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Drama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
Ost und West (Übersetzung)
Regie
Manoj Kumar
Drehbuch Manoj Kumar nach
einer Story von Shashi Goswami
Produktion Manoj Kumar
Songs Kalyanji-Anandji
Kamera V.N. Reddy
Choreografie Surya Kumar, Sudarshan Shir
Darsteller Manoj Kumar,
Saira Banu, Ashok Kumar, Pran, Prem
Chopra, Nirpua Roy, Barbara Lindley,
Vinod Khanna, Bharti, Madan Puri,
Shammi, Kamini Kaushal, Manmohan, Rajendranath, Om Prakash
Länge 179 Min.
Kinostart 1970
Trade classification Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 18.11.06
© Bilder Bollywood Entertainment,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Allahabad 1942: Der geldgierige Harnam (Pran) verrät den von den Briten
gesuchten Om. Der wird bald darauf von den Ordnungskräften getötet. Oms
schwangere Frau Ganga (Kamili Kaushal) gebärt kurz darauf ein Baby und nennt es
Bharat. Der Bub wächst zusammen mit Harnams Tochter Gopi auf, die nur noch ihre
Mutter Kaushalya (Nirupa Roy) hat, denn Harnam ist mit seinem kleinen
Sohn Omkar nach England geflüchtet. Die Jahre vergehen und als aus Bharat ein
junger Mann geworden ist, bittet er seinen Guru, Harnams Vater (Ashok Kumar),
nach England reisen zu können, um Harnam und Omkar (Prem Chopra) nach Indien zu
holen, damit sie der Hochzeit von Gopi und Bharats Kumpel (Vinod Khanna)
beiwohnen können. In London kommt der
traditionsverbundene Bharat
beim NRI Sharma (Madan Puri) und seiner Frau Rita (Shammi) unter. Die zwei leben
sehr westlich und ihre Tochter Preeti (Saira Banu) - blond und stets im Minirock
- hat keinerlei indischen Werte mehr in sich. Doch sie ist fasziniert von
Bharat.
REVIEW
Die erste halbe Stunde von "Purab Aur Pachhim"
gehört zum Virtuosesten, was ich je in einem indischen Film gesehen habe: Jeder
Kamerawinkel ist speziell, jede Szenenübergang eine Freude. Doch was Bollywoods
Lieblingspatriot Manoj Kumar danach auftischt, ist von derartiger
Feindseligkeit
gegenüber dem Westen geprägt, dass selbst
Pardes daneben aussieht wie eine subtile Studie
interkulturellen Zusammenlebens. Dass Kumar seine Heimat rühmt und ehrt,
ist nicht verwerflich, er tat das in all seinen Regiearbeiten - besonders schön
etwa in Roti Kapada Aur Makaan. Doch wenn er seine eigene Heimat nur dadurch aufwerten kann,
indem er eine andere mit widerwärtigen Klischees herunterputzt, dann ist das nur noch demagogisch. Derart
überheblich sogar, dass das Anschauen des Films zeitweise zur Tortur wird.
Und doch empfehle ich das Werk vollumfänglich. Zum einen als Studienobjekt, das einen hochinteressanten Einblick in eine der westlichen Kultur gegenüber argwöhnischen Strömung in Indien erlaubt. Aber auch, weil man Bücher füllen könnte über die Widesprüche in "Purab Aur Pachhim". Manchmal erinnert er an den ein Jahr später entstandenen Hare Rama Hare Krishna, in dem Dev Anand gleichzeitig die Hippie-Welt verabscheut und von ihr fasziniert ist. Kumar ist diesbezüglich noch verlogener: Er missioniert gegen aufreizende Frauen, wünscht sich offenbar, die ganze Welt sei verhüllt und gottesfürchtig - doch mit unzähmbarer Lust filmt er den Damen regelrecht unter den Rock, zeigt Poster von Oswalt-Kolle-Filmen und strippende Tänzerinnen. Er versucht, abzuschrecken und verfällt dabei selbst den Lüsten und Verführungen des Westens. Dr. Freud, übernehmen sie.
Wie plump Kumars Ost-West-Schema aufgebaut ist, zeigt sich in kleinen Einzelelementen. So meint er, der einmal mehr Bharat (ein anderes Wort für Indien) spielt, zur verwestlichten Preeti, in Indien wird sie kein Make-up tragen müssen. Dabei übersieht er, dass jede Kultur ihr Make-up und ihren Körperschmuck hat. Gerade Indien, das mit Henna, Khol und Hochzeitsornamenten eine Kunst daraus gemacht hat, die Frau zu verzieren, ist ein schlechtes Gegenbeispiel zum westlichen Schminken. Dasselbe gilt für die Drogen: Im Film raucht jeder, der mit dem Westen in Berührung kam, und trinkt sich regelmässig einen Rausch an. Prem Chopras Charakter darf sogar einmal LSD konsumieren. Eine krass übersteigerte Darstellung und auch hier gilt: Jede Zivilisation hat ihre Drogen. In Indien kaute man Paan/Betel und rauchte Opium lange bevor ein Westler das Land betrat. Wie Kumar hier den Westen als Sündenhort zeigt und Drogen und Sex ins Zentrum seiner Zivilisations- und Gesellschaftskritik stellt, ist grob fahrlässig und primitiv. Ähnlich plump sind seine "Gegenmittel", etwa das Singen von Hare Krishna, statt sich einer Diskussion zu stellen - was witzigerweise Dev Anand in Hare Rama Hare Krishna als verlogen darstellt, da seiner Meinung nach der Westen die verlorene Spiritualität nicht einfach durch das Kopieren heiliger Lieder wieder herstellen könne.
