Mittellange Kritiken 2002 (A-N)
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Ich habe weder Platz noch Zeit, allen Filmen eine eigene Seite zu widmen. Andererseits sind Ein-Satz-Kritiken für viele Filme auch wieder zu schade. Deshalb hier, für ein paar ausgewählte Filme, mittellange Kritiken. Achtung: Warten, bis die Seite ganz geladen ist. Lange Wartezeit.
Die
Filme:
8 femmes, 8 Mile, 28 Days Later, 40 Days and 40 Nights
About a Boy, About Schmidt, Adaptation., The Adventures of Pluto
Nash, À
la folie... pas du tout, Ali G indahouse, Analyze That, Auto
Focus
Bad Company, The Banger Sisters, Below, Bend It Like Beckham, Big Fat Liar, Big
Trouble, Blood
Work, Blue
Crush, Boat
Trip, Bowling
for Columbine,
Bubba Ho-tep
Cabin Fever, Changing Lanes , Cheats, Chicago, Cidade de Deus (City of
God), Collateral Damage, The Count of Monte Cristo, El crimen del padre Amaro, The Crocodile Hunter, Cypher
The Dangerous Lives of Altar Boys, Death to Smoochy, Dirty Pretty Things, Divine Secrets of the Ya-Ya
Sisterhood,
Dog Soldiers
Enough, Equilibrium, E.T. - The
Extra-Terrestrial (20th Anniversary Edition), Extreme Ops
Far From Heaven, Femme Fatale, The
Four Feathers, Frailty, Frida
Garage Days, Ghost Ship, The Guru
Hable con ella, Halloween: Resurrection, Hart's War, Heaven, High
Crimes, Hollywood
Ending, The
Hot Chick,
The Hours
Ice Age, Igby Goes Down, In America, Insomnia, Irréversible, I Spy, Jackass - the Movie
Ken Park, Knallharte Jungs,
Kung Pow: Enter the Fist
L.I.E., Like
Mike,
Lilja 4-Ever, Lilo
& Stitch
The Magdalene Sisters, Maid in Manhattan, May, Mr. Deeds, Murder by Numbers, My Big Fat Greek Wedding, My Little Eye
Narc, The New Guy, Nicholas Nickleby
Regie: François
Ozon
Mit: Catherine
Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart, Virginie Ledoyen,
Fanny Ardant, Danielle Darrieux, Ludivine Sagnier
Ich bin ein riesiger Fan von François Ozons schrägen Filmen, seinem exzessiven "Sitcom" und seinem höchst homoerotischen Märchen "Les amants criminels". In diesen Filmen zeigt er geradezu Almodovar'sche Fähigkeiten. Seine "ernsten" Filme haben mich bislang nicht interessiert (ich habe etwa "Sous le sable" nie gesehen) - nun kommt "8 femmes", eine Art Mix aus dem Schabernack-Ozon und dem "erwachsenen" Ozon. Dennoch: Der Film ist zweifellos schräg. Da brechen alle 8 Frauen je einmal in Songs aus, da wird hysterisch getan, da gibt es keinen Mann im Film (nur "das Opfer" - stets von hinten gezeigt) und es gibt keinen Hetero-Sex. In "Sitcom" und "Les amants criminels" dominierte Schwulenerotik, in "8 femmes" Lesbenerotik - und das mit einigen der grössten Stars Frankreichs! So etwas kann sich nur Ozon erlauben. Daneben ist Emmanuelle Béart verdammt erotisch. Aber irgendwie scheint Ozon sich eingeengt zu fühlen. Er experimentiert hie und da mit Farben, aber wirklich ausbrechen, wirklich etwas Derbes, Innovatives oder Abgefahrenes anstellen - das tut er hier nicht. Dies wird wohl der Film sein, der ihn bei Kritikern zum Star macht. Ich hoffe dagegen schwer, er macht nun wieder etwas richtig Geiles ... "Sitcom 2"? Oh ja bitte!
