> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
> bollywood

> 2005
> MANGAL PANDEY: THE RISING

 


 

Epos. Indien. Hindi
Alternative Titel The Rising: Ballad of Mangal Pandey; Aufstand der Helden - The Rising

Regie Ketan Mehta
Drehbuch Farrukh Dhondy
Produktion Bobby Bedo, Deepa Sahi
Songs A.R. Rahman
Kamera Himman Dhamija
Choreografie Raju Khan, Saroj Khan
Darsteller Aamir Khan, Rani Mukherjee, Toby Stephens, Amisha Patel, Coral Beed,
Kiron Kher, Mona Ambegaonkar, Mukesh Tiwari, Ben Nealon, Om Puri (Erzähler - Hindi-Fassung)
Länge 146 Min.

Kinostart 12.8.2005
Trade classification
Average
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 12.10.05
©  Bilder Yashraj, Screenshots molodezhnaja


STORY
Mangal Pandey (Aamir Khan) dient Mitte des 19. Jahrhunderts in der 5th Company des 35th Native Infantry Regiment der British East India Company. Er ist einer von vielen hunderttausend Sepoy - einheimische Soldaten, die von den Briten rekrutiert wurden. Im englischen Offizier Captain William Gordon (Toby Stephens) findet Mangal einen treuen Freund. Doch ihre Beziehung wird auf eine harte Probe gestellt, als die Briten eine neue Munition einführen. Diese soll Gerüchten zufolge aus Schweine- und Kuhfett gefertigt sein. Da man den Behälter mit den Zähnen aufreissen muss, wäre dies ein Affront gegen Moslems und Hindus zugleich. Die Briten versichern durch Gordon, dass kein Tierfett verwendet wurde, worauf Mangal mit gutem Beispiel voran geht und einen Behälter aufbeisst. Doch später stellt sich die Vermutung als korrekt heraus! Mangal wird zum Unberührbaren und startet unter seinen Mitsoldaten einen Aufstand.

 

REVIEW
Vier Jahre lang arbeiteten Regisseur Ketan Mehta (Maya Memsab, Oh Darling Yeh Hai India, Sardar) und der Perfektionist Aamir Khan an diesem Epos. Für Aamir ist das Projekt besonders wichtig, da er seit Dil Chahta Hai nicht mehr auf der Leinwand zu sehen war - für indische Verhältnisse eine Ewigkeit. Umso gigantischer war der Hype um den Film, der im besten Startresultat aller Zeiten resultierte. Die Einnahmen brachen aber bald ein und da der Streifen horrend teuer war, spielte er das Geld nur knapp wieder ein. Das mindert in keiner Weise die Qualität des Films: "Mangal Pandey: The Rising" ist einer der am besten produzierten Bollywood-Werke der letzten Jahre und trotz einiger dramaturgischen Schwächen ein mitreissendes Epos.

Historisch korrekt ist er dabei kaum mehr - so streiten sich in Indien mehrere Dörfer um die eigentliche Herkunft des Volkshelden, während Historiker noch immer unschlüssig sind, ob nun die britische Geschichtsschreibung, wonach Mangal Pandey ein Opiumsüchtiger war, der die Sepoy-Revolution von 1857 eher zuzfällig auslöste, doch die richtige ist. Ketan Mehta nahm sich Freiheiten und das ist sein gutes Recht, schliesslich muss er seinen Film cineastisch verkaufen. Mehta, der seit 1997 nicht mehr hinter der Kamera stand, tut dies vor allem auf visueller und ausstatterischer Basis: Sein Film sieht einfach klasse aus. Die Kostüme, die Besetzung, die erstaunlich westlich orientierte Kameraarbeit - alles erste Sahne.

Auch akustisch ist "Mangal Pandey" ein Genuss. Wie bei Lagaan trat A.R. Rahman als Komponist an und steuerte ein paar beachtliche Songs sowie Hintergrundmusik bei. Hin und wieder hätte ein indisches Lied mehr bewirkt als ein orchestrales Stück, aber das sind Feinheiten. Das indische Flair bleibt trotz westlichen Cast-Mitgliedern und Anzügen vorhanden. Das ist für mich auch ein Grund, warum ich mich gegen die Kritiker wehre, die dem Film Songs entziehen wollten. "Holi Re" unterbreche den Rhythmus, "Rasiya" sei unnötig - mag sein, aber wenn wir auf dieser Ebene zu argumentieren beginnen, brauchen wir Bollywood nicht mehr. Diese Songs geben dem Film mehr Bandbreite, mehr Farbe und mehr südasiatisches Flair. Nicht zu vergessen: Bei einem 146 Minuten langen Film sind sie auflockernde Elemente. Westlich geschulte Kritiker fühlen sich dadurch aus dem Film gerissen. Ich freu mich jedoch stets auf das nächste Stück.

