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U j a l a

Indien 1959 Ausführliche Kritik: hier.

 

U m r a o   J a a n

Reviewed 22.8.04

Indien 1981 Faizabad um 1840: Das muslimische Mädchen Ameeran (Umme Farwa) wird von ihrem Onkel Dilawar, der mit ihrem Vater im Streit liegt, aus der Heimatstadt entführt. In Lucknow, der Hauptstadt des shiitischen Königreichs Awadh (Oudh), werden sie und das Mädchen Ram Dei verkauft. Die weniger schöne Ameeran gehört nun der umtriebigen Khanum (Shaukat Kaifi), die im Chowk-Quartier der Stadt ein Bordell führt, in dem die Künstler und die Herrscher der Nawab-Familie ein und ausgehen. "Mutter" Khanum tauft Ameeran Umrao und gibt sie in die Obhut ihrer Dienerin Husaini (Dina Pathak). Die bildet sie zur Kurtisane aus. Jahre später ist Umrao (Rekha) geschult in Musik und Tanz und begeistert mit Khanums Tochter Bismillah (Prema Narayan) die Männer. Zu Umraos Verehrern gehört Khanums Diener Gauhar Mirza (Naseeruddin Shah), der Poet Maulvi Saheb (Gajanan Jagirdar), der ihr die Kunst des Dichtens näher bringt, und Nawab Sultan (Farouque Shaikh). Sultan will sie in ein ehrenvolles Leben überführen, doch da wird er verheiratet. Er bleibt dem Bordell fern, worauf sich ein mysteriöser Mann (Raj Babbar) Umrao nähert. Der stellt sich jedoch als Outlaw Faiz Ali heraus. Als er von der Polizei getötet wird, landet Umrao in Kanpur und trifft auf die verheiratete Ram Dei ...
Der Filmemacher, Politiker und Poet Muzaffar Ali, Vater von Saathiya-Regisseur Shaad Ali, adaptierte den 1905 geschrieben Urdu-Roman "Umrao Jaan Ada" (deutsch:
Die "Kurtisane von Lakhnau") von Mirza Muhammad Hadi Ruswa (1858-1931) zu einem Klassiker des indischen Kinos. Finanziell war der Streifen im ersten Anlauf nicht erfolgreich, doch immer mehr Fans scharten sich um ihn. Ali und Komponist Khayyam gewannen einen Filmfare-Award, Rekha holte einen nationalen Filmpreis. Und die Lieder kennen heute viele auswendig. Gerade bei den Liedern lag vielleicht mein grösstes Handicap. Sie sind zweifellos wunderbar gesungen von Asha Bhosle auf dem Höhepunkt ihres Könnens - doch die Urdu-Ghazals (Reime) sind wohl schwer übersetzbar und lösten bei mir nicht die selbe Euphorie aus, wie sie es bei einem sprachkundigen Publikum tun.
Mehr anfangen konnte ich mit den Akteuren. Rekha ist perfekt in der Titelrolle, Naseeruddin Shah hat ein paar kurze Momente der leichteren Art und Shaukat Azmi glänzt als Puffmutter. Die Inszenierung ist gepflegt, hat im Mittelteil ein paar wenige Längen - doch die subtil, aber stark konstruierte Kameraarbeit von Pravin Bhatt macht das längstens wett. Die wenigen Aussenaufnahmen sind teilweise überraschend majestätisch, das Interieur spiegelt eindrücklich die Gefangenschaft Umraos hinter einer Glitzer-Fassade wieder.
Die Tänze von Rekha passen zur klassischen Musik. Beides harmoniert und dürfte für alle Kenner und Schüler von orientalischen Tänzen ein Must-See darstellen. Doch "Umrao Jaan" ist nicht nur wegen seinen audiovisuellen Reizen ein Meisterwerk, sondern natürlich auch wegen der Geschichte. Das Drama der Hauptfigur, wiedergegeben auch in ihren Liedern, ist eingebettet in eine Kritik an Gesellschaft und Patriarchat: Die "Tawayafs", die Frauen der Edel-Bordelle, sind gebildet, haben aber sozial keinen Status; die ungebildeten aber ehrenvollen Frauen daheim sind sozial besser gestellt, aber dafür wirtschaftlich und politisch machtlos. Zudem laufen ihnen die Männer davon - eben zu den Kurtisanen. Dieses Doppelspiel der Männer wird entlarvt, aber nicht mit einer Härte, wie man es von radikalereren Filmemachern gewohnt ist. Ali lässt diese Ereignisse vielmehr auf seine Heldin abfärben - und auf ihre Lieder. Der offene Schluss mit dem Blick in den Spiegel bietet sich deswegn fast an.
"Umrao Jaan" ist ein absolut sehenswerter Film, der bewegt und unterhält - klasse gespielt, formidabel inszeniert und von Asha Bhosle meisterhaft gesungen. Mich persönlich hat er nicht vollends mitgerissen, was vielleicht an seiner reservierten Art und meiner Unkenntis der Ghazal-Kunst gelegen haben kann - aber jeder Fan des klassischen indischen Independent-Kinos darf den Film keinesfalls verpassen und dürfte ihn zweifellos noch mehr lieben als ich es getan habe.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Urdu 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild
Regie: Muzaffar Ali

Drama

Spannung * *

Anspruch * * *

Trade Classification: Flop

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U p k a r

Reviewed 21.6.06

Indien 1967 Bharat (Manoj Kumar) ist ein fleissiger Bauer, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf dem Feld ackert. Seinen Stiefvater vor vielen Jahren verloren, da der Schurke Charan Das (Madan Puri) ihn ermordete. Bharat übernahm damals die Vaterrolle für seinen Stiefbruder Puran (Prem Chopra), dem er auch das Studium in Delhi ermöglichte. Puran wird dort zum Mitglied der fortschrittlichen Schülerschaft und nennt sich "Kumar". Eines Tages kehrt er aufs Land zurück, wo sich auch die von ihm angehimmelte Ärztin Kavita (Asha Parekh) eingefunden hat. Sie erblüht sofort für den wackeren Bharat. Der korrupte Händler Lala Dhaniram (Kanhaiyalal) sieht darin eine Möglichkeit, Bharat auszuschalten: Mit Hilfe des mittlerweile entlassenen Charan Das bringt Lala Puran gegen seinen Stiefbruder auf.
Pathos, Pein und Patriotismus: "Upkar" ist eine richtige Spassbremse - doch was für eine. Manoj Kumar wurde nach seinem patriotischen Hit Shaheed (1965) vom zweiten indischen Premierminister Lal Bahadur Shastri (1904-1966) persönlich gebeten, ein Nationalepos zu inszenieren und er folgte dem Befehl mit diesem seinem Regiedebüt. Ein Blut-und-Boden-Epos in der Tradition von Mother India, das für ein aufgeklärtes Publikum ziemlich schwer zu schlucken ist, dessen dramaturgischer Raffinesse man sich aber nur schwer verschliessen kann.
Am besten wird das "Dilemma" mit diesem Film im ersten Song illustriert, dem vorzüglichen Bauern-Lobgesang "Mere Desh Ki Dharti". Auf
agitierende Weise kontrastiert Kumar den stolzen Lebenswandel der immer lächelnden Bauern, die auf den Feldern schwitzen, während sich die Städter bei Cocktails und im Pool abkühlen. Ein Schnitt ist diesbezüglich besonders cool: Eine Frau springt in den Pool, cut, eine Frau tritt aus einer Staubwolke. Natürlich folgt dies dem Montage-1x1 von Sergej Eisenstein, doch es funktioniert und zeigt auf, wohin der Film geht. Und dies erst noch auf visuell prickelnde Weise: Kumar hatte schon bei seinem ersten Film ein besonders Talent, den Vordergrund in die Bildgestaltung einzubeziehen und so erlangen seine Bilder mehr Dynamik als bei anderen Filmemachern seiner Zeit. "Mere Desh..." ist ein beachtliches Dokument dieses Könnens.
Zudem ist es eben bereits sehr schulmeisterlich, ja fast schon demagogisch. Wie der ganze Film. Kumar eröffnet ihn mit einer Widmung an Lal Bahadur Shastri und einer Huldigung von Bauern und Soldaten. Später wird das Leben in der Stadt als korrupt und dekadent gezeigt - doch ich würde dies nicht, wie manche Kritiker es eingestuft haben, als Kritik am westlichen Lebensstil deuten. Wenn man nämlich über das Klischee hinwegschaut, dass der westliche Lifestyle dem süssen Nichtstun entspricht, erblickt man mehr Misstrauen gegenüber Reichtum und Dekadenz im Allgemeinen. Das passt zum sozialistischen Ton des Films. Schliesslich hat der Westen Faulenzen und Kapitalismus nicht für sich gepachtet - in Indien selbst führten schon Jahrhunderte zuvor Adelige oder Landbesitzer ein stattliches Leben, während die Bauern schufteten. "Upkar" kontrastiert genau das: Den Unterschied zwischen arm und reich. Und im gleichen Atemzug den Unterschied zwischen der aufblühenden städtischen Mittelschicht und den Bauern auf dem Lande. Der Film erfüllt dadurch auch eine wichtige Funktion: Die Abwanderung von Bauern in die überfüllten Städte ist ein Problem vieler armer Staaten. Um die Menschen auf dem Land zu halten, kann die
Demagogie von "Upkar" viel bewirken.
All das erledigt Kumar zum Glück mit beeindruckender Kraft: Die Schauspieler agieren vorzüglich, die Kameraarbeit ist ein Genuss, die Musik fegt, die Story hat Power. Dass man dabei besonders gegen Schluss viel Pathos in Kauf nehmen muss, reduziert das Vergnügen zwar leicht, doch das war auch beim Vorbild Mother India der Fall. "Upkar" fällt eben in eine Art des episch-patriotischen Filmemachens, wie es nach der Unabhängigkeit Indiens bis Ende der 60er gerne zelebriert wurde. Die Gegenströmung setzte mit den hippen Shammi Kapoor-Filmen in den Sixties ein, die genau diesem urbanen (westlichen) Mittelklasse-Lebensstil huldigten, den "Upkar" in Frage stellt. Beide Strömungen sind soziologisch sehr spannend und ihre filmischen Ebenbilder sehenswert. Für das Blut-Pathos-Boden-Epos "Upkar" gilt das allemal. Filmfare-Awards gabs übrigens vier, neben den Lyrics auch die ersten für Manoj Kumar (Film, Regie) und Pran (
Nebenrolle des Krüppels Malang).
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternativer Titel: Upkaar
Regie: Manoj Kumar