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie und
Produktion: Curtis Hanson
Mit: Eminem,
Mekhi Phifer, Kim Basinger, Brittany Murphy, Eugene Byrd, Evan
Jones, Omar Benson Miller
Ich kann mit Eminem nichts anfangen. Schön, dass er Erfolg hat, aber wie er von einigen Fans zum Gott erklärt wird, ist für mich nicht nachvollziehbar. Nun, da das aus dem Weg ist und ich mich gleich völlig unbeliebt gemacht habe, kann ich mich entspannter seinem Schauspieldebüt widmen. "8 Mile". Ja, der Film ist gut. Auch unser weisser Lieblingsrapper ist gut - obwohl oder gerade weil er nicht viel zu tun hat. Aber nun erst Mal der Reihe nach. Ich habe Mühe mit Stars, die nur durch Beleidigungen, Nörgeleien und Aggressionen bekannt wurden. Eminem gehört in diese Kategorie. Und heute, da er soviel Kohle scheffelt, ist er zu allem auch noch unglaubwürdig. Ein Reicher, der glaubt, er rede für die Armen? Aggressive Reden, Homophobie und Frauenverachtung? Hmmm, hört sich an wie Christoph Blocher. Na ja, Eminem sieht wenigstens besser aus, als der Geiferspucker der SVP ... ich schweife ab. Am besten ich zitiere etwas, was ich unlängst im HSX-Filmforum gelesen habe:
"Now [Rap]'s just a bunch of stereotypes who look exactly alike blabbing about how big their rims are, how dope they are and how they'll change the game, or how many bitches they poured cristal on. It's a fucking joke." Das bringt es auf den Punkt. Rap ist eine Industrie geworden voller sexistischer Möchtegern-Tough-Guys, die via vermeintlicher Ghetto-Erfahrungen ihre negativen Vibes aussenden. Eminem gehört auch in diese Schubalde. Seine Musik find ich eigentlich OK (er hat einige echt gute Songs), aber sein "Attitude" hat mir schon nach kürzester Zeit abgelöscht. Die ganze Eminem-Moby-Blödelei hat dem Witz noch die Krone aufgesetzt. Nun will Eminem anscheinend softer werden und "8 Mile" ist ein grosser Schritt in diese Richtung. In dem Film von Curtis Hanson ("L.A. Confidential") spielt Eminem den White-Trash-Boy Rabbit - oder anders gesagt: Er spielt sich selbst. Mit seinen Homeboys hängt er in Detroit rum, verdient etwas Kohle in einer Autofabrik, rammelt zwischendurch Brittany Murphy, verprügelt den Lover seiner Mutter (Kim Basinger) und rappt gegen die Motherfuckers einer anderen Gang. Ghetto-Alltag, möchte man meinen. Hanson beschönigt nicht, aber die Gossen-Verehrung nimmt manchmal etwas seltsame Züge an. Proud to be poor - wo bleiben Kenny und Cartman, wenn man sie braucht?
Wie kann man die Handlung kurz
umschreiben? "Flashdance" für die Homeboy-Generation.
Oder wer nicht mit dem Bruckheimer-Tanzvehikel assoziieren will:
"Rocky" für die Rap-Generation. Und nein, das ist
nicht böse gemeint, denn immerhin sind solche Aufsteigerstories
noch immer sehr liebenswert und fürs Publikum ein Aufsteller.
Selbst wenn sie in Detroit spielen. Und obwohl ich nun etliche
Zeilen lang gelästert habe (und noch weiter machen könnte mit
"der Film ist voraussehbar", "Brittany Murphys
Rolle ist primitiv") kann ich doch gar nicht anders, als den
Film empfehlen ...
Curtis Hanson inszeniert mit
sicherer Hand, die Musik (Hip Hop von ca. 1995) ist geil, Eminem
ist sehr charismatisch, Kim Basinger ist als Trailer-Trash-Mutter
brillant, Mekhi Phifer ist als Eminems "Onkel
Tom"-Freund (Zitat Film) sehr gut und auch die anderen im
Cast überzeugen. "8 Mile" ist nicht grosses Kino, aber
einfach sehr gefällig. Man lässt sich gerne auf diesen Rap-Ride
mitnehmen. Und wie erwähnt: Eminem ist charismatisch. Ob er ein
guter Schauspieler ist, hat er noch nicht bewiesen, denn er
verzieht kaum eine Miene. Er spielt sich ja eben doch fast selbst
und das kann er logischerweise gut. Man hat oft das Gefühl, es
brodle in ihm, dann aber wieder, dass er ein netter Kerl sei.
Wenn er den blöden Lover seiner Mom verprügelt, kriegt man ein
bisschen von der härteren Seite mit, die sonst nur angedeutet
wird.
Damit das Drama nicht allzu trocken wird, gibts natürlich viel Rap und auch Humor. Eine lustige Szene lässt Kim Basinger Filmsohn Eminem ihre Sexprobleme erklären. Ew, Mamma, das will man nicht hören. Und wenn wir schon bei Sex sind: Die Sexszene zwischen Eminem und Brittany Murphy passt gut. Sie ist etwas lang, aber in ihrer Unromantik sehr echt. Wie Brittany ihre Hand ableckt erinnert fast ein wenig an die Art, wie Linda Fiorentino in "The Last Seduction" an den Sex rangeht.
