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B a a d s h a h

Reviewed 29.11.03

Indien 1999 Raj (Shahrukh Khan) nennt sich Baadshah: Der König. In Wahrheit ist er jedoch bloss ein etwas überdrehter Privatdetektiv, der mit seiner Crew die seltsamsten Fälle annimmt. Nun wendet sich der reiche Jhunjhunwala (Avtar Gill) an ihn und bittet ihn, die schöne Seema (Twinkle Khanna) zu verführen und sie dann fallen zu lassen, damit sie in eine Heirat mit seinem Sohn einwilligt. Kein Problem für Raj, doch am Ende, als er Seema weh tun muss, tut sie ihm leid. Er hat sich verliebt. Keine Zeit zum Trauern, denn nun wird die Tochter des Industriellen Mahendra entführt. Raj ermittelt und wird dabei mit dem CGI-Agenten Deepak (Deepak Tijori) verwechselt, dessen Codename "Baadshah" ist. Deepak wird von dem Killerduo Rani (Deepshika) und Moti (Sharat Saxena) umgelegt, die vom reichen Suraj Singh Thapar (Amrish Puri) den Auftrag erhalten haben, ihn zu töten. Thapar plant nämlich, die Chief Ministerin von Goa, die soziale Gayatri Bachchan (Raakhee) zu ermorden. Dabei soll ihm niemand in den Weg kommen. Doch da taucht der falsche Baadshah auf: Raj - im Schlepptau Seema, die ihn verfolgt sowie Rani und Moti, die ihn töten wollen.
"Baadshah" ist die zweite Zusammenarbeit von Abbas-Mastan und Shahrukh Khan nach dem Hit Baazigar. An diesen reicht der turbulente Film zwar nicht heran, aber "Baadshah" ist schamlos unterhaltsam. Die Actionkomödie ist auch einer der wirrsten Filme, die ich jemals gesehen habe. Die Regie-Brüder packen etwa drei Stories in den Film mit Anleihen von Bond bis "Nick of Time". Das Resultat würde jedem westlichen Drehbuchautor die Schamröte ins Gesicht treiben, denn man kommt hie und da schlicht nicht mehr draus. Ja, ein solches Chaos ist "Baadshah". Aber Abbas-Mustans Talent ist es, dies zu kaschieren. Mit Non-Stop-Gags, Action, Spannung, Songs und Shahrukh.
"Baadshah" ist einmal mehr eine King-Khan-Show. Der Entertainer blüht in allen Situationen auf und ist klar die Identifikationsfigur. Twinkle Khanna hat einen Traumkörper und ist okay als weibliche Heldin. Sie kommt aber nicht an die besten Shahrukh-Partnerinnen heran. Amrish Puri ist mal wieder der Fiesling, Johnny Lever hat ein paar gute Jokes. Der Plausibilitätsfaktor des Films ist gleich null, doch in der letzten halben Stunde der 175 Minuten Lauflänge wird das besonders offensichtlich. Da kopieren Abbas-Mustan eindeutig den Johnny-Depp-Echtzeit-Thriller "Nick of Time" im Schnelldurchlauf. Sie erreichen nie die Spannung des Vorbilds, aber es gibt ein paar gute Szenen. So darf Shahrukh in magnetischen Schuhen die Wand hoch laufen ("Why am I doing this? I'm no Akshay Kumar!"), es kommt Spannung auf und der Moment, in dem Raakhee den Brief liest, ist sehr emotional und gut inszeniert. "Baadshah" ist ein Bollywood-Film in Reinkultur. Überlänge, Songs, Shahrukh und ein Ghetto von einem Drehbuch. Oder in einem Wort: Spass.

Hier auf DVD erhältlich (D)  
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: König (Übersetzung)
Regie: Abbas-Mastan

Actionkomödie

Humor * * *

Action * *

Trade Classification: Average

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B a a z

Reviewed 28.12.03

Indien 1953 Indien im 16. Jahrhundert: Ravi (Guru Dutt) ist der Prinz von Malabar, doch die Macht seiner Mutter, der Königin, ist längst verflossen. Das Sagen haben die portugiesischen Händler, die im Land leben. Angeführt werden sie vom tyrannischen General, der die Inder wie Sklaven behandelt. So auch die widerborstige Revolutionärstochter Nisha (Geeta Bali, spätere Ehefrau von Shammi Kapoor), die er verhaften lässt und an ein Sklavenschiff weiterverkauft. Als sie den Mord an ihrem Vater mit ansehen muss, organisiert sie einen Aufstand und reisst die Kontrolle über das Schiff an sich. Fortan ziehen sie und ihre Männer als Piraten übers Meer, die die portugiesischen Schiffe angreifen. Immer, wenn sie sich in den Kampf stürzen, eilt ein Falke herbei, weshalb Nisha bald unter dem Namen "Falke" gefürchtet wird. Eines Tages attackieren sie das Schiff, auf dem Ravi unterwegs nach Portugal ist. Nisha lässt ihn leben. Er verheimlicht ihr seine Identität und verliebt sich in sie.
In "Baaz" gibt Guru Dutt (1925-1964), der zuvor Jaal und Baazi als Regisseur drehte, sein Schauspieldebüt. Der geachtete Filmemacher verströmt umgehend einen Charme irgendwo zwischen Errol Flynn und Douglas Fairbanks - nicht unangebracht bei dem Thema von "Baaz": ein bisschen Romanze, ein bisschen Revolution und viel Seeräuber-Romantik. "Baaz" ist durch und durch ein Abenteuerfilm alter Schule, doch was ihn von den amerikanischen Gegenstücken unterscheidet, sind zum einen die nicht immer nötigen, aber sehr gut eingebauten Songs (mein Favorit: "Zara Saamne Aa"), und zum anderen der soziale bis sozialistische Aspekt. Sozial, weil er sich für die unterdrückten Inder einsetzt, für die Armen und für die Frauen. "Baaz" ist für seine Zeit ein ausgesprochen feministischer Film mit starker Frauenfigur.
Sozialistisch, weil Dutt selbst ziemlich "rot" dachte und seine Filmästhetik oft jener der Sowjets anpasste. Nicht ungewöhnlich für das indische Kino dieser Zeit, aber wenn während einem Song die Darsteller nebeneinander aufgereiht gen Himmel posaunen, ruft dies klar den visuellen Stil von Eisenstein und seinen Kollegen wach. Reizvoll, diese Kombination von politischer Ästhetik und populärem Entertainment. So etwas gelang den Russen eigentlich nie.
Letztendlich macht "Baaz" einfach Spass. Er ist mit 140 Minuten angenehm lang, hat in der Mitte zwar ein paar Durchhänger, amüsiert aber mit netten Sets, guten Darstellern, einer liebevollen Romanze und guter Musik. Einer von Dutts weniger "gewichtigen" Filmen - aber vielleicht gerade darum in meinen Augen gelungener als die zwei Vorgänger.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Der Falke (Übersetzung)
Regie: Guru Dutt

Abenteuerfilm

Action * * *

Humor *

Trade Classification: n/a

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B a a z

Reviewed 2003

Indien 2003 Die hübsche Neha (Karishma Kapoor) zieht ins idyllische Bergstädtchen Nainital, wo sie einen Innenarchitekten-Job bei Bürgermeister Jai Singh Dabral (Jackie Shroff) bekommen hat. Der verliebt sich schnell in Neha - und noch zwei andere Verehrer tummeln sich bald um die Frau: Inspektor Hashwardan (Sunil Shetty) und Fotograf Raj Singh (Dino Morea). Neha wählt den adretten Raj, der ihr zweimal sogar das Leben rettete. Doch da tritt Hashwardan an sie heran: Raj sei ein mehrfacher Frauenmörder. Er hat zwar keine Beweise, aber Neha müsse um ihr Leben fürchten. Ist der Mann ihrer Träume tatsächlich ein kaltblütiger Killer, dessen böses Wesen seit der Kindheit in seinen Genen steckt?
"Baaz" ist ein ziemlich peinlicher Film, der nach einem kurzen "Miss Congeniality"-Start zwar einen nicht von Hollywood-kopierten Plot einschwenkt, aber dennoch alles andere als innovativ ist. Das Killer-Rätselraten läuft sich irgendwann mal tot. Jedes Mal wenn einer der drei Verdächtigen ins Bild kommt, benutzt Stunt-Koordinator Tinnu Verma in seinem Regiedebüt laute, bedrohliche Musik. Hallo? Wir haben kapiert, wer die Verdächtigen sind. Komm endlich zum Punkt. Das tut Verma nicht - er klemmt die Turtelei zwischen Dino Morea und Karishma Kapoor dazwischen. Und noch ein paar uninspirierte Songs. Das zieht den Film nur stark in die Länge. Die zweite Hälfte ist dann ein inszenatorisches Kapitalverbrechen. Dürftiges Spiel, Charaktere tauchen auf und verschwinden, der Killer hält eine laaaaange Rede, es gibt Schlägereien en masse. Gähn. Im Ernst, ich war versucht, die Kapitel-Taste auf meinem DVD-Player zu betätigen.
Die Schauspieler retten das Vehikel indes auch nicht. Karishma bleibt blass und streicht sich mehr durchs Haar, anstatt zu spielen. Jackie Shroff ist absolut unnötig in dem Film. Sunil Shetty ist konstant am over- oder under-acten, bloss richtig spielt er nie - und Dino Morea bleibt bis auf wenige Szenen undankbar zurückhaltend. "Baaz" ist definitiv kein Film, in dem Schauspieler sich profilieren können. Oh, aber das Schlimmste habe ich noch gar nicht erwähnt: Der Prolog. Darin wollen uns Ärzte weismachen, Gewalttätigkeit werde durch Gene weitergegeben. Ist diese Theorie nicht seit bald 100 Jahren ausgestorben? Die alberne These wird nicht nur zelebriert, sie wird als absolute Wahrheit hingestellt. Schon in den ersten Minuten macht sich der Film also unglaubwürdig. Und was danach kommt, wird ja auch nicht besser. Ist denn gar nichts Gutes in "Baaz"? Die Aufnahmen im idyllischen Nainital sind schön, es gibt eine nette Sessellift-Nummer, na ja, damit hat es sich bald. "Baaz" ist nicht unausstehlich schlecht, aber einfach dilettantisch. Eine Zeitverschwendung - und in Indiens Kinos übrigens ein Totalflop. 

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Baaz: A Bird in Danger; Der Falke (Übersetzung)
Regie: Tinnu Verma

Thriller

Spannung * *

Action * *

Trade Classification: Disaster

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B a a z i

Reviewed 18.5.05

Indien 1951 Der Spieler, Herumtreiber und Kleingauner Madan (Dev Anand) braucht Geld: Seine Schwester Manju ist schwer krank. Die Ärztin Rajani (Kalpana Kartik), die Tochter eines Milliardärs (K.N. Singh), die gerne soziale Dienste leistet, bietet zwar an, sie gratis zu behandeln - auch aus dem Grund, weil sie und Madan sich ineinander verliebt haben. Doch das lässt Madans Ehre nicht zu. Er will das Geld selbst verdienen und nimmt deshalb eine Stelle im dubiosen "Star Club" an. Als er aus den illegalen Geschäften wieder raus will, ordern die Gangsterbosse seine Ermordung an. Die Tänzerin Neena (Geeta Bali), die ebenfalls in Madan verliebt ist, springt ins Schussfeld und stirbt. Die Tat soll Madan in die Schuhe geschoben werden. Doch der ermittelnde Polizist Ramesh (K. Dhawan), der Verlobte in spe von Rajani, hat seine Zweifel.
Mit seiner ersten Regiearbeit "Baazi" landete Guru Dutt gleich einen Riesenhit. Der kurzweilige Thriller torpedierte nicht nur Dutt in Star-Gefilde, sondern auch sein Freund und Produzent Dev Anand, der
1946 mit Dutt in "Hum ek Hain" debütierte und zu einem der grössten indischen Stars der 50er avancierte. Der schöne Dev gleitet denn auch ideal in diese Antiheldenrolle, die an einen typischen Charakter eines Film noir angelehnt ist. Auch die Inszenierung beruft sich stark auf dieses Hollywood-Genre. Mit Femme fatales, verrauchten Bars und dubiosen Figuren bedient Dutt genau jene Stereotypen, die das Genre braucht. Wenn auch stark indianisiert, versteht sich.
So richtig mitreissen wollen die Ereignisse aber nicht. Ihnen fehlt die Spannung, aber auch ein gewichtiges Thema. Dutt ist zu sehr versucht, mit seinem Film auch ein paar soziale Statements zu machen und natürlich das Publikum mit Songs und Humor zu unterhalten, um wirklichen Thrill zu erzeugen. Deshalb ist "Baazi" primär wegen seinen Akteuren und seiner Atmosphäre sehenswert. Und wegen den Songs. S. D. Burman ist der klassische Komponist, der mich am meisten fasziniert. Anders als andere Stars seines Standes verstand es Burman, seine Tracks abwechslungsreich zu gestalten, freche Tempowechsel einzubauen und einen eingängigen Refrain als Zentrum zu nehmen. Diese Techniken sind heute Standard, doch in zu vielen 50's-Bollywood-Streifen musste ich mich schon durch eintöniges Gedudel durchkämpfen. Nie so bei S. D. Burman.
"Baazi" ist insofern eine Visitenkarte für Burman, Dutt und den schönen Dev. Auch Leinwanddebütant Johnny Walker, den Dutt für eine Minirolle anheuerte und ihm erst seinen Namen (nach der bekannten Whisky-Sorte) gab, ebnete "Baazi" den Weg in den Filmhimmel. All dies macht deutlich, was für einen Eindruck der Streifen damals auf die Zuschauer hatte. In der Tat ist er zukunftsweisend in der Präsentation der Frauenrollen (westlicher Vamp, traditionelle Heldin) und eben der Songs - doch all dies zieht ihn aus heutiger Sicht trotzdem nicht auf die Ebene der grossen Klassiker. Unterhaltsam ist er trotzdem allemal. Wohl auch, weil Dutt die Lauflänge mit 126 Minuten sehr bescheiden hielt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Guru Dutt

Thriller

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Blockbuster

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B a a z i

Reviewed 2002

Indien 1995

Als Terroristen einen Minister töten wollen, greift der tapfere Inspektor Amar Damjee (Aamir Khan) beherzt ein, killt etliche der Übeltäter und nimmt einen fest. Der Minister setzt Amar daraufhin auf die Terroristen an. Der unbestechliche Cop kriegt bald ungewollte Verstärkung von der jungen Reporterin Sanjana (Mamta Kulkarni), die sich an seine Fersen heftet. Hilfe kann er gebrauchen, denn der Deputy Minister, der die Terrororganisation anführt, will Amar den Mord an der Tochter seines Vorgesetztem (Kulbhushan Kharbanda) unterschieben!
Die DVD von "Baazi" war voller technischer Fehler, plötzlich fehlender Untertitel und verschobenen Audio/Bild-Spuren. Dennoch konnte ich den Film anschauen - und beurteilen. Nein, er ist nicht gut, und dies, obwohl der Regisseur Ashutosh Gowariker heisst, als Star Aamir Khan antritt und Kulbhushan Kharbanda eine Nebenrolle spielt: Die Leute also, die uns im Jahr 2001 das Meisterwerk Lagaan gebracht haben! "Baazi" wurde zwar 1994 gedreht, er hat aber den Look eines 80er-Jahre-Films, eine säuerliche Inszenierung und müde Songs. Der Plot beginnt wie "Patriot Game", mündet in "The Fugitive" und endet als "Die Hard". Stellt euch den kleingewachsenen Aamir Khan im blutigen Bruce-Willis-Shirt vor und ihr habt eine Idee von dem Anblick.
Noch irritierender ist der Einsatz von Gewalt. Ich habe kaum je einen indischen Film mit so vielen Squibs (explodierende Blut-Täschchen am Körper, die aufprallende Kugeln simulieren) gesehen. Es wirkt einfach etwas deplaziert. Auch die Lauflänge von aufgeblasenen drei Stunden ist für einen Action-Trash dieser Art mit dürftigem Inhalt nur noch ärgerlich.

Auf DVD erhältlich
Ich habe die indische Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.

Regie: Ashutosh Gowariker

Actionthriller

Action * *

Gewalt * *

Trade Classification: Average

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B a a z i g a r

Reviewed 2003

Indien 1993 Der reiche Unternehmer und Hobby-Rennfahrer Madan Chopra (Dalip Tahil) hat zwei attraktive Töchter - und beide haben sich verliebt: Seema (Shilpa Shetty) hat sich heimlich in ihren College-Schatz Ajay (Shahrukh Khan) verknallt, während Priya (Kajol) etwas öffentlicher mit Vicky Malhotra (Shahrukh Khan) turtelt. Als Mr. Chopra Seema mit einem Fremden verheiraten will, bittet sie Ajay um eine Lösung. Ihm kommt nur Selbstmord in den Sinn. Sie schreiben einen Abschiedsbrief, danach offenbart Ajay, dass er dies nur getan hat, um Seemas Treue zu testen. Sie gehen zum Zivilstandsamt, doch auf dem Dach zeigt Ajay sein wahres Gesicht: Er wirft Seema über den Dachrand in den Tod. Kurz darauf wird ihr Abschiedsbrief gefunden, womit Suizid als Todesursache klar ist. Nur Priya hat Zweifel.
Die Regie-führenden Brüder Abbas Alibhai Burmawalla und Mastan Alibhai Burmawalla, besser bekannt als Abbas-Mastan, sind oft für einen spannenden Thriller (Humraaz, Ajnabee) gut. Drehbuchautor
Robin Bhatt ist immer für ein Remake zu haben ("Analyze This" und "A Perfect Murder" waren schon Opfer). Beide Kräfte vereint liefern nun ein Remake des zweifach verfilmten US-Thrillers "A Kiss Before Dying" (1956, 1991). "Baazigar" ist aber mehr als nur ein weiteres Remake. Der 1993 erschienene Streifen markiert auch den Durchbruch von Superstar Shahrukh Khan. Für ihn begann mit dem Film eine Hitserie, die zwei Jahre später mit Dilwale Dulhania Le Jayenge den ersten grossen Höhepunkt erreichte und seither kaum mehr abflachte. "Baazigar" war auch die erste Zusammenarbeit von Shahrukh und Kajol, dem beliebtesten Bollywood-Leinwandpaar des Jahrzehnts, u.a. zu sehen in den Blockbustern Dilwale Dulhania Le Jayenge, Kuch Kuch Hota Hai und Kabhi Khushi Khabie Gham.
Bevor ich die ganze Seite mit Trivia fülle, noch ein paar Worte zum Film: Ich habe vor dem Anschauen nicht gewusst, dass er ein Remake von "A Kiss Before Dying" ist, aber sobald Shahrukh Shilpa Shetty so unsanft aus dem Film katapultiert, hat es klick gemacht. Von dem Moment an war der Film nicht mehr so spannend, aber für einen routinierten Thriller reicht es allemal. "A Kiss Before Dying" wurde 1991 im Kino extrem zerpflückt, aber mir gefiel er nie so schlecht. "Baazigar" ist dennoch besser, denn das Thema ist ideal für Bollywood. Rache und Liebe, zwei beliebte Themen im Hindi-Kino vereint. Shahrukh ist eigentlich ein ziemlich derber Bösewicht, aber dennoch hat er die Sympathien auf seiner Seite. Das mag moralisch mehr als fragwürdig sein, aber Bollywood erkannte danach, dass es nicht schadet, den Helden zum Bösewicht zu machen. Oder umgekehrt. Etwas, was u.a. Shahrukh bis heute erlaubt, anders als vielen seiner Kollegen, immer wieder mal einen bösen Kerl zu spielen.
Inszeniert ist der Film wie von Abbas-Mastan gewohnt sehr solide, die Songs machen Laune und die Schauspieler agieren gut - einzig ihre Frisuren sind noch in den 80ern hängen geblieben (Shilpa Shettys Haarpracht ist besonders spektakulär). Dalip Tahil gibt mal wieder einen cleveren Bösewicht, Kajol hat alle Sympathien auf ihrer Seite und Shahrukh bleibt wie erwähnt dank seines dubiosen Charakters interessant. Sogar Johnny Lever ist in dem Film nicht so schlecht. Ich bin kein Fan des Komikers, aber ihn als Butler mit Gedächtnisproblemen zu besetzen, sorgt für ein paar lustige Momente. Diese stören zwar den düsteren Ton des Films, machen aber Spass. Und noch ein Letztes: Das Finale ist erschreckend brutal. Da wird wie in Shahrukhs härtesten Filmen geblutet, gekämpft und gestorben. Es ist vor allem diese Passage, die den Film als Familienfilm untauglich macht. Zusammengefasst: Eine spannende Story kompetent umgesetzt. Nicht mehr, nicht weniger.   

