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M a a c h i s

Reviewed 2003

Indien 1996 Punjab nach der Ermordung Indira Gandhis: Jaswant (Raj Zushi) sitzt mit seiner Mutter, seiner Schwester Veeran (Tabu) und deren Verlobten Kripal (Chandrachur Singh) im Hof, als zwei Inspektoren auftauchen. Sie glauben, der Attentäter Jimmy halte sich im Haus auf. Jaswant hat zwar nur einen Hund mit diesem Namen, wird aber dennoch abgeführt. Als er Stunden später brutalst gefoltert zurückkehrt, reisst bei Kripal der Geduldsfaden. Er will Rache und schliesst sich deshalb der Terror-Gruppe von Sanaatan (Om Puri) und dem "Boss" (Kulbhushan Kharbanda) an. Nicht lange, und ein weiteres neues Mitglied schliesst sich der Truppe an: Veeran.
Das preisgekrönte Terroristen-Drama "Maachis" wird an allen Ecken gelobt - ich schäme mich fast, dass ich bescheidene drei Sterne gebe. Ich seh ein, dass der Film im Bollywood-Kontext ein eindrücklicher Beitrag hin zum kontrovers-kommerziellen Kino war, dass Chandrachur Singh ein fesselndes Debüt gab und Tabu mit dieser superben Rolle ihre Karriere in neue Bahnen lenkte - doch irgendwie liess mich "Maachis" seltsam unberührt. Schlimmer noch, ich war mir nicht klar, was Alt-Autor und Regisseur Gulzar eigentlich sagen will. Werke wie Dil Se, Kannathil Mutthamital oder The Terrorist haben mir das in Indien besonders brisante Terroristen-Phänomen näher gebracht oder mich mehr involviert, als "Maachis" es getan hat.
Die drei Sterne sind keinesfalls eine negative Bewertung, dafür ist "Maachis" viel zu gut gespielt und kompetent inszeniert - doch im Angesicht all der "Meisterwek"-Ausrufe sind 3 von 5 halt schon im unteren Bereich. Ihr werdet ihn vielleicht mehr mögen.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Sampooran Singh Gulzar

Drama /
Politthriller

Spannung * *

Action *

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M a a   T u j h h e   S a l a a m

Reviewed 17.8.03

Indien 2002 Die Zonabad-Region an der Demarkationslinie in Kaschmir: Major Pratap Singh (Sunny Deol) kommandiert eine Einheit indischer Grenzsoldaten. Doch als er Urlaub macht, um Zeit mit seiner schönen Verlobten Cpt. Sonia (Tabu) zu vernringen, hofft der lokale Führer Lala (Regisseur Tinnu Verma) auf seine Chance: Er will Kaschmir mit pakistanischer Hilfe in die Unabhängigkeit führen und selbst Premierminister werden. Die Pakistanis haben zwar andere Pläne, benutzen aber Lalas Männer gerne. Zu diesen gehört auch der naive Albaksh (Arbaaz Khan). Als der entdeckt, was Lala wirklich treibt, verbündet er sich mit Pratap Singh ...
Und noch mehr faschistoider Blut-und-Erde-Müll mit Sunny Deol als patriotischem Übermenschen. Während real die Truppen an der Grenze auffuhren, drehte Bollywood-Actionchoreograf Tinnu Verma seinen ersten Film als Regisseur - mehr oder weniger, um aus realen Ereignissen Kapital zu schlagen. Der Schuss ging nach hinten los: Seine hässliche Kriegsehetze fiel an den Kinokassen auf die Nase. Gut so, denn "Maa Tujhhe Salaam" ist kaum erträglicher Schwachsinn.
Dass Sunnys Filme reaktionär sind, daran hat man sich ja schon fast gewöhnt - dass sie aber auch noch grenzenlos langweilig, Logik-leer und durch und durch dumm sind, das ist doch nicht auch noch nötig. "Maa Tujhhe Salaam" beginnt mit 10 Minuten patriotischer Hirnwäsche: Ein Selbstmordbomber, der sich in die Hose pisst, Soldaten schmieren sich indische Erde ins Gesicht, etliche Male wird der Fahne salutiert und auf Mutter Indien geschworen. Der Film endet damit, dass Sunny eine indische Flagge trägt und mit einem MG auf hunderte von Feinde zurennt. Dazwischen passiert auch was, aber es ist echt nicht von Interesse. Ein bisschen Anti-Pakistan-Propaganda da, ein paar Loblieder aufs Mutterland hier und ein wenig herumtänzeln danach. "Maa Tujhee Salaam" ist ein Bollywood-Masala, bei dem einem vernünftigen Menschen das Mittagessen nochmals durch den Kopf geht.
Wie sich Tabu in einen Film verirren konnte, der beladen ist mit falschem Pathos, Kindergarten-Symbolik und doofen Sound-Effekten (was machen Buckelwal-Gesänge in Kaschmir?), ist schnell nachzuvollziehen: Sie ist gut befreundet mit Sunny und Tinnu. Dass eine so gute und emanzipierte Schauspielerin sich für eine unwichtige und plumpe Rolle hergegeben hat, tut weh. Immerhin sieht sie beim Tanzen wie auch in Uniform einfach wunderschön aus. Das ist aber ein schwacher Trost. Sunny spielt wieder so steif wie ein Holzbrett, Arbaaz Khan langweilt als naiver Prügelknabe und Regisseur Tinnu Varma, der auch noch den Bösewicht spielt, start einfach ins Leere und meint, damit erscheine er böse. Das Ganze ist ein grosser Witz, an dem Josef Goebbels seine Freude gehabt hätte. Unbedingt fern bleiben!

Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Maa Tujhe Salaam; Ich salutiere dem Mutterland (Übersetzung)
Regie: Tinnu Verma

Actionfilm

Action * * *

Humor *

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M a d h o s h i

Reviewed 15.10.03

Indien 2004 Am 11. September 2001 telefoniert Anupama (Bipasha Basu) mit ihrer Schwester, die mit ihrem Mann im World Trade Center von New York steht. Der terroristische Angriff tötet die Familienmitglieder am anderen Ende der Leitung und Anu ist fortan eine angeschlagene Frau. Dennoch findet die schöne College-Studentin zwei Jahre später einen Mann, der sich mit ihr verlobt: der Werbefilmer Arpit (Priyanshu Chatterjee). Anus Eltern (Rajiv Verma, Smita Jaykar) sind überglücklich. Doch die Freude währt nur kurz: Anu begegnet Aman (John Abraham), einem knallharten Agenten, der für eine Anti-Terror-Einheit arbeitet. Sein Einsatz gegen den Terror und sein maskulines Aussehen wecken in Anu Lust. Sie geht fremd. Als die Heirat mit Arpit ansteht, lehnt Anu ab und schneidet sich die Pulsadern auf. Im Spital das vernichtende Urteil: Anu ist schizophren - doch wieso? Und wie kann Arpit ihr helfen?
"Madhoshi" gebührt Lob, weil er Mut zu Neuem hat. Zwar versteifen sich einige Reviewer darauf, Einflüsse aus "A Beautiful Mind" und "Face/Off" gesehen zu haben, doch dies ist relativ lächerlich. Nicht jeder Film über Schizophrenie ist gleich eine Kopie von Ron Howards "Oscar"-Abräumer. Und mit "Face/Off" hat "Madhoshi" vielleicht eine kurze Sequenz gemein, auf die ich hier aus Spoiler-Gründen natürlich nicht eingehen darf. Ansonsten gibts doch einige veritable Überraschungen. Die erste kommt nach etwa einer Stunde und macht aus dem vermeintlichen Liebesdreieck ein handfestes Drama, für das sich Bipasha Basu auch mal mit heruntergekommenem Makeup zeigt. Ihr Spiel als geistig angeschlagene Frau ist löblich, aber sie agiert etwas theatralisch.
Schlimmer wiegt der Umstand, dass Regiedebütant Tanveer Khan der Krankheit Schizophrenie nicht wirklich gerecht wird. Die Familienangehörigen schreien Anu an, als ob sie einfach einen kleinen Tick hätte und die Art und Weise, wie sie geheilt werden soll, ist nicht minder lachhaft. Das Finale setzt dem Ganzen die Krone auf. Doch eigentlich ist dies zu erwarten, nachdem schnell klar wird, dass der Drehbuchautor es exakt auf diese zwei Überraschungen zur Filmmitte und gegen Filmende abgesehen hat - der Rest ist sozusagen Füllmaterial.
Gefüllt wird zum einen mit halbseidenen College-Szenen aus dem Bollywood-Klischee-Einmaleins. Dann natürlich auch mit Songs - und mit Erotik. Bipasha hat zwar ein paar Kilo zugelegt, doch sie ist noch immer verführerisch (siehe Bilder 1-2). Tanveer Khan versucht verbissen, genau dies einzusetzen und lässt Bipasha mit ihrem Loverboy aus dem realen Leben, John Abraham, die heissesten Posen durchlaufen (Bilder 3-5). Doch es ist schon irritierend, dass die beiden in Jism, als sie noch kein Paar waren, mehr Feuer entwickeln, als hier. Als habe Khan dies erkannt, positioniert er diese gewagten Knister-Momente zum Song "Ye Ishq Hai", bei dem ein paar Tänzer draussen im Regen abgehen (
Bild 6) und dabei John und Bips fast die Show stehlen. Fazit: Bipasha sollte die Bettspielchen auf der Leinwand lieber ihren Erbinnen wie Mallika Sherawat (Murder) überlassen.
Die restlichen Songs sind indes kaum der Rede wert. "O Jaane Jaana" ist eine hübsche Ballade, die anderen sind eher matt. Die Kameraarbeit ist uninspiriert, die Regie passabel, die Dramaturgie klar aber lustlos. Selbst mit nur 122 Minuten Länge weist der Plot Hänger auf. Ein paar Gnadenpunkte gibts dennoch. Zum einen eben wegen der mutigen Szenen um Schizophrenie und ihre (Handlungs)-Folgen. Zum anderen für die Akteure. Bipasha ist überzeugend. Johns Haare sind wie immer etwas zu geschleimt und er pafft wie ein Schlot, was ihn unappetitlich macht - doch er sieht ansonsten noch immer dufte aus und agiert bereits wie ein Routinier. Priyanshu Chatterjee ist solide, aber blass. Eine kleine aber feine Rolle spielt Shweta Tiwari als Anus Freundin Tabassum. Diese Performances retten den Film vor dem kompletten Schiffbruch. Sicher nichts, was man gesehen haben muss.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Intoxination
Regie: Tanveer Khan

Thrillerdrama

Spannung * *

Erotik * *

Trade classification: Flop

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M a d h u m a t i

Reviewed 29.3.05

Indien 1958 In einer stürmischen Nacht blockiert ein Erdrutsch die Strasse, auf der Devendra (Dilip Kumar) unterwegs ist. Er und sein Begleiter kämpfen sich zu einer nahen Villa durch, um Schutz zu suchen. Devendra fühlt, dass er schon einmal hier gewesen sei. Und das Porträt des vormaligen Besitzers Raja Ugranarayan (Pran) bestätigt ihn in dieser Meinung: Er selbst hat das Gemälde gemalt - in seinem früheren Leben! Er hiess Anand (Dilip Kumar) und war Ugranarayans neuer Manager. Beim Spaziergang in den Wäldern hörte er das flehende Lied "Aaja re pardesi" (komm her, Fremder) des Zigeunermädchens Madhumati (Vyjayanthimala). Er verliebte sich in das zierliche Mädchen. Doch sein Boss beäugte die aufkeimende Liebe mit Argwohn.
Wenn ich nur wüsste, was mir den Zugang zu den Filmen des Bengalen Bimal Roy verwehrt. Ich hatte schon bei seiner 1955er-Version von Devdas Mühe, nun kann ich mich auch für seinen erfolgreichsten Film nicht richtig erwärmen: "Madhumati". Der Blockbuster aus dem Jahr 1958 war Roys durchkalkulierter Versuch eines kompletten Kommerzfilms, wofür der Filmemacher von den Kritikern hart drangenommen wurde. Immerhin war dies das Jahrzehnt der engagierten Werke Guru Dutts oder Raj Kapoors. Doch Roy hatte ein goldenes Näschen und bereitete dem populären Kino Bollywoods den Weg. Gepackt hat mich der Streifen aber sporadischer, als ich gedacht hätte.
Das Problem ist in der ersten Hälfte. Visuell wie inhaltlich hat "Madhumati" dort die Qualität eines deutschen Heimatfilms: schöne Berglandschaften, eine keusche Liebe, Bedrohung durch einen Gutsherren - selbst die Lieder haben Schlagerqualitäten. Dieser Teil des Films hat mich kaum stimuliert. Dilip Kumar wirkt beinahe gelangweilt, wenn er stets mit Händen in den Hosen oder Jacke über der Schulter herumwandert. Und Vyjayanthimala, die mir nie so zusagte wie andere weibliche Stars ihrer Ära und mit Dilip in Hits wie Devdas, Gunga Jumna und Naya Daur zusammenarbeitete, spielt das archetypische verliebte Indermädchen derart übersteigert, dass es manchmal weh tut. Konstant zupft sie an ihrem Kopftuch, zieht an ihrem Röckchen und tanzt unbekümmert um die Bäume. Das ist perfektes Bollywood - aber nach einer Stunde hat man sich daran sattgesehen.
Es ist auch kaum die Schuld der Schauspieler. Sie geben ihr Bestes, entwickeln eine gute Chemie und werden stärker, sobald auch die Dramaturgie besser wird. Das geschieht aber zu selten, weshalb ich mein Missfallen beim Drehbuch nach der Geschichte des bengalischen Regisseurs Ritwik Ghatak (A River Called Titas) orte. Die Ansiedlung der Liebesgeschichte über zwei Inkarnationen hat überhaupt keinen Nutzen und löst wenig Gefühle aus. Die Rahmenhandlung ist deswegen ziemlich unnötig und raubt dem Film etwas von seiner potenziellen Kraft. Ebenso unnötig ist der Comedy-Track mit Johnny Walker, übrigens ein weiteres Zeichen für die kommerzielle Anbiederung. Aber letztendlich ist auch die zentrale Liebesgeschichte einfach zu fad, die Dramatik zu simpel, die Charaktere zu eindinemsional. Da kann Bimal Roy die Geschichte noch so schön umsetzen.
Und genau das tat er. Deshalb wohl auch die 3 Sterne. Die Bilder mit dem künstlichen Nebel, der unheilvollen Villa - das erinnert an Hitchcocks "Rebecca", dessen indisches Remake Kohraa und vor allem dem 40er-Hit Mahal. Trotz vorher erwähnter Parallelen zum deutschen Heimatfilm sind die Bilder stark komponiert und erzeugen beachtliche Stimmung. In Vyjayanthimala beinahe von übersinnlicher Natur. So gehen die 166 Minuten denn auch einigermassen rassig vorüber, höchstens noch gebremst durch die Songs, die mir nicht besonders zusagten. Selbst hier stehe ich allein: Die Songs werden heute genauso wie der Film als absolute Klassiker gehandelt,
Salil Choudhurys Score sogar als einer der besten aller Zeiten. Das kann ich nicht nachvollziehen, aber ich kann euch kaum abraten von "Madhumati". Werde ich auch nicht tun, denn mir gefiel er durch seine belanglos romantische Art, sein letzte Drittel, das etwas Dampf gibt, sowie Bimal Roys Inszenierung auch noch halbwegs.
Aber für die meisten anderen Bollywood-Experten ist nichts "halbwegs" an "Madhumati". Er ist vielmehr ein grosser Klassiker der 50er und wer schon dachte, Devdas hätte mehr verdient als die von mir verliehenen drei Sterne, der wird sicher auch hier denken, ich hätte eine Schraube locker. Kritiken sind nun einmal subjektiv und trotz aller Vorzüge gefiel mir "Madhumati" nicht annähernd so gut wie andere Klassiker der 50er wie Raj Kapoors Jagte Raho, Guru Dutts Pyaasa oder Mehboob Khans Mother India. Das gibt den Ausschlag. Und bevor ich euch etwas vorgaukle gebe ich drei Sterne für diesen hübschen, melancholischen, sauberen und völlig harmlosen Streifen. Ausführliche (euophorische) Zweitmeinungen findet ihr unter "want to know more?" oder auch hier und hier.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Bimal Roy

Liebesdrama

Humor * *

Spannung *

Trade classification: Blockbuster

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M a d h y a n a m   H a t y a

Reviewed 17.7.05

Indien 2004 Der Film-Editor Ravi (J.D. Chakravarthi) freundet sich bei der Arbeit mit seiner jungen Assistentin Nikitha (Priyanka) an. Die rein platonische Freundschaft wird jedoch von Ravis Frau Lakshmi (Aamini) in den Dreck gezogen. Sie beschimpft ihren Mann des Ehebruchs und schreit tagelang das Haus ein mit wüsten Beschuldigungen. Die Nachbarn sind längst in heller Aufregung, die zwei Kinder angeschlagen, weil die Eltern auch vor ihnen ständig streiten. Eines Tages hält Ravi die Flut von verbaler Aggression nicht mehr aus und erschlägt Lakshmi. Er packt die Leiche in eine Schachtel und entsorgt sie in einem Fluss. Danach meldet er seine Frau als vermisst. Die Polizisten Shiva und Sami übernehmen den Fall
"Madhyanam Hatya" markiert Ram Gopal Varmas Rückkehr in seine cineastische Heimat: Das Telugu-Kino. Doch der Thriller ist eine Enttäuschung. Nicht etwa, weil er schlecht wäre, sondern weil er trotz immensem technischen Know-how nicht ansprechen will. Der Song-lose Killerstreifen ist mit 94 Minuten sehr kurz und derart temporeich inszeniert, dass garantiert nicht Langeweile aufkommt. Die Musik ist cool, die Kameraarbeit absolut vorbildlich und das Spiel der Akteure ebenfalls so gut wie makellos. Aber was will Varma mit dem Film erreichen?
Die Frage stellten sich in
Andhra Pradesh auch etliche Bürgervereinigungen. Frauenverbände haben per Gericht durchgesetzt, dass der Untertitel "Did you ever wish your wife was dead?" von den Plakaten verschwinden musste und Politiker forderten ein Verbot. Böse Zungen behaupteten, Varma würde nur seine vor 10 Jahren gescheiterte Ehe verarbeiten, indem er die Filmfrau killt. Aber all dies wäre mir egal. Es gibt in der Filmgeschichte viele Filme, die das Thema "Töten des Ehepartners" anpacken und oft auch wirklich gut verarbeiten. Sei es als rabenschwarze Komödie, als Thriller oder Drama. "Madhyanam Hatyas" Problem ist, dass es nichts davon so richtig ist.
Mir hätte hier die Adaption als schwarze Komödie im Stile des thailändischen 6ixtynin9 em besten gefallen. Die nörgelnde Gattin ist wirklich derart nervtötend porträtiert, dass man Ravis Kurzschluss nachvollziehen kann - doch die Entsorgung der Leiche hätte manch bitterbösen Witz zugelassen. Es gibt ein paar Momente, die humoresk angehaucht sind, aber Varma wählt den Weg des Thrillers. Und so braucht es ein Spannungspotential. Dies wird erreicht durch die Cops, die unseren Helden jagen. Aber: Zum einen ist den Cops schnell klar, wer schuldig ist. Zum anderen bangen wir nicht so sehr mit Ravi mit, denn letztendlich ist er als Antiheld doch zu wenig sympathisch. Soll man deshalb mit den Cops mitfiebern? Oder doch mit Ravi? "Madhyanam Hatya" fehlt deswegen schlicht die Aussage. Der Sinn. Ist es kein Moralstück, kein Whodonit, keine Mörderjagd - es ist nichts. Einfach der Ablauf einer Ermordung und Entsorgung, virtuos verpackt und in einzelnen Szenen (das Finale am Bahnübergang ist grandios), die aber letztendlich eine klare Linie und eine Bedeutung vermissen lassen.
Eine Chance, diesen grossen Makel zu beheben, hat Varma noch: Er produziert ein Hindi-Remake unter dem Namen
My Wife's Murder mit Anil Kapoor. Es bietet sich also an, das Drehbuch noch ein wenig zu verbessern und sich auf etwas festzulegen. Soll das familiäre Drama gezeigt und z.B. die armen Kinder mehr thematisiert werden. Soll es deutlicher als Thriller existieren oder als schwarze Komödie. Diese Überlegung hat Varma hoffentlich gemacht, denn technisch kann der Film kaum besser werden. Ein Remake bräuchte es nur wegen dem Inhalt.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Telugu 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Madyahnapu Hathya; Midday Murder
Regie: Ram Gopal Varma

Thriller

Spannung * * *

Action *

Trade classification: -

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M a h a l

Reviewed 8.5.05

Indien 1949 Der Vater von Hari Shankar (Ashok Kumar) hat die Villa "Sangam Bhavan" am Ufer des Flusses Jumana ausserhalb von Ahmadabad gekauft. Shankar ist fasziniert von der Geschichte des scheinbar verfluchten Hauses, in dem sich die tragische Liebesgeschichte zwischen Kamini (Madhubala) und ihrem Geliebten abspielte. Als Shankar das Bild des vorherigen Besitzers entdeckt, ist er geschockt: Es gleicht ihm aufs Haar! Kurz darauf sieht er Kaminis Geist durchs Haus gleiten. Er lässt sich von ihr verführen. Shankars Freund Shrinath (Kanu Roy) versucht, ihn zu retten, doch auch die schönen Geschwister Sawli und Gori schaffen es nicht, Shankar mit Gesang und Tanz von dessen unmöglichen Liebe abzubringen. Shankar wäre bereit, für Kamini zu sterben. Da offeriert sie ihm einen besseren Deal: Wenn er die Gärtnertochter Asha umbringt, würde sie diesen Körper übernehmen und die beiden wären endlich vereint. Shrinath weiss nur einen Ausweg: Er holt Shankars Vater zu Hilfe, der ihn mit Ranjana (Vijayalakhsmi) zwangsverheiratet. Die Ehe ist die Hölle für die junge Frau, da ihr Gatte ihr keinerlei Beachtung schenkt.
"Mahal" wird oft als der erste Geisterfilm Indiens bezeichnet. Ob dem so ist, kann ich nicht verifizieren, aber es ist sicherlich eine sehr frühe Gattung des Genres, das sich stark an westlichen Vorbildern orientiert. Dies primär visuell, kein Wunder, stand doch
Josef Wirsching hinter der Kamera. Gehen wir ein paar Jahre zurück: 1924 kam der Anwalt Himansu Rai nach Bayern, um deutsche Kinotechnik nach Indien zu bringen. Er holte Regisseur Franz Osten nach Südasien, zusammen drehten sie "Prem Sanyas - Die Leuchte Asiens". Hinter der Kamera stand Josef Wirsching, der nach einigen Filmen in Deutschland 1934 nach Indien zog, wo Rai mit Ostens Hilfe die "Bombay Talkies" gegründet hat, das erste grosse indische Filmstudio. Die Briten wiesen Wirschig 1939 zwar aus, er kehrte aber zurück und drehte unter anderem "Mahal" für den Regiedebütanten und Rai-Schützling Kamal Amrohi.
Der Look des Films gehört denn auch ganz klar zu seinen Stärken. "Mahal" weist unheilschwangere, aber stets poetische Bilder auf, Licht und Schatten werden geschickt eingesetzt - ein Merkmal der meisten Bollywood-Klassiker des nächsten Jahrzehnts. Der visuelle Einfluss Wirschings und die sozialkritische Überzeugung von Rai hallten also noch eine ganze Weile nach und prägten grosse Teile des klassischen Bollywood-Kinos. Leider hat "Mahal" bis auf seine fulminante Bildsprache doch einige Schwächen, massgeblich in der Dramaturgie und dem Erzähltempo.
Im Mittelteil häufen sich gleich mehrere Klagelieder in kurzer Folge, wodurch der Film beinahe zum Stillstand kommt. Mindestens zwei dieser Lieder sind zuviel, ansonsten sind die Stücke nämlich durchaus attraktiv umgesetzt und schön gesungen. Erst gegen Schluss dreht "Mahal" wieder auf, was vor allem auf den Schnitt zurückzuführen ist. Am Schnittpult sass interessanterweise der vorherige Kameramann und spätere Regisseur Bimal Roy (Devdas, Bandini), der dem Film einen eindrücklichen Schlussspurt verleiht - und dessen 50er-Jahre-Blockbuster Madhumati ganz nebenbei manche Parallelen zu "Mahal" aufweist. Aber ansonsten regiert ein eher einschläferndes Tempo, das durch den tragisch-melancholische Atmosphäre und Ashok Kumars Spiel noch verstärkt wird.
Kumar, der den Film auch produzierte, war damals in einer Art Antihelden-Phase und wirkt mit seiner Zigarette im Mundwinkel oft wie ein etwas salopper Mix aus Humphrey Bogart und Orson Welles. Er spielt durchaus überzeugend, doch ich hätte mir einen etwas involvierteren "Helden" gewünscht. Auch dies wird zum Schluss deutlich besser. Die anderen Akteure, darunter die mit jedem Film berühmter werdende
Madhubala (Mughal-E-Azam), leisten solide Arbeit.
"Solide" ist denn auch das Wort, das ich als Gesamturteil stehen lassen möchte. Die Bilder sind zweifellos mehr als solide, doch als Ganzes ist "Mahal" vor allem für Fans des ganz klassischen Bollywood-Kinos empfehlenswert. Es handelt sich um einen technisch faszinierenden, inhaltlich passablen und schauspielerisch guten Film, der trotz etwas ungünstig platzierten Songs und melancholischen Durchhängern seinen Platz in der Bollywood-Filmgeschichte absolut verdient. Nicht zuletzt auch, weil 1949 das Jahr war, in dem Lata
Mangeshkar alle anderen Playbacksängerinnen quasi aus dem Rennen warf und zur Königin ihrer Kunst aufstieg. Zu den bekanntesten Songs in "Mahal" gehören die Madhubala-Lieder "Dil ne Phir Yaad Kiya" und "Mushkil Hai Bahut Mushkil".
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Kamal Amrohi

Mystery-Drama

Spannung *

Gefühl *

Trade Classification: Blockbuster

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M a i n e   P y a r   K i y a

Reviewed 31.1.04

Indien 1989 Karan (Alok Nath) ist ein Mechaniker und wohnt mit seiner Tochter Suman (Bhagyashree) auf dem Land. Als er nach Dubai muss, um Geld zu verdienen, bittet er seinen Jugendfreund Kishen (Rajiv Verma), Suman für ein paar Monate bei sich aufzunehmen. Kishen verdankt sein Familienglück mit seiner Frau (Reema Lagoo) und seinem Sohn Prem (Salman Khan) dem herzensguten Karan. Inzwischen ist er jedoch ein steinreicher Industrieller geworden und hat sich von Karan entfernt. Aber er nimmt Suman gerne auf. Schon bald verliebt sich jedoch Prem in sie. Während seine Mutter die Beziehung gutheisst, intrigieren Kishens geldgierigen Freunde so lange, bis er Suman aus dem Haus wirft.
Mit seinem Regiedebüt "Maine Pyar Kiya" torpedierte sich der damals erst 24-jährige Regisseur Sooraj R. Barjatya an die Spitze des Hindi-Kinos. Der Soundtrack führte alle Charts an, der Film wurde zum erfolgreichsten 1989 und brachte Bollywood einen neuen Helden: Salman Khan. Barjatya und Khan drehten 1994 mit Hum Aapke Hain Koun zwar einen noch grösseren Hit, doch mit MPK fing alles an. Der grundanständige Film brachte auch Erfolg für ein Genre, das in den 80ern fast ausgestorben ist und sich eigentlich um wenig dreht. Um Liebe, um Ehre und Familie. Barjatya, im gleichen Jahr auch Yash Copra mit Chandni sowie ein Jahr zuvor Qayamat Se Qayamat Tak gaben dem indischen Kino das Genre, das bis heute sozusagen seinen Ruf ausmacht.
Doch ist er auch gut? Ich bin auf keinen Fall Barjatyas grösster Fan. Die Filme Chopras und seiner "Jünger" waren mir stets lieber als die von Barjatya. Mit Graus erinnere ich mich etwa an die tödliche Langeweile von
Hum Saath-Saath Hain. "Maine Pyar Kiya" ist der bislang letzte Film, den ich von Barjatya gesehen habe (stand 2004). Und ich darf berichten, er hat mir ganz gut gefallen. Aber auch er ist weit davon entfernt, in die Liga meiner Lieblings-Bollywood-Filme aufzusteigen. Schuld daran ist nicht Salman, der eine gute Leistung bietet und auf Anhieb liebenswert ist. Schuld hat auch nicht Reema Lagoo, die mit der Rolle den Typ Bollywood-Mutter ein wenig variierte und doch ganz die typische Filmmutter blieb. Auch Alok Nath ist trotz seiner naiven Rolle eine Wohltat. Weniger geglückt ist Bhagyashree, die so kitschig naiv ist, dass sie keine Ecken und Kanten hat. Die ihr nicht unähnliche Kajol hätte aus so einer Rolle viel mehr rausgeholt. Bhagyashree, für die MPK der erste Film war, konnte sich in Bollywood denn auch nie richtig durchsetzen.
Doch der grösste Schwachpunkt für mich waren zwei andere Dinge. Das erste ist etwas plump: Die Voraussehbarkeit. Dagegen hab ich bei Hindi-Filmen meist relativ wenig einzuwenden, doch hier ist nach 10 Minuten so klar, was passiert, dass ich mich etwas langweilte. Okay, ich gebe zu, hätte ich den Film 1989 gesehen und nicht erst nach hunderten von ähnlichen Filmen, die in den 90ern entstanden sind, vielleicht hätte ich die Story mehr würdigen können. Und dann sind da die Songs. Keiner aber auch wirklich keiner konnte mich ansprechen. Von der Melodie her hatte es ein paar gefällige dabei, doch der männliche Sänger
S.P. Balasubrhmanium war in meinen Ohren eine frappante Fehlbesetzung. Der Soundtrack war damals ein Megahit und alle Kritiker lobten auch Balasubrhmaniums Gesang, doch ich kann mit ihm nichts anfangen. Da hör ich hundertmal lieber einen Udit Narayan, als mir das nochmals anzutun. Fast 10 Songs gibts in MPK und bei jedem hätte ich gerne vorgespult.
Als Ganzes kann ich MPK deshalb nur bedingt empfehlen. Man sollte ihn gesehen haben, weil er ein Wegweiser im modernen Hindi-Kino ist, weil es Barjatyas Debüt ist und Salman damit zum Megastar wurde. Aber mir gefiel er nicht gut genug, um zu sagen "hey, ich hab mich fantastisch unterhalten."