Um zum Schluss zu kommen: "8 Mile" ist selbst für Eminem-Hasser sehenswert. Gut gespielt und inszeniert. Er wird das Eminem-Mythos sicher noch zementieren. Was ist autobiografisch, was nicht? Die Grenzen werden bald verschwimmen. Und wenn ich etwas Peinliches ausmachen müsste, wäre es, wie lieb Eminem im Film zu Frauen, Schwulen und Kindern ist. Das meine ich mit "er wird soft". Fast um zu beweisen, dass er eben kein Rüpel ist. Bloss aus Publicity-Gründen? Wird er wirklich weich? Oder war er gar immer so? Nun, um ehrlich zu sein, es interessiert mich nicht gross. Ich mag den Kerl zwar um einiges besser, als vor dem Film, aber was er tut oder nicht tut geht mir noch immer ziemlich am Arsch vorbei ...
1 "Oscar": Song
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie: Danny Bolye
Buch: Alex
Garland
Mit: Cillian
Murphy, Naomie Harris, Megan Burns, Brendan Gleeson, Christopher
Eccleston, Noah Huntley
"28 Days Later" bringt das Team von "The Beach" wieder zusammen - Regisseur Danny Bolye ("Trainspotting"), Autor Alex Garland und Produzent Andrew Macdonald. Dazu den Dogma-95-Kameramann Anthony Dod Mantle ("Mifune") und fertig ist ... na ja, was eigentlich? "28 Days Later" ist ein Horrorfilm. Eine Seuche bricht aus, die die Menschen zu aggressiven Tötungsmaschinen macht. Sobald man mit einem Tropfen ihres Blutes in Berührung kommt, ist man selbst infiziert. Aha, Zombies also? Nicht ganz. Die Monster in dem Film sind keine Untoten. Sie leben - aber sind infiziert. Deshalb gibt es auch ein paar frappante Unterschiede, der grösste ist der, dass die Infizierten schnell und flink sind, nicht langsam und schleichend wie die Zombies. Klar sehen sie etwa gleich aus, zeigen die selbe Lust nach Fleisch und übertragen ihre Krankheit gleich - doch bei "28 Days Later" kann man technisch nicht von einem Zombiefilm reden.
Was die Sache nicht einfacher macht, ist, dass Doyle & Co. sich ganz klar an den Filmen von George Romero orientieren. Also an Zombiefilmen. Dazu noch ein bisschen Endzeitstimmung à la "The Omega Man". Eigentlich klasse Voraussetzungen für einen tollen Film, zumal er blendend fotografiert ist, mit einem (nur leicht) wackligen Bild, ausgewaschenen Farben und teils extrem hektischen Szenen bei Angriffen von Zo... sorry, Infizierten. Am Anfang gibt es ein paar fast tonlose Sequenzen im ausgestorbenen London. Sehr bedohlich und faszinierend. Und auch die Darsteller sind gut. Sie spielen ein paar Überlebende, die versuchen, auch am Leben zu bleiben. Unter ihnen Hauptdarsteller Cillian Murphy (spielt toll) und Brendan Gleeson.
Leider ist die zweite Hälfte nicht mehr annähernd so gut. Es werden Soldaten eingeführt (u.a. Christopher Eccleston), die von seltsamen Motiven getrieben werden und dem Film einen neuen Twist geben. Aber einen nicht allzu überzeugenden. Klar ist die Idee noch fies, weshalb die Soldaten die Überlebenden hergelockt haben, doch Doyle & Co. machen zuwenig daraus. Bald gibt es den nächsten Angriff, die Story ist vergessen. Dafür gibt es dann ein paar Szenen, in denen Murphys Charakter sozusagen infiziert wird. Nicht durch den Virus, aber durch Rache. Das ist ein interessanter kleiner Nebenplot - doch auch der wird nicht auasgereizt. Und dann dieses Ende. So doof. Ich verrate viel, wenn ich sage, es sei fast ein Happy End - aber schliesslich solltet ihr ja vorgewarnt sein. Es passt echt nicht zum Film. Da sind sogar ähnlich gelagerte Enden wie Resident Evil oder Kaïro konsequenter. Echt, ich war masslos enttäuscht. Zusammen mit der verhedderten zweiten Hälfte kriegt "28 Days Later" zwar noch seine 3 Sterne - doch ich hätte mehr erwartet.
"28 Days Later" ist spannend, bedrohlich und an manchen Stellen extrem unheimlich (diese Infizierten sind genial scheusslich). Zudem ist der visuelle Stil angepasst düster und gestylt. Auch gespielt ist der Film gut. Doch ein paar Logikprobleme sowie eine schwache zweite Hälfte lassen das Werk nie richtig atmen, nie ganz zu dem werden, was man sich erhofft. Selbst Zombie-Fans (ja ich weiss, es sind keine Zombies ...) werden enttäuscht, da es nur 3-4 richtig harte Angriffe gibt. Die sind zwar sehr brutal, aber erwartet kein Entweidungs-Epos à la Romero. Schade, dass es nicht gereicht hat, denn ich bin ein ziemlicher Fan von Danny Boyle. Ja, ich fand sogar "The Beach" sehr gut. "28 Days Later" hat seine Momente. Hat das Zeug zu einem Klassefilm - nutzt aber seine Chancen viel zu selten ...