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Jongleur (Übersetzung)
Regie: Abbas-Mastan

Thriller

Spannung * *

Humor * *

Trade Classification: Hit

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B a d a   D i n

Reviewed 2003

Indien 1998 Die Killer des Gangsters Shankar (Alok Nath) töten beim Barbier einen Mann. Der stumme Tea-Boy Raka (Sanjay Pathak) wird Zeuge des Mordes und flieht zum desillusionierten, erfolglosen Sänger David Dawson (Marc Robinson). Der reicht nach längerem Zögern Anzeige ein, doch die Polizei unternimmt nichts. Die Gangster schon: Zwei Killer (Abhay Chopra, Pramod Singh) machen Jagd auf ihn.
Das Regiedebüt von Schauspieler Anjan Dutt sorgte für einigen Wirbel, weil es auch das Debüt als Bollywood-Star für Model Marc Robinson markierte. Zuvor spielte der 1968 geborene Schönling in einigen US-Billig- und Softsex-Produktionen sowie der Comicadaption "Spawn" mit. "Bada Din" blieb aber sein einziger Abstecher ins Bollywood-Business. Und das ist wohl auch gut so, denn anhand dieses Films muss ich sagen, ist an ihm kein Schauspieler verloren gegangen. Marc Robinson sieht auf einigen Bildern wirklich sehr gut aus, doch auf bewegten Bildern bringt er keinen Charme herüber. Ja er ist nicht mal besonders attraktiv. Er wirkt vielmehr schleimig, steif und arrogant.
Das raubt dem Film schon mal eine sympathische Hauptfigur. Doch damit nicht genug: Regisseur Anjan Dutt tüncht jede Szene mit muffigem Licht und nebliger Atmosphäre. Visuell ist "Bada Din" schlicht eine Katastrophe. Da kommen einem die sagenhaft kurzen 115 Minuten schrecklich lang vor. Oh und dieses Ende. Furchtbar. Der Film hat nichts zu sagen und das Ende untermauert dies noch. Der Bösewicht sieht nach einer Rede des Hauptdarstellers ein, dass er auf dem falschen Weg ist? Hallo? Das wäre wie wenn Henry Fonda kurz vor dem Duell Charles Bronson um den Hals fallen würde. Oder wenn der Imperator plötzlich denkt, das Universum zu erobern, sei keinen Krieg der Sterne wert. Ne, im Ernst, dieses Ende ist einfach nur doof. Damit setzt es einem bereits sehr schlechten Film die Krone auf und macht ihn einfach ungeniessbar.
Robinson war nach dem Flop wohl so gefrustet, dass er einen Hass auf Bollywood entwickelte. Unlängst sorgte er für Schlagzeilen, als er hinausposaunte, ein Grossteil der Bollywood-Produzenten, Stars und Regisseure (er nennt u.a. Shahrukh Khan und Sanjay Leela Bhansali) seien schwul und er würde bloss keinen Job mehr kriegen, weil er nicht bereit sei, den Filmemachern auf der Casting Couch sexuelle Gefälligkeiten zu geben. Na ja, mag sein, dass es in Bollywood eine unterschätzte Gay-Fraktion gibt, aber hello Mr. Robinson, das ist ja wohl schon ein wenig billig ... wie "Bada Din". Harhar.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph). Schlechtes Bild.
Regie: Anjan Dutt

Thriller

Spannung *

Action *

Trade Classification: Flop

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B a d e   M i y a n   C h o t e   M i y a n

Reviewed 2003

Indien 1998 Arjun Singh (Amitabh Bachchan) und Pyare Mohan (Govinda) sind Inspektoren und ein eingespieltes Team - trotz ihrer ständigen Streitereien. Nun sind sie aber wieder voll gefordert: Der Gangster Zorawar Bhai (Paresh Rawal) hat einen Polizisten ermordet und auch die einzige Zeugin erledigt. Deren Freundin Neha (Ramya Krishna) war wiederum Zeugin dieser Bluttat und verlangt, von Pyare beschützt zu werden. Da der nicht erreichbar ist, gibt sich Arjun als Pyare aus und verliebt sich bald in sein Schutzobjekt. Pyare selbst zieht derweil bei Arjun ein - und das passt ihm gut, denn er ist schon lange in Arjuns Schwester Seema (Raveena Tandon) verliebt. Dann kriegen die zwei Cops ein ganz anderes Problem: Die Brüder Bade (Amitabh Bachchan) und Chote (Govinda) Miyan, zwei listige Gangster, tauchen in der Stadt auf - und sie gleichen den Inspektoren aufs Haar!
"Bade Miyan Chote Miyan" hätte viele grossartige Elemente, die ihn zu einer der besten Bollywood-Komödien überhaupt machen könnte. Leider wird nichts daraus. Die erste Stunde ist enorm unterhaltsam, Govinda nervt nicht so wie sonst und hält sich auch mit modischen Entgleisungen
zurück. Amitabh bleibt etwas im Hintergrund, ist aber ein guter Partner für Govinda. Und Govindas Stamm-Regisseur David Dhawan inszeniert das Ganze mit Stil und Leichtigkeit. Ein umwerfender Start! Doch in der zweite Stunde beginnt das Konstrukt zusammenzufallen. Bis auf einen fantastischen Kurzauftritt von Madhuri Dixit gibt es in diesem "Comedy of Errors"-Verschnitt wenig Höhepunkte. Die Songs sind ok, doch braucht es davon so viele? Und die Doppelgänger-Idee ist ja so was von ausgelutscht. Die ganze zweite Stunde basiert auf der Idee "die Gangster-Version tut was, die Cop-Version muss es ausbaden". Das wird auf Dauer langweilig. Und der Plot geht vergessen.
Die letzte halbe Stunde nimmt die Handlung der ersten Stunde wieder auf, kann aber nicht an ihre Qualitäten anknüpfen. Zu weit hergeholt sind einige Wendungen - und zu doof ist der Schlussgag. Schliesslich hat man mit dem Cop-Duo mehr Sympathie als mit dem Gauner-Duo (für das sich Govinda einen Lispel-Akzent zugelegt hat, harhar ...) - und dann kriegt ausgerechnet das Gauner-Duo zum Schluss die Lorbeeren. Da hat Dhawan irgendwie die Sympathien verwechselt. Nun, es ist noch ein kleines Manko in einem Film, der so lustig hätte sein können, aber von Teils unüberwindbaren Problemen hinuntergezogen wird. Schade.
An den Kinokassen konnte der Film überzeugen und wurde 1998 zum dritterfolgreichsten Film des Jahres - kommt damit aber nicht ganz an Dhawans Knüller ein Jahr später heran, als er mit Biwi No. 1 den erfolgreichsten Film 1999 drehte.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: David Dhawan

Actionkomödie

Action * * *

Spannung * *

Trade Classification: Hit (Rekordstart)

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B a g h b a n

Reviewed 26.11.03

Indien 2003 Seit 40 Jahren sind Raj (Amitabh Bachchan) und Pooja Malhotra (Hema Malini) verheiratet und lieben sich noch immer über alles. Raj lebt nur für seine Kinder, seinen vier leiblichen Söhnen hat er sogar seine Rente verschenkt. Seinen Adoptivsohn Alok (Salman Khan) hat er ins Ausland geschickt, von wo er sich nun meldet. Er will Arpita (Mahima Chaudhary) heiraten. Die Eltern sind überglücklich. Als Raj pensioniert wird, hat er keine Einnahmen mehr, und bittet, einer seiner vier leiblichen Söhne solle ihn und Pooja aufnehmen. Doch keiner der vier will die Eltern daheim. Sie trennen Raj und Pooja und lassen sie getrennt für einige Zeit bei der Familie eines Sohnes bleiben. Der Zoff ist bereits vorprogrammiert - und Raj und Pooja drohen zu zerbrechen, weil sie sich nicht nahe sind.
Die Kritik von "Baghban" fällt mir nicht leicht. Es gibt im ersten Film, den Yash Chopras Neffe Ravi Chopra seit elf Jahren gedreht hat, viel zu mögen: Er bewegt und ist gut gespielt, die Handlung basiert zudem lose auf dem Hollywood-Klassiker "Make Way for Tomorrow" von 1937. Doch einige Szenen, nein ganze Nebenhandlungen, sind so manipulativ oder verlogen, dass es mir kurz schlecht wurde. Wie bespreche ich so einen Film sinnvoll? Wie bewerte ich ihn? Wie gesagt: Es fällt mir nicht leicht. Also beginne ich mit dem üblen Teil, um euch mit ein paar positiven Aspekten zu "entlassen". Das macht vielleicht die knappen drei Sterne nachvollziehbarer.
Nun wirds böse. "Baghban" ist manipulativ bis ins Mark. Ich weiss, ich rede von Bollywood, und hier wurde Manipulation perfektioniert. Ich störe mich normalerweise auch nicht daran, aber wenn es so unfair und offenkundig getan wird, wie in "Baghban", dann fühle ich mich geleimt. Schaut euch etwa die vier Söhne an. Sie haben Jobs, aber verdienen nicht überragend viel. Sie haben Familie, kleine Wohnungen. Kann man da die Eltern von einem Tag auf den anderen einziehen lassen? Selbst Inder, für die die Eltern Götter sind, bräuchten dafür mindestens etwas Zeit. Und Geld. Und Geduld. Dann kommt der Adoptivsohn daher mit einem riesigen Haus, keinen Kindern und viel Geld. Kann er Papa und Mama aufnehmen? Ja logo. Da braucht man nicht zweimal zu überlegen. Aber macht
das die vier anderen Kinder damit gleich böse? Ich finde nein - und anscheinend merkte das Chopra auch und untermauert seine Wertvorstellung, indem er die vier zu Arschlöchern und Idioten macht. Sie nutzen jede Chance, die Eltern schlecht zu machen und sind auch noch so dumm, andauernd über sie zu reden, wenn sie es hören können. So ein Quatsch. Damit macht Chopra die vier Familien zu Monstern und suggeriert, jeder, der seine Eltern nicht bei sich aufnehmen will (oder kann), sei ein Bösewicht.
Es kommt noch schlimmer. Die Enkelin Payal (Rimi Sen) hat einen Freund und trägt sexy Kleider. Das wird von Grossmutter verurteilt - und sie sollte Recht behalten. Natürlich wird ein Mädchen, das attraktive Kleider trägt, sofort fast vergewaltigt. Grossmutter ist helfend zur Stelle, worauf das Mädchen zu Boden kniet und meint "I'm a very bad girl". Ich kann mit konservativen Botschaften und exzessivem Traditionalismus durchaus leben, aber so etwas ist zuviel. Nicht einmal Sooraj R. Barjatya ist so reaktionär. Und "Baghban" ist daneben eben auch noch verlogen. Denn nur einen Song vorher tanzten um Amitbah die heissesten jungen Girls mit knappen Kleidern. Ja also was denn nun? Sexy Kleider sind böse böse böse - ausser der Regisseur macht daraus ein heisses Video? Diese Doppelmoral stösst mir sauer auf. Entweder man entscheidet sich für einen wertkonservativen Film oder für einen liberalen. Ein Mittelding funktioniert nur selten - hier jedenfalls nicht. Es gibt noch mehr, was mich an "Baghban" stört. So etwa das antiquierte Frauenbild, die Verurteilung alles Modernen oder das Finale, in dem die Eltern den fehlgeleiteten Kindern nicht vergeben können. Das ist schlicht zu fies und passt nicht in den Film. Aber die Kinder sollen eben für ihren vermeintlichen Egoismus büssen. Ich weiss, ich messe diese Botschaften an westlichen Standards. Aber selbst für indische Verhältnisse ist "Baghban" ausgesprochen konservativ. Ja sogar reaktionär. Mit Elternliebe hat das nicht mehr viel zu tun.
Und dennoch gebe ich knapp drei Sterne, weil letztendlich ich diese Passagen verdrängen konnte. Ich stellte mir persönlich etwas anderes ins Zentrum: die Liebe von Raj und Pooja. Die ist herzerwärmend schön und wenn Raj am Schluss zu ihr vor Publikum sagt "thank you for being there" ist das eines der schönsten Liebesbekenntnisse im indischen Kino der letzten Jahre. Amitabh Bachchan und die trotz 55 Jahren noch immer attraktive Hema Malini (Stiefmutter von Bobby, Sunny, Mutter von Esha Deol) in einem ihrer seltenen Filmauftritte, sind ein wunderbares Paar. Ihre Zuneigung und tiefe Liebe wirkt in der ansonsten von Teenies beherrschten Bollywood-Welt echt und tief. Bachchan und Malini spielen fulminant, Salman Khan und Mahima Chaudhary haben etwas klischeereiche Rollen, meistern sie aber gut.
Paresh Rawal als Rajs Freund Hemant, strahlt Wärme und Menschlichkeit genauso aus wie Humor. Divya Dutta macht das Beste aus der undankbaren Schwiegertochter-Rolle, der Rest des Casts hat limitierte Möglichkeiten, zu glänzen. Und die 22-jährige Rimi Sen, die unlängst in Hungama debütierte, ist als Enkelin etwas zu alt. Die Songs sind alle im mittleren Bereich. Amitabh kann halbwegs selbst singen, aber tanzen kann er immer noch nicht. Dennoch sind "Meri Makana", das Salman-Mahima-Duett "Kuch To Hone Iaga", der Holi-Song "Hori Khele", die Amitabh-Hema-Ballade "Main Yaha Tu Waha" und der poppige Valentine-Song "Chali Chali" mit Rap-Einlagen ganz nett. Bloss keine bleibenden Stücke.
"Baghban" avancierte in Indien zum Superhit und wegen dem rührenden Liebes-Inhalt, den guten Akteuren und der soliden Inszenierung hat er das auch verdient. Aber die Liebe zu den Eltern wird hier zu verlogen und ultra-traditionell dargeboten, ja sogar vorgeschrieben, so dass der Film für mich fast ungeniessbar wurde. Für diese Thematik haltet ihr euch lieber an K3G. Der ist auch manipulativ, bringt das Thema aber modern und wertkonservativ zugleich, ohne so predigerhaft zu klingen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Ravi Chopra

Drama

Melodramatik * * * *

Humor * *

Trade Classification: Hit / Superhit

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B a h a r e n   P h i r   B h i   A a y e n g i

Reviewed 1.10.05

Indien 1966 Der engagierte Journalist Jitendra Gupta (Dharmendra) schreibt eine Story über den schlechten Zustand der Minen von Seth Gulabchand. Doch der Millionär hat mit Mr. Das den News Editor der Zeitung in seiner Tasche und kann so erwirken, dass die Chefredaktorin Amita (Mala Sinha) Jitendra feuert. Kurz darauf brechen die Minen tatsächlich ein und 135 Bergleute finden den Tod. Amita bedauert ihre Entscheidung und um die Zeitung wieder auf den richtigen Weg zu führen, den ihr verstorbener Vater einst vorgegeben hat, ernennt sie Jitendra zum News Editor. Sie beginnt sogar, sich langsam zu verlieben. Was sie nicht ahnt: Jitendra hat vor Tagen ihre jüngere Schwester Sunita (Tanuja) getroffen und sich in sie verliebt.
"Baharen Phir Bhi Aayengi" war eines der letzten Projekte, das Guru Dutt anpackte. Als er sich 1964 das Leben nahm, ging die Hauptrolle an Dharmendra und Dutts Bruder, der Regisseur Atma Ram (1930-1994), führte den Film im Namen seines Bruders zu Ende. Die Geschichte von Sahib Bibi Aur Ghulam-Regisseur und Drehbuchautor Abrar Alvi bedient sich der klassischen Liebesdreiecks-Formel, kombiniert mit ein wenig Kapitalismus-Gesellschaftskritik. Ein Grossteil des Films ist etwas voraussehbar, aber lieblich inszeniert und vor allem ungemein gut gespielt. Dharmendra, Mala Sinha und Kajols Mutter Tanuja hauchen der oft kopierten Formel Leben ein.
Vor allem Sinha (Dharmputra, Pyaasa) fasziniert mit einem Mix aus Autorität und Verletzlichkeit, während Tanuja als süsse Schwester vorwiegend genau das sein muss: süss. Dharmendra hält sich schauspielerisch angenehm zurück, was man von Johnny Walker indes nicht behaupten kann. Als Jitendras Kumpel Chunnilal hat er manch unnötige Comedy-Szene, die zu jenen gehört, die ich am ehesten geopfert hätte. Ebenso einen oder zwei Songs im zerdehnten Mittelteil. Der Soundtrack von O. P. Nayyar ist insgesamt zwar gut, doch bis auf zwei Ausnahmen nicht sehr dauerhaft. Diese zwei sind der leidvolle "Woh Hans Ke Mile Humse", der oft zu einem von Asha Bhosles besten Songs gezählt wird, sowie mein Favorit, der flottere "Dil To Behle Se".
Zusammen mit ein paar Seitenhieben auf die Mächtigen, die des Geldes willen Zeitungen manipulieren, sowie witzigen Zankereien zwischen Dharmendra und Tanuja heben Musik und Schauspieler den Film aus der Masse. Doch gegen Schluss zerfällt das Ganze. Sinhas übermelodramatischer Absturz in den Wahnsinn ist weder glaubhaft noch passt er so richtig zum Ton des Films. Als wolle Regisseur Saheed Latif (1913-1967) den Film wichtiger machen, als er ist, verleiht er dem Ende Schwere, die forciert herüberkommt und den Gesamteindruck stört.
In meinen Augen fährt man besser, wenn man "Baharen Phir Bhi Aayengi" als lockeres Liebesdreieck mit ein paar dramatischen Wendungen anschaut und den Schluss nicht gar so ernst nimmt, wie er gemeint ist. Es ist so oder so ein guter Film. Einer, der seine 139 Minuten Lauflänge mit vielen interessanten Aspekten füllt - doch von einem Meisterwerk Dutt'scher Prägung scheint er vor allem inszenatorisch weit entfernt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB: Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Shaheed Latif