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel:
Maine Pyaar Kiya; I Fell in Love; When Love Calls
Regie: Sooraj R. Barjatya

Liebesfilm

Gefühl * *

Humor * *

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M a i n   H o o n   N a

Reviewed 9.7.04

Indien 2004 Gen. Amar Singh Bakshi (Kabir Bedi) hat das Projekt "Milaap" iniziiert, das den Austausch von je 50 Gefangenen zwischen Pakistan und Indien vorsieht. Der indische Terrorist Raghavan Dutta (Sunil Shetty), ein Ex-Major der Armee, der wegen dem Abschlachten von Pakistanis entlassen wurde, will den Friedensschritt sabotieren und attackiert Bakshi. Brigadier Shekhar Sharma (Naseeruddin Shah) springt in die Schusslinie und rettet den General. Doch die Kugel tötet Sharma. Sein Sohn Major Ram Prasad Sharma (Shahrukh Khan) verfolgt Raghavan, muss aber aufgeben. Seinem Vater verspricht er, den letzten Wunsch zu erfüllen: er soll seinen Halbbruder finden und zusammen sollen sie seine Asche verstreuen. Das ist nicht einfach, immerhin ist Ram das Resultat eines Seitensprungs von Sharma, weshalb seine Frau Madhu (Kiron Kher) ihn verliess und ihren Sohn Laxman mitnahm. General Bakshi gibt Ram einen neuen Befehl: Er schickt ihn ans St.-Pauls-College in Darjeeling. Er fürchtet, dass seine Tochter Sanjana (Amrita Rao), die sich mit ihm zerstritten hat, Raghavans neues Ziel werden würde. Ram soll sich als Schüler, der seinen Abschluss nachholt, einschleichen und das Mädchen schützen. Ram akzeptiert erst, als er erfährt, dass auch Laxman die Schule besucht. Dort angekommen muss sich Ram erst einleben. Ein Angeber namens Lucky (Zayed Khan)  macht sich lustig über ihn und Sanjana weist ihn ab. Die coolen Teens wollen nichts mit ihm zu tun haben. Da erkennt Ram, dass Lucky Laxman ist! Er rettet ihn aus einer Gefahrensituation und freundet sich mit ihm und Sanjana an. Doch es gibt noch mehr Probleme: Ram verknallt sich in die neue Chemielehrerin Chandni (Sushmita Sen) - und Raghavan belagert bereits die Schule!
"Main Hoon Na" bietet drei Stunden Action, Humor und Emotionen in einer Dosierung, wie sie nur Bollywood zu Stande bringt. Farah Khan, eine der besten Choreografinnen (K3G, Dil Se, KHNH, KKHH) Indiens, gibt mit dem Hit ihr Regiedebüt und sie macht ihre Arbeit bestens. Spielend bringt sie die Genres unter einen Hut und bietet Nonstop-Unterhaltung im Stile der Masala-Entertainer der 70er. Inhaltlich nicht vergleichbar, aber von der Durchmischung der Stile her ähnlich wie 70er-Klassiker à la Amar Akbar Anthony, in denen Sinn weniger zählt als die Unterhaltung.
Und "Main Hoon Na" ist natürlich ein Shahrukh-Khan-Film. Seine Frau Gauri hat den Film produziert, sein Regie-Freund Karan Johar (KKHH, K3G) hat Shahrukhs Kostüme designt, mit Farah Khan ist er seit langem befreundet und der Superstar selbst steht stets im Zentrum des Films. Mag man SRK nicht, ist man verloren, denn ob Action, Humor oder Gefühl, Shahrukh ist Shahrukh. Und er versprüht soviel Charme wie eh und je. Was mich am meisten erstaunt hat, ist, wie gut er mit der Action umgehen kann. Klar liegt Bollywoods Action-Choreografie weit hinter jener Hollywoods oder Hongkongs zurück, doch vergleicht man die Stunts in "Main Hoon Na" mit jenen eines Sunny Deol-Films, so sind technisch nur wenige Unterschiede auszumachen. Aber: Mit Shahrukh fühlt man mit, mit Sunny meistens nicht. Deshalb wirkt die Action gleich um einiges besser.
Gleich zu Beginn gibts ein Action-Setup, das mit der Musik von "Mission: Impossible" eingeleitet wird. Ein bisschen schlechte Seil-Action und Zeitlupe und fertig ist ein Begrüssungs-Knaller. Der wird durch die Präsenz zweier versierter Akteure wie Naseeruddin Shah und Kabir Bedi noch versüsst. Gleich danach kippt der Film auf die andere Seite und wird zum College-Spass à la Kuch Kuch Hota Hai. Westlichen Zuschauern, die noch nicht viel Bollywood aufgesaugt haben, kann man den Film deshalb am besten auf die  Kurzformel "'Grease' meets John Woo" reduzieren. Aber für einen Bollywood-Fan gibt der Film so viel mehr her als dieser simple Pitch. Nunmehr am College wird "Main Hoon Na" nämlich saumässig witzig. Highlights sind der Rektor (Boman Irani), der stets
salutiert oder der spuckende Lehrer Rasai (Satish Shah), der bei den Schülern Schutzmassnahmen hervorruft, die zum Kichern sind. Shahrukh darf vor einer Spuck-Attacke sogar in den berühmten "bullet dodging"-Effekt aus "The Matrix" kopieren. "Spit dodging" müsste man dazu sagen. "Main Hoon Na" kopiert den Effekt, gar keine Frage, doch ansonsten war ich überrascht, wie wenig geklaut wird. Klar sind die Tauben und die Beleuchtung im Schlussfight von John Woo, klar stammt die kurze Musikeinblendung aus "Mission: Impossible" und klar gibts einzelne Effekte aus "The Matrix" - aber 1:1 kopiert wird erstaunlich wenig. Es ist eher das Gefühl, dass man diesen Stunt oder Effekt schon gesehen hat, weil er ähnlich aufgezogen ist.
"Main Hoon Na" gerät aber des öfteren in das Gebiet der Parodie und genau deshalb funktioniert es. Auch in den Bereich Parodie fallen die vielen Songs aus anderen Filmen, die angestimmt werden, primär von R. D. Burman. Oder Sätze wie "Ram turned into Rambo". Von einem wirklichen Rambo ist nicht viel zu sehen, aber es verwurzelt den Film in einer Popkultur-Tradition, die mir sehr gefiel. Mehr jedenfalls als die eigentliche Story. Die Geschichte ist schon gut, doch nicht wirklich ein Geniestreich. Was sie aber tut ist Abwechslung garantieren. Und das ist schliesslich Farah Khans erstes Anliegen. Ganz zum Schluss, wenn sie die Ereignisse in der Schule mit dem Versöhnungs-Moment zwischen Pakistan und Indien parallel schneidet, kommen auch Gefühle auf, die über jene eines üblichen Bollywoodfilms gehen. In Zeiten der tatsächlichen Annäherung der beiden Länder macht sich eine solche Geste eben gut. Symptomatisch auch, dass der Bösewicht des Films "Dutta" heisst - wie J.P. Dutta, Regisseur solcher Säbelrassel-Filme wie Border und L.O.C. Deren Zeit ist vorbei.
Doch "Main Hoon Na" macht dies quasi im Vorbeigehen. Im Zentrum, ich kanns nur wiederholen, steht die Unterhaltung. Die wird auch mit den Songs gewährleistet. Es gibt nur wenige Bollywood-Filme, bei denen ich das Bedürfnis hatte, die Songs sollten länger dauern. Dazu gehört dieser Film ganz bestimmt. Farah als Choreografin weiss, was sie zu tun hat und die Songs sind einfach spitze. "Chalse Jaise Hawayein" untermalt die Einführung in das College und führt Sanjana und Lucky ein. Der Beat ist cool, getanzt wird souverän. Und es wird bereits klar, dass an dieser Schule Spass und Mode wichtiger sind als lernen. Interessant ist auch der Umstand, dass das Lied in den ersten drei Minuten und in der letzten Minute ohne sichtbaren Cut abläuft - ihr wundert euch, warum so viele Menschen durchs Bild rennen? Da passiert der Schnitt. Hübsch.
Das Titellied "Main Hoon Na" ist eine wunderbare Ballade, witzig in Szene gesetzt. Es folgt der SRK-Sushmita-Traumsong "Tumhe jo maine". Ein nettes Lied, aber in seiner Künstlichkeit eine Pracht zum Anschauen. Auch weil Sush wansinnig sexy ist darin. "Tumse Milke Dilka Jo Haal" ist mein Lieblingssong des Films. Amrita Rao führt darin ihr neues Outfit vor, süss und kitschig inszeniert. Shahrukh und Sush dürfen sich sogar ein Küsschen auf die Wange geben - und alles zu diesem mitreissenden Song. Danach folgt die am coolsten arrangierte Nummer: "Gori Gori", ein rassiger Song, inszeniert als Hommage an die rockigen Sixties-Kopfschüttel-Tracks der Marke Shammi Kapoor. Ein Fest in rot und schwarz. "Yeh fizayen" ist der Abschluss-Song und alle, die an "Main Hoon Na" mitgearbeitet haben, dürfen darin auftreten. Eine witzige und sympathische Idee.
Damit sollte ich mal ein paar Worte über die Akteure verlieren. Shahrukh ist wie angesprochen charmant und trägt die Action gut - bewaffnet mit einer Pistole mit Laserzielgerät ist er sogar richtig cool. Sushmita Sen ist wunderbar. Ich mag die grosse Schöne ja schon lange und hier zeigt sie einmal mehr, dass meine Bewunderung verdient ist. Amrita Rao (Masti) ist ihr jugendliches Gegenstück. Ich mochte sie besser, als sie in etwas abgefuckten Klamotten steckte als später im konservativeren Sari, doch egal was sie trägt, die Kleine ist eine Augenweide. Die 22-Jährige spielt nicht schlecht, versucht sich manchmal im Kajol-Stil und wird gegen Ende des Films leider etwas ignoriert. Dann rückt Zayed Khan vermehrt ins Zentrum. Dies ist erst sein zweiter Film nach Chura Liyaa Hai Tumne und obwohl er manchmal etwas irritiert mit seinem Gehabe, passt er bestens in die Rolle. Bindu, Boman Irani und Satish Shah sind witzig. Sunil Shetty fühlt sich als Bösewicht pudelwohl. Kabir Bedi, Naseeruddin Shah und Kiron Kher sind die würdevollen Älteren. Ein eindrucksvoll besetztes Werk.
Dank diesem Ensemble, der Abwechslung, der Versöhnungsbotschaft und dem schieren Spass, den jede Minute aussstrahlt, hätte "Main Hoon Na" eigentlich noch mehr Sterne verdient. Er ist definitiv einer der unterhaltsamsten Bollywood-Streifen überhaupt und ich schäm mich nicht zu sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe - schliesslich mag ich ja "commercial Bollywood" nicht umsonst. Aber wenn ich den Verstand nicht ganz ausgeschalten will, muss ich doch für einige technische Aspekte Abzug geben (die Wire-Effekte sind wirklich schlecht). Auch sind ein paar Dialoge betreffend der Armee mit Pathos gefüllt und die Geschichte ist nicht sonderlich neu. Aber was Entertainment betrifft, ist "Main Hoon Na" ein durchschlagender Erfolg, den sich kein Bollywood-Fan - und vor allem kein Shahrukh-Fan - entgehen lassen darf.
Deutsche TV-Premiere - 27. Mai 2005 auf RTL II (deutsche Synchronisation).
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln.
Alternative Titel: Ich bin immer für dich da!; I am here now; Ich bin hier (Übersetzung)
Regie: Farah Khan

Action-
Musicalkomödie

Humor * * *

Action * *

Trade Classification: Hit

 

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M a i n   K h i l a d i   T u   A n a r i

Reviewed 15.3.05

Indien 1994 Der Polizist Arjun Joglekar (Mukesh Khanna) lebt in Bombay mit seiner Frau (Beena), seiner kleinen Schwester Shivangi (Raageshwari) und seinem Bruder Karan (Akshay Kumar). Während seinen Ermittlungen wird Arjun vom aufsteigenden Gangsterboss Goli (Shakti Kapoor) getötet. Einzige Zeugin ist Mona (Shilpa Shetty). Karan kann sie überreden, vor Gericht auszusagen, doch noch bevor sie das tun kann, erschiesst Goli sie. Karan schwört Rache, wird jedoch unerwartet behindert: Der Filmstar Deepak Kumar (Saif Ali Khan) hat genug von romantischen 08/15-Rollen und will einen Polizisten spielen, seit er Karan in Aktion gesehen hat. Karans Boss (Kader Khan) brummt ihm deshalb auf, Deepak unter seine Fittiche zu nehmen, damit dieser die richtige Darstellung eines Cops lernen kann. In dieser Zeit verguckt er sich in Shivangi, die ein grosser Fan von ihm ist, und verkuppelt Karan mit Basanti (Shilpa Shetty) - die aussieht wie Mona, weshalb Karan einen Plan entwickelt.
Nach Yeh Dillagi kamen Akshay Kumar und Saif Ali Khan zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres zusammen. Während letztes Mal "Sabrina" geklont wurde, durfte diesmal John Badhams "The Hard Way" mit Michael J. Fox und James Woods dran glauben. Diese sicher auch im Original nicht umwerfendste Geschichte auf Sitzfleisch-schädigende 177 Minuten auszudehnen, ist vielleicht "Main Khiladi Tu Anaris" grösste Sünde. Die zweite: Akshay Kumar ist kein James Woods. Da kann er seine haarige Brust noch so oft aus dem Shirt lugen lassen - die Coolness von Mr. Woods, die es für diesen Part braucht, ist für ihn unerreichbar.
Aber Kumar hat diese Khiladi-Rollen, diese Parts des Machers und Mackers, in den 90ern durchaus perfektioniert und schlägt sich gut. Saif Ali Khan wiederum, eher der Loser (Anari) im Team, kommt ganz gut an Michael J. Fox' Vorbild heran. Doch das ist auch weniger schwierig. Die restlichen Darsteller sind massiv unterfordert. Shilpa Shetty wirkt deplaziert, Raveena Tandon hat einen Gastauftritt, Kader Khan gibts unmotiviert im Doppelpack und Johnny Lever macht in einem Karriere-Frühstadium noch kaum Scherze. Shakti Kapoor als Bösewicht ist indes ein schlaffer Abklatsch von Amrish Puri, für den solche Parts eigentlich gemacht sind.
Doch "Main Khiladi Tu Anari" ist auch kein Schauspieler-Film. Es zählen Action, Humor und Musik zum Masala-Entertainer vermischt. Auch dabei geht zu viel schief. Die Action ist bis auf eine wuchtige Explosion gegen Schluss von flachbrüstiger Natur, Spannung gibts kaum, weil der eigentliche Thriller-Plot um Shakti und sein Tun für weite Teile des Films in den Hintergrund rückt. Damit lastet alles auf den Witzchen zwischen Kumar und Khan, die ihre Dosti-Annäherung ja auch ganz humorvoll hinkriegen. Aber wie bereits erklärt: Das füllt keine 177 Minuten.
Deshalb gibts ja noch Songs. Komponiert hat sie Anu Malik, doch er kann kaum stolz darauf sein. Der Raveena-Saif-Einführungssong "My Adorable Darling" ist gehobener Trash und man kann sehen, wieso Deepak von dieser Szene nicht gerade angetan ist. Shilpas "Aath Roj Ki Chuthi" ist frech, dann gibts Shilpa noch auf Mauritius ("Chura Ke Dil Mera"), eine reine Männer-Nummer zum Abschluss und irgendwo dazwischen darf Saif die blasse
Rageshwari anflirten. Nach dem Film bleibt bestimmt nichts davon hängen. Und das ist bei Bollywood eigentlich immer ein miteintscheidendes Element. Wenn man nach dem Film nicht die Musik mal wieder summt, hat der Komponist versagt. Bei "Main Khildai Tu Anari" dürfte kaum jemand eine Melodie pfeifen. Oder den Plot loben. Kommentare dürften eher in die Richtung gehen "Ich mochte den Film besser als er noch 'The Hard Way' hiess. Und halb so lang war. Und nicht so trashig. Und cooler". Na also. Das geht kaum als Kompliment durch. Dem Khiladi-Anari-Duo Akshay und Saif hat das allerdings nicht den Spass verdorben: Sie drehten bis 1999 noch dreimal zusammen.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Sameer Malkan

Thrillerkomödie

Action * *

Humor * *

Trade classification: Below Average

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M a i n   M a d h u r i   D i x i t   B a n n a   C h a h t i   H o o n

Reviewed 5.11.03

Indien 2003 Chhotki (Antara Mali) lebt im kleinen Dorf Gajrolla. Sie träumt davon, ein so grosser Star zu werden, wie ihr Vorbild Madhuri Dixit. Doch das beste, was sie bisher geschafft hat, sind Tänze als Madhuri-Double bei örtlichen Veranstaltungen. Es gibt nur eine Lösung: Sie muss nach Bombay. Doch weil ihre Eltern sie nicht gehen lassen wollen, heiratet sie schnurstracks ihren lieben Jugendfreund Raja (Rajpal Yadav), der sie ins Filmmekka begleitet. Hier werden die beiden erst einmal allerorts abgewiesen. Oder Chhorki bekommt Tänzerinnen-Rollen angeboten, die sie ablehnt. Sie will eine richtige "Heroine" werden - wie Madhuri.
Die Ram Gopal Varma-Produktion MMDBCH ist Varmas Megahit Rangeela nicht unähnlich, indem auch hier eine junge Frau ein grosser Filmstar werden will. Dem Titel entsprechend ist in MMDBCH das Vorbild ganz klar: Madhuri Dixit, grösster Star der 90er. Ähnlich wie in Bend It Like Beckham, wo der Star auch nie selbst auftritt, schwebt über MMDBCH doch die Aura der schönen Madhuri. Gezeigt wird unter anderem ein Ausschnitt aus Devdas und es kommen etliche
Madhuri-Songs zum Zug, so etwa der legendäre "Choli ke peeche kya hai?" (was befindet sich unter der Bluse?) aus Khalnayak (1993), der eine ganz neue Bedeutung bekommt.
Diese Madhuri-Hommagen machen einen Grossteil des Reizes von MMDBCH aus. Anders als Rangeela kommt der Film nicht als Big-Budget-Film daher, sonder bleibt relativ intim und verspielt. Lob gebührt dafür Hauptdarstellerin Antara Mali, die in der Varma-Produktion Road mit ihrem sexy Körper begeisterte. Zu Beginn des Films ist sie alles andere als rassig, sondern ein richtiges Landmädchen mit grossen Augen, viel Naivität und einem kindlichen Gemüt. Erst gegen Schluss kommt die heisse Antara hervor, die wir kennen. Darin steckt fast schon ein "hässliches kleines Entlein"-Thema, wenn Antara nicht auch als Landmädchen irgendwie süss wäre. Noch besser als sie ist Rajpal Yadav. Der ständige Nebendarsteller und Varma-Freund ist in einer raren Hauptrollee zu sehen und leiht dem Film eigentlich die Seele. Er ist als Gutmensch an Chhotkis Seite ein richtiger Freund - und die Liebe, die sich erst später zwischen den beiden (auf ganz subtile Art) entwickelt, ist hart verdient.
Stilistisch ist Regiedebütant Chandan Arora, der zuvor als Editor für Varma arbeitete, bereits sehr sicher. Die Farben sind gut abgestimmt, das Timing ist geglückt, die Ballance zwischen Humor und leisen Drama ist gut und die Songs (meistens Madhuri-Klassiker) sind clever eingewoben. Einige sind sehr rasant und enden zu schnell, weil sie nur angespielt werden. MMDBCH ist kein Meisterwerk und kein Film, der lange in Erinnerung bleibt. Aber dank seinem sympathischen Cast, den vielen Referenzen an Bollywood und vor allem natürlich Madhuri Dixit
sowie der gelungenen technischen Interpretation macht der kleine Film reichlich Spass.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Chandan Arora

Tragikomödie

Humor * *

Spannung *

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M a i n   P r e m    K i   D i w a n i   H o o n

Reviewed 10.8.03

Indien 2003 Sanjana (Kareena Kapoor) ist ein aufgeschlossenes, modernes Mittelklasse-Mädchen, das gerade den College-Abschluss   gemacht hat. Ihre Eltern wollen sie verheiraten, da trifft es sich gut, dass Sanjanas Schwester Roopa aus Amerika anruft und verkündet, der steinreiche Prem Kumar komme nach Sundernagar. Sanjana soll doch mit ihm anbändeln. Sie sträubt sich, doch als sie einige Zeit mit Prem (Hrithik Roshan) verbringt, lernt sie ihn schätzen - und lieben. Alles scheint gut, doch da meldet Roopa, Prem habe sich verspätet. Wer ist der Prem in Sanjanas Armen? Er heisst Prem Kishen Mathur und ist Projektleiter von Prem Kumar. Der "echte" Prem (Abhishek Bachchan) taucht auf, als der "falsche" nach Delhi fährt. Für Sanjanas Mutter ist klar, dass sie den "falschen" vergessen muss und den "richtigen" heiraten muss. Ohne ihr Wissen soll Sanjana verkuppelt werden. Und tatsächlich verliebt sich Prem Kumar in sie.
"Main Prem Ki Diwani Hoon" war für viele Bollywood-Fans einer der am sehnsüchtig erwarteten Filme des Jahres. Immerhin hat Regisseur Sooraj R. Baratya mit Hum Aapke Hain Koun den zweiterfolgreichsten Hindi-Film aller Zeiten und mit Hum Saath-Saath Hain den zweiterfolgreichsten Film 1999 gedreht. Die Erwartungen enorm - nicht jedoch bei mir. Ich find HAHK einen ganz netten Film, konnte den grenzenlos langweiligen HSSH aber nicht ausstehen. Einen weiteren Sooraj-R.-Barjatya-Film, bei dem es nur ums Heiraten und sonst nichts gehen würde, hätte ich nicht ausgehalten. Und siehe da: Barjatya überrascht mich.
Seine letzten beiden Filme waren Inbegriffe von konservativen Familienfilmen. Kein Sex, kein Fluchen, keine knapp bekleideten Frauen. Alle Szenen spielten im Haus, bei der Familie. Handlung gab es wenig, meistens wurde einfach geheiratet. Das gefiel den Konservativen. Und was diese nun im Kino zu sehen bekamen, musste sie aus den Socken gehauen haben. Die eine Gruppe, die "Main Prem Ki Diwani Hoon" hasste, war geboren. Die anderen waren die Kritiker, die Hrithik Roshan schon lange totgeschrieben haben, Kareena Kapoor wegen ihrer Arroganz hassen und Sooraj R. Barjatya einen Flop gönnen mochten.
Nun, lasst es euch von einem Barjatya-Nicht-Fan sagen: Der Film ist gut. Aber eben, es ist eigentlich kein Barjatya-Film. Der Starregisseur wollte wohl diesmal zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und präsentierte einen modernen Film mit konservativen Werten. Er fiel damit zwischen Stuhl und Bank. Wieso modern? Zum einen ist da Kareena Kapoor, die wie ihre Film-Freundinnen mal wieder nur knapp mehr als nichts trägt. Sexy, aber eben zu sexy für Barjatyas Stammpublikum. Dann redet Kareena mit Hrithik auch noch einmal ausgiebig über Sex. Als wär das nicht genug, küsst sich ein Pärchen vor den Augen der beiden! Ein Kuss ist im Bollywood-Kino zwar nicht mehr völlig verpöhnt, doch Barjatyas Publikum kann man sowas wohl nicht zumuten. Es kommt noch besser: Die Szenen im Haus kann man vergessen, MPKDH spielt fast komplett im Freien. Alle Songs sind in epischen und exotischen Landschaften gefilmt - wie man es vom Hindi-Kino gewohnt ist. Aber eben nicht von einem Barjatya-Film. In einem Punkt muss sogar ich sagen übertreibt es der Regisseur mit dem modern Sein: Der Papagei des Hauses ist eine CGI-Kreation! Und der Hund Johnny verwandelt sich manchmal in einen animierten Beisser. Das ist eigentlich absolut unnötig, passt aber zum over-the-top-Stil des Filmes. Die CGI-Geschöpfe bekamen einige Kritiker in den falschen Hals. "Sie sehen nicht echt aus", meinten einige. Ja! Das ist auch nicht die Idee! Sie bieten eher Comic Relief. Eigentlich ja ganz nett, wie der Papagei ständig Titel von Hindi-Filmen aufzählt. Bloss die Untertitel sind etwas seltsam (aus Raja Hindustani wird "Robin Hood").
Soweit so akzeptabel, aber wie sind denn nun die Stars? Auch hier beginne ich mit einer mir untypischen Aussage: Kareena Kapoor ist richtig gut. Ich bin sicher nicht der grösste Fan von Kareena, aber in der ersten Hälfte des Films hat sie mit ihrer beschränkten Mimik unerwartetes komödiantisches Timing. Vor allem ihre Szenen mit Hrithik, in den sie ihn nicht mögen soll, sind witzig. Hrithik selbst, mit dem Kareena zum vierten Mal (nach Yaadein, K3G und Mujhse Dosti Karoge!) zusammenspielt, ist etwas gar laut. Ich mag Hrithik, doch Barjatya treibt ihn schauspielerisch in die falsche Ecke. Er ist stets so aufringlich fröhlich, dass es einem bald abstellt. Definitiv der Schwachpunkt des Films. Da hilft es auch nicht, dass er nach 55 Minuten zum ersten Mal sein Shirt ausziehen darf - es wird nicht das letzte Mal bleiben. Und letztendlich Abhishek Bachchan, der 2000 wie auch Kareena in Refugee sein Debüt feierte. Er ist der ruhende Pol im Film, hat aber die undankbare "dritter Mann"-Rolle, der zu einem Hindi-Film nach der typischen Liebesdreieck-Formel einfach mal gehört. Er ist gut, aber nicht sensationell. Die Nebendarsteller sind allesamt okay. Kareenas Freundinnen sind flippig, ihr Papa gelassen und sehr überzeugend, die Mutter für einmal recht böse (Barjatya-untypisch), Johnny Lever ist auszuhalten.
Ich sollte wohl endlich zum Schluss kommen: MPKDH ist ein guter Film. Modern, bunt, leicht. Leider auch etwas lang, voraussehbar (ja, es ist ein Formel-Film) und mit Hrithik nicht ganz richtig besetzt. Nach der Kritikerschelte bekam Barjatya kalte Füsse und schnitt aus dem 197-Minuten-Film satte 22 Minuten heraus. Die ganze Valentinstag-Szene ist weg (auf der DVD ist sie als Deleted Scene), womit der Film unter drei Stunden läuft, aber in meinen Augen eine recht wichtige Szene verloren hat. Viel Lärm um nichts, könnte man eigentlich sagen. MPKDH ist ein guter Film, kein Meisterwerk, kein Flop. Damit kommen einige Leute nicht klar. Sollen sie den Film halt hassen. Ich bin jedenfalls froh, ihn gesehen zu haben.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel:
Ich sehne mich nach Deiner Liebe
Regie: Sooraj R. Barjatya

Liebesfilm

Gefühl * *

Humor * *

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Want to know more? (negative Kritik)

 

M a j b o o r

Reviewed 2003

Indien 1974 Mumbai: Der Reisebüro-Angestellte Ravi Khanna (Amitabh Bachchan) sorgt für seine Familie - die verwittwete Mutter, den kleinen Bruder und die gehbehinderte Schwester. Da erfährt er, dass er einen Hirntumor hat und nur noch 6 Monate leben wird! Wer wird die Familie ernähren? Ravi liest in der Zeitung, dass der reiche Navendra 5 Lakhs (500 000) Rupien Belohung für die Ergreifung des Mörders seines Bruders ausgesetzt hat, und schmiedet einen dramatischen Plan: Er kassiert via seinen Anwalt die Belohnung und nennt danach sich als Mörder. Er wird zum Tod verurteilt - aber seine Familie ist gerettet. Im Knast bricht er zusammen und wird operiert. Ein Wunder geschieht: Der Tumor konnte entfernt werden. Dumm für Ravi, denn eine Neuverhandlung steht ausser Frage. Ausser, er findet den richtigen Mörder. Er bricht aus dem Spital aus und macht sich auf die Suche.
Ein spannender Plot, gute Dialoge und vor allem starke Schauspieler - diese Komponenten machen "Majboor" von Regisseur Ravi Tandon zu einem Klassiker des 70's-Kinos, obwohl er in den Kinos alles andere als ein Hit war (nur Rang 13 in den Jahrescharts). Die Songs sind eigentlich unnötig, es hat ein oder zwei Stolpersteine in der Story und das Ende ist etwas zu schwach ausgefallen, aber ansonsten ist "Majboor" beste Bollywood-Masala-Unterhaltung. Ein weiteres Juwel in Amitabh Bachchans Krone als unsterblicher Schauspieler Indiens.
Regie: Ravi Tandon

Thrillerdrama

Spannung * *

Action * *

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M a j o r   S a a b

Reviewed 2.11.03

Indien 1998 Der faule Virenda "Viru" Pratap Singh (Ajay Devgan) erbt das Haus seines verstorbenen Vaters nur, wenn er die Militärakademie besucht. Der clevere Viru erkennt, dass im Testament nicht "absolviert" steht und hofft, schnell wieder rausgeschmissen zu werden. Doch sein Offizier ist Major Jasbir Singh Rana (Amitabh Bachchan), ein altgedienter Militär mit gigantischem Pflichtbewusstsein. Viru legt sich mit ihm an und versucht mehrfach, zu fliehen. Dabei verliebt er sich in die süsse Nisha (Sonali Bendre), die Schwester des Gangsters Shankar (Ashish Vidyarthi). Als der gegen Viru Mobil macht und Nisha an den Sohn eines Gangsters vermählen will, spannen der Major und sein Kadett zusammen.
"Major Saab" ist ein Tiefpunkt in Amitabh Bachchans langer Karriere. Nicht nur, weil der Film schwach ist, sondern weil er knapp seine Kosten einspielte - und alles auf Amitabh zurückfiel, da er den Film produzierte. Da damals keiner seiner Filme (z.B. Mrityudaata)
Kasse machte, musste er Konkurs anmelden und rappelte sich erst zwischen 2001 und 2003 wieder völlig auf. Der Fst-Flop von "Major Saab" ist aber auch verdient, schliesslich ist der Armee-Thriller von Schauspieler und Teilzeit-Regisseur Tinnu Anand auch ziemlich schlapp. Die Handlung ist komplett voraussehbar und gespickt mit Armee-verherrlichenden Platitüden. Amitabh posaunt sich heroisch durch den Film, doch sein Geschrei über Ehre und Pflichtbewüsstsein ist eher unfreiwillig komisch als bewegend.
Und dann diese Logiklöcher, Fehler und billigen Auswege. Zu Letzterem gehört die Viru-Nisha-Story. Zuerst belästigt er sie sexuell, dann verliebt sie sich schwupps in ihn. Keine Romantik, bloss ein billiger Drehbuch-Trick. Oder die Fehler: Als Major Singh ins Spital gebracht wird und sein Herz versagt, bekommt er Stromstösse - aber nicht, wie jeder, der einmal "ER" oder "Schwarzwaldklinik" geschaut hat, im Abstand von mehreren Sekunden, sondern gleich nacheinander. Zack, zack, zack. Wenn das Herz wieder angesprungen wäre, hätte der nächste Stromschlag es gleich wieder abgewürgt. Echt fahrlässig. Logiklöcher? Welches soll ich bringen? Dass Amitabh einen Mann mit Schreien heilen kann, der Arme und Füsse mehrfach gebrochen hat und ins Koma geprügelt wurde? Viru steht auf und humpelt zu Amitabh hin. Oh ja, sicher. Das Publikum wird für reichlich dumm verkauft.
Die Songs retten das Debakel auch nicht. Der beste ist "Pyaar Kiya to Nibhana", recht nett. Und der Punjabi-Song "Sona Sona" ist ganz okay. Das Lied, das bei der Fast-Vermählung von Nisha eigesetzt wird, ist albern, weil er das Spannungsmoment ruiniert. Und damit zum letzten Punkt: Den Schauspielern. Amitabh ist - und das muss man so sagen - steif und in den Actionszenen peinlich. Ajay Devgan ist heute ein angesehener Schauspieler, hier ist er fehlbesetzt. Sonali Bendre sieht hübsch aus und zeigt ihren Bauch bei jeder Gelegenheit. Okay. Und Nafisa Ali als Amitabhs Frau ist für ihr Alter noch immer sehr hübsch, sie bringt aber die Dialoge kaum zum Mund heraus. Sehr sehr schlecht gespielt. Kulbhushan Kharbanda hat einen Mini-Gastauftritt als Raja Thakur. "Major Saab" ist ein durch und durch schwächelnder Film, den man kaum 157 Minuten durchhält, ohne ein paar Mal zu gähnen. Schade für das involvierte Talent ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Verinder Raj (Tinnu) Anand

Thriller

Action * *

Spannung *

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M a n n

Reviewed 2003

Indien 1999 Der bekannte Playboy Karan Dev Singh (Aamir Khan) will sich endlich binden und die Milliardärstochter Amita (Deepti Bhatagar) heiraten. Doch zuvor will er es auf einer Kreuzfahrt zu der idyllischen Insel seiner Grossmutter (Sharmila Tagore) noch einmal richtig krachen lassen. Das Objekt seiner Begierde ist die zierliche Priya (Manisha Koirala), die die Schifffahrt von Singapur nach Mumbai gewonnen hat. Doch Priya wehrt den Womanizer entsetzt ab. Zum einen ist sie angewidert von seiner Flegelhaftigkeit, zum anderen hat sie einen Verlobten (Anil Kapoor). Als Dev klar wird, dass er keine Chancen bei ihr hat, bietet er ihr seine Freundschaft an. Die beiden werden tatsächlich sehr gute Freunde, verbringen ein paar Tage miteinander - und verlieben sich. Bei der Ankunft in Mumbai kehrt die Vernunft zurück. Beide verabreden sich am Valentinstag, also in sechs Monaten, vor dem "Gateway of India"-Monument. Falls ihre Liebe bis dahin anhält, werden sie sich treffen. Sonst wird niemand Fragen stellen.
Aus der Ausgangslage des Cary-Grant-Klassikers "An Affair to Remember" (der seinerseits bereits ein Remake ist und u.a. die Filme "Sleepless in Seatle" und "Love Affair" inspirierte) macht Regisseur Indra Kumar (Ishq, Rishtey) allerbestes Bollywood-Kino. Die erste Stunde ist köstlich witzig, vor allem wegen dem komödiantischen Talent von Aamir Khan. Der Laagan-Star nutzt dabei die Verklemmtheit der indischen Gesellschaft aus. In westlichen Gefilden wäre seine Flirterei mit einer Ohrfeige beendet worden, aber hier spielt er wunderbar mit Manisha Koiralas Schamgefühl. Die zweite Stunde lebt voll und ganz von der Chemie Khans und Koiralas. Die beiden haben bereits in Akele Hum Akele Tum blendend harmoniert, aber in "Mann" laufen sie zur romantischen Höchstform auf.
Die letzte Stunde ("Mann" ist satte 181 Minuten lang) ist ein herzerreissendes Melodrama. Mag sein, dass Kumar sehr dick aufträgt, aber in Bollywood-Konventionen ist dies normal - und so wie "Mann" das Melodrama präsentiert, nervt es nicht, sondern bewegt, involviert und geht ans Herz. Besonderes Lob geht dabei an Anil Kapoor, der einmal mehr aus einer eigentlich undankbaren Rolle viel macht. Ich hielt früher nicht viel von dem Schauspieler, doch ich muss mittlerweile sagen, er ist wandlungsfähig - und als Nebendarsteller enorm dankbar. Eine kitzekleine, nicht halb so effektive Rolle hat auch Rani Mukherjee. Alles in allem ein höchst gelungenes Bollywood-Liebesepos mit formidablen Schauspielern und geschickt manipulativer Inszenierung. Da erweicht auch das zynischste Herz.
Trivia:
"Nasha Yeh Pyaar Ka Nasha", der zweite Song im Film ist die Hindi-Version von Toto Cutugnos "L'italiano" (Lasciate mi cantare). Hübsch.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Gewissen (Übersetzung)
Regie: Indra Kumar