BBC (GB) 3/5
Total Film
(GB) 4/5
imdb
40 Days and 40 Nights USA 2002
Regie: Michael
Lehmann
Mit: Josh
Hartnett, Shannyn Sossamon, Paulo Costanzo, Adam Trese, Vinessa
Shaw
Matt (Josh Hartnett) war lange mit
seiner Traumfrau zusammen. Dann verlässt sie ihn und Matt
stürzt sich in Affäre nach Affäre. Sex, Sex, Sex. Bis er
merkt, dass es so nicht mehr weitergehen kann: Er auferlegt sich
selbst ein Gelübde, 40 Tage lang keinen Sex mehr zu haben. In
keiner Form. Nicht einmal mehr Selbstbefriedigung. Sind wir nicht
alle mal in der Phase? Na ja, nicht wirklich. OK, die meisten von
uns sehen auch nicht aus, wie Josh Hartnett. Wie auch immer,
seine Matt-Figur ist ein absolutes Kunstprodukt. Solche Typen
gibs echt nur im Film. Oder wie seine Freunde sagen:
"Männer sind dazu designt, den Samen in der Welt zu
verstreuen." - Sexenthaltsamkeit. Pfff ... andererseits,
wenn man mal darüber hinweg ist, dass Josh hier die beste Zeit
seines Lebens an den Nagel hängt, ist die Ausgangslage
eigentlich verdammt witzig. Das liegt v.a. am guten Timing von
Regisseur Michael Lehmann ("Heathers"), aber auch an
den erfrischenden Schauspielern. Es wurde ja langsam Zeit kriegt
Posterboy Hartnett seine eigene Romantic Comedy. Zum Glück nicht
eine à la Freddie Prinze Jr. Der Film stammt ja immerhin von
Working Title, der Firma hinter "Fargo" oder
"Notting Hill". Neben Hartnett glänzen die süsse
Shannyn Sossamon ("A Knight's Tale") und Paulo Costanzo
("American Pie").
Das Thema legt natürlich auch
nahe, dass der Film ziemlich sexy ist. In der Tat. Ich spreche
dabei nicht etwa von Joshs Oberkörper (ja, ok, der ist nicht
schlecht) sondern von den vieeeeeelen fast angezogenen (na ja
also Mini-Jupe heisst das nicht mehr, oder?) Frauen.
Yummi. Aber eben, Matt gibt diese Welt auf. Yeah right. Ich komme
zum Punkt: Unterhaltsame, leichte Komödie mit viel Hartnett,
viel schönen Frauen (au weia, alleine die Szene auf dem Kopierer
ist den Eintritt wert :) - und erst zum Schluss ein paar
Peinlichkeiten. Ja, ich rede von Joshs über-Erregtheit, die er
am Schluss in den Hosen hat. Sorry: an den Tag legt. Das war dann
doch etwas zu viel ...
Bestellt die DVD hier.
Roger Ebert
(USA) 3/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
Tele (CH) 2/4
imdb
Regie und Buch:
Chris & Paul Weitz
Romanvorlage
und Executive Producer: Nick Hornby
Mit: Hugh
Grant, Nicholas Hoult, Toni Collette, Rachel Weisz, Sharon Small,
Madison Cook, Nicholas Hutchison, Augustus Prew
Ich habe mich spontan in diesen
Film verliebt. Er ist das bisher charmanteste Werk des Jahres -
und dies liegt ausgerechnet an Hugh Grant, einem Schauspieler,
den ich immer recht gut fand, der mich wegen seinen Mannerismen
aber auch des öfteren aufgeregt hat. Doch schon in "Bridget
Jones's Diary" gefiel er mir und in "About a Boy"
ist er eine wahre Wucht. Sein komödiantisches Timing ist
grossartig - nur ein Beispiel: Die Szene, in der er eine Freundin
fallen lassen will und sie ihm zum Glück zuerst den Laufpass
gibt, ist göttlich. Allein seine Gesichtsausdrücke.
Der Streifen basiert auf dem
Bestseller von Nick Hornby ("High Fidelity") und
erzählt von einem reichen Single-Schnösel (Grant), der mit
Beziehungen, Bindungen und Kindern überhaupt nichts anfangen
kann. Um Frauen aufzureissen geht er sogar zu einem
Alleinerziehende-Eltern-Treffen und lügt einen Sohn vor. Das
Ganze endet in der Freundschaft zu einem Buben (Nicholas Hoult),
dessen Mutter (Toni Collette) suizidgefährdet ist. Ehrlich
gesagt macht mir eine solche Ausgangslage Angst. Meist ist es so,
dass ein Mann sein göttlich schönes Single-Leben aufgibt, um
eine läppische Familie zu gründen. Das sei dann das wahre
Glück. Bei solchen Storys kommt mir natürlich das Kotzen. Doch
"About a Boy" machts anders. Grant ist als Supersingle
nämlich verdammt liebenswert (obwohl er ja ein Arsch ist) - ich
konnte mich mit ihm identifizieren. Na ja ich bin nicht halb so
cool (und reich) wie sein Charakter Will, aber ich denke, viele
Männer zwischen 20 und 40 können sich mit Will identifizieren.