Liebes-
Tragikomödie

Humor * *

Spannung * *

Trade Classification: -

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B a m b a i   K a   B a b u

Reviewed 11.1.05

Indien 1996 Raghuveer (Saeed Jaffrey) und seine Frau Veena (Reema Lagoo) führen ein Hotel in der Umgebung von Manali im Staat Himachal Pradesh. Ihr Sohn Vikram "Vicky" (Saif Ali Khan) ist das schwarze Schaf der Familie. Mit dem Vater versteht er sich nicht. Anders Amit (Atul Agnihotri): Der Adoptivsohn ist zu den Eltern loyal und hält trotzdem bedingungslos zu seinem Bruder. Umso trauriger ist er deshalb, als Vicky nach Bombay zieht, um das grosse Geld zu machen. Schon kurz nach der Ankunft macht Vikram die Bekanntschaft des Gangsterbosses Masterji (Dalip Tahil). Indem er dessen Erzfeind Jaya Shetty (Vishwajeet Pradhan) zu Masterjis Untertan macht, erarbeitet er sich das Ansehen innerhalb der Gangsterfamilie. Doch nun giert Masterji nach mehr: Er will politische Macht und dazu Religionsunruhen anzetteln. Da macht Vicky nicht mit und gerät dadurch auf die Abschussliste seines Bosses. Nun taucht auch der besorgte Amit in der Stadt auf und macht sich mit Hilfe der Fotografin Neha (Kajol) auf die Suche nach Vicky.
"Bambai Ka Babu" ist einer von vielen Actionfilmen, die in den 90ern unbeachtet von den Zuschauern durch die Kinosäle geisterten. Die Ära der familientauglichen Liebesfilme war angebrochen, explosiveres Material hatte einen schweren Stand. Der Hauptdarsteller, Saif Ali Khan, konnte seinen wirklichen Durchbruch denn auch erst im neuen Jahrtausend schaffen. Seinem gleichaltrigen Co-Star Atul Agnihotri blieb er sogar bis heute versperrt. Die einzige, die schon 1996 zur Top-Liga gehörte, war Kajol. Doch sie tritt erst nach 75 Minuten auf und verleiht dem Film wenig Star-Profil. Sie war mittlerweile als Shahrukh Khans Leinwand-Partnerin etabliert, mit anderen Co-Stars blieben Erfolge oft aus.
Der Film von Vikram Bhatt hat denn auch wenig wirklich Grossartiges an sich. Er ist ganz okay inszeniert, nur 148 Minuten lang, die Songs sind passabel, die Schauspieler auch. Und thematisch tritt einmal mehr die Problematik der Religionskonflikte in den Vordergrund, die damals viele Filmemacher beschäftigten. "Bambai Ka Babu" nutzt sie zwar nur für die Zuspitzung der Dramatik, aber der Held wird erst durch sie geläutert. Durchaus ein nachvollziehbarer, wenn auch etwas schematischer Plot. Um die Sache noch etwas zu würzen, gibts in Kajols Nebenhandlung einen ziemlich forcierten Twist, der nicht viel Wirkung entfaltet. Dafür ist halt eben Kajols Rolle zu unbedeutend.
Das Augenmerk liegt ganz auf Saif und Atul. Ihr blutiger Kampf erinnert an einen Sunny Deol-Film, doch ihre Aktionen werden nicht durch endloses Geschrei gerechtfertigt, sondern durch die Ereignisse im Film. Das ist dramaturgisch immer stärker, als den Zuschauern die Argumente regelrecht ins Gesicht zu schleudern. "Bambai Ka Babu", übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Klassiker von 1960, bleibt dennoch ein komplett lapidarer Film. Nicht einmal der Soundtrack lohnt sich: "Mere Ghar Ka" ist witzige Routine, "Koi Kahe Mujhe" eine doofe Nachtclub-Nummer, "Chori Chori" ein netter Pop-Song, "Bambai Ka Babu" ein gefälliger Pop-Track, bei dem Saif abtanzen kann, "Maine Kuch Khoya Hai" ein gut gesungenes Trauerlied und "Honge Kabhi Abna" (das einzige Stück mit Kajol) ein lahmer Bergwalzer. Jeder Ton, jede Wendung, jede Kameraeinstellung blanker Durchschnitt. Nichts, worüber es sich aufzuregen lohnt - im positiven oder negativen Sinne.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Bombay Ka Babu
Regie: Vikram Bhatt

Actiondrama

Action * *

Humor *

Trade Classification: Flop

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B a n d h a n

Reviewed 22.11.03

Indien 1998 Pooja (Adhwini Bhave) lebt mit ihren Eltern und ihrem geliebten kleinen Bruder Raju in einem armen Dorf. Sie haben kein Geld, lieben sich aber über alles. Da tritt der reiche Suraj Pratop (Jackie Shroff) in ihr Leben. Er trifft Pooja in einem Tempel und bittet sie, ihn zu heiraten. Sie stimmt zu - wenn sie Raju mitnehmen darf. Jahre später ist aus Raju (Salman Khan) ein junger Mann geworden, der auf dem Anwesen von Suraj arbeitet und ihm absolut hörig ist. Zudem hat er sich in Jyoti (Rambha) verliebt, Surajs kleine Schwester, die nach langer Abwesenheit zurückgekehrt ist. Alles scheint gut zu kommen, doch da haben es die schöne Prostituierte Vaishali (Shweta Menon) und deren Bruder Gajendra (Mukesh Rishi) auf ihr Glück abgesehen. Vaishali verführt Suraj und treibt einen Keil zwischen ihn und Raju.
"Bandhan" beginnt wie ein richtiger Familienfilm. Ein reicher Mann erkürt ein armes Mädchen zu seiner Frau. Sie nimmt ihren geliebten kleinen Bruder mit ins neue Haus. Die Symbolik ist stark: Wenn Pooja zum ersten Mal über die Schwelle von Surajs Haus tritt, ergreift sie die Hand des Bruders und macht den "ehelichen Schritt" quasi gemeinsam. Sie bringt den Buben also in die Ehe. Das erklärt die Bindung (so der Titel des Films) aller Personen. Die Probleme beginnen sich aber bald anzubahnen - in Form von Erotik.
Die Versuchung des Fleisches ist der eigentliche Bösewicht in "Bandhan". So ist der erste Auftritt des Comic-Relief-Duos Millu & Chillu sexuell aufgeladen. Erst im Song "Dil Kis Ko", danach im Umkleideraum, als die zwei mit der schönen Vaishali beinahe verbalen Sex haben. Vaishali ist Tänzerin und Prostituierte, ein klassischer Bollywood-Vamp ("People just long to touch me!"). Doch selbst beim "unschuldigen" Paar Raju und Jyoti wird geflirtet und angefasst. Dann kommt die Wendung, die ich einfach nicht kapieren will, die aber die zweite Hälfte des Films erst ermöglicht: Suraj geht fremd. Klar ist Vaishali eine Bombe, aber der Grund für Surajs Seitensprung wird nie erläutert. Zumal es nicht bei einem Mal bleibt. Er wird ihr hörig - dabei ist er vorher als integrer Mann hingestellt worden. Er liebt seine Frau, seinen Status. All dies macht überhaupt keinen Sinn!
Doch nun, da Suraj zum temporären Bösewicht aufgestiegen ist, überschlagen sich die Ereignisse - und die Masse an Symbolen. Alles vom demonstrativen Ins-Haar-Streichen des Vermilions über die Beerdigung des Vaters bis hin zum weinenden Pferd ist anzutreffen. Regisseur K. Muralimohana Rao trägt viel zu dick auf, doch das indische Publikum dürfte sich dennoch freuen. Das extrem konstruierte Drehbuch bietet auch sonst wenig Neues. Weitere Pannen sind die modischen Verfehlungen, die mässigen Schauspieler und die Doppelmoral: Sex wird als Sündenbock hingestellt, aber Rao macht keinen Hehl daraus, dass er den Sex sehr gerne filmt. Tja, er ist der Lust wohl auch verfallen ... kein Wunder, denn Shweta Menon ist auch die Schönste im Film. Ashwini Bhave strahlt keusche Schönheit aus, während Rambha keinerlei Ausstrahlung hat. Salman-Fans müssen auf die obligate "Hemd weg"-Szene übrigens bis zum Finale warten.
Die Songs sind ganz nett, "Dil Kis Ko" hat einen coolen Beat, aber öden Gesang. "Pyar Hua" ist plump, aber sehr schön gefilmt. "Sharmila" ist okay und "Balle Balle" bietet nicht nur den heissesten Groove des Films, sondern auch den bleibendsten Refrain. Letztendlich vermögen die Lieder den mässigen Film auch nicht zu retten. "Bandhan" ist forciert, überlang und voller Pathos. Sicher kein Highlight des Jahres 1998.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Verbindung (Übersetzung)
Regie: K. Muralimohana Rao

Drama

Action * *

Humor *

Trade Classification: Semi-Hit / Hit

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B a n d i n i

Reviewed 17.4.05

Indien 1963 Kalyani (Nutan) kommt 1934 in ein Frauengefängnis. Sie muss acht Jahre wegen einem Giftmord absitzen. Die anständige Frau ist der Liebling der Wärter. Als eine Insassin an Tuberkulose erkrankt und der Gefängnisdoktor Devendra (Dharmendra) nach einer Pflegerin sucht, fällt sie auch ihm auf, denn Kalyani meldet sich als einzige freiwillig. Devendra entwickelt Gefühle für sie und riskiert seine soziale Ausgrenzung. Der Gefängnisdirektor will deshalb endlich wissen, was Kalyanis Geschichte ist. Er liest ihre Aufzeichnungen und erfährt, dass sie die Tochter eines Dorf-Pöstlers (Raja Paranjpe) in Bengalen war und sich in den Revolutionär Bikash Ghosh (Ashok Kumar) verliebte. Als ihr Vater endlich sein okay für eine Heirat gab, musste Bikash aus dem Dorf verschwinden. Kalyani hörte erst viel später von ihm: Er hat eine andere geheiratet!
"Bandini" ist Bimal Roys (1909-1966) letzter Film - und vielleicht auch sein bester. Haarscharf an 4 Sternen vorbei schlittert er wegen ein paar Problemen, die ich im Verlauf der Rückblende hatte. Dazu später. Für jeden, der sich nur annähernd für klassisches Bollywood-Kino interessiert, ist "Bandini" aber zweifelsfrei ein Blindkauf. Das fantastisch gespielte, brillant gefilmte und ungewöhnlich erzählte Drama gewann 1964 die Filmfare Awards für besten Film, beste Schauspielerin, beste Regie, beste Kamera, beste Story und besten Ton. Eigentlich alle davon absolut verdient.
An anderer Stelle habe ich mit gemischten Gefühlen auf Roys bekannteste Filme Devdas und Madhumati geblickt. Beide leiden vor allem an einem seltsamen Fatalismus, der manchen indischen Filmen anhängt. Die scheinbare Passivität der Personen ist aus nicht-indischer Sicht oft schwer zu schlucken. Auch in "Bandini" tritt dieses Phänomen auf, vorwiegend in der ersten Stunde, in der Kalyani auf keine Anschuldigung wirklich reagiert. Auch in der Rückblende gibt es einen Moment, in dem Kalyani am Morgen aufwacht und Bikash ihren Arm hält. Ein Polizist sieht die Szene und sofort ist im Dorf der Teufel los. Aber Kalyani erklärt nicht, dass Bikash Fieber hatte und sie neben ihm einschlief. Als sehe sie sich selbst als Sünderin oder als ob sie das Gefühl habe, ihr glaube eh niemand. Solche Szenen machen mich in manchem indischen Film schnell wütend.
In "Bandini" sind sie zum Glück wohl dosiert - es dominiert ein starker, ungewöhnlicher Plot. Die erste Stunde zeigt den Gefängnisalltag und führt Kalyani als ehrenvolle, willensstarke Frau ein. Die Rückblende, die bis kurz vor Schluss dauert, erzählt die interessante und bewegende Vorgeschichte mit mancher Überraschung. Nur das Ende lag für mich etwas schief. Ich weiss nicht wieso, denn immerhin erscheint es die dramaturgisch logische Lösung zu sein, aber ich hatte Mühe mit Kalyanis Entscheidung. Ich sträubte mich emotional gegen den Schluss. Bevor ich nun noch mehr negative Aspekte bringe, endlich zu jenen, an denen es einfach gar nichts auszusetzen gibt.
Da sind zum einen die Schauspieler: Nutan (1936-1991), die jung als Schönheitskönigin zu Filmerfolgen kam und in den 50ern in der Schweiz lebte, zeigt eine umwerfende Darbietung. Ihr leicht strenges und doch warmes Gesicht zeigt die zwei Seiten ihrer Figur, ihr nuanciertes Spiel lässt tief in ihre Seele blicken. Ashok Kumar (1911-2001) kann nicht ganz mithalten, überzeugt aber auf alle Fälle. Der junge Dharmendra kommt nur in der ersten Stunde vor, hinterlässt aber ebenfalls einen bleibenden Eindruck. Ebenso begeistern kann man sich für die exquisite Kameraarbeit von Kamal Bose. Sein Spiel mit Licht und Schatten, seine Bildkompositionen sind einfach bezaubernd.
Und dann ist da natürlich die Musik von Maestro S.D. Burman. Ich habe schon an anderer Stelle erklärt, dass die klassischen Songs mich weniger ansprechen als die heutigen - aber in "Bandini" hat es ein paar Lieder, die sind klasse. Seltsamerweise gefallen mir Asha Bosles "
O panncchi pyaare", Manna Deys patriotisches "Mat ro maata" und Lata Mangeshkars "Jogi jab se tu aaya mere dwaare" am besten. Ashas gefeierter "Ab ke baras" und Mukeshs "O jaanewale" fand ich okay, während mir "Mora gora ang lai le" mit dem Gulzar sein Debüt als Lyric-Schreiber gab, nicht so gefiel. Fast alle Kritiker bezeichnen das Lied als eines der schönsten überhaupt, doch mir war Latas Gesang viel zu hoch. Ich mag die ganz hoch gesungenen Stücke nicht. Inszeniert ist dieser Track aber gefühlvoll - was übrigens für alle gilt. In den meisten klassischen Bollywood-Filmen ist der Song visuell Teil des Ganzen, in "Bandini" wirken manche Nummern bereits leicht ausgekoppelt. Nicht so krass wie heutige Item Numbers, die nichts mehr mit dem Film zu tun haben, aber in "Bandini" macht sich ein Trend bemerkbar, den einzelnen Song zwar inhaltlich in der Story zu belassen, inszenatorisch ihn aber vom Rest abzuheben.
"Bandini" ist letztendlich einfach ein wahnsinnig schöner Film. Gespielt, inszeniert und erzählt in Top-Qualität und trotz einiger inhaltlicher Schwächen und Längen im Mittelteil der Rückblende ein Film, der kaum langweilt. 147 Minuten lang schwelgen in klassischem Bollywood-Kino.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Bimal Roy

Drama

Spannung * *

Gefühl * *

Trade Classification: -

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B a n d i t   Q u e e n

Reviewed 3.11.04

Indien 1994 Als Elfjährige wird Phoolan Devi von ihren aus einer niederen Kaste stammenden Eltern mit dem erwachsenen Puttilal (Aditya Srivastava) verheiratet. Als er es zum ersten Mal zum Sex zwingt, flieht das Mädchen nach Hause. Im Dorf wird sie verstossen und diskriminiert, da sie sich gegen ihren Gatten gestemmt hat. Als der Sohn eines Thakurs die erwachsene Phoolan Devi (Seema Biswas) vergewaltigen will, wehrt sie sich und wird dafür aus der Gemeinde verbannt. Sie schliesst sich den Gangstern von Babu Gujjar Singh (Anirudh Agarwal) an. Als auch der sie vergewaltigt, erschiesst sein Untergebener Vikram Mallah Mastana (Nirmal Pandey) ihn. Vikram und Phoolan werden ein Paar und führen die Gang. Die Thakurs fühlen sich eingeschüchtert. Einer von ihnen, der skrupellose Sri Ram (Govind Namdeo), erschiesst Vikram und kidnappt Phoolan, die von seinen Männern mehrfach vergewaltigt und gedemütigt wird. Nach ihrer Flucht gründet Phoolan mit Vikrams Freund Man Singh (Manoj Bajpai) eine neue Gang.
Phoolan Devi stellte sich 1983 nach einem Deal mit Premierministerin Indira Gandhi den Behörden, um der Todesstrafe zu entgehen. Sie wurde von zehntausenden Menschen aus tiefen Kasten gefeiert und wanderte in den Knast. Dort sass sie ohne Gerichtsverhandlung bis 1994, als der neue Chief Minister des Bundesstaates Uttar Pradesh,
Mulayam Singh Yadav, sie begnadigte. Phoolan konvertierte kurz darauf zum Buddhismus und trat in Yadavs sozialdemokratische Samajwadi-Partei ein und zog 1996 ins indische Parlament. Am 25. Juli 2001 wurde sie 38-jährig erschossen.
Dies die Fakten. Doch dahinter steckt eine der charismatischsten, gefeiertsten und umstrittensten Figuren Indiens: Die "Bandit Queen", die Königin der Blumen. Die Angehörigen der niedrigen Kasten feierten sie als Kämpferin für ihre Sache, andere sahen sie als radikale Feministin, wieder andere als kaltblütige Mörderin. Das Massaker an den 22 Thakurs (Hochkastigen) bestritt sie zeitlebens, doch im Roman von Mala Sen ("India's Bandit Queen") nimmt die Tat eine zentrale Rolle ein. Der aus einer hohen Kaste stammende Regisseur Shekhar Kapur ("Elizabeth") nahm Sens Buch als Vorlage und widmete seine Biografie weniger Devis eigenen Aussagen als dem, was zwischen den Zeilen steht. Devi selbst griff den Film an und verlangte juristisch ein Verbot, da sie nicht am Massaker beteiligt gewesen sein soll und auch nicht Opfer von Massenvergewaltigungen wurde, wie sie im Film beschrieben sind.
Insofern kann man das "This is a true story" zu Filmbeginn ignorieren - aber das "true" bezieht sich dann halt auf eine Reihe von Frauenschicksalen in Indien. Das zweite Zitat zu Filmbeginn ist noch vielsagender: Aus dem religiösen "Manu Smiriti"-Buch wird zitiert "Tiere, Trommeln, Analphabeten, niedrige Kasten und Frauen sind es wert, geschlagen zu werden". Diese Mentalität klagen Kapur und Sen an, ob die Story nun 1:1 dem Leben Devis folgt oder nicht. Und diesbezüglich ist "Bandit Queen" ein starker, aggressiver Film. Es wird andauernd vergewaltigt oder misshandelt, doch Kapur umgeht es dennoch fast, Devi zur Heldin zu stilisieren. Spätestens das Massaker macht klar, dass die Frau eine Wut entwickelt hat, die nicht mehr applaudiert werden kann. Natürlich ist ihr Leben eine einzige Hölle gewesen und ihr Handeln ist nachvollziehbar - aber Kapur erklärt nie, dass er ihr Tun gutheisst.
Dafür macht er ein paar andere Fehler. Dazu gehört das letzte Filmdrittel, das die Ereignisse in einem viel zu grossen Tempo voranbringt. 10-20 Minuten mehr Film hätten wohl nicht schaden können. Auch das Drehbuch ist bei aller Sympathie doch etwas schematisch. Frau wird misshandelt, Frau wird Gangster, Frau rächt sich. Die Ereignisse sind weitgehend voraussehbar. Wie Kapur sie präsentiert, macht den Film aber absolut sehenswert. Zum einen hat er eine erstklassige Schauspielriege zur Verfügung, angeführt von der starken Seema Biswas (Company, Khamoshi) und unterstützt von bekannteren Bollywood-Gesichtern wie Govind Namdeo, Manoj Bajpai und Raghuvir Yadav.
Zum anderen sind die Musik des Pakistani Nusrat Fateh Ali Khan und die Bilder von Ashok Mehta (Moksha-Regisseur, Chalte Chalte-Kameramann) und Giles Nuttgens (Fire) beeindruckend. Dank dieser herausragenden Inszenierung, der packenden Geschichte und dem Mut, Indiens Filmlandschaft auch kontroverses Material nicht vorzuenthalten, gebührt "Bandit Queen" sicherlich ein Platz in den Annalen des Bollywood-Kinos.

