerwerk des Irr- und Wahnsinns ab, das schier keine Grenzen zu kennen scheint. Das Resultat ist unkontrollierbarer Exzess mit himmelschreiender Dramaturgie.
Im Zentrum steht der komplett überforderte Shahrukh Khan, der zwar beherzt in dem Getümmel mitmischt, aber nie eine Chance bekommt, gross Charisma zu entwickeln. Seine Co-Stars sind blass - ausser die Bösewichter. Die geben richtig Gas. Sensationell am chargieren ist einmal mehr Amrish Puri, dessen "Das unglaubliche Gehirn von Don Quichote!"-Ausrufe (Bild) Reaktionen zwischen Kopfschütteln und blinder Faszination auslösen. Der Clou bei der Sache ist, dass Puri nach zwei Dritteln des Films ausgetauscht wird. Welcher Regisseur, der bei Sinnen ist, ersetzt seinen so diabolisch aufgebauten Schurken mitten im Film durch einen neuen? Ketan Mehta tuts und ermöglicht dem nicht minder durchgeknallten Javed Jaffrey eine ausufernde Amrish-Puri-Imitation.
Das ist noch lange nicht alles. Anupam Kher ist in einer delikaten Doppelrolle zu sehen und etliche Damen zieren die Aufnahmen mit vielsagenden, sprich knapp bekleideten, Auftritten. In Kürzest-Rollen als Finsterlinge, die Indien kaufen wollen, tauchen u.a. Kader Khan, Ranjeet und
Paresh Rawal auf. Diese Versteigerung ist eine bizarre Aneinanderreihung von Geboten, die in den Untertiteln nicht mehr richtig wiedergegeben werden können ("one thousand trillion!") und gehörig an "Austin Powers" erinnert. Mehta schwebt dabei eine alles andere als subtile Attacke auf den "Ausverkauf der Heimat" vor, vermischt mit rabenschwarzem Humor. Doch richtig funktionieren will die Sequenz nicht, da man sie schlicht nicht ernst nimmt - wie den Rest auch nicht.
Und so bleibt nur eins: Sich dem Chaos hingeben. Schon in den ersten 25 Minuten wird man mit satten vier Songs eingelullt, von denen alle bis auf den karnevalesken Titelsong nichts taugen. Danach reihen sich Sex, heftige Gewalt (Bild), Song und Tanz, wilde Action, Gesellschaftskritik und apokalyptische Bilder aneinander. Sinn ergibt das ganze nur szenenweise, wenn man sich manchmal in einem Bond-Film, dann in einer Liebesromanze oder in einem Zirkus vorkommt. Aber wenigstens kann man nach dem Film glücklich sagen, man habe einen der abgedrehtesten Bollywood-Filme der90er gesehen hat und wisse nun, dass selbst der Untergang Indiens von Gesang und Tanz begleitet wird. Yeh hai India!

Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)
Achtung: Die untertitelte DVD ist out of print und so gut wie nirgens mehr zu finden. Die Version, die mir zugesandt wurde, macht einen guten Eindruck - ich bin aber auch nicht sicher, ob sie tatsächlich keine Raubkopie war. Die "Ultra"-VCD ist nicht untertitelt.
Alternativer Titel: Oh Schatz, das ist Indien!
(Übersetzung)
Regie: Ketan Mehta

Action-
Liebesdrama

Humor * *

Action * *

Trade classification: Desaster

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O m

Reviewed 2003

Indien 2003 Dhariwal (Pankaj Dheer) ist ein ganz übler Kerl. Da seine Frau dies vor 17 Jahren herausfand, hat er sie einfach getötet. An ihr Vermögen kam er dennoch nicht ran, denn alles Geld ging an ihre Tochter Sandali (Sandali Sinha, Tum Bin). Die hat sich nun ausgerechnet in den rechtschaffenden Om (Attin Bhalla) verliebt. Dhariwal will ihn loswerden. Seine intrigante junge Frau Celina (Rakhi Sawant) hat einen Plan: Sie engagieren den korrupten Inspektor Katkar (Sharat Saxena), um Oms kleine Schwester als Prostituierte anzuschwärzen. Er fungiert einen Selbstmord und lässt Om und seine Mutter als Schuldige dastehen. Sandali könnte Om nun nicht mehr heiraten und würde auf Celinas Lover Darren zurückgreifen. Doch Sandali durchschaut den Plan ...
Dieser Film ging in die Hosen. Regisseur Ashok Honda hat einen überkomplizierten und unnötig brutalen Thriller abgedreht, bei dem Hände abgehackt werden, Augen ausgestochen und reihenweise Leute abgestochen oder erschossen liegen bleiben. Brutalität allein wäre ja noch kein Kritikpunkt, aber sie kommt so unmotiviert daher und passt überhaupt nicht zu den absolut uneinsichtig eingestreuten Songs. Manchmal geht Gewalt in Bollywood-Filmen auf (z.B. Koyla oder in beschränkterem Masse etwa Dum) - hier jedoch überhaupt nicht.
Apropos passen: Die Moralinsäure des Films passt nicht zu seiner sexy Präsentation. Am Anfang wird Om als Mann ohne Tadel dargestellt, der seine Schwester vor jeglichen Kontakten mit der Moderne fernhält. Bier gibts keines und der Ausgang mit den sexy Freundinnen ist natürlich absolut sündig. Kleiderordung wird hochgehalten, eine moderne Frau als sexgeile Schlampe betitelt. Gut, ich hab Probleme mit solch moralischen Filmen, aber damit könnte ich leben. Aber der Film gibt sich ja selbst sexy und modern - genau das, was er eigentlich verteufeln will. In den Songs zeigt die Kamera meist die Bauchnabel- und Gesäss-Gegend der sich räkelnden Frauen und besonders viel Kleider haben sie selten an. Der dritte Song spielt Bollywood-typisch im Regen. Das ist echt verlogen, wenn einerseits auf einen konservative Moralkodex gepocht wird und dann dieser Kodex selbst gebrochen wird. Verlogen und unglaubwürdig.
Das bringt mich zum nächsten Kritikpunkt: Die Story kann man nicht ernst nehmen. Das Grundgerüst der Handlung (rechtschaffender Mann wird durch korrpupte Leute immer weiter in die Enge getrieben) ist altbekannt und steckt voller inszenatorischer Klumpfüsse und Löcher. Es gibt Nebenhandlungen, die man komplett hätte rausstreichen können und riesige Unglaubwürdigkeiten: Verfehlt ein Cop auf 3 Meter sein Ziel? Sagt kein Polizist etwas, wenn ein Kollege ein Mädchen tötet? Wenn Sandalis Vater und seine Frau vor keinem Mord zurückschrecken, wieso töten sie nicht einfach Sandali? Noch viele weitere solcher Fragen wirft der Film auf.
Was könnte über all diese Negativaspekte hinwegtäuschen? Inszenierung und Schauspiel. Doch auch hier leider eine Enttäuschung. Die Inszenierung ist nicht nur konfus sondern schwerfällig. Die Einführung der Charaktere ist zäh, die Rückblendenstruktur ausgelutscht. Und die Schauspieler sind auch keine Offenbarung: "Tum Bin"-Schönheit Sandali Sinha hat in ihrem zweiten Film fast nix zu tun und Kinodebütant Attin Bhalla sieht zwar dufte aus, kann aber weder tanzen noch schauspielern. Beim Tanzen sieht er steif aus, seine Dialoge wirken forciert. Ganz zum Schluss darf er das Finale aus "Mission: Impossible 2" nachspielen und da wird klar, wieso er überhaupt besetzt wurde: Er sieht Tom Cruise nicht unähnlich. Aber eine grosse Karriere möchte ich dem Jüngling nicht voraussagen.
"Om" ist einer der schlechtesten Bollywood-Filme, die ich dieses Jahr gesehen habe. Schwerfällig inszeniert, übermässig brutal, unnötig kompliziert und mässig gespielt. Die 155 Minuten kann man definitiv besser investieren ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Ashok Honda

Thriller

Action * *

Gewalt * * *

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O m   J a i   J a g a d i s h

Reviewed 2003

Indien 2002 Saraswati Batra (Waheeda Rehman) lebt in einer kleinen Villa direkt am Strand von Mumbai. Sie hat drei Söhne, auf die sie sehr stolz ist: Der älteste ist Om (Anil Kapoor). Er spielt den Ersatzvater im Haus und ist moralisches Zentrum der Familie. Er arbeitet erfolgreich für eine Musikfirma. Nach der Heirat mit der TV-Moderatorin Ayesha (Mahima Chaudhary) ist sein Glück komplett. Der jüngste ist Jagadish (Abhishek Bachchan), ein Computergenie. Der Mittlere heisst Jai (Fardeen Khan). Er träumt davon, das "schnellste Auto der Welt" zu bauen. Deshalb verpfändete Om das Haus und schickte Jai an die Uni in Atlanta. Nun hat er als bester abgeschlossen und kehrt mit Neetu (Urmila Matondkar) nach Mumbai zurück. Sie heiraten, doch die moderne Neetu eckt bei der Familie bald an. Als Jai und sie beschliessen, in die USA zurückzukehren, jagt ein Schicksalsschlag den nächsten.
"Om Jai Jagadish", das Regiedebüt von Schauspieler Anupam Kher (dem Daddy aus Bend It Like Beckham), trägt das Melodrama dick auf. Die Brüder halten jedoch letztendlich in guten wie in schlechten Zeiten zusammen. Ein Film also, der die Institution Familie hochleben lässt. Gleichzeitig sträubt sich "OJJ" auch gegen die Moderne. Indische Tradition wird über jeglichen Fortschritt gestellt - was insbesondere in der Figur Neetas zum Ausdruck kommt.
Abgesehen von diesen moralisierenden Stellen ist der starbesetzte Film als Debüt dennoch beachtlich: Starke Schauspieler, hübsche Songs und eine überraschend temporeiche Inszenierung (OK, die Jump-Cuts gehen bald auf die Nerven) - Kher hat jedenfalls das Zeug zum guten Regisseur. Und wenn sich am Ende eine Träne im Gesicht verirrt, hat "Om Jai Jagadish" dies mindestens halbwegs verdient. Den Botschaften "Love is mightier than money" und "Brüder halten zusammen" kann man ja nicht böse sein - selbst wenn sie so plakativ dargeboten werden, wie hier.

Hier auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Anupam Kher

Melodrama

Humor *

Gefühl * * *

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O n e   2   K a   4

Reviewed 19.4.04

Indien 2001 Javed Abbas (Jackie Shroff) und Arun Verma (Shahrukh Khan) arbeiten für ein Spezialkommando der Polizei. Privat sind die beiden eng befreundet. Javed, ein Vater von vier Kindern, ist für den jüngeren Arun, ein Dauer-Single, wie eine Vaterfigur. Die Kids können den Schnösel dennoch nicht leiden. Eines Tages sind die beiden Cops wieder einmal dem Drogenbaron Krishan Kant Virmani alias KKV (Nirmal Pandey) auf den Fersen. Dabei wird Javed von einem Mann erschossen, der anscheinend selbst ein Cop ist. Wer war es? Und was wird aus Javeds Kindern? Arun wird zu ihrem Ersatzvater, hat es aber schwer, ihr Vertrauen zu gewinnen. Deshalb holt er sich Hilfe in der Person von Geeta Choudhary (Juhi Chawla). Die junge Frau war eine Freundin von Javed und schmeisst den Haushalt. Derweil macht Arun Jagd auf KKV und den Spitzel im eigenen Revier ...
An den Kinokassen ging "One 2 Ka 4" gnadenlos unter und zementierte das Tief, in dem sich Shahrukh Anfang des Jahrtausends befand. Seine Eigenproduktion Phir Bhi Dil Hai Hindustani (auch mit Juhi Chawla) floppte genauso wie der ambitionierte Asoka. Erst mit K3G ging es für den Superstar wieder steil bergauf. "One 2 Ka 4" war einer dieser finanziellen Fehlschläge. Verdient? Halbwegs, denn der Film versucht allzu verbissen, ein ganzheitlicher Entertainer zu sein. Dazu mischt er wild allerlei Genres, ohne wirklich ein gutes Gesamtbild zu hinterlassen. Die Zutaten wären toll. Musik A. R. Rahman, Hauptrolle Shahrukh, grosses Budget. Aber Regisseur Shashilal K. Nair (Ek Chhotisi Love Story) hätte sich entscheiden müssen, was er will. Eine junger-Kerl-übernimmt-Kinder-und-Familie-Musicalkomödie im Stile von Hum Hain Rahi Pyaar Ke (auch mit Juhi Chawla) oder einen harten Rache-Actionthriller. Die beiden Genres beissen sich nicht per se, aber in "One 2 Ka 4" wollen sie nicht harmonieren: der Familienfilm verlangsamt den Thriller, der Thriller brutalisiert den Familienfilm. Keine gute Kombination.
Shahrukh selbst ist eigentlich ganz gut. Man mag ihn halt oder man mag ihn nicht. Ich mag ihn - so auch hier. Juhi dagegen, die von vielen Kritikern gelobt wurde, fand ich sehr aufdringlich. Witzig und zum Schluss tough. Doch meistens irritierend. In den Songs glänzt sie. Die Musik, wie angetönt, ist von Meisterkomponist A. R. Rahman. Seine Backrground-Kompositionen sind erste Güte. Doch mit den Tanznummern hatte ich Mühe: "Allay Allay" ist eine mittelprächtige Kindernummer mit schlechtem Sänger - die Stimme passt einfach nicht zu Shahrukh. "Haye Dil Ki Bazi Laga" hat wie bei Rahman üblich eine sehr gute Instrumentalisierung, aber der Song kommt nie in Schuss. "Khamoshiyan Gungunane Lagi" hat ebenso beseelte Rahman-Klänge, eine attraktive Inszenierung- gefällt mir aber dennoch nicht. Der Intermission-Song "Osaka Muraiya" ist klasse choreografiert und hat einen innovativen Beat, ist aber schlecht gesungen. Und die Lyrics sind fad. "I Am Sorry" ist ein okay-Song, witzig inszeniert. Und "One Two Ka Four" ist sehr geschmackvoll abgelichtet, mässig gesungen und nett getanzt - kommt aber auch nie in Schwung.
Rahmans Arbeit bei "One 2 Ka 4" wird ansonsten von allen Seiten gelobt. Keine Ahnung, wieso sie bei mir nicht "klick" gemacht hat. Und so bleibt eben wenig in "One 2 Ka 4", was wirklich gut ist. Das Finale für sich böte geile Action, die fast 1:1 von John Woos "Face/Off" gkelaut ist. Aber es kommt uninspiriert, nachdem man sich davor fast drei Stunden durch Familiengeplänkel geplagt hat. Zudem sind die Bösewichter so fad, dass der Showdown nicht richtig Spass machen will. Schaut euch "One 2 Ka 4" wegen Shahrukh an, wegen der gelackten Inszenierung, ein paar hübschen Songs und wegen Juhi (bis auf ihre hysterischen Momente). Dann ergibt sich ein ganz akzeptabler Film - aber keiner, der mit SRKs Grossen Mithalten kann ...

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: One Two Ka Four;
Der Babysitter-Cop
Regie: Shashilal K. Nair

Thrillerkomödie

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Flop

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O o p s !

Reviewed 27.8.03

Indien 2003 Jahan (Kiran Janjani) und Akash (Vikas Sethi) sind Tänzer, doch die beiden leben in verschiedenen Welten: Akash stammt aus einer reichen Familie, während Jahan arm ist und einen Trinker zum Vater hat. Er träumt davon, reich zu werden - zu jedem Preis. Das macht seine Freundin Nikki (Adyasha) nicht mehr mit, als Jahan beschliesst, das Angebot von Sonia (Mink Singh) anzunehmen: Die reiche Dame bietet 15 000 Rupien für einen Strip. Jahan überredet Akash, mitzumachen. Sie sind der Hit. Doch während Akash danach aussteigt und eine Beziehung mit Nikki beginnt, macht Jahan weiter und trifft bei einer Show die ältere Sharon (Mita Vasisht). Sie hat die Zügel in der Hand und macht aus Jahan ihren Lustknaben. Keine Liebe, keine Romantik. Jahan entwickelt dennoch Gefühle für sie. Dann der Schock [Spoiler!] - Sharon ist Akashs Mutter!
S
chauspieler Deepak Tijori gibt mit "Oops!" sein Regiedebüt. Der Film gibt sich betont modern in Inhalt und Look, bleibt letztendlich jedoch ausgesprochen moralisch. Dieser Mix wirkt etwas daneben. Zudem werden etliche Botschaften wieder und wieder repetiert. Eine Straffung um 20 Minuten wäre bei dem 150-Minuten-Werk durchaus drin gelegen. Der Film beginnt mit einer richtig schlechten Tanznummer. Die zweite ist schon bedeutend cooler, danach wird das Strip-Thema eingeführt. Die Songs sind dabei geklaut (u. a. aus "Dirty Dancing") und was auffällt: Die Macher haben keine Ahnung von einem Männerstrip. Da fassen ein Dutzend Weiber den Stripper überall an und tanzen mit ihm. Jaja, in der Fantasie des Regisseurs wohl. Normalerweise besteht Distanz und wenn, dann sucht sich der Stripper ein "Opfer", um mit ihm zu performen. So wie das in "Oops!" abläuft, ist es Männerfantasie. Aber zugegebenermassen sehr sexy. Bis zu dem Zeitpunkt wird geküsst, geflirtet, getanzt und sogar einmal das Wort hard-on ("Ständer") in den Mund genommen. Risqué.
E
twa zur Filmmitte wendet sich die Handlung und es wird einem bewusst, dass "Oops!" moralisch und feministisch sein will. Zuerst zum Feminismus: Schon beim Tanzen sind die Boys ja Lustobjekte. Im patriarchalischen Indien eine Seltenheit. Dann sind es stets die Frauen, die kommandieren. Und zum Schluss vergibt der Vater seiner Frau einen Seitensprung - weil er sich nicht genug um sie gekümmert hat. Das ist eine sehr moderne Einstellung (für indische Verhältnisse) und gesteht der Frau ebenfalls ein Leben ausserhalb der Küche ein. Von fortschrittlich kann man nicht reden, aber in "Oops!" werden Eisen angepackt, die anderen indischen Filmemachern viel zu heiss sind.
Dann ist das Werk aber leider doch moralisch. Für das Strippen wird man bestraft, für den Wunsch nach Reichtum muss man büssen. Wer sich an den gängigen Moralkodex hält, wird Glück finden. Gähn. Wieso nicht strippen, wieso nicht abkassieren? Wenn man schon das Thema bringt, soll man auch konsequent sein und nicht zur Filmmitte Schiss kriegen. Die Songs sind wie angetönt mässig, die Akteure sind okay. Die Handlung ist modern und enthält einen recht gelungenen Twist. Ist ansonsten voraussehbar. "Oops!" wird Bollywood nicht revolutionieren - dazu ist der Film schon mal nicht gut genug - aber er ist ein überaschend moderner Film mit interessanten Thesen und einem sexy Look. Sogar ein paar (wohl ungewollte) homoerotische Untertöne gibts. Viel Stoff also für einen eigentlich durchschnittlichen Film ...
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Deepak Tijori