Eine Stärke Hornbys, was auch hilft, den zweiten, weniger
witzigen Teil, zu akzeptieren.
Doch zurück zum ersten Teil:
Der ist zum Schreien komisch. Grosses Lob gebührt den
Regisseuren Chris & Paul Weitz. Das Regie-Brüderpaar von
"American Pie" hat die Handlung mit
Voice-Over-Kommentaren von Hugh Grant und Nicholas Hoult
unterlegt, deren Kontrastierung mit a) dem was sie selbst sagen
und b) dem was der andere gerade denkt einfach bombastisch
funktioniert. Dazu Grants Charme und eine der rasantesten
Komödien der letzten Jahre ist geboren. Danach kommt jedoch mehr
und mehr Drama dazu. Es wird viele geben, die sagen, der Film
flache ab. Ja, stimmt. Aber nur leicht. Denn Wills
"Wandlung" passiert ohne Kitsch und ohne moralischen
Zeigfinger. So ists auch für Männer ertragbar. Überhaupt muss
eines gesagt sein: Dieser Film ist für Männer. Frauen werden
ihn lieben (v.a. Hugh Grant) und werden einige ihrer
Männer-Klischees bestätigt sehen - doch in Wahrheit ist der
Film nicht für sie. Wir Männer können oder wollen uns mit
Grant identifizieren. Wir wollen das sagen, was Grant sagt (wie
er Collette an den Kopf wirft, sie sei eine Hippie-Kuh, ist eine
wahre Erlösung). Will ist unser Guru und obwohl er
"nachgibt", funktioniert für uns eben auch die zweite
Hälfte. Denk ich. Ach und die Szenen mit Hoult (dem Buben) in
der Schule sind brillant. Das geht wirklich in Schulen ab und
Mütter wollen das wirklich manchmal nicht sehen. Ok, dass ein
hippes Girl Marcus (eben den Buben) unter ihre Fittiche nimmt,
mag dann schon eher Wunschdenken aller ausgestossenen
12-Jährigen sein, aber es fühlt sich gut an. Wie eh der ganze
Film.
Bevor ich hier noch
seitenweise schwärme geb ich euch einfach den Rat, euch den Film
zu schauen. Er ist ein ideales Date-Movie, das auch euch Männern
garantiert Spass macht. Und obwohl die eine oder andere Freundin
danach sticheln wird "Siehst du? Nur eine feste Beziehung
ist wahres Glück" wissen wir doch im Herzen: "About a
Boy" ist unser Film mit eine Botschaft an uns:
Beziehung ja - aber zu unseren Bedingungen :)
1 "Oscar"-Nomination: Adaptiertes Drehbuch
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Buch und Regie:
Alexander Payne
Mit: Jack Nicholson, Hope Davis, Dermot Mulroney, Kathy Bates,
Juen Squibb, Howard Hessemann, Connie Ray
Alexander Payne, Regisseur des subversiven Highschool-Films "Election", verhilft mit seiner Tragikomödie "About Schmidt" Jack Nicholson zu einer der besten Rollen seines Lebens. Als pensionierter Durchschnnittsamerikaner Warren Schmidt, dessen Frau stirbt und dessen Tochter einen Verlierer heiratet, verzichtet Nicholson auf all die hysterischen Macken, die er sonst in seinen Rollen zeigt, und bleibt erstaunlich reserviert. Nicht nur das, der sonst sehr virile und wortgewandte Star zeigt sich diesmal als Mann ohne Sex-Appeal, ohne Lebenslust, ohne Lebensziel und ohne geschliffenes Mundwerk. Oft starrt er hilflos in der Gegend rum und sucht nach den richtigen Worten, die ihm notabene nicht einfallen. Schmidt ist eine komische Figur, aber auch eine zutiefst tragische. Und wie Nicholson sie spielt, ist schlicht grandios. Was sein "Oscar"-Rivale Daniel-Day Lewis in Gangs of New York mit Power macht, macht Nicholson mit In-sich-Gekehrtheit. Jede noch so kleine Mimik sitzt, jede Träne rührt selbst zu Tränen und jeder innere Monolog ist voller hintergründiger Weisheit.