Hier auf DVD erhältlich (AUS)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (AUS): Code 4 NTSC. Hindi 2.0. mit eingebrannten engl. UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Phoolan Devi; Phoolan Devi - The Bandit Queen
Regie: Shekhar Kapur

Drama

Action * *

Anspruch * * *

Trade Classification: Hit

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B a r d a a s h t

Reviewed 18.5.04

Indien 2004 Major Aditya Shrivastav (Bobby Deol) ist ein musterhafter Soldat. Doch als er den diabolischen Befehl eines Vorgesetzten missachtet, wird er unehrenvoll aus der Armee entlassen. Adityas Freundin Payal (Lara Dutta) trennt sich von ihm, sein jüngerer Bruder Anuj (Ritesh Deshmukh) schämt sich. Im College ist Anuj zwar ein Musterschüler, doch er frönt dem Alkohol. Als er beim Diebstahl von Prüfungen erwischt wird, will ihn der Rektor von der Schule schmeissen. Aditya verhindert dies, danach geraten sie in Streit. Anuj verschwindet, später erfährt Aditya, dass sein geliebter Bruder tot ist! Die Polizei erzählt, er sei ein Drogendealer und auf der Flucht erschossen worden. Doch von Anujs Freundin Ramona (Tara Sharma) erfährt Aditya die Wahrheit: ACP Yashwant Thakur (Rahul Dev) und seine zwei Kollegen (Vishwajeet Pradhan, Ganesh Yadav) haben Anuj nach einer Routinekontrolle willkürlich umgebracht! Aditya will Gerechtigkeit und zieht mit der mittlerweile zur Anwältin gewordenen Payal vor Gericht gegen die drei Cops.
Ich hätte nie gedacht, dass mich Bobby Deol mal überraschen würde. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich den Schauspieler nicht sonderlich mag - doch sein jüngster Thriller "Bardaasht" vermochte mich nicht nur inhaltlich zu überraschen, er zeigte auch, dass Bobby durchaus schauspielern kann. Die erste Überraschung kommt am Anfang, wenn Bobby sich sehr reserviert gibt, den besonnenen Bruder überzeugend spielt. Und nach dem Tod seines geliebten Bruders auch wirklich echt leidet.
Danach folgen die Standard-Formeln des Genres. Korrupte Cops, das kennt man. Zwar geht "Bardaasht" schon sehr weit mit der Gewalt der Polizisten, aber es ist sicher nicht ein Novum. Was erwartet man nun? Tja, Bobby ist der Bruder von Sunny Deol, dem Hohepriester des Rachefeldzugs. Also wird es wohl ein paar tote Cops geben, oder? Weit gefehlt. Mit Hilfe der nicht minder souveränen "Miss Universe 2000", Lara Dutta, zerrt Bobby die Schuldigen vor Gericht und leidet erneut: wenn der Verteidiger seinen Bruder schlecht macht, wenn der Richter Beweise nicht zulässt, wenn Zeugen eingeschüchtert oder getötet werden. All das kennt man auch aus ähnlichen Hindi-Filmen, doch Bobby rastet nie aus, verliert sich nie in Selbstjustiz - sondern vertraut auf das Gesetz. Bis zuletzt.
Die letzte halbe Stunde ist besonders interessant. Sie beendet den Film zwar nicht neuartig (Erinnerungen an "The Negotiator" werden wach) - aber beinahe revolutionär für das Bollywood'sche Thriller- und Actionkino. Ohne nur einen Deut von Spannung einzubüssen, benutzt Regisseur E. Nivas (Dum) sein Hirn, um den Plot aufzulösen. Zum Schluss gibt es ein melancholisches Happy End, ein besonnenes Happy End. Kein Deol-schlägt-Köpfe-ein-und-triumphiert-Finale. Sondern ein zufriedenstellendes, ehrliches Finale. Dieser Erfolg ist Bobby und Lara zu verdanken, aber auch Nivas, Drehbuchautor Vikram Bhatt und Newcomer Ritesh Deshmuk (Masti). "Bardaasht" ist ein Thriller, der nicht wirklich neue Wege beschreitet, aber den Mut hat, nicht den grölenden Zuschauern in die Arme zu spielen, sondern einen ernst zu nehmenden Plot zu erzählen.
Er ist indes nicht gefeit vor Problemen. So ist "Bardaasht" mit 156 Minuten massiv zu lang, die drei Songs sind kleinere Enttäuschungen (bis auf die wunderschöne Lara in "Sil Sile Mulaqaton"), Tara Sharma (Saaya, Masti) spielt in den Gerichtsszenen viel zu aufdringlich und es hapert im Mittelteil gehörig mit dem Erzähltempo. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: "Bardaasht" ist ein souveräner Thriller mit einem souveränen Star. Danke für diese Überraschung, Bobby!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: E. Nivas

Thrillerdrama

Spannung * * *

Action *

Trade Classification: Flop

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B a r o o d

Reviewed 14.12.03

Indien 1998 Vor zwanzig Jahren hat der böse Mr. Singhal (Amrish Puri) den Polizisten Sharma erschossen. Seither will dessen Frau Gayatri Sharma (Raakhee) Rache. Ihr Sohn Jai (Akshay Kumar) weiss auch als Erwachsener nicht, wer seinen Vater ermordet hat. Und so verliebt er sich ganz ungezwungen in die erst etwas störrische Neha (Raveena Tandon). Die reiche Göre ist Singhals Tochter! Als der Fiesling die Affäre entdeckt, will er Neha umgehend mit Sanjay (Mohisha Bahl) verheiraten, dem Sohn des korrupten Commissioners Kalinath Gaur (Mohan Joshi). Doch für Neha riskiert Jai alles ...
In seinem letzten Film bringt Regisseur Pramod Chakravorty das ehemalige Liebespaar Akshay Kumar und Raveena Tandon zum sechsten Mal zusammen. Es war ihre letzte gemeinsame Arbeit als Stars (in "Aan", 2003, hatte Raveena nur ein Cameo) - und ein trauriger Abschluss für ein erfolgreiches Team: Chakravorty hat kein Gefühl für Inszenierung und schmeisst seine Protagonisten nicht nur in eine schematische Rächerhandlung, er veranstaltet auch ein gewaltiges Action-Tohuwabohu um sie herum, dass "Barood" immer surrealer und immer abstruser werden lässt. Wenn endlich das Finale mit bösen Wrestlern (!) in einem Set à la "The Running Man" stattfindet, hat man sämtliche Beziehung zum Film verloren. Die Handlung auf Autopilot, die Inszenierung auf Trash-Niveau. Nein, das vermag nicht zu fesseln.
Akshay ist dabei ganz okay, würde er nicht immer seine Haarlänge variieren. Raveena ist sexier als in anderen Filmen und hat auch eine wichtige Rolle - wenn auch keine Gute. Raakhee und Amrish sind in ihren Stereotypen gefangen, die sie x-Mal gespielt haben, nur Gulshan Grover darf als Amrishs Handlanger seinen Charakter etwas vom Üblichen variieren und bietet am Anfang gar Comic Relief. Johnny Lever schaut ganz kurz vorbei, bietet eine coole Persiflage von MC Hammer und Michael Jackson - und ist danach nur noch ätzend. Auch schauspielerisch also nichts zu holen.
Bei den Songs vielleicht? Nein. Das rockige Titellied "Mein Hoon Barood" ist okay, hat aber eine unglücklich im Stile eines Hitlergrusses choreografierte Passage. Die Ballade "Hum Tusi Mohabbat" ist langweilig, "Saana Saana" hat immerhin eine hübsche Melodie sowie Raveenas sexy Bewegungen in den Schweizer Alpen - die übrigens für den nordindischen Ferienort Simla herhalten müssen. "Ek Ladki Ek Ladka" ist schwach und fehlpatziert, "Raazi Raazi" eine 08/15-Nummer in der Schweiz und das letzte Stück, "Mach Gaya Shor" ist mit seinen tanzenden Skorpionen geradezu surreal.
Um zum Schluss zu kommen: Das Beste an "Barood" sind die Stunts. Zum Auftakt völlig over-the-top, dann auf Schweizer Skipisten ebenfalls völlig überdreht. Und wenn dabei zwar kein Willy-Bogner-Niveau erreicht wird, gibts immerhin einen grossen Kuss. Die besten Stunts bietet Akshay aber bei einem Garagenfight mit fahrenden Autos. Cool. Und eben: Akshay macht das Zeug wenigstens selbst. Das hebt seine Filme immerhin leicht aus der Masse hervor. Wenngleich auch das "Barood" nicht rettet ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Pramod Chakravorty

Actionfilm

Action * * *

Gewalt * *

Trade Classification: Average

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B a r s a a t

Reviewed 14.5.05

Indien 1949 Der Poet Pran (Raj Kapoor) träumt von der wahren Liebe, während sein bester Freund Gopal (Premnath) aller Romantik abgeschworen hat und Frauen nur zur Befriedigung seiner Lüste braucht. Unterwegs zu einem Haus, das sie für Pran kaufen wollen, legen die zwei einen Zwischenhalt bei der jungen Neela (Nimmi) ein, die Gopal von Herzen liebt. Nach der gemeinsamen Nacht verspricht er ihr, beim nächsten Monsoon zurückzukehren. Danach kaufen die zwei das Haus am Fluss, nicht zuletzt wegen der reizenden Nachbarschaft: Auf der anderen Seite des Flusses lebt ein Fischer, dessen Tochter Reshma (Nargis) der wackere Pran aus dem Wasser fischt und sich in sie verliebt. Doch ihr Vater hält nicht viel von dieser Beziehung. Als sie sich trotz allen Verboten zu ihm stehlen will, schneidet der Vater den Strick durch, der Reshma zu Pran führt und sie versinkt in den Fluten. Ein Fischer (K. N. Singh) rettet sie - und will sie heiraten.
"Barsaat" war Raj Kapoors zweite Regiearbeit und sein erster Grosserfolg. Das sensationelle Einspielergebnis ermöglichte ihm, ein Jahr darauf R.K. Productions zu kaufen, seiner Produktionsfirma gab er als "Dank" ein Logo aus "Barsaat": der Mann mit der Geige in der einen und der Frau in der anderen Hand. Doch das Melodrama ist nicht nur wichtig für Raj Kapoor und das indische Filmbusiness, es ist auch ein guter Film. Nicht ein gigantischer Knüller, aber ein enorm reizender, betörend gefilmter und blendend gespielter Liebesreigen mit tragischem Einschlag.
Mein grösstes Problem mit dem Film sind die Songs. "Barsaat" ist 158 Minuten lang und weist 13 Lieder auf. Drei davon unmittelbar hintereinander. Dazu kommt, dass Lata
Mangeshkar die einzige weibliche Gesangsstimme ist und die Nummern sich enorm ähneln - akustisch wie visuell. Ständig die wehmütigen Flehgesänge, in sich wiederholende Bilder gepackt, die eine Person beim "Schauen ins Leere" zeigen. Der Plot gibt ja nicht gewaltig viel her, deshalb verstehe ich gut, dass man die Gefühle mit Hilfe der Lieder untermauern will - aber nicht dreizehn Mal im immergleichen Stil. Die Tracks sind schön und manche seien Klassiker. Ich konnte wenig mit ihnen anfangen, wenngleich mir die ersten zwei dank ihrem Liebreiz gefielen - die späteren Songs sind melancholischer.
Eines schaffen die Lieder eben doch: Die Stimmung zu erzeugen, die den richtigen Hintergrund bildet für die tragische Liebe der Protagonisten. Im Zentrum steht die unschuldige Romanze von Pran und Reshma. Diese wiederum lebt ganz von der umwerfenden Chemie von Raj Kapoor und Nargis. Die zwei drehten zuvor schon den Superhit Andaz, doch "Barsaat" machte sie verdient zum Traumpaar. Sei es Rajs Tränen, die auf Nargis' Gesicht fallen, sei es ihr Dahinschmelzen zu seinem Geigenspiel - alles ist wunderbar zugänglich, hemmungslos romantisch und toll gespielt.
Premnath wiederum markiert das Gegenstück, einen Kerl, der nur Sex will. "Barsaat" ist diesbezüglich recht offenherzig, denn es ist klar, dass er bei seinem ersten Treffen mit Neela mit ihr schläft. Natürlich zeigt der Film nichts, aber die Bilder sagen genug. Einen solch vorehelichen Beischlaf findet man heute noch recht selten in Bollywood-Filmen, geschweige denn in den 40er-Jahren. Aber das zeigt gut, auf was Gopal aus ist. Nicht auf die Reshma-Pran'sche reine Liebe, sondern auf Lust. Neela hingegen ist im Herzen ebenso rein wie die beiden anderen Liebenden und ihr Anhimmeln von Gopal ist zum Zuschauen sehr schmerzvoll. Man schliesst dieses naive Kind sofort ins Herz, etwa wenn sie am Anfang Gopals Schuhe auszieht und die Füsse nicht einmal waschen will, bevor sie sie liebkost.
Apropos Füsse: Mancher Bollywood-Film hat einen leichten Fuss-Fetisch, doch "Barsaat" schlägt so manchen leicht aus dem Rennen. Selbst eine der tragischsten Entscheidungen des Films wird nicht etwa mit einem Shot auf die Person gezeigt, sondern auf ihre Füsse. Es stört nicht - aber es fällt auf. Wie dem auch sei: Neela, wunderbar gespielt von Debütantin Nimmi, betet alles von Gopal an und dass er dies nicht merkt, ist die Krux dieser zweiten Beziehung im Film.
"Barsaat" widmet sich ausführlich diesen parallelen Liebesgeschichten und flicht dazwischen einige typische Bollywood-Themen ein wie Zwangsheirat und elterlicher Groll gegenüber der Wahl des Geliebten - wobei Reshmas Vater hier recht deftig reagiert und seine Tochter den Fluten übergeben will. "Barsaat" lässt eben keine Chance aus, die Gefühle der Zuschauer zu stimulieren, mit Humor, Liebe und eben viel Drama. Dadurch entsteht ein sehr gefälliger Kontrast aus federleichtem Liebesgesäusel und hoch-melodramatischen Schicksalsschlägen. Genau das also, was man an Bollywood so mag. Das Gleichgewicht aus Plot und Songs mag nicht stimmen, die Handlung etwas gar durchschaubar sein - aber "Barsaat" ist visuell prächtiges frühes Bollywood-Kino, das vor allem eines tut: Raj Kapoor und Nargis zu einem Traumpaar zusammen zu schmieden.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Rain; The Monsoons
Regie: Raj Kapoor

Melodrama

Humor *

Spannung *

Trade Classification: Blockbuster

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B a r s a a t

Reviewed 19.11.05

Indien 1995 Badal (Bobby Deol) ist ein Mann vom Lande, der in die Stadt zieht, um ein College zu besuchen. An der Schule trifft er auf die arrogante Tina Oberoi (Twinkle Khanna), ein modernes Mädchen, welches das Landei Badal immer wieder veräppelt. Doch dabei wächst auch ihre Zuneigung und die beiden werden ein Paar. Dies passt Tinas Stiefvater Dinesh (Raj Babbar) überhaupt nicht. Er hatte einst Tinas Mutter getötet und wartet nun nur darauf, dass Tina das Erbe antreten kann - um ihr das Geld abzunehmen. Ein Lover ist ihm dabei im Weg. Deshalb heuert er den korrupten Polizisten Neghi (Danny Denzongpa) an, um Badal umzubringen.
Rajkumar Santoshi hat dem Hause Deol sein Regiedebüt
Ghayal zu verdanken. In seiner Anfangsphase als Bollywood-Regisseur war er deshalb den Deols verpflichtet. Der grosse Bruch folgte 2002, als Santoshi und Sunny Deol ihre "Bhagat Singh"-Projekte aufeinander losliessen. Sieben Jahre zuvor war die Welt jedoch noch in Ordnung. Als Dharmendra seinen jüngeren Sohn Bobby Deol als Star lancieren wollte, griff er darum auf Santoshi zurück. Der drehte mit Bobby und der ebenfalls debütierenden Twinkle Khanna (Tochter von Rajesh Khanna und Dimple Kapadia) den Film "Barsaat". Und wie es so oft ist bei Filmen, die bloss als Start-Vehikel für Star-Kinder dienen: Er enttäuscht.
Es handelt sich um eine überlange Masala-Romanze mit Thriller-, Comedy- und Action-Elementen, die nur in zwei, drei Actionszenen richtig in Schwung kommt. Der Auftakt ist hektisch, die Songs mittelmässig, der Plot voraussehbar und die Akteure nicht wirklich umwerfend. Bobby kommt etwas besser weg, aber grosse Emotionen löst der Kerl einfach nicht aus. Twinkle dagegen war nie mein Ding und ihr Debüt macht da keine Ausnahme. Ihr Spiel und ihre Mimik sind fad und die Dame generiert mit Bobby einfach keine Chemie. Eine ziemliche Fehlbesetzung.
Die Schurken sind wie üblich am chargieren, wobei Danny Denzongpa nicht übel ist mit seiner typisch stoisch-diabolischen Art. "Barsaat" ist ja letztendlich kein grosses Schauspielkino und das wäre auch egal, wenn der Rest stimmen würde. Tut er leider nicht. Sieht man von der Actionsequenz auf dem Zug und ein paar Sekunden Suspense ab ist dies ein Durchhänger. Die 166 Minuten kann man wahrlich besser verbringen - unter anderem bei jedem anderen Film von Rajkumar Santoshi, der hier vielleicht die blasseste Leistung seiner Karriere zeigte.
Trivia: 2005 spielte Bobby in einem Film gleichen Namens mit. Der neue Barsaat hat mit dem alten jedoch nicht viel zu tun: inhaltlich sind sie komplett verschieden. Der neue ist eine Spur besser.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 4.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Regen (Übersetzung)
Regie: Rajkumar Santoshi