Drama

Spannung * *

Anspruch * * *

Trade Classification: Blockbuster

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U t t a r a

Reviewed 2.7.05

Indien 2000 Nemai (Tapas Pal) und Balaram (Shankar Chakraborty) arbeiten als Bahnwärter in einem Dorf der westbengalischen Provinz Purulia. Ihre Arbeit beschränkt sich auf das Schliessen und Öffnen der Barriere, wenn ein Zug vorbei rast. Die Zeit dazwischen vertreiben sich die zwei Freunde mit Wrestling. Im nahen Dorf führt der Padre (R. I. Asad) eine Kirche. Er zieht den Waisenbub Matthew (Saurav Das) gross und schenkt den Armen im Dank für ihre Konvertierung zum christlichen Glauben Essen. Eines Tages wird Balaram von seiner Tante in ihr Dorf gerufen. Mit der Aussage, sie sterbe, wenn er icht heirate, zwingt sie ihn, Uttara (Jaya Seal) zu ehelichen. Die schöne Frau begleitet Balaram zurück in sein Dorf. Nemai ist entrüstet. Er war bereits einmal verheiratet und erklärt:  "Eine Frau schadet der Gesundheit". Tatsächlich verbringt Balaram fortan mehr Zeit im Bett seiner Frau als beim Training. Die Freundschaft mit Nemai bröckelt.
Der bengalische Regisseur Buddhadev Dasgupta (Mondo Meyer Upakhyan) verfilmte eine Kurzgeschichte von
Samaresh Bose zu einer faszinierenden Parabel. Worauf genau diese hinaus will, ist diffus, da mehrere Geschichten beinahe nebeneinander laufen und nur stellenweise ineinander greifen. Gegen Schluss taucht ein zwergwüchsiger Zugbegleiter auf und versucht, dem Film mit einer gar didaktischen Erklärung trotzdem noch so etwas wie eine Aussage zu geben, doch der Versuch ist plump. Vielmehr funktioniert "Uttara" auf einer künstlichen und künstlerischen Ebene. Inhaltlich sind die angeschnittenen Themen dagegen nicht sehr stark ausgebaut. Der feministische Aspekt, dass Männer nur am Körper von Frauen interessiert seien, wird durch die doch recht offensichtliche Auffassung gestört, dass die Frau erst das Chaos in die Harmonie brachte. Die beiden Männer führen eigentlich eine beinahe homosexuell anmutende Lebensgemeinschaft, die durch die Frau erst aus dem Gleichgewicht gerät.
Andere vermeintlich provokative Elemente wie das Anzünden der christlichen Kirche verpuffen beinahe im luftleeren Raum, weil sie aus der Distanz inszeniert wirken, wenig dramatische Kraft besitzen und vor allem wenig Aussage. Wer anzündet und warum, bleibt vage - es ist anzunehmen, dass es militante Hindus sind, doch so richtig dringt die Idee nicht durch. Auch die Gewalt gegen Schluss des Films bekommt so wenig Verankerung. Die Bilder sind schockierend, aber es fehlt Hintergrundinformation. Da die Rüpel aus der Stadt kommen, kann man da etwas in diese Richtung hinein lesen, aber es ist nicht zwingend. "Uttara" erreicht deshalb einen beinahe schwebenden Zustand. Das gilt noch mehr für den audiovisuellen Bereich, als für den Inhalt: Die beeindruckenden Bilder und der betörende Ton in Verbindung mit der hypnotischen Inszenierung erzeugen diesen Schwebezustand.
Der Film beginnt sehr wortkarg, flicht immer wieder scheinbar surreale Komponenten in die Landschaft, etwa ein Bus voller Kleinwüchsiger oder eine Gesangsparade von maskierten Menschen. Eingefangen wird alles in statischen und vermeintlich einfach komponierten Bildern - aber deren Wirkung ist beeindruckend. Die starken Kontraste zwischen Himmel und Boden erzeugen einen markanten Horizont, der meistens die Bildmitte und die Charaktere durchschneidet. Welche Symbolik dadurch generiert wird, ist abermals nicht ganz schlüssig, doch der Effekt auf den Zuschauer ist da. Vielleicht will Dasgupta die zwei Sphären (Himmel, Erde) deutlich getrennt haben, die Figuren dagegen besetzen beide Sphären. Oder er kreiert einen Kontrast zwischen den Bildern, bei denen eine starke Trennung existiert und den Charakteren, die eher im Graubereich leben. Welche Absicht auch dahinter steckt, selbst wenn es gar keine wäre, die Optik ist ein erfreulicher Aspekt von "Uttara".
Ebenso der Ton, der wie in Indien üblich, im Nachhinein im Studio entstanden ist. Das erlaubt Dasgupta jedoch den Einbau von ganz markanten Tönen - Beispiele sind etwa das Klimpern der Arm- und Beinreifen, die natürlich musikalisch klingen, aber, wie Balaram sagt, auch den Sound von klirrenden Ketten simulieren. Festgekettet am Ehemann. Oder der seltsam unechte, aber umso beruhigendere Klang des Wassers, als die Kleinwüchsigen den Fluss in einer langen Einstellung durchqueren. Diese Seite des Films hat mich letztendlich mehr gepackt als der Inhalt. Der Mangel an Dramaturgie, das ganz absichtliche Fehlen von stetiger Logik und stringenter Geschichte wirkt beinahe wie eine schulmeisterliche Präsentation für Arthaus-Kundschaft. Das Mysterium in Inhalt und Inszenierung erlaubt erst die mannigfaltige Deutung - eben als Parabel für Toleranz, als Märchen für Erwachsene, als unkonventionelle Dreiecksgeschichte, als Abgesang auf Träume wie jener vom paradiesischen Westen oder von der Heiligkeit der Ehe. "Uttara" ist für mich deshalb nicht primär ein guter Film, auch kein wahnsinniger tiefgründiger. Aber zweifellos ein faszinierender.

Lief am 1.7.2005 um 00.35 auf 3Sat. Bengalisch mit deutschen Untertiteln

Alternative Titel: The Wrestlers; Die schöne Uttara
Regie: Buddhadev Dasgupta

Drama

Humor *

Spannung *

Trade Classification: -

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V a a s n a

Indien 1968 Ausführliche Kritik: hier.

 