Drama

Erotik * *

Humor *

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O u t   o f   C o n t r o l

Reviewed 1.1.04

Indien / USA 2003 Jaswinder (Ritesh Deshmukh) stammt aus dem indischen Punjab, nennt sich in seiner zweiten Heimat New York aber Jimmy. Eines Tages lernt der Taxifahrer die schöne Stripperin und Sängerin Sally (Brande Roderick) kennen. Die zwei verstehen sich toll und als Jimmys Visa abläuft, schlägt Sally eine Heirat vor. Das tun sie und so kann Jimmy bleiben. Da erreicht ihn die Nachricht, sein Vater Hutta Singh Bedi (Amrish Puri) habe eine Herzattacke erlitten. Jimmy reist hin und merkt, dass es bloss ein Trick war, um ihn in die Heimat zu holen. Seine Schwester heiratet und Jimmy soll nun Richa, die Schwester ihres Zukünftigen, ehelichen. Würde Jimmy von Sally erzählen, beide Hochzeiten würden platzen. Und so zieht er die Sache durch, flieht danach gleich wieder nach Amerika. Dumm nur, dass Papa und Richa bald nachkommen und das Leben des armen Jimmy in ein Chaos stürzen ...
"Out of Control" ist primär ein Film für NRIs (nicht in Indien wohnende Inder), denn für die ländliche Bevölkerung ist er etwas zu "modern". Will heissen: zuviel nackte Haut, zu freches Thema. Die Bigamie, auf der der Film aufbaut, wird gar nie so stark attackiert, wie ich mir das vorgestellt habe. Dafür hat es das Regie-Duo Asrani-Juneja auf die alltägliche Moral abgesehen. Und die ist sowas von verlogen. So sagt Jimmy Sally einmal, sie solle beim Singen (im Strip-Club, notabene) etwas mehr anziehen, dann hören die Leute zu. Siehe da, ihr Gesang wird ein Hit. Sehr erstaunlich, denn Sally wird von Brande Roderick gespielt, Playboys Miss April 2000 und Playmate das Jahres 2001 (Website hier), die zuvor schon in "Baywatch" auftrat. Und weil die Schöne nunmal verdammt sexy ist, hat die Kamera der Filmemacher regelrecht Sex mit ihr. Das ist in meinen Augen nicht verkehrt (Schönheit soll man zelebrieren ...), aber wenn danach gleich eine Moralpredigt kommt, man solle mehr anziehen, weniger küssen etc., dann ist das durchscuabar, verlogen und peinlich.
Doch vieles an "Out of Control" ist peinlich. Beginnen wir mal mit den Dialogen. Ein Satz von Sally wie "is it me or are you just gay?" als sie ihn küssen will, brachte mich voll zum Lachen. Sie behauptet, etliche Bollywood-Filme gesehen zu haben und weiss
nicht, dass ein Inder vor der Heirat nicht küssen sollte? Generell sind die Texte ziemlich dürftig. Manch eine Dubbing-Entscheidung kann ich auch nicht verstehen. So sprechen Cops in New York plötzlich Hindi. Und Brande muss auch einiges in Hindi stottern. Hut ab, aber glaubwürdig ist es nicht immer.
Grössere Logiklöcher folgen: So wohnen Sally und Jimmy in New York, doch ihren ersten Sex (inklusive CGI-Blümchen ums Auto) haben sie gleich um die Ecke bei der Schiffhaltestelle in Hergiswil - in der Schweiz. Es hat einen unmotivierten Song in den Alpen, aber ansonsten spielt alles in NY. Wieso also immer wieder Szenen in eine Schweizer Hütte? Ziemlich unnötig. Vom geografisch nicht besonders sinnvollen Song "L. A. di Maina" wollen wir gar nicht reden. Doch das Übelste an dem Film ist die ganze zweite Hälfte. Die erste mag verlogen sein, die Songs hauen nicht hin und die Akteure sind steif, aber die zweite ist schlicht absurd. Da taucht Amrish Puri auf, schreit im Zeug herum, und schon heiratet Jimmy eine zweite Frau. Er versucht danach nicht etwa, das Ganze aufzuklären, sondern reitet sich immer weiter ins auf grosse Distanz hin sichtbare Desaster hinein. Gähn! Wenn der Supergau dann kommt, nervt man sich nur noch, denn die erste Stunde, die Romantik mit Sally, wird negiert und weicht einem gemeinen Ende, das als Happy End herhalten muss. Alles sehr kalkuliert darauf, dass der Film schön reinrassig indisch bleibt. Amerika kommt bis auf die hübsche Sally ja eh schlecht weg. Amis sind alles Nutten oder Schläger, hat man das Gefühl. Nicht wie im sauberen Indien. Nun, eigentlich ist ja auch Sally fast eine Nutte und wird erst durch Jimmy "rein". Eine seltsame Moralpredigt.
Aber eben: Alles präsentiert im sexy, modernen Look. Die Mischung ist scheussslich, die Message fragwürdig, die Akteure untalentiert, die Musik echt schlecht. Gibt es einen Grund, den Film überhaupt anzuschauen? Ein paar wenige. Die bekannten Shahrukh-Songs, die manchmal angestimmt werden, die Devdas-Poster, die überall rumhängen: das gibt ein hübsches "Exil-Bollywood"-Feeling. Und dann ist da eben noch Brande, die so herrlich sexy tanzen kann (die Szenen soll übrigens Gerüchten zu Folge Jagmohan Mundhra, Bawandar, gedreht haben). Ich muss mir definitiv eine Mietwohnung in Hergiswil zulegen und jeden Tag mit grossen Augen Richtung Steg gucken. Vielleicht steht da ja mal ein Auto mit kitschigen CGI-Figürchen drumherum und einem Playmate im Beifahrersitz ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen,
Regie: Apurva Asrani, Ramanjit Juneja

Liebeskomödie

Romantik * * *

Humor * *

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P a a p

Reviewed 14.2.04

Indien 2004 Kaaya (Udita Gosami) lebt mit ihrem Vater in einem buddhistischen Kloster in Spiti. Eines Tages wird die junge Frau gebeten, nach Delhi zu reisen. Dort soll das Oberhaupt der Gemeinschaft als Kind wiedergeboren worden sein. Kaaya fährt in die Grossstadt und findet den kleinen Lamo. Doch auf der Rückreise wird der Bub Zeuge, wie der Polizist ACP Raj Mehra (Gulshan Grover) auf dem WC einen anderen Cop tötet. Der  toughe Polizist Shiven (John Abraham) nimmt die Ermittlungen auf und bringt Kaaya mit Lamo bei seiner Schwester unter. Als er von Lamo aufgeklärt wird, wer der Mörder war, informiert er seinen Boss DCP Mathur. Ohne zu ahnen, dass der Mehras Auftraggeber ist! In Delhi wird es damit für Shiven zu gefährlich: Er reist, von einer Kugel Mehras verletzt, mit Kaaya und Lamo nach Spiti. Dort wird er gesund gepflegt - und verliebt sich in die gut behütete Kaaya.
Hit-Produzentin Pooja Bhatt gibt mit "Paap" ihr Regiedebüt. Für die Hauptrolle konnte sie John Abraham gewinnen, dessen Debüt Jism sie produziert hatte. Und da man an Mr. Abraham eine gewisse Vorstellung von einem sexy Leading Man knüpft, wurde auch eine aufgeheizte Werbekampagne iniziiert, die die beiden Hauptdarsteller in etlichen erotischen Posen zeigte. Ein paar Beispiele gibts hier. Der Film selber ist bedeutend weniger knisternd. Es handelt sich um ein Remake von Peter Weirs Amish-Thriller "Witness" mit Harrison Ford in der Hauptrolle. John übernimmt dessen Job halbwegs passabel. Er zieht sein Shirt für alle Ladies im Publikum bei jeder Gelegenheit aus, doch mit dem Schauspielern ist er in manchen Szenen überfordert. Er hat seine Momente - etwa, wenn er erfährt, dass sein Freund getötet wurde - aber weitgehend wandelt er etwas müde durch den Streifen. Auch seinen Look sollte er langsam überdenken. Die öligen Haare und der Dreitagebaart sind ziemlich abgestanden.
An seiner Seite debütiert Udita Goswami. Sie sieht sehr attraktiv aus und hat einen Traum von einem Body, den man auch zweimal bei Unterwasserszenen bestaunen darf - aber schauspielerisch ist sie eine Wurst. Den ganzen Film hindurch atmet sie so tief und energisch, dass man meinen könnte, sie leide unter Asthma oder gebäre in den nächsten Sekunden ein Kind. Klar soll sie emotional aufgewühlt sein, aber Mund leicht öffnen, grosse Augen machen und viel Sauerstoff einatmen, das macht einfach noch keine emotionale Szene. Die drei Songs in "Paap" sind auch nicht der Rede wert, da sie zur Kategorie "langweilig" gehören. Und die Nebendarsteller können kaum glänzen.
Also wieso zum Henker 2½ Sterne? Zum einen, weil der Film mit nur 121 Minuten Lauflänge rassig inszeniert ist. Wenig Speck und Ballast an dem Streifen. Und er ist schlicht wunderschön gefilmt. Die Landschaft von Spiti ist umwerfend und die Farb-Konstellation mit den roten Mönchskutten (und der schönen Udita) erzeugt eindrückliche Bilder. Auch die Handlung vermag trotz grösseren Logikschwächen und halbstarken Bösewichtern einigermassen zu unterhalten. Ganz zum Ende bietet ein für Bollywood gewagt langer und intimer Kuss den krönenden Abschluss. "Paap" ist kein sensationeller Film, aber ein akzeptables Debüt. Wenngleich man von einer der wichtigsten Personen in Bollywood einen vielleicht noch etwas grösseren Film erwartet hatte ...

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Paap: Eine verhängnisvolle Sünde
Regie: Pooja Bhatt

Liebes-Thriller

Spannung * *

Erotik * *

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P a a p i

Indien 1977 Ausführliche Kritik: hier.

 

P a i s a   V a s o o l

Reviewed 11.2.04

Indien 2004 Baby (Sushmita Sen) ist aus Delhi nach Mumbai gezogen. Die Schöne will ein Filmstar werden, ist jedoch dazu viel zu gross und bekommt bestenfalls Rollen als Tänzerin. Sie sucht eine Wohnung und sieht die Chance gekommen, als die einsame Maria (Manisha Koirala) in eine Disco zu kommen versucht. Maria hat ihren Mann verlassen, betreibt etwas lustlos eine Bäckerei und wohnt in einem grossen Mietshaus. Baby bringt sie in die Disco, wird ihre Freundin und zieht bei Maria ein. Der gehbehindetre Nachbar Johnny (Sushant Singh) ahnt, dass Baby Ärger bringt. Doch erst einmal erweist sie sich als nützlich im Kampf gegen die Mafia, die das Haus leeren will. Da landet ein fehlgeleiteter Anruf beim Damenduo. Ein Kerl erzählt, er habe Diamanten im Wert von 3 Millionen Rupien geklaut. Baby will einen Anteil davon an sich reissen und erpresst den Anrufer. Mit fatalen Folgen ...
Manisha Koirala gibt mit "Paisa Vasool" ihr Debüt als Produzentin. Der Film, den sie in Auftrag gegeben hat, ist ein Remake der Minnie-Driver-Komödie "High Heels and Low Lifes" (2001) und zeigt neben Manisha ihre Freundin Sushmita Sen in der Hauptrolle. Ich kann es nicht anders sagen, aber die erste Stunde des Films ist schlicht genial. Es zeigt sich, dass eine Frau prouzierte, denn die Frauenrollen sind stark, ihre Dialoge schmissig und ein paar Seitenhiebe auf das Männer-dominierte Bollywood sitzen. So wird in der witzigen Anfangsszene Sushmita fast gefeuert, weil der Held kleiner ist als sie. Ein Tabu in Bollywood.
Später darf Sushmita in einer Polizeiuniform einen Kerl regelrecht foltern und bekommt von Manisha einen Satz wie "if this is how you act, the camera will focus on your legs" zu hören. Der Film ist voller solcher Sprüche, teils selbstironisch, teils bissig, teils frech. Sushmita ist wunderbar. Zuletzt noch im toughen Thriller Samay zu sehen, lässt sie dieses Mal ihr komödiantisches Talent spielen, ist ebenso spontan wie leicht eingebildet und fordernd forsch. Ihr nimmt man ab, dass sie einen Kerl ohrfeigt, der sich über ihren Namen lustig macht - und in einer anderen Szene lasziv auf der Bar tanzt. Sushmita kann beides mit Überzeugung. Und sieht dabei stets göttlich aus. Manisha weiss das und bleibt eher im Hintergrund. Ein gutes Duo, das sich die Pointen schön zuspielt.
Doch dann geht alles schief. Mit den ersten Toten bekommt der Film einen unnötig bitteren Beigeschmack und in der letzten Stunde weiss der Regisseur einfach nicht mehr, was er erzählen will. Und wie er es tun will. Die Handlung geht bachab, die Spannung geht flöten, die Charaktere werden verraten. "Paisa Vasool" müht sich regelrecht zum Ende hin, da die Luft einfach raus ist. Es ist traurig anzusehen, wie das aufgebaute Potenzial verpufft. Es gibt auch keine Songs, die temporäre Ablenkung versprechen. Die Ausnahme ist ein Remix-Song mit Sushmita in verschiedenen Film-Posen und eingebauten klassischen Songs wie etwa eine ge-remixte Version von "Yeh Mera Dil".
Musik fade, Kamera allzu dunkel und blass, Schauspieler bis auf die beiden Damen fad. Das reicht für eine Enttäuschung. In Indien wurde "Pausa Vasool" regelrecht verrissen, aber ich kann das nicht. Dazu sind die beiden Frauen zu gut, ihre Rollen zu stark, die Stichelein gegen Bollywood zu treffend. Vielleicht ist das auch nicht tauglich für traditionelles Hindi-Kino. Andererseits ist die zweite Hälfte schlicht so missraten, dass ich das Werk auch nicht mit Herzlbut berteidigen mag. Eben: eine verpasste Chance.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Srinivas Bhayshyam

Thrillerkomödie

Humor * *

Action *

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P a k e e z a h

Reviewed 24.7.05

Indien 1971 Der aus angesehenem Hause stammende Shahabuddin (Ashok Kumar) holt die blonde Nargis (Meena Kumari) aus dem Bordell, um sie zu heiraten. Doch sein Vater weist sie aus dem Haus, aus Angst vor der Beschmutzung deines Status' durch eine Prostituierte. Nargis flieht auf den Friedhof, wo sie ein paar Monate lebt, ein Kind gebärt - und stirbt. Ihre Schwester nimmt das Baby an sich. 17 Jahre später tanzt auch Nargis Tochter Sahibjaan (Meena Kumari) in einem Bordell und ist die Attraktion der ganzen Stadt. Als sie einmal im Zug schläft, fallen ihre schönen Füsse dem Reisenden Salim Ahmed Khan (Raaj Kumar) auf. Er hinterlegt eine Notiz, die sagt "Aap ke paanv dekhe. Bahut khoobsurat hain. Khudaaraa inhein zameen par naa utaariyega varna yeh maile ho jaayenge" ("Ich sah deine Füsse. Sie sind sehr schön. Setze sie nicht auf den Boden, denn so werden sie schmutzig"). Sahibjaan behält die Notiz und träumt fortan täglich von dem geheimnisvollen Mann. Bis sie ihm nach einem Bootsunfall begegnet.
"
Pakeezah" markiert das Ende einer Ära: Die des klassisch-gehobenen Bollywood-Kinos mit seinen arabisch und persischen Einflüssen sowie der
Ghazal-Poesie wich dem populären Massenphänomen, am ehesten repräsentiert durch den angry young man Amitabh Bachchan. Nur noch wenigen Werken mit stark muslimisch geprägtem Ethos gelang der Durchbruch - so etwa Laila Majnu fünf Jahre später. Selbst heute als Klassiker angesehene Filme wie Umrao Jaan hatten es in den nächsten fast 30 Jahren an den Kinokassen schwer. Eine kleine Wende brachte erst die Neuverfilmung von Devdas. Von diesem Niedergang der sogenannten "muslim socials" und der opulenten Historienfilme war später auch Razia Sultan (1983) betroffen, der letzte Film von Kamal Amrohi (1918-1993). "Pakeezah" war damit der letzte Hit des Poeten, Drehbuchautors und Regisseur Amrohi.
Die ersten Ideen zu seinem Magnum Opus hatte er 1958. Motiviert durch seine von allen Seiten gefeierten Dialoge in Mughal-E-Azam machte er sich ans Werk mit seiner Gattin Meena Kumari in der Hauptrolle. Doch 1964 trennte sich das Paar, Kumari verfiel dem Alkohol und "Pakeezah" wurde gestoppt. Nach langem Zögern nahm Amrohi die Produktion wieder auf, musste für einige Tanzszenen jedoch Doubles anstellen, da Kumari von ihrer Sucht bereits stark gezeichnet war. Der Release des Films war damit ihr grosser Schwanengesang
. Der Film wurde nach verhaltenem Start tatsächlich zum Grosserfolg. Doch Kumari konnte ihn nicht mehr geniessen: Wenige Monate nach Filmstart starb sie am 31. März 1972 an einer Leberzirrhose. Sie war 39 Jahre alt.
Mit diesem Alter war sie für die Rolle der anfänglich 17-jährigen Sahibjaan in "Pakeezah" zwar deutlich zu alt - und man sieht es ihr auch immer wieder an. Doch trotzdem ist sie in dieser Filmfare-ausgezeichneten Rolle einfach umwerfend. Sie ist das personifizierte Leid, eine Person voller Anmut und Reinheit in einem Milieu, das derartige Attribute eigentlich nicht fördert. Die Lieder, vom ebenfalls bald darauf verstorbenen
Ghulam Mohammed, unterstreichen dieses Gefühl noch. Leidvoll von
Lata Mangeshkar gesungen gehören sie zu den besten Stücken dieser Ära.
All dies macht den Film jedoch, wie oft bei dieser Art klassischem Kino, sehr schwer. Die Reime werden stark betont und theatralisch vorgetragen, die Leute bewegen sich in selbst auferlegter Zeitlupe und geredet wird in Wiederholungen und Rätseln. "Pakeezah" kam mir deshalb massiv länger vor als seine bescheidenen 146 Minuten. Es ist Kino, das sich selber für wichtiger nimmt, als es eigentlich ist - denn die Story, so ansprechend sie auch sein mag, birgt wenig Tiefgang oder Gehalt. Vielen dieser arabisch angehauchten Bollywood-Epen hängt deshalb der Hauch der Aufgeblasenheit an. Das zieht sich bis in die überladene und vordergründige Symbolik, hier etwa demonstriert durch den Vogel in seinem Käfig als (arg offensichtliche) Parallele zu Sahibjaans Existenz.
Was "Pakeezah" aber neben Schauspielern und Musik trotzdem zum absoluten Must-See macht, sind die Bilder. Kamal Amrohi hat ja nur vier Filme in seinem Leben gedreht, den ersten davon 1948: Mahal mit "Pakeezah"-Nebendarsteller Ashok Kumar. Schon damals war die Bildsprache ein Highlight und schon damals stand hinter der Kamera niemand anderes als "Bombay Talkies"-Legende Josef Wirsching. Seine Bilder sind von erlesener Pracht, ohne je protzig zu wirken. Die Bildsprache von Wirsching und Co-Kameramann R.D. Mathur macht "Pakeezah" erst zum richtigen Klassiker. Natürlich trug auch die Legende zum Erfolg bei: Die letzte grosse Performance von Meena Kumari, die Tode der beteiligten Künstler Wirsching und Mohammed - das alles verstärkt den Eindruck, dass hier eine Ära zu Ende ging.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Urdu 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Das Cover meiner DVD konnte ich nicht scannen, da es reflektiert. Es handelt sich um eine edel verpackte Collector's Edition inklusive kleinem Booklet.
Alternativer Titel: Die Reine
Regie: Kamal Amrohi

Melodrama

Spannung * *

Anspruch * *

Trade classification: Blockbuster

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P a k h a n d e e

Indien 1984 Ausführliche Kritik: hier.

 

P a p i

Indien 1953 Ausführliche Kritik: hier.

 

P a r a m p a r a

Indien 1993 Ausführliche Kritik: hier.

 

P a r d e s

Reviewed 2003

Indien 1997 Vor 35 Jahren zog Kishorilal (Amrish Puri) mit 10 Dollar in der Tasche nach Amerika, nun ist der Inder einer der reichsten Männer der Westküste. Doch er liebt sein Heimatland noch immer über alles. Bei einem Besuch bei seinem Freund Suraj Dev (Alok Nath) bittet er ihn, dass seine schöne Tochter Ganga (Mahima Chaudhary) seinen Sohn Rajiv (Apoorva Agnihotri) heiratet. Der Deal wird abgeschlossen, doch erst soll der verwestlichte Rajiv nach Indien kommen, um mit ein paar Gepflogenheiten des Landes vertraut gemacht werden. Sein Adoptivbruder Arjun (Shahrukh Khan) begleitet ihn. Er soll Rajiv an indische Bräuche annähern und Ganga an amerikanische. Dabei kommen sich Arjun und Ganga nahe. Auch als sie nach der Verlobung nach Amerika fliegen, bleibt Arjun Ganga eine Stütze. Sie entdeckt nun erst, was Rajiv für ein Kerl ist: Er ist ein Partyhengst, trinkt übermässig, hatte mit seiner Ex früher Sex und behandelt Arjun wie einen Diener.
"Pardes" ist ein wundervoller Bollywood-Film, der mal wieder aus dem Vollen schöpft - leider eben auch bei den Klischees. Ich kann mit allen in dem Film leben, aber nicht mit den Vorurteilen über die westliche Kultur. Klar sind indische Gepflogenheiten gesitteter als die westlichen, aber nicht jeder Nicht-Inder ist deshalb ein sexgeiler Wüstling. Viele NRI (im Ausland wohnhafte Inder) haben den Film deshalb auch zu Recht kritisiert. Das Bild, das vom dekadenten Westen vermittelt wird, ist absolut übel - und die Tugendhaftigkeit, die den Indern angehängt wird, beinahe schon verlogen. Da hat Fiesling Rajiv im Film einmal nicht so unrecht. Kurz danach will er Ganga vergewaltigen - und damit ist auch seine Aussage gleich in den Dreck gezogen. Diese Szenen sind extrem manipulativ.
Dennoch mochte ich den Film. Zum einen ist ja fast jeder Film mit kulturellen Klischees beladen, vor allem solche aus Bollywood. Und zum anderen ist "Pardes" unter all diesen Vorurteilen ein äusserst bewegender, gut gespielter und über drei Stunden absolut unterhaltender Film. Shahrukh Khan ist wunderbar, Newcomerin Mahima Chaudhar
y voller Elan. Amrish Puri ist nicht so böse wie sonst, übernimmt aber dennoch in jeder Szene die Dominanz. Die Musik ist sehr gefällig, bei den Songs gefallen mir besonders "Meri Mehbooba" sowie "I Love My India". Nicht zuletzt rührt das etwas aufgesetzte Ende zu Tränen. Wie gesagt: Es wird aus dem Vollen geschöpft. Und dann nehme ich ein paar Klischees in Kauf - ich weiss ja, dass sie nicht wahr sind. PS: Über die üblichen Regie-Fehler von Subhash Ghai (Yaadein, Taal) kann ich auch hinwegsehen. Beispiele? Flugzeuge starten als 747 und landen als 737. Vancouver muss für L.A. hinhalten.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Subhash Ghai

Liebesfilm

Spannung * *

Action *

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P a r i c h a y

Indien 1972 Ausführliche Kritik: hier.

