>
molodezhnaja Hauptseite
>
asian movies
>
indien
> NISHANT
Drama. Indien. Hindi
Alternative Titel
Night's End; Nishaant; Nishānt
Regie Shyam Benegal
Drehbuch Vijay Tendulkar
Produktion Freni M. Variava, Mohan J. Bijlandi
Musik Vanraj Bhatia
Kamera Govind Nihalani
Darsteller Girish Karnad,
Shabana Azmi,
Amrish Puri,
Naseeruddin Shah, Smita Patil,
Anant Nag, Mohan Agashe, Kulbhushan Kharbanda,
Satyadev Dubey, Sadhu Meher
Länge 137 Min.
Kinostart 1975
Box office classification -
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 27.5.07
© Bilder VideoSound,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Indien 1945: Ein eiskalter Zamindar (Amrish Puri) beherrscht mit seinen Brüdern
Prasad (Mohan Agashe), Anjaya (Anand Nag) und Vishwam (Naseeruddin Shah) ein
ländliches Dorf. Wenn den Brüdern eine Frau gefällt, nehmen sie sie sich, wenn
ihnen ein Bauer nicht passt, nehmen sie ihm das Land weg. In diese feudale Hölle
kommen ein Lehrer (Girish Karnad) und seine schöne Frau Sushila (Shabana Azmi)
mit ihrem gemeinsamen Sohn. Schon bald fällt Sushila dem jüngsten Zamindar
Vishwam ins Auge. Prasad und Anjaya entführen sie daher eines Nachts, um sie dem
schüchternen Bruder zum "Geschenk" zu machen. Sushila lebt eingesperrt in einem
Zimmer, was ausser Vishwams Ehefrau Rukmani (Smita Patil) niemanden im Haus zu
stören scheint. Der Lehrer jedoch setzt alle Hebel in Bewegung, um seine Frau zu
befreien. Ohne Erfolg.
REVIEW
Der Begriff des Parallel Cinema im indischen
Kino ist leider schlecht definiert. Für manche gehört generell das Kunstkino
abseits des Bollywood-Mainstreams in dieses Gefäss, angefangen in den 50ern,
andauernd bis heute. Selbst darüber, ob das regionale Kino z.B. aus Bengalen mit
Satyajit Ray und Ritwik Ghatak, dazugehören soll, sind sich Filmfachleute in
Indien nicht immer einig. Deshalb gebe ich meine Definition mal schnell bekannt,
eine, die auch von einigen Fachleuten geteilt wird: Parallel Cinema ist das
realitätsnahe, anspruchsvolle Kunstkino, das im Hindi-Sprachgürtel zwischen
Mitte der 70er und Ende der 80er seine Blütephase erreichte. Die
anspruchsvollen, sozialkritischen Filme der 50er und 60er sind in meiner
Kategorisierung "social films", durchaus eine Vorstufe, aber ohne den
knallharten Realismus des Parallel Cinema, das auch meist auf Songs verzichtete,
welche in den Socials à la Do Bigha Zamin
oft noch vorkamen.
Warum diese lange Definition? Damit ich Shyam Benegal als einen Pionier des Parallel Cinema bezeichnen kann. Würde man regionale Filme und 50er-Filme dazunehmen, wäre er ein Spätzünder, doch das wahre Parallel Cinema kam erst mit Regisseuren wie Benegal, Mrinal Sen, Govind Nihalani (der Kameramann in "Nishant"), Basu Chatterjee und Ketan Mehta in Schwung - ja Benegal dürfte es mit seinem Hit Ankur sogar begonnen haben. Als Benegal "Nishant" ins Kino brachte, war dieses alternative, kritische Kino bereits gut etabliert und hatte mit Shabana Azmi bereits einen leuchtenden Star. "Nishant" fügte gleich noch eine Reihe neuer Gesichter hinzu, die fortan nicht mehr vom Parallel Cinema zu trennen waren: Naseeruddin Shah, Smita Patil und Kulbhushan Kharbanda.
Das ganze Ensemble liefert in "Nishant" eine Top-Leistung. Shabana Azmi ist einmal mehr wunderschön, stark und verletzlich zugleich, die facettenreiche Performance trägt weite Teile des Films, auch wenn nicht gänzlich klar ist, warum sie sich so wenig gegen ihr Schicksal wehrt. Klar ist die Macht der Zamindars zu gross und klar meint sie, ihr Gatte habe sie im Stich gelassen - doch etwas mehr Widerstand wäre sinnvoll gewesen. Ihr Filmgatte Girish Karnad (Dor) überzeugt nicht ganz auf dem Niveau, spielt aber souverän. Anand Nag und Mohan Agashe geben zwei diabolische Brüder ab, Naseeruddin Shah empfiehlt sich als dritter Bruder gleich für eine Auflistung unter den talentiertesten Akteuren des Landes und Amrish Puri agiert kraftvoll einschüchternd in einem Part, bevor er sozusagen zum wandelnden Bösewichtsklischee wurde. Stark auch Smita Patil (Mirch Masala), eine der Leading Ladies des Parallel Cinema, die leider mit 31 Jahren im Jahr 1986 viel zu früh verstarb. In "Nishant" gab sie ihr offizielles Debüt, auch wenn sie vorher schon aktiv war.
Doch nicht nur die Schauspieler leisten hervorragende Arbeit, dasselbe gilt auch für Shyam Benegal. Furchtlos wie immer packt er heisse Eisen an, hier primär jenes der Unterdrückung. Männer unterdrücken Frauen, Reiche unterdrücken Arme, Mächtige unterdrücken Machtlose. Die Trennlinien sind für einmal ganz klar, sonst baut Benegal gerne auf Graubereiche. In "Nishant" hingegen manifestiert sich die Halbierung der Gesellschaft oft auch visuell, wenn etwa Shabanas Gesicht im Tempel durch eine Licht/Schattenlinie regelrecht gespalten wird oder wenn in einem Frame Shabana im Dunkeln sitzt, während Smita, wiederum getrennt von einer deutlichen Linie, vor hellem Hintergrund kniet.
Was diese Trennung für Folgen hat, zeigt der Film, dessen Plot auf Tatsachen beruht, auf eindrückliche und bedrohliche Weise. 100% befriedigend ist der Schluss wohl nicht, doch er illustriert, was passieren kann, wenn man ein Volk unterdrückt (Parallelen zur indischen Unabhängigkeit sind gewollt) und dass es bei einem allfälligen Aufstand auch wieder unschuldige Opfer geben muss. Gewalt wird also nicht verherrlicht, sondern als Resultat von Unterdrückung gezeigt - und keineswegs als eines, das sauber alle Probleme löst, sondern neues Leid verursacht. Immer wenn das Parallel Cinema solche Themen anpackt und mit starken Akteuren und technischer Virtuosität an sein Publikum bringt, zeigt es sich von seiner stärksten Seite. "Nishant" ist nicht der beste Film der Bewegung, aber ein markanter.
MEINE DVD
Videosound (USA), Code 0, NTSC
Bild: 4:3
Ton: Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln.
Disk Rating * * (Verkratztes, unscharfes Bild, oft
matt)
BESTELLEN
nehaflix (USA)
EXTERNE REVIEWS
imdb
created by molodezhnaja
all rights reserved.
Seite optimiert für Internet Explorer 6-7