Liebesthriller

Humor *

Spannung *

Trade Classification: Hit

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B a s   I t n a   S a   K h w a a b   H a i

Reviewed 12.1.04

Indien 2001 Suraj Shrivastav (Abhishek Bachchan) träumt von einem besseren Leben. Er will einmal so gross und mächtig sein wie der Verleger Naved Ali (Jackie Shroff), sein grosses Idol. Also besucht er dasselbe College wie Ali es einst tat und lernt dort die launige Pooja (Rani Mukherjee) kennen. Die zwei verlieben sich und Pooja unterstützt Surajs Ambitionen. Als er den entscheidenden Wettkampf verpasst, weil er einem Polizisten das Leben rettet, bekommt Suraj sein Stipendium nicht. Dafür taucht Lara Oberoi (Sushmita Sen) auf und erklärt ihm, er sei ein Held und Naved Ali würde ihn gerne treffen. Naved ist begeistert vom Elan Surajs und stellt ihn ein, damit er einen neuen nationalen Sender aufzieht. Suraj entfernt sich immer mehr von Pooja und merkt nicht, dass er eine gefährliche politische Bewegung in Gang gesetzt hat, die er kaum mehr stoppen kann.
"Bas Itna Sa Khwaab Hai" hat einige Szenen, die geradezu genial sind, so etwa der Hundertmeterlauf der Yuppie-Boys. Doch leider hat er rund dreimal so viele Szenen, die durchschnittlich sind. Oder fast schon schlecht. Als Ganzes ist das Debüt von Goldie Behl recht anschaulich, aber es fehlen Einzigartigkeit und Mut. Die Handlung hätte man noch aggressiver gestalten können. Die Korruption der Macht, die Lenkbarkeit der Volksmassen, die Suche nach Führerfiguren - das hat fast schon Ansätze von Fight Club, doch BISKH erreicht nie dessen Tiefgang. Geschweige denn dessen Drive. Vielmehr dümpelt der Film vor sich hin, mischt etwas unbeholfen sozialkritische Thriller-Elemente mit gängigen Hindi-Formeln. Die Songs, so cool sie sind, stechen je länger je mehr unnötig aus dem Film heraus.
Dabei sind sie am Anfang gut integriert. BISHK beginnt als Highschool-Film, der vor allem von Ranis Charme lebt. Abhishek hat Mühe mit Tanzen, aber er ist okay. "Gaya maiya" wirkt bunt und fröhlich, "Kya hua" hat einen verspielten Beat, "Kuch Aisa Jahen" ist ein mittelmässiger Song, aber mit starken Bildern. "Dil Nasheen" markiert den Wechsel. Der Song ist sexy (vor allem Sushmita Sen) und steht im Kontrast zu den vorhergehenden Songs. "Yeh Hawaaein" zeigt dann nochmals Rani ganz süss und passt nicht mehr in den Film. Die letzten Songs hätte Behl sich dann gleich ganz sparen können. Denn nun hat BISKH den Ton gewechselt. Politik, Intrigen, Gewalt, falscher Nationalismus und Drama spielen nun die Hauptrolle. Sushmita wird zur wichtigen Leading Lady und ich mag sie in dieser Rolle. Jackie Shroff geht mehr nach Lehrbuch, aber seine Szenen mit Abhishek sind gut.
In der zweiten Hälfte kann man BISKH Unentschlossenheit vorwerfen, weil er den Ton zum ersten Teil variiert, aber ich finde den Wechsel logisch, schliesslich geht es darum, wie Suraj sich in seinen Träumen verrennt. Und wenn die Träume Albträume werden, macht das Sinn. Schlimmer ist die unentschlossene Inszenierung mit den Songs und der allzu simplen Auflösung. Da hätte mehr drin gelegen. BISKH ist kein übler Film, aber einer, der von vielen Klischees lebt, ein paar Songs zuviel hat und zum Schluss allzu leicht aufgelöst wird. Die Akteure sind sehenswert, der Film als Ganzes eigentlich nicht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: BISKH
Regie: Goldie Behl

Drama

Spannung * *

Humor *

Trade Classification: Desaster

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B a s   Y u n   H i

Reviewed 2003

Indien 2003 Bangalore: Kabir (Sameer Malhotra), Rohan (Rajiv Gopalakrishnan) und Aditya (Purab Kohli) sind beste Freunde. Doch während Koch Kabir sein Model Sara (Sandhya Shetty) hat und Aditya ständig reist und flirtet, ist Rohan oft allein. Anscheinend ist er mit Freundin Tara (Parmita Katkar) nicht ganz glücklich, denn eine Beschreibung seiner Traumfrau, die Aditya findet, passt nicht auf Tara. Dafür passt sie auf die hübsche Schauspielerin Veda (Nandita Das), eine Bekannte von Aditya. Der will Rohan nun einen Streich spielen und ihn mit Veda verkuppeln. Zudem will er alles gleich noch filmen. Doch es dauert nicht lange und Rohan verliebt sich in Veda. Dabei hat doch schon Aditya ein Auge auf sie geworfen!
Kaum zu glauben, dass Nandita Das auch einmal etwas anderes macht, als schwere Independent-Dramen. Mit "Bas Yun Hi" von Jungregisseur Raja Menon bleibt sie dem Independent-Kino zwar treu, doch Nandita spielt ein ganz normales urbanes Girlie. Ungewöhnlich - aber Nandita ist so süss wie immer. Ihr J.Lo-mässiges Hinterteil ist eine Abwechslung unter den immer dünner werdenden Bollywood-Stars. Das gilt auch für diesen Film: Sara-Darstellerin Sandhya Shetty (hier) ist spindeldürr. Sie ist wie die meisten anderen im Cast noch neu im Filmbusiness (der attraktive Purab Kohli etwa ist Moderator). Das macht eigentlich nichts, denn "Bas Yun Hi" ist als spontanes Filmchen angelegt, das das urbane Lebensgefühl widerspiegeln will - und dies in Bollywood-Rekordverdächtigen 91 Minuten (auch wenn auf dem DVD-Cover 166 Min. steht). Dieses Ziel erreicht der Film auch. Und auch die Musik ist recht gut - es hat u.a. eine Latino-inspirierten Hindi-Track zu dem einige Tänzer Latino-Schritte aufführen.
Doch am Schluss blieb ich etwas ratlos zurück. Ich habe hübsche, liebenswerte Akteure gesehen, einen Blick ins moderne Bangalore geworfen - und was noch? Eine Handlung kann man das ja nicht nennen. Zudem macht der Schluss keinen Sinn. Hat Veda jetzt Rohan geliebt? Wer wusste von dem Streich? Was sollte der Streich überhaupt? Irgendwie geht alles nicht richtig auf und der Film platzt wie eine Seifenblase. Schön anzusehen, doch danach ist alles vorbei und nix bleibt zurück. Ich möchte nicht zu harsch klingen, denn "Bas Yun Hi" ist ein gefälliger kleiner Film. Aber gut? Nein. Find ich nicht.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT.
Das Cover sagt: Anamorphic Widescreen - mein Bild war aber Fullscreen.
Alternative Titel: Bas Jun Hi; Einfach so (lose Übersetzung)
Regie: Raja Menon

Liebeskomödie

Humor * *

Gefühl * *

Trade Classification: Flop

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B a w a n d a r

Reviewed 2002

Indien 2000 Die englische Reporterin Amy (Laila Rouass) macht sich auf dem Land in der Nähe der Stadt Jaipur in Rajastan auf die Suche nach der tapferen Sanvri Devi (Nandita Das). Sie setzte sich im Dorf gegen die Verheiratung von Kindern ein und kämpfte für die Sache der Frauen. Dafür wurde sie vor den Augen ihres hilflosen Mannes Sohan (Raghuvir Yadav) von den Dorf-Führern vergewaltigt. Die Täter sind sich keiner Schuld bewusst, doch Sanvri will sie büssen lassen. Sie beginnt einen Spiessrutenlauf durch die juristischen Instanzen - und reicht Klage ein. Mit grosser politischer Wirkung.
Regisseur Jagmohan kennt man in Amerika als Jag Mundhra, Regisseur von solchem Erotikschund wie "Night Eyes". Mit "Bawandar" widmet er sich auch dem Thema Sex - aber auf komplett andere Weise: Das Drama ist ein international preisgekrönter Aufruf zur Emanzipation der Frauen, zum Abschaffen der Kasten und gegen das Verheiraten von Kindern. Die Thematik ist brandaktuell, was auch dadurch klar wird, dass der Film auf Tatsachen beruht. Der Film hört ohne Happy End auf, weil auch die Wahrheit (noch) kein Happy End hat: Sanvri kämpft noch immer für ihr Recht.
"Bawandar" weist aber nicht nur ein interessantes Thema auf, sondern ist auch toll inszeniert. Die Kamera-Arbeit ist beeindruckend, die Musik auf ruhige Art fesselnd, ohne je in lauten Bollywood-Bombast zu verfallen. Der grösste Bonus des Films ist jedoch Nandita Das. Ich bin eh ein Fan von ihr, doch "Bawandar" zeigt einmal mehr, warum. Sie reisst die Leinwand sozusagen an sich. Selbst wenn sie in typisch weiblicher Rajastan-Art vom Mann weggedreht ist, ist ihre Aura spürbar. Diese Frau wurde geschändet, hat aber die Power, sich dagegen zu wehren. Nicht mit Fäusten, nicht mit Schreien, doch ganz ruhig und bestimmt. Und glaubwürdig. Die Szenen nach der Vergewaltigung sind eigentlich ebenso schockierend wie die Vergewaltigung selbst. Erst wird Sanvri von den Behörden gedemütigt, dann vor Gericht blossgestellt. Mit fadenscheinigen Argumenten wie "höhere Kasten würden niedere nicht anfassen, geschweige denn vergewaltigen" wird ihr Ansinnen schlecht gemacht. Es ist beschämend für die grösste Demokratie der Welt so etwas zu hören. Nandita Das leidet in diesen Szenen still. Sie spielt die Frau, die glaubt, Gerechtigkeit könne man nicht erzwingen - aber irgendwann würde sie kommen, mit solcher verinnerlichter Innbrunst, dass man mit ihr mitleidet. Nicht auf moralisierende oder melodramatische Art - sondern weil das Gerechtigkeitsempfinden direkt aktiviert wird. Nandita ist der Angelpunkt des Films und ein Hauptgrund, wieso er funktioniert. Da auch die Nebendarsteller (u.a. Gulshan Grover für einmal nicht böse) toll sind, ist "Bawandar" ein Film, den man sich ansehen sollte. 125 Minuten engagiertes, packendes und sauber inszeniertes Kino, des lediglich unter der steifen Rahmenhandlung mit Laila Rouass und Rahul Khanna (Bollywood / Hollywood) leidet.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Bavandar; Sandstorm; Bawandar - Der Sandsturm
Regie: Jagmohan

Drama

Spannung *

Anspruch * *

Trade Classification: Flop

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B e d a r d i

Reviewed 17.4.06

Indien 1993 Nirbhay Saxena (Naseeruddin Shah) ist ein beliebter, wortgewandter Professor am Wilson College. Eines Tages gerät er an seinen alten Erzfeind Kanhaiya alias K.K. (Kiran Kumar), der fortan Saxenas Familie terrorisiert: Seine Frau Preeti (Reena Roy), seine Tochter Ritu, seine Schwester Suman und seinen Bruder Vijay (Ajay Devgan). Besonders Vijay rückt ins Visier des Gangsterbosses: Der arbeitlose Schüler hat sich nämlich in K.K.s Schwester Honey (Urmila Matondkar) verliebt und wird von K.K. nun für die Rache an Nirbhay instrumentalisiert.
Mit seiner einzigen Regiearbeit legte Krishnakant Pandya einen Actionthriller der B-Klasse vor: viele Prügeleien, pathetische Monologe und blutverschmierte Shirts. Dass er das Ganze auf 158 Minuten aufgeblasen hat, ist unverzeihlich, zumal die Songs nicht so viel Platz einnehmen. Dafür werden Zuschauer mit einem zerdehnten Finale, repetitiven Konfrontationsszenen und einer unnützen Romanze geplagt. Letzteres ermöglicht immerhin, dass Urmila zu ihren verdienten Szenen kommt. Sie hat für den Plot nur wenig Funktionen, was überrascht, zumal sie als K.K.s Schwester eigentlich Anlass zu einem "Romeo und Julia"-Plot geben würde. "Bedardi" nutzt diese Chance nicht und verschwendet Urmila als immerhin hübsches Beiwerk.
Der Fokus liegt ganz auf Ajay und Naseeruddin. Die beiden prügeln sich denn auch vorbildlich durch den Film, doch echte Power entwickeln sie selten. Das liegt wohl auch daran, dass man die Story schnell im Kopf durchgedacht hat und tatsächlich kaum eine Überraschung eintrifft. Von den korrupten Cops über die schmierigen Strassenrowdies bis hin zur lange geheim gehaltenen Hintergrundsgeschichte ist alles da und lustlos eingebettet.
Da aber die Musik von Laxmikant Pyarelal Laune macht, die Akteure ernsthaft und mit Enthusiasmus an die Figuren herangehen und weil Urmila auch als nutzloses Schmuckstück immerhin ein attraktives Schmuckstück ist, langweilt der 08/15-Reisser nicht völlig. Lediglich für Fans auf der Suche nach billigem Masala ist "Bedardi" darum einen kurzen, wenn auch wenig erwartungsvollen Blick wert.  

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln, Anamorphic Widescreen.
Regie: Krishnakant Pandya

Actionthriller

Action * * *

Spannung *

Trade Classification: Average

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B e t a

Reviewed 2.1.04

Indien 1992 Der Bub Raju wächst alleine bei seinem Vater (Akash Khurana) auf. Die Mutter ist gestorben. Deshalb wünscht sich der Kleine nichts sehnlicher als eine Mama. Der Vater erfüllt ihm den Wunsch und heiratet Laxmi (Aruna Irani). Doch die hat es nur auf das Vermögen des Vaters abgesehen. Sie lässt ihn bald für irr erklären, sperrt ihn in einem Zimmer ein und übernimmt alleine die Erziehung von Raju. Sie macht ihn zum Bauern und verbietet ihm, zu studieren. Das ist lediglich ihrem leiblichen Sohn überlassen. Viele Jahre später regieren Laxmi und ihr Bruder Totharam (Anupam Kher) das Haus während Raju (Anil Kapoor) ihr gutmütiger aber naiver Schläger geworden ist. Doch eines Tages verliebt er sich auf dem Jahrmarkt in die schöne Saraswati (Madhuri Dixit). Er verteidigt die Ehre der intelligenten Frau derart rigoros, dass sie ihn heiratet - noch bevor Laxmi ihn mit einer dummen Frau ihrer Wahl verkuppeln und das Erbe an sich reissen konnte. Saraswati zieht ins Haus und durchschaut Laxmis Intrigen schnell. Sie verbündet sich mit den Dienern und mit Rajus Vater, um die "Hexe" Laxmi zu besiegen.
Indra Kumars Zweitling (nach Dil) hat ein paar Elemente, die ihn ungemein unterhaltsam machen. Doch Kumars Regietalent war damals offensichtlich noch nicht weit entwickelt. Der Film ist thematisch unkonzentriert, inszenatorisch durchzogen und zu lang. Doch am Schlimmsten wiegen die unsäglichen Comedy-Einlagen von Anupam Kher und Co. Die ruinieren die dramatische Spannung, die das Duell Madhuri Dixit vs. Aruna Irani hergäbe. Dieser Kampf alleine wäre ungemein gelungen. Auch der Umstand, dass der Held des Films (Anil Kapoor) eigentlich ein fehlgeleiteter Depp ist. All dies ergäbe einen sehenswerten Film. Aber "Beta" ist nicht dieser Film.
Ein Hit wurde er dennoch. Der erfolgreichste Bollywoodfilm 1992 sogar. Und Madhuri avancierte dadurch zum "Dhak Dhak"-Girl, benannt nach dem bekanntesten Song des Films. Ein Jahr später war sie das "Choli Ke Peche"-Girl (Khalnayak)
und der beliebteste weibliche Star Indiens. Dies absolut verdient, weil sie in all den genannten Streifen (Dil, "Beta", Khalnayak) zu den Höhepunkten gehört. Sie tanzt wie eine Göttin, spielt mit Innbrunst und ist bildschön. Das gilt vor allem für "Beta". Anil Kapoor muss hinten anstehen, aber er spielt ganz okay. Aruna Irani ist diabolisch gut, wenngleich sie durchs Skript zu oft zurückgebunden wird anstatt wirklich gegen Madhuri zu intrigieren.
Schauspielerisch läge "Beta" jedenfalls im oberen Mittelfeld. Thematisch auch. Bei den Songs dagegen lediglich im Durchschnitt. Keine der Nummern von Anand-Milind hat mich wahnsinnig mitgerissen. "Khushiyon ka din" ist eine Kiddie-Nummer, "Dhak Dhak" sexy inszeniert und das Herzstück des Films - aber ich empfand den Song als mässig. "Koyal si teri boli" ist okay. Madhuri tanzt darin wirklich hübsch, Anil sieht daneben sehr steif aus. "Saiyanji se" präsentiert sich in Bild und Ton sehr klischiert (grüne Wiesen und Wälder, schöne Kostüme) und ist ganz hübsch. Den Abschluss macht mit "Main teri tu" eine weitere, völlig gewöhnliche Nummer.
"Beta" fällt für mich wegen all seinen Mängeln in das typische Frühe-90er-Territorium, in dem es einige Superhits gab, die mich kalt liessen. Etwas an diesen Streifen gefällt mir einfach nicht. Vielleicht ist es, dass sie in einer Übergangsphase gedreht wurden: Weg vom Video-Action-Trash der 80er hin zu den Romanzen der 90er. Und der Mix funktioniert einfach nicht immer, sondern lässt die Filme so schludrig, B-mässig aussehen. "Beta" ist kein übler Film, aber einer, der mit besserem Editing viel besser hätte werden können. Und die Songs hätte man auch etwas aufbessern können.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Sohn (Übersetzung)
Regie: Indra Kumar

Liebes-
Tragikomödie

Action * *

Humor * *

Trade Classification: Superhit

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B h a i   H o   T o   A i s a

Indien 1972 Ausführliche Kritik: hier.