 

P a r i n d a

Reviewed 10.10.03

Indien 1989 Kishen (Jackie Shroff) arbeitet als Killer für den cholerischen Gangster Anna (Nana Patekar). Seinen jüngeren Bruder Karan (Anil Kapoor) will Kishen unbedingt von der Unterwelt fern halten und schickt ihn deshalb nach Amerika. Als Karan zurückkehrt, muss er mit ansehen, wie Annas Männer seinen besten Freund, Inspektor Prakash (Anupam Kher) erschiessen. Karan will Rache und tritt zu diesem Zweck Annas Gang bei - um die Bande an ihren Erzfeind Musa (Tom Alter) auszuliefern und Vergeltung zu üben.
"Parinda" von Vidhu Vinod Chopra (Mission Kashmir, 1942: A Love Story) ist einer der technisch besten Filme aus Indien, die ich bisher gesehen habe - wenn nicht sogar der Beste. Und das will dann doch was heissen. Schon die Eröffnungssequenz hat mich beeindruckt. Der legendäre R. D. Burman eröffnet mit einer militaristisch angehauchten Musik à la "Saving Private Ryan" und dazu ominöse, stille Bilder vom nächtlichen Bombay. Mit ganz einfachen Mitteln, aber mit Präzision, wird bereits mehr gesagt, als mit 1000 Song-Credits. Was mich danach besonders fasziniert hat, ist die Leichtigkeit des Schnitts. Die starken Bilder sind in einer Art verknüpft, wie ich es aus indischen Filmen nicht kenne. Die Shots fliessen ineinander, jeder Schnitt ist ein clever durchdachter Übergang, visueller, akkustischer oder thematischer Art. Hier war ein Profi am Werk und das weiss ich zu schätzen.
Burmans Musik bleibt ebenfalls den Film hindurch auf Top-Niveau. Einzig die vier Songs (deren Co-Regie übrigens
Sanjay Leela Bhansali übernahm) sind absolut unnötig und letztendlich auch öde. Aber das ist ein kleines Manko. Mit dem Lob müssen nun unbedingt die Schauspieler bedacht werden: Anil Kapoor (trotz hässlicher Frisur), Jackie Shroff aber vor allem Nana Patekar sind schlicht grandios. Patekars Feuer-phobischer Psycho-Gangster ist eine der bleibensten Figuren im Hindi-Kino. Kleinere Rollen werden von Madhuri Dixit (als Karans Geliebte) und Anupam Kher glänzend gemeistert - die beiden leisteten Anil und Jackie bereits in Ram Lakhan tollen Support.
Und das bringt mich zur Handlung. Die ist sehr straff erzählt, sicherlich nicht der Gipfel an Innovtion, aber unterhaltsam. In der zweiten Hälfte gibt es einige Momente, die für Bollywood doch ungewöhnlich sind. So haben Anil und Madhuri eine ausgedehnte Liebesszene, es gibt einen brutalen Tod eines Hauptcharakters und ein derb loderndes Finale, das vergleichbar mit der brachialischen Power von Chopras späterem Film 1942: A Love Story ist. Und obwohl ich nun seit drei Abschnitten am Loben bin, bekommt "Parinda" keine vier Sterne. Die Songs sind wie angetönt unnötig, Madhuris Rolle hätte besser ausgebaut werden können, die Handlung braucht im ersten Drittel ein bisschen mehr Saft (sie wird nur durch den Fluss der Schnitte vorangetrieben) - und der emotionale Einschlag war bei mir nicht so stark wie gehofft. Chopra arbeitet extrem mit Symbolismus. Tauben (so auch der Titel des Films) fliegen à la John Woo bei jeder wichtigen Sene durchs Bild, der Tod findet als Slow-Motion-Event statt. Selbst bei der bedrückendsten Szene im ganzen Film (die ich nicht spoilere, die aber passiert nach Madhuris Worten "nennen wir ihn Siddharta, er wird Friede auf die Welt bringen") konnte ich in der Ausführung aufsaugen und bewundern, sie bewegte mich aber unerwartet wenig. An den Schauspielern und der Inszenierung kann es nicht liegen, es muss eher sein, dass mir einige der Charaktere zu sterotyp vorkamen, um sie ganz ins Herz zu schliessen. Schwer zu sagen. Dennoch: "Parinda" ist ein Must See und einer der glänzendsten Gangsterfilme Bollywoods.  

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Die Taube (Übersetzung)
Regie: Vidhu Vinod Chopra

Thrillerdrama

Spannung * * *

Humor *

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P a r i n e e t a

Reviewed 27.10.05

Indien 1953 Calcutta: Um die Hochzeit seiner ältesten Tochter zu finanzieren, hat Gurucharan (Nasir Hussain) bei seinem reichen Nachbarn Navin Rai (Badri Prasad) eine Hypothek aufgenommen. Um das Haus nun in seinen Besitz zu bringen, fordert dieser von Gurucharan das Geld zurück. Navin Rai ist so überzeugt, dass er das Haus bekommt, dass er bereits Pläne für die Bereinigung der Grundstücke machen lässt. Sein Sohn Shekhar Rai (Ashok Kumar) beobachtet die Entwicklungen mir Sorge, ist er doch seit Jahren in Guruchands Nichte Lalita (Meena Kumari) verliebt, mit der er sich oft auf dem gemeinsamen Balkon trifft. Eines Tages besucht der reiche NRI Girin (Asitbaran) die Nachbarschaft. Er verliebt sich in Lalita und zahlt Gurucharan seine Schulden. Navin Rai reagiert sauer und wirft Gurucharan vor, er habe seine Tochter an Girin verkauft. Um die Gerüchteküche zur Ruhe kommen zu lassen, verkündet Gurucharan die Heirat seiner Tochter mit Girin.
Während ein Grossteil der Kenner des klassischen Bollywood-Kinos die Werke von Bimal Roy (1909-1966) unisono zu Meisterwerken erklären, habe ich auch nach einem halben Dutzend seiner Filme eine zwiespältige Haltung gegenüber seinem Schaffen. Roys besten Filme wie Bandini und Do Bigha Zamin sind von ausgeklügelter Bildpracht und poetischer Melancholie. Seine schwächeren lassen mich dagegen unerklärlich kalt. Selbst sein gefeierter Devdas von 1955 rangiert in meinen Augen bloss im oberen Mittelfeld. Noch etwas tiefer siedle ich "Parineeta" an, basierend auf einem 1914 verfassten Roman von "Devdas"-Autor Saratchandra Chatterjee.
Der Grund für meine Ablehnung könnte Roys Nähe zum italienischen Neorealismus sein - eine Stilrichtung, die mich als Ganzes auch nie packen konnte, aber sporadisch ihre Meisterwerke hervor brachte. "Parineeta", ein Hindi-Frühwerk des zuvor in Calcutta stationierten Roy, weist tatsächlich Parallelen zum Neorealismus auf, kombiniert mit der bengalischen Vorlage und den Talenten aus Bollywood ergibt dies eine eigentümliche, aber nie wirklich packende Mischung. Die einfachen Sets sind interessant, das Spiel der "Filmfare"-gekrönten Meena Kumari ist wie so oft beeindruckend. Aber ihre Chemie mit Ashok Kumar ist meines Erachtens nicht existent.
Klar hatte es Roy auf einen subtilen Ansatz mit nur langsam lodernder Liebe abgesehen - aber ich nahm die nicht wahr. Ashok Kumar, damals 42, wirkt zu alt für die genau halb so alte Meena Kumari und erreicht nie ihren schauspielerischen Elan. Kumar ist sogar einer der Schwachpunkte des Films und ich vermute, sein Part hätte eine andere Ausrichtung bekommen, wenn Kumar "Parineeta" nicht selbst produziert hätte. Der dritte im Liebesdreieck, Asitbaran, ist auch nicht viel besser. Durch dieses schwache Männerduo wird der ganze Film abgewertet.
Doch nicht nur dadurch: Mit 107 Minuten ist "Parineeta" zwar kurz, er wirkt aber dennoch lang. Roy und sein Cutter Hrishikesh Mukherjee schnitten den Film in gemächlichem Tempo und verzichten auf dramatische Zuspitzungen, die einen zwischenzeitlich aus der Lethargie reissen würden. Auch auf aufmunternde Songs hofft man vergebens, denn bis auf eine souveräne Kathak-Nummer und das besinnliche Lied eines Strassenmusikanten bekommt man nichts geboten. Diese Lieder sind auch heute noch beliebt, doch sie schaffen es nicht, dem trägen Film Schwung zu geben. Und so kriecht der Film uninspiriert dem nicht sonderlich überraschenden Finale entgegen.
"Parineeta" wird vielerorts als Klassiker gehandelt, seine subtile Inszenierung gelobt, Meena Kumaris Spiel vergöttert. Doch ich ziehe den neuen Parineeta vor, auch wenn dieser seine durchaus vorhandenen Schwächen mit pompöser Ausstattung zu kaschieren versucht. Die Story wurde beim Remake spannender arrangiert und von Leidenschaft ist immerhin ansatzweise etwas zu spüren. Bimal Roys Ansatz verzichtet auf beides und hofft, mit seiner inhaltlich stellenweise vielschichtigen Story würde bereits genug Faszination geweckt. Dem ist nicht so: "Parineeta" langweilt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: The Fiancee
Regie: Bimal Roy

Liebesdrama

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Hit

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P a r v a r i s h

Reviewed 5.7.04

Indien 1977 Der Bandit Mangal Singh (Amjad Khan) wird von DSP Shamsher Singh (Shammi Kapoor) verhaftet. Mangals Frau gebärt derweil einen Sohn und bittet den DSP, das Baby niemals dem Vater zu übergeben. Sie stirbt und der DSP hält sein Versprechen - indem er das Baby selbst grosszieht. Er behandelt Amit mit der selben Liebe wie seinen eigenen Sohn Kishan. Einige Jahre später kommt Mangal aus dem Knast. Er sieht, dass Amit ein freundlicher Bub ist, während Kishan rebelliert. Er nimmt darum an, Kishan sei sein Sohn - und auch der Junge ist davon überzeugt. Er bleibt im Hause des DSP, doch er sabotiert für seinen "Vater" Mangal Singh die Familienehre. Einige Jahre später, als aus Amit (Amitabh Bachchan) ein Inspektor geworden ist, steht Kishan (Vinod Khanna) noch immer in Mangals Dienst. Zusammen dominieren sie den Schmuggel in der Stadt für den Oberboss (Kader Khan). Kishan nutzt als Tarnung eine Blindenschule. Doch Amit ahnt, dass etwas faul ist. Die Brüder verlieben sich in dieser Zeit auch gleichzeitig: Amit in Neetu (Neetu Singh) und Kishan in Shabu (Shabana Azmi) - zwei Schwestern, die diebischer sind als jede Elster.
Wie unglaublich die Macht von Manmohan Desai in den späten 70er-Jahren war, lässt sich an einer Jahreszahl belegen: 1977. Damals waren vier der erfolgreichsten Filme von Desai. Vier Blockbuster in einem Jahr: Amar Akbar Anthony, Dharam-Veer, "Parvarish" und "Chacha Bhatija". All diese Filme spielten (auf 2004 hochgerechnet) zwischen 500 und 800 Millionen Rupien ein, das ist das Doppelte heutiger Hits wie Kal Ho Naa Ho. Anthony und "Parvarish" drehte Desai mit Amitabh Bachchan und nach 1977 waren die beiden untrennbar verbunden. Desai drehte keinen Film mehr ohne den Big B. Damals konnten sie nicht ahnen, dass sie ihr Zenit beireits überschritten haben. Zwar machten Coolie und Mard nochmals gehörig Kohle, doch an Anthony reichte nichts heran.
Doch zurück zu dem "kleineren" 77er-Film, dem veriterfolgreichsten des Jahres: "Parvarish". Das Team des am 1. Januar releasten
Anthony fand fast komplett wieder zusammen: Desai, Bachchan, Vinod Khanna, Shabana Azmi, Neetu Singh, Dialog-Schreiber Kader Khan und Komponisten-Duo
Laxmikant-Pyarelal. Alle waren sie für "Parvarish" wieder vereint. Und anders als die härteren Werke, die Amitabh und Desai später drehten, knüpfte "Parvarish" auch vom Humor her an Anthony an. Elemente von Bond-Filmen, Komödien, Thrillern und Brüder-Dramen, wie sie in Bollywood seit eh und je beliebt waren, tummeln sich in dem 162-Minuten-Epos. Die Handlung wirkt für einen Desai-Film erstaunlich unverkrampft. Es gibt zwar Zufälle und absurde Ereignisse, aber diese kaum religiös motiviert und nicht zu dick aufgetragen. Zu dieser Lockerheit passt auch Shabana Azmi. Die Königin des "Parallalel Cinema" zeigte sich im Alter von 27 Jahren noch jung, schön, frisch und frech. Ihre lebensfrohe Performance ist ein Energiestoss für den Film und sie so herumhüpfen zu sehen, ist geradezu eine Umkehr von ihren reservierten Rollen in den 80ern.
Amitabh ist aber natürlich der wahre Star und er kann sein Charisma ausspielen. Vinod Khanna ist nicht mein Favorit, aber er ist okay hier. Die Nebendarsteller sind auch ganz gut. Die Kameraarbeit ist unspektakulär, die Spekzaileffekte manchmal lächerlich, aber stets etwas over-the-top in bester Bond-Manier. Ich bin zwar kein Fan der pre-90er-Songs in Hindi-Filmen, aber die Nummern in "Parvarish" sind wenigstens alle schön schmissig. Das Fazit kann deshalb nur lauten: ein weiterer Must-See-Streifen der Bachchan-Desai-Filmfabrik.
Anthony ist noch etwas kultiger, aber qualitativ sind beide Filme etwa gleichauf. 1977 war also nicht nur in Hollywood ein grosses Jahr (hust ... Star Wars ... hust), sondern auch in Bollywood.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Nayakan; Velu-Nayakan; Nayakudu; Naayagan; Hero
Regie: Manmohan Desai

Abenteuer-
Tragikomödie

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: Blockbuster

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P a r w a n a

Reviewed 17.8.04

Indien 1971 Der Künstler Kumar Sen (Amitabh Bachchan) ist überglücklich: Seine geliebte Freundin Asha (Yogeeta Bali) ist nach Bombay zurückgekehrt. Er hat bei ihrem Onkel Ashok Varma (Om Prakash), der die junge Frau grossgezogen hat, bereits um ihre Hand angehalten. Doch bevor Kumar sie fragen kann, erzählt sie, sie habe in Bangalore einen Tanzwettbewerb gewonnen und sei mit der Organisatorenfamilie in die Ferien nach Ooty gefahren. Dabei habe sie sich in Rajeshwar (Navin Nischol) verliebt - den sie heiraten will. Ashok hat bereits sein Einverständnis gegeben. Und Kumars Versuch, ihn umzustimmen, mündet in einem Streit. Kumar ist immer verzweifelter. Getrieben von Eifersucht, tötet er Ashok und schiebt die Schuld Rajesh in die Schuhe ...
"Parwana" ist sicher kein schlechter Film: Er ist relativ kurz, bietet ein paar gute Songs und Amitabh Bachchan in einer frühen Rolle. Big B stiehlt den anderen die Show in einer seltenen negativen Rolle. Doch der Film stammt noch aus der Ära bevor Bachchan mit Zanjeer zum "Angry Young Man"-Image fand. Und so fällt "Parwana" im Vergleich zu den späteren Amitabh-Klassikern erstaunlich reserviert aus. Es geht um Mord, Liebe und Besessenheit, doch die Akteure spielen, als lesen sie die Speisekarte im Restaurant. Nur Amitabh darf ein paar Mal wirkliche Emotionen zeigen. Der Rest ist mir zu gesitter. Oder böse gesagt: zu steif.
Der Film beginnt als Liebesfilm, wandelt sich zum Melodrama und wird zum Thriller. Die fünf Songs sind alle in der ersten Hälfte angesiedelt. Von den Einlagen überzeugte mich vor allem die erste, witzige up-tempo-Nummer "Oh Jamila Chamak Chalo". "Piya Ki Gali Laagi" ist gut getanzt, aber sonst mässig. Die aufreizende Nummer "Chale Ladkhadake" bietet einen Gastauftritt von
Helen. Die schlechte Verteilung der Songs macht die erste Hälfte etwas langweilig, insofern hoffte ich auf mehr Spannung in der zweiten Hälfte. Doch weit gefehlt. Die Gerichtsverhandlung ist noch gut im Vergleich zu den Justiz-Farcen, die man heute in Bollywood geboten bekommt, doch auch hier akzeptieren die Leute schnell ihr Schicksal. Selbst die Auflösung, der "big twist" eines jeden Krimis, findet in einem Brief statt und mündet in ein moralisches Ende, das bewegen soll, aber eher kalt lässt.
Wie gesagt: "Parwana" ist nicht übel, doch man hätte daraus einen besseren Film machen können, indem man Amitabhs Besessenheit besser ausgespielt und den kreidenblassen Navin Nischol ausgewechselt hätte. Auch Leading Lady Yogeeta Bali hat mir nicht gerade gut gefallen. Mit besseren Nebendarstellern und mehr Thrill wäre "Parwana" im Kino vielleicht auch nicht gefloppt. So wie er nun dasteht, ist er eine aufgeblasene Seifenoper, die das Talent eines Mannes ankündigt: Amitabh Bachchan. Mehr nicht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Jyoti Swaroop

Thriller-
Melodrama

Spannung *

Action *

Trade classification: Flop

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P a r w a n a

Reviewed 19.10.03

Indien 2003 Parwana (Ajay Devgan) ist ein Kleingauner, der seine Beute unter den Bedürftigen in Mumbai verteilt. Eines Tages verliebt er sich in die schöne Pooja (Amisha Patel), die er heiratet. Das Glück ist von kurzer Dauer: Pooja verunfallt und muss operiert werden. Um die Kosten aufzubringen, klaut Parwana einen Koffer. Es handelt sich um den Koffer von Commissioner Tyagi (Akhilendra Mishra). Parwana stolpert damit genau vor die Nase seines Ersatzvaters Inspektor Hardev Singh Haryanvi (Sadashiv Amrapukar). Im Koffer kommt eine Bombe zum Vorschein! Parwana wird wegen Terrorismus verhaftet. Nur Hardev ahnt, dass jemand anders dahinter steckt. So ist es: Der Commissioner steht im Dienste der Terrorgruppe von Shahtaj (Sharat Saxena), die in Mumbai jeden Tag eine Bombe zünden will, bis Kaschmir befreit ist ...
"Parwana" ist ein peinlicher Film. Das Schlimmste an dem Thriller ist, dass er im Laufe von vier (!) Jahren gedreht wurde - und man es an jeder Ecke sieht. Da ist zum einen die Uneinheitlichkeit des Drehbuchs. Zwischenzeitlich hat Regisseur Deepak Bahry wohl vergessen, was er für einen Film drehen will. So beginnt "Parwana" als Gaunerkomödie - und man verplempert eine Stunde bis der Thriller-Aspekt überhaupt wieder ins Spiel kommt. Die Continuity-Error sind blamabel. Damit meine ich nicht nur Ajays Frisur und Bartlänge, sondern ganz massive Probleme. Da ist zum Beispiel Ajays Filmfreundin Pooja Batra, die im "lustigen" Teil des Films vorkommt. Dann haben die Produzenten umgesattelt. Lasst uns Amisha Patel zur Heldin machen. Sie heiraten - und Pooja kommt nicht mehr vor! Schwupps weg aus.
Amisha kann darüber nicht glücklich sein, denn ihre Rolle ist läppisch. Am Anfang noch halbwegs involviert, wird sie zur dummen Hausfrau, die bloss noch in der Gegend rumsteht. Völlig verschwendet. Wie auch Gulshan Grover als Folterknecht Inspektor Tode. Er hinterlässt aber immerhin einen besseren Eindruck. Der einzige, der unbeschadet aus dem Flickwerk herauskommt, ist Ajay Devgan. Mit ganzem Einsatz mogelt er sich durch das Drehbuch, spielt (halbwegs gut) den Romantiker und (besser) den Jäger & Gejagten. Er zuckt nie mit der Wimper sind die Stunts auch noch so abstrus und die Effekte noch so schwach. Das Finale ist an Unglaubwürdigkeit kaum mehr zu überbieten, aber Ajay ziehts sauber durch: Die Bombe tickt. Noch 60 Sekunden. Ajay schwingt sich aufs Mottorrad und fährt durch halb Bombay - während einer grossen religiösen Prozession. Da fällt dem Regisseur ein, er könnte einen Song einspielen. Und während die Sekunden rund 10fach verlangsamt auf der Bombe ticken, hummen die Gläubigen einen Song. Ajay schlängelt sich hindurch und rettet den Tag. Wer auf die Uhr schaut (und anderes kann man während dem Spannungs-entleerten Finale kaum tun) entdeckt, dass rund 5 Minuten vergangen sind. O je.
Die Songs sind übrigens soso lala. Einer davon spielt irgendwo in Ostasien - den Models nach zu urteilen, und einer in einem Nachtclub, damit man auch noch ganz uninspiritert ein paar spärlich bekleidete Models zeigen kann. Apropos uninspiriert: Die Handlung dreht sich um Terroristen, die ein muslimisches Kaschmir wollen. Hm, warte, das hab ich doch schon mal irgendwo gelesen ... Punkt, fertig, über "Parwana" lohnt es sich nicht, mehr Worte zu verlieren. Der Film ist nicht ganz so übel, wie meine fiesen Tippfinger es vielleicht aussehen lassen, aber er ist ein lahmer Thriller aus dem nur Ajay unbeschadet hervorgeht. Alle anderen sollten sich schämen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Deepak Bahry