V a a s t a v

Reviewed 9.6.04

Indien 1999 Raghunath "Raghu" Namdev Shivalkar (Sanjay Dutt) lebt mit seinem jüngeren Bruder Vijay (Mohnish Bahl) bei seinen Eltern Shanta (Reema Lagoo) und Namdev (Shivaji Satham) in einer Chawl-Siedlung. Während Vijay eine Karriere als Ingenieur anstrebt, hat Vater für Raghu alle Hoffnung aufgegeben. Um ihm dennoch eine Chance zu geben, leiht er ihm Geld für einen kleinen Fast-Food-Stand. Der läuft auch ganz gut - bis Raghus Freund Shorty (Sanjay Narvekar) in einen Streit mit einem Gangster gerät. Die Sache eskaliert, Raghu eilt zu Hilfe und tötet den Gangster. Dessen Bruder Bandya macht nun Jagd auf Raghu und Shorty. Bandyas Gegner, der Don "One Eye" Vitthal (Ashish Vidyarthi), nimmt die zwei auf und organisiert via Suleiman Bhai (Paresh Rawal) ein Treffen. Bei dem will Bandya Raghu erledigen, doch der ist schneller. Nach diesem Mord wächst Raghus Macht. Schon bald wird er ein Gangsterboss und knüpft Kontakte zum Home Minister Kadan (Mohan Joshi). Auch privat läuft alles bestens, als Raghu die Prostituierte Sonu (Namrata Shirodkar) heiratet. Doch seine Macht entgleitet ihm langsam.
"Vaastav" ist ein solider Film mit starken Akteuren und einiger inszenatorischer Geschicklichkeit - bedenkt man, dass es der erste Hindi-Film von Mahesh Manjrekar ist, der in den Release kam (sein Debüt "Nidaan" erschien 2000). Doch einige Dinge fehlen bei dem Streifen. Massgeblich Originalität. Daneben aber auch Handlung. Die Geschichte von einem, der auszog, Gangsterboss zu werden, ist eine der ältesten Stories der Filmgeschichte. Und selbst das soziale Element (Politiker machen Gangster) ist nicht sonderlich neu. In Bollywood, wo romantische Familienfilme in den 90ern den Ton angaben, war der Plot natürlich origineller, aber er ist dennoch alles andere als neuartig.
Abgesehen davon bleibt "Vaastav" ein sehenswertes Werk. Sanjay Dutt ist eine Wucht und manche Szene hat bleibenden Wert. So etwa das ungewöhnliche Finale. Die Songs kann man indes vernachlässigen. "Chota Kad" ist eine Fun-Nummer, "Har Taraf Hai" ein netter Song, farbenfroh inszeniert, "Jawani Se Ae" ist eine fesche Nummer mit einem Gastauftritt von Kashmira Shah. Und der mässige "Meri Duniya" spielt mal wieder in der Schweiz. Was sollte man noch hervorheben? Die Nebendarsteller sind beinahe so gut wie Sanjay. Darunter so bekannte Gesichter wie Reema Lagoo, Paresh Rawal, Ashish Vidyarthi, Mohan Joshi, Mohnish Bahl und die hübsche Namrata Shirodkar. Sie und Sanjay kehrten auch in der Fortsetzung Hathyar zurück, die das Leben von Raghus Sohn beleuchtet.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel:
Vaastav: The Reality
Regie: Mahesh Manjrekar

Gangsterdrama

Spannung * *

Gewalt * *

Trade Classification: Hit

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V a a s t u   S h a s t r a

Reviewed 8.11.04

Indien 2004 Jhilmil (Sushmita Sen) und ihr Gatte Viraag (J.D. Chakravarthi) ziehen mit ihrem kleinen Sohn Rohan (Master Ahsaas Channa) und Jhilmils jüngerer Schwester Radhika (Peeya Rai Choudhuri) in ein geräumiges, abgelegenes Traumhaus. Doch in den Gemäuern geht es nicht mit rechten Dingen zu. Der erste, der übersinnliche Kontakte macht, ist der Bub. Doch die Eltern wollen ihm nicht glauben und heuern ein Kindermädchen (Rasika Joshi) an, das sich als sadistische Frau entpuppt. Auch sie bekommt es bald mit den Geistern des Hauses zu tun.
"Vaastu Shastra" (Erklärung) ist eine traditionelle Art des Bauens in Indien. Sushmita Sen hat das Gefühl, ihr neues Traumhaus entspreche genau den Idealen dieser Philosophie. Als Zuschauer weiss man schnell, dass sie sich gewaltig irrt: Ihr neues Heim ist ein Spukhaus! Und so passieren all die Dinge, die man aus Dutzenden Geisterhausfilmen kennt, manchmal steckt ein wenig "The Shining" drin, dann ein wenig "The Others" - und über eine Stunde lang kriecht die Story voran, ohne den Hauch einer Erklärung für die Ereignisse zu geben.
Dafür überschlagen sie sich geradezu gegen Ende und erzeugen so manches Logikloch. Kurz gesagt: Das Drehbuch von "Vaastu Shastra" ist unausgegoren. Das schadet insbesondere den Akteuren, denn Sushmita ist einmal mehr eine Wucht. Ihr Charakter erlaubt ihr aber leider nicht, sich gross zu entfalten. Und Satya-Star
Chakravarthi wirkt geradezu gelangweilt. Am besten kommt vielleicht der junge Master Ahsaas Channa weg. Der Kind-Schauspieler erzeugt mit seiner Präsenz manchmal mehr Stimmung als die Tricks des Regisseurs.
Das schlaffe Skript schadet aber auch der Inszenierung. Von Ram Gopal Varma, der den Streifen produziert hat, kann man mittlerweile ja ein gewisses technisches Niveau erwarten - und dieser Erwartung wird er auch hier mit ausgeklügelten Kamerabewegungen gerecht. Doch da die Handlung kaum vorankommt und Spannungsmomente nicht von sich aus generiert, hilft Regiedebütant Saurab Narang mit abstrusen Soundeffekten nach, die das Ganze arg lächerlich machen. Abgesehen von ein paar Szenen, die durch ihre Atmosphäre unheimlich wirken, sind die meisten "Schock"-Situationen nämlich Buh-Momente, die die Zuschauer mit einem falschen Schrecken und schnell aufgedrehtem Ton einschüchtern wollen. Der Film bekommt dadurch einen billigeren Touch, als er verdient hat.
Ansonsten macht "Vaastu Shastra" nämliche einiges richtig, was viele indische Horrorfilme falsch machen: Es fehlt die übertriebene Theatralik, es fehlen die Songs, die Lauflänge ist mit 106 Minuten angemessen. Doch bei einer schwachen Story hilft auch die geschliffenste Umsetzung und die beste Hauptdarstellerin nichts. Wenn man wirklich auf Geister- und Zombie-Horror aus ist, dann gibt es Hunderte von besseren Filmen als dieses amateurhaft erzählte Gruselstreifchen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Saurab Narang

Horrorfilm

Spannung * *

Action *

Trade Classification: Flop

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V a j r a :   T h e   W e a p o n

Reviewed 15.5.04

Indien 2004 Vijay stammt aus einer Mittelklassefamilie. Sein Vater glaubt, der Sohn tue nichts für seine Ausbildung. Von diesen Anschuldigungen hat Vijay eines Tages genug und zieht mit seinem Freund Sameer nach Mumbai. Dort heuern sie als Helfer von Babubhai an. Der stammt aus dem selben Dorf wie sie und ist der Don der Stadt. Er löst die Probleme der einfachen Leute, schmiert die Polizei und unterstützt wohltätige Vereine. Ein Gangster ganz anderer Art ist Jai Ram. Der durch und durch böse Kriminelle wird aus der Haft entlassen und will Babubhai ausschalten. Dabei geraten Sameer, Vijay und dessen Freundin, die Tänzerin Shanu, ins Schussfeld. Als Babubhai tatsächlich ermordet wird, übernimmt Vijay das Zepter ...
"Vajra" ist ein
wichtiges Symbol des Vajrayana-Buddismus'. Das Wort stammt aus dem Sanskrit und heisst "der Harte" oder "der Mächtige" und steht für die Unzerstörbarkeit eines Erleuchteten. Es steht gleichzeitig auch für eine Zepter-ähnliche Waffe, das bevorzugte Wurfgeschoss von Gott Indra. Auf diesen Film umgemünzt soll der Held Vijay eben "vajra" sein: knallhart, unzerstörbar. Oh ja, der Titel ist cool - doch das Machwerk dahinter ist kompletter Ramsch. Die Probleme beginnen bei der durchsichtigen Handlung. Dann ist der Film mit 141 Minuten viel zu lang. Die Schauspieler sind eine Zumutung, die Songs mässig und die Dialoge kompletter Unsinn. Sätze wie "Wolken die poltern donnern niemals mit Regen" oder "Frauen sind das grösste Hinderniss auf dem Weg zum Erfolg" muss man durchstehen um zum grandios lächerliche Finale zu kommen. Eine Figur stirbt. Doch rund fünf Minuten lang hält sie eine pathetische Abschiedsrede mit Themen, die nicht zusammengehören. Man könnte dieses Gejaule als Dilirium eines Sterbenden abtun, aber alle hören ihm erfürchtig zu während er schreit und sich windet. Ich habe tatsächlich auf die Uhr geschaut und gedacht "verreck endlich". Selbst die Statisten im Hintergrund scheinen gelangweilt zu sein. Ein schreckliches Finale für einen schrecklichen Film.
Die Songs holen den Karren auch nicht aus dem Dreck. Im Gegenteil. Die letzten beiden sind schwach, die ersten schwach und schlecht inszeniert. "Raatein Rangeen" ist wirklich unter aller Sau. "Kitni Hasin Teri Nazar" ist auch nicht besser. Zudem ist er amateurhaft getanzt und unvorteilhaft gefilmt. Die Nummer spielt zum Grossteil im Regen und da wird es offensichtlich, dass die Heldin im Gegensatz zum Helden nicht mit einem Traumkörper gesegnet ist (siehe Bild). Ihr Kleid klebt nicht sonderlich attraktiv an ihren Rundungen. Er sieht heisser aus. Doch abgesehen von seinem Body hat auch er nicht viel auf Lager. Immerhin küsst er besser als weniger Kuss-erfahrene Bollywood-Stars (siehe Bild). Aber es geht in dem Film auch nicht um Schauspieler, Küsse, Songs oder Handlung. Es geht scheinbar um Sozialkritik. Die Justiz, die Polizei, die Politiker und natürlich Pakistan kommen unter die Räder. Alles ohne den Hauch von Subtilität. Und so ist "Vajra" zum Schluss eine Enttäuschung in allen Belangen. Unzerstörbar? Wohl doch eher unbrauchbar.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Vajra
Regie: Rajendra Rathi

Thriller

Action *

Erotik *

Trade Classification: Flop

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V a s o o l r a j a   M . B . B . S .