 

B h a j i   o n   t h e   Be a c h

Reviewed 22.3.04

GB 1993 Simi (Shaheen Khan) organisiert für das "Asian Women's Centre" einen Ausflug für Inderinnen ans Meer im englischen Blackpool. Doch schon auf der Fahrt gibt es Zwist, der dann im Küstenort vollends ausbricht. Jede der Frauen hat nämlich Probleme - allen voran Ginder (Kim Vithana), die mit ihrem Sohn von ihrem prügelnden Gatten Ranjit (Jimmi Harkishin) geflohen ist. Die junge Hashinda (Sarita Khajuria), die eigentlich ein Studium beginnen wollte, entdeckt, dass sie von ihrem schwarzen Freund schwanger ist! Und die Mutter Asha (Lalita Ahmed) sucht nach Mut, mit der Tradition zu brechen.
Streng genommen gehört die Kritik natürlich nicht hierher, da das Frühwerk der Bend It Like Beckham-Regisseurin Gurinder Chadha kein Bollywood-Film ist. In England grösstenteils in Englisch gedreht, ohne Gesangsnummern oder Bollywood-Stars. Nein, das qualifiziert sich nicht. Aber der Cast ist indischen Ursprungs, die Regisseurin ist eine der prominentesten Filmemacherinnen mit indischen Wurzeln und das Thema ist ur-indisch. Also was soll's: hier die Kritik.
An Beckham kommt er einfach nicht ran. Dafür trifft er die Masala-Note noch zu wenig gut. Thematisch ist der Film in der Nähe von Ken Loach und Mike Leigh anzusiedeln, bloss femininer und indischer. Aber es ist dennoch eine Art Kitchen Sink-Film mit Charakteren aus der unteren Mittelschicht und Problemen, wie sie typischerweise in dieser Bevölkerungsgruppe vorkommen. Chadha macht aber selten den Fehler, dass ihr Film zu einer Predigt verkommt. Selbst die deftigste Aussage, dass indische Frauen in einem Gefängnis aus Patriarch und Sexismus stecken, wird mit einem Lächeln goutiert. Obwohl sie eben was Wahres hat, wird sie nicht allzu sehr hervorgehoben. Das macht die soziale Message verdaulicher. Nur am Schluss wirkt alles etwas dick aufgetragen, was nicht zuletzt am schwächlichen Spiel von Jimmi Harkishin liegt.
Aufgelockert mit ein paar indisch angehauchten Songs und guten Auftritten von Altstar Zohgra Sehgal (K3G), der mittlerweile ziemlich gealterten Beckham-Mama Shaheen Khan sowie Serienschauspielerin Kim Vithana kommt "Bhaji on the Beach" locker daher. Engagiert und erheiternd zugleich. "Bhaji" ist übrigens eine typisch indische Speise (Rezept für Pav Bhaji hier oder hier), die in England verwestlicht wurde. Deshalb hat Chadha den Begriff in den Titel genommen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB). Code 2 PAL. Englisch 2.0 ohne Untertitel. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: König (Übersetzung)
Regie: Gurinder Chadha

Tragikomödie

Humor * *

Anspruch * *

Trade Classification: -

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B h o o t

Reviewed 16.6.03

Indien 2003 Der Börsenmakler Vishal (Ajay Devgan) zieht in eine grossräumige Wohnung im 12. Stock eines Mumbaier Apartmentblocks. Er erfährt, dass die Vormieterin vom Balkon stürzte und starb - das verheimlicht Vishal seiner Frau Swati (Urmila Matondkar), um sie nicht zu strapazieren. Und weil er die Wohnung unbedingt will. Kurz nach dem Einzug erfährt Swati aber dennoch von dem Zwischenfall. Fortan wird sie von Visionen von der toten Manjeet geplagt und beginnt zu schlafwandeln. Vishal schaltet den Psychiater Dr. Rajan (Victor Banerjee) ein, doch auch der ist hilflos, als Swati zu jaulen und grunzen beginnt. Vishal muss handeln, da Inspektor Quereshi (Nana Patekar) Swati eines Mordes verdächtigt - und so landet er beim Medium Sarita (Rekha).
Ich kann nur wiederholen, was ich in anderen Besprechungen bereits erwähnt habe: Ram Gopal Varma ist einer von Indiens besten und vor allem innovativsten Regisseuren. Dies beweist er mit seinem Horrorfilm "Bhoot" eindrücklich. Zum einen ist er in einem Genre angesiedelt, das in Bollywood selten ist, dann gibt es keine Songs und die Lauflänge bleibt unter 120 Minuten. Selbst Romantik und komödiantische Ablenkung fehlt. Das zeichnet "Bhoot" denn auch aus: Die Konzentration auf das Apartment und seine zwei neuen Bewohner. Klar, dass die beiden schauspielerisch gut sein müssen. Ajay und Urmila sind tatsächlich astrein. Ajay wirkt etwas schläfrig, ist aber das beruhigende Zentrum im Film. Urmila dagegen geht mit jeder Minute mehr aus sich raus und bietet die wohl beste Performance ihrer Karriere. Ich bin nicht der Ansicht, es sei bereits die beste Schauspielleistung des Jahres, wie so viele Kritiker verlauten liessen, aber Urmila ist definitiv super. Auch die Nebendarsteller, obwohl manchmal unterfordert, sind top: Nana Patekar ist eine besondere Freude und
Fardeen Khan füllt eine wichtige Nebenrolle mit dem nötigen Star-Appeal.
A
ber ist "Bhoot" denn nun eine Offenbarung fürs indische Kino? Nein. Es ist ein routinierter, fürs Bollywood-Kino sehr spezieller Film, aber kein Meisterwerk. Die Story ist einfach zu bekannt und vorhersehbar, das Ende etwas zu simpel und einige Rollen zu wenig ausgebaut (v.a. jene von Rekha). Zudem ist Varmas Kamera zu selbstverliebt. Während er es bei der Musik versteht, dass weniger manchmal mehr ist (die Stille im Film ist besonders bedrohlich), zieht die Kamera zuviel Aufmerksamkeit auf sich. Bei jeder Gelegenheit ist sie schräg gehalten oder rotiert. Und mit übertriebenen Blautönen wird zusätzliche Spannung erzwungen. Das Resultat ist allzu selbstgefällig. Nur manchmal gelingen Varma fantastische Shots. Zwei Beispiele: Er filmt das Gebäude bei Nacht durch einen Baum hindurch und fährt mit der Kamera immer tiefer. Dadurch sieht der Baum aus wie eine Hand, die das Gebäude langsam in ihren Griff nimmt. Sehr gut. Oder wenn Urmila vor dem Spiegel steht und sich selber Angst einjagen will - subtil aber gut. Ich möchte den Film eh nicht fertig machen, denn er ist wirklich gelungen. Erwartet bloss keine Meisterleistung. Vielleicht ist es ja auch der Umstand, dass einige Kritiker Varmas Techniken mit Dario Argento vergleichen (v.a. mit "Tenebre"). Ich bin ja wirklich kein Fan von Dario und finde den Vergleich auch zu weit hergeholt ... aber vielleicht ist ja doch was Wahres dran und Varma hat sich das falsche Vorbild genommen ;)
Wie dem auch sei: "Bhoot" ist gut für ein paar Gruselmomente und für tolle Leistungen des Casts, vor allem von Urmila. Varmas Company ist aber der abgerundetere und innovativere Film. Für Varma ist "Bhoot" ein weiterer Weg hin zum eigenständigen und wegweisenden Regisseur - und der Erfolg ist ihm zu gönnen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Geist (Übersetzung)
Regie: Ram Gopal Varma

Horrorthriller

Spannung * * *

Action * *

Trade Classification: Hit

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B h o p a l   E x p r e s s

Reviewed 27.3.04

Indien 1999 Die Millionenstadt Bhopal im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh am 2. Dezember 1984: Aus der Pestizidfabrik von Union Carbide treten 40 Tonnen Gas aus, vorwiegend MIC (Methyl Isocyanate). Das Gift verteilt sich in einigen Quartieren der Stadt und tötet Tausende von Menschen. Panik bricht aus, die Ärzte sind überfordert. Da die Fabrik keine Angaben über das ausgetretene Gift machen will, wissen die Spitäler nicht, welches Gegenmittel sie einsetzen müssen. Die Fabrikführung  gibt keine Statements heraus und wird bald von Tausenden Indern belagert. Einer kommt herein: Babula Verma (Kay Kay Menon), ein junger Abteilungsleiter des Werks. Seine Bitte, mit Informationen rauszurücken, wird abgeblockt. Im Gegenteil: Die Verantwortlichen bereiten sogar Papiere vor, die Verma belasten. Er eilt zurück in die Stadt und erfährt, dass sein Freund Bashir Khan (Naseeruddin Shah) in das verseuchte Gebiet zurückgekehrt ist, um zu helfen. Und Vermas Frau Tara (Nethra Raghuraman) fährt bald mit dem Bhopal-Express-Zug in den Bahnhof ein, ein Gebiet, das stark verseucht ist!
Die Katastrophe von Bhopal ist das grösste Industrieunglück der Geschichte und ein Mahnmal für alle Fabrikbetreiber. Die Zahl der Toten, wenn man die indirekten Opfer mitzählt, übersteigt jene von Tschernobyl um ein Vielfaches, wobei genaue Zahlen über Spätfolgen schwierig aufzulisten sind. Union Carbide schreibt 3'800 Tote, 2'680 Behinderte und keine Spätfolgen. Von offizieller Seite heisst es indes 8'000 Tote, 500'000 Betroffene und noch heute jedes Jahr ca. 150 Tote - was auf ein Total von 160'000 Tote (!) herausläuft. Wie auch immer: Es war eine Tragödie von unglaublichem Ausmass. Dass ein indischer Regisseur sich daran wagen würde, war nur eine Frage der Zeit. Den Job unternahm zum 15. Jahrestag des Unglücks der ehemalige Werbefilmer Mahesh Mathai mit seinem Regiedebüt "Bhopal Express". Er vermischt die Ereignisse in der Union-Carbide-Fabrik mit dem Drama eines frisch verheirateten Paars. So findet er, wie die meisten Katastrophenfilme (siehe "Titanic"), Zugang durch eine private Story.
Mit 98 Minuten sehr kurz, souverän inszeniert und hervorragend gespielt. Das dachte auch David Lynch, der sich für den Film einsetzte und ihn unter "David Lynch presents" vermarktete. Inhaltlich ist "Bhopal Express" ein wenig formelhaft. Die erste Stunde führt die Charaktere ein, danach folgt die Katastrophe. Wahre Grösse zeigt Mathai etwa bei der surreal anmutenden Eröffnungssequenz, die später wiederholt wird. Oder bei jenen Szenen während dem Gas-Austritt, als das Gift einem Todesschleier gleich durch die Strassen zieht und die Menschen tot umfallen. Auch der Schluss gefiel mir. Er ist zwar kitschig, suggeriert aber den Neuanfang für das Paar - und damit für die ganze Umgebung von Bhopal. Erst danach kommt in den End Credits die Folgerung, die Anklage an Union Carbide - und die Aufzählung des ganzen Ausmasses der Katastrophe. Auch das routiniert, aber nicht 4-Stern-tauglich.
"Bhopal Express" ist dennoch ein sehenswerter, bewegender Film, was zweifellos am Thema liegt. Wie genau die Ereignisse mit der Realität übereinstimmen, kann ich schwer sagen. Noch heute streiten sich die Hinterbliebenen mit Dow Chemical (seit 2001 Muttergesellschaft von Union Carbide) und noch heute hält die Firma an der "unglücklicher Angestellter löste Katastrophe"-Theorie fest. Eine Theorie, die der Film übrigens zulässt - bloss wäre dann Verma dieser Angestellte und die Tat wäre ihm von den Fabrik-Oberen in die Schuhe geschoben worden. Beide Seiten, Dow Chemical bzw. Umwelt- und Menschenrechtsverbände, haben übrigens ähnlich lautende Websites: www.bhopal.com und www.bhopal.org . Letztere zeigt auch das berühmte Bild des vergrabenen Babykopfs (hier), das im Film angedeutet wird. Der Film richtet sich klar nach der zweiten Website, also nach den Opfern. Verständlich, ist es doch ein indischer Film - und verständlich auch, weil es die wahrscheinlichere Variante ist. Deshalb wirkt "Bhopal Express" hie und da manipulativ, aber wenn es um 160'000 Menschenleben geht, sei dies erlaubt.
PS: Die Kritik von rediff.com (siehe "want to know more?") beschreibt eine Szene im US-Hauptquartier, in dem Manager sagen "zum Glück ist dies in einem Drittweltland passiert". Diese Szene fehlte auf meiner Disk. Ob es sich dabei um Zensur handelt oder ob die Sequenz bloss in dem frühen Preview-Cut drin war, den Rediff gesehen hat, weiss ich leider nicht. Meine Disk war jedenfalls 98 Minuten lang,

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln. Widescreen.
Regie: Mahesh Methai

Katastrophen-
Drama

Spannung * * *

Gefühl * * *

Trade Classification: n/a

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B i c h h o o

Reviewed 16.4.04

Indien 2000 Jeeva (Bobby Deol) liebt Kiran (Malaika Arora). Doch deren mächtiger Vater will die Beziehung zerstören. Darum beschuldigt er Jeevas Mutter (Farida Jalal) und Schwester der Prostitution. Sie werden verhaftet und freigelassen. Doch die Schmach ist so gross, dass die Frauen sich verbrennen. Jeeva übt grausame Rache - und Kiran bringt sich um. Daraufhin wird Jeeva zum Profikiller, der gegen Entgelt am liebsten mächtige Männer tötet, die den Armen der Stadt etwas antun wollen. Er wohnt alleine mit seinem Skorpion in einem Wohnblock. In seiner Nachbarwohnung lebt Mr. Bali (Mohan Joshi) mit seiner Familie. Er ist in Drogengeschäfte verwickelt und schickaniert ständig seine Tochter Kiran (Rani Mukherjee). Eines Tages taucht der drogensüchtige Polizist ACP Devraj Khatri (Ashish Vidyarthi) auf und tötet die ganze Bali-Familie, weil der Vater ihn betrügen wollte. Nur Kiran überlebt, weil sie zu Jeeva flüchten konnte. Sie bittet ihn, ihr bei ihrer Rache zu helfen und sie zu trainieren. Dabei freunden sich die beiden an.
Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis mir klar wurde, dass "Bichhoo" eine Kopie von Luc Bessons "Léon" ist. Danach ist es so offensichtlich, dass es fast schon peinlich wird. Der Shot, in dem der Bösewicht (im Original Gary Oldman) die Pillen schluckt, den Kopf verdreht, die Kamera nach oben wandert und er danach die Türe eintritt, um die Familie zu ermorden, ist eins zu eins nachgestellt. Doch bei kleineren Details hat man das Gefühl, Regisseur Guddu Dhanoa (Kismat, Jaal) erinnere sich nur vage an "Léon". Da war doch eine Pflanze? Also lässt er Bobby Deol (in der Jean-Reno-Rolle) kurz eine Pflanze giessen. Doch den Part der Pflanze hat ein Skorpion übernommen. Der Titel "Bichhoo" muss ja gerechtfertigt sein.
Auch sonst sind etliche der Details erkennbar. Bloss dass halt das Mädchen diesmal etwas älter ist, dass die zwei sich verlieben und dass zwischendrin Songs auftauchen. "Tote Tote Ho Gaya" ist ein rassiger Einstieg mit Item Girl, "Ek Baari Take Le" hat einen coolen Tanzbeat und Malaika Arora macht in ihrem Gastauftritt sprichwörtlich eine gute Figur. "Jeevan Mein" ist eine 08/15-Nummer, aber mit schönen Locations. Danach kommen gleich zwei weitere Songs ohne grosse Pause: der deplazierte und langweilige "Pyaar Ho Na Jaye" und die gefällige aber ebenso unnötige Tanznummer "Pyaar Tu".
Bobby Deol, der ja meistens hölzern wirkt, ist als wortkarger Reno-Ersatz ganz passabel. Rani ist jedoch keine Natalie Portman. Sie hat weder deren Ungehobeltheit, noch deren Charisma ... ja nicht einmal deren Talent. Man beachte die Szene, in der Rani über den Tod ihres Bruders weinen muss. Ziemlich schlecht. Ach ja, dieser Szene voran geht im Original der Part, in dem die Killer morden und Portman an der Wohnung vorbeilaufen muss. Sie landet vor Renos Tür und winselt, damit er sie reinlässt. Die Szene ist extrem spannend. Doch Dhanoa, der sich ansonsten für keine Kopie zu schade ist, lässt Rani bereits bei Bobby im Zimmer sein. Der Spannungseffekt wird massiv minimiert.
Doch obwohl "Bichhoo" damit weder neu noch wirklich überzeugend ist, hat er doch Unterhaltungswert. Er ist mit 162 Minuten bis auf die letzten zwei Songs recht straff, er hat nette Tanzeinlagen, akzeptable Schauspieler - und er behält den Schluss bei. Der ist für einen Bollywood-Film fast schon gewagt. Ansonsten wagt Dhanoa nicht viel. Lieber nochmals "Léon" anschauen - denn der ist wirklich gut.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)
Alternative Titel: Bichoo; Skorpion (Übersetzung)
Regie: Guddu Dhanoa

Thriller

Action * *

Humor *

Trade Classification: Average, Hit im Norden

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B i w i   N o .   1

Reviewed 2003

Indien 1999 Prem Mehra (Salman Khan) ist sehr wohlhabend, hat eine attraktive Frau namens Pooja (Karishma Kapoor), die ihn liebt, und zwei Kinder, die ihn bewundern. Dennoch verliebt er sich Hals über Kopf in das Model Rupali Walia (Sushmita Sen) und gaukelt seiner Familie vor, er müsse auf Geschäftsreise in die Schweiz. In Wahrheit fliegt er mit Rupali hin. Geniessen können die zwei es nicht, denn Poojas Schwester Lovely (Tabu) und ihr Mann Dr. Lathan Khurana (Anil Kapoor) logieren im selben Hotel. Nach der Rückkehr passiert, was passieren muss: Die Affäre fliegt auf.
Mit "Biwi No. 1" ist Komödienspezialist David Dhawan (Ek Aur Ek Gyarah, Hum Kisi Se Kum Nahin) ein wahrhaftig amüsanter Klamauk mit eindrücklicher Besetzung gelungen - vielleicht der beste Film des Regisseurs, den ich bisher gesehen habe. Auf die Probleme des Films komme ich später zu reden, vorerst das Positive: Die Musik ist sehr groovig und reisst mit (insbesondere "Chunari Chunari" gefällt mir sehr gut), die Eröffnungssequenz und der 3. Song ("Mehboob Mere") sind in der Schweiz entstanden, Salman Khan ist ausgelassen, Miss Universe 1994 Sushmita Sen ist sehr sexy, Karishma Kapoor zeigt Präsenz und Tabu und Anil Kapoor liefern guten Support. Viele der Pointen sitzen - und es gibt keine nervigen Nebendarsteller à la Johnny Lever, sondern einfach ein amüsantes Haupt-Team.
Aber (ja, es gibt immer ein aber) - niemand in dem Film ist wirklich sympathisch. Salman geht fremd, Anil ist ein hinterlistiger Kooperateur, Karishma ist in der zweiten Hälfte manipulativ, Sushmita spannt Ehemänner aus, Tabu kommt zu wenig vor, als dass man sie mögen könnte und Karishmas Mutter bezichtigt Sushmita des Mordversuchs ... die Liste ist lang und führt dazu, dass mir keine der Figuren absolut sympathisch war. Aber es ist nicht allzu schlimm. Schon die Ausgangslage des Fremdgehens ist halt für einen indischen Film ungewöhnlich - und die dazu gehörende Auflösung wirkt nicht unerwartet auch etwas ungelenk. Die Botschaft des Films ist eigentlich "es ist leichter, eine Geliebte zu sein, als eine Ehefrau" - worüber vor allem die Männer sich mal Gedanken machen sollten. Insofern sind einige Parallelen zu Kubricks "Eyes Wide Shut" auszumachen. Im Ernst: Ehemann muss durch eine Odyssee der Versuchung, bevor er reumütig in den Schoss seiner Frau zurückkehrt. "Eyes Wide Shut" à la David Dhawan. Kein Meisterwerk - aber ein grosser Spass.