Thriller

Humor *

Spannung *

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P a t h e r   P a n c h a l i    ( A p u - T r i l o g i e   # 1 )

Reviewed 2003

Indien 1955 Der kleine Apu (Subir Bannerjee) wächst auf dem Land in Bengalen auf. Seine ältere Schwester Durga (Uma Das Gupta) klaut gerne den Nachbarn Früchte und ruiniert damit den Ruf der Mutter, Sarbojaya (Karuna Bannerjee). Apus Vater Harihar Ray (Kanu Bannerjee) ist ein träumerischer Laienpriester und Poet. Nach dem Tod der Grossmutter gibt der Vater dem Drängen seine Frau nach und geht in die Stadt, um da Geld zu verdienen ...
"Pather Panchali" ist der Auftakt zu einer der angesehendsten Filmtrilogien der Welt - der Apu-Trilogie. Der Regisseur des Klassikers ist der Bengale Satyajit Ray, der mit "Pather Panchali" sein Regiedebüt gab. "Das Kino von Ray nicht gesehen zu haben, heisst, in einer Welt zu leben, ohne Sonne und Mond gesehen zu haben", meint Akira Kurosawa. Tatsächlich gewann Rai gleich mit seinem Erstling etliche Preise, darunter zwei Sonderauszeichnungen in Cannes. Einer für das "beste menschliche Dokument". Fürwahr ist die "Apu"-Trilogie ein Meilenstein des unaufdringlichen Humanismus. Eine Serie von Filmen, die das Herz bewegen, ohne das Hirn einzuschläfern. Eine grossartige Reihe.
Der Auftakt ist in meinen Augen das "schwächste" Glied der Serie. Selbst Ray meint, in der ersten Hälfte von "Pather Panchali" hätte er im Nachhinein vieles anders gemacht. Schliesslich drehte er mit einem Team von Amateuren und Laienschauspielern. Das Filmen war für alle ein Lernprozess. Als die bengalische Regierung Gelder freigab, hatte Ray als Regisseur bereits Fortschritte gemacht und so wirkt die zweite Hälfte straffer inszeniert. Die späteren Filme sind rein inszenatorisch reifer.
Was ist denn genau so gut an "Pather Panchhali"? Es ist wie erwähnt ein zutiefst humanistischer Film. Ray hat beim europäischen Neorealismus abgeschaut und dem Ganzen ein bengalisches Flair gegeben. Ray vergötterte die Regisseure Vittorio de Sica ("Ladri di biciclette") und Jean Renoir (der "The River" in Bengalen drehte) und kopierte viel von ihrem neorealistischen Ansatz. Ich bin ja weiss Gott kein Fan des Neorealismus', aber Ray hat sich immerhin die Vorbilder der Bewegung genommen, die auch mir am besten gefallen - seinen "indischer Neorealismus" mag wohl deshalb sogar ich. Die Darsteller sind durchs Band exzellent, der kleine Apu einfach herzallerliebst. Die Kameraführung ist berauschend, besonders wenn man bedenkt, dass Kameramann Subrata Mitra vorher noch nie eine Filmkamera bedient hat. Er war Fotograf - und vielleicht sieht deshalb jedes Bild aus, als ob man es einrahmen könnte. Ray hat dem Können Mitras jedenfalls viel zu verdanken.
Seine Arbeit erzeugt einen Grossteil der Poesie von "Pather Panchali". Das Ende ist gewagt für das Happy-End-verwöhnte indische Publikum. Es ist enorm bedrückend und obwohl es ein Aufbruch ist, ist der Neustart nicht etwa optimistischer, sondern wirklich tragischer Natur. Ein Konzept, das Ray im zweiten Teil Aparajito wiederholte und erst im letzten Teil Apur Sansar durchbrach. Cineasten, Freunde des Neorealismus' und Indien-Fans, die ein Meisterwerk abseits des Bollywood-Kinos sehen wollen, kommen um "Apu" über kurz oder lang jedenfalls nicht herum.
Die Apu-Trilogie:
Pather Panchali (1955)
Aparajito (1957)
Apur Sansar (1959)
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (UK): Code 2 PAL. Bengali 2.0 mit englischen UT. Fullscreen.
Alternativer Titel: Song of the Road
Regie: Satyajit Ray

Drama

Spannung * *

Gefühl * * *

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P a t t h

Reviewed 8.1.04

Indien 2003 Avi (Sharad Kapoor) und seine zwei Kumpel legen sich mit Anna, dem Unterwelt-Don von Mumbai an. Um Rache zu nehmen, suchen sie den Kontakt zu Annas rechter Hand Vamarao (Milind Gunaji) und werden von ihm gegen den Willen seines Bosses angeheuert. Bald sind die drei Freunde voll in der Unterwelt involviert und werden zu eiskalten Killern. Die Rache an ihren beiden Bossen ist aber bloss aufgeschoben ...
"Patth" ist einer dieser "was soll's"-Filme: Ganz gut gemacht, ganz okay gespielt und letztendlich solide erzählt - doch zu keiner Minute ist man richtig involviert oder sitzt gespannt da und wartet auf den nächsten Schub von Ereignissen. Ich bin einmal sogar kurz weggenickt, musste zurückspulen und merken, dass ich nichts Elementares verpasst habe. Bollywood macht gerne Unterweltfilme - nicht erst seit Ram Gopal Varmas Erfolgem mit Satya und Company. Und bei 90% dieser Filme sucht man vergebens nach grosser Inspiration. Bei "Patth" ist offensichtlich, dass Regisseur Shivram Yadav besonderen Wert auf Realitätsnähe legte und dies vielleicht seine Motivation darstellte. Das ist löblich, macht ihn aber leider nicht spannender. Zudem sind die Parallelen zu Company etwas aufdringlich. Dessen Item-Number "Khallas" wird sogar einmal eingespielt und bei den drei mässigen (aber im Falle von "Zindagi mein mazaa" immerhin sexy getanzten) Songs kommen exzessiv Jump-Cuts zum Einsatz - wie bei Company
.
Die Parallelen sind mir letztendlich egal. Mehr stört mich, dass mich "Patth" so kalt gelassen hat. Trotz guten Fieslingen, trotz einem tristen Ende, trotz akzeptablem Erzähltempo. "Patth" ist kein schlechter Film, bloss einer, der so durchschnittlich daherkommt, dass man ihn nicht anschauen sollte. Nicht einmal von Herzen hassen kann man das Teil. Nicht einmal diese Gefühlsregung bringt er hervor ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Shivram Yadav

Gangsterfilm

Spannung * *

Gewalt * *

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P a y i n g   G u e s t

Reviewed 28.7.05

Indien 1957 Der Junganwalt Ramesh Kumar (Dev Anand) zieht als Mieter in das Haus von Nawab in Lucknow. Im ersten Stock wohnt der alte Digambarnath mit seiner Tochter Shanti (Nutan). Als Ramesh diese am ersten Tag tanzen hört, klopft er mit dem Besenstiel so lange nach oben, bis er ein Loch in den Boden schlägt. Es kommt zum Streit, Digambarnath zieht aus - und Ramesh wird rausgeschmissen. Er braucht dringend eine Bleibe und erfährt, dass nun Digambarnath vermietet. Aber nur an einen alten Mann. Ramesh verkleidet sich als Rentner Mirza und bekommt das Zimmer. So kann er auch die Fäden ziehen, damit sich Shanti in Ramesh verliebt. Doch bald gibt es neuen Ärger: Digambarnaths Tochter taucht mit ihrem ungehobelten Gatten Prakash auf. Der Alkoholiker treibt Digambarnath in den Tod und erpresst Shantis Freundin Chanchal (Shubha Khote), die den reichen Anwalt Dayal geheiratet hat, aber eigentlich Ramesh liebt.
"Paying Guest" ist einer der erfolgreichsten Bollywood-Filme der 1950er-Jahre und ein weiteres Zeugnis für die Talente seiner beiden Hauptdarsteller: Dev Anand und Nutan. Die beiden machen aus der ersten Stunde des 145-Minuten-Werks eine köstliche Romanze mit wunderbarem Humor. Nutans erste Worte lesen sich untertitelt "Rascal, Rogue, Swine!" als sie Dev in seiner Wohnung erblickt. Worauf er antwortet "What? None of them are here!" Dieses Schnellfeuer an Dialogen war Devs Spezialität in diesen Jahren und "Paying Guest" zeigt dies auf beachtliche Weise.
Leider geht es in der zweiten Filmhälfte bergab, weshalb "Paying Guest" auf meiner Bewertungsskala haarscharf an dreienhalb Sternen vorbei rutscht. Der Plot ist eigentlich abgeschlossen, die Liebenden haben sich gefunden. Das Auftauchen von Shantis Schwager bringt jedoch neue Hindernisse mit, die in der restlichen Filmzeit überwunden werden müssen. Es wirkt wie ein Neustart: Ein zweiter Film, nun ein Krimi, beginnt. Und kein umwerfend guter. Es kommt zu Erpressung und Mord. Und wie üblich zu einer Gerichtsverhandlung, deren Ausgang jeder "Columbo"-geprüfte Zuschauer längst voraus geahnt hat. Nicht nur das: Der Humor ist verschwunden und hat einem lehrmeisterlichen Abhandlung Platz gemacht, die nur eines sagen will: Reichtum ist schlecht.
All dies hat mich nicht annähernd so gut unterhalten wie die erste Filmhälfte. Die ist mit den beiden Stars und der temporeichen Musik von S. D. Burman absolut empfehlenswert und rechtfertigt den Klassiker-Status des Films. Der Rest ist eher gewöhnlich, es fehlt an Pep und Überraschungen. Und das schwingen der sozialkritischen Moralkeule sollte Anand doch lieber Herren wie Raj Kapoor oder Guru Dutt überlassen. Nicht dass dies "Paying Guest" in irgend einer Form ungeniessbar machen würde - aber er könnte noch viel besser sein, hätte ihm etwa Drehbuchautor Nasir Hussain den Pfiff seiner späteren (eigenen) Regiearbeiten verliehen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Subodh Mukherji

Liebes-
Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

Trade classification: Blockbuster

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P e h l a   N a s h a

Indien 1993 Ausführliche Kritik: hier.

 

P e r f e c t   M u r d e r

Indien / Grossbritannien 1988 Ausführliche Kritik: hier.

 

P h i r   B h i    D i l   H a i   H i n d u s t a n i

Reviewed 17.9.03

Indien 2000 Ajay Bakshi (Shahrukh Khan) ist der angesagteste und beste Reporter der Stadt und beschert seinem TV-Sender K-TV Traumquoten. Die Konkurrenz Galaxee TV von Mr. Chowdhary (Dalip Tihil) will das ändern und stellt die forsche, aber sehr attraktive Ria Banerjee (Juhi Chawla) als Frontfrau ein. Schon bald hat sie Ajay den Rang abgelaufen - und ihm das Herz gestohlen. Als Ajay für den Chief Minister Mushran (Govind Namdeo) und Ria für dessen Gegner Dua (Shakti Kapoor) zu arbeiten beginnen, geraten sie in ein politisches Ränkelspiel, das dem armen Mohan Joshi (Paresh Rawal) das Leben kosten soll. Nun spannen Ria und Ajay zusammen um der Korruption ein Ende zu setzen und Mohan zu retten.
Für die erste Produktion ihrer Firma Dreamz Unlimited haben Regisseur Aziz Mirza und die Stars Shahrukh Khan und Juhi Chawla (die zusammen auch "Raju Ban Gaya Gentleman" und Yes Boss drehten) eigentlich keinen Flop erwartet, da alle Zutaten zu stimmen schienen - doch "PBDHH" tauchte an den Kinokassen schnell ab. Das liegt zum einen am ungemütlichen kritischen Patriotismus des Films, an seiner allzu ernsten zweiten Hälfte und der uneinheitlichen Inszenierung.
Die Einzelteile des Films sind tatsächlich lecker: Shahrukh spielt zu Beginn mit seinem typischen Charme, Juhi ist niedlich, die Kameraarbeit von Santosh Sivan ist wie immer spektakulär und Regisseur Mirza hält das Tempo einigermassen aufrecht. Die zweite Hälfte greift Korruption in der Politik und in den Medien an, propagiert ein soziales, gerechtes Indien und lässt Shahrukh zum Schluss mit einer indischen Flagge vor einer Menschenmenge marschieren. Nicht, um Indiens Grösse zu feiern, sondern um zu zeigen, wofür diese Nation stehen sollte. Kritischen Patriotismus nennt man so was - und das seh ich bedeutend lieber, als irgend einen Sunny Deol-Fascho-Patriotismus. Aaaaaaber, diese nun gerade gerühmten Komponenten wollen und wollen nicht zusammenpassen.
So verspielt Shahrukh in der zweiten Hälfte den Charme, die Chemie zwischen ihm und Juhi scheint nicht zu stimmen - eigentlich kein Wunder, denn in der zweiten Hälfte kommt Juhi kaum mehr vor. Die Attacke auf korrupte Politiker und auf Medien, die sogar die Hängung eines vermeintlichen Terroristen werbetechnisch vermarkten und übertragen, ist zwar sehr böse und manchmal überraschend schwarzhumorig, doch dies dann wieder mit Johnny Lever-Kapriolen, lustlosen Shahrukh- und Juhi-Geplänkel zu paaren, das geht und geht nicht auf. In "PBDHH" stecken zwei gute Filme: Eine romantische Komödie im TV-Reporterbusiness und ein sozialkritisches Drama mit politischer Sprengkraft. Beides eigentlich tolle Ideen, aber zusammegewürfelt ein hoffnungslos heterogenes Gebilde. Echt schade!

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel:
Mein Herz schlägt Indisch; Mein Herz ist Indisch
Regie: Aziz Mirza

Liebes-
Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

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P h i r   M i l e n g e

Reviewed 6.10.04

Indien 2004 Tamanna "Tamy" Sahani (Shilpa Shetty) ist eine wunderschöne Frau und eine erfolgreiche Werberin. Für ihren Boss TJ "Subbu" Subramanian holt sie ununterbrochen Topaufträge an Land. Für ihre geliebte Schwester Tania bleibt kaum mehr Zeit. Da erfährt Tamy, dass ihr College-Freund Rohit Manchanda (Salman Khan) im Lande ist. Sie besucht ihn umgehend. Dabei flammt ihre Leidenschaft auf und sie landen im Bett. Sieben Monate später hat Tania einen Unfall. Tamy spendet Blut - dabei erkennt die Ärztin (Regisseurin Revathy), dass Tamy HIV-positiv ist! TJ feuert sie umgehend, worauf Tamy sich an den jungen Anwalt Tarun Anand (Abhishek Bachchan) wendet, um TJ einzuklagen. TJ wiederum holt sich die hartnäckige Anwältin Kalyani (Mita Vasisht) und behauptet, er habe Tanya gefeuert, weil sie nicht mehr gut gearbeitet hat. Mit Hilfe seines Mentors Lal (Nasser) will Tarun verhindern, dass Tamy weiteres Unrecht angetan wird ...
Ein Film über Aids löst in unseren Breitengraden kein grosses Echo mehr aus. Doch denken wir mal 10 Jahre zurück, als Jonathan Demmes "Philadelphia" die Kolumnisten und Leserbriefschreiber zu Diskussionen anregte. Manche Leute erkannten erst im Angesicht des dahinsiechenden Tom Hanks', was die Immunschwächekrankheit bewirken kann. Es folgte eine Welle von Aids-Filmen, die heute versiegt ist. Heute rammeln Teens wieder ohne Kondom, weil sichs halt besser anfühlt. Heute löst eine Aids-Kampagne zwei Tage lang Rummel aus. Heute glaubt ein Teil der Bevölkerung, Aids sei praktisch heilbar (wie auch aus der Kritik von indiafm hervorgeht). Vielleicht bräuchte es wieder einen aufrüttelnden Film, um den Unvorsichtigen unter die Nase zu reiben, welchem Risiko sie sich aussetzen. In Indien ist die Lage etwas anders. Auch dort weiss die Bevölkerung mittlerweile, was Aids ist. Aber das Thema wird im sexuell verschlossenen Land gemieden. Zeit also für einen Film. Und die Reaktion fiel beinahe so heftig aus, wie damals bei "Philadelphia".
Das Werk heisst "Phir Milenge" und fährt mit einem Staraufgebot auf. Wäre der Film fürs Kunstpublikum gedreht, das Medienecho wäre bescheiden. Aber mit Superstar Salman Khan sieht die Sache anders aus. Wie schlecht sich aber Message und Kommerz in Bollywood vereinen lassen, zeigten die katastrophalen Einspielresultate. Das ändert nichts daran, dass der Film mutig ist - und ausgesprochen gut. Aus westlicher Sicht bietet er wenig Revolutionäres. Er entschärft "Philadelphia" sogar, indem die Hauptfigur nicht mehr schwul ist - soweit wollte Regisseurin Revathi nicht gehen. Doch die Entscheidung ist nicht schlecht. Indem man die erkrankte Person zum Hetero macht, zeigen die Filmemacher, dass Aids kein Phänomen von Randgruppen ist, sondern alle angeht. Selbst die Besetzung von Shilpa Shetty und Salman Khan ist ein Glücksgriff: Ob schön, ob erfolgreich, ob Mann oder Frau - jeder kann es erwischen. Dies allein ist für das indische Publikum schon ein Fingerzeig. Daran wollte es wohl nicht erinnert werden.

Doch nun mal zum Film. Er ist wunderbar gespielt. Shilpa und Abhishek fand ich besonders toll. Shilpa ist eine bildschöne Frau und unterschätzte Aktrice. In dem Moment, in dem sie im Film erfährt, dass sie HIV-positiv ist, wird deutlich, wie gut sie ist. Und das ist erst der Auftakt von superben Szenen. Eine weitere ist jene, in der sie vor Gericht erklärt, dass ihr Boss für sie wie ein Vater war. Eine herzerweichende Sequenz. Abhishek übernimmt die Rolle von Denzel Washington in "Philadelphia". Zuerst zeigt er also Angst vor der Krankheit. Insofern ist er der Zugang des Publikums, denn auch die Zuschauer haben vielleicht noch Angst. Nach und nach erkennt er, dass a) die Gefahr minim ist und b) auch Menschen mit dem HI-Virus das Recht auf ein schönes Leben haben. Diese Botschaft wird in "Phir Milenge" überraschend subtil eingeflösst.
Die Musik macht dabei einen wichtigen Teil aus. Keine Fanfaren sondern subtile Klänge - oder Stille. Die Inszenierung ist ebenso wichtig. Revathi hat den Mut zum leise sein, was sich insbesondere in den Gerichtsszenen auszahlt. Das Schlussplädoyer von Abhishek, das die Message sauber verpackt, ist nicht gut, weil es laut ist. Es ist gut, weil es wahr und souverän vorgetragen ist. Abhishek ist fast genauso gut wie Shilpa. Drittbester ist Altstar Nasser, der Abhisheks Mentor mit viel Wärme spielt. Als er Shilpas Hand nimmt, ist das eine kleine, wunderbare Geste. Mita Vasisht als gegnerische Anwältin ist ebenfalls eine Wucht und Salman Khan, der nur kurz auftritt, ist am Anfang verführerisch, später bemitleidenswert. Keine superlative Performance, aber gut. Und für einen Star seines Kalibers natürlich besonders mutig.
"Phir Milenge" lohnt sich auf jeden Fall. Obwohl die Gesten Bollywood-untypisch subtil sind, war ich zu Tränen gerührt. Die blendenden Schauspieler, der Mangel an unnötigen Songs (es gibt nur vier kurze Balladen) und die gefühlvolle Inszenierung machen den Film zu einem bewegenden Erlebnis. In Indien dürfte der Film nur einen negativen Nebeneffkt haben: So mancher dürfte ihn als Warnung anschauen, niemals fremd zu gehen. Wer Sex vor der Ehe hat, wird bestraft - das kann man durchaus in einem konservativen Land wie Indien in den Film hineinlesen. Revathi blockt diese Interpretation nicht ab, aber ich denke, sie hat andere Prioriäten. Mitgefühl, Verständnis, Schutz. Letzteres ist wohl ein globales Anliegen und nicht zuletzt deshalb wurde "Phir Milenge" von der UNO gefördert. Eine sinnvolle Investition ...