Das Geniale an "About Schmidt" ist, dass Schmidt dauernd verkündet, er werde nun seinem Leben neuen Sinn geben. Doch er schafft es nie. Kein Wunder, denn wenn Schmidt nach "seinem wahren Ich" sucht, wird er nie fündig: Es gibt keinen Schmidt, weil er nichts tut, nichts hat, nichts liebt. Er ist eine leblose Hülle - und genau das macht ihn ja so tragisch. Die Charaktere um ihn herum geben ihm hie und da einen Schupps, doch Schmidt ist bereits über den Punkt hinweg, an dem er noch etwas ändern könnte. Die Mutter seines zukünftigen Schwiegersohns (gespielt von einer mutigen und superben Kathy Bates) fasst ihn einmal am Knie an und Warren zieht zurück. Wieder eine Chance vertan. Der Frust, der sich aus dem gescheiterten Leben ergibt, lädt Schmidt bei einem Waisenkind ab: Er übernimmt die Patenschaft des 6-jährigen Ndugu aus Tansania und schreibt ihm lange Briefe, deren Inhalt er niemand anderem verraten würde. Z.B. über seine Frau: "Manchmal wache ich auf und frage mich, wer diese alte Frau in meinem Bett ist". Ndugu wird zum Frustventil für Schmidt. Und wenn Schmidt zum Schluss einen Brief von dem Buben kriegt, in dem nichts anderes ist, als ein simples Bild, bricht er in den Tränen aus. Wer dabei nicht selbst wässrige Augen bekommt, sollte seinen Herzschlag überprüfen. Nicholson beim Weinen - ein Augenblick fürs Kino-Jahrbuch.
Der Film endet zwar mit Tränen, aber auch schlagartig mit einem kleinen Lächeln. Mit Hoffnung. Ja, Schmidt hat wohl alle Chancen vertan, aber irgendwie will uns der alte Mann sagen: "Ihr habt noch eine Chance". Geniesst das Leben. Und gerade deshalb ist "About Schmidt" nicht nur Melancholie und Tragödie, sondern vor allem auch Hoffnung. Oder einfach ein ruhiger, wunderbarer Film mit Darstellern, die allesamt fantastisch sind. Besonders Nicholson. Her mit dem "Oscar"!
2 "Oscar"-Nominationen: Jack Nicholson, Kathy Bates
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
BBC (GB) 5/5
Cinema (D) 5/5
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie: Spike Jonze
Buch und Executive Producer: Charlie Kaufman
Mit: Nicolas
Cage, Meryl Streep, Chris Cooper, Tilda Swinton, Maggie
Gyllenhaal, Cara Seymour, Curtis Hanson, Judy Greer, Brian Cox,
Catherine Keener, John Malkovich
Jeder, der "Being John
Malkovich" gesehen hat, weiss ungefähr, was ihn bei
"Adaptation." erwartet, denn der
"Oscar"-nominierte Film stammt vom selben Regie- und
Autoren-Team: Spike Jonze und Charlie Kaufman.
"Adaptation." ist jedoch nicht wirklich Jonzes Film,
sondern gehört zwei anderen Männern: Kaufman und Nicolas Cage.
Der Film beginnt auf dem Set von "Being John
Malkovich", wo der Autor Charlie Kaufman (gespielt von
Nicolas Cage) herumhängt. Schon diese ersten paar Minuten sind
brillant. Auf der einen Seite ist Cage, übergewichtig mit
schütterem Haar und ausdrucksloser Mine. Eine (Anti)-Augenweide.
Und dann spielt er Kaufman, jenen realen Drehbuchautor von
"Being John Malkovich", der eben auch
"Adaptation." geschrieben hat. Ist der Film also
Charlies Autobiografie? Nun, nicht ganz. Genau genommen ist es
eben eine Adaption ...
Charlie Kaufman versuchte
nämlich vor Jahren, den Roman "The Orchid Thief" von
Susan Orlean zu adaptieren. Er scheiterte ... doch irgendwann
packte er hinein, wie er scheiterte. Also wie er
versuchte, den Roman zu adaptieren. Somit existiert
"Adaptation." auf mehreren Ebenen: Wir haben Meryl
Streep, die Susan Orlean spielt. Wir haben Nicolas Cage, der
Charlie Kaufman spielt - und versucht, Orleans Roman zu
adaptieren. Und dann haben wir noch Donald Kaufman, Charlies
fiktiven Zwillingsbruder (auch Cage), der kommerzielle Skripts
schreibt ... ach, wieso versuch ich überhaupt, den Plot zu
erklären. Seht euch den Film einfach an. Das Reizvollste sind
nämlich diese Verschmelzungen der Realitätsebenen. Köstlich
gemacht von Jonze, hervorragend gespielt von Cage, Streep und
Chris Cooper.