Hier auf DVD erhältlich (GB Edition)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Ehefrau Nummer eins (Übersetzung)
Regie: David Dhawan

Komödie

Humor * * *

Gefühl * *

Trade Classification: Hit / Superhit

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B l u f f   M a s t e r

Reviewed 25.10.05

Indien 1963 Ashok (Shammi Kapoor) lebt in Bombay und schlägt sich mit seinem flinken Mundwerk als Betrüger durch. Er erschummelt sich eine Kamera und bekommt so einen Job bei der Zeitung "Earthquake". Schon am ersten Tag legt er sich ungewollt mit seiner Chefin, der jungen Seema (Saira Banu) an, die die Zeitung von ihrem verstorbenen Papa geerbt hat. Doch Seema packt bald das Mitleid. Und als der ihr versprochene Schleimer Ram Kumar (Pran) auftaucht, stellt sie Ashok wieder ein, damit er in ihrer Nähe sein kann. Die zwei verlieben sich, was Seemas Onkel und Kumar gar nicht passt. Als wären dies nicht bereits genug Probleme, taucht auch noch Ashoks Mutter Jumna (Lalita Pawar) auf. Der alten Frau wurden die Ersparnisse der Dorfbevölkerung geklaut, weshalb sie nun hofft, das Geld von ihrem vermeintlich reichen Sohn in der Stadt zurückholen zu können.
Manmohan Desais Regiedebüt Chhalia war trotz dem Mitwirken von Raj Kapoor und Nutan an den Kinokassen kein Überflieger. Für seine zweite Arbeit "Bluff Master" holte Desai deshalb den Star du jour an Bord, Shammi Kapoor. Der "Desi Elvis" hatte 1957 mit Tumsa Nahin Dekha seinen richtigen Durchbruch feiern können und war zu dieser Zeit die filmische Ikone der indischen Jugend. Die Rechnung ging auf: "Bluff Master" wurde zum Hit und Desai war weiter im Geschäft. Die 60er waren indes noch nicht ganz sein Jahrzehnt. In den 70ern drehte er einige der grössten Klassiker des indischen Kinos und sein Masala-Stil mit den "Lost and Found"-Themen wurde berühmt. "Bluff Master" weist bedeutend weniger typische Desai-Merkmale auf. Aber ein paar gibts.
Zum Beispiel die spektakulären Szenen. Während des Songs "Govinda Aala Re Aala" besteigt der nicht gerade leichte Shammi Kapoor eine menschliche Pyramide. Den Song "Oye Chali Chali" absolviert Shammi gar in Damenbekleidung. Das sind Momente, die bleiben - und das zeichnet Desais Filme aus. Vom späteren "Lost and Found"-Thema ist hier aber noch nichts zu entdecken, auch das Masala-Feeling will sich nur bedingt einstellen, denn der Film ist primär eine Komödie. Die Thriller- und Actionelemente gegen Schluss wirken sogar wie Fremdkörper. Später in seiner Karriere schaffte es Desai spielend, verschiedene Genres unter einen Hut zu bringen.
Erstaunlicherweise vorhanden ist jedoch Logik. Die grossen Epen Desais sind sonst aufgeblasene, unglaubwürdige Absurditäten, die einzig wegen der unglaublichen Inszenierung zusammen gehalten werden. "Bluff Master" dagegen folgt einer einfachen Handlungsschnur und ist leicht nachvollziehbar. Das mag daran liegen, dass Desai keine Experimente einging und einen typischen Shammi-Streifen drehte. Der Superstar durfte denn auch seine typischen Gesten darbieten und auf seine immer wieder gerne aufgebotenen Co-Stars
Lalita Pawar und Pran zurückgreifen - und auf Junglee-Debütantin Saira Banu. Auch die Songs sind ganz auf Shammi zugeschnitten.
Wer also keinen waschechten Desai-Film erwartet, sondern eher eine Shammi-Swinging-Sixties-Komödie, der ist hier bestens aufgehoben. Gut aufgelegte Stars, tolle Musik und eine teilweise interessante Montage-Technik Desais machen den Film allemal sehenswert. Schade nur, ist der Film in Schwarzweiss, da Shammis poppiger Schauspielstil sich in Farbe einfach besser macht.
PS: Das CBFC-Zertifikat von 1974, das zu Filmbeginn erscheint, listet als Sprache "Urdu" auf. Da Hindi und Urdu so nahe beieinander sind, ist die Unterscheidung oft schwierig - doch dass "Bluff Master" explizit in Urdu gedreht worden sein soll, macht wenig Sinn.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Bluffmaster
Regie: Manmohan Desai

Komödie

Humor * * *

Spannung *

Trade Classification: Hit

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B o b b y

Reviewed 10.4.04

Indien 1973 Der Teenager Raj Nath (Rishi Kapoor), Sohn eines reichen Industriellen (Pran), verliebt sich in die niedliche 16-jährige Bobby (Dimple Kapadia). Sie ist die Enkelin seiner ehemaligen Haushälterin und Tochter des Fischers Braganza (Premnath). Die beiden können bald nicht mehr ohne einander leben - doch das sehen die Eltern natürlich anders. Mr. Nath beleidigt den armen Fischer worauf der seine Tochter einsperrt. Und Raj soll, damit das Treiben ein Ende hat, mit der infantilen Alka Sharma (Farida Jalal) verheiratet werden.
Mit seinem sehr persönlichen Lebenswerk Mera Naam Joker erlitt der Showman Raj Kapoor leider Schiffbruch. Er musste einsehen, dass die Leute mit seiner Mixtur aus Sozialkritik, Melancholie und Humor nichts mehr anfangen konnten. Also nahm er sich das junge-Liebe-Thema des US-Hits "Love Story" zum Vorbild, der auch in Indien zum Hit wurde, verband es mit einem Romeo-und-Julia-Plot und drehte so einen Film, der sich an die Jugend der Nation richten sollte: "Bobby". Die Hauptrolle übernahm sein damals 21-jähriger Sohn Rishi Kapoor und als Co-Star debütierte Dimple Kapadia. Der Film brach tatsächlich alle Rekorde. Er spielte mehr Geld ein als jeder Film vor ihm (Teuerung nicht mitgerechnet) und selbst am Ende der 70er, als ihn Sholay und Muqaddar Ka Sikandar überholt haben, stand er eindrücklich auf Platz 3 der Box-Office-Charts des ganzen Jahrzehnts. Noch heute hält er seine Position als einer der gloriosen Erfolge des Hindi-Kinos.
Doch "Bobbys" Siegeszug geht über jenen an den Kinokassen hinaus. Er war für seine Zeit extrem riskant - man beachte nur die Kleidung von Dimple. Sehr sexy angezogen, sehr trendy und mit sehr wenig Stoff. Die Bildgalerie hier gibt einige Einblicke. Diese freche Mode kam nicht nur an, sie prägte auch die Alltagsmode der nächsten Jahre. Sicherlich nicht gar so gewagt wie im Film, aber im selben, urbanen Stil. "Bobby" war also Filmhit und Stilvorlage.
Doch ist er auch gut? Oh ja. Er ist zwar vorhersehbar und unspektakulär, doch solide gespielt, hübsch inszeniert, kurzweilig und humorvoll. Das Finale gibt dem Ganzen dann auch etwas epische Breite. Von den Songs hats etwas gar viele, aber sie sind gut. "Main Shayar To Nahin" (das Rishi auch in Hum Tum anstimmt) und "Mujhe Kuch Kehna Hai" sind ganz hübsch - inklusive der kultigen Riesenbrille, die Rishi bei letzterem trägt. "Beskah Mandir Masjid" und "Hum Tum Ek Kamre" sind nett. "Na Chahoon Sona Chandi" zeigt Dimple in heisser Aufmachung und ist richtig zum Mitschunkeln. Der Song geht direkt in "Jhooth Bole Kauwa Kaate" über. Es folgen der etwas krächzige Wehklage-Song "Ankihiyon Ko Rehne Do" und der hysterische "Aye Pharna", der die spätere Standard-Tante Farida Jalal beim Abtanzen als geistig angeknackste Alka zeigt.
Doch im Zentrum stehen stets Rishi und Dimple. Rishi ist heute ein pummeliger Kerl und man fragt sich, wie er es je zum Star brachte - aber in "Bobby" war er noch sehr jung und strahlte stets Freude und Jugendlichkeit aus. Dimple Kapadia in ihrem Debüt ist sehr sexy. Sie sieht aus wie eine Kreuzung aus Scarlett Johansson und Sandra Bullock (Beispiel? Bild hier) - und sie spielt nicht nur eine 16-Jährige, sie ist tatsächlich erst 16! Jugendlicher Elan und Reife in einer starken Performance. Ein Jahr später heiratete Dimple den Bollywood-Star
Rajesh Khanna, mit dem sie eine Tochter hat: Twinkle Khanna, die Frau von Akshay Kumar. Rajesh und Dimple liessen sich später scheiden, worauf Dimple Affären mit Sunny Deol hatte und 1984 ein Comeback gab.
Doch noch einmal kurz zurück zum Film: "Bobby" bekommt knapp seine 3½ Sterne, doch man sollte ihn wegen seinem Einfluss, seiner Mode, seinen innovativ inszenierten Songs, seinen frischen Stars und seiner guten Machart schon gesehen haben. Alle, die sich für das 70's-Bollywood-Kino interessieren kommen eh nicht um ihn herum. Und Raj Kapoor war danach finanziell wieder rehabilitiert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Raj Kapoor

Liebesfilm

Gefühl * * *

Humor * *

Trade Classification: Blockbuster

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B o l l y w o o d   C a l l i n g

Reviewed 2002

Indien 2001 Pat Stormare (Pat Cusick) ist am Boden: Seine Verlobte hat ihn verlassen, er ist Alkoholiker und krebskrank. Zudem kriegt der Schauspieler keine Rollen. Da will ihn der Produzent Subranamiam (Om Puri) für eine Hauptrolle - in einem Bollywoodfilm! Pat bleibt nichts anderes übrig. Drehbuch gibts keines, Proben auch nicht. Der eitle Star Manu (Navin Nischol) setzt die Kamerapositionen fest und macht immer nur ein Take. Und er feuert den Regisseur. Pat muss Dialoge theatralisch vortragen, die er nicht versteht. Er dreht fast durch. Erst die schöne Kajal (Perizaad Zorabian) erzählt ihm, er solle sich einfach nicht so ernst nehmen, dann klappe das schon - tut es auch.
Eine liebenswerte Low-Budget-Satire auf die Bollywood'sche Filmindustrie, mit Altstar Om Puri blendend besetzt. Regisseur Kukunoor ist nicht darauf aus, die Hindi-Industrie schlecht zu machen, sondern bietet einen vergnüglichen Blick auf die Marotten und Ikonen Bollywoods - durchaus mit Melancholie und Nostalgie. Der Film braucht etwas, bis er in Schwung kommt und Hauptdarsteller Pat Cusick nimmt das "zurückhaltend Spielen" etwas zu ernst, aber "Bollywood Calling" ist gute Unterhaltung mit Charme.
Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Nagesh Kukunoor

Komödie

Humor * * *

Spannung *

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B o l l y w o o d   /   H o l l y w o o d

Reviewed 2002

Kanada 2002 Rahul (Rahul Khanna, Bawandar) ist ein reicher junger Mann mit indischen Wurzeln, der in Toronto lebt. Er liebt Kimberley (Jessica Paré, "Lost and Delirious") - eine Weisse. Mamma und Grossmama (Dina Pathak) können das nicht akzeptieren. Deshalb sind sie gar nicht unglücklich, als Kimberley beim Meditieren tödlich verunfallt. Seine Familie stellt Rahul nun ein Ultimatum: Entweder er findet bald eine indische Frau, oder die Hochzeit seiner Schwester Twinky (Risha Malik) platzt. Das will Rahul nicht. Als er in einer Bar das Escort-Girl Sue (Lisa Ray) trifft, das ihm sagt, sie sei aus Spanien und liebe Bollywood-Filme, kommt ihm eine Idee: Sue soll gegen Bezahlung seine Verlobte spielen, bis Twinky verheiratet ist. Sie schlägt ein und spielt die Inderin brillant - kein Wunder heisst sie in Wirklichkeit doch Sunita Singh! Die Familie schliesst sie schnell ins Herz und auch Rahul verliebt sich in sie.
Ja, "Bollywood / Hollywood" ist ein Film von Deepa Mehta. Ich konnte es erst auch nicht glauben, immerhin ist die Regisseurin bekannt für ihre sozialkritischen bis revolutionären Filme wie Fire. In der in Kanada in Englisch gedrehten Komödie legt sie ihre subversiven Ideen aber keineswegs beiseite. So darf Ranjit Chowdhry (Fire) in Drag auftreten und einige Bollywood-Filmroutinen werden subtil untergraben - etwa mit Einblendungen beim Beginn eines Songs. Ganz so giftig wie der Film hätte sein können, ist er aber dennoch nicht. Es steckt letztendlich viel "Pretty Woman" drin und da ist Gesellschaftskritik nicht im Übermass möglich.
Leider mangelt es dem Low-Budget-Film streckenweise aber auch an Charme. So fällt er zwischen die beiden Pole Unterhaltung und Anspruch. Er tendiert klar zur Unterhaltungsseite, aber um da ganz erfolgreich zu sein, benötigte er mehr Charme und Punch. So bleibt er hinter besseren Multikult
i-Hindi-Filmen wie Bend It Like Beckham oder Monsoon Wedding klar zurück. Eine der gelungensten Szenen ist die Tanz-Szene zwischen Lisa Ray und Bollywood-Star Akshaye Khanna, der als er selbst auftritt (wohl seinem Bruder Rahul Khanna wegen). Die ist wirklich gut - genau wie der Song. Die Musikauswahl ist in "Bollywood / Hollywood" sowieso gut gelungen. Auf der Negativseite sind letztendlich auch der holprige Schnitt und die langweilige Kameraarbeit. Aber das ist oft bei Komödie der Fall und soll Deepa Mehtas Film nur bedingt zum Nachteil gereichen: Ein unterhaltsamer Film ohne bleibenden Wert, den man sich aber gerne gönnt.
Hier auf DVD erhältlich (mit deutschen Untertiteln)
Regie: Deepa Mehta

Komödie

Humor * * *

Erotik *

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B o m b a y

Reviewed 2002

Indien 1995 Shekhar (Arvind Swamy) ist ein aufgeklärter junger Hindu, der in Bombay Journalistik studiert. Nun kehrt er für kurze Zeit in das Haus seines Vaters Narayan (Nazar) zurück, des angesehensten Mannes in dem südindischen Dorf. Prompt verliebt sich Shekhar in Shaila Bano (Manisha Koirala). Sie ist die Tochter von Bashir Ahmed (Kitty) - einem Muslim. Da beide Väter eine Beziehung bis aufs Blut bekämpfen wollen, flüchten die Liebenden nach Bombay und vermählen sich. Bald wird Bano schwanger und gebärt Zwillinge. Zwei Buben. Das Glück scheint perfekt - bis zum 6. Dezember 1992, als wegen dem Hindu-Tempelbau in Ayodhya in Bombay blutige Religionsunruhen ausbrechen.  
Mani Rathnams (Dil Se) Meisterwerk "Bombay" beginnt wie eine Romanze, angereichert mit Songs und ein wenig Sozialkritik. Die Konflikte, die die beiden Väter haben, wirken wie Scharmützel - aber sie erzeugen eine üble Vorahnung. Etwa fünf Minuten vor der "Intermission" (Pause) schlägt der Film aber so radikal um, dass man nur noch gebannt und verzweifelt die Bilder aufsaugt, die Rathnam und sein Kameramann Rajiv Menon präsentieren. Die Unruhen, die 2000 Menschen das Leben kosteten (Hintergrund), lassen so viel Leid über die Protagonisten hereinbrechen, dass ich nur noch weinen konnte. Jede Gräueltat wird zu einem Symbol für den Zustand Indiens. Als aufständische Muslime die zwei Buben anzünden wollen, kann man nur noch fassungslos mitleiden. Und mitfühlen. Rathnam manipuliert mit fester Hand und lässt bis zum Schluss nicht los. Er verteidigt das Ideal von Frieden und Koexistenz zwischen Hindus und Muslims mit soviel Innbrunst und soviel Härte, dass das Ende fast schon schockierend simpel ist. Rathnam bietet nämlich keine "Lösung" des Konflikts an, diese ist ja für jeden vernünftigen Menschen offensichtlich. Wo die Vernunft über Bord ging, setzt Rathnam vielmehr ein Symbol. Einen feurigen Aufruf. "Bombay" erinnert uns daran, wie mächtig ein Film sein kann - und wie bewegend eine simple Botschaft wie Frieden.
Die Darsteller sind durchs Band exzellent. Südindiens Star Arvind Swamy wirkt wie ein passiver Beobachter, der stets einen Ausweg findet - und zum Schluss doch verzweifelt. Manisha Koirala hält ihre Emotionen ebenfalls lange zurück, erzeugt aber mit kleinen Gesten einen starken Charakter. Das Casting der Väter ist besonders gelungen: Muslim Bashir wird von Hindu Kitty gespielt, Hindu Narayan vom Muslim Nazar - und beide leisten brillante Arbeit. Wie Narayan auf der Strasse von einem Muslim-Mob fast gelyncht wird und Bashir ihn in der letzten Sekunde rettet, indem er sagt, er sei sein Bruder, ist ein ebenso einfacher, wie bewegender Moment. Und "Bombay" ist voll von solchen starken Szenen. Einer der besten Filme aus Indien. Unbedingt ansehen!
[Lest James Berardinellis treffende Kritik unter "Want to know more?"]
Hier auf DVD erhältlich
(D)
Hier auf DVD erhältlich
(GB)
Regie: Mani Rathnam