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen und deutschen Untertiteln.
Anamorphic Widescreen. Hier ein paar Screenshots von den deutschen Untertiteln der US-Disk ...
Alternative Titel: Liebe auf den 2ten Blick;
Vertraue mir
Regie: Revathi

Drama

Anspruch * *

Gefühl * * *

Trade classification: Flop

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P h o o l   A u r   P a t t h a r

Reviewed 19.11.04

Indien 1966 Shakti "Shakka" Singh (Dharmendra) ist seit seiner Kindheit ein Dieb. Er lebte mehr in Gefängnissen, als ausserhalb. Eines Tages sieht er die Chance auf fette Beute: In einem Dorf ist die Pest ausgebrochen und die Leute verliessen fluchtartig ihre Häuser. Damit ist die Bahn frei für einen Coup. Er bricht in das Haus von Jeevan Ram (Jeevan) und seiner Frau (Lalita Pawar) ein, doch die Schätze sind weg. Dafür findet er im Bett die keuchende Witwe Shanti Devi (Meena Kumari). Ihre Schwiegereltern haben sie krank zum Sterben zurück gelassen. Shakti rettet sie aus diesem Höllenhaus und nimmt sie mit zu sich in die Stadt. Während er zuhause gegen das Gerede der Nachbarn kämpft, braut sich Ärger zusammen: Shanti hat ein Vermögen geerbt, weshalb ihre fiesen Verwandten eine Suchaktion nach ihr starten, um so an ihr Geld zu kommen. In dieser Zeit finden Shanti und Shakri zusammen - und sie bringt ihn dazu, seinem betrügerischen Beruf abzuschwören.
Den ganzen Hype um den Film kann ich nur bedingt nachvollziehen. Er war der erfolgreichste Film des Jahres 1966 und gehört finanziell zu den Top 10 des Jahrzehnts. Ausserdem machte es den damals bereits bekannten Dharmendra zum Superstar. Er ist bis heute sein erfolgreichster Einzel-Helden-Film und die mit grossem Abstand lukrativste Arbeit von Regisseur O.P. Ralhan (1925-1997). Wie lässt sich das erklären? Zum einen durch Dharmendras Neu-Definierung als Held mit harter Schale und weichem Kern - einen Part, den er fortan immer wieder spielte. Zum anderen durch sein Zusammenspiel mit Meena Kumari, denen auch private Beziehungen nachgesagt wurden.
Die beiden haben denn auch eine tolle Chemie. Sie spiegeln Verletzlichkeit, Liebe und gegenseitigen Respekt. Wäre der Film ganz auf das Duo aufgebaut, er wäre seinen Erfolg wert. Aber das ist er eben nicht: Wenn immer die Handlung abgleitet, fällt auch der Film ab. Dies gilt für die Comedy-Szenen genauso wie für die Bösewichter. Diese Elemente gehören halt in einem Crowd Pleaser, dachten sich die Macher wohl, doch nötig sind sie eben nicht. Der Humor ist bemüht und die Bösewichter gehören zu den schwächeren der Bollywood-Geschichte. Sie dienen einzig als Gegenpol zu Shaktis Erlösung. Sie haben eine deutliche Funktion, aber leider keinen richtigen Reiz.
Gut ist "Phool Aur Patthar" natürlich trotzdem. Das Spiel der Hauptdarsteller, die schöne Musik, das hochromantische Thema - das taugt tatsächlich für einen Kassenschlager. Von einem derart gigantischen Hit hätte ich mir einfach einen packenderen Plot, bessere Figuren ausserhalb unseres Haupt-Pärchens sowie mehr Einzigartigkeit gewünscht. Dass Dharmendra sein Shirt auszieht, dürfte mancher Zuschauerin in Erinnerung bleiben, doch ansonsten gibt es nicht viel, was den Film erinnerungswürdig macht. Okay, vielleicht der cool inszenierte Track "Zindagi Mein Pyar Karna" mit der erblondeten Shashikala oder der kunterbunte Holi-Song "Layee Hai Hazharon Rang". Das ist zu wenig für einen Klassiker. Aber genug für einen guten Film.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen und arabischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: O.P. Ralhan

Liebesdrama

Spannung * *

Humor * *

Trade classification: Superhit

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P h o o l   K h i l e   H a i n   G u l s h a n   G u l s h a n

Indien 1978 Ausführliche Kritik: hier.

 

P i n j a r

Reviewed 15.1.04

Indien 2003 Punjab 1946: Mohanlal (Kulbhushan Kharbanda) und seine Gattin organisieren die Heirat ihrer älteren Tochter Puro (Urmila Matondkar) mit Ramchand (Sanjay Suri), dem Sohn von angesehen Hindus (Alok Nath, Faida Jalal). Doch da wird Puro vom Muslim Rashid (Manoj Bajpal) entführt. Er handelte im Auftrag seiner Familie, die Mohanlal damit für eine Fehde büssen liess, die zwei Generationen zurückliegt. Um seine Ehre nicht zu verlieren, sagt Mohanlal die Heirat nicht ab, verheiratet aber stattdessen seine jüngere Tochter Rajja (Isha Koppikar) und gibt seinen Sohn Trilok (Priyanshu Chatterjee) an Ramchands Schwester Lajo (Sandali Sinha). Puro müssen sie vergessen. Das kann Trilok aber nicht und macht sich auf die Suche. Puro ist derweil zur Muslimin geworden und musste Rashid heiraten. Gerade als die beiden eine Art von persönlichem Frieden gefunden haben, reisst die Teilung Indiens den Punjab ins tödliche Chaos.
"Pinjar" von Regiedebütant Dr. Chandra Prakash Dwivedi ist wunderbar gefilmt, herausragend gespielt, politisch ausgewogen, hat einen beeindruckenden Soundtrack und ein bewegendes Ende. Doch leider ist er auch lang. Viel zu lang. Ich protestiere ja eigentlich selten bei einem Bollywoodfilm, wenn er etwas Überlänge hat, doch "Pinjar" ist mit 188 Minuten fast doppelt so lang wie nötig. Klar muss er etwas episch erscheinen und klar müssen rund 10 Songs eingebaut werden, doch weniger wäre in diesem Fall eindeutig mehr gewesen. So ist "Pinjar" streckenweise kaum zum aushalten, so langweilig ist er. Nur die eingangs genannten Qualitäten halten bei Laune und machen das Gesamtwerk nicht nur erträglich, sondern geradezu empfehlenswert. Die Frage bleibt aber schon: Wiegen all diese guten Dinge (Inszenierung, Akteure, Musik, Kamera) den einen grossen Fehler auf? Tja, urteilt selbst ...
Dwivedi nimmt sich wieder einmal des einschneidenden Themas der Trennung Indiens (Partition) an, doch lange bleibt diese Katastrophe nur im Hintergrund. Stattdessen findet eine "Partition im Kleinen" statt und die ist am Anfang schwer zu schlucken. Das alle aus Gründen der Ehre Puros Verschleppung ignorieren, wird nie ganz schlüssig gelöst. Auch die vielen Zufälle später im Film untergaben die Endgültigkeit dieser Entführung. Doch nach einem holprigen Anfang und eben einigen viel zu langen Szenen wird in der zweiten Hälfte vieles besser: Ein paar beklemmende Szenen von Verfolgungen der Hindus und Moslems und die Ausleuchtung von Manok Bajpais Charakter helfen dem Film gewaltig, emotionale Kraft zu gewinnen. Vor allem Bajpai ist genial, wie er erklärt, dass er in diese Entführung auch nur aus Ehr-Gründen hineingerutscht ist und nun für seine Sünden zahlt. Urmila ist ebenso beeindruckend - und obwohl sie in den weinerlichen Szenen noch üben muss, ist sie fesselnd. Witzig, traurig, tanzend: Urmila überzeugt immer. Und in den letzten Minuten bricht sie einem das Herz. Die Nebendarsteller von Sanjay Suri, Sandali Sinha und Priyanshu Chatterjee bis zu den bekannten Namen Koppikar, Kharbanda, Jalal und Nath sind solide.
Die Songs sind ein zweischneidiges Schwert. Mir haben vor allem die schnellen Nummern im Punjab-Stil gefallen und auch die langsamen, melancholischen sind schön. Doch sie stören. Etwa die Hälfte hätte man schlicht streichen können, von den anderen sind etwa drei schlecht platziert. Es gibt nur sehr wenige der Songs, die sich in die Handlung einfügen. Ein weiterer Grund, warum die erste Stunde holprig wirkt.
Und ein Wort muss ich noch sagen zur "Politik" des Films: Dwivedi macht keine pauschalen Anschuldigungen, sondern zeigt, dass beide Seiten bei der Teilung gelitten haben und beide Seiten arge Übeltaten verrichtet haben. Die Szenen sind nicht primär anklagend sondern wehklagend. Im Stile von "wie konnte das nur passieren?". Für einen indischen Film angenehm ausgewogen. Alleine deshalb schon, aber vor allem wegen den Performances ist "Pinjar" sehenswert. Wäre er bloss nicht so verdammt lang.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen,
Regie: Dr. Chandra Prakash Dwivedi

Drama

Gefühl * * *

Spannung * *

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P i t a a h

Reviewed 2002

Indien 2002 Der Thakur Avadh Narayan Singh (Om Puri) ist steinreich und der Patriarch von Shekhapur. Er regiert seine Bediensteten und Bauern mit eiserner Hand. Den jungen Krishna, der mit Singhs Tochter flirtete, lässt er töten. Der Tochter, die daraufhin Selbstmord begeht, verwehrt er den letzten Segen. Was Singh bei seiner Tochter als Sünde ansieht, fördert er bei seinen Söhnen Bacchu und Bhola jedoch noch. Sie trinken und huren herum, was das Zeug hält, Als sie eines Tages völlig besoffen die kleine Durga (Tani Hedge) treffen, vergewaltigen sie sie. Danach werfen sie sie in den Strassengraben. Die 9-Jährige überlebt körperlich und seelisch schwer verletzt. Ihre Eltern Paro (Nandita Das) und Rudra (Sanjay Dutt) wollen Rache.
Die erste Hälfte von "Pitaah" ist ein extrem packendes Drama, formidabel gefilmt und sehr spannend. Die Schauspieler, allen voran Om Puri in Ekel-Höchstform, Sanjay Dutt und die schöne Nandita Das als Eltern und Mita Vasisht (Dil Se, Ghulam) als Singhs Frau überzeugen. Alle dramatischen Fäden werden am rechten Ort gezogen und nur falsch eingesetzte Songs können die Qualität verwässern. Die zweite Hälfte indes ist weniger gelungen. Die Story verkommt zum Rachefilm mit viel Gewalt, vielen Logiklöchern und einem masslos in die Länge gezogenen Finale. Wäre nicht diese zweite Hälfte, "Pitaah" wäre einer der besten Hindi-Filme 2002. So reichts halt knapp für 3½ Sterne.
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version in Hindi (Code 0) mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Mahesh Manjrekar

Drama

Spannung * * *

Gewalt * *

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P l a n

Reviewed 11.2.04

Indien 2004 Bobby (Dino Morea) fährt nach Bombay, um dort Filmstar zu werden. Omi (Rohit Roy) will in der Metropole den Kerl erwischen, der seinen Vater beraubt hat. Jai (Bikram Saluja) möchte nach seiner verlorenen Liebe suchen. Und Lucky (Sanjay Suri) will in der Stadt sein Glück als Spieler versuchen. Die vier jungen Männer treffen sich um Zug und freunden sich an. Leider stellt sich bei keinem der Erfolg ein. Bald wird das Geld knapp und so setzen sie alles auf eine Karte: Lucky soll ein Kartenspiel gewinnen. Weil sein Gegner mogelt sitzen sie danach jedoch auf 700'000 Rupien Schulden! Um an das Geld zu kommen, entführen sie einen Geschäftsmann. Der Typ heisst Musa (Sanjay Dutt) und ist dummerweise ein Gangsterboss. Doch er lässt die vier leben, denn ihre Entführung hat ihm das Leben gerettet: seine eigenen Leute wollen ihn nämlich killen ...
Produzent Sanjay Gupta fuhr mit dem coolen Gangsterfilm
Kaante einen Hit ein, weshalb er erneut auf diese Formel sowie Sanjay Dutt in der Hauptrolle setzte - und seinen Schützling Hriday Shetty das Ganze drehen liess. Shettys Regiedebüt ist denn auch schön gestylt, ziemlich cool und voller Antihelden. Doch er kommt viel zu spät in Schwung. Die meisten Kritiken, die ich gelesen habe, bemängeln die Hälfte nach dem Interval, wel sie zu viele Songs enthalte und zerfahren sei. Stimmt, doch die erste Stunde fand ich um einiges schwächer. Die vier Jungs werden sowas von lange eingeführt, dass ich bloss noch auf die Uhr schauen konnte und mich fragte "wann passiert denn etwas?" Nichts gegen Charakterentwicklung, aber ein wenig sollte schon laufen. "Plan" beginnt aber leider im Schneckentmpo mit sporadischen Höhepunkten. Dann, nach einer Stunde, ist endlich der Plot aufgegeist und kommt endlich Sanjay Dutt ins Spiel. Der Star reisst den Film im Nu an sich und macht ihn zu einer One-Man-Show. Die vier jüngeren verblassen, die Girls verkommen zu Item Tussis. Das ist denn auch für dieses Genre nicht schlimm, denn man erwartet schliesslich einen kettenrauchenden, Waffe-schräg-haltenden Over-the-Top-Gangster. Und den spielt Dutt mit links. Mit Charme, Coolness und einem Pokerface ist er eindeutig das Highlight des Films.
Dino Morea ist das zweitbekannteste unter den Gesichtern. Er ist passabel, doch seine Haarlänge wechselt so oft, dass man sich nervt. Er sollte seine Mähne eh nicht wachsen lassen - er sieht schlicht zu schleimig aus. Das macht er halbwegs wett im letzten Song "Hota hai hota hai", als er seinen Körper neben dem nicht minder attraktiven Body von Sameera Reddy (Darna Mana Hai) in der Sonne von Mauritius räkeln darf. Hübsch, sieht fast schon aus wie eine "Davidoff Cool Water"-Werbung. Doch der beste Song ist "Pyar aaya Pyar aaya", den man aus dem Trailer kennt.
Priyanka Chopra
, die Musas Geliebte spielt, ist darin ausgesprochen sexy und der Rhytmus ist cool. Die anderen Songs sind passabel und bleiben nicht wirklich hängen.
Ach ja, Chopra. Sie hat wenig zu tun, aber wer so eine Figur hat, heizt den Film schon mit Herumsitzen um ein paar Grad auf. Die Miss India und Miss World 2000 mausert sich immer mehr zum Star. Die dritte Dame im Bunde, Payal Rohatgi, die die Prostituierte Tanya spielt, ist okay. Und die niedliche Riya Sen darf ein Cameo im ersten Song geben. Aber eben, "Plan" ist kein Frauenfilm. Die sind böse gesagt bloss Verzierung. Im Zentrum stehen Gangster und Männerfreundschaften. Stilistisch gibt sich der Film innovativ, doch eigentlich bietet er da auch nichts Neues. Inhaltlich schon gar nicht. Das reicht eigentlich nicht für eine Empfehlung - ausser natürlich für Dutt-Fans, denn der ist ja mal wieder eine Klasse für sich. Vielleicht muss man einfach eine Stunde vorspulen, bis der Meister endlich seinen Auftritt hat ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Hriday Shetty

Thriller

Action * *

Humor *

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P o c k e t   M a a r

Indien 1956 Ausführliche Kritik: hier.

 

P o l i c e   F o r c e :   A n   I n s i d e   S t o r y

Reviewed 11.7.04

Indien 2004 Vijay Singh (Akshay Kumar) ist ein Polizeikadett, engagiert, mutig und tapfer. Noch vor dem Ende seiner Ausbildung werden er und seine Kollegen als zusätzliche Einheit abberufen, um die bevorstehenden Wahlen zu sichern. Darin bekämpfen sich die beiden korrupten Politiker Dada Bhai (Govind Namdeo) und Raatan Sethi (Raj Babbar) mit allen Mitteln. Auch die Polizei ist involviert, massgeblich durch den Polizeichef Bhosle (Mohan Joshi), der für Sethi arbeitet. Als Sethi einen geldgierigen Gewerkschaftsfunktionär auf seine Seite bringt und ihn danach umlegen lässt, wird Vijay Zeuge, wie die Attentäter fliehen. Er will ermitteln, doch Bhosle hindert ihn. Vijay attackiert Sethi und landet im Knast, da Bhosle ihm Morde in die Schuhe schiebt. Vijay hat nur wenige Verbündete: seinen Ausbildner, Polizeichef Pandey (Amrish Puri) und den Commissioner (Alok Nath), den Vater von Vijays Freundin Roma (Raveena Tandon).
Raveena Tandon kann einem schon etwas leid tun. Gleich zwei ihrer letzten Filme waren solche, die schon vor Jahren abgedreht wurden. Doch während Yeh Lamhe Judaai Ke tatsächlich nur ein Flickwerk aus uraltem Material war, kamen die Akteure für "Police Force" immerhin nochmals zusammen, um die ausstehenden Szenen zu drehen. Wieso die Sequenzen, die vor mehreren Jahren fertig gestellt wurden, nicht nochmals neu gedreht wurden, ist mir ein Rätsel. Es sind nämlich nicht so viele Passagen, aber sie stechen aus dem Film heraus. Akshay hat längere Haare, weniger Muskeln und ein ganz anderes Gesicht. Auch Raveena sieht komplett anders aus. Ich schätze, die Bilder sind etwa 5 Jahre alt. Und manchmal wechselt innerhalb einer Szene die Einstellung von einem 2004-Setup zu einem ca. 1998-Setup. Es sieht unfreiwillig komisch aus, ein Re-Shoot wäre angebracht gewesen.
Andererseits hätte auch ein kompletter Neu-Dreh des Films ihn nicht viel besser gemacht, denn die Handlung ist so abgenutzt, dass kaum Euphorie aufkommen kann. Nicht nur das: nach der Pause wird "Police Force" auch noch ausgesprochen reaktionär, wenn die Polizisten die Fieslinge einfach abschlachten. Klar sagt Akshay zum Schluss, er hätte dies lieber unter dem Mantel des Gesetzes gemacht, doch danach werden sie dennoch als "revolutionäre Helden" gefeiert. Fakt bleibt: Es war Slbstjustiz der üblen Art. Der Film wendet sich gegen Korruption, das ist ehrbar, doch in der Frage, wie man sie bekämpfen soll, verliert er sich im Sunny Deol-Territorium. Sehr schade.
Die Charaktere sind ebenso Strichfiguren. Der wackere Held, die korrupten Politiker, der unkorrumpierbare Polizeichef und das Mädchen, das nur rumstehen darf. Raveenas Rolle ist tatsächlich auf die Songs beschränkt und die sind auch nicht gerade toll: "Dil churaye apne" ist eine Durschnittsnummer, halbwegs gut umgesetzt. "Tu pyar karegi mujhse" ist bunt und rassig, aber nicht sonderlich erinnerungswürdig. "Chehre mein jaane" ist okay, aber etwas lustlos inszeniert. Und "Raat morey saiyane" ist scheusslich platziert und nicht sonderlich aufregend. Diese Art Film hätte davon profitiert, die Songs gleich ganz zu kippen, immerhin ist die romantische Nebenhandlung zwischen Akshay und Raveena eh für die Katz.
"Police Story" ist produktionsbedingt schluddrig inszeniert, hat unnötige und mässige Songs, ist überlang und dreht sich um eine altbekannte Story, die ins reaktionäre abgleitet. Er ist nicht ganz übel, was primär den Akteuren zu verdanken ist, doch sehen muss man den Streifen wahrlich nicht. Da hat Bollywood Besseres zu bieten ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Police Force
Regie: Dilip Shukla

Thriller

Spannung *

Action *

Trade classification: Flop

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P o p c o r n   K h a o . . .   M a s t   H o   J a o

Reviewed 20.10.04

Indien 2004 Rahul Malhotra (Akshay Kapoor), Sameer "Goldie" (Yash Tonk) und Tanya (Tanishaa) sind an der Schule die besten Freunde. Tanya steht sogar heimlich auf Rahul, getraut sich aber nicht, es ihm zu sagen. Rahul schwärmt derweil für Sonia (Rashmi Nigam), das heisseste Girl der Schule. Er hat aber keine Chance, bei ihr zu landen. Rahul glaubt deshalb, er müsse es erst zu etwas bringen und zieht dazu in die Stadt, um eine Karriere als Komponist zu starten. Jahre später wird er vom Produzenten Vikramaditya Kapur (Depak Tijori) entdeckt - Sonias Vater! Nun wird die Schöne auf Rahul aufmerksam. Mit Hilfe der herbei eilenden Freunde Goldie und Tanya wird Rahul herausgeputzt, damit er bei Sonia landen kann. Doch er hat Konkurrenz: Der Bollywood-Star Yash (Regisseur Kabir Sadanand) hat es ebenfalls auf Sonia abgesehen ...
Es tut mir als Kritiker immer etwas weh, wenn junge Filmemacher voller Elan und offensichtlicher Lust am Medium an die Arbeit gehen und das Resultat enttäuscht. "Popcorn Khao... Mast Ho Jao" ist so ein Fall. Drehbuchautor und Co-Star Kabir Sadanand (Chameli) gibt mit der Teeniekomödie sein Regiedebüt und hoffte offensichtlich auf einen Ishq Vishk-mässigen Mini-Hit. Doch der bleibt ihm verwehrt. Dazu ist sein Streifen einfach zu schwach.