Reviewed 15.1.05

Indien 2004 Der Gangster Vasool Raja (Kamal Haasan) hat Panik: Seine Eltern kommen zu Besuch. Sie wissen nicht, dass er als "Collection King" berüchtigt ist, sie glauben vielmehr, er sei ein Arzt. Schnurstracks bauen Raja und seine Schergen ihr Hauptquartier zum provisorischen "Srimaan Venkatramen Hospital" um. Als Papa auftaucht, ist er stolz wie immer. Da trifft er auf seinen alten Freund Dr. Vishvanath (Prakash Raj). Der erklärt, seine Tochter Pappu sei auch Ärztin und die Kinder sollten doch heiraten. Dummerweise findet Vishvanath heraus, wer sein zukünftiger Schwiegersohn sein würde und lässt die Verlobung platzen, indem er Rajas Vater aufklärt. Die Eltern reisen enttäuscht ab. Vasool Raja will nun allen beweisen, dass er sehr wohl ein Arzt sein kann und mogelt sich ans Medizin-College. Dessen Rektor ist jedoch Dr. Vishvanath. Hilfe bekommt Raja bei seinen Ambitionen immerhin von der süssen Janaki (Sneha) - die niemand anders ist als seine Kindheitsfreundin Pappu.
Munna Bhai M.B.B.S. war in Hindi ein solcher Hit, dass er regional neu verfilmt wurde. Die Telugu-Fassung heisst Shankar Dada M.B.B.S., die Tamil-Version "Vasoolraja M.B.B.S." Für letztere konnte als Star niemand anderes gewonnen werden als Superstar Kamal Haasan. Der Film entwickelte sich denn auch zum grössten Tamil-Hit 2004 und bescherte Haasan zusammen mit Virumaandi einen Doppel-Knaller. Doch leider scheint "Vasoolraja M.B.B.S." bei der Tamilisierung an Witz verloren zu haben. Das Original mit Sanjay Dutt war lustiger, rasanter und gefühlvoller: lost in Translation, könnte man sagen.
"Vasooraja M.B.B.S." ist sicher kein schlechter Film und veranlasst mehrfach zum Schmunzeln - doch das "Patch Adams"-meets-Gangsterfilm-Konzept ging in Hindi einfach besser auf. Der Look war interessanter, die falschen Krankenhausszenen am Anfang waren witziger, das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war besser, die Romanze knisternder, die Songs mitreissender. "Vasoolraja M.B.B.S." hat nur einen gewichtigen Grund, ihn anzuschauen: Kamal Haasan. Ansonsten ist das Hindi-Original unbedingt vorzuziehen. Haasan hat diese Art Rollen zur Genüge gespielt und agiert auch diesmal mit Leichtigkeit. Seinen bulligen Körper bringt er in allen Situationen in die beste Form und zeigt ebensoviel Gefühl wie Comedy. Nur bei den Gangsterszenen empfand ich Sanjay Dutt als bedeutend besser. Irgendwie nahm ich Haasan den Supergangster gar nie ab. Sanjay schon.
Die erste halbe Stunde ist nicht zuletzt deshalb deutlich schwächer als beim Vorbild. Auch die Vater-Rolle ist derart reduziert, dass dieser Anfang gar nicht richtig interessant wird. Tamil-Regisseur Saran scheint vielmehr daran zu liegen, Kamal so schnell als möglich ins Spital zu bringen, wo er flirten und chargieren kann. Schade, denn die vermeintliche Nebenhandlung mit dem Daddy ist extrem wichtig in Munna Bhai M.B.B.S. und erklärt erst den Antrieb der Hauptperson. Auch andere Nebenfiguren verlieren in der Tamil-Version an Reiz. So etwa Sidekick Vatti (Ciruit im Original) gespielt von Prabhu oder der von Jayasurya nicht wirklich gut verkörperte Krebspatient. Köstlich ist lediglich der Rektor, doch auch im Original stahl Boman Irani in dieser Rolle so manche Szene.
Bleiben die Songs. Der witzige Rap "Sakala Kala Doctor" begleitet die Credits, "Kalakka paavadhu yaaru" ist eine beschwingte Nummer mit hübschen Tänzerinnen. Die heisseste Nummer ist "Siriki Siriki", doch sie bleibt weit hinter dem Original ("
Dekh le") zurück. Die beiden anderen Songs sind hübsche Schweizer-Alpen-Tracks, die kaum aus den Socken hauen. Und so kann das Fazit nur lauten: Hit oder nicht, Kamal Haasan oder nicht: Der Film ist schwächer als Munna Bhai M.B.B.S.. Der Slang (Dialoge: Crazy Mohan) ist witzig, Haasan auch, doch im Original war alles noch ein paar Grade geglückter.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Tamil 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Vasool Raja MBBS
Regie: Saran

Komödie

Humor * * *

Action *

Trade Classification: Superhit

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V e e r a n a

Indien 1988 Ausführliche Kritik: hier.

 

V e e r g a t i

Indien 1995 Ausführliche Kritik: hier.

 

V i d h a a t a

Indien 1982 Ausführliche Kritik: hier.

 

V i r a s a t

Reviewed 4.9.05

Indien 1997 Nach langem Aufenthalt in London kehrt Shakti (Anil Kapoor) in seine indische Heimat zurück. Er will seiner Familie seine Freundin Anita (Pooja Batra) vorstellen. Shaktis Vater Raja Thakur (Amrish Puri) reagiert abweisend auf die junge Frau und auf Shaktis Traum, eine landesweite Fastfood-Kette zu errichten. Dazu würde er seine ländliche Heimat für immer verlassen. Aber Raja ist bereit, die "modernen Macken" seines Sohnes zu akzeptieren. Da wird Shakti in die Konflikte im Dorf involviert: Raja Thakur liegt im Streit mit seinem Bruder Birju Thakur (Govind Namdeo). Dessen Sohn Balli (Milind Gunaji) giesst immer wieder Öl ins Feuer und will auch Shakti in die Fehde hineinziehen. Um zu provozieren, lässt er einen Zaun errichten, der die Dorfbewohner daran hindert, den Markt zu besuchen. Der Zaun steht auf dem Land eines Bauern, den Shakti auf seine Seite holen kann, indem er seine Tochter Gehna (Tabu) mit einem seiner Leute verheiratet und der Familie Schutz verspricht. Doch der Zukünftige bekommt Angst und verduftet. In dieser Zwickmühle heiratet Shakti Gehna.
"Virasat" ist ein wuchtiges Epos des heute primär für seine Komödien gefeierten Priyadarshan (Hera Pheri, Hulchul). Der fleissige Filmemacher adaptierte dazu den Tamil-Hit "
Thevar Magan" (1992) mit Kamal Haasan und gab dem Film ein zeitloses Flair. Ausstattung, Inszenierung und Musik sind auch heute noch angenehm fürs Auge, was man von manchen Hindi-Filmen der gleichen Ära nicht behaupten kann. Priyadarshan liess sich eben nicht auf inszenatorische Mätzchen hinaus, die schnell veralten, sondern konzentrierte sich darauf, die Geschichte zu erzählen.
Diese greift beliebte Themen wie den Gegensatz zwischen Stadt und Land auf, aber auch zwischen Ost und West. Und es geht um eine Familienfehde - interessanterweise auch das Thema von Priyadarshans Erfolgsfilm
Hulchul. Doch während jener lustig sein sollte und es eigentlich nicht war, ist "Virasat" starker Tobak. Zu schmunzeln gibt es am Anfang ein wenig, doch mehr und mehr übernehmen Dramatik, Fanatismus und Fatalismus das Steuer. Der Film steuert unaufhaltbar auf ein deftiges Ende zu. Und diesen Anspruch löst Priyadarshan mit einem gelungenen Zweikampf mit Dreizack und Riesenaxt ein. Ein heftiges Finale für einen grossen Film.
Gross machen ihn primär drei Dinge: Der Look, der nicht nur zeitlos ist, sondern auch sehr aufwändig - viele Extras, teure Tricks, weite Landschaften. Die Song-and-Dance-Nummern, die mit üppigen Farben in Szene gesetzt und von Farah Khan attraktiv choreografiert sind. Und die Akteure, die je nach Bedarf grosse oder intime Gesten einsetzen. Für Letzteres ist vor allem Tabu zuständig. Sie ist einfach zauberhaft, wenn sie versucht, Englisch zu lernen oder wenn ihre Gesangsstimme versagt, als ihr Gatte sie zum ersten Mal berührt. Tabu ist der heimliche Star dieses Films und die zweite Hälfte blüht regelrecht auf, da sie erst dann richtig zum Zug kommt.
Vorher hat Newcomerin Pooja Batra lange Zeit die weibliche Hauptrolle inne. Im Gegensatz zu Tabu wirkt sie nicht sehr überzeugend, vor allem nicht in emotionalen Sequenzen mit Anil Kapoor. Der wiederum trägt den Film mit brodelnder Zurückhaltung auf seinen Schultern. Man nimmt ihm den fortschrittlichen Städter (mit schrecklicher Frisur) ebenso ab wie den traditionsbewussten Sippenführer. In kleineren Parts beeindruckt Amrish Puri als alter Pate des Clans, ebenso zu sehen Govind Namdeo als sein  Erzfeind, Tiku Talsania als Anwalt und Milind Gunaji als Anils feuriger Gegenspieler. Es ist schade, dass gegen Schluss die Rivalität auf die beiden reduziert wird, da "Virasat" dadurch die Problematik eines bis aufs Blut zerstrittenen Dorfes entschärft und vereinfacht.
Aber auch so liefert "Virasat" genug Spannung, genug Emotionen, genug Intrigen, um zu befriedigen. Die Lieder von Anu Malik, die stark von Ilaiyarajas Kompositionen für das Original beeinflusst sind, erweisen sich als Zückerchen. Und dann ist da eben noch Tabu, die mir schon immer gefiel, die aber in diesem Film ganz besonders als Juwel heraussticht. Verdiente Filmfare-Awards gabs für den fulminanten Amrish Puri, die Story von Kamal Haasan, die edle Kameraarbeit von Ravi K. Chandran (Paheli), Farah Khans Choreografie sowie (Critics-Preise) für Tabu und Anil Kapoor.
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Viraasat: Dynasty
Regie: Priyadarshan