Abseits dieser soziokulturellen Studien, die man anhand von "Purab Aur Pachhim" anstellen kann, sollte man ihn auch cineastisch würdigen. Die erste halbe Stunde habe ich erwähnt. Obwohl dies erst die zweite Regiearbeit Kumars nach Upkar war, inszeniert er hier wie ein Meister. Die Story beginnt in düsterem Schwarzweiss, die Szenerie mit dem überfluteten Stadtteil (Art Direction von Immaan Dharam-Regisseur Desh Mukherjee) ist beängstigend. Das Timing des Auftakts ist wunderbar, die Kontraste der Gesichter im Vorder- und Hintergrund inspirierend. Auch der Einsatz von Spiegeln und reflektierenden Flächen, stets ein Markenzeichen Kumars, ist hier bereits anzutreffen. Es folgt die Ermordung Oms durch die Briten, die in ihren Regenmänteln aussehen wie eine Horde Sensemänner. Als nach einigen weiteren Handlungspunkten der Guru, gespielt von Altstar Ashok Kumar, im Tempel die Gottes-Hymne "Om Jai Jagdish Hare" anstimmt (die Rani in Kuch Kuch Hota Hai singt), folgt die Einblendung 15.8.1947, die britische Flagge wird eingezogen, die indische gehisst - in Farbe. Und das Lied geht im selben Tempel weiter, um in einer Montage nochmals 20 Jahre in die Zukunft zu springen und den Hauptdarsteller Manoj Kumar zu enthüllen. Ich habe mich in diese Eröffnungspassage glatt verliebt.
Bald darauf folgt das Stück "Dulhan Chali", das u.a. den jungen Vinod Khanna zeigt und nochmals Kumars experimentierfreudigen Stil illustriert - mit leckeren Bildausschnitten und gewitzten Kamerafahrten. Mein Favorit: Die Kamera zeigt eine bemalte Hand, fährt dem Arm entlang weiter und unter den Schleier der Tänzerin. Weniger geglückt: Die Zelebrierung des indischen Waffenarsenals gegen Ende des Lieds. Damit ist der Zenit denn auch überschritten, fortan geht es nicht nur inhaltlich bergab, auch inszenatorisch lässt Kumar die Zügel lockerer. Die Szenen in England sind teilweise repetitiv, auch wenn Kumar immer wieder hübsche Ideen einstreut. Etwa drei rotierende Sitzflächen im indischen Club in London. Auch die Musik von Kalyanji Anandji - spät im Film etwa repräsentiert durch eine Punjabi-Fassung von "Twinkle Twinkle Little Star" - ist durchs Band ein Aufsteller und die Akteure spielen toll. Das gilt weniger für Kumar selbst, der mit seiner erhabenen Sprache wie ein Heiliger wirken möchte, als für die restliche Crew: Ashok Kumar als ehrwürdiger Guru, Dilip Kumars Ehefrau Saira Banu (Aadmi Aur Insaan) als verwestlichte Göre, Pran als fehlgeleiteter Inder (er hat einige der besten Szenen), die Britin Barbara Lindley als Beispiel dafür, dass nicht alle Westler schlecht sind, Madan Puri als reugier Vater, Über-Mutter Nirpua Noy als Prans gepeinigte Gattin und Prem Chopra, natürlich, in schmieriger Mistkerl-Manier.
Diese Crew, die Musik und die zwischendurch immer wieder auflodernden Regie-Einfälle wie Montagen in bester Nouvelle-Vague-Manier oder ein höllisch sündhafter everything-goes-Club im Rotlichtbezirk Londons retten über die verbleibende Zeit - und die ist üppig, denn "Purab Aur Pachhim" geriet mit 179 Minuten arg lang. Am Schluss fällt es schwer Kumars demagogische Predigt mit etwas anderem als Wut zu goutieren, doch besser ein Film sorgt für eine Reaktion, als bloss kalt zu lassen. "Purab Aur Pachhim" ist auf jeden Fall faszinierender als so manches bessere Werk. Er ist heuchlerisch, ja verlogen. Er ist visuell fordernd und schauspielerisch überzeugend. Er hat Story-Holpersteine, aber eine perfekte halbe Stunde. Aufgerundet reicht das für 3½ Sterne, der schieren Fülle an cineastischer und inhaltlicher Diskussionsstoffe wegen - und weil jeder selbst erklärte Fan des klassischen indischen Kinos dieses Machwerk auf jeden Fall sehen sollte.
MEINE DVD
Bollywood Entertainment (USA), Code 0, NTSC
Vollbild
Hindi Dolby Digital 2.0 mit englischen Untertiteln (Songs nicht untertitelt)
Disk Rating * * ½ (Viele Bildstörungen, manchmal
regelrechte Unterbrüche. Oft aber auch überraschend scharf und farbprächtig).
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