Das zentrale Problem ist der Mangel an Frische. Sei es beim Inhalt oder bei der Präsentation, in jeder Hinsicht fehlt das gewisse Etwas. Die Dreiecksgeschichte ist grauenhaft ausgeleiert, der Humor altbacken. Mit nervigen Zeitsprüngen torpediert Sadanand zu Beginn zudem den Erzählfluss, wodurch der Film sein Timing viel später findet. Die Zeitsprünge, die von einem Sprecher immer vollmundig angekündigt werden, sind ein Versuch, das Ganze visuell etwas speziell zu präsentieren. Zu diesem Versuch sind auch die Experimente mit Schwarzweiss-Bildeinsatz zu zählen. Doch diese kleinen Mätzchen wirken uninspiriert und unnötig. Im Laufe des Films gehen sie denn auch völlig vergessen. Anscheinend wollte Sadanand so bloss den langweiligen Einstieg aufpeppen.
Akteure können den Mangel an Pepp im Inhalt und der Inszenierung manchmal etwas korrigieren, doch da scheitert das Ensemble. Newcomer Akshay Kapoor hat einen leckeren Body und zeigt dies auch bei einigen Gelegenheiten - doch seine immer gleiche Comedy-Routine vom schüchternen Gutmenschen, der ins Fettnäpfchen tritt, hat sich nach ein paar Minuten abgenutzt. Yash Tonk wirkt überfordert und chargiert bisweilen ziemlich. Tanishaa (Sssshhh...) ist eine grosse Enttäuschung und Newcomerin Rashmi Nigam immerhin sehr schön. Ihr einziger Gesichtsausdruck ist jedoch "erstaunt sein". Von Schauspiel nichts zu sehen. Regisseur Kabir Sadanand als Sonias Kumpel Yash bleibt ein wandelndes Klischee. Böse gesagt: Von all diesen Leuten ist einem niemand wirklich sympathisch. Vor allem nicht Rahul. Er stellt sich derart doof an, dass man bald kein Mitleid mehr mit ihm hat. Tanya ist himmelschreiend unterwürfig und Sonia nimmt man nicht ab, dass sie in Rahul nach all seinen Missgeschicken nicht den Deppen sieht. Immerhin wird sie am Anfang als Powerfrau eingeführt. Im wirklichen Leben hätte sie Rahul wohl nach drei Zwischenfällen fallen gelassen.
Aber "Popcorn Khao" ist natürlich nicht das richtige Leben - sondern Bollywood. Und so folgt Klischee-Situation auf Klischee-Situation, Stereotypen-Charakter auf Stereotypen-Charakter. Und zwischendrin gibts ein paar schwächliche Songs. "Le Chalek Chale" ist ein lahmer Poprock-Track, "Kal Se Koi Mere Dil Mein" eine passable Ballade, "Chori Chori" eine flotte Disco-Nummer mit sexy Tänzerinnen, "Ishq Ki Kaisi" eine blasse, aber hübsch gefilmte Ballade und "O Sone Miya" ein Latino-Hindi-Mix, erneut mit sexy Hüftschwingern und -schwingerinnen.
Wie Eingangs gesagt: Sadanand geht offensichtlich mit Elan an sein Debüt und das ist löblich. Doch bei allem Goodwill: Sein Film ist als Endprodukt kaum Lob wert. Wenn schon eine moderne spritzige College-Komödie, dann lieber Ishq Vishk. "Popcorn Khao" ist euer hart verdientes Geld jedenfalls nicht wert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Kabir Sadanand

Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

Trade classification: Flop

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P r a h a a r :   T h e   F i n a l   A t t a c k

Reviewed 19.12.05

Indien 1991 Peter D'Souza (Gautam Joglekar) lässt seine Verlobte Shirley (Madhuri Dixit) zurück und meldet sich zum Militär. Er kommt in die Einheit des Ausbildners Major Chavan (Nana Patekar) und wird von diesem knallhart gedrillt. Da Peter einer der besten Soldaten des Trupps ist, wird er von Chavan für einen Einsatz rekrutiert, in dem es drei Terroristen zu erledigen gilt, die einen Bus voller Schüler in ihrer Gewalt haben. Bei der Attacke wird Peter angeschossen. Er bekommt eine nationale Auszeichnung, bleibt aber gelähmt. Wieder daheim wird er Opfer von Schlägern aus der Nachbarschaft, die ihn töten. Chavan, der zur Hochzeit von Peter und Shirley angereist ist und nun selbst bei Peter Vater (Habib Tanvir) auf eine Mauer des Schweigens trifft, nimmt sich der Sache an und bekommt nur Hilfe von einer Frau: Shirleys Tante, der verwitweten Kiran (Dimple Kapadia).
"Prahaar" ist ein schizophrener Film. Die bis heute einzige Regiearbeit des erstklassigen Schauspielers Nana Patekar hat viel Lobenswertes zu bieten, verheddert sich jedoch in seiner unkonzentrierten Erzählstruktur und seinen unausgegorenen Nebenhandlungen. Nur einer kommt unbeschadet aus dem Film: Nana selbst. Nicht als Regisseur, aber als Schauspieler, denn er gibt die Titelrolle mit stoischer Kraft und beeindruckendem Charisma. Er ist es, der den ansonsten so lottrigen Film zusammen hält und ihn sehenswert macht.
Leider gilt dies weniger für den Rest. Die etwa eine Stunde dauernde Anfangsphase ist eine Geduldsprobe: Ausser Peter lernen wir keinen Soldaten richtig kennen, sie dienen lediglich als Ausbildungsmasse. Somit sind auch ihre Übungen nicht halb so spannend, wie sich Patekar dies wohl vorstellt. Im Gegenteil: Die im Schneckentempo inszenierten Trainingsaufgaben sind extrem voraussehbar, es mangelt ihnen an Dynamik und cineastischer Wirkung. Vielmehr schleppt uns Patekar von einer Übung zur nächsten, ohne wirklich was zu sagen. Das ist weder Armee-Kritik noch Armee-Propaganda, sondern einfach nur Armee-Präsentation. Dafür gibts Vorträge.
Erst nach diesem öden Auftakt merkt man langsam, dass es gar nicht um die Armee ging. Vielmehr will uns Patekar ans Herz legen, dass wir auch im zivilen Leben die Courage und den Anstand eines Soldaten haben sollen. Also schwenkt der Film in einen B-mässigen Selbstjustiz-Reisser von beachtlicher Heftigkeit. Politiker werden angekreidet, die Polizei verachtet und die feige Bevölkerung kritisiert. Das alles hat durchaus seine intelligente Seite, doch in der unentschlossenen Inszenierung geht diese unter. Um die Sache noch uneinheitlicher zu machen, streut Patekar Rückblenden zu Chavans Kindheit ein, welche deutlich machen sollen, dass auch in seiner Jugend Ungerechtigkeit herrschte. Das soll seine Taten erklären, wirkt aber etwas plump. Ebenso die Einflechtung von Madhuri Dixit. Ihre Rolle ist klein und sie verduftet aus dem Film ohne auch nur eine wirklich grossartige Szene bekommen zu haben. Selbst Dimple Kapadia hat mehr davon.
So bleibt "Prahaar" ein ambitioniertes, aber zerfahrenes Projekt, das alles auf einmal will und doch nicht viel erreicht. Ein Thrillerdrama zwischen Sozialkritik, Vergeltungsphantasie und Militär-Machismo. Nana Patekar beweist mit dem Werk, dass er vor der Kamera immer einen starken Eindruck hinterlässt und hinter der Kamera durchaus Potential gehabt hätte - doch "Prahaar" blieb trotz Erfolg an den Kinokassen seine einzige Regiearbeit. In Erinnerung dürfte vor allem das Ende bleiben: Da rennt Nana mit hunderten von nackten Buben über ein Feld. Was sicher als Symbol für die Unschuld von Kindern und für einen Neuanfang stehen soll, wirkt irgendwie seltsam.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Nana Patekar

Thrillerdrama

Spannung * *

Action * *

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P r a a n   J a y e  P a r   S h a a n   N a   J a y e

Reviewed 2003

Indien 2003 Chawls sind grosse Wohngebäude für Mittelstandsfamilien, in der Mitte ein Hof, sanitär nicht gerade perfekt, aber finanzierbar. Ein solches Chawl soll in Bombay einem neuen Wohnkoplex weichen, doch die Bewohner bocken. Das fasziniert den jungen Aman, der in das Chawl einzieht, weil er eine Arbeit über die Bewohner und ihre Macken schreiben will. Er freundet sich mit allen an, verwandelt Saundarya (Dia Mirza) in eine bildschöne Frau und gibt allen Geld. Er wird eine kleine Bank, bei der alle in der Kreide stehen. Niemand ahnt, das er für den Bauherrn arbeitet, der das Chawl abreissen will! Der hat nun mit den Schuldzinsen alle in der Hand. Selbst Aman bereut, was er getan hat. Da hat Laxmi (Raveena Tandon) eine Idee, wie sie an Geld kommen: Sie behauptet öffentlich, ihr Mann werde sterben und sie werde ihm als Sita-Frau ins Feuer folgen. Das sorgt für ein gewaltiges Medienecho und die Chawl-Bewohner sahnen bei den Besuchern des "Events" Geld ab.
"Praan Jaye Par Shaan Na Jaye" ist unbestreitbar ein ungewöhnlicher Film. Zum einen reden die Charaktere (v.a. Cameo-Star Sushmita Sen und Vijay Raaz) oft direkt in die Kamera, dann hört man den Regisseur Regieanweisungen geben und die Songs sind aus anderen Filmen geklaut. Das Resultat ist ein ironischer Blick auf Bollywood'sche Filmkonventionen - jedoch nie als primäre Funktion. In erster Linie ist PJPSNJ nämlich der indischen Mittelschicht gewidmet und handelt denn auch von den Alltagssorgen dieses Bevölkerungssegments. Allzu spannend ist das nicht, aber hin und wieder amüsant, dann politisch engagiert - vor allem in Frauen-emanzipatorischer Hinsicht. Von allem etwas, aber nichts richtig. Es fällt mir schwer, den Film wirklich zu kritisieren, denn Regiedebütant Sanjay Jha versucht ganz offensichtlich etwas Neues zu machen - doch loben mag ich ihn auch nicht, da er einfach zu heterogen wirkt und die ironische Distanz des Films zu sich selber eben auch eine Distanz des Films gegenüber uns aufbaut. Will heissen, wir können uns nicht so gut mit den Charakteren identifizieren.
Dennoch ist die Meta-Ebene des Films halt schon witzig. Wenn Vijay Raaz gleich nach der Intermission in die Kamera redet und meint, er müsse noch etwas zum Publikum quasseln, weil in Indien die Leute einfach zu langsam ins Kino zurückkehren und dabei doch gleich eine wichtige Szene komme, dann ist das zweifellos witzig, aber eben: Es reisst ein wenig aus der eigentlichen Geschichte. Wie oben erwähnt sind die Songs ein spezieller Fall und deshalb noch ein paar zusätzliche Worte wert: Der Film beginnt mit einer Coverversion von "Ghanan Ghanan", dem Regentanz aus Lagaan, und mündet in eine kurze Song-Sequenz aus Bombay, bevor Backgroundmusik u.a. aus Sholay und "Mission: Impossible" zu hören ist. Es wird ja oft geklaut in Bollywood, doch hier hat das klar Hommage-Gründe. Und leicht ironische. Insbesondere der "Lagaan"-Song bekommt eine ganz neue Dimension. Dennoch, PJPSNJ ist letztendlich eine milde Enttäuschung. Erfrischend ja, gut gespielt ja, packend kaum.  
Meine englische Kritik aus dem Jahr 2006 als Teil des bollywoodbloggers-Projekts lest ihr hier.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Pran Jaaye Par Shaan Na Jaaye
Regie: Sanjay Jha

Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

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P r a r a m b h   -   T h e   B e g i n n i n g

Reviewed 10.10.04

Indien 2004 Bholu (Vijay Raaz) ist Waise und der einzige Bettler in einer kleinen Küstenstadt. Jeden Tag sitzt er vor dem Tempel und erbettelt sich genug Geld, um über die Runden zu kommen. Abends taucht sein ehemaliger Schulfreund Parbat (Sanjay Gandhi) bei ihm auf. Er ist mittlerweile zum örtlichen Gangsterboss aufgestiegen und erpresst von Bholu einen Grossteil der Einnahmen als "Schutzgebühr". Als Parbat in Mumbai im Knast sitzt taucht dennoch ein Rivale auf: Chamki (Gauri Karnik). Die hübsche junge Frau liegt mit ihrem schreienden Baby jeden Tag in der prallen Sonne am Fuss der Tempeltreppen. Sie erweckt bei den Gläubigen mehr Mitleid als Bholu, dessen vorgetäuschte Lepra nicht so gut zieht, wie ein Kind. Seine Einnahmen schrumpfen. Er folgt Chamki eines Abends und entdeckt, dass sie das Baby nur von einer Familie "ausleiht". Sauer stellt er sie am nächsten Tag zur Rede. Sie wirft mit Steinen nach ihm und flucht ihn in Grund und Boden. Tags darauf ist sie weg. Nun merkt Bholu, dass er sie bereits vermisst ...
Am Anfang stand eine Rede des indischen Staatspräsidenten
Dr. APJ Abdul Kalam zum 50. Jubiläum des nationalen Filmpreises. Er appellierte an die Filmemacher, wieder mehr soziale Botschaften in ihre Werke fliessen zu lassen und sich dem Alltag und seinen Problemen zu widmen. Der Unternehmer Naeem Siddiqui wollte sich für sein Debüt als Filmproduzent an diesen Grundsatz halten. Deshalb finanzierte er das Regiedebüt von Kumar A. Dave, dem Autor und Regieassistent von Lagaan. Dave basierte "Prarambh" auf der Kurzgeschichte von Shri Jayanti Dalal (1909-1970) und wie die Vorlage ist auch der Film selbst sehr kurz: 83 Minuten.
Es handelt sich zudem um eine One-Man-Show. Zwar absolviert die talentierte
Gauri Karnik nach Sur ihre zweite Kinorolle, doch der Film gehört dennoch ganz Vijay Raaz. Der Neben- und Charakterdarsteller hat schon bei Raghu Romeo bewiesen, dass er durchaus einen Film alleine tragen kann - und tut dies hier noch eindrücklicher. Mehr als die Hälfte des Films besteht aus seinem Gebrummel, seinen Monologen und seinem Alltagstrott. Eine unspektakuläre aber beeindruckende Darbietung.
Der Plot selbst ist relativ simpel. Auch die soziale Botschaft, wonach ein Mensch arbeiten muss, um ein richtiger Mensch zu sein, ist ein zweischneidiges Schwert: Zu Beginn hört sich diese Mahnung nämlich so an, als ob die Gesellschaft versuchen müsse, einem Menschen Arbeit zu geben, damit er komplett sein^und erst richtig leben kann. Eine politische Aussage. Am Ende hört es sich indessen so an, als ob Bholu nur zu faul war, um zu arbeiten, und erst die Liebe zu
Chamki
ihm den "Tritt in den Hintern" verpasst habe. Das ist eine Kehrtwende um 180° und sagt letztendlich, dass jene, die nicht arbeiten, selber Schuld sind. "Prarambh" argumentiert diesbezüglich etwas unsauber.
Gemeint ist er sicherlich gut. Gespielt ebenfalls. Und inszeniert hat ihn Kumar A. Dave mit Gespür für leise Ironie. Bholes Schicksal ist nie einfach nur niederschmetternd. Bhole macht spitzfindige gesellschaftliche Beobachtungen, er ist ein schrulliger Kerl und wir sehen sein Leben als Kette von Wiederholungen. Da "Prarambh" nur 83 Minuten dauert, ist er gerade kurz genug, um die einfache Struktur nicht zusammebrechen zu lassen. Kein grosser Film, kein gewichtiger - aber sicherlich ein sehenswerter.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamotph).
Regie: Kumar A. Dave

Drama

Humor *

Spannung *

Trade classification: -

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P r a t i g y a b a d h

Indien 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r e e t a m

Indien 1971 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r e e t   N a   J a n e   R e e t

Indien 1966 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r e m G r a n t h

Reviewed 15.5.06

Indien 1996 Soman (Rishi Kapoor) ist Jurastudent und der Sohn des religiösen Führers Swami Dharam Bhooshan (Anupam Kher). Dieser bestreitet sein Einkommen durch Spenden der Gläubigen und die Korruption seines Vertrauen Kadar Nath (Prem Chopra). Soman hingegen hält nichts davon, mit Religion Geld zu machen. Als er eines Tages auf dem Markt die hübsche Kajri (Madhuri Dixit) erblickt, ist es um sie geschehen: Er verliebt sich in sie, auch wenn ihre Beziehung wenig Chancen hat, da sie die Tochter des Wasserträgers Baliram (Om Puri) ist. Bevor Soman sich jedoch über seine Gefühle klar werden kann, ziehen Baliram und Kajri weiter. Unterwegs geraten sie an den Schurken Roop Sahai (Govind Namdeo), der mit seinen Männern Kajri kidnappt und vergewaltigt. Sie wird schwanger und da sie sich weigert, das Kind abzutreiben, verstossen sie ihre Verwandten. Nach der Geburt des Kindes muss sie betteln, aber da ihr kein Mensch Hilfe bietet, stirbt das Baby. Sie bittet einen Swami, niemand anderes als Somans Vater, um eine Bestattung, doch er lehnt ab. Verzweifelt Kajri zieht weiter und kommt bei Nandlal (Shammi Kapoor) unter. Sie ahnt nicht, dass er Somans Onkel ist. Eines Tages steht sein Neffe auf dem Anwesen.
Da er in den 80er-Jahren nur verhaltene Erfolge als Schauspieler vorweisen konnte, wagte Raj Kapoors jüngster Sohn Rajiv Kapoor mit "PremGranth" sein Regiedebüt. Erfahrungen konnte er unter anderem am Set des Liebesdra,as "Prem Rog" sammeln, den sein Vater anno 1982 inszenierte, als Rajiv gerade 20 Jahre alt war. Kapoor Junior widmet sein Debüt konsequenterweise dem legendären Vater, der acht Jahre vorher verstorben ist, und zog als Hauptdarsteller seinen Bruder Rishi und seinen Onkel Shammi Kapoor an Land. Doch die beiden spielen in dem Film trotzdem die zweite Geige: Die wahre Attraktion von "PremGranth" ist einzig und alleine Madhuri Dixit.
Rajiv Kapoor zimmerte die Rolle für die Königin von Bollywood und gab ihr einmal mehr all jene Momente, in denen sie glänzen kann. Da sind die Tänze. Besonders im ersten Song "Jungle Mein Sher", aber auch in "Dil Lene Ki" zeigt sie einmal mehr, warum sie zu den besten Bollywood-Tänzerinnen ihrer Generation gehört. Kapoor gönnt ihr und dem Publikum aber auch Szenen, in denen sie ihr unbezahlbares Lächeln zum Besten gibt. Wenn Madhuri lacht, erstrahlt der Bildschirm. Das ist dann umso deutlicher, wenn der Rest des Films als Kontrast ziemlich düster ist. Madhuri dürfte zu den auf der Leinwand am meisten geschundenen Frauen Bollywoods gehören - eine lange Vergewaltigung und die darauf folgende Qual sozialer und familiärer Ausgrenzung zeugen davon.
"PremGranth" versteht sich nämlich als sozialkritisches Drama: Kapoor klagt an, dass Frauen wie niedere Lebewesen behandelt und von Männern vergewaltigt werden. Anstatt dass die Gesellschaft darauf die Männer bestraft, muss die Frau abermals leiden, wird ausgestossen und diskriminiert. In diesem Zusammenhang muss auch der Schluss gesehen werden, der durchaus der Selbstjustiz fröhnt, dies jedoch aber aus dem Blickwinkel der Machtlosigkeit. Zu festgefahren schienen Kapoor in Indien die Konventionen, deshalb muss auch Gewalt folgen, um aufzurütteln. Ein Mann muss merken, dass, wenn er eine Frau vergewaltigt, er Selbstmord begeht, erklärt Kajri. Das impliziert, dass einen Vergewaltiger die härteste mögliche Strafe treffen soll.
Die wohl leidenschaftlichste Anklage gegen diese gesellschaftliche Ungerechtigkeit bietet aber ein Song: "Main Kamzor Aurat", ein langes, von Lata
Mangeshkar wehklagend gesungenes und brillant als Montage inszeniertes Glanzstück. Überhaupt gehört die Musik zu den Stärken des Films. Neben dem Plot, der Inspiration von Thomas Hardys Roman "Tess von den d’Urbervilles“ (1891) nimmt, der umwerfenden Madhuri und einem starken Ensemble: Zu erwähnen sind Anupam Kher, der eine interessante Wandlung durchmacht, Om Puri als Madhuris leidenschaftlicher Vater, und Govind Namdeo als schmieriger Schuft. Shammi Kapoor ist selbst mit dem Profil eines Weinfasses ein Charmebolzen. Und Rishi? Er ist okay. Aber er geht weder als Sohn von Anupam Kher (der drei Jahre jünger ist) und Reema Lagoo durch, noch als guter Tänzer. Zu sagen, er sei fehlbesetzt, wäre übertrieben, doch er wirkt leicht überfordert. Nicht zuletzt deshalb und weil "PremGranth" an Überlänge und vorhersehbaren Twists am Ende leidet, gibts 3 Sterne. Aber dazu eine deutliche Empfehlung!
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Rajiv Kapoor

Drama

Spannung * *

Humor *

Trade classification: Flop

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P r e m   K a h a n i

Indien 1975 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r e m   P u j a r i

Indien 1970 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r i n c e

Indien 1969 Ausführliche Kritik: hier.