Einmal im Film hat Charlies
Akt des Drehbuchschreibens die filmische Realität eingeholt.
Blöde gesagt: Charlie tippt genau das, was er gerade denkt - und
von da an gehts abwärts. Vorher war man Zeuge, wie Charlie
langsam einfällt, wie er sein Drehbuch schreiben sollte. Und man
erinnert sich, dass dieses Drehbuch ja jenes ist, das von Jonze
verfilmt wurde. Man hat also die Monologe und Einstellungen schon
am Anfang von "Adaptation." gehört bzw. gesehen. Das
ist alles ungemein witzig. Gegen Schluss, wenn die Handlung ganz
in die Fiktion abgleitet, hat mich Jonze verloren. Ich weiss, was
er und Kaufman wollten: Sie wollten Donalds Einfluss auf Charlies
Drehbuch zeigen - der Film wird also immer kommerzieller. Liebe,
Sex, Action. Doch ich hätte mir dies viel innovativer und
spannender vorgestellt. So wie es in "Adaptation."
präsentiert wird, ist es eher ein Ausplätschern des Films. Der
Humor ist weg. "Adaptation." endet zwar auf mehreren
Ebenen gleichzeitig und man sinniert noch gerne über das
Gesehene nach, doch in meinen Augen ist das letzte Drittel
vergeigt. Wären da nicht die brillanten Darsteller, wäre
ich sogar richtig enttäuscht gewesen. Wie sagt Robert McKee (Brian
Cox) in "Adaptation."? "Das Ende macht den Film
aus". Hmmm ... wenn das so ist, kriegt
"Adaptation." halt trotz aller Cleverness und
narzistischer Selbstironie (das soll kein Widerspruch sein) nur 3
1/2 Sterne. Ein Kinoerlebnis der besonderen Art ist es dennoch
...
3 "Oscar"-Nominationen:
Adaptiertes Drehbuch, Nicolas Cage, Meryl Streep
1 "Oscar": Chris
Cooper
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Tele (CH) 3/4
Cinema (D) 5/5
imdb
The Adventures of Pluto Nash USA 2002
Regie: Ron
Underwood
Mit: Eddie
Murphy, Rosario Dawson, Randy Quaid, Joe Pantoliano, Luis Guzman,
Pam Grier, Jay Mohr, Peter Boyle, John Cleese, Burt Young, Alec
Baldwin
Diese Fakten tun einfach weh: "The Adventures of Pluto Nash" wurde 2001 fertig gestellt, bekam aber an Test-Vorführungen derart miese Noten, dass Regisseur Ron Underwood ("Tremors", "City Slickers") mehrere Re-Shoots vornahm. Als die 100 Millionen Dollar teure Sci-Fi-Komödie dann endlich ins Kino kam, spielte sie in den USA bloss 4.4 Millionen wieder ein. Damit reiht sich der Eddie-Murphy-Streifen in die Liste epochaler Flops à la "Heaven's Gate" oder "Cutthroat Island" ein. Diese beiden genannten Filme sind in meinen Augen aber gar nicht so übel - wie sieht es mit "Pluto Nash" aus? Auch ein übersehenes Juwel? Oh nein, dies ist einer der schlechteren Murphy-Filme und in Sachen Qualität bloss eine kleine Spur über 2001: A Space Travesty.
Es ist dennoch nicht alles übel an "Pluto Nash". Das Production Design mit der Stadt auf dem Mond ist recht gelungen, das Staraufgebot ist eindrücklich und die Musik von John Powell ("Chicken Run") ist ausgelassen Comic-mässig. Ähm ja. Das wärs aber eben leider. Der Katalog an Kritikpunkten ist um ein mehrfaches dicker. Die Akteure sind fast am einschlafen, niemand scheint sich gross für den Film herzugeben (Murphy, Pantoliano, Dawson, Grier sind am schlimmsten). Die Story ist schwach, die "grosse Auflösung" ein Furz. Die Effekte sind mässig, die Kameraarbeit oft auf B-Picture-Niveau. Die Gags zünden höchstens zu 10% - sogar der grosse John Cleese, der schon in etlichen Scheissfilmen ein kleines Highlight war, kriegt keine Chance, zu glänzen. So bleibt "Pluto Nash" bloss ein grosses buntes Knallbonbon. Nicht mehr. Aber er ist sicher nicht das Totaldesaster, für das es viele ansahen. Natürlich ist es einfach, auf einem so überwältigenden finanziellen KO-Schlag rumzureiten und klar ist er schwach - aber er hat kurze Momente der Unterhaltung. Wenn man die Erwartungen tief hält. Ganz tief ...