Drama

Spannung * * *

Dramatik * * * *

Trade Classification: Above Average

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B o o m

Reviewed 18.10.03

Indien 2003 Die drei indischen Supermodels Siela Bardez (Padma Lakshmi), Anu Gaekwad (Madhu Sapre) und Rina Kaif (Katrina Kaif) sind geliefert. Bei einer Modeschau kam es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf die drei ein Model umwarfen und geklaute Diamanten zum Vorschein kamen. Diese gehören dem mächtigsten Gangster Indiens, Bade Mia (Amitabh Bachchan), der in Dubai residiert und seine Fracht mit Hilfe der Models zu schmuggeln pflegte. Bades Handlanger Abdul Wahab Barkatali Al Sabunchi, genannt "Fifty Fifty" Chotte Mia (Jackie Shroff), soll die Diamanten wiederbeschaffen und schickt seinen ausgeflippten Killer Boom Shankar (Javed Jaffrey) los, um die Mädchen zu holen. Die Models sind aber nicht so dumm und beschliessen, "Fifty Fifty", Bade und dessen kleinen Bruder Saleem Ahmad alias Medium Mia (Gulshan Grover) gegeneinander auszuspielen.
"Boom" ist ein Reinfall von epischen Proportionen, eine Misskalkulation von Anfang bis Schluss. Wer hat Regisseur Kaizad Gustad, der zuvor bloss durch den mutigen Independentfilm "Bombay Boys" aufgefallen ist, die sagenhafte Summe von 180 Millionen Rupien ($4 Mio) zur Verfügung gestellt, um dieses Chaos zu drehen? "Boom" wurde als gestylter Thriller, der die Unter- und die Modewelt zusammenbringt, gehypet. Ja, er ist in der Tat gestylt - doch selbst das macht Gustad nicht richtig. Es gibt endlose Zeitlupe-Shots, seltsam ausgeleuchtete Räume, edel designte Kleider, sexy Models, coole Shots und scheinbar hippe Dialoge. Aber alles wirkt unglaublich künstlich und so arrangiert, dass ein Maximum an Langweile daraus gewonnen werden kann. Beginnen wir mit Jackie Shroff. Er sitzt in seinem Büro, stets mit einer Dame unter dem Tisch - für die speziellen (Blow)Jobs. Seine Dialoge mit den Models muss man ihm aus der Nase ziehen. Er redet uuunglaaaaublich laaaaangsaaaam. Und was er redet, ist sowas von dröge. Zusammen mit der langweiligen Ästhetik ergibt sich eine Schnarch-Kombination. Dies trifft auf jeden der Gangster zu. Amitabh, vollkommen in weiss, liest ständig Comics und ist sehr brutal. Okay, gute Ausgangslage. Aber seine Dialoge sind albern, seine Bewegungen glazial und sein Charakter diffus. Er soll der grösste Gangster Indiens sein und führt sich auf wie ein Depp.
Das bringt mich zum Hauptproblem: Die Handlung. Die macht keinen Sinn. Was eine "3 Models tricksen 3 Gangster aus"-Story sein sollte, zerfällt in Einzelszenen, von denen keine mit der vorangegangenen zusammenzuhängen scheint. Die Gangster kapieren nicht, was abgeht, die Models haben einen Plan, den man nicht versteht. Gewechselt wird von Plan A zu B zu C und wieder zurück - bis man sich fragt, ob es je überhaupt einen logischen Plan gab. Oder ein Drehbuch. Um das zu kaschieren sind die Charaktere halt eben offbeat, die Musik trendy, die nackte Haut üppig - aber das wirkt wie ein zu teuer geratener Sleaze-Film. Der Satire-Gehalt verkommt zur Karikatur, der Sex-Appeal zum billigen Softporno, die ungewöhnliche Handlung zum unübersehbaren Durcheinander und die Gewalt zum vordergründigen Spektakel. Ich kanns nur endlos wiederholen: Nichts funktioniert in dem Film. Nichts. Und jedes Mal, wenn so erstklassige Mimen wie Amitabh, Jackie,
Zeenat Aman und Gulshan ins Bild kommen, schämt man sich für sie. Man möchte wegschauen und fragt sich, wieso sie überhaupt zugesagt haben. Selbst Hollywood-"Star" Bo Derek humpelt für ein paar Sekunden durchs Bild. Das macht etwa soviel Sinn wie der ganze Film. Lasst ihn links liegen, nicht weil seine Gehalt an Tits & Ass zu gross ist (dies wurde in Indien als besonders amoralisch kritisiert) - sondern weil er bodenlos schlecht ist. Moral ist mir doch wurscht, aber ich will einen guten Film! "Boom" ist keiner.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph)
Regie: Kaizad Gustad

Thrillersatire

Erotik * *

Action *

Trade Classification: Flop

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B o r d e r

Reviewed 2002

Indien 1997 Im Mai 1971 wird Major Kuldip Singh (Sunny Deol) mit 120 Mann in das Wüstencamp Loungewala im Punjab versetzt. Die Führung hat in einem benachbarten Camp mehr Soldaten zusammengezogen, da dort der pakistanische Angriff erwartet wird. Vorerst heisst es für Singhs Männer jedoch abwarten und pakistanische Spione ausmerzen. Unter den Soldaten befinden sich der junge Lt. Dharamvir (Akshaye Khanna), der frisch verheiratete Cpt. Bhairav Singh (Sunil Shetty) und der Koch Bhagiram (Kulbhushan Kharbanda). Auf einem benachbarten Flugplatz steht ein Kommandant (Jackie Shroff) mit seiner "Hunter"-Staffel bereit. Anfang Dezember greifen die Pakistanis an.
"Border" ist ein Kriegsfilm der Superlative von Refugee-Regisseur J. P. Dutta. Er bietet eine beeindruckende Materialschlacht sowie ein interessantes Staraufgebot. Doch das 3-Stunden-Werk ist viel kriegstreiberischer, als ein aufgeklärter Zuschauer es akzeptieren kann. Mir ist klar, dass ein einmal besetztes Land den Heimatboden energischer verteidigt, als eines, das nie besetzt war, aber was Dutta uns hier vorsetzt, hat das Niveau von "Red Dawn". Die erste Hälfte besteht vorwiegend aus patriotischen Reden, die zweite aus heroischen Aktionen. Die "zivilen" Szenen, die dazwischen gestreut sind (u.a. mit Tabu als Kuldips Frau) sind dabei lediglich Beigemüse.
Das Übelste an dem Film sind die Abgänge von Sunil Shetty und Akshaye Khanna - die sind einem "Rambo" würdig, aber nicht einem politisch ernst zu nehmenden Film. Das alles wäre ja eigentlich noch als "Guts & Glory"-Epos verzeihbar. Aber Dutta gibt vor, Pazifist zu sein. Die letzte Einstellung träumt vom Frieden - wie kann so etwas glaubwürdig sein, wenn zuvor nonstop nach pakistanischem Blut gegiert wird? Das ist äusserst verlogen. Inhaltlich verdient "Border" deshalb 1½ Sterne, inszenatorisch 3 und schauspielerisch 3½. Macht ein Total von 2½. In Indien war er der erfolgreichste Film 1997. Tja.

Hier auf DVD erhältlich
Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: J. P. Dutta

Kriegsfilm

Action * * *

Spannung * *

Trade Classification: Superhit

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B o r d e r   H i n d u s t a n   K a

Reviewed 9.7.03

Indien 2003 Jarnal Singh und Ahmed Khan waren einst Freunde. Bei der Teilung Indiens 1947 zog Ahmed nach Pakistan. Jarnal blieb in Indien. Seine Enkel Ranvir und Raj sind viele Jahre später wackere Soldaten und in der Krisenregion Kaschmir stationiert. Raj verliebt sich in Nargis - sie ist Ahmeds Enkelin, die mit ihrer Oma zu Besuch in Indien war. Nach ihrer Rückkehr will ihr Vater (Dilip Tahil) die Beziehung unterdrücken und sie schnell mit dem Muslim Mubarak (Akshaye Khanna) vermählen.
"Border Hindustan Ka" ist so reaktionär, dass dagegen sogar "Rambo II" wie ein liberaler Film wirkt. Pakistanis sind, wenn es nach diesem Film geht, der Abschaum der Welt. Muslims sind Menschen zweiter Klasse und Kaschmir ein unbesiegbarer Teil Indiens. Diese Blut-und-Erde-Propaganda wäre einer Leni Riefenstahl würdig ... bloss ist sie die bessere Regisseurin als Yogesh Bhardwaj. Nein, ich übertreibe nicht. Ich habe schon viele nationalistische indische Filme gesehen, darunter den extrem erfolgreichen Border, Sunny Deols Indian oder den lächerlichen Hindustan Ki Kasam, doch keiner ist derart primitiv wie "Border Hindustan Ka". Da werden patriotische Reden mit steifer Mine vorgeplappert, da werden Pakistanis gleich im Dutzend erschossen, da schreit schon der Erzähler ins Mikro, dass Kaschmir auf immer und ewig zu Indien gehören werde. Ich weiss, als Inder sieht man die Sache natürlich mit mehr Herzblut und wird immerhin halbwegs mit der Botschaft sympathisieren können - aber jeder, der einen Schritt zurück macht und dieses filmische Monster objektiv betrachtet, wird zum selben Schluss kommen: Es ist politischer Sondermüll, der auf den Abfallhaufen der Geschichte gehört.
Nicht einmal technisch ist das Werk etwas wert. Die Regie ist uninspiriert, die Songs wirken geklaut, das Ende ist abrupt, die Charaktere sind schablonenhaft. "Hauptdarsteller" Akshaye Khanna kommt nur in einem Song und in ein paar kurzen, aber recht zentralen Szenen vor. Ansonsten dominieren No-Names in den Hauptrollen. Besonders schlecht sind die Darsteller der beiden Singh-Brüder. Echt peinlich, was diese "Schauspieler" da abliefern. Kurz: Bleibt diesem Film fern. Bitte bitte bitte. Niemand sollte sich "Triumph der Hindus", sorry "Border Hindustan Ka", ansehen. Solche rassistischen Filme kann man nur mit einem Mittel in die Knie zwingen: Boykott. 

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 (Hülle sagt 0) NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen
Regie: Yogesh Bhardwaj

Kriegsfilm

Action * *

Gewalt * *

Trade Classification: Disaster

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B o y s

Reviewed 20.4.04

Indien 2003 Babu "Bob Galy" Kalynam (Bharath), der Arbeitersohn Kumar (Manigandam), der Industriellensohn Krishna (Sai Srinivas), der Professorensohn Juju (Nakul) und der Mittelklasse-Boy Munna (Siddharth) haben nur eines im Kopf: Mädchen. Doch die fünf befreundeten Schüler können noch so lange starren und flirten: sie kriegen einfach keine ab. Da retten sie eines Tages die süsse Harini (Harini) vor einem jungen Lüstling und verdienen sich ihr Vertrauen. Sie freunden sich an und Munna erwischt es bald: Er verliebt sich in Harini. Doch deren reiche Eltern tolerieren keine Beziehung. Also heiraten die Kids aus Protest und ziehen mit Munnas Freunden in eine Bruchbude. Von dort aus organisieren sie ihr Leben in der Unabhängigkeit. Sie merken, dass sie es mit Gesang zu etwas bringen können. Unter den Fittichen von Mangalam (Vivek) wollen sie eine Sangeskarriere starten. Doch den "Boys from Chennai" steht noch einiges bevor.
S. Shankar (Indian) drehte einige der erfolgreichsten Filme Indiens. Der Tamile ist auch dafür verantwortlich, dass die Filmtrick-Technologie Fortschritte macht - nicht zuletzt mit der mehrminütigen CGI-Sequenz in Jeans mit Aishwaraya Rai. In "Boys" hat er zwar fast ausschliesslich Neulinge vor die Kamera gelockt, aber einen "kleinen" Film hat Shankar dennoch nicht gedreht: vielmehr ein 170-minütiges Teenie-Musical mit Spezialeffekten und der Musik von Star-Komponist A. R. Rahman. In Südindien war der Film ein Hit. Verdient - denn er ist Unterhaltung in bestem Bollywood-Verständnis. Nur etwas frecher, als die nördlichen Gegenstücke.
Was sofort auffällt, ist, wie jung die Stars sind. Sie sind zwischen 19 und 24 und trotzen dem gängigen Bild des Tamil-Helden (untersetzt, mit Schnurrbart, alt). "Boys" will klar die Jungen ansprechen. Und dafür braucht er halt junge Leute. Es stechen heraus: Der attraktive 24-jährige Hauptdarsteller Siddharth, der zuvor als Assistant Director bei Mani Rathnams Peck on the Cheek gearbeitet hat. Bharat, der professionell tanzt seit er 12 ist. Der heute 19-Jährige fegt wie ein Wirbelwind über die Leinwand. Und Hauptdarstellerin Harini. Die Süsse mit den grossen Augen verwandelt sich insbesondere in den Tanznummern zu einer betörenden jungen Frau mit klasse Bewegungen.
Das bringt mich zur Musik. A. R. Rahman ist fantastisch in "Boys". Elf Songs steuerte der Komponist bei und vor allem jene am Anfang sind saumässig gut. Die Highlights: "Girl Friend" ist ein cooler Song, frech inszeniert - sogar mit einem Kuss für ein CGI-Girl. Und Bharat tanzt geil. Der englische Song "Dating" hat einen peppigen Beat, ist funky und sehr sexy inszeniert. "Ale Ale" ist ein guter Sog, von Siddharth und Harini erfrischend getanzt - und dank Bullet-Time-Effekten auch visuell attraktiv. "Boom Boom" ist sexy, aber die CGI-Roboter irritieren. "Break the Rules" ist eine passable Nummer im Backstreet-Boys-Stil. Und das Finale "Secret of Success" ist typisches MTV-Futter.
Die Songs fegen wirklich und richten sich wie die Story und die Darsteller an die jungen Zuschauer. Der Soundtrack wurde ebenso verdient zum Hit. Das soll aber nicht heissen, dass "Boys" keine Fehler hat. Während ich die erste Stunde schlicht genial fand, lässt er im Mittelteil nach und hat teils massive Hänger. Die Klischees türmen sich, die Plot-Wendungen werden absurd. Doch zum Schluss geht dann alles wieder sehr schnell und es lockt ein finaler, langer Teenie-Kuss. Das geht, schliesslich ist das Tamil-Kino betreffend Küssen ein bisschen liberaler als das Hindi-Kino. Fazit? Für Leute, die junges, frisches Kino mögen eine absolute Empfehlung. Shankar gelang jedenfalls ein spritziges Teenie-Musical, das so manches Bollywood-Gegenstück in den Schatten stellt. Und sei es nur wegen A. R. Rahmans göttlicher Musik!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Tamil 5.1. und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: S. Shankar

Teenie-Musical

Humor * *

Action *

Trade Classification: Above Average
(Tamil: lief über 100 Tage)

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B u r n i n g   T r a i n

Reviewed 20.8.05

Indien 1980 Der Ingenieur Vinod Verma (Vinod Khanna) bekommt den Auftrag, den Hochgeschwindigkeitszug "Super Express" zu konstruieren, der in 14 Stunden von Delhi nach Bombay fahren soll. Den Auftrag hat Vinod seinem Konkurrenten Randhir (Danny Denzongpa) weggeschnappt. Und nicht nur den: Vinod hat sich auch die von Randhir verehrte Sheetal (Parveen Babi) geangelt. Die zwei heiraten. Doch das Glück hält nur ein paar Jahre: Da Vinod ständig bei der Arbeit ist, will sich Sheetal von ihm trennen. Vinods Kumpel Ashok (Dharmendra) hat es ebenso hart erwischt: Nachdem sein Vater sein Vermögen verloren hat, schickte Ashoks Gattin (Hema Malini) ihm den Ehering zurück. Ashok ist nun einer der Passagiere auf der Jungfernfahrt des "Super Express". Auch seine Ex ist an Bord und hat anscheinend ihren Neuen (Naveen Nischol) dabei. Daneben sind auch 500 Passagiere im Zug - und genau die sind in Lebensgefahr: Randhir will nämlich nun endlich Rache nehmen. Er hat die Notbremsen des Zugs sabotiert und zündet nach der Stadt Mathur eine Bombe, welche die Lokführer tötet.
B.R. Chopra finanzierte diesen Katastrophenfilm mit einem All-Star-Cast und übergab die Regie an seinen Sohn Ravi Chopra (Baghban). An den Kinokassen enttäuschte der grossbudgetierte Reisser zwar, doch er unterhält erstklassig. Inszeniert ist er ganz im Stile der amerikanischen Vorbilder, die nach "Airport" (1970) die Leinwände der Welt überfluteten: Eine Gruppe bekannter Stars wird kurz eingeführt, versammelt sich in einem Verkehrsmittel, das unaufhaltsam in eine Katastrophe rast. Nun können sich ein paar der Stars als Helden beweisen.
Der einzige Unterschied zu den westlichen Vorbildern ist der Einbezug von Songs. R.D. Burman hat dazu einige umwerfende Gute-Laune-Lieder komponiert, die die Handlung zu Beginn auflockern. Später, wenn die Spannung steigt, verzichtet Chopra weise auf sie. Nervenzerrenden Suspense sollte man trotzdem nicht erwarten, aber die Post geht ab: Flammen, Explosionen, Hochgeschwindigkeit - das sind die idealen Zutaten für solch ein Vehikel. Aber die vielen Anschlussfehler (Probleme mit Tag und Nacht), die gegen Schluss albernen Modell-Effekte und unfreiwillig komische Szenen (eine Geburt inmitten des Chaos', die schnell wieder vergessen geht) manövrieren "The Burning Train" leicht in Richtung Trash. Aber das mindert seinen Unterhaltungswert in keiner Weise.
Die Stars machen in dem ganzen Trubel solide Arbeit. Dharmendra, Vinod Khanna und
Jeetendra sind die eigentlichen Stars, Parveen Babi ist nur am Anfang wichtig und Hema Malini nur sporadisch. Bösewicht Danny wird viel zu wenig ausgekostet. Und dafür, dass er die Schuld an dem Horror trägt, ist sein Schicksal ausgesprochen dubios, ja billig. Wer Desaster Movies mag, sollte aber Bollywoods Antwort auf dieses Genre unbedingt eine Chance geben. Es ist flott, hat tolle Musik, ein eindrückliches Starensemble und ziemlich teure Stunts. Nur eine Lok der Deutschen Bahn kommt nicht vor, obwohl diese prominent auf dem Poster bzw. dem DVD-Cover zu sehen ist.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Ravi Chopra

Katastrophenfilm

Humor * * *

Action * *

Trade Classification: Average

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