 

P r o f e s s o r

Reviewed 24.9.05

Indien 1962 Preetam Khanna (Shammi Kapoor) ist ein intelligenter, junger Mann, findet jedoch keine Arbeit. Die Zeit drängt, denn seine ausgehungerte Mutter (Pratima Devi) leidet an Tuberkulose. Um die Behandlung im Sanatorium finanzieren zu können, greift Preetam zu einer List: Er antwortet auf ein Jobgesuch von Sitadevi Verma (Lalita Pawar), die einen Mann über 50 als Lehrer ihrer Nichten und Neffen sucht. Preetam reist nach Darjeeling und maskiert sich - mit Erfolg. Er bekommt den Job. Doch die Arbeit ist anstrengend, zumal Sitadevi diktatorisch den Haushalt regiert. Ihre Nichten Neena (Kalpana) und Rita (Parveen Choudhary) nutzen jede Chance, um den neuen "Professor" zu ärgern, damit er sich wieder verlässt. Derweil verliebt sich Neena unwissend in den echten Preetam. Und die abgehärtete Sitadevi findet plötzlich Gefallen am Professor.
"Professor" repräsentiert ideal die Shammi-Filme der 60er mit poppigen Eastmancolor-Bildern, einer überdrehten Performance des Stars und einer lockerleicht und absolut bekömmlichen romantisch-amüsanten Geschichte. Doch es fehlt ein wenig an Innovation und Drive. Die Sache mit der Verkleidung ist per se ein alter Hut, ruft aber besonders Erinnerungen an Dev Anands Paying Guest wach, ein Film, der Shammis Image-Wechsel Ende der 50er inspirierte. Die Parallelen sind also wohl kein Zufall. Doch selbst zu Junglee, dem Blockbuster, den Shammi ein Jahr zuvor abdrehte, gibt es mit dem "Bekehrung der strengen Lalita Pawar"-Plot eine happige Gleichheit.
Dem Unterhaltungswert von "Professor" kann dies indes nur wenig anhaben. Regiedebütant Lekh Tandon inszeniert frisch und fröhlich, die Akteure sind charmant und die Musik ist belebt. Do
ch ich empfand den bleibenden Wert der Lieder als eher gering. Es sind Songs für den Augenblick, nicht solche, die einem noch Wochen später im Ohr hängen. Wirklich in den Negativbereich kommt "Professor" aber erst gegen Schluss. Mit 160 Minuten ist er zu lang und als Melodrama die Comedy übermannt, beginnen diese überflüssigen Minuten am Spass zu nagen. Da hätte man straffen müssen. Aber nichtsdestotrotz: "Professor" kann man allen empfehlen. Es ist ein Aufsteller von Film, der einmal mehr beweist, dass es im Bollywood der 60er kaum jemanden gab, der besser den Kopf schräg hielt und mit fragend-naivem Blick Augen und Mund aufreisst als Shammi Kapoor. Er ist der King der Swinging Sixties.
PS: Production Controller war Prakash Mehra, der sechs Jahre später selbst ins Regiefach wechselte und Klassiker wie Zanjeer, Muqaddar Ka Sikandar oder Namak Halaal inszenierte.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Lekh Tandon

Liebeskomödie

Humor * * *

Spannung *

Trade classification: Superhit

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P u k a r

Reviewed 2003

Indien 2000 Der indische Armee-Offizier Husain (Om Puri) schickt seinen besten Mann, Major Jaidev (Anil Kapoor), um den pakistanischen Terroristen Abhrush (Danny Denzongpa) festzunehmen. Trotz hohen Verlusten führen Jai und sein Team die gefährliche Mission aus. Jai wird als Held gefeiert. Er bekommt einen Kurzurlaub genehmigt, in dem er sich in Pooja (Namrata Shirodkar), die Tochter eines Generals, verliebt. Jais Jugendfreundin Anjali (Madhuri Dixit) ist entsetzt. Sie hatte gehofft, Jai würde sie einst heiraten. In ihrer Verzweiflung lässt sie sich von Anhrushs Männern zu einem fiesen Plan hinreissen ...
"Pukar" beginnt mit viel Patriotismus und Anti-pakistanischer Propaganda, doch obwohl sich diese Einseitigkeit durch den ganzen Film hindurch nie ändert, ist Regisseur Rajkumar Santoshi (Lajja, China Gate) ein spannender und kompetenter Film gelungen. Besondere Freude machen die guten Actionsequenzen, der mitreissende Plot, die fantastische Madhuri Dixit und solide Unterstützung durch Nebendarsteller wie Om Puri, Danny Denzongpa oder Kulbhushan Kharbanda. Ebenfalls gelungen ist die Musik von A. R. Rahman und die Kamera von Asoka-Regisseur Santosh Sivan und Moksha-Regisseur Ashok Mehta.
Neben dem aufgesetzten Patriotismus hatte ich meine Mühe mit einer Reihe weiterer Elemente: Anil Kapoor ist ein superber Nebendarsteller, aber ich sehe ihn einfach nicht als Actionstar. Die Sound-Effekte schreien zum Himmel. Wie so oft im Hindi-Kino gibt es nur zwei Sounds bei Prügelein. Der eine etwas höhere "tschum!", der andere etwas tiefere "dom!" - bei Prügelein werden diese Laute endlos wiederholt. Sogar, wenn sich die Kämpfenden nur an der Schulter reissen (tschum!) oder den Arm des Gegners packen (tschum!). Ein paar Rupien mehr in die Soundeffekte, und dieses echt billige Problem wäre weggefallen. Trotz dieser offensichtlichen Probleme mag "Pukar" recht gut zu unterhalten. Die drei Stunden kommen einem danach jedenfalls nicht verschwendet vor.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Rajkumar Santoshi

Actionthriller

Spannung * *

Action * *

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P u r a b   A u r   P a c c h i m

Indien 1970 Ausführliche Kritik: hier.

 

P u r a n a   M a n d i r

Indien 1984 Ausführliche Kritik: hier.

 

P u r a n i   H a v e l i

Indien 1989 Ausführliche Kritik: hier.

 

P u s h p a k

Indien 1987 Ausführliche Kritik: hier.

 

P u t h u   K o t a i y i l i r i n t h u   S a r a v a n a n

Reviewed 29.4.04

Indien 2004 Der junge Tamile Saravanan (Dhanush) hofft, in Singapore viel Geld zu machen. Er lässt sich von einem Arbeitsvermittler in den Inselstaat bringen - doch dort erkennt er, dass er nur ausgenutzt wird. Den Pass muss er abgeben, übernachten muss er in einer Massen-Baracke und Lohn kriegt er nur wenig. Einen Grossteil geht drauf, die Vermittlung abzuzahlen. Drei Jahre wird er wohl arbeiten müssen, um überhaupt wieder auf null zu stehen. Um Profit zu machen, sucht er sich einen Nebenjob als Autowäscher. Doch da legt er sich im Haus mit einem Chinesen an, der daraufhin Saravanans Pass verbrennen will. Es kommt zum Streit, der Chinese stürzt und stirbt. Saravanan ergreift die Flucht. Dabei trifft er auf den Mann, für den er im Nebenjob arbeitet. Er ist auf der Flucht vor Gangstern und bittet Saravanan, seine Nichte Shalu (Abarna) sicher nach Indien zu bringen. Dafür würde die Familie ihm 300 000 Rupien zahlen. Saravanan akzeptiert und da er von der Polizei gesucht wird, müssen sich die beiden per Landweg nach Kalkutta schlagen. Unterwegs kommen sie sich näher ...
Dhanush ist ein toller Kerl. Der junge Tamile ist spindeldürr und spielt sich dennoch als Actionheld auf. Doch ich war schon beim Superhit Kadhal Kondain erstaunt - und bin es auch hier bei "Purhu Kotaiyilirinthu Saravanan": es funktioniert. Das liegt daran, dass Dhanushs Actionszenen gut choreografiert sind, dass der Mann eine überraschende Leinwandpräsenz hat und Charisma entwickelt. Und dass er den Hang zur Selbstironie hat. Beim Armdrücken mit kräftigen Burmesen lächeln die Gegner über seine dünnen Ärmchen und seinen nicht vorhandenen Bizeps. Und Shalu zählt einmal seine gut sichtbaren Rippen. So ertägt man danach leichter, dass er im Wasser ein halbes Dutzend gut gebauter Thailänder vermöbelt. Oder in bester Bruce-Lee-Manier mit dem
Nunchaku ein paar Singapurer flach legt. Dhanush ist eben ein Teenie-Actionheld der besonderen Art.
Seine Film-Schätzchen Abarna ist süss, andere Akteure spielen kaum eine Rolle. Der Subplot mit zwei tamilischen Brüdern und einem obskuren Frauentausch ist absolut unnötig und dient nur als Comic Relief. Damit wird der Film 149 Minuten lang, obwohl er in etwa zwei Stunden machbar gewesen wäre. Die Haupt-Geschichte ist unterhaltsam genug. Die Songs werten den Film auf. "Nathu sarakku" ist eine superb getanzte, coole Nummer. "Puder Padal" ist sehr sinnlich - aber deplaziert. "Baby Baby" ist ein schwacher Song und wird dadurch nicht besser, dass er auf DVD zensiert ist. Oft hört man keinen Ton und unten steht "censored". Man kann sich vorstellen, dass die Lyrics deftig sind, denn um Dhanush schlängeln sich exotische Schönheiten in minimalistischer Kleidung. Die beiden anderen Songs sind mässig.
PKS ist ein extrem heterogener Film mit Anflügen von Rassismus gegenüber ostastiatischen Menschen - aber er ist locker inszeniert, actionreich, bietet Humor und Romantik und einen charismatischen Hauptdarsteller. Der Aufhänger der Srory (Tamilen werden im Ausland als billige Arbeitskräfte missbraucht) hat durchaus eine sozialkritische Komponente. Junges Tamil-Kino, das meiner Meinung nach mit den nördlichen Bollywood-Kollegen durchaus mithalten kann.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Tamil DTS und 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen,
Alternative Titel:
Puthukkottaielerenthu Saravanan; Puthu-Korttaiyil Irunthu Saravanan; Puttu kottayil irundhu saravanan
Regie: S. S. Stanly

Abenteuer-
Liebeskomödie

Action * * *

Humor * *

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P y a a r   D i w a n a   H o t a   H a i

Reviewed 12.6.04

Indien 2002 Der Landjunge Sunder (Govinda) reist in die Stadt, um Arbeit zu suchen. Der naive Kunstmaler wird als Maler angeheuert und trifft bald auf seine Traumfrau: die aus reichem Hause stammende Payal Khurana (Rani Mukherjee), die aus den USA nach Indien reiste, um klassischen Tanz zu studieren. Als Sunder sie zum ersten Mal sieht, glaubt er, sie sei taubstumm und antwortet ihr entsprechend in Zeichensprache. Sie kann sehr wohl sprechen, hält jedoch nun ihn für einen Tubstummen. Die zwei freunden ich an. Dass Payal sprechen kann, wird schnell klar, aber Sunder fürchtet, sie mag ihn nur, weil er "behindert" sei - und hält seine Lüge aufrecht. Doch je mehr Payal sich in ihn verliebt, desto schwerer wird die Bürde.
"Pyaar Diwana Hota Hai" ist kein typischer Govinda-Film. Mir fällt ein Rating schwer. Zum einen begrüsse ich Govindas Mut zu Neuem und rechne dem Film einige mutige Entscheidungen hoch an - zum anderen ist er stellenweise wirklich schlecht gemacht und voraussehbar. Auch sieht man ihm an, dass er über ein Jahr aufgeschoben wurde, was zu etlichen Continuity-Fehlern führt. Ich sags mal so: das Rating von 2 Sternen scheint tief zu sein, aber PDHH ist ein sehenswerter Film.
Die Macher sind ein eingeschworenes Team: Govindas älterer Bruder Kitrti Kumar führt Regie und Govindas gute Freundin Rani Mukherjee tritt in der weiblichen Hauptrolle auf. Ihre Chemie ist denn auch ausgezeichnet. Govinda ist jedoch zuemlich ärgerlich bei seinen Stammel-Geräuschen, die Story-technisch bedingt sind. Rani hat ein paar Pfunde zuviel, die ihr in den Songs dann plötzlich fehlen (einer von vielen Anschlussfehlern). Aber sie ist ein Goldschatz. Om Puri kriegt als Chirurg leider viel zu wenig zu tun, Johnny Lever ist als Govindas Arbeitskollege meistens nervig und die anderen Nebendarsteller (u.a. Farida Jalal, Deepak Tijori) haben keine Möglichkeit, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Dies ist definitiv eine Govinda-Rani-Show. Das bezieht sich auch auf die Songs, die etwas schlecht verteilt sind. Die erste Nummer startet nach erst 40 Minuten, dafür gibts in der nächsten Stunde gleich alle auf einmal. Da ist etwa der schwache "Yeh kya jadoo", die amüsante Schweizer Nummer "Teri aankhein bolti", bei der die bla-ba-bla-ba-Texte von Govinda ziemlich nerven. So zu sprechen ist doof, so zu singen, einfach irr. "Na jhoota hota hai" ist ein okay-Song, aber wunderbar klassisch getanzt von Gaststar Rambha. Es folgen der passable Titelsong "Pyaar diwana hota hai" und die müde Ballade "Deewane dil ne" - beide in der Schweiz und beide mit einer wunderschönen Rani. Sie hat dermassen abgenommen in diesen zwei Nummern, das der Verdacht nahe liegt, die Songs seien viel später gedreht worden, als der Rest des Films.
Und damit bleibt das Ende. Ich sags mal so: PDHH endet ungewöhnlich. Das alleine ist bereits lobenswert. Es ruft auch einige Emotionen hervor. Doch letztendlich ist es selbst für Bollywood-Verhältnisse ziemlich aufgesetzt. Wieso z.B. Sunder nicht irgendwann die Idee hatte, eine fiktive Sprachtherapie zu machen (die er sogar beginnt) und langsam "sprechen lernt", hat mich den ganzen Film durch geärgert. Aber es macht strukturell halt Sinn. Er soll nicht sprechen, denn nur so ist dieses Finale möglich. Wie gesagt, ich mag das Ende auf gewisse Art, aber es verlangt vom Zuschauer viel Goodwill und wirft etliche Fragen auf. Es ist sicher kein klassisches Happy End, soviel ist klar - und soviel ist gut.
PDHH hat also schwache Songs, eine mässige Inszenierung, ist zu 95% voraussehbar, verheizt etliche Nebenhandlungen (wie jene mit Apoorva Agnihotri als Vikram) und wirft zum Schluss viele Fragen auf. Also ein schlechter Film? Eben nicht ganz ... Govinda und Rani sind überzeugend, der Humor nicht allzu tief angesetzt und das Ende ausgesprochen "anders". Sehenswert. Aber nicht durchs Band geglückt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Kirti Kumar

Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

Trade classification: Flop

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P y a a r   I s h q    A u r   M o h a b b a t

Indien 2001 Isha Nair (Kirti Reddy) gewinnt ein Stipendium für das Studium der Herzchirurgie in Glasgow. Der Verleiher des Stipendiums, Yash Sabharwal (Sunil Shetty), verliebt sich glatt in Isha und macht ihr einen Heiratsantrag. Bei ihr geht die Schule aber vor und sie lässt ihn abblitzen. Frustriert engagiert Yash das Model Gaurav (Arjun Rampal). Der junge Mann soll Isha in Schottland um den Finger wickeln und dann fallen lassen, damit sie in Yashs Arme zurückkehrt. Dank Gauravs Charme verfällt sie ihm schnell - doch es gibt ein Problem: Auch Taj (Aftab Shivdasani), der Sohn von Lord Bharadwaj (Dalip Tahil), bei dem Isha wohnt, hat sich ebenfalls in die Frau verliebt ...
"Pyaar Ishq Aur Mohabbat" markiert das Kinodebüt von Indiens Supermodel Arjun Rampal und sorgte deshalb für mehr Aufsehen, als der Film eigentlich verdient hätte. Arjun ist wirklich überraschend gut und markiert mit Charme und Sexappeal enorme Präsenz. Seine Rolle wandelt sich jedoch zum Schluss hin zu einem grossen Gutmenschen-Klischee, das der vorherigen Story nicht entspricht. Zudem sind die Charaktere um ihn herum ähnlich holzschnittartig. Sunil Shetty ist OK, Kirti Reddy ist knapp in der gleichen Liga - wobei diese zentrale Frauenrolle jemand viel aufregenderes gebraucht hätte. Unschuldig ja, naiv vielleicht, aber langweilig? Wie sollte man da glauben, dass drei Typen gleichzeitig auf sie abfahren? Wäre eine Rani Mukherjee nicht besser gewsen, oder Aishwarya Rai? Nun, Reddy ist nicht schlecht, aber sie wirkt einfach fehlbesetzt.
Da hilft es auch nicht, dass Regisseur Rajiv Rai um seine Protagonisten ein solch verkrampftes Konstrukt von einer Story aufbaut. Bei 168 Minuten Lauflänge und so wenig Inspiration verlor ich bald das Interesse. Klar ist es sexy, Arjun Rampal vor dem Matterhorn zu sehen - aber wenn die Handlung keinerlei Fluss hat (vor allem gegen das Ende hin) und schlicht überkonstruiert und forciert wirkt, dann nützen auch solche anregenden Bilder nichts. Was bleibt? Ein starkes Debüt von einem ebenso attraktiven wie talentierten Mann. Ein paar süsse Sequenzen und in der Schweiz gedrehte, eindrückliche Panoramen. Damit hat sichs eigentlich bald. Das alles hörte sich jetzt böser an, als ich dem Film gegenüber eigentlich sein wollte, aber da man das Negative so klar herausstreichen kann, muss es ein Pseudo-Verriss werden. Die positiven Aspekte sind da, aber weniger griffig. Deshalb 2½ Sterne. Nein, kein schrecklicher Film - aber auch keine Offenbarung ...

Hier auf DVD erhältlich - Achtung: Nur das 2-Disk-Set hat Untertitel, das 1-Disk-Set nicht!
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Liebe, Amour und Romanze (Übersetzung)
Regie: Rajiv Rai

Liebesfilm

Spannung * *

Humor *

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P y a a r   k i y a    t o   D a r n a   k y a

Reviewed 2002

Indien 1998 Die liebliche Muscan (Kajol) lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel. Ihre Erziehung hat ihr älterer Bruder Vishal (Arbaaz Khan) übernommen. Alle Verehrer verscheucht oder verprügelt er. Nun will Muscan zum ersten Mal etwas alleine machen: Sie geht nach Mumbai an ein College. Dort trifft sie Suraj (Salman Khan). Der Captain des Cricket-Teams hat einen steinreichen Vater, der ihn nicht liebt. Und er ist etwas kindisch. Als er Muscan sieht, verliebt er sich Hals über Kopf. Und nach einer Weile ist auch sie verknallt. Da taucht Vishal auf dem Campus auf.
Wer kam nur auf die Idee, den damals 33-jährigen Salman Khan als College-Schüler zu besetzen? Diese nicht ganz nachvollziehbare Casting-Panne beiseite, ist "Pyaar kiya to Darna kya" eine sympathische Liebeskomödie. Bis auf seine infantilen Aussetzer (v.a. in der zweiten Hälfte) ist Salman richtig lieb. Sein leiblicher Bruder Arbaaz Khan als sein Film-Gegenüber ist etwas stoisch, aber das ist rollenbedingt. Bleibt Kajol - und sie ist mal wieder der Charme in Person. Top-billed ist übrigens Altstar
Dharmendra, der Vater von Sunny und Bobby Deol, der hier Kajols Onkel spielt - aber besonders viel hat er nicht zu tun. Regie führte mit Sohail Khan der letzte Bruder von Salman und Arbaaz. Ein Jahr darauf versuchten die Brüder mit Hello Brother, den Erfolg zu wiederholen - ein Unterfangen, das misslang.
Auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Sohail Khan

Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

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P y a a r   M e i n    K a b h i   K a b h i   . . .