Komödie /
Melodrama

Humor * * *

Dramatik * * *

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M a n o r a n j a n

Reviewed 17.8.05

Indien 1974 Constable Ratan (Sanjeev Kumar) kommt aus Nagpur nach Bombay und macht dort ausgerechnet Dienst in der Manoranjan-Strasse. Dabei handelt es sich um das Rotlicht- und Vergnügungsquartier der Stadt. Der pflichtbewusste Ratan sperrt gleich nach Amtsantritt nach einer Razzia ein paar der Prostituierten ein. Dummerweise war einer der Kunden sein eigener Chef, der Inspektor (Madan Puri), der ihn kurzerhand feuert. Nunmehr arbeitslos fällt er der Hure Nisha (Zeenat Aman) auf, die er anfänglich für eine "saubere Dame" gehalten hat. Sie bittet ihn, sie von ihren Zuhälter Balram (Dev Kumar) zu erlösen. Ratan schafft es tatsächlich und macht als Sheru Zuhälter-Karriere. Das möchte er aber gar nicht. Er will Nisha helfen und sie heiraten. Dazu muss er sie erst von der Strasse bringen. Barbesitzer Dhoop Chhaon (Shammi Kapoor) macht ihm den Vorschlag, er solle sich als alter Urdu-Nobelmann Nawab verkleiden und Nisha Geld zuzujubeln.
Mit den 60ern endete auch die Ära von Shammi Kapoor. Rajesh Khanna hatte mit Aradhana Bollywood erobert und Swinging Shammi legte innert kürzester Zeit soviel Gewicht zu, dass er als hipper Held nicht mehr glaubhaft war. Mit zunehmender Zahl von Flops auf dem Rücken startete er 1974 einen Versuch als Regisseur. "Manoranjan" heisst das Debüt und ist ein Remake von Billy Wilders "Irma La Douce" (1962). Der spielt bekannterweise im Rotlichtmilieu und Shammi behielt dies bei. Sein Film war dementsprechend wohl zu gewagt für seine Zeit - und floppte.
Heute sieht die Sache anders aus. "Manoranjan" ist ein keckes, sehr amüsantes Filmchen mit Zeenat Aman in einer ihrer sexiesten Rollen. Gleich zum Einstieg ein paar Screenshots. Ob im knappen Röckchen, unter der Dusche beim Spiel mit der Seife oder beim Bücken nach ihren Sandalen - Miss Zeenat macht stets eine gute Figur. Ein paar kecke Dialoge dazu und voilà, eine Performance voller Schalk und Sexappeal. Auch in den Songs ist die Schöne ein attraktiver Anblick. Die groovige Musik von R.D. Burman trägt dazu noch ihren eigenen Teil bei.
Neben Zeenat sieht Sanjeev Kumar fast schon blass aus, aber das ist die Idee. Er ist kein Jack Lemmon, aber ungemein witzig. Sein Kampf gegen den Zuhälter Balram (Dev Kumar) zum Beispiel, ist wunderbar, seine verängstigten Abwehrversuche von Zeenats Avancen ebenso. Trotzdem schläft er mit ihr (keusch) in einem Bett - Held und Heldin auf derselben Matratze, das gibts selbst heute selten. Es sei denn, sie seien verheiratet. Aber eben: "Manoranjan" ist seiner Zeit ein paar Jährchen voraus und richtet sich primär an Erwachsene mit seinem mutigen Anpacken von Sex und Prostitution. Mama und Papa dürfte im Kino dagegen eher die Schamröte ins Gesicht gestiegen sein.
Der Mann, der dafür verantwortlich ist, bekommen wir auch zu Gesicht: Shammi, bärtig und rundlich, spielt er den Barbesitzer Dhoop Chhaon mit Gusto. Als Regisseur macht er eine solide Arbeit, auch wenn er aus dem 158-Minuten-Werk durchaus Material hätte schneiden können. Vor allem nach der Pause sind Sherus Verkleidungen als Nawab bald einmal langweilig und der Plot bleibt stehen. Etwas mehr Pepp, etwas mehr Shammi-typische Psychedelik und Popart-Ästhetik hätte dem Film gut getan. Aber auch so ist er zum Glück frech und bunt genug, um zu gefallen.
"Manoranjan" bleibt dank charmanten Akteuren, sexy Inhalt und vielen Lachern sicherlich in Erinnerung, gehört aber trotz gestiegener Beachtung noch nicht zu den Höhepunkten der 70er. Als gefällige Unterhaltung taugt das Werk allemal - ganz besonders für Zeenat-Aman-Fans, versteht sich.
 
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Shammi Kapoor

Liebeskomödie

Humor * * *

Erotik * *

Trade classification: Flop

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M a n z i l

Reviewed 14.8.05

Indien 1960 Simla 1929: Rajkumar "Raju" Mehta (Dev Anand) wurde von seinem steinreichen Vater nach London geschickt, um Wirtschaft zu studieren. Er kehrt jedoch als Musiker zurück. Für seinen Vater ein Affront und ein Beweis dafür, dass sein Sohn schlecht erzogen ist. Rajus Kindheitsfreundin Pushpa (Nutan) sieht das anders. Nach anfänglicher Skepsis ist sie begeistert von Rajus Musik und die zwei verlieben sich. Als sein Vater Raju aus dem Haus wirft, verspricht der junge Mann seiner Pushpa, nach Bombay zu gehen und erst zurückzukehren, wenn er Erfolg hat. In der Metropole schlägt sich Raju mehr schlecht als recht durch, doch sein Talent fällt einem Komponisten und der berühmten Sängerin Titli auf. Die zwei machen ihn berühmt - doch Titli hat es auch privat auf Raju abgesehen. Sie verbrennt alle Briefe, die zwischen Pushpa und Raju zirkulieren.
Der dritte von vier gemeinsamen Filmen, die Nutan und Dev Anand zusammen gedreht haben, ist wohl ihr schwächster: "Manzil" wird durch eine melodramatische Story und eine weitgehend durchschnittliche Regie des Debütanten Mandi Burman derart in die Länge gezogen, dass auch die Chemie von Nutan und Dev nicht mehr helfen kann. Das Liebesmelodrama beginnt liebreizend und das Antasten der beiden Stars zu beobachten, macht Freude. Die Lieder (komponiert von S. D. Burman), welche die beiden anstimmen, sind gelungen und die Drehorte in Simla reizend eingefangen.
Doch sobald sich die Probleme einstellen, kommt es zur üblichen Serie von Missverständnissen, Kommunikationsproblemen und Klischeesituationen. Dies gemischt mit leidvollen Liedern, die mich persönlich nicht sehr ansprechen, bekommt "Manzil" eine Schwere, die aufgesetzt wirkt. Auch die Auflösung enttäuscht, da die Moral zu schulmeisterlich präsentiert wird und die Handlung zu wenig durchdacht zum Abschluss kommt. Knapp drei Sterne gäbe es deshalb höchstens aus Goodwill gegenüber meinen beiden Lieblingsstars dieser Ära und wegen der gelungenen Hälfte vor der Intermission. Doch "Manzil" ist ein zu durchschnittliches Werk dieser beiden Schauspieltalente, um eine Empfehlung zu rechtfertigen. Der Film blieb bezeichnenderweise auch die einzige Regiearbeit von Mandi Burman.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Destination
Regie: Mandi Burman

Liebes-
Melodrama

Spannung *

Humor *

Trade classification: -

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M a q b o o l

Reviewed 12.7.05

Indien 2003 Der Gangsterboss Janhagir Khan, genannt Abbaji (Pankaj Kapur), hat ganze Quartiere Mumbais unter Kontrolle. Die beiden Inspektoren Purohit (Naseeruddin Shah) und Pandit (Om Puri) arbeiten für ihn, Politiker hat er sowieso in der Tasche. Eines seiner besten Druckmittel ist seine rechte Hand Miyan Maqbool (Irfan Khan), ein verlässlicher und skrupelloser Gangster. Auf ihn hat es auch Abbajis junge Frau Nimmi (Tabu) abgesehen. Sie schürt in Maqbool die Eifersucht auf den jungen Guddu (Ajay Gehi), der mit Abbajis Tochter Sameera (Masumi Makhija) flirtet und bei einer Heirat die Nachfolge des Paten übernehmen würde. Als die schöne Schauspielerin Mohini (Shweta Menon) sich zu Abbajis Kurtisane hocharbeitet, drängt Nimmi Maqbool dazu, ihren Gatten zu töten.
"Maqbool" ist ein beeindruckendes Werk, darin besteht kein Zweifel. In Indien schaukelten sich die Kritiker indes zu Ausrufen wie "
arguably the best adaptation of a Shakespearean play ever" hoch - und da wirds dann doch etwas lächerlich. Ich persönlich würde Baz Luhrmanns "Romeo + Juliet" noch vorne dran setzen und beinahe jeder Cineast dürfte zustimmen, dass mindestens Kenneth Branaghs "Henry V" und Akira Kurosawas "Throne of Blood" noch einen kleinen Vorsprung haben. Viele  indische Kritiker, die jeden Tag ähnliches Bollywood-Einerlei begutachten müssen, sind jedoch verständlicherweise künstlerisch ausgehungert und dürsten nach Material, das anders ist. "Maqbool" ist anders. Und er ist tolles Kino. Von da ist der Sprung zu Superlativen dann nicht mehr so weit.
Nimmt man einen Schritt zurück und begutachtet den Film von Vishal Bharadwaj ("Makdee") aus der Distanz, so vereint er auf spektakuläre Art Ideen aus Shakespeares "Macbeth" und Gangsterfilmen, namentlich den ersten beiden "Godfather"-Filmen. Die Weigerung des Paten Abbaji etwa, in den Überseehandel einzusteigen, spiegelt die Ablehnung der Drogengeschäfte durch Marlon Brandos Paten
wieder. Und die beiden Paten selbst haben manche Gemeinsamkeit. Der indische "Godfather" wird souverän gespielt von Pankaj Kapur ("Dus"), der für seine Darbietung etliche Preise einheimsen konnte. Er reicht nicht ganz an Brando heran, doch sein Abbaji gehört zu den besten Figuren des Films, deren Schatten bis zum Schluss über den Ereignissen hängt.
Aber Kapur ist keinesfalls der einzige grandiose Schauspieler in dem Team. Irfan Khan beweist in der Hauptrolle einmal mehr, dass er zu den besten seines Fachs gehört. Wie er immer tiefer in den Sog von Leidenschaft und Verrat gerät, muss man gesehen haben. Ditto Tabu. Die talentierte Actrice ist etwas sympathischer als gängige Lady-MacBeth-Inkarnationen, doch sie spinnt dennoch ein tödliches Netz hinter der Fassade einer ebenso schönen wie liebenden Ehefrau. Ergänzt wird dieses Trio durch zwei Comedy-Sidekicks der Extraklasse: Om Puri und Naseeruddin Shah übernehmen die Parts von "MacBeths" Hexen und sind herrlich. In kleineren Parts überzeugen Masumi Makhija, die neben Puri in Chupke Se debütierte, sowie Pyiush Mishra und Ajay Gehi als Vater und Sohn.
"Maqbool" ist denn auch primär grosses Schauspielerkino. Vishal Bhardwaj stellt seinen Akteuren blendende Dialoge zur Verfügung, mit denen sie das Maximum aus ihren Charakteren herausholen. Alleine schon dafür muss man den Film gesehen haben. Doch "Maqbool" bietet mehr: Die dicht gesponnene Handlung weist zwar wenig Überraschungen auf, dafür einen dramaturgischen Zug, dem man sich nicht entziehen kann. Immer wieder lockert Humor die Ereignisse auf - so gibt es auch etliche Seitenhiebchen gegen Bollywood. "Ich kauf dir einen Regisseur. Wen willst du? Karan Johar? Subhash Ghai? Ram Gopal Varma? ... Mani Ratnam wäre auch möglich" Ohne mit dem Zaunpfahl zu winken, wird die Vermischung von Mafia und Bollywood witzig thematisiert.
Ebenso eine Auflockerung bietet die Musik. Dafür, dass Vishal Bhardwaj als Komponist bekannt wurde, gehört sie aber zu den Enttäuschungen des Films. Die klassischen Lieder sind noch gelungen, aber sie dümpeln energielos dahin und lassen die Handlung manchmal unnötig zum Stillstand kommen. Eine weitere kleine Schwachstelle ist, dass manche Figuren nicht zu sehr ausgebaut werden, obwohl sie für die Ereignisse wichtig sind. So etwa Guddu - aber letztendlich auch Maqbool selbst, über dessen Background man sehr wenig weiss.
All das sind höchstens kleine Mängel. "Maqbool" überwältigt mit seinen Schauspielleistungen, fasziniert mit seiner vielschichtigen Story und der sicheren Inszenierung. Es ist weder die beste Shakespeare-Verfilmung noch eine Revolution für Bollywood - sondern eine konsequente und gewagte Mischung aus "Parallel Cinema", Shakespeare und Bollywood. Ein Mix, der hätte missraten können, aber in Bhardwaj
s Händen zu einem der besten indischen Filme 2003 avancierte.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (IND): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Vishal Bharadwaj

Gangsterdrama

Spannung * *

Anspruch * *

Trade classification: Flop

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M a r d

Reviewed 20.6.04

Indien 1985 Die Briten plündern die Schätze Indiens und töten die aufgebrachten Inder zu Hunderten. Als sich König Azad Singh (Dara Singh) gegen diese Eskapaden der Besatzer wehrt, wird er festgenommen und soll exekutiert werden. Auf Bitten von Lady Helen wird er jedoch "nur" lebenslänglich eingesperrt. Dr. Harry (Prem Chopra), der Singh durch Vergiftung in die Hände der Briten brachte, wird zum Bürgermeister befördert. Singhs Frau (Nirupa Roy) wird über eine Klippe gejagt. Sie überlebt, verstummt jedoch wegen dem Ausmass der Greueltaten - und weil sie ihr Baby verloren hat: auf der Flucht legte sie es nämlich in die Krippe eines Waisenhauses, doch da die Briten dort zuerst suchten, trug Singhs Pferd Rani das Kind zu zwei Pflegeeltern. Dort wächst es ohne Wissen der echten Mutter heran. Als Raju (Amitabh Bachchan) gross ist, gerät er wie bereits sein Vater an die Briten. Nicht nur das: er verliebt sich auch noch in Harrys Tochter Ruby (Amrita Singh).
Manmohan Desai und Amitabh Bachchan drehten acht Filme zusammen, darunter solche Klassiker wie Amar Akbar Anthony und Coolie. "Mard" kam relativ spät und es zeigen sich tatsächlich Abnutzungserscheinungen. Der Versuch Desais, seine Filme stetig zu toppen, resultiert diesmal in wahrlichem "over the top": "Mard" ist nichts anderes als ein Trash- und Exploitation-Epos. Den Zuschauern wars egal. Sie machten "Mard" zum erfolgreichsten Film 1985. Es war Amitabhs letzter Superhit, danach folgte eine beachtliche Dürreperiode, die bis in die späten 90er hin andauerte. Vielleicht lag es daran, dass "Big B" für diese Art Rollen langsam zu alt wurde (er war 43) und einen Wechsel vom "Angry Young Man" zum "Angry Old Man" angesagt war?
Trotz leichter Überalterung: Bachchan ist noch immer sehr überzeugend in "Mard". Den Nebendarstellern stiehlt er jedenfalls mit Leichtigkeit die Show. Desai weiss jedoch, dass sein Star alleine noch keinen Kinoknüller mehr machte. Und deshalb warf er alles, was ihm einfiel, in den Plot hinein: Treibsand, Wunderhund Moti, Super-Ross Rani, Folter, Masken, Gladiatorenkampf, Lassos, Songs, Katastrophen, Mord, Panzer, böse Engländer, Stummheit, göttliche Tiger, Sex und noch mehr Folter. "Mard" lässt kaum etwas aus, was die Stimmung weiter aufpeitschen könnte. Der Plot selbst ist nämlich arg dünn und hundertmal gehabt.
Die Song-Einlagen waren nicht so mein Ding. Zum einen hörten sich die Melodien alle etwa ähnlich an, zum anderen ist die Inszenierung etwas hemdsärmlig. Auffällig ist "Main Teri Tangewali" aka. "Father Dear Father", bei dem Desai und Bachchan auf Amar Akbar Anthony anspielen. Ansonsten im Vergleich zum Exzess an irren Einfällen geradezu brav. "Mard" bekommt knapp 3 Sterne, einfach, weil er so verrückt und ausartend ist, dass man nicht anders, als staunen kann. Er ist aber weder innovativ noch künstlerisch wertvoll. Von Desai und Big B gibts definitiv bessere Streifen!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen und deutschen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Manmohan Desai

Actionthriller

Action * * *

Gewalt * *

Trade classification: Superhit

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M a r k e t

Reviewed 8.10.03

Indien 2003 Seit viel zu langer Zeit arbeitet Muskaan (Manisha Koirala) im Bordell von lala-bi in Hyderabad. Sie hasst ihre Arbeit, braucht jedoch das Geld, um vor Gericht gegen ihren Ehemann zu kämpfen. Der Sheikh hatte sie einst mit viel Geld in die Ehe gelockt und sie danach 7 Tage lang vergewaltigt. Ihr Vater beging ab der Pein Selbstmord, das Gericht wollte keine Schuld des Mannes anerkennen. Muskaan will Rache. Bis sie diese haben kann, hilft sie anderen Mädchen im Bordell weiter ...
"Market" ist grenzenlos langweilig. Es fehlt ein dramaturgischer Bogen, eine packende Erzählweise, ein interessanter Loock. Der Film wirkt ohne viel Liebe - und Können - hingesudelt. Bedauerlich dabei ist, dass Hauptdarstellerin Manisha Koirala einst zu den Besten ihres Fachs gehörte. In "Market" ist sie ein Abklatsch ihrer selbst. In der ersten Hälfte öde und leicht pummelig, in der zweiten Hälfte etwas sexier und aktiver. Aber die Handlung bietet ihr keine Chance, um zu brillieren. Stattdessen wechseln sich Rückblenden mit Songs und Nebenhandlungen. Manisha kommt vor, dann wechselt der Fokus auf ein anderes Mädchen, dann in die Unterwelt, dann wiederum zu einem Song - und bei denen ist Manisha oft gar nicht präsent. Heterogener kann ein Film wohl kaum inszeniert sein.
Und ebenso bedauerlich wie Manishas scheinbarer Niedergang ist, dass das Thema viel Stoff hergeben würde. In den Händen eines brauchbaren Regisseurs, versteht sich. So klagt der Streifen zwar die Prostitution an, die Gewalt in der Ehe, die Unterdrückung der Frau - aber auf derart reisserische, spekulative und voyeuristische Art, dass man den Anspruch nicht abnimmt. Ein seriöser Filmemacher hätte dem Stoff mehr Gewicht gegeben, mehr Fokus. Dann hätte auch Manisha brillieren können. Und dann hätten wir einen besseren Film. So ist es ein Langweiler mit Unmengen von verschenktem Potential. 

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Jay Prakash

Drama

Anspruch *

Erotik *

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M a s h a a l

Reviewed 19.3.05

Indien 1984 Vinod Kumar (Dilip Kumar) ist ein ehrenvoller Journalist. Als er die kriminellen Machenschaften in Mumbai angreift, wird er gefeuert. Er zieht mit seiner Frau Sudha (Waheeda Rehman) ins Slum Dongarbhatti und macht dort seine eigene Zeitung auf. Schon bald gerät er an den Gauner Raja (Anil Kapoor), dem er die Schnapslieferung kaputtschlägt. Raja ist erstaunlicherweise fasziniert von Vinod und der Zeitungsmann wird sein väterlicher Freund. Vinod schickt Raja sogar in eine andere Stadt, damit er studieren kann. In der Zwischenzeit legt sich Vinod mit dem Geschäftsmann S.K. Vardhan (Amrish Puri) an, der hinter seiner legalen Fassade als grösster Gangsterboss der Stadt operiert. Vardhan fackelt Vinods Druckerei ab, pfändet sein Haus und stellt ihn auf die Strasse, worauf Sudha einen Zusammenbruch erleidet und stirbt. Vinod hat alles verloren und wird selbst zum Gangster, um sich zu rächen. Als Raja zurückkehrt und einen Job bei seiner Freundin Geeta (Rati Agnihotri) und dem engagierten Zeitungsmacher Dinesh (Alok Nath) bekommt, muss er erfahren, dass sein Mentor zum mächtigen Gangsterboss mutiert ist.
Drei Jahre nach dem nicht sehr erfolgreichen Starvehikel Silsila bewies Yash Chopra einmal mehr in seiner langen Laufbahn Mut und wandte sich einem ernsteren Thema zu. "Mashaal" ist ebenso ein typisches Bollywood-Epos wie es ein gesellschaftskritisches Drama ist, das in den Slums von Mumbai spielt. Die Thematik ist relativ düster, einige Szenen von grosser Tragik, und doch schafft es Chopra auf fast leichtfüssige Weise, den Film unterhaltsam zu machen. Dabei helfen die Songs von Hridaynath Mangeshkar. Vier Stück sind es und jeder ist sehr gefällig. Den Anfang macht der Halbstarkensong "Foothpatho Ke Hum". Es folgen der fröhliche Holi-Track "Holi Aaye Re", die hübsche Nummer "Mujhe Tum Yaad Karna" und der temporeiche Song "Zindagi Aa Raha Hoon Main".
Doch wichtiger noch als diese Songs ist bei so einem Film das Skript. Wenn es ihm nicht gelingt, die ernsten Elemente als Teil eines Bollywood-Entertainers zu verkaufen, scheitert der Film. Grosses Lob deshalb an Javed Akhtar, die eine Hälfte des legendären Duos
Salim-Javed (Sholay, Kala Patthar). Er schuf eine Story, die packt, unterhält und auch ein wenig zum Denken anregt. Nicht zuviel, denn sonst wäre das Publikum ferngeblieben, aber durchaus genug, um als kritisch durchzugehen. Chopra fand denn auch die ideale Besetzung für eine solche Aufgabe.
Angeführt wird sie von Dilip Kumar, den Chopra beim Dreh von Naya Daur kennenlernte, aber ihn hier zum ersten Mal als Regisseur führt. Kumar liefert eine reife, engagierte Darbietung. Seine oftmalige Leinwandkollegin Waheeda Rehman, die nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder mit ihm vereint ist, gibt dem Film das nötige Herz. Sie spielt mit einer bewegenden Echtheit und Bescheidenheit auf. Eine der besten Szenen des Films ist deshalb auch ihre Todesszene, bei der sie leidet, während Dilip verzweifelt versucht, eines der vorbeifahrenden Autos anzuhalten. Impulsiver dafür Anil Kapoor, der damals noch ein Jungstar war und sich hier sehr überzeugend vom Ganoven zum Journalisten wandelt. In kleineren Rollen Amrish Puri als idealer Schurke, der junge Gulshan Grover als Anils Kumpel, der ebenso junge Alok Nath als sozialistischer Zeitungschef und Saeed Jaffrey als Vermieter Kishorilal. Mit diesem Ensemble hat Chopra ein Team in der Hand, das bestens durch den Plot führt.
Starke Darbietungen, eine packende Geschichte und gute Musik machen "Mashaal" zu einem der besseren Bollywood-Filme der 80er. In einem Jahrzehnt, in dem sogar Legenden wie Amitabh Bachchan strauchelten und so mancher Regisseur sich mit billigen B-Filmen abgab, behielt Chopra seine Vision bei und liefert Qualität ab. Das ist löblich. Und der Film absolut sehenswert.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild
Alternativer Titel: Fackel (Übersetzung)
Regie: Yash Chopra

Drama

Spannung * *

Humor *

Trade classification: -

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M a s o o m

Reviewed 24.6.04

Indien 1983 Der Architekt D.K. Malhotra (Naseeruddin Shah) und seine Frau Indu (Shabana Azmi) führen ein glückliches Leben mit ihren Töchtern Minni (Aradhana) und Pinky (Urmila Matondkar). Doch eines Tages wird D.K. von seinem ehemaligen Lehrer zu sich gerufen. Der Alte liegt im Sterben und will deshalb den Buben Rahul (Jugal Hansraj) an D.K. übergeben. Rahul ist das Resultat von einem Seitensprung, den D.K. vor Jahren mit einer Frau namens Bhavna hatte. Die ist inzwischen verstorben und bat darum, D.K. nichts von Rahul zu sagen, um sein neues Leben nicht zu gefärden. Doch da Rahul sonst niemand hat, muss D.K. ihn mitnehmen. Indu ist schockiert. Nicht zuletzt, weil die Affäre stattfand, als sie mit der jüngeren Tochter schwanger war. Indu straft den Buben mit Verachtung und will ihn schnell wieder los werden. Doch D.K. wächst der Bub langsam ans Herz ...
Nachdem er sich eine Karriere als Schauspieler aufgebaut hatte, versuchte sich Shekhar Kapoor 1983 mit "Masoom" auch im Regiefach. Sein Debüt ist bereits einer seiner eindrücklichsten Filme, der sich selbst vor seinem "Oscar"-nominierten Epos "Elizabeth" (1998) nicht zu verstecken braucht. Dabei ist "Masoom" ein relativ einfacher Film, aber einen mit echten Emotionen. Parallel Cinema ohne allzu grossen Anspruch aber mit viel Gefühl. Auch die Crew ist beachtlich: Kapur führte Regie, Autor/Liedtexter/Poet Gulzar schieb das Drehbuch und die Musik komponierte niemand anderes als Altmeister R. D. Burman. Dazu zwei der besten Schauspieler Indiens: Naseeruddin Shah und Shabana Azmi. Beide sind vorzüglich. Azmi bricht einem fast das Herz, wenn sie langsam versucht, sich dem Bub zu öffnen.
Überhaupt rührt der Film gegen Schluss zu Tränen. Dabei helfen auch die talentierten Kind-Akteure. Rahul-Darsteller Jugal Hansraj (Mohabbatein) ist traurig ohne kitschig zu wirken. Und die damals erst 10-jährige Urmila Matondkar gibt in ihrer ersten offiziellen Rolle bereits eine eindrücklich gelassene Performance. Selbst der Song, den die Kinder haben ("Ladki Ki Kaanti") ist süss. Ich bin weissgott kein Freund von Kiddie-Songs in Bollywood-Filmen, doch dieser wirkt ungezwungen. Die anderen vier Nummern sind schöne, aber in meinen Ohren austauschbare Balladen. Sie kamen dennoch bei den Kennern an, denn Burman gewann etliche Preise. Auch der Film selbst und Naseeruddin Shah wurden u. a. mit dem Filmfare Award ausgezeichnet.
"Masoom", inspiriert von "
’Man, Woman and Child" (1983) mit Martin Sheen, ist ein absolut sehenswerter, weil unspektakulär bewegender Streifen. Die Folgen eines Seitensprungs werden ebenso thematisiert wie der Umgang damit. Und dass man nur mit Liebe derartige Ehekrisen meistern kann. Der Schluss ist dementsprechend herzergreifend. Kapur, die Akteure und R. D. Burman verdienen höchstes Lob dafür.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Shekhar Kapur

Drama

Gefühl * * *

Humor *

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M a s t

Indien 1999 Der Schüler Kittu (Aftab Shivdasani) kommt in der Schule nicht mehr nach, da er ständig im Kino hockt. Er ist besessen von Superstar Mallika (Urmila Matondkar), so sehr, dass Kittus Vater (Dalip Tahil) glaubt, sein Sohn sei verrückt und falle deshalb in der Schule zurück. Er reisst alle Poster von Mallika herunter, worauf Kittu das Haus verlässt und nach Mumbai fährt, um seine Angebetene zu treffen. Er wird natürlich abgewiesen und findet eine Unterkunft in einem angrenzenden Café. Eines Tages passiert es: Er trifft Mallika. Die Schauspielerin ist jedoch ganz anders, als er erwartet hat: Die Waise ist fragil und scheu - und steht seit sie drei Jahre alt ist unter der Fuchtel ihres tyrannischen Onkels (Govind Namdeo). Als der sie eines Nachts zusammenschlägt und Kittu dies von seinem Fenster aus sieht, bricht er in die Villa ein, hat den Onkel k.o. und entführt Mallika.
Ram Gopal Varma hats einfach drauf. Der Mann ist definitiv einer der besten und interessantesten Filmemacher Indiens. Mit Company drehte er den "Godfather" Indiens und zuvor mit "Mast", tja, ein bezauberndes Musical-Märchen über Starkult und Familie. Die ersten 30 Minuten von "Mast" passiert nicht viel. Satte drei Songs werden dargeboten und Urmila kriegt die Chance für manchen Kostümwechsel. Die Szenerie ist fantastisch. Der dritte Song könnte am selben Ort gedreht worden sein wie "The Cell". Nun, die nächste halbe Stunde bringt noch mehr Songs - und ich begann mich zu wundern, was denn Varma eigentlich erzählen wollte. Doch diese Stunde ist extrem wichtig. Nur so nehmen wir ab, dass Mallika wirklich ein Megastar ist. Und nur so hat die zweite Hälfte die Wirkung, die sie hat. Ein Fan trifft auf seinen Lieblingsstar. Haben wir uns das nicht alle mal gewünscht? Varma zaubert diese Fantasie mit viel Charme und Gefühl auf die Leinwand. Urmila sagt nicht viel, sondern lebt eben von dieser Star-Aura, die die erste Stunde aufgebaut hat. Urmila war nie die allerbeste Schauspielerin - aber sie tanzt extrem gut und ist in manchen Rollen ideal (deshalb besetzt Varma sie wohl in beinahe jedem Film). Mallika ist eine solche Rolle. Urmila wirkt darin so niedlich und fragil, dass man sie beschützen will, wie Kittu es tut. So entfaltet das Märchen seine ganze Kraft und in der zweiten Hälfte ist man voll dabei. "Mast" ist kein Meisterwerk und kein Klassiker wie "Company", aber herzerwärmende Unterhaltung, in die man sich gut hineinversetzen kann. Technisch einwandfrei, schauspielerisch ebenfalls gut und musikalisck eindrücklich (das Titelstück gefällt besonders). Ein Musical für die ganze Familie - und für die Fans da draussen, die irgendeinen Star anhimmeln ... Happyend inklusive.
Ich habe die indische Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Ram Gopal Varma