Drama

Spannung * *

Gewalt * *

Trade classification: Average
(Hit in Bombay)

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V i r u m a a n d i

Reviewed 3.5.04

Indien 2004 Die Dokfilmerin Anjala James (Rohini) und ihr Kameramann besuchen ein Gefängnis und interviewen die Leute zum Thema Todesstrafe. Dabei gelangen sie auch an zwei wegen Mordes verurteilte Häftlinge. Kotharala Thevar (Pasupathy) sitzt lebenslang und Virumaandi (Kamal Haasan) wird bald exekutiert. Beide erzählen Anjala ihre Version der Ereignisse. Bauer Virumaandi geriet nämlich im Dorf Chinnakolarpatti in den Krieg der beiden Grossgrundbesitzer Nallama Naicker (Napoleon) und Thevar. Da er Thevars Tochter Annalakshmi (Abhirami) liebte, verbündete er sich mit seinem potenziellen Schwiegervater. Doch da findet ein Gemetzel im Dorf statt. Wer hat es ausgeführt? Und warum? Und welche Konsequenzen hatte es? Die beiden Aussagen widersprechen sich ... noch während Anjala nach der Wahrheit sucht, bricht im Gefängnis eine Revolte aus.
Kamal Haasan ist einer der grössten Stars Indiens, ein versierter Filmemacher, der gerne politische Themen anpackt und Spezialeffekte einsetzt. Wenn seine Filme funktionieren, sind sie ungewöhnlich und packend zugleich. "Virumaandi" funktioniert leider nicht ganz immer, ist aber ein faszinierendes Stück Tamil-Kino. Haasan beginnt und endet den Film mit einer Rahmenhandlung. Am Anfang lässt er einen Richter, einen Henker, einen Wärter und einen Verurteilten zur Todesstrafe sprechen - im Stil einer Doku. Dann nimmt er sich der Geschichte der Filmenden an. Und die wiederum interviewen die beiden Protagonisten. Deren Geschichte steht im Zentrum - und wir sehen sie "Rashomon"-mässig aus zwei verschiedenen Perspektiven.
Damit ist angedeutet, dass Haasans Erzählweise verschachtelt ist. In gewissem Sinne kommt das dem Film nicht immer zu gute, da die politische Message ausserhalb der eigentlichen Hauptgeschichte steht und deshalb aufgedrückt wirkt. Ich bin voll für Haasans Ablehnung der Todesstrafe zu haben und unterschreibe den letzten Satz "except natural death, other death are murder" sofort - doch die Präsentation wird schulmeisterlich. Wenn ... ja wenn Haasan nicht ein so begnadeter Filmemacher wäre. Als einer der wenigen indischen Regisseure beherrscht er den Umgang mit Spezialeffekten. Die anderen setzen CGI zwar üppig ein, aber stets schlecht oder so, dass sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Haasan hingegen benutzt Efffekte, um die Handlung voranzubringen. So gibt es am Anfang bei einem spektakulären Stierkampf echte Szenen mit dem Tier, Modelle, Stunts und Effekte brillant zu einem Ganzen vermischt.
Doch am meisten FX setzt Haasan bei der Gewalt ein. Ja, die Hauptgeschichte ist gespickt mit exzessiver Gewalt. Es werden Köpfe, Arme und Beine abgetrennt - all dies nicht verhüllt vor der Kamera. Mit blossem Finger wird eine Kehle durchstochen. Und der Abgang des Bösewichts ist ausgesprochen brutal. "Virumaandi" ist kein Film für Kinder. Die Gewalt wirkt etwas effekthascherisch, doch sie hat ihren Platz im Film. Zum einen, um die Message zu unterstreichen, dass selbst bei irrster Gewalt die Todesstrafe nicht angebracht ist. Und zweitens, um klazumachen, dass solche blutigen Fehden, von denen man sonst vielleicht in den Zeitungen liest, tatsächlich stattfinden - mit äussester Brutalität.
"Virumaandi" ist also in den Einzelszenen brillant inszeniert, als Ganzes etwas zu verschachtelt. Die Musik wirkt sehr erdig, sehr tamilisch - doch für mich auch zu willkürlich. Der Film hätte bis auf 1-2 Songs auch ohne auskommen können. Die Akteure andererseits sind erstklassig. Kamal brilliert wie immer. Die Streithähne Napoleon und Pasupathy sind ebenso top. Kajol-Klon Abhirami und Rohini überzeugen ebenfalls und Nasser verleiht seinem eher kurzen Auftritt als Gefängnisdirektor die nötige Würde. Alles in allem ein absolut sehenswerter und interessanter Film, der an seinen eigenen Ambitionen hie und da zu ersticken droht. Kamal Haasan bleibt damit aber definitiv einer von Indiens wichtigsten Filmemachern.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Tamil 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Virumandi
Regie: Kamal Haasan

Drama

Spannung * *

Gewalt * * *

Trade Classification: Average
(Tamil: lief über 100 Tage)

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V i s h w a s g h a a t

Indien 1977 Ausführliche Kritik: hier.

 