Reviewed 2003

Indien 1999 Siddhant (Dino Morea), genannt Sid, studiert an einem College, um ein Gesangsstar zu werden. Die Freizeit verbringt er mit seinen Freunden Bugs (Sanjay Suri), Haklu (Manoj Dharwani) und Ronnie (Akash Saigal) - und mit seiner Freundin, der zierlichen Khushi (Rinke Khanna). Doch so richtig getraut sich Sid nicht, Khushi zu sagen, was er für sie empfindet. Da taucht die Sängerin Roxy (Tora Khasgir) auf dem Campus auf. Sid ist ein riesiger Fan von ihr und lässt sich schnurstracks von ihr verführen. Gerade, als sie ihn vernaschen will, wird ihm bewusst, dass er einen Fehler begeht. Aber lässt sich Khushi zurückerobern?
Nein, man kann "Pyaar Mein Kabhi Kabhi ..." nicht wirklich böse sein, immerhin beginnt die Teenie-Liebeskomödie mit der Einblendung, es handle sich für alle Beteiligten um ihren Debütfilm und man solle doch etwas Rücksicht walten lassen. Das tue ich nicht, denn ich gebe dem Filmchen nur eineinhalb Sterne - aber ich werde meine Worte so mild wie möglich wählen: Der Film ist unentschlossen, langatmig und uninspirert (böse gesagt "langweiliger 08/15-Scheiss")  - doch wie in jeder Bollywood-Produktion hat es ein paar Dinge, die das Anschauen doch lohnend machen. In PMKK sind es zwei Aspekte: Die Songs, besonders der erste, sind nett, und Dino Morea gibt ein starkes Debüt. Der Raaz-Boy ist ein Ex-Model und sieht dementsprechend lecker aus. Doch was wirklich erstaunt, ist, wie leicht er die Rolle spielt. Seine Co-Stars wirken verkrampft und bemüht, bei Dino wirkt alles spontaner und leichter. Man merkt, dass er das Spiel mit der Linse gewohnt ist.
Das Gegenteil trifft auf seine Partnerin Rinke Khanna, die Tochter von Dil Chahta Hai-Star Dimple Kapadia zu. Sie wirkt in ihrer Debütrolle unbeholfen und ich habe nach diesem Film keine Lust, sie in einem Bollywood-Film wiederzusehen. Aber vielleicht bessert sie sich ja. Sanjay Suri (Dil Vil Pyar Vyar) spielt Sids besten Freund Bugs und das ist eine undankbare Rolle. Obwohl Sid sicher nicht ganz sympathisch ist, hat er mehr Ecken und Kanten als Bugs. Der ist einfach "der beste Freund". Und dazu noch ein ziemlicher Arschkriecher. Ich empfand ihn als einen der unsympathischsten weil verlogensten Charakteren. Das wäre OK, würden die Filmemacher ihn nicht als heimlichen Helden hinstellen. Davon kann Suri aber wie gesagt nichts.
Weiter gehts mit dem Nörgeln: Der Film ist schlecht gedubbt, die Vangelis-light-Musik ist etwas irritierend, der Humor funktioniert oftmals nicht (v.a. mit dem Chess-Charakter), die Akteure schreien zu oft und wissen nicht, was "subtil" heisst, die Kamera ist zu oft hyperaktiv - in einer Szene am Anfang kreist sie endlos um ein paar Leute, mir wurde beinahe schlecht. Zum Schluss wird auch noch AIDS kurz thematisiert, was mutig ist für einen Bollywood-Film, aber das Thema bleibt völlig in der Luft hängen und unterstreicht den Eindruck der Unentschlossenheit. Dass mit der HIV-Erkrankung auch noch unterschwellig der moralische Zeigefinger erhoben wird, ist zudem eher peinlich.
Aaaalso: ja, man sollte Rücksicht nehmen, weil es für alle das Debüt war, aber eben, der Film ist nicht gut. Für Fans von Dino Morea zu empfehlen - ansonsten bloss für Komplettisten.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph).

Alternative Titel: Pyaar Mein Kabhi Kabhi; Pyar Mein Kabhi Kabhi; Pyaar Mein Kabbi Kabbi: Gelegentliche Liebe; In & Out of Love
Regie: Raj Kaushal

Teenie-
Liebeskomödie

Humor * *

Spannung *

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P y a a r   T o    H o n a   H i   T h a

Reviewed 18.7.03

Indien 1998 Sanjana (Kajol) ist ein Pechvogel. Sie lebt mit ihrem Verlobten Rahul (Bijay Anand) in Paris. Doch da ruft er sie von einer Geschäftsreise aus Indien an und erzählt, er habe sich in Nisha (Kashmira Shah) verliebt und verlasse sie. Die betrogene Sanjana überwindet ihre Flugangst und düst nach Indien, um ihren Verlobten zurückzugewinnen. Im Flugzeug trifft sie den launigen Gauner Shekhar (Ajay Devgan), der ein gestohlenes Collier heimschaffen will. Das Teil versteckt er in Sanjanas Koffer, um an Inspektor Khan (Om Puri) vorbeizukommen. Doch der Koffer wird gestohlen! Auf der Jagd nach dem Schmuckstück gerät Shekhar immer wieder an Sanjana. Die beiden kommen sich näher.
Anees Bazmee (Deewangee) zeigt sich mit "Pyaar To Hona Hi Tha" mal wieder ganz schamlos: Es ist eine Kopie von "French Kiss" mit Meg Ryan. Aber ich nehme mal an, jeder, der schon ein paar Bollywoodfilme gesehen hat, weiss, dass gerne kopiert wird. Also schauen wir mal grosszügig daüber hinweg und entdecken einen romantischen, voraussehbaren aber unterhaltsamen Streifen mit charmanter Besetzung. Kajol und Ajay Devgan traten zum vierten Mal gemeinsam auf und die Chemie stimmt absolut - ein Jahr später heirateten sie. Om Puri liefert guten Support, die Songs sind beschwingt, die Kameraarbeit okay. Die Handlung ist eben nicht gerade innovativ, aber an "French Kiss" kommt der Film fast heran, was vor allem an Kajol liegt, die mit Meg durchaus mithalten kann. So gut Ajay ist, er kommt nicht ganz an Kevin Kline heran, und da liegt ein grösseres Manko. Ansonsten ein sehenswerter Film - das dachte wohl auch das indische Publikum, dass die Liebeskomödie zum fünfterfolgreichen Film 1998 machte.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Liebe wird blühen (Übersetzung)
Regie: Anees Bazmee

Liebeskomödie

Humor * *

Romantik * *

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P y a a r   T u n e    K y a   K i y a

Indien 2001 Jai (Fardeen Khan) ist ein erfolgreicher Fotograf in Mumbai. Für das neu lancierte Heft "Style Today" braucht er noch ein paar Bilder und reist deshalb nach Goa. Dort stösst er auf die wunderschöne Riya (Urmila Matondkar), die er fotografiert und aufs Cover bringt. Riyas Vater, ein reicher Industrieller, ist erstaunt, als er dies sieht und animiert seine Tochter, weiter zu modeln. So werden sie und Jai ein Team - und Riya verliebt sich langsam in den Fotografen. In ihr reift der Entschluss, ihn zu heiraten. Als sie ihm diese Idee unterbreiten will und ihn in seiner Wohnung besuchen will, öffnet eine junge Frau die Tür: Geeta (Sonali Kulkami). Jais Frau. Für Riya bricht eine Welt zusammen ...
... und was nun kommt, ist "Fatal Attraction" à la Bollywood. Typisch indisch macht der Film nach einer ersten, Love-Story-mässigen Hälfte eine Kehrtwende und wird zum Thriller. Wirklich revolutionär ist dabei nichts, aber spannend gemachtes Kino. Die Songs sind zwar 08/15, aber die Chorographie und Tanz-Inszenierung dazu ist herausragend. Besonders Urmila bewegt sich mal wieder formidabel. Ihr Edelkörper ist zum Tanzen geboren. Das weiss auch Star-Produzent Ram Gopal Varma, der die Schöne seit 1995 regelmässig in seinen Filmen oder denen seiner Schützlinge (wie Regiedebütant Mukherjee einer ist) einsetzt. "Pyaar Tune Kya Kiya" ist ganz Urmilas Film. Fardeen Khan, der schon in Jungle Urmilas Co-Star war, sowie die süsse Sonali Kulkami (Dil Chahta Hai) spielen zwar kompetent, doch Urmila stielt allen klar die Show. Bis zum spannenden Showdown.
Auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Alternativer Titel: Was hast du getan, Liebling? (Übersetzung)
Regie: Rajat Mukherjee

Thriller

Spannung * *

Gewalt *

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P y a a r   Z i n d a g i   H a i

Reviewed 1.5.06

Indien 2001 Der gutmütige Hridaynath (Rajesh Khanna) ist glücklich, seine ältere Tochter Gita unter die Haube gebracht zu haben: Der Polizei-Major Pratap Singh (Mohish Behl) hat sie geheiratet und bietet ihr ein stattliches Leben. Die jüngere Tochter Priya (Ashima Bhalla) dachte bisher nicht ans Heiraten - bis sie den lebensfrohen Amit (Vikaas Kalantari) kennen lernt. Er lässt mit seinen Avancen nicht locker, bis er sie soweit hat, dass sie eine Beziehung mit ihm eingeht. Doch das Glück währt nur kurz: Gita wird ermordet und ihr Ableben als Unfall hingestellt. Die Familie ahnt noch nicht, dass ein Psychopath es auf Priya abgesehen hat.
1986 drehte Regisseur Vijay Sadanah mit Rajesh Khanna das Liebesdrama "
Adhikar". Dabei müssen die beiden Freundschaft geschlossen haben, immerhin schaffte es Sadanah, den Superstar zu einem seiner seltenen Leinwandauftritte zu überreden. Sehenswert ist dieses Gastspiel indes kaum, denn Khanna erzeugt wenig Emotionen. Er wird zum Spielball der Twists im Drehbuch und hat erst ganz zum Schluss ein paar Szenen, die überhaupt von Gewicht sind.
Besagte Überraschungen in der Handlung sind aber immerhin nicht schlecht. Wer warum böse wird, sei hier nicht verraten (steht in beinahe jeder Kritik und auf dem DVD-Cover), aber ein Grossteil des minimalen Reizes zieht "Pyaar Zindagi Hai" aus diese Genre-Umkehr. Und wie die Person eiskalt und seelenruhig eine andere umbringt, ist von teuflischer Präzision. Danach schaltet der Film wieder auf Autopilot - und kommt unruhig voran: Sadanah legt eine Dramaturgie vor, die manchmal kaum weiter weiss und auf einen Schlag ein Dauerfeuer von neuen Wendungen liefert. Innert Kürze zerbrechen Beziehungen, Leute wandern in den Knast oder sterben. Nach ein paar netten Songs von
Bali Brahmbhatt und trägen "was soll ich nur tun?"-Momenten folgt die nächste Überraschungs-Salve.
Dadurch werden die 146 Minuten nie wirklich langweilig, aber der Erzählfluss bleibt holprig. Ärgerlich sind vor allem die Momente, in denen alles ganz schnell gehen muss. Gerade noch sass jemand im Knast, in der nächsten Szene sehen wir ihn praktischerweise auf der Flucht. Überhaupt gibt es ein wenig zu viele Zufälle und Unglaubwürdigkeiten, die den Plot am Leben halten. Als Sadanah endlich das Hin und Her beenden möchte und seinen Figuren den Durchblick gönnt, zieht er ein ganz billiges Mittel aus der Tasche: Ein Tagebuch, in dem abermals praktischerweise selbst die Bluttat bis ins Detail beschrieben ist. Das sind ganz billige Erzähltricks, die der Film da einsetzt.
"Pyaar Zindagi Hai" ist denn auch kaum ein Film, den man gesehen haben muss. Zwischen von "Jaws" und "Psycho" geklauten Hintergrundmelodien, einem nicht durchdachten, aber halbwegs reizvollen Plot und gefälligen Songs laufen die Darsteller kaum zu Höchstleistungen auf. Mohish Behl und Ashima Bhalla sind nicht schlecht, der Neuling Vikaas Kalantari nervt mit seinem über-naiven Getue ("Ist ein aufgezwungener Kuss so schlimm?"). Als Zuschauer bleibt man da reserviert unterhalten und begleitet die Ereignisse mit sporadischem Gähnen. Da hatte das Bollywood-Jahr 2001 wirklich Besseres zu bieten ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (D): Code 2 PAL. Hindi und Deutsch 2.0 mit englischen Untertiteln und (nur bei den Songs) mit deutschen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Liebe ist mein Leben
Regie: Vijay Sadanah

Liebesthriller

Spannung * *

Humor *

Trade classification: Flop

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P y a a s a

Reviewed 17.11.03

Indien 1957 Der junge Poet Vijay (Guru Dutt) sucht nach Liebe und Anerkennung. Seine eigenen Brüder weisen ihn ab, weshalb er auf den Strassen von Calcutta leben muss. Hier trifft er auf die schöne Gulab (Waheeda Rehman), eine Prostituierte, die sich in Vijays Gedichte verliebt hat. Zwischen den beiden beginnt eine Beziehung aufzublühen, die jedoch ein jähes Ende findet, als Vijay wegen einer fatalen Verwechslung für tot erklärt wird.
Anfang der 50er-Jahre hatte Guru Dutt als Regisseur Erfolge mit Thrillern ("Baazi") und Komödien ("Mr & Mrs. '55"). Mit "Pyaasa" wendete er sich dem Melodrama zu - und sogleich einem der ganz schweren Sorte. Sein Magnus Opus ist melancholisch bis ins Mark und gilt als eines der Bollywood-Meisterwerke der 50er. Dutt inszeniert mit technischer Raffinesse, unterstützt von der starken Musik von S. D. Burman und dem beeindruckenden Spiel seiner Akteure. Neben Dutt, der seine Seele in dem Film offenzulegen scheint, brilliert vor allem Waheeda Rehman als gutmütige Prostituierte, ein Charakter, der in jedem anderen Film zum Klischee verkommen würde.
Doch Dutts Film ist nicht nur technisch herausragend, er erzählt auch eine ebenso spannende wie tiefgründige Story. Gegen Schluss hatte ich das Gefühl, die anti-materialistischen Entscheidungen Vijays seien etwas gar missionarisch und schwer nachzuvollziehen, aber Dutt gelingt es sonst gut, die Misere der Armen, aber auch ihre Hoffnungen einzufangen. Ein paar Szenen, wie etwa Vijays Selbstmordversuch, bleiben besonders haften. Aber dennoch würde ich für mich persönlich diesen ebenso humanistischen wie politischen Klassiker nicht auf meine Top-Liste setzen. So sind mir zu viele der (sehr beliebten) Songs geradezu einschläfernd vorgekommen und wie bereits erwähnt empfand ich die (mir eigentlich nahe liegende) soziale bis sozialistische Botschaft als zu plakativ aufgedrückt. Ich würde "Pyaasa" ohne zu zögern in die Liste der wichtigsten indischen Filme überhaupt einreihen, aber ich selbst werde ihn mir wohl nicht mehr anschauen. Für mehrfache Betrachtung hat er mich doch erstaunlich kalt gelassen - aber das soll euch nicht daran hindern, "Pyaasa" anzuschauen. Sollte man fast, wenn man sich mit dem klassischen Bollywood-Kino befasst.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel:
Eternal Thirst; Thirst; The Thirsty One; Durst (Übersetzung)
Regie: Guru Dutt

Melodrama

Spannung * *

Anspruch * * *

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P y a r   K a   M a u s a m

Indien 1969 Ausführliche Kritik: hier.

 

P y a r   K i   D h u n

Reviewed 27.6.04

Indien 2002 Rohit (Milind Soman) lebt in einem indischen Dorf und ist ein konservativer Mann. Seine Freundin Priya Choudhary (Swati) will er deshalb so eng an sich binden, wie es nur geht. Als sie ein einjähriges Stipendium in London bekommt, drängt er die Familie dazu, vorher noch eine Verlobung zu feiern. Priya fühlt sich eingeengt und kontrolliert. In London schnuppert sie endlich den Duft der Freiheit. Mit ihren neuen Freundinnen Nisha (Hena) und Anita (Anita) kleidet sie sich sexy ein und zieht durch die Bars. Zudem freundet sie sich mit dem sympathischen Nikhil (Nicolas) an. Nisha jedoch lacht sich den Drogendealer Mark Vincenzo (Nirmal Pandey) an und gerät in Gefahr. Da taucht Rohit auf. Er entdeckt Priya mit Nikhil und verprügelt ihn. Und er hilft Nisha, von Mark loszukommen. Doch damit gibts bald nur noch mehr Probleme - amouröser und lebensgefährlicher Natur.
Mit diesem Machwerk fiel eine ganze Familie auf die Nase.
Regisseur und Produzent Samerjit Dasgupta, Co-Producer Satyajit Dasgupta, Autor und ausführender Produzent Dr. Shobha Dasgupta, die ausführende Produzentin Neena Dasgupta - und die beiden weiblichen Stars, die Schwestern Hena und Swati. Sie alle debütieren, sie alle stammen aus der gleichen Familie. Und sie alle versagen grauenhaft. Das Drehbuch ist eine Ansammlung von Klischees, die Dialoge sind schwach, die Musik passabel, die Kameraführung mässig und die Regie eine Katastrophe. Der Film ist mit 163 Minuten massiv zu lang, hat mehr Anschlussfehler als alle James-Bond-Filme gemeinsam und Logiklöcher, die grösser sind als 007s Ego. Wie ist es etwa zu erköären, dass der arme Landbursche Rohit nach London fliegen kann und dort als Tourist lebt? Wieso bezeichnet Anita ihre indischen Freundinnen als arm, wobei eine in einem Schloss wohnt, einen BMW fährt und einen persönlichen Diener hat? Fragen über Fragen, die sich eigentlich gar nicht zu stellen lohnen. Man merkt einfach, wie schnoddrig dieser Film abgekurbelt wurde.
Die Schwestern Hena und Swati tun einem dabei nicht sonderlich leid. Swati sieht aus, als sei sie erst gerade aufgestanden und noch etwas übermüdet. Und Hena langweilt sich durch den Film. Sie hat "Pyar Ki Dhun" danach auch verworfen und wollte Insaaf als ihr Debüt aufgelistet sehen. Der ist auch nicht besser und Henas Karriere damit hoffentlich besiegelt. Scheusslich dick trägt auch Bösewicht Nirmal Pandey auf. Die Allerübelste ist aber Anita. Keine Ahnung, wo die aufgelesen wurde, aber dieses Schauspiel macht sogar aus Steven Seagal einen Laurence Olivier. Echt eine Blamage. Leid tun können einem deshalb die älteren Akteure. Saeed Jaffrey als Anitas Vater, Prem Chopra als Nishas Dad und Satish Shah als Diener Kuber. Und natürlich Milind Soman. Das Ex-Model ist nicht der beste Schauspieler, aber in Filmen wie
16 December und Rules: Pyaar Ka Superhit Formula hat er sich doch einigermassen wohl gefühlt. Hier ist er völlig deplaziert.
Ja und dann ist da noch die Moral. Einmal mehr wird der Westen als dekadent und verludert dargestellt. Demgegenüber stehen Sätze wie "In Indien verbringt eine Frau drei Stunden in der Küche, den Rest des Tages kann sie singen und tanzen - ein Leben voller Spass". Genau. So muss es sein. Frauen in die Küche, da habt ihrs schön. Der Satz sollte, so vermute ich, ironisch gemeint sein, er wird aber nie relativiert und die Ereignisse im Film deuten darauf hin, dass die Macher es eigentlich ernst meinten. Ein schlecht gespielter, langweilig gemachter und (fast komplett in London) lustlos gedrehter Film mit krudem, klischeehaftem Inhalt. Ja, das kann man sich getrost sparen!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Song of Love; Lied der Liebe (Übersetzung)
Regie: Samarjit Dasgupta

Liebesfilm

Humor *

Spannung *

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P y a r   M o h a b b a t

Indien 1966 Ausführliche Kritik: hier.

 

 

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