Liebesmusical /
Desi-Märchen

Humor * *

Gefühl * * *

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M a s t i

Reviewed 30.4.04

Indien 2004 Amar (Ritesh Deshmukh), Prem (Aftab Shivdasani) und Meet (Vivek Oberoi) sind die besten Freunde. Die jungen Männer wollen eigentlich auf ewig Junggesellen bleiben, doch Amar gibt als erster auf - und heiratet. Drei Jahre später steht er völlig unter der Fuchtel seiner herrischen Gattin Bindiya (Genelia D'Souza). Auch Prem hat inzwischen geheiratet - und zwar die schöne Geeta (Tara Sharma), die ihn anbetet wie einen Gott. Etwas, was den Bankangestellten ziemlich nervt. Sogar Weiberheld Meet ist an der Angel. Und wie: Aanchal (Amrita Rao) überwacht ihn nonstop mit ihrem Mobiltelefon. Da beschliessen die drei Männer, wieder Spass in ihr Leben zu bringen. Die Lösung: Seitensprünge. Schon bald haben alle eine schöne Frau am Haken. Doch als sie die Fotos vergleichen, kommt der Schock: sie daten alle die selbe Dame - die heisse Monica (Lara Dutta). Sie hat Fotos von all den Dates und erpresst die Freunde. Jeder muss eine Million auftreiben, sonst kriegen die Ehepartner Wind. Die drei treiben mit Müh und Not das Geld auf, doch bei der Übergabe ist Monica tot! Nun haben die drei Inspektor Sikander (Ajay Devgan) am Hals.
Da der Film günstig produziert ist, landete Indra Kumar (Mann, Ishq) mit "Masti" erst den zweiten wirklichen Hit 2004 nach dem Thriller Murder. "Masti" ist auch ein richtiger Crowd Pleaser. Er ist zwar modern, erreicht aber nie das Niveau des Vorbilds Dil Chahta Hai. Er ist sexy, aber nicht zu erotisch. Er ist funny, aber langt manchmal auch daneben. Sicher kein Film für die Ewigkeit, aber ein grosser Gaudi für 167 Minuten. Der Titel ist eben Programm: Masti - Fun - Spass!
Am Anfang dankt Kumar Regisseur Ram Gopal Varma. Dies wohl, weil er drei Schauspieler ausgeliehen hat, die RGV einen Grossteil ihrer Karriere verdanken: Vivek Oberoi, Aftab Shivdasani und Ajay Devgan. Letzterer tritt nur in einer kleineren Rolle auf, aber er darf hemmungslos cool sein als Cop. "It you ever touch me again, I'll cut off your arm". Ja, das macht doch gleich alles klar, oder? Die anderen Akteure sind auch gut. Sie müssen zwar oft den Kasper machen, aber dies steht im Dienste des Films. Den Jungs schaut man einfach gerne zu und die Mädels - das soll jetzt nicht zu böse klingen - sind dekoratives Beiwerk. Sie stehen abseits der Handlung, sind aber deren Motivation.
Die Geschichte ist passabel. Den "grossen" Twist am Schluss habe ich gerochen. Und einige moralische Statements, die letztendlich den Wert der Ehe hochhalten, kann ich vergeben. Was zählt ist der Humor. Der ist eigentlich in die Story eingebunden. Die einzigen externen Gags liefert Dr. Kapadia, der immer dann auftaucht, wenn Amar mit einem oder zwei seiner Kumpels in einer ungemütlichen Situation steckt. Es sind teils etwas verkrampfte Schwulen-Pointen und die Reaktion der Leute auf ein bisschen Homosexualität ist ätzend - aber man muss Lachen. Und dass die Inder in Sachen gleichgeschlechtlicher Toleranz noch nicht so weit vorgestossen sind, muss man ja nicht vorausschicken. Die Pointen sind jedenfalls nicht völlig geschmacklos. Das gilt für die meisten. Es hat ein paar Sexwitze und Dialoge ("Es ist wie Radfahren. Du musst nur wissen, wann du bremsen musst, sonst wird sie schwanger", "Der Himmel der Frau liegt nicht zu den Füssen des Mannes, sondern etwas höher" - "im Herzen?"), doch viele kommen in Form kryptischer Essens-Analogien. Die grosse Moral des Films ist eben "Home-cooked food is the best."
Zu einer solch ausgelassenen Fun-Komödie gehören gute Songs. Da liefert "Masti": "Ek Kunwara" ist eine gute-Laune-Nummer, bei der Vivek und Aftab abtanzen können. "Mast Mast Masti" ist ebenso rassig. "On the roof in the rain" ist deutlich schwächer, doch die regennasse Lara Dutta macht alles wieder weg. Die sexieste Nummer des Films. "Sainyaji baiyan" ist ein hübsch getanzter Gruppensong und "Dil de diya hai" ist eine langweilige Ballade zum Abschluss. Gesamturteil: leicht über Durchschnitt. Dazu der Humor und die gut aufgelegten Akteure - et voilà: ein Bollywood-Spass ohne Anspruch auf Tiefgründigkeit.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Unteriteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Masti - Seitensprünge lohnen nicht!, Spass (Übersetzung)
Regie: Indra Kumar

Komödie

Humor * * *

Spannung *

Trade classification: Hit

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M a t r u b h o o m i

Reviewed 21.7.05

Indien 2003 In einer ländlichen Region Indiens ertränken die Väter ihre Töchter nach der Geburt, da sie lieber Söhne wollen, die ihre Zukunft sichern. Nach jahrelangen Mädchentötungen gibt es nun keine einzige Frau mehr. Die Männer lassen ihre Lust an Geschlechtsgenossen oder Tieren ab. Pappu (Chittaranjan Giri) wird sogar ein Junge (Latesh Chaudhari) als Frau untergejubelt. Soweit wollen es die Söhne des reichen Ramcharan (Sudhir Pandey) nicht kommen lassen: Sie zwingen ihren Vater, mit Hilfe des Priesters Jagannath (Piyush Mishra) nach einer Frau zu suchen. Und der Geistliche wird durch Zufall fündig. Er arrangiert mit Pratap (Rohitash Gaud) einen Deal: Er bekommt 5 lakhs (500'000 Rupien) und 5 Kühe, wenn seine Tochter Kalki (Tulip Joshi) mit Ramcharans fünf Söhnen Rakesh (Pankaj Jha), Shailesh (Deepak Kumar), Brijesh (Sanjay Kumar), Lokesh (Shrivas Nydu) und Sooraj (Sushant Singh) verheiratet wird. Pratao sagt zu. Seine Tochter dient fortan an jedem Wochentag einem anderen Sohn als Bettgenossin - und die restlichen zwei Tage hat der Vater das Recht auf Sex. Kalki hält die Schmach nur aus, weil der jüngste Sohn Sooraj, sich in sie verliebt. Das weckt den Neid der restlichen Familie.
"Matrubhoomi" ist streng genommen ein Sci-Fi-Film. Er spielt in einer fiktiven Zukunft ohne Frauen. Wie es dazu kommt, macht die bedrückende Eingangssequenz deutlich: Männer vor einem Haus hören Baby-Geschrei und beginnen zu feiern. Die Hebamme kommt heraus und verkündet "Ladki" - ein Mädchen. Die Männer verstummen und in der nächsten Szene senkt der Vater das Kind in ein Fass voller Milch. Dabei betet er "nächstes Jahr ein Junge".
Die Szene ist nicht weit hergeholt, denn in vielen Gesellschaften ohne funktionierende Altersvorsorge sind Männer das vermeintlich einzige Kapital fürs Alter. Frauen dagegen kosten Mitgift und bringen der Familie kein Einkommen. Deshalb werden viele ertränkt. Im Falle von Indien schätzt die Uno, dass 35 Millionen Frauen zu wenig im Land leben, dies vor allem durch die Mädchenmorde in ländlichen Gebieten. "Matrubhoomi" übersteigert dieses Katastrophenszenario: in eine Zukunft ohne Frauen. Dass es gar soweit kommt, ist biologisch schwer möglich, aber es dient als Setup für eine interessante Gesellschaftskritik. Der Kniff hat den Nachteil, dass er der Kritik einen Teil der Kraft nimmt - man kann ja argumentieren, so schlimm sei die Situation (noch) nicht, deshalb würde es auch keine Frau so schlimm wie Kalki erwischen. Aber dafür erlaubt dieser Aufbau der Story ein bitteres Drama.
Dies muss vor allem Kalki erdulden. Ihr tägliches Leid, wenn immer ein neuer Mann neben dem Bett steht, fängt Spielfilmdebütant Manish Jha beklemmend ein. Später eskaliert die Lage für das Mädchen, wenn es zur Hure des ganzen Dorfes wird und sein Vater als Zuhälter agiert, anstatt einzugreifen. Als er erfährt, dass auch Vater Ramcharan mit ihr schläft, holt er sie nicht etwa zurück - sondern kassiert nochmals 100'000 Rupien. Männer sind das Letzte in dem Film. Um die Sache noch drastischer zu machen, entlädt sich auch der Zorn der Dörfler auf die Frau. Sie wird verantwortlich gemacht für die blutige Eskalation, die in einer der heftigsten und brutalen Sequenz dem kleinen Raghu das Leben kostet. Raghu ist einer der wenigen männlichen Wesen, die es gut mit Kalki meinen. Als Kind bleibt er aber hilflos. Ein anderer ist Sooraj, gespielt von Ram Gopal Varma-Mime Sushant Singh.
Singh gehört zu den bekannteren Namen im Cast. Die meisten anderen sind unbekannte Köpfe oder solche aus dem Independent-Bereich. Hinter dem Projekt stand jedoch eine bekannte Grösse: Das Ehepaar Boney Kapoor und Sridevi. Die zwei produzierten das Drama und bewiesen damit ihr soziales Engagement. Denn "Matrubhoomi" rüttelt zweifellos auf. Es gibt Szenen, die sind rabenschwarz - etwa, wenn ein Mann nach dem Genuss eines Pornos seine Lust ausgerechnet an einer Kuh auslässt, dem heiligen Tier Indiens. Solche subversiven Szenen gibt es einige, und trotzdem bleibt letztendlich das Leid von Kalki im Mittelpunkt. "Matrubhoomi" klagt ihre Pein stellvertretend für jene von Millionen von Frauen an. Er tut dies etwas didaktisch und reisserisch - aber er rüttelt auf. Und das brauchts bei diesem Thema allemal.

PS: Der Film wurde 2003 abgedreht und ging danach in den Festivals-Parcours. In Indien wurde er 2005 im Kino lanciert - und dies in sechs Sprachen: Hindi, Bengalisch, Tamilisch, Telugu, Gujarati und Bhojpuri. Er floppte trotzdem im ganzen Land.

Hier auf DVD erhältlich

Alternative Titel: Matrubhoomi: A Nation Without Women; Mutterland (Übersetzung)
Regie: Manish Jha

Drama

Gewalt * *

Anspruch * * *

Trade classification: Flop

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M a y a

Reviewed 19.2.05

Indien 2001 Die 12-jährige Maya (Nitya Shetty) lebt bei ihrem Onkel Arun (Anant Nag) und ihrer Tante Lakshmi (Mita Vasisht) im ländlichen Indien. Am meisten Zeit verbringt sie mit ihrem 11-jährigen Cousin Sanjay (Nikhil Yadav), mit dem sie stets für einen Streich gut ist. Als sie eines Nachts jedoch ihre erste Monatsblutung hat, geraten ihre Ersatzeltern in Aufregung. Sie informieren den Priester, dass Maya die Pubertät erreicht hat. Umgehend sucht er ein Datum für die "Zeremonie". Maya weiss nicht, was sie erwartet.
Devdasi ist eine indische "Tradition", nach der Mädchen spätestens beim Erreichen der Pubertät
mit einem Gott verheiratet werden. In Wahrheit werden sie jedoch dadurch zu Prostituierten für die religiöse und politische Oberschicht der Gemeinschaft. Eine spätere Heirat ist für diese Frauen meist unmöglich und sie landen in den Bordellen vor allem der Millionenstädte Bombay und Calcutta. Diese religiös gestützte Kinderschändung ist seit 1988 staatlich verboten, wird aber in vielen Teilen Indiens noch immer praktiziert, primär im südlichen Bundesstaat Andhra Pradesh, aber auch in Karnataka, Maharastra, Rajastan und abgelegenen Regionen weiterer Bundesstaaten. Jedes Jahr müssen 15'000 Mädchen diese menschenverachtende Prozedur durchmachen.
All dies sollte man wissen, bevor man "Maya" anschaut, denn der engagierte, durch Gelder aus Amerika und Indien finanzierte Film, handelt zwar von dem Thema, widmet sich ihm aber nicht intensiv. Im Zentrum steht vielmehr eine etwas nüchterne Darstellung eines Mädchens, das diese "Zeremonie" über sich ergehen lassen muss. Manches deutet der Film nur an, deshalb funktioniert er in Indien, wo die Bevölkerung diese Rituale kennt, vielleicht besser, als im Westen, wo man gerne mehr darüber wissen möchte. Schockierend ist es mit oder ohne Vorwissen. Der in Amerika lebende Regisseur Digvijay Singh packt die Sache so allgemein und ungeschönigt an, dass es wirklich weh tut. Leider schöpft er das ganze dramaturgische Potenzial, was dieser brisante Stoff birgt, nicht aus, weshalb ich nicht über 3 Sterne gehen möchte. Sehenswert ist er aber auf alle Fälle.
Die Hauptrolle spielt die kleine Nitya Shetty mit liebevoller Natürlichkeit, ebenso überzeugend ihr Co-Star Nikhil Yadav. Die beiden porträtieren ihre Figuren nicht als kleine Engel, sondern als richtige Kinder, die manchmal klauen, manchmal streiten, aber sicher immer ihre Echtheit bewahren. Auch der Haushalt von Maya wirkt echt und zwar dadurch, dass Singh ihn nicht allzu sehr festlegt. Es ist eine relativ anonyme Mittelklasse-Familie, was deutlich macht, dass diese "Tradition" überall auftauchen kann. Sie ist zwar unter den Unberührbaren am verbreitetsten, kann aber überall zuschlagen. Die Besetzung der Eltern ist ebenso wirkungsvoll: Anant Nag (Yuva, Anaahat) und Mita Vasisht (Phir Milenge, Dil Se), zwei bekannte Gesichter im Bollywood-Kino und im Arthaus-Kino, die die Eltern nicht als Dämonen spielen, sondern wirklich glauben, diese Prozedur bringe ihnen Anerkennung vor Gott und der Gesellschaft.
Der Film ist krass, weshalb die indische Zensur ihn auch glatt zurückwies. Dabei tut Aufklärung Not, damit diese Praktiken, die unter Namen wie Devdasi, Anang Dana Aratana oder Jogini (so heissen die Frauen nach der Schändung) bekannt sind, ein Ende haben. "Maya" ist solide gefilmt, gut gespielt und relativ überzeugend gespielt, wodurch das wichtige Thema eine würdige Aufarbeitung bekommt. Aber eben: Dieser Stoff ist so unglaublich, dass er einfach noch mehr hergegeben hätte. Ich erwarte keine dreistündige Taschentuch-Orgie, aber mehr Dramatik hätte allemal dringelegen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Digvijay Singh

Drama

Spannung * *

Ansprich * *

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M a y a   M e m s a a b

Reviewed 23.10.04

Indien / Grossbritannien / Frankreich 1992 Zwei Polizisten gehen dem Ableben der schönen Maya (Deepa Sahi) nach. Als erstes interviewen sie ihren Gatten Dr. Charu Das (Rarooq Shaikh). Er gibt zu Protokoll, dass er Maya kennen gelernt habe, als er ihren Vater behandelte. Da Maya intelligent und verträumt war, konnte der Vater keinen Bräutigam für sie finden. Nach einige Monaten bot sich deshalb Charu selbst an. Doch kaum war Maya bei ihm eingezogen, fühlte sie sich vom bürgerlichen Leben gelangweilt. Die Polizisten ziehen weiter und erfahren, dass Maya beim Händler Lalaji (Paresh Rawal) Schulden machte und dass sie zwei Liebhaber hatte: Den jungen Lalit (Shahrukh Khan) und den Playboy Rudra Pratap Singh (Raj Babbar). Auch nachdem Maya eine Tochter namens Chaya geboren hatte, betrog sie ihren Gatten weiter und sehnte sich nach Abenteuer, Romantik und Freiheit.
Ich habe Gustave Flauberts Klassiker "Madame Bovary" nie gelesen und bin deshalb nicht die beste Ansprechperson, wenn es darum geht, wieviel für diese Bollywood-Adaption abgeändert wurde. Den Kritiken nach zu urteilen ist es eine lose Verfilmung. Aber das Thema von der in der Ehe eingeengten Frau, die einen Drang nach Freiheit und Abenteuer entwickelt, ist eigentlich für eine indische Umsetzung wie geschaffen. Den Job übernahm Ketan Mehta. Der aus dem westlichen Bundesstaat Gujarat stammende Regisseur verschaffte 1984 Aamir Khan sein Debüt als erwachsener Schauspieler, verschrieb sich zeitweise dem Parallel Cinema und brachte 2005 einen der teuersten Bollywood-Filme überhaupt auf die Leinwand - Mangal Pandey: The Rising mit Aamir.
Visuell gibt es relativ wenig auszusetzen an Mehtas Interpretation. Besonders schön sind die Traum- und Tanznummern, wenn etwa Hauptdarstellerin Deepa Sahi (Hum)
in einem Rosenmeer versinkt. Auch musikalisch ist der Streifen nicht schlecht, wobei die Songs relativ kurz und unspektakulär geraten sind. Vielleicht liegt das daran, dass britische und französische Financiers beteiligt waren und die Tanznummern für internationale Zuschauer reduziert wurden. Wohl ebenso fürs internationale Publikum wurde das Werk mit erotische Szenen gewürzt. Daran ist per se noch nichts Erstaunliches. Auch nicht daran, dass die schöne Deepa Sahi dafür kurz ihren blanken Busen zeigen muss. Aus heutiger Sicht wohl das Interessanteste ist vielmehr, dass Shahrukh Khan an einer ausführlichen Bettszene beteiligt ist. Der spätere Bollywood-Star Nummer eins gab 1992 sein Kinodebüt in Deewana und versuchte sich in diesem Jahr in etlichen Genres und Rollentypen. Hier ist es also der junge Verführer. Inklusive Bettszene. Shahrukh zeigt nicht so viel, dass seine Karriere später hätte drunter leiden können, aber vom keuschen Shahrukh der heutigen Zeit ist das Bild doch weit entfernt. Hier ein paar Screenshots.
Als wirklich gelungen kann "Maya Memsaab" trotz all diesen sehenswerten Elementen dennoch nicht angeschaut werden. Dazu ist zum Beispiel Mayas Entwicklung zu unsorgfältig aufgetischt. Maya verkommt sehr schnell zu einer verwöhnten Göre, die lieber ihre Liebhaber vernascht, als häuslichen Pflichten nachzukommen. Vor allem in Indien dürfte sie keine Sympathien auf ihrer Seite haben. Ihre psychologische Einengung wird von Mehta viel zu schnell aufgebaut und auch die Idee, dass ihr Romane und Filme ein Bild von Freiheit und Abenteuer vermitteln, ist etwas plump. Es fehlt letztendlich auch an Tempo und Klasse, um 129 Minuten lang zu unterhalten. "Maya Memsaab" taugt als Kuriosum für alle, die Shahrukh mal in gewagter Pose sehen wollen oder die einen französischen Klassiker durch indische Augen betrachten möchten. Und eine Frage bekam ich nicht aus dem Kopf: Es heisst am Anfang, Om Puri habe einen Gastauftritt - ich habe ihn aber nirgens entdecken können.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0 mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternative Titel: Maya: The Enchanting Illusion; Maya Memsab; Maya; Illusion (Übersetzung)
Regie: Ketan Mehta

Drama

Erotik * *

Spannung *

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M a z d o o r

Indien 1983 Ausführliche Kritik: hier.

 

M e e n a x i :   T a l e   o f   3   C i t i e s

Reviewed 11.5.04

Indien 2004 Der gefeierte Autor Nawab (Raghuvir Yadav) aus Hyderabad, leidet unter Schreibstau. Seit fünf Jahren arbeitet er an seinem neuen Roman, scheitert jedoch an der zentralen Frauenfigur. Da taucht die Parfümverkäuferin Meenaxi (Tabu) bei ihm auf und bietet sich spontan als Muse an. Er solle ihre Geschichte schreiben - frei künstlerisch ausgeschmückt. Nawab ist fasziniert von der schönen Frau, doch auch etwas eingeschüchtert. Als er die Geschichte des jungen Schriftstellers Kaameshwar (Kunal Kapoor) schreibt, der sich der abweisenden Meenaxi nähert, protestiert die echte Meenaxi und glaubt, Nawab sei unfähig, ihre Gefühle auf Papier zu bringen. Also versucht er einen neuen Ansatz und lässt Kaamwshwar in Prag auf die bezaubernde Maria (Tabu) treffen ...
"Meenaxi" ist ein Film für die Sinne, nicht unbedingt für den Intellekt. Regisseur und Maler M.F. Hussain (geboren 1915) denkt zwar, sein erst zweiter Film (nach Gaja Gamini mit Madhuri) sei anspruchsvoll und tiefgründig, doch letztendlich sind die philosophischen Diskurse Worthülsen. Der Film ist derart abgehoben, dass er nicht merkt, wie er den Boden unter den Füssen verliert und sich mehr oder weniger selbst am Leben hält. Ein Kunstfilm ohne wirklich funktionierende Story, ein Kunstfilm ohne richtige Weisheiten und ein Kunstfilm ohne Sinn fürs Kommerzielle.
Doch das ist letztendlich egal, denn wenn man sich auf diese Symphonie aus Bild und Ton einlässt, ist "Meenaxi" ein einzigartiges Erlebnis. Hinter der Kamera stand Santosh Sivan, die Musik komponierte A. R. Rahman. Bei dieser Kombination muss ein Bollywood-Fan ja schon mal aufhorchen. Und die beiden werden ihrem Ruf gerecht. Es ist ihr Talent verknüpft mit dem Engagement der Akteure, das das Werk zur Freude werden lässt. Im Zentrum steht natürlich Tabu. Die Schöne wirkt um den Hals zwar etwas bullig, ist aber einfach eine Augenweide. Sie sollte ihre Haare nicht immer offen tragen, da sie die halbe Zeit damit verbringt, sich die Strähnen aus dem Gesicht zu wischen - aber sie spielt wunderbar und abwechslungsreich. Raghuvir Yadav, der glatt einen Kopf kleiner ist als sie, hält sich formidabel. Und eine Überraschung ist der 29-jährige Kunal Kapoor, der sein Debüt gibt und trotz ruppigem Aussehen überraschend sensibel sein kann. Eine kleine Entdeckung!
Für einmal sind die Song- und Tanznummern jedoch die wahren Glanzpunkte. "Noor-Un-Ala-Noor" ist in Gesang und Tanz avantgardistisch und höchst faszinierend. Die Fusion aus Rhythmus und Bewegung ist ergreifend. "Rang Hai" ist ein schöner Song, noch surrealer als der Vorgänger und mit einem Touch von Fellini. Tabu ist sinnlich, wenn sie so elegant tanzt. "Potter's Village" ist eine betörende Instrumental-Nummer mit Liebesspiel der Akteur
e. "Yeh Rishta" zeigt Tabu in der Wüste, sich bewegend zu einer leichten Ballade. "Cyclist's Rhythm" und "Chinnamma chilakkamma" sind kurz und überflüssig. Zum Schluss wirds mit "Dhuan Dhuan" nochmals sphärisch, die Bildsprache ist hypnotisch. Diese Songs sind für einen 124-Minuten-Film eigentlich viel zu viele, doch letztendlich machen sie den Reiz des Streifens aus. Das wird dann besonders bewusst, wenn die Story in Prag ins Spiel kommt und Hussain nicht mehr weiss, wo er hin will. Zum Schluss bekommt man Philosophie auf Sekundarschul-Niveau à la "is life just another book?" und merkt, dass "Meenaxi" wohl bloss eine künstlerisch und esotherisch verbrämte Stilübung war - aber weiss Gott eine unglaublich schöne. Und dafür gibts drei Sterne.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (USA): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Meenaxi
Regie: M.F. Hussain

Drama

Anspruch * * *

Erotik * *

Trade Classification: Flop

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M e g h e   D h a k a    T a r a

Indien 1960 Eine aus Ost-Pakistan (dem heutigen Bangladesh) geflüchtete Mittelklasse-Familie wohnt in einem verarmten Quartier von Calcutta. Die schöne Nita (Supriya Choudhury) muss die Sippe beinahe alleine über Wasser halten. Ihr älterer Bruder Shankar (Anil Chatterjee) ist sich zu schade zum Arbeiten und hofft auf eine Karriere als Musiker. Als erst der Vater und später auch der jüngere Bruder verunfallen, muss Nita noch härter arbeiten. Eine Heirat mit Sanat (Niranjan Ray) kommt da nicht mehr in Frage. Deshalb verliebt sich Sanat in Nitas Schwester Gita (Gita Ghatak). Mit Nitas Gesundheit geht es derweil steil bergab ...
Ein beklemmendes Drama von Bengalens zweitwichtigsten Regisseur nach Satyajit Ray (Pather Panchali): Ritwik Ghatak (1925-1976). Ghatak war ein Alkoholiker und Marxist, viele seiner Filme sind inszenatorisch nicht ganz geglückt - doch "Meghe Dhaka Tara" gilt als sein Meisterwerk, das erst nach seinem Tod weltweit auch tatsächlich gefeiert wurde. Tatsächlich ist die neorealistische Story sehr bewegend. Ghatak hasste die Teilung Indiens, die "Partition", und fast jeder seiner Filme spiegelt dies wider. Er machte das Bürgertum für die Trennung mitverantwortlich und "Meghe Dhaka Tara" zeigt eindrucksvoll die Hilflosigkeit des Bürgertums. Ebenso die Hilflosigkeit der Familie. Sie ist nicht Rückhalt, sondern Bürde für die Heldin.
Der Film ist nicht nur sozialkrisch, er ist auch wunderschön gemacht. Aufnahmen mit Gegenlicht und Schatten, Züge als Symbol der Trennung der Heimat, der eindrucksvolle Gebrauch von Ton (v.a. natürlichen Kängen). Die erste Hälfte hat in meinen Augen zwar mit ziemlichen Längen zu kämpfen, wird aber durch das geniale Spiel von Supriya Choudhury zusammengehalten. Die zweite Hälfte ist ein kontinuierlicher Abstieg in die Hilflosigkeit, Melancholie und Krankheit. Der Film wird sehr sehr trist. Eine Szene, in der Nita auf der Treppe fast ihren ersten Zusammenbruch hat, wird begleitet von Sci-Fi-artigen, unharmonischen Klängen. Sie fasst sich an den Hals und schaut nach oben - ein sehr moderner Shot und ein extrem energiereicher. Leider hat der Film als Ganzes nicht diese Dichte. Ich sehe, wieso er vergöttert wird und sehe so viel an dem Werk, das auch ich lieben kann - aber es gab etliche Momente mit Hängern, in denen mein Interesse nachliess. Ich kann nicht genau fassen, weshalb. Die 3½ Sterne sind deshalb subjektiver, als meine Kritiken sonst sind. Die meisten Cineasten dürften dem Film wohl eher 4+ Sterne geben. Etwas hindert mich daran und ich will nicht zu lange suchen, was es ist, sondern nochmals das Positive zusammenfassen: "Meghe Dhaka Tara" ist ein liebevoll inszenierter, sozialkritischer, famos gespielter und letztendlich unheimlich bedrückender Film aus Bengalen. Einer der wichtigsten indischen Filme der 60er und bestimmt ein Meisterwerk, das es anzuschauen lohnt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 2 PAL. Bengali 2.0 mit englischen UT. Fullscreen.
Alternativer Titel: The Cloud-Capped Star; Hidden Star
Regie: Ritwik Ghatak

Drama

Anspruch * * * *

Gefühl * * *

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M e h n d i

Reviewed 22.11.04

Indien 1998 Deevan nimmt sogar eine Hypothek auf sein Haus auf, damit er seine Tochter Pooja (Rani Mukherjee) mit dem schmierigen Niranjan (Faraaz Khan) verheiraten kann. Pooja zieht zu ihrem Gatten ins Haus und sieht sich dort bald endloser Demütigung ausgesetzt. Die Schwiegermutter versalzt ihr Essen und zringt sie zu niederer Hausarbeit. Niranjan bettelt bei Deevan nach Geld für seine Fabrik. Als er das Geld nicht bekommt, nimmt er sich vor, Pooja aus dem Haus zu ekeln und reich zu heiraten. Als bei einem Besuch von Niranjan im Bordell ein Mord geschieht, wird er festgenommen. Ein Mann taucht auf und gibt vor, Beweise für Niranjans Unschuld zu haben. Die würde er dem Gericht übergeben - wenn Pooja mit ihm eine Nacht verbringt! Niranjans Mutter will sich das Leben nehmen, der Familie droht der Ruin, weshalb Pooja annimmt. Der Mann schläft nicht mit ihr, doch die Schmach bei ihrer Rückkehr ist heftig: Pooja wird von der Schwiegermutter als Hure bezeichnet und von Naranjan verstossen.
Geschichten um Frauen, die nach langer Dehmütigung Göttinnen-gleich zurückschlagen, gibt es im neueren Bollywood wie Sand am Meer. "Mehndi" sticht nicht aus dieser Masse heraus. Schon zu Begin werden Hamid Ali Khans Defizite sichtbar: Die Inszenierung ist extrem holprig, ernste Momente wechseln sich unbeholfen mit peinlicher Comedy ab. Das episodenhafte Gefühl des Filmbeginns ebbt endlich etwas ab, sobald Rani im Haus der neuen Verwandten ist und sich unzähligen Attacken ausgesetzt sieht. Dies ist in den Women-Revenge-Filmen immer der Teil, bei dem man die Fäuste ballt und den fiesen Verwandten am liebsten Saures geben würde.
Je mehr man die Leute hasst, desto effektiver war der Film. Bei "Mehndi" hasst man die Verwandten schon ziemlich stark und sehnt die Rache von "Durga" Rani herbei. Leider kommt das Zurückschlagen nur sehr schleppend. Mancher Rache-Moment wird sogar schier verpatzt. Doch es gibt zwei Szenen, bei denen ich aus Freude aufgejauchzt habe. Selbst der pazifistischste Zuschauer steht bei solchen Szenen auf der Seite der misshandelten Frau und mag den Fieslingen den blutigen Abgang gönnen. Natürlich fühlt man sich danach etwas manipuliert, denn das Werteverständnis ruft schiesslich nach einer Gerichtsverhandlung und demokratischer Verurteilung. Doch da in Filmen wie "Mehndi" genau diese Stricke stets bereits gerissen sind, bleibt die brutale Rache. Und die tut demensprechend gut.
"Mehndi" holt nicht das Maximum aus diesen Sequenzen heraus, macht den Rache-Job aber ganz gut. Leider ist der Rest unbrauchbar. Die damals noch taufrische Rani spielt abwesend, die Comedy-Einlagen von Shakti Kapoor nerven. Noch ärgerlicher ist die zu Beginn als Comic Relief gedachte Schwulenfigur, die später zu einem halben Monster wird. Schauspielerisch gibt es also wenig zu bestaunen. Auch inszenatorisch nicht, denn Hamid Ali Khan kurbelt den Film bis zum Schluss hemdsärmlig und holzschnittartig ab. Selbst die Songs geben wenig her. Am besten ist Shaktis Medley aus bekannten Filmsongs. Ich habe u.a. "Pardesi Pardesi" aus Raja Hindustani, "Choli Ke Peeche" aus Khalnayak und  "Sandese Aate Hain" aus Border erkannt. Später wird separat auch "Maye Ni Maye" aus Hum Aapke Hain Koun angestimmt. Die besten Songs sind also geklaut.
Eigene Ideen hat Khan eben leider kaum. Und wenn, dann taugen sie wenig. "Mehndi" ist effektiv im Aufbau "Demütigung -> Rache", doch abgesehen von diesem Schema, das vielleicht das grobe Gerüst für einen einstündigen Film ergäbe, funktioniert in dem 164-Minuten-Streifen sehr wenig. Selbst hartgesottene Rani-Fans düften dabei eher frustriert sein.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Hamid Ali Khan

Drama

Gewalt * *

Spannung *

Trade classification: Flop

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M e l a

Reviewed 2003

Indien 2000 Der Terrorist Gujjar (Tinnu Verma) tötet den Bruder von Roopa (Twinkle Khanna) und nimmt sie zu seiner Hure. Doch Roopa flieht mit einem Sprung über einen Wasserfall. Sie überlebt und schwört Rache. Dabei sollen ihr zwei Freunde helfen: der Entertainer Kishan (Aamir Khan) und der Fernfahrer Shankar (Faisal Khan). Kurzerhand erobert Roopa das Herz von Kishan. Doch als er sie heiraten will, erzählt sie ihnen die Wahrheit. Kishan verlässt sie, während nun Shankar ihr helfen will und mit ihr zurück in ihr Dorf fährt.
Johnny Lever trinkt Pisse. Ja, auf dieses Niveau lässt sich "Mela" herunter. Dennoch würde ich dem drei-Stunden-Flop nicht gleich die Note 0/10 geben, wie "Planet Bollywood" es macht - aber "Mela" ist nahe dran. Regisseur Dharmesh Darshan zeichnet zusammen mit Aamir Khan für einen der grössten Hindi-Hits überhaupt verantwortlich (Raja Hindustani, 1996), doch seither kommt er nicht mehr in Schwung - neben "Mela" ist auch Haan ... maine phi pyaar kiya ein bitterer Beweis dafür. In "Mela" sind Songs plump, die Story ist ein "Sieben Samurai" für ganz Arme und weniger gelungen als etwa in China Gate oder Keemat, die Akteure (sogar Aamir) sind anstrengend und, na ja, Johnny Lever spielt mit. Pisse-trinkend. Mit Elvis-Kotletten.
Doch dann ist da noch "Chori Chori Gori Se": Das Lied kennen die meisten wohl aus The Guru. Es stammt aus "Mela" und ist das letzte Lied, das angestimmt wird. Da kamen mir die Freudentränen: also endlich was Schönes in dem Film, denn mir gefällt der Song wunderbar. Doch dann wurde das Lied aprupt abgebrochen! Man kann es in ganzer Länge nur auf dem Soundtrack hören. Einfach abgebrochen nach 30 Sekunden. Na ja, immerhin nahm etwas anderes Schönes seinen Platz ein: Aishwarya "Miss World" Rai hat einen wortlosen 5-Sekunden-Gastauftritt. Immerhin das attraktivst-mögliche Ende für einen ansonsten schlechten Film.

Ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Dharmesh Darshan

Actionkomödie

Gewalt *

Humor *

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M e r a   N a a m   J o k e r

Indien 1970 Raju (Rishi Kapoor) stammt aus einer armen Familie. Sein Vater war ein Clown und starb im Zirkus. Raju könnte Arzt werden, weil er so intelligent ist, doch insgeheim träumt auch er von einer Karriere als Joker. Nur die junge Lehrerin Mary (Simi Garewal) unterstützt ihn dabei wirklich. Rajus Mutter (Achala Sachdev) dagegen will um jeden Preis verhindern, dass ihr Sohn wie ihr Mann endet. Als Mary David (Manoj Kumar) heiratet und Raju die Schule wegen Geldmangels verlassen muss, scheint der Traum eh ausgeträumt. Die Jahre vergehen. Durch einen Trick bekommt der erwachsene Raju (Raj Kapoor) einen Job als Clown im Zirkus Gemini. Als russische Gast-Artisten im Zirkus eintreffen, verliebt er sich in die schöne Marina (Kseniya Ryabinkina). Mutter glaubt, vor ihrem Tod nun doch noch mit einer Schwiegertochter gesegnet zu werden. Doch daraus wird nichts. Am Ende dieses zweiten Kapitels ist die Mutter tot und Raju muss noch während er trauert wieder in die Manege und die Leute zum Lachen bringen (eine sehr bewegende Szene). Im dritten Teil trifft Raju auf die burschikose Mina (Padmini). 
Raj Kapoors Magnum Opus ist einer der längsten aber auch bewegensten indischen Filme der 70er. Der Megastar übernahm die Rolle des Regisseurs, des Produzenten, des Editors und des Hauptdarstellers - doch der Film ist bei weitem kein plumpes Ego-Projekt, doch trotz unvermeidlicher Überlänge ein wirklich zu Herzen gehendes Melodrama mit ein paar sehr guten Szenen. Zudem zeigt sich Kapoor recht mutig, wenn er mitten im Kalten Krieg eine Russin als Heldin einführt und sogar die Anfangsszene eine kommunistische Parade in Moskau zeigen lässt. Viele der Dialoge im Mittelteil sind denn auch russisch. War das ein Grund, warum der Film an den Kinokassen floppte?
Verdient hat er es jedenfalls nicht. Alle drei Segmente (der Film hat zwei Intermissions / Pausen) sind rund eine Stunde lang und zeigen den Joker mit einer neuen Frau. Das erste Kapitel ist das mit dem meisten Leben, das zweite ist das mit der meisten Melancholie. Das dritte fand ich persönlich das langweiligste - bis dann am Schluss die Fäden zusammenlaufen und Kapoor in bittersüsser Manier in die Zirkusarena zurückkehrt. Ich habe einen etwas anderen Schluss erwartet, doch wirklich enttäuscht kann man am Ende nicht sein. Zu gut waren die Songs, zu überzeugend die Darsteller, zu mitreissend die Inszenierung - und zu schön die Leading Ladies. Simi Garewal und Kseniya Ryabinkina traten beide in relativ wenig Filmen auf, doch hier sind sie wirklich blendend. Und zeigen für einen Bollywood-Film erstaunlich viel Haut. Unter den anderen Schauspielern gibt es eher wenig Highlights. Eines ist jedoch Raj Kapoors Sohn Rishi Kapoor (Coolie), der hier sein Debüt gab.
Fans des indischen Kinos bekommen in "Mera Naam Joker" also alles geboten, was das Herz begehrt. Der neben Amitabh Bachchan grösste Bollywood-Star aller Zeiten glänzt sowohl vor als auch hinter der Kamera und lässt einen Clowns mit anderen Augen sehen. The show must go on ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Fullscreen.
Alternativer Titel: Mein Name ist Joker (Übersetzung)
Regie: Raj Kapoor

Melodrama

Humor * *

Dramatik * * *

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M e r e   Y a a r   K i   S h a a d i   H a i

Reviewed 4.1.04

Indien 2002 Sanjay (Uday Chopra) lebt mit seiner Kollegin Ria (Bipasha Basu) in Bombay. Da bekommt er einen Anruf von Anjali (Sanjana), die ihm offenbart, sie werde heiraten. Sanjay erzählt Ria, dass Anjali seine beste Freundin ist und sie quasi zusammen aufgewachsen sind. Ria erkennt sofort, dass er sie liebt und schickt ihn nach Dehradoon, um die Heirat zu sabotieren. Sanjay macht sich umgehend daran, Anjalis Verlobten, den Saubermann Rohit (Jimmy Shergill), schlecht zu machen. Als das nur bedingt funktioniert, taucht Ria auf, um Anjali etwas eifersüchtig zu machen.
Als Regisseur von "Mere Yaar Ki Shaadi Hai" waltet zwar Sanjay Gadhvi, doch der Film ist ganz und gar ein Yashraj-Produkt. Produziert von Yash Chopra. Weitere Produzenten: Regisseur Aditya Chopra (DDLJ), Schauspieler Uday Chopra, Sängerin Pamela Chopra und Payal Chopra. Und Udays Film-Kostüme hat K3G-Regisseur Karan Johar persönlich ausgesucht. Nicht umsonst sind auch die typischen Yashraj-Elemente vorhanden: Liebenswerte Schauspieler, gutes Budget, Songs zum Mitsingen, Romantik und Humor. Klick hat es dennoch nicht gemacht, denn "MYKSH" kam 2002 nicht einmal in die Top 20 - definitiv ein Flop für einen Yashraj-Film.
Wie der Titel besagt, ist "MYKSH" nichts anderes als ein Remake von "My Best Friend's Wedding" - einfach mit umgehehrten Vorzeichen. Uday ist Julia Roberts, Jimmy ist Cameron Diaz, Sanjana ist Dermot Mulroney. Und Bipasha Basu ist Rupert Everett - nicht ganz so schwul, aber ein ebensolcher Szenen-Dieb. Sie ist ein Highlight des Films und wenn sie später auftaucht, sorgt sie für einige der amüsantesten Szenen im Film. Sie ist nicht so "kurvig" wie in ihren späteren Filmen sondern rundum schön. Sie während einer Disco-Nummer im engen Roten betrachten zu können, bietet für die männlichen Zuschauer wohl einen nicht zu unterschätzenden Reiz.
Uday kann dabei nicht mithalten. Er ist der Sohn des Produzenten, deshalb bekam er die Rolle - wirklich spielen kann er nicht, aber er ist okay für diesen Part. Jimmy Shergill ist fast noch blasser, aber ganz charmant. Und Newcomerin Sanjana hat einen umwerfenden Body und ein nettes Gesicht, wirkt aber konturlos. Schön ist indes, dass sich Gadhvi ganz auf diese vier konzentriert. Nebendarsteller wie Alok Nath (als Anjalis Vater) oder Shilpas Schwester Shamita Shetty (als Tänzerin in der Jungesellen-Party-Nummer) rücken wohlwissend in den Hintergrund. Damit hat die Story einen soliden Fokus, der Film nur wenig Überlänge (159 Minuten) und alberne Comic-Relief-Szenen fehlen. Die vier Stars bringen selbst genug Humor in die Haupt-Story.
Fehlerlos ist der Film indes nicht. Die Handlung ist nicht zuletzt wegen dem Kopieren absolut voraussehbar - auch wenn kleine Änderungen (Rohit kommt früh hinter Sanjays Plan) eingeführt werden. Und die Gute-Laune-Songs, so rhythmisch sie auch sind, haben nicht das Niveau der besten Yashraj-Kompositionen. Auch die Nummern in der Schweiz wirken überflüssig. Kein übler Film, aber auch kein innovativer und sicherlich keiner, den man unbedingt gesehen haben muss. Da gibts im Yashraj-Sortiment ein paar, die Vorrang haben: DDLJ, K3G, KKHH um nur die drei Wichtigsten zu nennen ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Mere Yar Ki Shadi Hai; Die Hochzeit meines besten Freundes (Übersetzung)
Regie: Sanjay Gadhvi

Liebeskomödie

Humor * * *

Spannung *

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M e r i   B i w i   K a   J a w a b   N a h i n

Reviewed 24.7.04

Indien 2004 Inspektor Ajay (Akshay Kumar) zieht vom Land nach Mumbai. Seine Frau Durga (Sridevi) holt er erst später nach. Das lebensfrohe Landmädchen ist in der Stadt etwas deplaziert, findet jedoch bald Freunde und informiert sich über die kleinen Geheimnisse in der Nachbarschaft. Eine Freundschaft bringt sie in Schwierigkeiten: Radha, die Schwester des Chauffeurs Ballu (Gulshan Grover), hat sich in den Sohn von Don Bhairav (Anupam Kher) verliebt. Der Gangster hat seinen Sohn jedoch schon dem korrupten DCP Chaurasia (Kiran Kumar) versprochen, Ajays Chef. Als Bhairavs Gangster Radha ausschalten wollen, greift Durga ein. Dafür brandmarkt sie Charurasia vor Gericht als Prostituierte!
"Meri Biwi Ka Jawab Nahin" wurde 1994 von Regisseur Pankaj Parashar lanciert, als Akshay Kumar seine ersten Hits feiern konnte und Sridevi nach ihrer Hochzeit mit Boney Kapoor dem Business langsam Lebwohl sagte. Ein ungünstiger Zeitpunkt also. Sridevis Schwangerschaft, Akshays Terminprobleme und später auch Finanzierungslücken liessen den Film verstauben. Satte 10 Jahre lang! Da übernahm Produzent S.M. Iqbal mit finanzieller Unterstützung aus Chennai die Rechte, strich Parashar aus den Credits und wollte die wenigen verbliebenen Szenen drehen. Doch Akshay Kumar weigerte sich. Einige der Stars kamen kurz zurück, andere mussten gedoublet werden. Und das Dubbing übernahmen meist fremde Personen - so hören sich Sridevi, Akshay und Johnny Lever nicht wirklich an, wie man es gewohnt ist.
Der Film ist nicht ganz so eine Katastrophe wie andere viele Jahre später zusammengestückelte Filme à la Yeh Lamhe Judaai Ke oder Khanjar - doch er ist ebenso anachronistisch wie läppisch. Die wenigen neuen Szenen sind schrecklich, da die Darsteller, die nochmals verpflichtet wurden, 10 Jahre älter aussehen und die, die nicht erschienen sind, schlecht gedoublet sind. Deshalb sind die letzten 15 Minuten ein Chaos. Am Anfang ist der Film noch etwas besser. Er beginnt als Komödie, bei der sich Sridevi des öfteren zum Narren macht. Nicht der letzte Schrei, aber gefällig. Dann wandelt er sich zum Actiondrama. Das Drama im Gerichtssaal ist so peinlich wie eh und je in Hindi-Filmen. Die Justiz steht blöd und unfähig da, das Prozedere ist eine Farce. Alles schon mal dagewesen. Amüsanter wird es, wenn Sridevi zulangt. Ja, sie hat eine Actionrolle und sie kickt und prügelt mehrfach auf böse Jungs ein. Das nenne ich Besetzung gegen den Strich.
Gegen Schluss verläuft alles im 08/15-Rahmen und man freut sich, dass die 139 Minuten schnell vorbei sind. Ein Film, den man nicht gesehen haben muss. Ein schlecht zusammen montierter Streifen mit holpriger Story, grässlich dick aufgetragener Moral, antiquierter Inszenierung und muffigem Stil. Ach ja, die Songs. Die sind nicht übel."Jamra Sajan Sang" ist bemüht lustig, "Sab Pyar Mohabbat" ist eine Fun-Nummer, das Titellied "Meri Biwi Ka Jawab Nahin" ist okay, "Hum Sang Kitna" hübsch. Der beste ist jedoch "Sari Sari" mit zierlichem Tanz draussem auf dem Felde. Auch das jedoch schon so oft gesehen. Diesen Film, den kann man sich sparen.

Hier auf DVD erhältlich
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Meri Biwi Ka Jawabnahin: Meine Frau ist die Beste; Keine ist wie meine Frau (Übersetzung)
Regie: S.M. Iqbal, Pankaj Parashar

Action-
Tragikomödie

Action * *

Humor * *

Trade classification: Flop

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M e r i   J u n g

Reviewed 29.11.05

Indien 1985 Der Pianist Deepak Verma (Girish Karnad) wird beschuldigt, den Millionär Ramkrishna Oberoi umgebracht zu haben. Vor Gericht schafft es der schmierige Anwalt G.D. Thakral (Amrish Puri) spielend, den Unschuldigen als Täter zu brandmarken. Dafür droht die Todesstrafe. Selbst das Flehen von Deepaks Frau Aarti (Nutan), eine lebenslange Haft zu akzeptieren, weist Thakral zurück - denn der wahre Täter, Oberois Bruder Rooplal (Rajan Hangal), hat ihn dafür bezahlt. So stirbt Deepak am Galgen und Aarti verfällt dem Wahnsinn. Ihre zwei Kinder wachsen als Waisen auf der Strasse auf. Viele Jahre später ist Sohn Arun Verma (Anil Kapoor) zum angesehenen Jung-Anwalt herangewachsen, der seine Schwester Komal (Khushboo) aufopfernd behütet. Er übernimmt den Fall der Ärztin Asha Mathur (Beena), die angeklagt ist, einen Patienten vergiftet zu haben. Bei ihm handelte es sich um einen Kronzeugen, den ein Freund von Thakral aus dem Weg haben wollte. Arun gewinnt den Fall und dadurch einen Platz im Herzen von Asha, ihrem Mann Dinesh (Parikshant Shani) und ihrer Schwester Geeta (Meenakshi Sheshadri). Bevor die Liebe zwischen Geeta und Arun aufblühen kann, zieht Arun aber den Zorn von Thakral auf sich und entfremdet sich von seiner Schwester, die sich ausgerechnet in Thakrals Sohn Vikram (Javed Jaffrey) verliebt hat.
"Meri Jung" ist ein Reisser der kernigen Art. Ein publikumsfreundliches Masala-Epos, das mit den Mitteln des Siebziger-Kinos fesselt. Um das Ganze für die Achtzigerjahre aufzupeppen fügte Regie-"Showman" Subhash Ghai ein wenig Disco-Atmosphäre dazu und verzichtet fast ganz auf das "lost and found"-Beigemüse der Vorgänger. Sein Werk sieht sich eher als klassischer, geradliniger Rachefilm - und genau als solcher funktioniert er hervorragend.
Kleine Abzüge gibts dennoch zu machen. So sind die Lieder bis auf das eigentliche Leitmotiv, das immer wieder angestimmt wird, eher flau. Und das Finale, so wichtig für ein Werk dieser Art, ist nicht ausgereift genug. So ist bereits die Gerichtsverhandlung, die dem Schluss vorangeht, nicht wirklich packend und stattdessen gespickt mit Bollywood-typischem Juristerei-Unsinn. Danach verkommt "Meri Jung" geradezu zum surrealen Actioner, der schneller fertig ist als man "Vergeltung!" sagen kann. Genau das hätte mehr ausgereizt werden sollen, schliesslich wartet man als Zuschauer fast drei Stunden darauf, dass Amrish Puri seine gerechte Strafe bekommt.
Puri wurde für seinen Part mit dem ersten von drei Filmfare-Awards als bester Nebendarsteller gewürdigt. Dies wurde wohl nur möglich, weil er ein Jahr zuvor mit "Indiana Jones and the Temple of Doom" zu internationalem Ruhm kam. Doch auch für sich betrachtet ist es eine tolle Arbeit. Man muss den Kerl einfach hassen - und obwohl er in den nächsten 20 Jahren solche Rollen immer wieder spielte, so ist es dennoch ein Genuss, ihn in einer diabolischen Frühphase zu erleben. Während es für ihn der erste Filmfare-Preis war, konnte Nutan mit "Meri Jung" ihren letzten entgegen nehmen. Sechsmal kam sie zu Ehren, diesmal für die beste weibliche Nebenrolle.
Das durchaus verdient, auch wenn man von der Edel-Mimin Besseres kennt. Sie kommt einfach zu wenig zum Zug, um wirklich eine preiswürdige Darbietung abzuliefern. Bei den Preisrichtern leer ging Anil Kapoor aus. Aber auch er packt mit seiner Leistung und glänzt in der Hauptrolle. Enttäuschender Meenakshi Sheeshadri, was einzig daran liegt, dass ihre Rolle ganz schlecht ausgearbeitet ist und sie für die Handlung immer wie unwichtiger wird. Nicht weniger stereotyp, aber dafür effektiv: Javed Jaffrey als Amrishs rüpelhafter Sohn, der natürlich verwestlicht daherkommt.
"Meri Jung" ist dank diesem erlesenen Ensemble sowie der Rache-Dynamik, welche die Handlung stets vorantreibt, ein überdurchschnittlicher Entertainer. Das Finale hat Schwächen und Subhash Ghai zeigte schon damals oft sein Unvermögen, Szenen richtig zu cutten - aber all dies ist letztendlich angesichts des Unterhaltungsfaktors relativ. "Meri Jung" reicht nicht ganz an die Masala-Epen des vorherigen Jahrzehnts heran, beweist aber, dass das Genre in den Achtzigern durchaus noch was auf dem Kasten hatte.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Subhash Ghai

Thriller

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Hit

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M i s s i o n   K a s h m i r

Reviewed 2002

Indien 2000 Der Kaschmirer Unabhängigkeitsterrorist Malik (Puru Rajkumat) hat verkündet, alle Ärzte, welche Inder behandeln, müssen sterben. Als der Sohn des Polizeichefs Inayat Khan (Sanjay Dutt) verunfallt, will natürlich kein Doktor helfen. Der Bub stirbt. Khan übt Rache und knallt Malik ab - und mit ihm eine ganze Familie. Der einzige Überlebende ist der Bub Altaaf. Khan und seine Frau Neelima (Sonali Kulkarni) wollen ihn als Adptivsohn grossziehen. Alles geht gut - bis Altaaf entdeckt, dass Khan seine echte Familie getötet hat. Der Junge reisst aus und wächst zu einem Terroristen (Hrithik Roshan) heran, der sowohl Indien als auch Khan den Krieg angesagt hat!
Das reisserisch verpackte Reizthema setzt Vidhu Vinod Chopra spannend um. Bei ein paar Gelegenheiten greift er vermeintlich zu Anti-pakistanischer Propaganda, doch diese wird stets aufgewiegt durch Gräuel auf der "anderen Seite". Die eigentliche Botschaft ist darum: Alle Religionen sollen in Frieden zusammenleben - etwas, was man schliesslich nur bedingungslos unterstützen kann. Das Ende unterstreicht diesen Gedanken und wirkt deshalb vielleicht etwas kitschig - vor allem wenn man weiss, wozu Fanatiker aller Religionen tatsächlich fähig sind.
Die Songs (allen voran der up-tempo-Track "Bumbro") reissen mit, die Kameraführung ist imposant, die Action ergiebig und die Regie des talentierten Vidhu Vinod Chopra ungestüm. Die Schauspieler agieren ebenfalls überzeugend: Preity Zinta ist zwar etwas unterbeschäftigt, aber gut, Khan-Darsteller Sanjay Dutt überzeugt und Altaaf-Mime Hrithik Roshan ist ebenfalls eidnrücklich. Auf sein Konto geht der grösste unfreiwillige Lacher: In einer Szene benutzt er einen Bohrer nur darum, damit man seinen imposanten Bizeps sehen kann. Hrithik wurde unter anderem dank seinen Muckis zum Star, deshalb macht es ja Sinn, seine Physis, das attraktive Profil und die feurige Augen stets ins rechte Licht zu rücken ...

Hier auf DVD erhältlich (D)
Ich habe die US-Version (Code 1) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Vidhu Vinod Chopra

Actiondrama

Gewalt * *

Action * *

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M i s s i o n   M u m b a i

Reviewed 30.5.04

Indien 2004 Baba Pathan (Nawab Khan) hat muslimische Extremisten, Gangster und korrupte Wirtschaftsbosse um sich versammelt. Gemeinsam wollen sie am 31. Dezember die "Mission Mumbai" starten: mehrere Bomben sollen ausgehend vom Gateway of India die Metropole Bombay in Schutt und Asche legen. Ein Zeuge, der die Männer beobachtet hat, wird vor einer Polizeistation erschossen. Inspektor Inderjeet weiss dennoch sofort, um was es geht (weiss der Teufel wie er das geschafft hat). Und deshalb wird er von Babas Männern erschossen. Sein jüngerer Bruder Arjun (Sonu Sood) schwört dem Sterbenden, er werde Mission Mumbai stoppen. Seine Freundin Priya (Jyoti) bangt - und dies zu Rech, denn Babas Killer Sallu tötet den Rest von Inderjeets Familie. Arjun überlebt knapp und wird vom Ex-Soldaten Hassan Khan (Ashutosh Rana) gerettet. Zu zweit erklären sie Baba und seinen Schergen den Krieg ...
Was für ein grottenschlechter Film. Er stellt mich vor zwei grosse Rätsel: 1) welche Produktionsfirma genehmigt solchen Schwachsinn? 2) bei welchem misslungenen Aspekt von "Mission Mumbai" fange ich überhaupt an? Mal bei denen, die schnell abgehakt sind. Es gibt schlechte Jump-Cuts, falsche Bärte, Anti-Pakistan-Parolen und viel zuviel Zeitlupe mit "Oooooaaaaah-Geschrei". Noch übler sind dia Dialoge. Von hyper-patriotischem Gewäsch bis zu blanker Idiotie ist alles vorhanden. Meistens drehen sich die Akteure weg von ihrem Gesprächspartner, schauen wirkungsvoll ins Leere und sagen ihre Dialoge mit maximaler Schwere auf. Der Effekt ist lächerlich. Ein Beispiel: eine Familie fährt im Auto, da hält vor ihnen ein Wagen, aus dem sechs bewaffnete Männer aussteigen und mit mürrischen Blicken auf das Auto zugehen. Was sagt die Frau? "Ich spüre Gefahr". Die Dame sollte Hellseherin werden!
Oder dann gibts die Szene, in der Priya den angeblichen Tod von Arjun betrauert. Mutter steht ihr bei und meint "Weine nicht! In der Zeitung steht, dass er tot ist. Es ist ganz klar, dass er tot ist!". Ein Aufheiterungs-Versuch, wie er in jede gute Mutter-Tochter-Beziehung gehört. Oh, oder Inspektor Inderjeet, der mit den Worten "Jai Hind" auf den Lippen von Dannen geht. Es ist einfach grotesk, was einen in diesen 117 Minuten zugemutet wird. 117 Minuten? Das ist ja saukurz. Ist es, ja, aber "Mission Mumbai" bleibt dennoch langweilig. Mitschuld haben die Songs, die unnötig und fehlplatziert sind. "Kaala Jadoo" ist lahm in allen Belangen. Zudem "tanzt"
Sonu Sood steif wie ein Brett. Nur Newcomerin Jyoti ist einigermassen süss. Gleiches gilt für "Meri Jaan Mein Chori Chori", einer Nummer, die etwas besser ist, in den aber Sood erneut das Charisma eines Küchenstuhls hat und Jyoti immerhin optisch was hergibt. Es folgt "Dilwalon Ka Dil", ein schlechter Song mit einer ziemlich molligen Tänzerin. "Dard-E-Judaai" ist schwach und "Is Duniya Mein" ("Hum Hain Indian") ist ein okay-Song mit patriotischen Lyrics und müder Inszenierung.
Mit solchen Songs macht man einen Film kaputt, aber da "Mission Mumbai" bereits übel ist, fallen die Nummern nicht mehr allzu negativ auf. Bleibt bloss die Frage, wofür es überhaupt die Liebe zwischen Sood und Jyoti braucht. Klar, für ein paar romantische Songs, aber die Beziehung wird nie aufgearbeitet und zum Schluss verschwindet Jyoti einfach aus dem Film. Auch andere Themen werden aufgegriffen und nach Belieben wieder fallen gelassen: korrupte Cops, geldgierige Ärzte, unfähige Politiker, reaktionäre Muslimführer - das alte Blabla, einfach kurz zitiert. Macht den Film komplett überladen. Ja und dann kommt dann bald das "grosse Finale". Es sorgte für Presse, weil nur Wochen vorher tatsächlich ein Bombenanschlag beim Gateway of India passierte. Doch damit hat es sich mit dem Beachtlichen. Die Inszenierung ist Routine und man fragt sich, wie mit diesen kleinen Bömbchen "ganz Mumbai vernichtet" werden soll, die die Fieslinge es sagen. Als die Bombe im Wasser explodiert, hatten die Macher kein Geld und zeigten ... eine Welle, die sich am Strand überschlägt in Nahaufnahme. Ich lag am Boden vor Lachen.
"Mission Mumbai" ist ein mieser Film in allen Belangen. Für Jyodi könnte er ein Sprungbrett sein, für alle anderen sehe ich schwarz. Regisseur Rajiv S. S. Ruia sollte nie mehr einen Film machen. Leider hat er den nächsten bereits angekündigt: "Jalan - The Fire Inside". Er meint dazu: “I would call it a psycho-sexual thriller, on the lines of Hawa and Jism. But it's not that it will only focus on sex, the content will be of paramount importance". Ich zittere jetzt schon ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Rajiv S. S. Ruia

Thriller

Action *

Spannung *

Trade classification: Flop

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M o h a b b a t

Reviewed 25.10.03

Indien 1997 Der reiche Industriellensohn Gaurav Kapoor (Sanjay Kapoor) verliebt sich Hals über Kopf in die schöne Shewta Sharma (Madhuri Dixit), die Freundin seiner Schwester Roshni (Dimple Gosh). Er finanziert heimlich ihren Traum, Sängerin zu werden. Tatsächlich schafft sie den Durchbruch und wird zum Star. Doch nun getraut sich Gaurav nicht, sie anzusprechen. In der Zwischenzeit hat Shewta jedoch ein Auge auf den jüngeren Rohit Malhotra (Akshaye Khanna) geworfen. Der ist ausgerechnet Gauravs neuer Freund, den er vor ein paar Wochen bei einer Schlägerei kennengelernt hat. Gaurav will Shewta abschreiben, doch da attackiert eine Strassengang Rohit und tötet ihn!
In "Mohabbat" gibt Akshaye Khanna sein Bollywood-Debüt und es ist leicht zu sehen, wieso der auf Anhieb ankam. Er hat Energie und Spielfreude, gleichsam aber ein Gespür für tragischere Momente. Das Gegenteil ist jedoch bei seinem Filmpartner Sanjay Kapoor der Fall: Er hat die Wirkung einer Schlaftablette und ist für einen Teil von "Mohabbats" Fall in die Mittelmässigkeit verantwortlich. Einen weiteren Teil trägt das Drehbuch dazu bei, das arg voraussehbar ist. Die typische Hindi-Dreiecksgeschichte - zwei Jungs lieben die selbe Frau. Wer kriegt sie? Wer verzichtet? Müssen wir wirklich 155 Minuten in diese Frage investieren?
Doch zum Glück ist besagte Frau Madhuri Dixit. Die Schöne wird im Laufe des Films attraktiver (mit flachen Haaren sieht sie einfach sexier aus als im 80's-Wuschel-Look) und obwohl sie für die Rolle rund 10 Jahre zu alt ist, ist sie einer der Reize, sich "Mohabbat" anzusehen. Neben Akshaye - und den Songs. "Mujhe Rant Ko Nind Na Aaye" hat sehr gute Beats am Anfang des Refrains. Den Song kennt man aus einer der Werbe-Collagen, die immer am Anfang der Eros-DVDs laufen. Sehr nett. Ebenfalls gut sind "Chori Chori Chup Chup Milne Na Aane" und "Mein Hoo Akela Tu Hai Akeli" - beide sehr rassig im Tempo. Doch all dies hebt "Mohabbat" nicht aus seinem Formtief. Zu bekannt die Story, zu lang der Film, zu einschläfernd Sanjay Kapoor.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Reema Rakeshnath

Liebesfilm

Humor * *

Romantik * *

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M o h a b b a t e i n

Alte Kritik von 2002
Revidiert 15.9.05

Indien 2000 Rektor Narayan Shankar (Amitabh Bachchan) hält an der Eliteschule Gurukul knallharte Regeln aufrecht. Vor Jahren hat ein Schüler die Regeln gebrochen und sich verliebt. Shankar hat den jungen Mann dafür von der Schule geworfen, das Mädchen beging Selbstmord. Sie war niemand anderes als Shankars einziges Kind Megha (Aishwarya Rai). Doch selbst dieser Vorfall hat das Herz des prinzipientreuen Mannes nie erweicht. So leiden nun auch drei neue Schüler unter den Regeln, da sie sich verliebt haben: Der stürmische und steinreiche Vicky Oberoi (Uday Chopra) in die arrogante Schülerin Ishika (Shamita Shetty), Sameer Sharma (Jugal Hansraj) in seine Kindheitsfreundin Sanjana (Kim Sharma) und Karan Choudhary (Jimmy Shergill) in die verwittwete Kiran (Preeti Jhangiani). Die Jungs setzen darum alle Hoffnung auf den neuen Lehrer, Raj Aryan (Shahrukh Khan), der sich gegen Shankars Anweisungen stellt und mit ihm noch eine alte Rechnung offen hat - er ist der Schüler von damals, der von der Schule geworfen wurde!
"Mohabbatein" ist die zweite Regiearbeit von Aditya Chopra nach Dilwale Dulhania Le Jayenge und erreicht weder dessen Qualität noch seine dramaturgische Dichte. Das Epos ist ausufernde 215 Minuten lang und leidet unter einem uneinheitlichen Ton ebenso wie unter ein paar schwachen Nebenrollen. Zudem ist das Liebesdrama noch manipulativer und durchkalkulierter, als man es von in Bollywood schon gewohnt ist. Doch der mit drei Filmfare-Awards ausgezeichnete Film repräsentiert beinahe besser als jeder andere das Bollywood-Kino um die Jahrtausendwende - bezüglich Inhalt, Aufwand, Besetzung und Musik. Es ist ein nicht immer gut zugänglicher Film mit inszenatorischen Problemen, doch einer, der immer wieder Momente absoluter Schönheit produziert.
Als erstes muss ich einfach die Musik loben. Sie stammt wie die meisten genialen Blockbuster der späten 90er von Jatin-Lalit (KKHH, DDLJ) und weist ein paar echte Perlen auf. Den Anfang macht mit "Chalte Chalte" ein durchschnittlicher, zu langer Track, der vor allem dazu dient, die drei jungen Liebespärchen zu zeigen. Es folgt die wunderbare Holi-Nummer "Soni Soni". In "Aankhein Khuli" tritt das Mädchencollege (das anscheinend nur von Supermodels besucht wird) zum Tanz an - aber das Lied taugt nichts. Zum Schluss legt immerhin 60's-Item-Girl und Supervamp
Helen eine kesse Sohle aufs Pakett. Der Instrumental-Track "Rhythms of Mohabbatein" gibt v.a. den Damen die Chance, attraktiv abzutanzen. Gleich darauf folgt ein Herzstück des Films mit dem bezaubernden Schweizer-Alpen-Lied "Humko Humise", dem Leitthema des Films. Als Abschluss gibts den hübschen "Pairon Mein Bandhan" mit guten Tänzen, der in "Zinda Rehti Hain Mohabbatein" übergeht.
Weniger geglückt ist indes die Hintergrundmusik. Wenn sie Auszüge der Lieder aufnimmt, funktioniert sie - doch die ununterbrochenen Aaah-Aaaah-Aaaaaah-Chöre, die man aus allerlei Hindi-Filmen kennt, kombiniert mit Geigenklängen schlagen mit der Zeit aufs Trommelfell. Dort schmerzt bisweilen auch der laute Humor, für den primär
Anupam Kher verantwortlich zeichnet. Der Papa aus Bend It Like Beckham ist mit diesem Johnny Lever-Part leicht unterfordert. Zwar macht er ein paar witzige Anspielungen an Kuch Kuch Hota Hai, aber meistens muss der arme Kher den Hampelmann spielen. Dafür ist er einfach zu gut. Und damit bin ich unweigerlich bei den Akteuren angelangt.
Die Besetzung ist schliesslich eine der Stärken des Films. Es ist unter anderem die erste Zusammenarbeit der Megastars Shahrukh Khan und Amitabh Bachchan. Sie haben eine ähnliche Dynamik wie in
Kabhi Kushi Kabhie Gham und führen den Kampf "Liebe gegen Tradition". Shahrukh, der nach fast dreissig Filmminuten auftaucht, verkörpert den "Dead Poets Society"-Geist als gutmütiger Lehrer überzeugend. Amitabh spielt seine autoritäre Karte ebenfalls voll aus. Dritte im Starbund ist Aishwarya Rai, die nach einer Stunde erstmals auftaucht. Es ist ihr zweiter Auftritt mit Shahrukh nach Josh und es fehlt die Chemie, die sie später in Devdas aufbauen konnten. Ash ist wie immer schön anzusehen, doch die Rolle beschränkt sich auf ein paar Herausforderungen nach der "Intermission". Dementsprechend kann sich bis auf die Tanzeinlagen in den Songs schlecht entfalten.
Zuviel Raum wird nämlich ganz anderen Figuren eingeräumt: Den Schülern. Uday Chopra, seines Zeichens der Bruder des Regisseurs, ist einfach nicht talentiert genug und zeigt bloss dauernd seine Muckis. Jimmy Shergill ist der beste des Trios,
Masoom-Kindstar Jugal Hansraj ist nicht übel. Die Damen, "Oil of Olaz"-Model Kim Sharma, Supermodel Preeti Jhangiani und Shilpa Shettys Schwester Shamita in ihrem Debüt, sind primär hübsch, werden aber schauspielerisch kaum gefordert. Gleiches gilt für die Kurzauftritte von Altstar Helen als Rektorin der Mädchenschule und Amrish Puri als Kirans Schwiegervater. Obschon man manchen dieser Stars bessere Rollen und anderen markanteres Talent wünschen würde, so ist doch eines überzeugend: ihre schiere Präsenz. Bollywood-Fans sind meistens auch Star-Fans - und so viele auf einen Schlag zu erblicken, macht per se Freude.
Das täuscht nicht über die bereits angedeuteten Längen hinweg. Die erste Hälfte ist dank ausführlichen Einführungen noch einigermassen stringent und kurzweilig, doch nach der Pause zerfällt der Plot oft in seine Einzelteile, anstatt sich auf das zentrale Duell zwischen Amitabh und Shahrukh zu konzentrieren, das soviel spannender ist als der Rest. Amitabhs Herz erweicht zum Schluss zudem etwas gar schnell, aber das verzeiht man, denn die letzten Minuten sind immerhin emotional befriedigend. Dass er bewegt, kann man "Mohabbatein" sicherlich nicht absprechen. Dazu sind die Macher hinter der Kamera schon mal zu versiert: Aditya Chopra, sein Vater Yash Chopra als Produzent, Jatin-Lalit, Karan Johar als SRKs Kostümdesigner, Kameramann Manmohan Singh (DDLJ).
Das Fazit fällt auch beim zweiten Mal anschauen durchzogen aus. "Mohabbatein" ist ein wuchtiges Epos mit Talent zum Verschenken und verpassten Chancen am Laufmeter. Musik und Stars sind die Hauptgründe für eine Empfehlung, die nebensächlichen Jungstars, eine nach der Pause holprige Inszenierung jene dagegen. Doch es bleibt trotz allem ein schöner Film und vor allem einer, der zum Schluss zu Tränen rührt. Das ist etwas, was ich immer zu schätzen weiss.
Deutschsprachige TV-Premiere - 3. Oktober 2005 auf RTL 2