V i s h w a   T h u l a s i

Reviewed 10.1.05

Indien 2004 Sundarapuri 1942: Die junge Thulasi verliebt sich in den Vishwam, den Sohn eines Zamindar (Landbesitzers). Er will bei ihrem Vater Musik lernt. Doch Thulasi wird ihrem Cousin Shiva vermählt, da ihr schwer kranker Vater es so wünscht. Zwanzig Jahre später kehrt Thulasi (Nandita Das) nach Sundarapuri zurück, um als Kunstlehrerin zu arbeiten. Sie erkennt schnell, dass die Gefühle von Vishwam (Mammootty), mittlerweile der Zamindar des Ortes, auch nicht erloschen sind. Doch noch bevor sie endlich heiraten können, taucht Unheil auf: Shiva (Manoj K. Jayan), der durch einen Blitz irr und blutrünstig geworden ist, durchstreift die Gegend.
Ich bin eigentlich der Letzte, der protestiert, wenn
jemand einen Film dreht, der einzig und alleine dazu dient, Nandita Das ins beste Licht zu rücken. Ich halte die dunkelhäutige Schönheit schliesslich für eine der talentiertesten Frauen im indischen Showbiz. Doch in letzter Zeit hatte sie bei der Rollenwahl einfach kein Glück. "Vishwa Thulasi" markiert diesbezüglich einen Tiefpunkt. Der Film der in Amerika wohnhaften Regiedebütantin Sumathy Ram dient wirklich nur als Bilderbogen für Nandita-Das-Fans. Dies auf zwei Stunden ausgewalzt ist jedoch eine schwer zu beschreibende Anstrengung. Die Regisseurin hat sich wohl so etwas wie eine "erwachsene" Lovestory vorgestellt, herausgekommen ist vielmehr ein Nichts. Ein Film mit Anfang und Ende, aber ohne Spannungsbogen, ohne Dramaturgie, ohne Aussage, ohne Absicht, ohne Schauspiel, ohne Wirkung.
Selten zuvor hab ich so ein belangloses Geplätscher gesehen. Eine Stunde lang ist beinahe jeder Shot so konstruiert: Die Kamera zielt auf Nandita, die irgend etwas tut. Die Pisition wechselt, die Kamera zoomt erneut auf Nandita. Dies wird beliebig oft wiederholt bis jemand erscheint. Nandita erblickt die Person und schaut schüchtern weg. Dabei lächelt sie oder weint sie. Eine Stunde lang dieses Prozedere. Wieso reagiert sie so? Das verschweigt die Regisseurin vorerst. Und wenn sies dann auftischt, denkt man, Mensch, das hättest du in den ersten drei Minuten klarmachen können. Seis drum. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch die zweite Filmhälfte läuft identisch ab! Nur diesmal zwischengeschnitten mit Szenen des ekligen Shiva. Aha. Ein Liebesdreieck? Ja, so könnte man es umschreiben. Doch dieses Dreieck dient nicht, um Spannungen zu erzeugen, um den Plot voranzutreiben, sondern nur, um das Ende des Films zu besiegeln. Am Ende passiert etwas, dann ist fertig. Keine Katharsis, keine Erklärung, nichts. Einfach eine aus dem Himmel gerissene Aktion und zack, fertig. Was für ein Frust.
Und so bleibt der Film tatsächlich bestenfalls ein audiovisuelles Sinn-Erlebnis. Die Kamera von B. Kannan ist etwas amateurhaft, fängt aber die saftige Natur Tamil Nadus eindrücklich ein. Und Nandita, die etwas abgenommen hat und am Anfang leicht eingefallen aussieht, wird kontinuierlich schöner im Film. Alleine diese Augen. Die muss man mehrmals filmen - aber vielleicht doch nicht gerade sechzig Mal. Und auch die Musik ist bezaubernd. Die Meister
MS Viswanathan und Ilayaraja komponierten experimentelle, lyrische Stücke, die meist in die Handlung eingeflochten sind und als Background-Musik dienen. Oft sind es ganz kurze Tracks, bei denen (was denn sonst) die Kamera in verschiedenen Winkeln auf Nandita zoomt und sie sich verschämt wegdreht.
"Vishwa Thulasi" ist ein missratener Film, weil Frau Ram keinen Deut vom Filmemachen versteht. Sie hat talentierte Stars, superbe Musiker und einen guten Kameramann - aber nichts, woran all dies aufgehängt wird. Keine richtige Story sondern zwei Stunden lang Ist-Zustand. Malayalam-Star Mammooty kann durch den Film schlafwandeln und Nandita verschmitzt in die Kamera gucken. Das soll ein Film sein? Das soll Zuschauer fesseln oder ihnen was sagen? "Vishwa Thulasi" ist weder ein Kunstfilm noch ein Kommerzfilm. Weder ein Liebesfilm noch ein Drama - denn die Liebe wird vorausgesetzt und Dramatik entwickelt sich keine. Trotz Ambitionen eine echte Zeitverschwendung.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Tamil 5.1 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Viswa Thulasi; Vishwam Thulasi
Regie: Sumathy Ram

Liebesdrama

Action * *

Humor *

Trade Classification: -

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W a i s a   b h i   h o t a   h a i ,   P a r t   I I

Reviewed 24.1.04

Indien 2003 Der Werbetexter Punit Sanyal (Arshad Warsi) wird von seiner Freundin, der Polizistin Agni (Sandhya Mridul) rausgeschmissen. Der gefrustete Punit rettet in angetrunkenem Zustand dem Killer Vishnu (Prashant Narayanan) das Leben. Die zwei werden Freunde und Punit bekommt Zugang zum organisierten Verbrechen in Mumbai. Punit ahnt nicht, dass sein neuer Freund der ist, der seinen Bruder auf dem Gewissen hat. Und er ahnt ebensowenig, dass er zum Spielball zweier rivailiserender Syndikate geworen ist.
"This film is a mindlesss work of fiction", steht am Anfang von WBHH, gefolgt von "The characters happen to be fictional, despite our sincerest efforts. The locations, however, are real. The story has been plagiarised from several films" - nett, wenn jemand schon in den Opening Credits so ehrlich und frech ist. Regisseur Shashanka Ghosh möchte eben keinen normalen Bollywood-Film machen, das zeigt schon seine Danksagung am Schluss des Werks: Quentin Tarantino, die Coen-Brüder, Takeshi Kitano. Von all denen nimmt "Waisa bhi hota hai, Part II" tatsächlich Ideen auf. Doch wir haben schon genug Tarantino-Kopierer, deshalb ist es schön zu sehen, dass Ghosh dem Bollywood-Kino nicht ganz abschwört und unter anderem Ramesh Sippy dankt. Und Ram Gopal Varma, von dessen Gangster-Klassiker Satya die Haupthandlung inspiriert ist.
Doch zuerst mal: Wieso eigentlich "Part II" - es gibt doch gar keinen Part I? Doch, die ersten 10 Minuten sind Part I. Und die letzten 5 im Film sind Part III. Der Hauptteil Part II, deshalb der Titel. Lustig? Na ja, ein bisschen. Doch WBHH hat mehr zu bieten, als einen amüsanten Titel: Brutale Gangster, sinnlose Morde, amüsante Punjabi-Boys, einen verwirrten Helden, eine Big Mamma als Gangsterboss, einen Gastauftritt von Mahima Chaudhary, viel Blut und absurde Situationen. Ganz nach dem Untertitel "a not-normal masala film". Nun habe ich schon Titel, Opening Statement, Untertitel und Vorlagen aufgezählt - und damit komme ich zum Problem des Films: Man sieht, was Ghosh wollte. Sein Film ist ein Konstrukt; ein Experiment, Bollywood in eine neue Richtung zu lenken. Das macht er so offensichtlich, dass ich etwas gelangweilt war. Eigentlich seh ich mir nämlich lieber die Originale an, als ein so offensichtlich abgekupfertes Masala. WDHH ist nie so lakonisch wie ein Kitano-Film, nie so hip wie ein Tarantino, so rabenschwarz wie ein Coen und nie so unterhaltsam wie ein Varma. Von allen etwas, das hört sich nach einer guten Idee an, führt aber eben zu einem allzu konstruierten Film. Die Songs sind okay, Mahimas Cameo etwas kurz, die Tänzer (u.a.
Maria Goretti Warsi) sind sehr attraktiv und der Plot mit hübschen Nebenhandlungen versehen. Und Pratima Kazmi brilliert als Gangsterbossin Gangu Tai.
Doch diese Elemente sind heterogen verstreut. Die eigentliche Story ist plump und einige der Motivationen werden nie geklärt. Vor allem die elementare Beziehung zwischen Purit und Agni ist zu kurvig. Auch der saloppe Umgang mit dem Morden schlug mir etwas aufs Gemüt. Ich weiss, ich bin zu nörglerisch: Wenn schon mal ein Hindi-Film so absichtlich anders ist und seine Freude damit hat, dann soll man das loben. Ich lobe und begrüsse es auch. Hoffentlich beweisen noch mehr Filmemacher diesen Mut. Doch letztendlich muss ich den Film beurteilen, und der ist halt eben nicht ganz so doll.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Shashanka Ghosh

Thriller-
Komödie

Humor * *

Action * *

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W a j a h h

Reviewed 7.11.04

Indien 2004 Dr. Aditya Bhargava (Arbaaz Khan) ist ein angesehener Arzt, hat Geld und eine schöne Frau namens Trishna (Gracy Singh). Doch in der Ehe kriselt es, da Trishna ständig Albträume hat, in denen sie jemand umbringen will. Der Gatte belächelt sie dafür und macht sie mit seinen Wutausbrüchen noch nervöser. Bei einer Party kommt es noch dicker: Raj (Zulfi Syed), ein Freund von Sameer (Sudesh Berry), dem Schatz von Trishnas Freundin Sonia (Akruti Mistry), bietet sich an, den Gästen aus der Hand zu lesen. Bei Adityas Hand erklärt er verstört, er werde bald seine Frau ermorden! Trishna ist entsetzt und traut ihrem Mann nicht mehr über den Weg. Als auch noch Adityas geisteskranke Ex-Geliebte Ishita Singhania (Shamita Shetty) auftaucht, droht Trishna den Verstand zu verlieren.
Bollywood hat Mühe mit Horrorfilmen und horrorlastigen Thrillern, das ist kein Geheimnis. Selbst die besten Beiträge zum Genre wie etwa Bhoot sind im internationalen Vergleich bloss oberes Mittlmass. Die schwächeren Werke wie Ssshhh..., Dhund oder Wrong Number sind dann gleich himmelschreiend mies.  Besonders schlecht gelingt den indischen Regisseuren die Spannung: Falsche Schreckmomente, überlaute Musik und schwindelerregende Kamerazooms erzeugen enorme Theatralik anstatt Suspense. In "Wajahh" sind diese Defizite besonder ausgeprägt.
Regisseur Gautam Adhikari ("Chehraa") macht alle oben genannten Fehler und noch ein gutes Dutzend mehr. Seine Geschichte ist lahm und spannungsarm. Die falschen Schocks sind schrecklich getimet und die Inszenierung amateurhaft. Dazu kommen ermüdende Akteure. Arbaaz Khan schlafwandelt durch den Film und hat immer mal wieder einen Wutanfall, was ihn von Anfang an unsympathisch macht. Gracy Singh rutscht ein weiteres Stück nach unten in der Bollywood-B-Liga mit einer hysterischen Performance. Ihrer Figur wünscht man geradezu ein schnelles Ableben.
Die Nebendarsteller sind nicht minder schwach. Die beste ist vielleicht Shilpa Shettys jüngere Schwester Shamita Shetty (Agni Pankh), die zwar im Plot nur ein Red Herring ist, aber immerhin optisch etwas hergibt. So schlecht die Schauspieler sind, sie sind nicht das grösste Manko am Film. Ein guter Thriller kann auch mit mässigen Akteuren noch spannend sein. Doch Adhikaris Versagen ruiniert letztendlich alles. Ein Beispiel: Die wichtigste Szene der ersten Hälfte, die, in der Trishna erfährt, dass ihr Gatte sie umbringen will, wird unendlich lange hinausgezögert. Und wenn der Handleser seine Botschaft verkündet, schauen alle Akteure schockiert auf die andere Seite, die Kamera zoomt x-Mal auf jedes einzelne Gesicht, stets begleitet von lauter Musik. Aufdringlicher könnte man das kaum hinkriegen. Dann läuft Gracy nach draussen ... und gerät in eine Song-Nummer. Der Hauch von Spannung, die aufgebaut wurde, ist weg.
Ach ja, die Songs. Die kann man getrost vergessen. Sie sind nicht übel, doch kaum einer dürfte danach die CD kaufen. "Teri Deed Ko" ist ein fetziges Intro mit einem Cameo von Sänger Daler Mehndi. "Waada Kar Saathiya" ist ein passabler Liebessong, schwach umgesetzt. "Agar Zindagi Se" ist oben erwähnte deplazierte Nummer, die aber immerhin hübsch farbenfroh ist. Und "Ye Zamana" liefert mit Miss Shetty etwas sexy Dancing, ist ansonsten aber bloss eine platte Disco-Nummer. Mit solchen Songs, üblen Akteuren und einem noch mieseren Plot erreicht "Wajahh" knapp eineinhalb Sterne. Aber ob nun einen oder einen halben mehr, die Botschaft kann nur lauten: Auslassen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Wajah; Wajahh: A Reason to Kill
Regie: Gautam Adhikari