Heraus sticht dabei visuell vor allem "Main Vari Vari" mit Rani in einem bezaubernden pinken Gewand. Und Rani meistert den Mujra-Tanz überraschend gut. Vom Auflockerungsgrad in meinen Augen essentiell ist "Holi Re", eine farbenfrohe Aufsteller-Nummer, die dem ansonsten doch eher ernsten Epos ein paar lockere Minuten gönnt. Viel zu Lachen oder Schmunzeln gibt es hier nämlich nicht. Selbst die meisten Nebenhandlungen sind ernster Natur. Ranis Heera etwa wurde zur Prostitution gezwungen und Amisha Patels Jwala entgeht nur knapp der Witwenverbrennung. Wenn man etwas aus dem Film cutten könnte, wäre es indes diese Jwala. Ich mag Amisha Patel und ihr hysterisches Spiel nicht, das ist ein Grund. Der andere ist der, dass Jwala dem Film narrativ nichts bringt. Sie zeigt zwar, dass Captain Gordon ein Faible für Inder(innen) hat, doch das macht die zentrale Beziehung zwischen ihm und Mangal ja auch. Und der Verbrennungs-Versuch zeigt, dass auch die indische Kultur nicht frei von Makeln ist. Aber das dürfte jeder gewusst haben - und da dies später nie mehr thematisiert wird, bleibt die Frage: Warum also überhaupt aufwerfen?

Es gibt einige solcher Subplots, die im Nichts enden. Jener mit der armen Inderin, die ihre Milch einer weissen Mutter "ausleiht" und nichts mehr für ihr Baby hat, ist durchaus interessant, bleibt aber auch nur Dekoration und fügt dem eigentlichen Handlungsstrang nichts hinzu. Denn auf diesen kommt es schliesslich an: Gordon und Pandey. Das ist das Herz des Films, an dem der Rest hängt. Und da dieses funktioniert, ist auch der Film mit all seinen Vor- und Abzügen eine Wucht. Tobey Stephens, in Die Another Day als Schurke einer der Schwachpunkte, läuft hier zu einer souveränen Darbietung auf. Und last but not least zeigt Aamir Khan einmal mehr, warum er einer der besten ist. Er spielt mit Kraft und mit genau der richtigen Portion Pathos, um der Heldengeschichte zum Durchbruch zu verhelfen. Wenn er mit sturer Mine zu "Mangal Mangal" schreitet, dann gefriert das Blut in Respekt, Stolz oder Andacht - je nach Einstellung des Zuschauers. Mehta geniesst diese Szenen, nicht zuletzt die Galgen-Sequenz, die er beinahe dreimal bringen kann. Zu Recht, denn sie sind toll.

"Mangal Pandey: The Rising" vereinfacht historisch manches, ändert anderes sogar ab. Er hat unnötige Nebenhandlungen und es fehlt der letzte Kick, um einen wirklich emotional an die Figuren zu fesseln. Geradezu schrecklich sind die Erzähler-Einlagen von Om Puri¹, der die englischen Dialoge "zusammenfasst", anstatt, dass man diese einfach untertitelt hätte. Aber beim Jupiter, sieht der Film toll aus. Und er klingt herrlich. Die Akteure aus Ost und West liefern bis auf Amisha Patel überzeugende Arbeit und inszenatorisch gibt es kaum etwas zu meckern. Dieses Epos vereint westliche Filmtechnik mit östlichen Elementen und fällt dabei nicht zwischen Stuhl und Bank, sondern liefert ein kalkuliertes, dennoch mitreissendes Kinoerlebnis, mit dem Aamir Khan ankündigt: I am back. Zum Glück.

¹ Om Puri ist nur in der indischen Fassung dabei. Die internationale Fassung belässt die englischen Dialoge ohne Voice-Over-Zusammenfassung. Dafür agiert Naseeruddin Shah als Erzähler am Anfang und Ende.

 

SONGS
1) Mangal Mangal - Titellied. Gewöhnungsbedürftig, entwickelt sich aber zum Ohrwurm und zum Leitthema des Films.
2) Takey Takey - Flotte Jahrmarkts-Nummer.
3) Main Vari Vari - Ich mag das Lied, gesungen von Kavita Krishnamurthy und Reena Bharadwaj nicht besonders, aber Ranis Auftritt in Pink macht den Bordell-Song zum Knaller.
4) Rasiya - Sexy Zigeunertanz, das Lied ist nur mässig.
5) Al Maddath - Starke qawaali-Nummer, gesungen von A.R. Rahman himself. Wird im Film leider abgeklemmt.
6) Holi Re - Tolles, ausgelassenes Holi-Stück mit der Stimme von Udit Narayan.
7) Mangal Mangal - Reprise des Titellieds (zweimal).

 

MEINE DVD
Yashraj (USA), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen (DVD-Rückseite meint zwar "Letterboxed")
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen und sechs weiteren Untertiteln (Film und Songs): Tamil, Telugu, Kannada, Malayalam, Gujarati, Bengalisch
Disk Rating * * * ½ (Sattes Bild, der Ton ist etwas im Ungleichgewicht zwischen laut und leise. 2. Disk mit Extras: Making-of, Deleted Scenes, Behind the Scenes u.a.)

 

BESTELLEN 
amazon.co.uk (GB)
amazon.de (D-Fassung!)

 

EXTERNE REVIEWS 
indiafm.com (4/5)
Planetbollywood (7.5/10)
BBC (3/5)
Rediff.com ("The rabble-rousing works")

 

SCREENSHOTS

 


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 6.0