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Love Stories; Denn meine Liebe ist unsterblich
Regie: Aditya Chopra

Liebesdrama

Gefühl * *

Humor *

Trade Classification: Hit

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M o h r a

Reviewed 17.7.03

Indien 1994 Vishal (Sunil Shetty) sitzt lebenslang im Knast, weil er vier Studenten ermordet hat, die seine Frau Priya (Phoonam Jhawer) und deren Schwester Rita auf dem Gewissen haben. Die Tochter des Gefängnisdirektors (Kulbhushan Kharbanda), die Journalistin Roma (Raveena Tandon), trifft Vishal im Gefängnis. Weil er sie vor einer Vergewaltigung rettet, will sie seinen Fall neu aufrollen. Dank dem blinden Medienmogul Jindal (Naseeruddin Shah) bekommt sie ihn frei. Nun wird Jindals Interesse klar: Auch seine Frau wurde von Drogengangstern getötet, Vishal soll nun sein Racheengel sein und die beiden Drogenbarone Tyson (Gulshan Grover) und Jibran gegeneinander ausspielen - und ausschalten. Vishal macht gute Arbeit, kommt dabei aber immer Inspektor Amar Saxena (Akshay Kumar) zuvor, Romas Verlobtem ...
"Mohra" von Rajiv Rai (Gupt) ist der zweiterfolgreichste Film 1994 - halbwegs verdient, denn er unterhält über weite Strecken ganz okay. Was den Film für Bollywood-Fans interessant macht, ist die Besetzung: Kumar, Shetty und Tandon sind ein gutes Team, unter einander im Doppelpack erprobt in mehreren gemeinsamen Auftritten. Die Action ist besser als in den meisten Bollywood-Filmen und das Level an Gewalt ist überraschend hoch. Die Songs sind v. a. in der ersten Hälfte gelungen. Doch damit hat es sich eigentlich. Der Rest ist Kritik:
Die Musik stammt (mal wieder) aus Terminator 2, die Frisuren sind furchtbar, das Finale ist viel zu zerdehnt, die Anti-Drogen-Klischees sind plump (die Message lautet "love life hate drugs"), die Story ist voraussehbar und der Aufruf zur Selbstjustiz ist etwas befremdend. Und dann eben die Gewalt. Es ist extrem, was hier an Squibs verbraucht wurde und wie viele Messer hier in Körper gerammt werden. Manchmal kam ich mir vor wie in "Hot Shots": Da stehen die Bösewichter in Reih und Glied, damit die Helden sie reihum abknallen können. Nicht nur Blut gibts, es gibt auch eine Vergewaltigung, eine Fast-Vergewaltigung, einen Selbstmord, viel Gehaue, viele Sprünge, viele Knochenbrüche ... das Klima ist geprägt von Gewalt. Das macht den Film zwar einigermassen interessant für Fans von Sam Peckinpah und Konsorten, aber etwas weniger wäre mehr gewesen. Wie gesagt: Die Stunts sind besser als in den meisten Bollywood-Filmen, doch es hat viele, die sind schlicht albern - etwa wenn Sunil und Akshay aus 20 Metern Höhe unbeschadet in die Tiefe springen. Das hat nichts mit oben erwähnter Gewalt zu tun? Stimmt, aber ich war zu faul, um eine Überleitung zu suchen. Also kann ich getrost zum Ende kommen: "Mohra" war an den Kassen ein Hit, bringt (recht) gute Action und drei anschauliche Stars - aber nichts Neues und viel Schwaches. Kein Pflicht-Film ...
 
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternativer Titel: Bauer (im Schach) (Übersetzung)
Regie: Rajiv Rai

Actionthriller

Action * * *

Gewalt * *

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M o k s h a

Reviewed 2002

Indien 2001 Der attraktive Vikram ist der Sohn eines steinreichen Rennbahnbesitzers und Pferdezüchters. Doch Vikram will nicht dem schnöden Mammon verfallen und studiert Jura. Seine Anwalts-Arbeit will er den Armen widmen und ein "Gericht für Arme" aufbauen, was er auch in der Zeitung publiziert. Doch wie an das Geld kommen? Er und seine Freundin Ritika sind ratlos. Da reift in Vikram die Idee, eine Bank zu überfallen.
Das Schauspieldebüt von Supermodel Arjun Rampal (Aankhen) wurde mehrfach verschoben und erschien erst, nachdem schon andere Filme Arjuns im Umlauf waren. Für ein Debüt ist seine Leistung hier beachtlich. Er ist einer der schönsten Männer Indiens und sicherlich ein Hauptgrund, sich "Moksha" überhaupt anzusehen. Bei der Kritik kam der Film nicht so gut weg (ich gebe ihm die 3 Sterne auch nur knapp) - ein Streitpunkt ist die Künstlichkeit. Manchen werden die exzessiven Kamerfahrten, die Rückblenden, die Traumsequenzen gefallen. Ich liess mich nicht gerade fesseln. Man merkt, dass Regiedebütant Ashok Mehta (Kisna) ein begnadeter Kameramann ist und seine Spezialitäten gerne vorführt, doch er übertreibt eben schamlos.
Die Schwarzweiss-Aufnahmen in den Rückblenden sind zwar stark, aber sinnlos. Sie ziehen das bereits lange Werk in die Länge. Die Songs sind soso lala und gewisse Szenen im Gerichtssaal peinlich. Vikrams Verteidigung ist noch schwächer als Björks in "Dancer in the Dark". Man will ihm an die Gurgel springen und schreien "sag doch endlich das Offensichtliche, du Idiot!" Dennoch: Der Film spricht an. Wegen Arjun, wegen der humanen Botschaft, wegen dem Anti-Happy-End. Das reicht für haarscharfe drei Sterne.

Hier auf DVD erhältlich
Ich habe eine US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Ashok Mehta

Liebesdrama /
Thriller

Spannung * *

Gefühl *

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M o n d o   M e y e r   U p a k h y a n

Reviewed 17.7.05

Indien 2002 Rajani (Rituparna Sengupta) arbeitet als Prostituierte im westbengalischen Provinzbordell von Tante Jamuna. Sie träumt von sozialen Aufstieg und hofft darauf, ihre 14-jährige Tochter Lati (Samata Das) möge dafür sorgen. Dazu hat sie schon viele Männer als potentielle Gatten für Lati getroffen, doch keiner war gut genug. Nun bietet sich eine einmalige Chance: Der alte Natabar Paladhi (Ram Gopal Bajaj) hat Interesse angemeldet. Der Kinobesitzer ist ein Lüstling, der sich die erotischen Sequenzen seiner Filme in Endlosschlaufe vorführen lässt, doch er hat viel Geld. Lati hat jedoch wenig Lust, als Konkubine des Alten zu leben. Sie will lieber zur Schule.
Wie Buddhadev Dasguptas zwei Jahre zuvor entstandener Film Uttara, spielt auch "Mondo Meyer Upakhyan" in der westbengalischen Provinz Purulia. Der Look der beiden Filme ist denn auch ziemlich ähnlich, doch damit kann man den Stil des Romanautors, Dichters und Regisseurs Dasgupta wenigstens zuordnen. Seine Inszenierung ähnelt manchmal einen Best-of zweier Einflüsse - dem surrealen Kino Federico Fellinis sowie dem bengalischen Kino bis zurück zu Satyajit Rai. Dessen ruhigen Einstellungen waren unter anderem geprägt vom italienischen Neorealismus, weshalb der italienische Einfluss in Dasguptas Schaffen recht gross ist.
Doch letztendlich ist auch "Mondo Meyer Upakhyan" deutlich bengalisch. Das Drehbuch basiert auf einer Kurzgeschichte von Prafulla Roy (1861-1944) sowie Dasguptas Gedichten und ist unaufdringlich  poetisch inszeniert. Die einzigartige Landschaft spielt ausserdem eine eigene Hauptrolle. Ihre Weite dominiert die Geschichte, etwa dann, wenn weit und breit kein Spital zu finden ist und das Auto durch Gegenden fährt, die schlicht menschenverlassen zu sein scheinen.
Die anderen Protagonisten sind Menschen, eine Katze und der Start zum ersten Mondflug. Letzteres nutzt Dasgupta zur zeitlichen Positionierung des Films und als Parallele: Während Menschen zum Mond aufbrechen, steckt die Gesellschaft des ländlichen Ostindiens noch in einer anderen Ära. Und trotzdem beflügelt die einbrechende Moderne ein Mädchen dazu, zu revoltieren. Ganz gelungen ist die Einbindung nicht, aber sie ist besser als jener der Katze. Dieser immer wieder auftauchende Handlungsstrang, der auf Dasguptas "The Cat" basiert, wirkt willkürlich und ist Füllmaterial. Man kann Parallelen finden, die mit Freiheit und Entwurzelung zu tun haben, aber sie wären aufgedrückt.
Die eigentliche Handlung von "Mondo Meyer Upakhyan" ist denn auch nicht die umwerfendste. Der Plot ist dünn und schnell durchschaut. Die Nebenhandlungen ziehen ihre Kraft eher aus dem überraschenden Moment des Surrealen als aus ihrem Inhalt. Ein Beispiel ist die Szene, in der Dörfler ihre Sterbenskranken dem ersten Autofahrer übergeben und sich dann aus dem Staub machen. Das alles trägt wenig zum Plot bei, erhöht jedoch den Fellini-esken Charakter des Werks.
Es liegt vielleicht auch im diesem Charakter des Films, dass das Thema nicht allzu tiefgründig ist. Es handelt sich um eine Emanzipationsfabel und dies wird immer wieder schulmeisterlich deutlich gemacht. Männer denken nur mit ihren paar Zentimetern zwischen den Beinen, wird klargemacht. Männer sind Schweine. Das ist schön und gut, doch der Film verbringt mehr Zeit damit, dies zu erzählen, als dies zu zeigen. Natabar ist ein Lustmolch und ein Gatte, der seine Frau ins Bordell vermietet, ein richtiger Schurke - doch auch Tante Jamuna ist nicht lupenrein, trotz ihres göttlichen Namens. Als grosser emanzipatorischer Schlag war mir "Mondo Meyer Upakhyan" jedenfalls zu wenig heftig. Aber er funktioniert, ähnlich wie
Uttara, als bildstarke, poetische Fabel. Und deshalb schaut man sich viele der heutigen bengalischen Arthaus-Filme ja erst an.

Hier auf DVD erhältlich
Alternative Titel: A Tale of a Naughty Girl; Die Geschichte eines ungezogenen Mädchens
Regie: Buddhadev Dasgupta

Tragikomödie

Humor * *

Anspruch * *

Trade Classification: Hit

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M o n s o o n   W e d d i n g

Reviewed 2002

Indien / USA 2001 Trubel im Haus der Familie Verma in Neu Delhi: Für Tochter Aditi (Vasundhara Das) wurde eine Heirat arrangiert mit dem NRI-Sohn Hemant (Parvin Dabas) aus Houston, Texas. Als die Familie des Bräutigams eintrifft, versucht Aditis Vater Lalit (Naseeruddin Shah) das Chaos irgendwie zu organisieren. Dafür hat er einen Hochzeits-Organisator, den etwas seltsamen PK Dubey (Vijay Raaz), angeheuert. Doch der verliebt sich in Hausmädchen Alice (Tilotama Shome), Aditis hübsche Cousine Ayesha (Neha Dubey) verguckt sich in den australischen Cousin Rahul (Randeep Hooda), Aditi selbst trifft sich noch mit ihrem Ex-Freund und Cousine Ria (Shefali Shetty) verbirgt ein schreckliches Geheimnis. Für Trubel ist also gesorgt.
Mira Nair, die mit ihrem Meisterwerk Salaam Bombay international für Furore sorgte, hat in ihrem Heimatland stets weniger Erfolg, als im Ausland, weil ihre Filme meistens die Bollywood-Konventionen sprengen. "Monsoon Wedding" dagegen verkörpert eigentlich eine ideale Fusion von Bollywood-Kitsch mit westlichen Einflüssen. So ist der Film relativ kurz (109 Minuten), dialogmässig immer wieder recht gewagt und dennoch voller Songs - unter anderem dem temporeichen "Chunari Chunari" aus Biwi No.1. Der ideale "Hinglisch"-Mix mit wunderbarem Masala-Feeling schreckt zum Schluss auch nicht vor ein paar kontroversen Problemen zurück: Ein echt charmanter Mix, der seine Charaktere nie aus den Augen verliert.
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Ich habe die englische Version (Code 2) auf Hindi mit englischen Untertiteln gesehen.
Regie: Mira Nair

Liebes-
Tragikomödie

Humor * *

Erotik *

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M o t h e r   I n d i a

Reviewed 2003

Indien 1957 Um die Hochzeit von Radha (Nargis) und Shamu (Raaj Kumar) zu finanzieren, verpfändet Shamus Mutter (Jilloo) ihr Land an den Kreditgeber Sukhilala (Kanhaiya Lal). Fortan muss die junge Familie drei Viertel der Ernte an den skrupellosen Geldeintreiber abgeben. Das geht über Jahre so, auch nachdem Radha drei Buben geboren hat und sie kaum ernähren kann. Die Feldarbeit wird immer härter, die Eltern kultivieren brach liegendes Ödland, wobei die Ochsen sterben. Nunmehr auf härteste Handarbeit angewiesen, verliert Shamu beim Versuch, einen Felsen aus dem Land zu entfernen, beide Arme. Getrieben von Scham verlässt er die Familie. Seine Mutter stirbt kurz darauf. Radha zieht die Buben alleine gross. Das jüngste Kind stirbt, eine Flut zerstört die Felder. Dennoch will sie sich nicht an Sukhi verkaufen und hält daran fest, bis sie ihre Söhne Birju (Sunil Dutt) und Ramu (Rajendra Kumar) zu jungen Männern grossgezogen hat. Sie verheiratet Ramu, doch aus Birju wird ein unzähmbarer Mann voller Wut - auf Sukhi.
Das Logo von "Mehboob Productions" ist mit Hammer und Sichel verziert. Damit ist klar, was die Zuschauer 174 Minuten lang erwartet: Bollywood-Kitsch mit ein wenig Sowjet-Ästhetik und viel Sozialkritik. Diese Mischung gefiel aber anscheinend sogar westlichen Kritikern, die "Mother India" für einen "Oscar" als besten ausländischen Film nominierten. Das Werk wird nicht nur deshalb als Höhepunkt der "Goldenen Ära" Bollywoods bezeichnet. Tatsächlich ist "Mother India" grosses Kino, das indische Gegenstück zu "Gone With the Wind" sozusagen, das grosse Themen in einem Epos vereint: Liebe, Unterdrückung, Ehre, Patriotismus, Familie. Für moderne westliche Augen mag das unendliche Leid, die Beinahe-Glorifizierung von Armut und Leid oder die Reduzierung des Bösen auf den Geldhai Sukhi etwas naiv gestrickt sein, doch nach den Gesetzen eines solchen Films funktioniert es sehr gut. Die Überlänge verzeiht man da genauso wie den Umstand, dass in der zweiten Hälfte zu viele Songs das Tempo drosseln. Die krankhaft schamhafte Beziehung Mann-Frau ist für meinen Geschmack das Anstrengendste. Man kann nur so und so oft zusehen, wie ein Mann eine Frau anschaut und sie sich schamvoll wegdreht - irgendwann wird es zuviel. Das Problem haben auch heutige Bollywood-Filme, doch in "Mother India" wird es geradezu endlos repetitiert. Nun, man darf wohl doch nicht zuviel Fortschritt von einem 45-jährigen Bollywood-Film erwarten ...
Noch ein wenig Trivia: Hauptdarstellerin Nargis und ihr Filmsohn Sunil Dutt heirateten zwei Jahre nach Fertigstellung des Films. Ihr gemeinsamer Sohn ist Schauspieler Sanjay Dutt.

Hier auf DVD erhältlich - ich habe die US-Version (Code 0) in Hindi mit englischen UT gesehen.
Regie: Mehboob Khan

Drama

Spannung * *

Melodrama * * * *

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M o u n a   R a g a m

Reviewed 24.8.03

Indien 1986 Die Schülerin Divya (Revathi) wird von ihren Eltern gezwungen, Chandra Kumar (Mohan) zu heiraten, einen wohlhabenden Mann, der etwas älter ist als sie und auf eine Mitgift verzichten würde. Divya weigert sich erst, doch um der Gesundheit ihres angeschlagenen Vaters willen, lässt sie sich letztendlich darauf ein. Sie zieht als Chandras Ehefrau mit ihm nach Delhi, wo sie sich ihren ehelichen Pflichten aber verweigert, Nun erzählt sie ihrem Gatten endlich, warum: Ihr Herz gehört einem anderen. Sie war verliebt in den extrovertierten Gauner Manmohan (Karthik) und war kurz davor, ihn zu heiraten, Doch vor dem Standesamt wurde er durch ein Missgeschick der Polizei erschossen. Chandra zeigt Einsicht und reicht mit Divya die Scheidung ein. Die Beamtin klärt das Paar aber auf, dass sie erst ein Jahr verheiratet sein müssen. Nun leben sie getrennt im gemeinsamen Haus. Und so langsam nähern sie sich an ...
Ich habe mit Mani Rathnams neueren Filmen angefangen und arbeite mich langsam zu seinen Frühwerken durch. Vielleicht ist das der falsche Weg, denn während seine modernen Filme meistens eine kleine Geschichte mit einem grossen politischen oder sozialen Thema vermischen, sind seine alten Filme oft nur "klein". Somit bin ich bei jedem von Rathnams früheren Klassikern etwas unterwältigt. Rathnams alteingeschworenen Fans schwören dagegen auf seine Frühwerke. Zu seinen gefeiertsten gehört "Mouna Ragam". Ein typischer kleiner Film. Ganz intim, ganz zärtlich, ganz persönlich. Eigentlich müsste ich wieder unterwältigt sein - bin es aber nicht: Der Film ist schlicht bezaubernd.
"Mouna Ragam" ist ein Film, der nur in einer Gesellschaft wie der indischen funktioniert. Die Heirat, als zentraler Bestandteil eines Lebens, die Liebe, als zentrales Element einer Heirat. In vielen indischen Filmen wird thematisiert, dass die Heirat nicht unbedingt aus Liebe geschehen muss, sondern dass man sich später verlieben kann. "Mouna Ragam" macht dieses Statement auf sehr überzeugende Weise. Wie die bereits verheirateten Eheleute sich ineinander verlieben hat mehr emotionale Überzeugungskraft als so manches Bollywood'sches Vor-Ehe-Geplänkel. Dort wird etwas getanzt, etwas geflirtet - und dann geheiratet. In "Mouna Ragam" verdienen sich die Helden ihre Liebe jedoch. Ganz wie im wahren Leben.
Die Fundamente des Films sind Rathnams Faible fürs Geschichtenerzählen, seine subtile, aber bildstarke Inszenierung (das Taj Mahal bei Abendlicht ist besonders beeindruckend) - und die Schauspieler. Karthik ist nur etwa 15 Minuten im Film, macht aber einen dynamischen Eindruck und definiert fast den Rathnamschen Typ des charmanten Verführers. Mohan dagegen spielt sehr zurückhaltend und passiv - doch mit umso mehr verinnerlichter Emotionen. Und Revathi ist bildhübsch und energisch. Ihre frühen Dialoge sind frech, die späteren leidenschaftlich und dennoch verletzlich. Diese drei Akteure tragen den Film über 139 Minuten. Und danach noch viel weiter ... in unseren Herzen. Wahrlich ein schöner Film.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Tamil 5.1 mit englischen UT. Vollbild.
Alternative Titel: Mouna Ragaam; Stille Symhonie (Übersetzung)
Regie: Mani Rathnam

Liebesdrama

Humor * *

Spannung * *

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M r .   &   M r s .   ' 5 5

Reviewed 8.5.05

Indien 1955 Der mittellose Cartoon-Zeichner Preetam Kumar (Guru Dutt) verliebt sich in die 20-jährige Anita (Madhubala). Die hat dummerweise bald darauf ein Problem: Sie hat 7 Millionen geerbt. Das Geld bekommt sie aber nur, wenn sie innerhalb eines Monats nach ihrem 21. Geburtstag heiratet. Tante Srita Devi (Lalita Pawar), einer flammenden Kämpferin für das Frauenrecht, passt das gar nicht. Doch auf das Erbe will sie nicht verzichten, weshalb sie einen Kurzzeit-Ehemann suchen will, der Anita heiratet und sich danach wieder von ihr scheidet, was seit neuem Recht möglich ist. Sie heuert Preetam für den Job an, ohne zu ahnen, dass er in ihre Nichte verliebt ist. Als Anita auf dem Standesamt entdeckt, dass sich ihr Geliebter für diese Sache einspannen liess, ist sie am Boden zerstört und will ihn nach der Heirat nicht mehr sehen.
Der Guru-Dutt-Hit "Mr. and Mrs. 55" ist die indische Variante einer Screwball-Komödie, wie sie Hollywood in dieser Zeit gerne produzierte. Der leichtfüssige Geschlechterhumor markiert denn auch die Höhepunkte des Klassikers. Dutt und Madhubala giften, nörgeln und lieben mit Elan, auch wenn sie dabei nicht ganz die Energie eines Cary Grant und einer Katharine Hepburn entwickeln. Wer schafft das schon. Doch zu dieser Screwball-Formel bringt Dutt ein paar ur-Bollywood'sche Elemente, natürlich die Songs, aber auch eine Gerichtsszene und eine soziale Message.
Der Titel spielt darauf an: "Mr. and Mrs. 55", ein modernes Ehepaar mit Jahrgang 1955. Auf Dutts Abschussliste stehen denn auch modernistische Gepflogenheiten, Verwestlichung und allzu grosse Konzentration auf materielle Werte. Dabei langt er eigentlich nur bei einem Thema daneben: der Emanzipation der Frauen. Für Dutt ist dies klar eine schlechte, vom Westen gesteuerte Sache. Die Kämpfern für Frauenrechte im Film, Tante Sita Devi, wird deshalb als Hexe porträtiert, die einen hohen Männerverschleiss aber keine Werte mehr hat.
Das ist wohl "Mr. and Mrs. 55"s grösster Schwachpunkt. Zu Beginn sieht es so aus, als setze sich Dutt für Frauenrechte ein, da die Damen alle den Scheidungsartikel feiern, der endlich durchs Parlament gekommen ist. Danach macht der Film jedoch die Kehrtwende und legt genau diesen Artikel als etwas Schlechtes aus. "Eine indische Frau braucht keine Scheidung!" lautet die Botschaft und Scheidung wird gleichgesetzt mit Dekadenz und Verluderung. Das war 1955 schon schwer zu schlucken und macht den Film heute noch schwerer geniessbar. Schade, da man von Dutt mehr Sensibilität hätte erwarten können. Oder dann halt satirischen Witz, um extreme emanziaptorische Agitation anzukreiden - aber gleich die ganze Frauenbewegu
ng? Nein, das ist albern.
Auch in die Kategorie "albern" fallen Johnny Walkers Gags. Ich bin kein Fan des schlaksigen Komikers, vor allem nicht, wenn der Hauptplot genug Humor birgt. Die Screwball-Scherze zwischen Preetam, Anita und Sita Devi sind spassig, da braucht es nicht ständig eingeschobene Walker-Sequenzen, die die Handlung nicht voranbringen. Wieso Walker in Indien zu einer Kultfigur wurde, werde ich wohl nie verstehen. Völlig am Ziel vorbei schiesst er hier aber zum Glück nicht.
Schauspielerisch ist "Mr. and Mrs. 55" dementsprechend gänzlich überzeugend. Ebenso inszenatorisch, wenn Guru Dutt ein paar seiner Markenzeichen bereits andeutet. So ausgeklügelt wie im nächsten Film Pyaasa ist die Bildsprache freilich noch nicht. Bereits perfekt sind jedoch die Dialoge: Dutts Timing ist besonders bei den Szenen mit Lalita Pawar einfach umwerfend und die beiden schmeissen sich die zitierbaren Dialoge nur so zu. "Sind sie ein Kommunist?" - "Nein, ein Cartoonist". Die Qualität der Dialoge zieht sich in jene der Songs hinein. Der Poet und Songtexter
Majrooh Sultanpuri erklärt, er habe zum Teil sogar die Grammatik umgehen müssen, um Dutts Rhythmus und Sprachgefühl entgegenzukommen. Womit ich bedeutend mehr Mühe habe, sind die Melodien der Songs von O.P. Nayyar: Im Film drinnen sind die meisten Stücke flotte, kurzweilige Arrangements - aber von diesen Melodien bleibt einfach keine im Kopf. Während mir die Songs ab den 70ern nach dem Film stets präsent bleiben, ist mir das bei einem 50er-Film kaum je passiert. Das dürfte aber an mir liegen, gelten doch diese Tracks von anno dazumal als Klassiker, die die Inder heute noch gerne pfeifen.
"Mr. and Mrs. 55" ist halt eben kein komplett perfekter Film. Er ist sicher auch nicht Guru Dutts bester. Aber die 143 Minuten gehen im Nu vorbei. Dutts am stärksten amerikanisch orientierter Streifen amüsiert mit Geschlechterhumor, tollen Akteuren, geschliffenen Dialogen und drolligen Songs. Wenn der frauenfeindliche Ton und Johnny Walkers Beigemüse nicht wären, bekäme der Film schnurstracks noch einen halben Stern mehr.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Alternativer Titel: Mr. and Mrs. 55
Regie: Guru Dutt

Komödie

Humor * * *

Spannung *

Trade Classification: Blockbuster

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M r .   a n d    M r s .   I y e r

Reviewed 2003

Indien 2002 Ein kleiner roter Bus fährt durchs Land auf dem Weg nach Calcutta. An Bord sind ganz verschiedene Reisende - darunter eine Gruppe Teenager, zwei Sikh-Männer, ein altes Muslim-Paar, ein behinderter Bub mit seiner Mutter. Und die konservative brahmanische Tamilin Meenakshi Iyer (Konkona Sen Sharma) mit ihrem Baby Santahnam sowie der weltoffene muslimische Fotograf Jehangir "Raja" Chaudhary (Rahul Bose). Die zwei setzen sich nebeneinander, verstehen sich gut, doch behalten Distanz - vor allem, als Akshi erkennt, dass ihr Begleiter ein Muslim ist. Da muss der Bus wegen einem Unfall voraus anhalten. Die Polizei fährt vor und erklärt, eine Ausgangssperre wurde ausgerufen, weil extremistische Hindus den Aufstand proben. Tatsächlich betreten kurz darauf ein paar Hindus den Bus und verschleppen das alte Muslim-Paar. Um Raja zu schützen, gibt Akshi ihn als ihren Mann aus. Die beiden bleiben zusammen und werden von einem netten Polizisten in einem Waldhaus untergebracht.
"Mr. and Mrs. Iyer" ist einfach ein wunderschöner Film. Auf den ersten Blick geht es um die Probleme zwischen Muslimen, Hindus und Sikhs, doch im Zentrum steht die ganz intime Annäherung von Akshi und Raja. Und damit eine Gegenbewegung zum politischen Tumult. Die Dualität der Erzählweise erinnert an Mani Rathnam, der auch Gewalt explodieren lässt, um danach wieder auf poetische, private Szenen einzuschwenken. Während Rathnam jedoch eher zum Politischen tendiert, konzentriert sich "Mr. and Mrs. Iyer" eher aufs Herz.
Die Politik ist schon wichtig, doch letztendlich nur der böse Einfluss von aussen in diesem Märchen. Ja, Märchen, denn der Erzähler beginnt den Film ganz im Stil von "Es war einmal ein kleiner rot-weisser Bus ..." und so weiss man sofort, dass man sich trotz allen real wirkenden Szenen auf Fairy-Tale-Parkett bewegt. Inder haben eine gute Ader, wenn es darum geht, das friedliche Zusammenleben der Völker zu propagieren. Das Land ist schliesslich die grösste Demokratie der Welt und obwohl man immer wieder von Unruhen hört (eben auch in diesem Film), so sehnt sich doch ein Grossteil der Bevölkerung nach friedlicher Existenz. Und viele indische Regisseure packen dieses Ansinnen in wunderbare Filme. Selten jedoch in so schöne und subtile wie "Mr. and Mrs. Iyer". Hier wird zwar ganz direkt die Gewalt unter den Religionen angeklagt, doch man weiss, dass sie erst überwunden werden kann, wenn auch "Mr. und Mrs. Iyer" sich näherkommen: Sie die konservative Brahmanin, er der Muslim. Im Bus ist sie schockiert, dass sie aus der selben Flasche getrunken hat wie er, später kommen sie sich näher - und zwar auf herzliche Art.
Der Weg dahin ist mühsam und geprägt von kleinen Vorurteilen. Doch bald überwiegen die Szenen von ganz spezieller Liebe. Wie die beiden etwa von ihren imaginativen Flitterwochen erzählen oder wie sie während der letzten Nacht in der Hütte seine Hand packt, um sich zu beruhigen, ist sowas von schön. Kein Sex, nicht einmal wirkliche Liebe, sondern Verständnis, Freundschaft und die Liebe zum Menschen gegenüber. Dies prägt ihre Beziehung. Keine Minute ist dabei zuviel in der zweiten Hälfte. Jede Geste, jeder kleine Dialog tut das ihre / seine, um die Beziehung der beiden weiterzubringen. Wenn sie am Schluss am Bahnhof von Calcutta stehen und sich verabschieden müssen, zerreisst es einem das Herz. Ich war traurig und doch glücklich. Glücklich, weil die beiden in dieser schweren Zeit eine so schöne Zeit hatten - und weil die Versöhnung im Grossen funktionieren kann, wenn sie im Kleinen funktioniert.
"Mr. and Mrs. Iyer" ist kein klassischer Bollywoodfilm, da er relativ kurz ist (123 Minuten), keine Songs und keine Stars aufbietet und die Gefühle sehr sensibel präsentiert. Dennoch ist er voll und ganz ein indischer Film mit etlichen Dialekten und ach so liebenswerten Akzenten im Englisch. Die Charaktere überzeugen, die Darsteller sind charmant und die Inszenierung poetisch. Wie erwähnt: Wer Mani Rathnam mag, wird wohl auch an diesem Kleinod seine Freude haben. Ich jedenfalls habe mich in das Werk verliebt. Klar hat er Fehler, klar hat er ein paar Klischees, doch wie gesagt, letztendlich ist es ein Märchen. Eines, dass das Gute im Menschen hervorhebt und die Liebe der Menschen untereinander feiert - zweier im Speziellen. Und wir dürfen daran teilhaben. Was für ein bezaubernder Film.
Das dachte auch das Publikum an mehreren Festivals: In Locarno (da wo auch Lagaan einschlug) holte der Film den 2. Platz bei der Young Jury und den ersten beim Netpac Award. Durchaus verdient, kann ich da nur anhängen.
Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi/Beglali/Englisch 5.1. mit englischen Untertiteln. Vollbild.
Regie: Aparna Sen