Thriller

Spannung *

Humor *

Trade Classification: Flop

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W a q t

Reviewed 24.8.04

Indien 1965 Der Lala Kadarnath (Balraj Sahani) ist ein angesehener Geschäftsmann im Punjab, der eine liebende Frau namens Laxmi (Achala Sachdev) und drei Söhne hat. Doch ein Schicksalsschlag zerstört sein Glück: Ein Erdbeben lässt sein Haus und sein Geschäft zusammenbrechen, er selbst wird verletzt, die Familie geht im Getöse verloren. Er erfährt, dass sein ältester Sohn Raja im Waisenhaus gelandet ist. Als er ihn abholen will, hat der Junge die Flucht ergrifen, weil der Leiter (Jeevan) ihn geschlagen hat. Lala wird derart wütend, dass er den Leiter erdrosselt und dafür in den Knast wandert. Laxmi widmet sich derweil ganz dem kleinsten Sohn Vijay, der einzige, der ihr geblieben ist. Viele Jahre später kommt Lala aus dem Knast und weiss nicht, was aus seiner Familie geworden ist. Vijay (Shashi Kapoor) hat einen Schulabschluss gemacht, braucht aber dringend Geld für die kranke Mutter, weshalb er als Chauffeur für den reichen Chinoy (Rehman) arbeitet und seine reiche Freundin Renu (Sharmila Tagore) nur schwer erobern kann. Raja (Raaj Kumar) wurde nach seiner Flucht aus dem Waisenhaus zum Dieb. Als er das Collier von Meena (Sadhana) klaut, bringt er es ihr wieder zurück, da er sich in sie verguckt hat.  Doch sie ist bereits vergeben an den Anwalt Ravi (Sunil Dutt). Er ist niemand anderes als der mittlere Sohn Kuku, der von einem reichen Paar adoptiert wurde - den Eltern von Renu.
"Waqt" ist ein Film der Superlative: Der erste Farbfilm der B.R.Chopra-Studios, der vielleicht erste Multistarrer Bollywoods und eine Frühversion des "Lost and Found"-Themas. Trotz all dem ist es für mich einer von Yash Chopras schwächsten Filmen. Man merkt, dass er auf Nummer sicher geht. Sein Bruder B.R. Chopra hat ihm immerhin die Regie übergeben, obwohl Yash damals erst zwei Filme gedreht hatte. Und mit den Stars wollte er auch nicht gross herumexperimentieren. Vor allem die ersten zwei Drittel haben somit doch einige Längen und der Film wirkt spröde.
Ganz am Anfang hatte ich schon meine Probleme mit de Handlung: Ein Erdbeben verstreut die ganze Familie in alle Himmelsrichtungen? Ein Erdbeben, keine Flut à la Coolie. Wieso stehen die Leute dann nicht einfach um ihr Haus und suchen die Verletzten? Nein, alle laufen benommen in der Welt rum und beklagen sich danach, wo eigentlich ihre Familie hin ist. Ich schluck ja viel was Bollywood betrifft, aber dies ist ein absolut schlechtes Setup für den "Lost"-Teil der Handlung. In den 70ern kommen die Filmemacher auf immer elaboriertere Ideen, die Familien am Anfang auseinanderzureissen. Deshalb ist Chopras Frühform dieses Bollywood-Genres wohl auch noch nicht so ausgereift.
Das Selbe gilt für den "Found"-Teil der Geschichte. Wo bei einem Manmohan Desai alles auf eine epische Zusammenkunft hinausläuft, passiert dies in "Waqt" auf sehr ungelenke, unglaubwürdige und unbewegende Weise. Beinahe nach dam Motto: "Ach ja, das müssen wir ja auch noch schnell erledigen". Dabei sollte dies das grosse, erlösende Finale darstellen! Das 179-Minuten-Epos mag also, wie Yash im Interview auch stolz betont, der erste "Lost and Found"-Film sein, aber er litt noch gehörig an Kindheitskrankheiten. Gebt mir lieber einen ausgewachsenen Film dieses Genres, der 10 Jahre später entstanden ist und aus der Ausgangslage viel mehr Dramatik zu saugen vermag.
"Waqt" überzeugt dafür an anderer Stelle. Die Gerichtsverhandlung gegen Schluss ist spannend, die Musik gefällig (wenn auch nicht herausragend), die Stars allemal einen Blick wert und die Kameraarbeit überzeugend - vor allem, weil die Chopras bis dato kaum gesehenen Reichtum auf der Leinwand zeigten. Damit hob sich der Film von den sozialen Werken der 50er ab und definierte den Chopra-Stil mit luxuriösen Familien. Sunil Dutt wirkt in den Songs und in den ersten zwei Dritteln sehr hölzern, doch er blüht gegen Schluss richtig auf. Seine Co-Stars liefern durchs Band solide Leistungen ab. Wirklich langweilig wird es einem deshalb in den drei Stunden nie, in der Mittelphase lässt höchstens das Interesse etwas nach, weil die Seifenoper-Handlung einfach nicht vom Fleck kommt.
An den Kinokassen schlug "Waqt" trotzdem ein. Er ist heute Yash Chopras dritterfolgreichste Regiearbeit nach Trishul und Deewar und einer der einspielstärksten Filme der 60er-Jahre. Künstlerisch dagegen hat Yash Chopra selten weniger gewagt als hier und deshalb kann daraus kaum eine gute Bewertung resultieren. Wer sich für das klassische Bollywood und die Entwicklung Yash Chopras interessiert, kommt um "Waqt" kaum herum. Alle anderen dürften von dem aufgeblasenen Star-Epos nur knapp überdurchschnittlich unterhalten werden.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Zeit (Übersetzung)
Regie: Yash Chopra

Drama

Humor *

Spannung *

Trade Classification: Blockbuster

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W a r r a n t

Indien 1975 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   W a r r i o r