Drama

Gefühl * * * *

Humor * *

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M r .   I n d i a

Reviewed 23.4.04

Indien 1987 Indien versinkt in der Gewalt. Hinter dem Terror steht der grössenwahnsinnige Mogambo (Amrish Puri), der von seinem Versteck aus die Nation in die Knie zwingen will. Er hat dazu bereits Raketen auf indische Metropolen gerichtet. Doch etwas braucht er noch, um seinen Plan, Kaiser von Indien zu werden, zu vollenden: eine Formel, um Unsichtbarkeit zu erlangen. An die gelangt ausgerechnet der Violinist Arun (Anil Kapoor). Sein Vater Jagdish Verma war ein brillanter Wissenschafter, wurde aber von Mogambos Männern getötet. Seither kümmert sich Waise Arun ganz besonders liebevoll um Waisenkinder im örtlichen Waisenhaus. Er steht ihnen in den kleinen Streitereien mit Untermieterin Seema (Sridevi) bei, finanziert ihr Essen und ist da, wenn jemand die Kinder belästigt. Doch als Mogambo es auf das Land abgesehen hat, auf dem das Haus steht, scheint auch Arun machtlos. Bis er eben auf die Erfindung stösst, hinter der Mogambo her ist: ein Armband, das unsichtbar macht und von seinem Vater entwickelt wurde. Derart getarnt räumt Arun als "Mr. India" unter den Verbrechern auf.
Mit seinem zweiten Film schaffte der spätere "Elizabeth"-Regisseur Shekhar Kapur den Durchbruch. "Mr. India" war zwar teuer, avancierte aber zum erfolgreichsten Film des Jahres 1987. Da dies Box-Office-mässig ein eher schwacher Jahrgang war, blieb "Mr. India" aufs ganze Jahrzehnt gesehen höchstens im Mittelfeld - aber er ist definitiv ein erfolgreicher und beliebter Streifen.
Kapur bediente sich dabei frei bei allerlei Vorbildern. Klare Inspiration für mich sind drei Typen Film: 1) James Bond. Amrish Puri spielt einen typischen Bond-Fiesling mit grotesker Frisur, riesigem Versteck und absurden Tötungsarten. Hier vor allem Säure. Zudem müssen seine Untergebenen ihn mit einem Pseudo-Hitler-Gruss grüssen. 2) Superman. Sridevis Charakter ist Journalistin und sie verliebt sich in den Superhelden, lehnt den Mann hinter dem Helden aber als Trottel ab. Das typische Clark-Kent-Lois-Lane-Syndrom. Und 3) Disney-Komödien. Der Humor, die Waisenhaus-Story, das alles kennt man ähnlich aus Disney-Komödien der 60er und 70er. Kapur gibt dazu noch ein bisschen "Invisible Man" und eine witzige "Charlie Chaplin"-Imitation von Sridevi und fertig ist der Film, der einfach allen etwas bieten will. Eine patriotische Superhelden-Action-Familienkomödie. Für einen ausgereiften Familienfilm ist er aber etwas brutal. Insbesondere die hochspannend inszenierte Szene, in der ein kleines Mädchen den Tod findet ist recht krass. Dieser Wechsel zwischen Terror, Songs, Humor und Comic-Action ist etwas schwer zu schlucken, aber sollte für Bollywood-Fans nachvollziehbar sein.
Man hat jedenfalls seinen Spass an "Mr. India". Wen juckts, dass die Hir-Drehbuchautoren Javed-Salim eine ähnliche Story bereits in Shaan verbraten haben? Wen juckts, dass Anil Kapoor vielleicht nicht die Idealbesetzung ist? Wen störts, dass die Songs zwar lüpfig aber nicht die besten sind? Mich nicht gross. "Mr. India" ist sicherlich kein Meisterwerk, aber ein kompletter Entertainer mit hohem Produktionsstadard.
PS: Zwei der Kinder werden von späteren Jungstars verkörpert: Karan Nath und Aftaab Shivdasani.
PS: Tere Naam-Regisseur Satish Kaushik waltete als Assistant Director und Co-Executive Producer. Er spielt zudem die prominente Rolle des Haushälters Calendar. Ashok Kumar ist als Prof. Sinha zu sehen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Shekhar Kapur

Fantasy-
Actionkomödie

Humor * *

Action * *

Trade Classification: Hit

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M r i t y u d a n d

Reviewed 8.6.04

Indien 1997 Bilaspur, 1996: eine 22-jährige Witwe und ihre Mutter sollen aus dem Dorf vertrieben werden, da sie Hexen seien und fremdgegangen seien. Die Männer gehen aber noch weiter und ertränken die beiden. In diesen Ort kommt die Städterin Ketki (Madhuri Dixit), die den jungen Vinay Singh (Ayub Khan) geheiratet hat. Die glückliche Ehe bekommt bald ihre Probleme. Vor allem, als Vinay sich mit dem skruppelosen Tirpat Singh (Mohan Joshi) anfreundet, der dessen Firma übernehmen will. Vinays Schwester Chandravati (Shabana Azmi) bekommt dies zu spüren: Singh organisiert das Ableben eines Pandits (Priesters), worauf Chandravatis Gatte nachrückt und zum Pandit auf Lebzeiten wird. Dadurch wird Chandravati quasi zur Witwe. Derart vereinsamt freundet sie sich mit dem Unternehmer Rambaran Manto (Om Puri) an, der aus einer niederen Kaste kommt. Dann ist da noch die Dienerin Kanti (Shilpa Shirodkar). Ihr Mann musste die Stadt verlassen, um Singhs Schulden abzuzahlen. Um ihm zu helfen, prostituiert sie sich ...
Om Puri und Shabana Azmi haben in über einem Dutzend Filmen zusammengespielt, die meisten aus der Sparte des alternativen Parallel Cinema. In "Mrityudand", ihrer letzten gemeinsamen Arbeit, haben sie auch den schönsten Moment des ganzen Films. Jenen, in dem beide merken, dass sie sich lieben - und sie vor der Furcht dieser Erkenntnis ins Schlafzimmer rennt, langsam "verfolgt" von ihm. Ein magischer Moment, subtil eingefangen von Regisseur Prakash Jha (Dil Kya Kare, Gangajaal), der mit "Mrityudand" Themen des Parallel Cinema in den Mainstream retten will - mit beeindruckendem Resultat.
Im Zentrum stehen aber nicht Puri und Azmi, sondern drei Frauen. Es müssen mehrere sein, denn Jha braucht exemplarische Fälle, die er zum Aufstand der Frauen münzen kann. Wäre "Mrityudand" ein Exploitationfilm, er würde "Rache der geschändeten Frauen" heissen. Und in gewissem Sinn ist er auch nicht mehr. Klar ist die Story in Indien brisant, der Angriff auf das Patriarch in allen Versionen (Familie, Politik, Gesellschaft, Religion) sehr gewagt, doch es geht wohl doch nur um den Schlussakt. Die Vergeltung. Ein Revenge-Thriller mit Botschaft, also.
Visuell bleibt Jha nüchtern, was dem Film zu Gute kommt. Der übertriebene Einsatz von Sonnenauf- und untergängen ist dagegen plump und scheint die Metapher ("dawn of a new era") dem Zuschauer einzuprügeln. Das Tempo ist okay, die Lauflänge von 152 Minuten passabel. Die Akteure sind toll, insbesondere Azmi, Puri, Madhuri Dixit in ihrer unglamourösen Rolle und Mohan Joshi als manchmal ganz netter Fiesling. Der eigentliche Bösewicht ist aber der Mob. Die aufgepeitschte Masse an Menschen, vorwiegend eben Männer, die die Justiz in die eigenen Hände nehmen und durch die Strassen marschieren. Diesmal stossen sie jedoch auf Gegenwehr - und genau deshalb wirkt "Mritydand" wie ein starkes Manifest. Die Songs darin gehen etwas unter. Sie sind auch unspektakulär. Die einzige Melodie, die mich in Bewegung versetzte, war "Kehdo Ek Bar Sajna". "Raat Mekhe" ist immerhin noch eine zärtliche Ballade. Der Rest ist 08/15. Doch den Streifen schaut man sich auch nicht wegen der Musik an, sondern wegen seinen Schauspielleistungen. Und eben der Message: kick some (male) ass, girls!

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 4.0 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative
r Titel: Mrityu Dand; The Death Sentence: Mrityu Dand
Regie: Prakash Jha

Drama

Spannung * *

Gewalt *

Trade classification: Flop

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M r .   N a t w a r l a l

Reviewed 23.4.05

Indien 1979 Der kleine Natwar wird von seinem älteren Bruder Inspektor Giridhari Lal (Ajit) und dessen Frau gross gezogen. Doch die traute Dreisamkeit wird zerstört, als der Schurke Vikram Singh (Amjad Khan) den ehrenwerten Inspektor attackiert und ihm eine Bestechung unterschiebt. Bei der Attacke verliert "Mutter" zu allem Übel auch ihr Baby und wird nie Kinder bekommen können. Deshalb akzeptiert sie Natwar als ihr eigenes Kind - der Bub wiederum verliert den Glauben an das Gute. Als Erwachsener ist Natwarlal (Amitabh Bachchan) ein Tresorknacker und Dieb, der Gangster und Gesindel ausraubt, um sich und die Armen zu beschenken. Deshalb fällt er auch Vikrams ehemaligen Assistenten Mickey (Satyen Kappu) auf. Dieser will Natwarlal in eine Falle locken und sich gleichzeitig an Vikram rächen. Dazu verkleidet er sich und bittet Natwarlal, eine teure Diamanten-Halskette zu rauben und sie nach Chandanpur zu bringen, wo Vikram seine Diamantenmine hat. Natwarlal klaut das Teil vor den Augen seines Vaters und haut nach Chandanpur ab. Dort terrorisiert Vikram das Dorf, indem er einen Tiger auf die Bevölkerung hetzt. Er entführt danach stets kräftige Männer, die in den Minen arbeiten müssen. Dorfvorsteher Mukhiya (Kader Khan) und seine Leute glauben, der Tiger habe sie gerissen. Schon 300 Männer sind so verschwunden. Mukhiya ruft deshalb nach dem Jäger Avtar Singh. Vikram fängt diesen aber ab und tötet ihn. Als Natwarlal auftaucht, hält Mukhiya ihn für Avtar Singh. Natwarlal klärt die Verwechslung nicht auf, wird im Dorf freundlich aufgenommen und verliebt sich in Mukhiyas Tocher Shanno (Rekha).
Rakesh Kumar, der Regieassistent bei Amitabh Bachchans Durchbruchsfilm Zanjeer, stieg 1977 mit "Khoon Pasina" selbst zum Regisseur auf und hielt sich inszenatorisch ganz an seinen Mentor Prakash Mehra. Für die Hauptrolle kam deshalb natürlich nur "Big B" Bachchan in Frage. Das gilt auch für Kumars Zweitling "Mr. Natwarlal", ein auf Amitabh zugeschnittener Masala-Entertainer in bester 70's-Manier, der mit etwas mehr Humor angereichert ist, als der durchschnittliche Mehra- oder Desai-Streifen. Das gibt "Mr. Natwarlal" eine etwas durchzogene Handlung, aber dafür einen hohen Unterhaltungsfaktor, von dem sich auch das Publikum anstecken liess: erfolgreichster Film 1979.
Die Rahmenhandlung um Amitabh, der einem Buben eine Geschichte vorliest, ist eigentlich unnötig, obwohl es am Schluss ein paar ironische Momente erlaubt. Die erste Filmhälfte und die zweite unterscheiden sich erneut ziemlich stark. Am Anfang dominieren typische 70's-Themen wie verlorene Familie, ein Sohn, der zum Gangster wird und ein Cop, der einen Gangster bekämpft. Nichts Neues, aber durchsetzt mit Humor. Auf jeden Fall eine kurzweilige Sache. Mit der Reise nach Chandapur wechselt der Ton. Der Film wird abenteuerlicher, dramatischer - und Rekha kommt hinzu.
Erst dort wird "Mr. Natwarlal" eigentlich richtig gut. Der Tiger bringt Exotik ins Spiel, Rekha schüchterne und hinreissend gespielte Erotik sowie die Songs genügend Schmiss, um lahmere Stellen aufzupeppen. Zudem darf der Bösewicht richtig zum Einsatz kommen. Amjad Khan, der legendäre Gabbar Singh aus Sholay. Darin liegt vielleicht auch ein kleines Problem: Der Star aus Sholay
trifft auf den Bösewicht auf Sholay. Und selbst der Plot hat zu viele Parallelen: Auswärtiger schützt ein Dorf vor einem Gangsterboss, der in den Bergen lebt. Beim Song "Tauba Tauba" kidnappt dieser Rekha, um sie zwischen den Felsen tanzen zu lassen - eine Hommage oder Kopie von Sholay?
Bevor man zu lange darüber nachgrübeln kann, geht Rakesh Kumar wieder in eine andere Richtung und verwischt die Gemeinsamkeiten. Aber es wird schon deutlich, dass Kumar wirklich alles in den Topf wirft, was er mal auf der Leinwand funktionieren sah. In Sachen Story gibts denn auch ziemlich Abzug. Auch bei der Dramaturgie. Kumar schafft es zum Beispiel nicht, die Demütigung des Ersatzvaters richtig rüberzubringen. Der Papa bleibt ein Cop, seine Ehre ist intakt - weshalb am Schluss Natwarlals Rache extrem an Schlagkraft einbüsst. Ein Manmohan Desai hätte Inspektor Giridhari wirklich abstürzen lassen und seinem Sohn die Chance gegeben, ihn zu rehabilitieren - alles mit grossen Gesten, versteht sich. In "Mr. Natwarlal" ist dies vielmehr Wischiwaschi.
Dafür glänzt er in den Einzelszenen. Die Action ist solide, die Akteure bis auf den etwas abwesend wirkenden Ajit toll und die Songs eine spezielle Erwähnung wert. Rajesh Roshan hat ein paar extrem eingängige Tracks komponiert. Heraus stechen folgende: Das schöne Gebets-Lied "Qayamat Hai" mit Rekha und Kader Khan (der wie so oft auch die Dialoge schrieb), die rassige Liebesnummer "Pardesiya", bei der Rekha zum ersten Mal richtig tanzen darf, oben bereits angesprochener "Tauba Tauba" und natürlich "
'Mere Paas Aao". Das Kinderlied ist witzig und bietet die erste Gesangseinlage von Amitabh Bachchan. Er übernahm auch später immer wieder den Part eines Playbacksängers, doch "Mere Paas Aao" machte den Anfang und  war 1979 sehr populär.
Mit solchen Tracks hat ein Film bereits einen grossen Bonus. Dazu das Traumpaar Bachchan-Rekha, das im selben Jahr mit Prakash Mehra den noch gelungeneren und erfolgreicheren Muqaddar Ka Sikandar vorlegte - sowie eine kurzweilige Story. Wer will da schon über eine holprige Dramaturgie nörgeln, oder über den Mangel an Originalität. "Mr. Natwarlal" ist ein höchst gelungener Zeitvertreib und mit 158 Minuten auch keine Sekunde zu lang.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Rakesh Kumar

Actionkomödie

Action * *

Humor * *

Trade classification: Blockbuster

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M u g h a l - E - A z a m

Reviewed 2003

Indien 1960 Im 16. Jahrhundert regiert Kaiser Jalal-ud-din Mohammad Akbar (Prithviraj Kapoor *) das Reich Mughal mit Weisheit und Güte. Da ihm noch immer ein Erbe fehlt, fleht er die Priester an, ihm zu helfen. Tatsächlich gebärt seine Frau Jodha Bai (Durga Khote) wenig später einen Sohn: Salim. Da der Bub schon als Teenager den Frauen und dem Alkohol frönt, schickt ihn Akbar an die Front - 14 Jahre lang. Danach kehrt Salim (Dilip Kumar) als starker Mann zurück an den Hof und verliebt sich Hals über Kopf in die Sklavin Nadira, der der Kaiser den Namen Anarkali (Madhubala) gegeben hat. Die intrigante Bahar (Nigar Sultana) verrät das Liebespaar an den Kaiser. Der Herrscher will die Beziehung mit allen Mitteln bekämpfen.   
Das dreistündige Monumentalepos "Mughal-E-Azam" ist ein Standardwerk des Bollywood-Kinos. Irgendwo zwischen 10 und 15 Jahren in der Produktion ist der Film der bis heute (inflationsbereinigt) teuerste je in Indien gedrehte Film. Die spektakulären Sets und Kampfszenen schmeicheln denn auch dem Auge, doch es ist K. Asifs epische Inszenierung, die den Film über den üblichen Historienschinken aus Bollywood hebt. Die Schwarzweiss-Bilder sind von grosser Kraft und künstlerischer Raffinesse. Die wenigen Farbsequenzen (10 Minuten in der Mitte und 20 Minuten am Schluss) sind dagegen Pastellfarben-kitschig und nicht halb so beeindruckend.
Auch die Akteure sind gut. Hauptdarsteller Dilip Kumar ist mit 38 zwar zu alt für die Rolle und fühlt sich manchmal sichtlich unwohl in den Kostümen, aber die schöne Madhubala (die 1971 an einem Herzfehler starb!), die ergreifende Durga Khote und der wuchtige Prithviraj Kapoor sind este Sahne. Was den Film jedoch letztendlich wirklich klassisch macht, ist die Story. Die auf einer historisch nicht verbürgten Legende basierende Handlung, in poetische Form gebracht im Urdu-Roman
"Anarkali" von Imtiyaz Ali Taj (1900-1970), ist mitreissend und tröstet über Überlängen hinweg. Es gibt Krieg, Intrigen, Liebe und Familie - grosse Themen nicht nur für indische Verhältnisse. Entsprechend dick aufgetragen sind die Reden und Gesten deshalb auch. Sogar unterschwellige Erotik findet in diesem Gerüst Platz - zwischen Salim und Anarkali, aber etwa auch zwischen der (bisexuellen oder einfach nur eitlen) Bahar und einer Zofe.
Und zum Schluss gibts ein für Bollywood-Verhältnisse geradezu düsteres Ende. Es wurde zwar von der Legende leicht variiert (Spoiler:
Anarkali wird im Original eingemauert und stirbt), doch es ist dennoch recht trist - und das rundet den Film super ab. Wie gesagt etwa 30 Minuten zu lang und Kumar wirkt fehlbesetzt, aber sonst einer der wichtigsten und besten Filme Bollywoods.
* 1906-1972 - Vater von Raj Kapoor, Urgrossvater von Kareena und Karishma Kapoor.
Ausführliche Kritik zur kolorierten und restaurierten Fassung von 2004: hier.
Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (India): Code 0 NTSC. Urdu 5.1. mit engl. Untertiteln. Fullscreen.
Alternative
r Titel: The Great Mughal
Regie: K. Asif

Historien-
Liebesdrama

Spannung * *

Action * *

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M u j h e   K u c c h   K e h n a   H a i

Reviewed 29.10.03

Indien 2001 Der College-Schüler Karan (Tusshar Kapoor) verstet sich schlecht mit seinem Vater (Dalip Tahil), weil er in der Schule nicht so gut ist wie seine Geschwister. Er nimmt sich vor, endlich mehr zu lernen - ausgerechnet jetzt begegnet er der geheimnisvollen Pooja (Kareena Kapoor). Karan verliebt sich Hals über Kopf, getraut sich aber nicht, es ihr zu sagen. Dann verliert er sie aus den Augen. Als nächstes sieht sie ihn, wie er eine kleine Heldentat begeht. Pooja ist begeistert und will ihn treffen - und verliert ihn nun ihrerseits aus den Augen. Erst bei einem Ausflug in die Berge treffen sie sich unerwartet. Ein Unfall schweisst sie zusammen. Doch noch immer getraut sich keiner der beiden, das Wort "Liebe" auszusprechen ...
Remake-Spezialist Satish Kaushik (Tere Naam) verlegt den Telugu-Hit "Tholi Prema" (1998) ins Bollywood-Millieu und versucht einen ganz besonderen Trick: 1967 gab nämlich
Jeetendra im Hit "Farz" sein Debüt, an seiner Seite Babita Kapoor in ihrem zweiten Film. "Mujhe Kucch Kehna Hai" lanciert nun Jeetendras Sohn Tusshar Kapoor auf der Showbühne, ihm zur Seite steht Kareena Kapoor, Babitas Tochter - in ihrem zweiten Film nach Refugee. Die Konstellation ist also bereits "erprobt". Und sie funktioniert auch gar nicht so übel. MKKH ist ein sauberer Familien-Unterhalter ohne Ecken und Kanten, aber mit charmanten Schauspielern, guter Musik und einer Romanze, die nur langsam aufblüht und den Höhepunkt auch tatsächlich am Schluss erreicht.
Debütant Tusshar hat einen spitzbübischen, süssen Look, spielt ganz adrett, aber unspektakulär. Kareena ist wunderschön und noch frisch. Die Rolle spielt sie mit links und in zwei Songs, u.a. dem Titelsong ist sie nicht weniger sexy als in ihren späteren, weniger bekleideten Auftritten. Rinke Khanna ist besonders süss als Karans Schwester, eine etwas kleine Rolle. Und Amrish Puri ist für einmal der nette Onkel, der Sympathiebonus des Films. MKKH ist dadurch sicher kein Meisterwerk, aber ein gefälliger, recht kurzweiliger Liebesfilm mit Charme, der seine 3 Sterne ganz knapp verdient. Und der Erfolg? Der stellte sich halbwegs ein. Mit 140 Millionen Rupien Einspielergebnis ist MKKH ein Semi-Hit, nicht zuletzt, weil Miss Kapoor damalso noch keine überrissenen Gagen kassierte.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph)
Alternativer Titel: Mujhe Kuch Kehna Hai
Regie: Satish Kaushik

Liebesfilm

Humor * *

Action *

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M u j h s e   D o s t i    K a r o g e ! 

Alte Kritik von 2002
Revidiert 26.6.05

Indien 2002 Der Bub Raj zieht mit seinem reichen Vater Mr. Khanna (Kiran Kumar) von Shimla nach London. Rajs Freundin Tina verspricht, ihm jeden Tag zu e-mailen. Doch schon bald langweilt sie das Tippen. Also springt ihre beste Freundin Pooja ein und verschickt Mails unter Tinas Namen. Die Jahre vergehen. Aus Raj (Hrithik Roshan) ist ein junger, attraktiver und erfolgreicher Mann geworden. Und kehrt nach Indien zurück! Pooja (Rani Mukherjee), die sich längst in ihren Briefpartner verliebt hat, bittet Tina (Kareena Kapoor), den Schwindel nicht auffliegen zu lassen - und so verliebt sich Raj natürlich in Tina. Als er merkt, dass er eigentlich die falsche Frau anbetet, ist es bereits zu spät: Tinas Vater Arjun Kapoor (Sachin Khedekar) ist verstorben und Rajs Vater will sein Versprechen dem Toten gegenüber einlösen - und seinen Sohn mit Tina verheiraten.
Ganz kann "Mujhse Dosti Karoge!" die Erwartungen nicht erfüllen. Immerhin stammt die Story von DDLJ-Schöpfer Aditya Chopra, produziert hat Yash Chopra und drei der Stars aus K3G sind wiedervereint: Die liebliche Rani Mukherjee, Superstar Hrithik Roshan und die zickige Kareena Kapoor. Da erwartet man etwas mehr als ein formelhaftes Liebesdreieck ohne grosse Überraschungen. Aber Regiedebütant Kunal Kohli (Hum Tum) schafft es, der Liebesgeschichte charmante Seiten abzuringen und 159 Minuten lang auf durchgehend solidem Niveau zu unterhalten.
Was schnell positiv auffällt, ist der relativ zeitlose Look des Films. Die Kleider sind meistens in satten Farben gehalten, beinahe immer unifarben. Das hebt sie deutlich vom Werbe- und Logo-Look ab, der in ähnlich gelagerten Filmen wie Kuch Kuch Hota Hai und K3G zelebriert wird. Der Film ist so durchaus modern (zu modern, wenn die Kids in den frühen 90er schon e-Mail haben), aber nie aufdringlich. Das gilt indes nicht für Kareena Kapoor. Sie kopiert beinahe ihren Poo-Part aus K3G, selbst ihre Einführung kopiert dessen "It's Raining Men"-Tanz auf etwas gar plumpe Weise. Und wie Poo ist Tina eine ziemlich arrogante Zicke. Solche Rollen verkörpert Kareena ideal und ihr schwaches Schauspiel vorzuwerfen, wäre vermessen - aber es nagt etwas an der Glaubwürdigkeit: Klar hat Tina einen Luxuskörper, doch dem nicht gerade dummen Raj müsste schnell auffallen, dass diese Über-Beauty nicht viel im Kopf hat und es Pooja ist, die sein Herz erobern will.
Eine Stunde dauert es, bis ihm das klar wird. Danach hängt der Film leicht durch, da die Wendungen, um Tina und Raj doch noch zusammenzubringen, nicht gerade die neusten sind. Es ist Rani und Hrithik zu verdanken, dass der Film trotzdem kein Tempo einbüsst. Rani ist einfach stets ein Genuss und ihr zurückhaltendes Spiel der ideale Kontrast zur unter Strom stehenden Kareena. Hrithik, einmal mehr zu Beginn etwas zappelig, liefert ebenso eine solide Performance. Routinierte Nebendarsteller um Satish Shah (als Ranis Vater), Kiran Kumar, Sachin Khedekar und Himani Shivpuri sorgen für ansprechenden Support. Nur einer stört: Uday Chopra. Der hat einfach die richtigen Gene und darf in jedem Film seines Daddys auftauchen. Aber er spielt einfach nicht gut. Das ist umso trauriger, weil er die Salman-Rolle aus Kuch Kuch Hota Hai verkörpert und in dieser eigentlich viel Sympathie generieren müsste. Das tut er nur zum Teil und bleibt ein Schwachpunkt des ganzen Films.
Auch nicht gerade der Knüller sind die Songs, sonst ein Highlight etlicher Chopra-Produktionen. Die Musik ist durchgehend angenehm und die Locations (unter anderem in der Schweiz) eine Augenweide. Doch von diesem Soundtrack bleibt wenig in Erinnerung. Symptomatisch ist denn auch, dass das musikalische Highlight des Streifens ein Medley aus klassischen Songs ist. Das etwa zur Zwei-Stunden-Marke eingespielte Lied offeriert weit über ein Dutzend Songs, von denen ich traurigerweise nur einen Drittel kannte, darunter "Kaho Naa Pyaar Hai", Kuch Kuch Hota Hai" und "Mehndi Laga Ke Rekhna" aus DDLJ. In dem Lied ist Kareena zudem ungemein sexy im roten Sari und Rani nicht minder augenfreundlich im rosafarbenen Kleid. Ein weiterer Grund, warum diese Minuten mitreissen.
Letztendlich kann ich mich bloss wiederholen: "Mujhse Dosti Karoge!" ist keine Glanzleistung für das Haus Chopra, aber immerhin ein unterhaltsamer, kleiner Film, der auch noch besser ist als der aufgeblasene Mohabbatein. Formelhaftigkeit, Voraussehbarkeit, der schwache Uday Chopra und die nicht gerade umwerfenden Songs verhindern eine bessere Bewertung, doch dank dem Trio Hrithik, Rani und Kareena gehen die 159 Minuten im Nu vorbei. Das ist die ideale Voraussetzung für einen verregneten Nachmittag vor dem TV-Gerät.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (GB): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Let's Be Friends; Lass uns Freunde sein; Beste Freunde küsst man nicht; Willst du mein Freund sein? (Übersetzung)
Regie: Kunal Kohli

Liebesfilm

Humor * *

Spannung *

Trade classification: Below Average

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M u j h s e   S h a a d i   K a r o g i

Reviewed 14.10.04

Indien 2004 Seit dem Baby-Alter hat Samir Malhotra Probleme damit, seine Wut unter Kontrolle zu halten. Als seine Freundin Roma (Girlfriend Amrita Arora) einen anderen heiratet, weil sein Temprament immer mit ihm durch geht, zieht der erwachsene Samir (Salman Khan) nach Goa, wo er als Chef der Rettungsschwimmer arbeitet. Er zieht beim durchgeknallten Vermieter Duggal (Kader Khan) in eine Wohnung und sieht vom Balkon aus schon bald seine bildschöne Nachbarin: Rani (Priyanka Chopra). Doch er verscherzt es sich mit ihr, als er mehrfach ihren Vater, den pensionierten Colonel Dugraj Singh (Amrish Puri), beleidigt und verletzt. Es kommt noch schlimmer: In Samirs Appartment zieht der schleimige Sunny (Akshay Kumar) ein, der es bald ebenso auf Rani abgesehen hat. Er bringt Samir in Misskredit und macht sich bei jeder Gelegenheit bei Dugraj und seiner Frau Rama (Supriya Karnik) beliebt. Samir und sein Freund Raj (Rajpal Yadav) geben nicht so schnell auf, doch mit jeder Aktion reiten sie Samir noch tiefer ins Unheil.
"Mujhse Shaadi Karogi" ist David Dhawans Comebackfilm mit dem er sich nach einer Serie von Flops wieder an die Chartsspitze manövrieren konnte. Doch trotz Erfolg: Der Film ist eine kleine Enttäuschung. Dhawans Gespür für anarchische Erzählweise und freche Gags ist weg, ersetzt durch weichgespülte Konfektions-Ware ohne den Hauch von Originalität. Ein Grossteil der Pointen stammt aus "Meet the Parents" - die Sache mit der Urne und dem angemalten Haustier - und Salman Khan gibt sich die Ehre als Ben-Stiller-Verschnitt. Salman als Stiller. Das kann ja nicht gut gehen.
Eine Szene mit einem Magier ist beinahe 1:1 aus Woody Allens "Curse of the Jade Scorpion" geklaut, aber ohne überhaupt etwas für die Story zu tun. Die Background-Musik ist mal bei "Charlie's Angels" abgeguckt, mal bei 50 Cent. Auch hier keinerlei Innovation, kein Wagemut. Dhawan geht, das sieht man ganz klar, auf Nummer sicher. Wer derart inszeniert, trifft garantiert ein paar Mal ins Schwarze - doch es reicht nicht. Zu den gelungenen Aspekten gehört die Ex-"Miss World" Priyanka Chopra. Sie spielte schon besser, doch ihr Anblick löst ein Feuerwerk in jedem männlichen Kopf aus. Ihre Hüfte ist so dünn wie die Story und sie versprüht sorglosen Charme.
Auch Akshay Kumar ist ganz okay, wobei sein Schtik mit der Zeit auf die Nerven geht. Salman ist als Komiker immer eine Gewöhnungssache, doch wenn er schrill kreischt und ins nächste Fettnäpfchen tritt, hat er wenigstens halbwegs die Sympathie auf seiner Seite. Sein Kampf gegen den sechsfach geklonten Akshay Kumar ist ebenso sehenswert. Amrish Puri vermag auch zu überzeugen, vor allem weil er der ist, der am meisten unter Salmans Ausrutschern zu leiden hat. Nicht vergessen sollte man die Songs, von denen es viel zu viele gibt und die nicht annähernd den Schmiss der besten Dhawan-Nummern haben - doch sie sind von Main Hoon Na-Regisseurin Farah Khan bunt und fröhlich choreografiert. Wie es sich für einen Bollywood-Film gehört. "Jeene Ke Hain" verströmt Sommer-Feeling mit "Baywatch"-Asthetik, "Tera Dil Bhi" präsentiert klassische Gewänder, "Dil Magta Hai" offeriert grovvige Bhangra-Beats und "Kardoon Kamaal" ist poppig inszeniert.
Doch o je, der Rest ist eher misslungen. Die zusammengeschusterte Geschichte ist das eine, im Mittelteil hängt sie auch noch arg durch. Um die ein-Stunden-Marke dominieren endlose Wiederholungen. Den Bildern fehlt die Weite. Dass Mauritius und Dubai für Goa hinhalten mussten, kann ich noch verschmerzen, aber das echte Goa schaut aus wie ein drittklassiges Set. Ganze Nebenhandlungen sind ärgerlich: Jene mit Kader Khan ist peinlich, die mit Johnny Lever-Ersatz Rajpal Yadav nur langweilig.
Die Charaktere sind zudem grauenhaft dumm. Eigentlich habe ich gehofft, dass Priyanka beide Typen stehen lässt, denn beide stellen sich kindisch an, spielen sich wie Hengste auf und protzen mit Geld, von dem man nicht weiss, woher es kommen soll.
Wenn der Film dann endlich beim Finale angelangt ist, hat er seine Sympathie verspielt. Dann ist das Ende mit seiner weit hergeholten "Überraschung" bloss noch doof. Eben: Priyanka hätte beide stehen lassen sollen und einem anderen Kerl (wie wärs mit einem  unerwarteten Gastauftritt von Hrithik Roshan?) in die Arme fallen sollen. Das wäre ein cooles Ende. Aber "Mujhse Shaadi Karogi" spielt die sichere Karte - in allen Belangen. Der Hit ist trotzdem nicht völlig grottig, dafür sorgen die Macher und die Stars schon alleine. Doch Bollywood kanns besser, kanns innovativer, kanns rasanter. "Mujhse Shaadi Karogi" ist hübsch gemachtes Mittelmass. Und das gibt dann halt bei aller Sympathie nur abgerundete 2½ Sterne.

Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternativer Titel: Zwei Herzen für Rani; Lass uns heiraten! (Übersetzung)
Regie: David Dhawan

Komödie

Humor * * *

Action *

Trade classification: Hit

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M u m b a i   M a t i n e e

Reviewed 3.10.03

Indien 2003 Debashish Chatterjee, genannt Debu (Rahul Bose), ist 32 und immer noch Jungfrau. Das belastet den Werber extrem. Eine Lösung sieht er in einer Annonce des Heilers Baba Hindustani (Vijay Raaz). Als er ihn besucht, trifft er auf den gescheiterten Filmproduzenten Nitin Kapoor (Saurabh Shukla), der einen Film mit Hrithik Roshan plant und sich mit Debu anfreundet. Er warnt ihn vor Baba, doch Debu besucht ihn dennoch. Baba bringt ihn tatsächlich in allerlei peinliche Situationen. Doch in die peinlichste katapultieren ihn Baba und Nitin zusammen: Sie schneiden eine Trainingsübung von ihm so in Nitins neuen Film, dass es aussieht, als habe er Sex. Der Film wird ein Hit, Debu ungewollt zum Sexstar. Er verliert seinen Job, trifft aber dafür die Journalistin Sonali Verma (Perizaab Zorabian).
R
egisseur Anant Balani drehte 2003 drei Filme und begann einen vierten (Chameli mit Kareena Kapoor), doch er sah keinen davon im Kino: Er verstarb 29.8.03 41-jährig an einem Herzinfarkt. "Mumbai Matinee" ist deshalb ihm gewidmet und es fällt mir natürlich schwer, den Film zu verreissen, aber es bleibt mir nicht viel anderes übrig: Er ist einfach nicht gut. Die Sexkomödie versucht, das urbane Publikum zu erreichen, das zuletzt Jankhaar Beats (auch mit Rahul Bose) zum kleineren Hit machte. Die Mittel dazu sind: Sex, ein frecher Erzähler, der manchmal direkt in die Kamera spricht, englische Dialoge (fast 90% des Films!), eine hippe Story - und nochmals Sex.
Leider scheitert "Mumbai Matinee" bis auf die englischen Dialoge an all diesen Zutaten. Da ist der Erzähler. Ich mag Rahul Bose, seine Auftritte in Jankhaar Beats
und Mr. and Mrs. Iyer sind toll, doch hier ist er eine Schlaftablette. Er haspelt sich durch den Film und braucht endlos, um einen Satz zu sagen. Klar ist Debu schüchtern, aber er sollte nicht todlangweilig sein. Die anderen Akteure habens indes nicht besser. Besonders der talentierte Vijay Raaz ist verschwendet. Dann ist da eben der Sex. Es gibt eine heisse Item-Number sowie eine Büro-Mitarbeiterin, deren sexy Beine-Übereinanderschlagen nicht nur Debu und seinen Kumpel Roshan (Bakul Thakkar) um den Verstand bringt. Dann noch die falsche Sexszene in Debus Film, das Finale und ein wenig Geschnorr über Sex im Büro. Das ist nicht sonderlich prickelnd.
Sex existiert eher im Hintergrund, schliesslich ist Debu "a virgin with a capital V". Und um seinem Jungfrauen-Dasein ein Ende zu bereiten, braucht er halt Sex. Damit kommen wir zur Story. Die ist halbwegs surreal und offbeat mit ein paar wirklich guten Momenten. Vor allem die filmi-Themen rund um Produzent Nitin Kapoor und seinen Film "Sholay Mein Deewar" (haha!) amüsieren. Doch obwohl der Film gerade Mal 125 Minuten lang ist, konnte ich das Ende kaum mehr erwarten. Alles zieht sich in die Länge, die Pointen werden vermasselt, die Szenen künstlich verlängert. Zudem gibt es Füllszenen, die absolut keinen Zweck erfüllen und keine Lacher bringen. Die ganze HIV-Geschichte ist besonders albern, weil das Thema nie richtig zum Zug kommt und bloss einen melodramatischen Punkt in den Film bringt, der unnötig ist. 90 Minuten Lauflänge, ein schnellerer Schnitt und "Mumbai Matinee" hätte immerhin zur tauglichen Urban Comedy werden können. Andererseits ist auch die Kameraarbeit ziemlich amateurhaft und so würde der Film auch nach einer Kürzung noch billig aussehen. Man kommt nicht drum herum: "Mumbai Matinee" versucht, jung und anders zu sein - ist aber eigentlich bloss eines: Langweilig.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Anamorphic Widescreen.
Regie: Anant Balani

Komödie

Humor * *

Erotik *

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M u m b a i   S e    A a y a   M e r a   D o s t

Reviewed 12.10.03

Indien 2003 Ein abgeschiedenes Dorf in Rajastan bekommt endlich Elektrizität. Zu diesem Zeitpunkt kehrt auch Kanji (Abhishek Bachchan) aus Mumbai in seinen Heimatort zurück - und bringt einen grossen TV mit. Die Bauern versammeln sich vor dem Gerät und sind fasziniert. Sie übernehmen Gewohnheiten, die sie in der Kiste sehen - und gehen nicht mehr in den Tempel. Der örtliche Priester wendet sich hilfesuchend an den Landbesitzer Thakur Singh (Yashpal Sharma). Der ist neidisch, weil Kanji den grösseren Fernseher hat und ahnt, dass die Bauern aufmüpfig werden könnten. Als sich Kanji auch noch in Thakurs Tochter Kesar (Lara Dutta) verliebt, ist der Aristokrat am Kochen.
Regisseur Apoorva Lakhia war Assistent bei Bollywood-Produktionen wie Lagaan und bei Hollywood-Filmen wie Ang Lees "The Ice Storm" und "A Perfect Murder". Mit "Mumbai Se Aaya Mera Dost" wagt er nun sein Regiedebüt. Vielleicht hätte er etwas weiter üben sollen. Dabei ist die Ausgangslage nicht schlecht. Von der Optik her hielt sich zeitweise an Lagaan und selbst einige der Schauspieler hat er übernommen: Yashpal Sharma, Dayashankar Pandey und Akhilendra Mishra. Doch während diese im Aamir-Khan-Hit unvergesslich waren, sind sie hier Abziehbilder. Und das gilt für alle Charaktere im Film. Der Boy aus der Stadt, seine tapfere aber unterwürfige Geliebte, der witzige Barbier, der böse Thakur - all dies kennt man. Das wäre ja noch akzeptabel, würde aus diesen Klischee-Personen eine spannende Geschichte gemacht.
Und da liegt das Hauptproblem von "Mumbai Se Aaya Mera Dost": Das Drehbuch ist völliger Mist. Es will mehrere Dinge auf einmal und macht am Schluss nichts davon richtig. So wäre die Story um einen TV in einem abgeschiedenen Dorf eine witzige Ausgangslage für eine Komödie mit einem Hauch Gesellschaftskritik. Und die Handlung um Kanji, der aus der Stadt kommt, um in seiner Heimat aufzuräumen, böte Stoff für Abenteuer-Action. Beides zusammen funktioniert überhaupt nicht. Zum Schluss war ich irritiert über die plötzliche Gewalt und das aufgedrückte Happy End. Das halbe Dorf wird massakriert, danach wird gefeiert. Nichts hat auf so ein Ende hingedeutet und es ist schlicht ein Frust.
Da hilft der Eröffnungs-Monolog von Erzähler Amitabh Bachchan nichts, da hilft die akzeptable Leistung seines Sohnes Abhishek nichts. Auch die schönen Landschafts-Aufnahmen verpuffen. Lara Dutta steht gelangweilt in der Gegend rum, die Song-Nummern sind passabel, aber im Mittelteil viel zu viele an der Zahl. Der beste Gag im Film: Wenn die Dörfler Raja Hindustani schauen und der legendäre Kuss zwischen Aamir und Karishma kommt, wenden sich alle angeekelt ab. Einer meint "Ich muss ein Bad nehmen". Da wird wunderbar auf die indisch-konservative Sensibilität angespielt. Mehr davon, und MSAMD hätte was werden können. Hätte ...

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Apoorva Lakhia

Abenteuer-
Romanze

Humor *

Action *

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M u n n a   B h a i   M . B . S . S.

Reviewed 18.1.04

Indien 2003 Murli Prasad Sharma (Sanjay Dutt) ist in Bombay bekannt als Munna Bhai - er ist der Anführer einer Gangsterbande. Doch seine Eltern Shri Hari Prasad Sharma (Sunil Dutt) und Parvanti glauben, er sei ein Doktor. Wenn immer die Eltern also zu Besuch kommen, bauen Munna und seine Männer ihr Hauptquartier zum Spital um. Doch diesmal trifft Papa beim Besuch auf deinen alten Kollegen Dr. J. Asthana (Boman Irani). Der schlägt eine Heirat von Munna mit seiner Tochter "Chinki" Suman (Gracy Singh) vor. Vater Sharma akzeptiert. Doch als Asthana erfährt, dass Munna ein Gangster ist, verrät er ihn bei den Eltern. Die Hochzeit platzt, Munnas Eltern sind gedehmütigt und den Sohnemann packt der Ehrgeiz: Er will Arzt werden. Also schreibt er sich am besten College ein, das ausgerechnet von Dr. Asthana geleitet wird. Doch mit seiner unkonventionellen Art und seinem "Magic Hug" macht sich Munna bald beliebt. Auch bei Chinki.
Wer hätte gedacht, dass ein Fast-Remake von "Patch Adams" das Original um Längen schlägt? Zugegeben, der Robin-Williams-Hit ist so schwach, dass man ihn leicht toppen kann, aber Bollywood Hit-Produzent Vidhu Vinod Chopra und sein Regie-Neuling Rajkumar Hirani machen ihre Sache so gut, dass "Patch" dagegen richtig alt aussieht. Das Erstaunlich dabei: Auch "Munna Bhai M.B.B.S." ist zu kitschig und zu lang - doch im Gegensatz zu "Patch" in geniessbarer Dosis. Und wunderbar mit dem Humor verwoben. Ein kleines Juwel unter den Bollywood-Filmen 2003.
Das ist nicht zuletzt Chopras Verdienst, der dem Film technisch schon mal einen überzeugenden Look gab. Zudem machte Chopra als Drehbuchautor die schlaue Entscheidung, die Pointen in die Haupt-Story zu legen, anstatt einen lästigen Sidekick à la Johnny Lever die Gags vortragen zu lassen. Somit können Sanjay Dutt & Co. selbst ihr komödiantisches Talent zeigen. Das bringt mich zum zweiten "Helden" von MBBS: Mr. Sanjay Dutt. Was für eine tolle Leistung. Die Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben und er spielt damit so genüsslich, dass die 155 Minuten im Flug vergehen. Man lacht mit ihm, kämpft mit ihm und weint mit ihm. Was macht es da aus, dass die angeblichen Kindheitsfreunde Sanjay und Gracy mehr als 10 Jahre Altersunterschied haben? Sanjay hat einfach Power. Das kann ich von Gracy Singh nicht sagen. Der Lagaan-Star macht einen auf Preity Zinta und grinst sich durch den Film. Sie hat Charme, keine Frage, aber einige ihrer Dialoge wirken gekünstelt. Besonders wenn man sie mit der Leichtigkeit Dutts vergleicht. Die Nebendarsteller sind gut. Sanjays Vater Sunil Dutt, der nach einer 10-jährigen Pause auf die Leinwand zurückkehrt, ist stark und die Umarmung, die sein Sohn ihm am Schluss gibt, ist herzergreifend.
Arshad Warsi als Kumpel ist köstlich und Boman Irani als böser Rektor eine Offenbarung. Sein hysterisches Lachen erinnert an Herbert Loms Spiel in den "Pink Panther"-Filmen. Last but not least Jimmy Shergill. Wer hätte gedacht, dass der Jüngling zu Tränen rühren könnte. Seine kleine Rolle ist mit ihm superb besetzt.
Der Plot, eben leicht angelehnt an "Patch Adams", ist recht simpel und zuweilen voraussehbar. Aber er unterhält immer. Zudem stimmt der Mix: Die Witze sind gut und ausgewogen verteilt. Und die zweite Hälfte bringt sehr viel Gefühl mit sich. So war ich positiv überrascht, als Jimmys bewegende letzte Szene kam: Munna wird vorher zum Messias aufgespielt, der mit guter Laune alle Probleme lösen kann. Doch als der Krebs stärker ist, kommt der Film für einen kurzen Moment auf den Boden der Realität zurück - und reisst Munna in ein sehr ehrliches Tief. Wunderbar. Und auch die Songs helfen dem besagten Mix. Sie sind ganz nett und immer in die Story integriert. Den letzten hätte man sich zwar sparen können. Besonderes Augenmerk gilt der item number "Dekh le". Selbst sie ist toll eingewoben - und daneben auch sexy (Bild). Nach langem Suchen habe ich entdeckt, dass das Model Mumait heisst. Ein (sorry für den Ausdruck) verdammt heisser Käfer! Fazit? Das kann ich kurz machen: Ein absolut sehenswerter Film mit viel Humor, Gefühl, Spannung und Musik. Und dazu noch Sanjay Dutt in seiner vielleicht besten Rolle.
Tamil-Remake: Vasoolraja M.B.B.S.
Telugu-Remake: Shankar Dada M.B.B.S.
Hindi-Fortsetzung: Lage Raho Munna Bhai
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Munnabhai M.B.B.S.; Munna Bhai: Lachen macht gesund
Regie: Rajkumar Hirani

Komödie

Humor * * *

Gefühl * *

Trade Classification: Superhit

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M u q a d d a r   K a   S i k a n d a r

Reviewed 21.8.04

Indien 1978 Ein Bub, der in Simla auf der Strasse lebt, wird vom reichen Witwer Ramnath (Shreeram Lagoo) als Hausgehilfe engagiert. Doch als der Chef sieht, dass sich der Bub mit seiner Tochter Kamna zu sehr anfreundet, zieht er mit Sack und Pack nach Bombay. Der Bub reist den beiden nach und wird von der Witwerin Fatima (Nirupa Roy) adoptiert. Sie will ihm helfen, Kamna wiederzusehen. Doch an ihrer Geburtstagsparty kommt es zu einem Missverständnis und alle halten den Buben für einen Dieb. Fatima gibt ihm derweil den Namen Sikandar, zieht ihn mit ihrer leiblichen Tochter Mehra gross - doch viel Zeit hat sie nicht: Sie stirbt an einem Herzinfarkt. Sikandar muss nun auf Mehra achten. Ein Priester (Kader Khan) ermutigt ihn, dennoch das Leben zu belachen und es zu geniessen. Dank diesem Rat wird aus Sikander (Amitabh Bachchan) ein stattlicher Mann mit einem grossen Vermögen. Doch er verliert seine Herkunft nie aus den Augen und finanziert sogar heimlich die Arztkosten des mittlerweile verarmten Ramnath. Nur seine Liebe zu Kamna (Raakhee) macht ihn melancholisch. Er trinkt und besucht das Bordell der schönen Zohra Bai (Rekha). Eines Tages freundet er sich mit dem Anwalt Vishal (Vinod Khanna) an, den er Ramnath vermittelt. Dank Vishal blüht Ramnaths Geschäft wieder auf. Aus Dankbarkeit will er Sikandar mit seiner Tochter verloben - doch die hat sich in Vishal verliebt ...
"Muqaddar Ka Sikindar" ist Amitabhs zweiterfolgreichster Film nach Sholay und der inflationsbereinigt fünfterfolgreichste der ganzen Bollywood-Geschichte. Gedreht hat ihn Prakash Mehra, der 1973 mit Zanjeer bereits Amitabhs Karriere als "Angry Young Man" ins Rollen gebracht hatte. Es ist ihre dritte von insgesamt sieben Kooperationen - und sicherlich ein Highlight. Der Film hat nicht viel zu bieten, was man nicht schon kennt, doch die Art, wie er es präsentiert, ist rundum geglückt.
Die Musik konnte mich persönlich nicht ganz mitreissen und war ein Schwachpunkt des Klassikers - aber mit dieser Meinung stehe ich eher alleine da. Besser gefallen hat mir der Plot, der die üblichen Zufälle, Schicksalsschläge und Freundschaftsschwüre zwar in übertriebener, aber glaubwürdiger Weise auftischt - nicht wie die Schicksalsepen von Manmohan Desai. Selbst das Ende ist ungewöhnlich konsequent. Dank Amitabh Bachchan hält der Film denn auch von A bis Z zusammen. Er liefert eine starke Performance mit Herz, Humor und Power. Von Vinod Khanna bin ich nicht der grösste Fan, aber er leistet solide Unterstützung. Die schöne Rekha tanzt betörend, die eigentliche Hauptdarstellerin fand ich jedoch fehlbesetzt: Raakhee. Die heute in typischen Mutterrollen zu sehende, etwas rundliche Aktrice war schon damals eher der Mutter-Typ und ist als Schönheit, auf die gleich zwei Mannsbilder abfahren, einfach nicht glaubwürdig.
Wieso "Muqaddar Ke Sikandar" so extrem erfolgreich wurde, kann ich nicht vollständig nachvollziehen, denn er hat wenig, was ihn aus der Masse hervorhebt - aber über 182 Minuten wird man blendend unterhalten und Amitabh darf den Streifen als weiteres Juwel in seine Krone als König von Bollywood einsetzen.

Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 2.0. mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Regie: Prakash Mehra

Drama

Action * *

Spannung * *

Trade classification: Blockbuster

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M u r d e r

Reviewed 15.4.04

Indien 2004 Simran Sehgal (Mallika Sherawat) verlor ihre Schwester Sonia bei einem Unfall. Sie hat geschworen, sich um ihren Sohn Kabir zu kümmern und heiratete zu dem Zweck Sonias Gatten, den Computeringenieur Sudhir (Ashmit Patel). Doch nach fünf Jahren hängt noch immer Sonias Geist über der Beziehung. Simran ist unbefriedigt, ihr Leben in Bankok bietet nur Langeweile. Da begegnet sie ihrem Schulfreund Sunny (Emran Hashmi), der im Knast sass, weil er einen Kerl verprügelte, der Simran anfasste. Sofort lodert die Leidenschaft zwischen den beiden auf. Und obwohl Simran Bedenken hat und ihre Ehe nicht riskieren will, beginnen sie eine Affäre.
"Murder" basiert lose auf dem US-Erotikthriller "Unfaithful", aber mit indischer Aufmache und konservativerem Einschlag. Ein so freches Ende wie bei "Unfaithful" wäre den indischen Zuschauern kaum zuzumuten, deshalb ist das Finale von "Murder" auch so eine Enttäuschung. Es dient nur der Hochhaltung der Heiligkeit der Ehe. Typisch indisch, aber irgendwie plump. Und wahnsinnig forciert.
Ansonsten gibt es recht viel Gutes zu berichten über das Regiedebüt von Anurag Bose: es ist mit 130 Minuten kurz, ist günstig produziert und wurde deshalb in ganz Indien zum überraschenden Hit. Ashmit Patel und Mallija Sherawat sind gut, die Musik überzeugt, die Songs sind wenig, aber auch nicht übel, die Inszenierung ist routiniert, die Handlung auch - und der Schuss gewagter Erotik gibt dem Film das gewisse Etwas. Ihr merkt aber schon, wirklich aus den Socken gehauen hat mich der Streifen dann doch nicht. Ein Grund ist, dass die Handlung zwar für Bollywood ziemlich feministisch erscheint, aber schon ziemlich abgegriffen ist und letztendlich doch in alte, sexistische Formeln fällt. Besonders nervig ist, dass die Frau am Anfang tatsächlich viel zu hysterisch tut und Sudhirs Frage "why are you overreacting?" durchaus gerechtfertigt ist. Der andere Grund ist die verkehrte Besetzung. Nicht Fehlbesetzung - sondern verkehrt. Die beiden Männer haben die falschen Rollen! Ashmit Patel, der Bruder von Amisha Patel, war zuletzt recht gut im enttäuschenden
Inteha. In "Murder" zeigt er einmal bei einer Duschszene seinen eindrücklichen Body und ist sonst in der ersten Hälfte der blasse Gatte. Völlig falsch. Er hätte die Rolle des Sunny spielen sollen. Er ist jemand, für den man einen Seitensprung macht. Er ist jemand wie Olivier Martinez in "Unfaithful", jemand, der weibliche Hormone in zum Fliessen bringt.
Aber nein, diese Rolle ging an den blassen Emran Hashmi (Footpath). Gut, ich bin froh spielt er nicht die Hauptrolle als Sudhir, denn ich mag ihn nicht sonderlich, aber als unwiderstehlicher Lover ist er akut fehlbesetzt. Er hat kein Charisma, kein Feuer - sondern nur Langeweile. Und sein Body kommt nie an jenen von Patel heran. Aber was am schlimmsten ist: der Kerl küsst wie ein Fisch, den man aus dem Wasser genommen hat (siehe Bild)! Mir ist klar, dass indische Akteure wenig Erfahrung im Knutschen haben, da sie es ja meistens nicht tun dürfen, aber wenn dann schon mal ein Film wie "Murder" kommt, in dem es etliche Lip-Locking-Szenen gibt, dann bitte bitte besetzt jemanden, der küssen kann. Hashmi zuzusehen rufte bei mir schallendes Gelächter hervor. Ich glaube, auch die süsse Mallika Sherewat war entgeistert und hatte Angst, der würde sie auffressen. Definitiv einer der schlechtesten Filmküsse überhaupt.
Ach ja, Mallika. Sie durfte schon in
Khwahish viel Haut zeigen, doch diesmal setzt sie sie richtig ein. In der passablen Nummer "Kaho Na Kaho..." raubt einem ihre bauchfreie Top-Jeans-Combo den Atem. Und in der öden Erotik-Montage "Bhige Hoth Tere" zeigt sie sich freizügig in wunderschönen Bildern. Im besten Song, "Dil Ko Hazar Baar" übernimmt zwar das superschlanke Item Girl
Kashmira Shah die Hauptrolle, doch der Gesamteindruck von Mallinka ist sehr gut. Damit habe ich die drei grössten Sündenfälle eigentlich entlarvt: das Ende, der Mangel an Spannung und die verkehrten Rollen von Ashmit Patel und Emran Hashmi. Der Rest ist ganz okay - wenn auch arg gewöhnlich ...
Fortsetzung: Murder 2 (2011)
Hier auf DVD erhältlich (D)
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Anurag Basu (Anruga Bose)

Thriller

Erotik * * *

Spannung * *

Trade Classification: Superhit

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M u s a f i r

Reviewed 23.12.04

Indien 2004 Der Betrüger Lucky (Anil Kapoor) zieht noch einen Coup durch, bevor er mit seiner Freundin Lara (Koena Mitra) in den verdienten Ruhestand geht. Doch dummerweise nehmen er und seine Kumpanen den falschen Mann aus: Er arbeitet für den Gangsterboss Bila (Sanjay Dutt). Bilabhai tötet Luckys Mitstreiter und heuert ihn für einen Job an. Er soll nach Goa fahren und von Whacko Jacko (Shakti Kapoor) eine Tasche voller Geld übernehmen. Auf der Rückreise erblickt er die schöne Sam (Smeera Reddy). Sie hat eine Panne, weshalb Lucky sie heimfährt. Bevor die zwei intim werden können, kommt jedoch ihr Mann nach Hause, der durchgeknallte Looka (Mahesh Manjrekar). Der bittet Lucky, Sam für ihn zu töten. Beide tischen dem Gauner eine Story auf, die ihn auf ihre Seite holen soll. Wen soll er töten? Wen übers Ohr hauen? Und wie wird er Bila los und den irren Cop Tiger (Aditya Pancholi)?
Da sass ich nun und hoffte auf einen Film der etwas anderen Art. Sanjay Gupta mag schliesslich nicht gerade ein guter Regisseur sein, aber einer, der mit viel Stil freche Themen aufs Pakett bringt. Doch schon bald beschlich mich das Gefühl, ich kenne diesen Plot. Das gibts bei etlichen Bollywood-Filmen. Und plötzlich wars ganz klar: Confidence von James Foley. Ich habe mich gerade darauf eingestellt, eine 1:1-Kopie dieses Films zu sehen, da kommen nach 25 Minuten die Credits und die Handlung macht eine Kurve hin zu einem anderen Film: Oliver Stones "U-Turn". So läuft das in Bollywood. Man schreibt keine Drehbücher, man klaut sie sich zusammen. Das gilt vor allem für Sanjay Gupta, der schon die Werke von Quentin Tarantino bis John Woo geplündert hat.
Aber der Volksmund sagt ja so schön: besser gut geklaut als schlecht erfunden. Doch selbst damit kann "Musafir" nicht dienen. Es ist ein weiterer Stil-vor-Substanz-Thriller, wie sie in letzter Zeit die Hindi-Filmindustrie überschwemmen. Anstatt konstant mit Farbverfremdungen, Jump-Cuts, Zeitraffern und sonstigen Spielereien zu hantieren, sollte Gupta lieber seine zusammegewürfelte Geschichte logisch und spannend erzählen. Sie weicht zwar von "U-Turn" ab, aber erreicht weder dessen Cleverness noch dessen dreckige Boshaftigkeit. Dafür wirft Gupta mit schlecht arrangierten Rückblenden um sich und weiss nicht im Ansatz, wie man Spannung generiert. Ich habe noch selten einen so langweiligen Thriller gesehen, bei dem ledigilich alle narzistischen Figuren in Zeitlupe durch die Gegend stolzieren und möchtegern-coole Dialoge aufsagen. Spannung? Denkste. Emotionen? Nicht die Bohne. Ja selbst an Action fehlt es und wenn Sanjay Dutts Figur gegen Schluss meint, der Film sei bald fertig und man habe noch keine Action gesehen, dann kann man eigentlich bloss nicken. Eine etwa halbstündige Passage des Films, die aus mehreren blau gefärbten Rückblenden besteht, erzählt aus zwei Sichtweisen, wie Sam an Tiger gelangte und was er mit ihr Schändliches trieb. Beide erzählen de Plot Lucky und so wechselt der Inhalt des Erzählten alle paar Minuten. Eine reizvolle Idee, die sich aber schnell tot läuft. Und wenn Gupta beim drastischen "Finale" dieses inzestös-pädophilen Subplots ankommt, ist alle Dramatik verflogen. Was immer Gupta mit dieser halben Stunde erreichen wollte, es kommt nicht rüber.
Was kriegt "Musafir" denn überhaupt hin? Dies Werbeclip-mässige, hyperstilisierte Coolness-Ästhetik. Anil Kapoors neuer Look ist wirklich heiss und Sanjay Dutt einmal mehr badass. Das passt zum Gangsta-Stil. Ein paar Minuten lang ist das ja eben auch ganz hübsch. Noch vor dem Vorspann darf Sanjay Dutt seinen ersten Auftritt in der Hauptstory haben. Gehüllt in einen langen Mantel, es regnet in Strömen und die dunkeln Bilder zeigen nur die Silhouetten der Charaktere. Dazu die Musik von "
Koyaanisqatsi" - übrigens Sanjays Leitmotiv im Film. Dieses Arrangement ist wirklich cool. Doch danach wiederholt Gupta derartige Szenen ad absurdum. Monochrome Bilder, blau-getränkte Nacht-Shots. Danach tun einem die Augen weh, denn Gupta macht das nicht stilistisch wie ein Steven Soderbergh, sondern er kleckert. Er kann Farben verändern, er kann cool cutten. Dann macht ers halt. Der Rest muss hinten anstehen.
Wo diese Technik hingegen funktioniert, sind die Songs. Für einen Thriller gibts etwas gar viele, aber alle sind knisternd sexy und recht gut. Noch im Prolog lässt der hübsche Dance-Track "Sun Suniyo Suniyo" eine geile Autowasch-Nummer von Debütantin Koena Mitra abziehen. Es folgen die Credits mit "Apna Bas Ex", bei dem Sunjay Dutt selber singt. Ein richtiger Zuhälter-Song. Wems gefällt. Die cool getanzte Goa-Dance-Nummer "Ish Kabhi Kario Na" zeigt wiederum spärlich bekleidete Girls mit zuckenden Leibern, gleiches gilt für "Door Se Paas", der leider mit längst aus der Mode gekommener Stimmverfremdung arbeitet. "Sakki Sakki Ro" ist die wohl beste Tanznummer im Soundtrack und natürlich auch sexy inszeniert. Den Abschluss machen zwei Versionen der mässigen Ballade "Mein Koi Kabhi".
Letztendlich kann ich nicht drumrumreden: "Musafir" hat mich enttäuscht. Ein paar Überraschungen hats drin, so etwa ein richtiger Kuss von Anil Kapoor und witzige Bollywood-Insider-Gags (wohl auch die in der Tradition von Quentin Tarantino). Und auch die Schauspieler agieren ganz nett. Doch das ununterbrochene Stilgewitter zeugt von mangelndem Talent seitens des Filmemachers. Sanjay Gupta kann keine Geschichte erzählen und sich bei den Stilmitteln nicht zügeln. Er will einfach nur Coolness und Machismo. Das erreicht er zeitweise. Doch der Preis dafür ist viel zu hoch.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Sanjay Gupta

Thriller

Action *

Spannung *

Trade Classification: Average

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M u s k a a n

Reviewed 25.4.04

Indien 2004 Sameer Oberoi (Aftab Shivdasani) ist ein erfolgreicher Modedesigner in Mumbai. Der Junggeselle ist eng befreundet mir Sharad (Praveen Dabas), dem schwulen Satin (Vrijesh Hirjee) und Shika (Anjala Zaveri). Fünfte im Bunde ist Model Javni (Neha), Tochter eines Geschäftsmannes - und hoffnungslos in Smaeer verliebt. Doch er sieht ihre Liebe nicht. Eines Tages verwählt sich Sameer beim Telefonieren und hat Muskaan (Gracy Singh) am Draht. Die beiden beenden das Gespräch im Streit. Sameer ruft nochmals an, um sich zu entschuldigen. Obwohl die beiden nicht einmal ihre Namen kennen, freunden sie sich an. Am 1. Januar verabreden sie sich, um sich gegenseitig ihre Gefühle zu offenbaren. Bis dahin verreist Sameer nach Simla. Dort landet Muskaan. Prompt stossen die zwei aufeinander und verkrachen sich, ohne zu ahnen, wen sie vor sich haben ...
Rohit Nayyar und Manish Sharma arbeiteten schon bei einigen Filmen zusammen als Assistenz-Regisseure (u.a. bei Dhaai Akshar Prem Ke). Mit "Muskaan" geben sie nun ihr Regiedebüt unter dem Doppelnamen Rohit-Manish. Anscheinend konnten sich die beiden auch nicht entscheiden, ob sie eine Liebeskomödie oder ein Thrillerdrama drehen wollten. Lange Zeit sieht "Muskaan" aus wie ein gängiger Bollywood-Liebesfilm. Gerade als man denkt, der Film mache in etwa die Handlung von" Sleepless in Seattle" durch, entwickelt sich ein Thriller-Plot. Und der ist grauenhaft unausgegoren. Ich war zwar vom Twist überrascht, aber er macht nicht viel Sinn.
Daneben gibt es noch weitere Handlungsstränge, die uninspiriert auftauchen und einfach wieder fallen gelassen werden - bestes Beispiel ist der Plot mit dem Buben, der bald sterben muss. Völlig doof eingefädelt und für die Story unwichtig. Rohit-Manish wollten wohl bloss eine akzeptable Lauflänge zustande bringen. Doch es reichte dennoch nur für 127 Minuten. Auch die Songs sind in der ersten Hälfte wohl nur Füllmaterial. Vier Nummern in nur 40 Minuten. Das ist happig. "Phir Tumhari Yaad Aayee" ist öde, aber hübsch gefilmt. "Mujhe Ishq Hua" ist stylish, aber Aftab hat in dem Song definitiv Übergewicht und versteckt sich in dicken Klamotten. Es folgen der unspektakuläre "Kabhi Jaage Jaye" mit Schweizer Szenen und die Routinenummer "Jaaneman Chupke Chupke I" auf Schweizer Berggipfeln. Der zweite Teil der selben Nummer ist ganz hübsch, die Ballade "Maine Jisko Pyar Kiya Hi" kannte ich aus dem Trailer und ist recht gefällig. Der Abschluss bildet der 08/15-Track "Ishq Hasata Hai". Die Songs sind als Ganzes ganz unterhaltsam - aber zum einen sind es zu viele und zum anderen sind sie zu unspektakulär.
Die Akteure sind nicht viel besser. Aftab wirkt lustlos und Gracy hat etwas Mühe mit dem Vermitteln von Emotionen. Sie sieht zudem aus wie ein Land-Mädchen aus und nicht wie ein College-Girl. "Muskaan" wirkt so einfach zu unausgereift. Mässige Akteure, mässige Songs, mässige Inszenierung und plumpes Vermischen verschiedener Genres. Als Film ein ziemlicher Reinfall ...

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Hindi 5.1. mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Regie: Rohit-Manish (Rohit Nayyar, Manish Sharma)

Liebesfilm

Humor *

Spannung *

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