Reviewed 19.6.03

Grossbritannien / Frankreich / Deutschland / Indien 2001 Lafcaida (Irfan Khan) führt eine Truppe von Kriegern für einen lokalen Herrscher in Rajastan an. Er ist eiskalt und gehorcht seinem Herrn bedingungslos. Doch bei einem Rachefeldzug durch das Dorf Tarang hat Lafcaida eine spirituelle Begegnung mit einem Mädchen, die ihn der Gewalt abschwören lässt. Der Herrscher schickt sofort seine Krieger los, sie sollen ihm seinen Kopf bringen. Da sie ihn nicht erwischen, hacken sie einem Fremden den Kopf ab. Lafcaidas Sohn Katiba (Pune Chibber) soll bezeugen, dass es der echte ist. Um seinen Vater zu schützen, bejaht er - und kregt die Kehle aufgeschlitzt. Lafcaida zieht in Richtung seines Heimatdorfs im Himalaya weiter, verfolgt von den Kriegern. Unterwegs trifft er auf den jungen Dieb Riaz (Noor Mani), dessen Eltern von den Kriegern getötet wurden ...
"The Warrior" ist streng genommen kein Bollywood-Film, ja nicht einmal ein richtiger indischer Film. Er ist jedoch in Indien in Hindi gedreht, hat einen indischen Regisseur und indische Stars. Die Crew ist gemischt (Englisch, Indisch, Deutsch, Kanadisch) und multinational finanziert ... egal, ich beschreibe ihn hier. Gleich vorweg ist damit gesagt, dass "The Warrior" nicht gängigen Bollywood-Formeln folgt. Es ist vielmehr ein seelenruhiges Selbstfindungsdrama, dass zwar bloss 83 Minuten lang ist, aber sich viel Zeit nimmt. Kapaidas erster Langfilm ist sicher kein Film für die Massen, aber alleine schon die grossartigen Landschaften und das hypnotische Spiel von Hauptdarsteller Irfan Khan (Dhund) machen alle Längen und forcierten Plot-Elemente weg. Die Handlung basiert auf einer japanischen Samurai-Parabel und ist extrem minimalistisch. Lafcaidas Wechsel zum Guten passiert etwas gar schnell, aber seine spirituelle Wanderung in den Himalaya ist extrem eindrücklich für alle Sinne - vor allem Auge und Ohr. Allein mit der Kraft der Inszenierung schafft es Kapaida, die Zuschauer bei der Stange zu halten. Das macht ihn zu einem ernst zu nehmenden Regisseur. Und wenn er auf der DVD eine Stunde Deleted Scenes hat, zeigt das auch, dass er bereits den Mut hat, Unnötiges aus seinem Film herauszuschneiden. Daran könnten sich viele indische aber auch amerikanische Regisseure ein Vorbild nehmen ...
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 2 PAL. Hindi 5.1. mit engl. UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Asif Kapaida

Drama

Spannung * *

Anspruch * *

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W i f e   H a i   T o   L i f e   H a i

Reviewed 30.4.06

Indien 2004 Die drei Waisenkinder Golu, Shubi und Sana wachsen bei ihrem netten Onkel Ashu (Bharat) auf. Er widmet sein Leben ganz den Kleinen. Ans Heiraten denkt er nicht. Anders "seine" Kinder: Sie wollen Ashu unbedingt verkuppeln. Da er sich sträubt, greifen sie zu einer List und ringen ihm das Versprechen ab, eine Frau zu suchen. Mit der Sexbombe Payal (Rupali Suri) währe bereits eine verfügbar, doch Ashu weicht ihr lieber aus. Dafür lässt er sich gerne auf die unschuldige Nehal (Shruti Sharma) ein, die ihm seine Kinder vorschlagen: Sie heiraten. Doch bald treten Konflikte auf - haben die Kinder oder die Ehefrau mehr Liebe verdient?
Die Low-Budget-Produktion setzt auf ein Thema, das schon auf etliche Arten im Kino und im TV von Filmemachern der ganzen Welt abgehandelt wurde: Kinder, die für ihren Erzieher einen Lebenspartner suchen. Neues hat "Wife Hai To Hota Hai" dem nicht hinzuzufügen. Vielmehr schütteln die Regie-Partner Manish Shrivastav und Jainendra Baxi so ziemlich jedes Klischee dieses Subgenres aus dem Ärmel und drehten einen Film, der nicht einmal die schnell zu befriedigenden Bollywood-Fans lange zu packen vermag. Er ist zu banal.
Nicht nur das: Auch die Schauspieler sind öde. Newcomer Bharat wirkt schläfrig, Shruti Sharma desinteressiert und die Kinder sind gerade noch aushaltbar. Sushant Singh, wohl der bekannteste Kopf im Cast, absolviert gegen Schluss einen unnützen Gastauftritt. Baxi und Shrivastav geben der Crew kaum Momente, in denen sie glänzen können. Nicht einmal bei den Songs, in denen Bharat sein nicht vorhandenes Tanztalent zur Show stellt und alle anderen fröhlich herumhüpfen müssen. Die Songs sind immerhin schwungvoll - das macht sie zu kleinen Aufstellern inmitten des ansonsten auf Autopilot laufenden Plots.
Es gibt zwei Überraschungen in der Handlung. Eine darf man verraten, denn sie ist völlig unwichtig: Da fällt Ashu eine Vase auf den Kopf und er muss kurz ins Spital. Die Szene erzeugt fünf Minuten Minimal-Spannung, hat ansonsten aber keinen Zweck. Lernen die Kinder daraus? Nein, sie bleiben dieselben Rotznasen. Überhaupt kamen mit die Kids ziemlich verwöhnt vor, doch als eine Figur im Film dies einmal anspricht, wird sie zum Buhmann. Die andere "Überraschung" sei nicht verraten, sie kommt etwas später und ist absolut unglaubwürdig. Der ganze Film wird durch diese Offenbarung zur Farce und danach ging bei mir alles Interesse flöten.
Dass "Wife Hai To Life Hai" nicht gut ist, überrascht indes wenig: Bollywood hat Mühe damit, Familienfilme zu drehen, die sich um Kinder drehen. Meistens wird aus kindgerecht automatisch kindisch. Wenige Ausnahmen wie der halbwegs fantasievolle Vaah! Life Ho To Aisi bestätigen diese Regel nur.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (D
): Code 2 PAL. Hindi und Deutsch 2.0 mit englischen Untertiteln und (nur bei den Songs) mit deutschen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Wer eine Frau hat, hat ein Leben
Regie: Manish Shrivastav, Jainendra Baxi

Komödie

Humor * *

Spannung *

Trade Classification: -

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W o h   K a u n   T h i ?

Indien 1964 Ausführliche Kritik: hier.

 

W r o n g   N u m b e r

Reviewed 25.1.04

Indien 2003 Der College-Schüler Karan (Parvin Dabas) liebt seine Kollegin Mahi (Richa Pallod). Die zwei, ihre Freundin Aarti (Rinku Ghosh) und der Witzbold Monty (Vrajesh Hirjee) haben die Angewohnheit, aus Langeweile fremde Leute anzurufen, und ihnen Streiche zu spielen. Eines Tages wählen sie die Nummer von Raj (Rakesh Bapat). Sie locken ihn in ein Restaurant, doch dort spielt er ihnen einen Streich. Die vier sind überrascht, dass jemand sie durchschaut hat und freunden sich mit ihm an. Schon bald fühlt sich Mahi - ganz zum Unmut von Karan - zu Raj hingezogen. Doch da wird Mahis Vater, Dr. Mathur (Benjamin Gilani), von einem Unbekannten ermordet. Die Untersuchung leiter ausgerechnet Aditya Singh, der verlassene Halbbruder von Mahi.
"Wrong Number" ist ein Thriller, der leider überhaupt nicht spannend ist. Darum hat er auch kaum eine Existenzberechtigung. Die erste Hälfte ist überladen mit Songs, weshalb der Film kaum vorankommt. Die Charaktere werden lang eingeführt, ihre Beziehungen aufgebaut, die falschen Fährten gestreut. Erst mit dem Auftauchen von Rakesh Bapat als Raj kommt ein neues Element dazu. Und wenn dann endlich gemordet wird, passiert das auf höchst unspektakuläre und unblutige Art. Der beste Mord ist jener an Aarti, der wenigstens einigermassen gut aufgezogen ist.
Doe vorher angetönten Songs sind zum Grossteil unspektakulär im Berner Oberland (Schweiz) gedreht. Keiner ist wirklich gut, am melodiösesten ist "Jak tak tum...". Aber nötig wären die Nummern nicht, dann wäre die Lauflänge auch unter zwei Stunden gesunken. Hauptschuld am Misslingen der Songs trägt Rakesh Bapat. Der Tum Bin-Star ist im ganzen Film schwach, aber sein Mangel an Charisma ist in den Tanznummern besonders auffallend. Die anderen Akteure sind nicht viel besser, aber die Girls sind immerhin attraktiv. Etwas, was für einen Schlitzerfilm (und ein solcher möchte "Wrong Number" ja halbwegs sein) elementar ist.
Tja, und dann kommt die grosse Enthüllung des Täters. Oder eben nicht so gross. Denn zum einen ist sie plump eingefädelt, zum anderen kommt sie etwas früh. Und sie ist voraussehbar. Der Filmtitel ist der grösste Hinweis. Und so kann man bloss nicht-überrascht un nicht-berührt sein. Gähnend sehnt man das Ende entgegen und fragt sich, wenn das Motiv klar ist, ob denn das alles überhaupt Sinn machte. Nö, machte es nicht. Wieso sag ich in einem Spoiler, also bitte erst weiterlesen, wenn ihr den Film gesehen habt. Andererseits, den Film muss man eh nicht gesehen haben ... also: Spoiler. Als Täter wird Raj entlarvt und sein Motiv: Er ist geisteskrank, Dr. Mathur war sein behandelner Arzt, der die Heirat mit Mahi verbieten wollte. Hmm. Die Kids haben aus einem Telefonbuch mit Hunderttausenden Nummern jene von Raj herausgesucht? Er verliebt sich dann auch noch in Mahi, die zufällig die Tochter seines Arztes ist? Come on! Ich kann Zufälle verdauen, aber das ist schlicht unter aller Sau.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel:
Tumse Milke Wrong Number
Regie: Jignesh V. Vaishnav

Thriller

Spannung *

Gewalt *

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