BBC (GB) 1/5
Total Film
(GB) 1/5
TV Spielfilm
(D) 1/3
imdb
À la folie... pas du tout F 2002
Regie und Buch:
Laetitia Colombani
Mit: Audrey
Tautou, Samuel Le Bihan, Isabelle Carré, Clément Sibony, Sophie
Guillemin
"À la folie... as du
tout" (deutsch: "Wahnsinnig verliebt") beginnt wie
eine Art "Amélie 2", nicht zuletzt wegen der süssen
"Amélie"-Darstellerin Audrey Tautou, die in einer
farbenfrohen, verliebten Welt herumtanzt. Doch langsam ziehen
Wolken auf und nach 40 Minuten kommt ein Twist, von dem man am
besten nicht viel weiss. Danach ist nichts mehr so, wie es mal
war - mehr zu verraten, würde den Spass verderben.
Regisseurin Laetitia Colombani
spielt geschickt mit subjektiver Wahrheit und schafft so einen
Liebesthriller, der zwar ein wenig konstruiert scheint, aber sehr
effektiv funktioniert. Zudem ist er gut gespielt und mit guter
Musik unterlegt - all dies macht ihn höchst sehenswert. Dennoch
würde ich den Film nicht allzu hoch einstufen (wie US-Kritiker
James Berardinelli auf 4 von 4 Sterne kommt, ist mir
schleierhaft), sondern einfach als ein nettes Gedankenspiel, dem
man sich 90 Minuten lang gerne hingibt.
James Berardinelli
(USA) 4/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie: Mark Mylod
Buch &
Executive Producer: Sacha Baron Cohen
Mit: Sacha Baron Cohen, Michael Gambon, Charles Dance, Kellie
Bright, Martin Freeman, Rhona Mitra, Barbara New, Naomi Campbell
"Keep It Real!" Englands
Kult-Komiker Ali G (Sacha Baron Cohen) wagt den Schritt auf die
grosse Leinwand - mit bescheidenem Erfolg. Das Regiedebüt von
Mark Mylord beginnt zwar zackig mit einer Parodie auf
US-Hood-Filme und schwenkt danach in Staines, wo Ali G die
berüchtigte Homie-Gang "West Staines Massive"
anführt, doch der Humor verflüchtigt sich bald. Zu Beginn ist
"Ali G Indahouse" tatsächlich lustig, wenn Cohen über
die Auswüchse der Hiphop-Kultur herzieht. Cohens Charakter, ein
weisser Vorort-Rapper mit Hormonüberschuss, schlechter Sprache
und grellen Marken-Kleidern, ist (wenn man ihn noch nicht kennt
und man sich erst an ihn gewöhnt hat) ja wirklich witzig. Die
Probleme beginnen mit der Story - sie gibt wenig her. Sie dient
lediglich als Aufhänger für infantile, sexistische,
rassistische Gags. Alles von Drogen über Tier-Sex und Anal-Sex
zu Schwulen-Sex, Zungen-Sex und Dirty-Talk ist hier dabei -
politisch herrlich inkorrekt. Die Schwulengags funktionieren am
besten und sind weniger gegen Schwule, als gegen das
Macho-Über-Testosteron-Gehabe der Goldkettchen-Posses gerichtet.
"Respect"! ... doch irgendwann läuft sich alles tot.
In der zweiten Hälfte habe
ich vielleicht fünf Mal gelacht und mich oft gelangweilt. Es
passiert nichts mehr Neues und der Film wird dadurch sehr sehr
anstrengend. Es zeigt sich, dass "Ali G" als Sketch
wunderbar funktioniert, aber zu dünn ist, um auf Spielfilmlänge
ausgedehnt zu werden. Da helfen Seitenhiebe auf britanniens
Polit-Szene nicht, da helfen die "fit bitches"
(=schöne Frauen) nichs. Der Schluss ist eh antiklimaktisch. Aber
was solls: Fans von Ali G. werden den Streifen eh lieben. Die
anderen müssen sich fragen, ob sie sich mit einem Film irgendwo
zwischen "Austin Powers", "Freddie Got
Fingered", Knallharte
Jungs und "Don't Be a
Menace to South Central While Drinking Your Juice in the
Hood" anfreunden könnten. Habt ihr gerade Lust auf
niedrigen Humor, geile Möpse, hüpfende Pimmel, guten Shit und
Posse-Talk, dann nichs wie rein. Aber denkt dran ... keep it real
and pass it on.
Tele (CH) 2/4
imdb
Regie und Buch:
Harold Ramis
Buch und
Executive Producer: Billy Crystal
Mit: Billy
Crystal, Robert De Niro, Lisa Kudrow, Joe Viterelli, Cathy
Moriarty, Anthony LaPaglia
"Analyze That" ist die Fortsetzung des 1999er-Überraschungshits "Analyze This". Vor und hinter der Kamera versammelte sich ungefähr das selbe Team - und das Resultat wird Fans nicht enttäuschen. Ein ausgesprochen gelungener Wurf ist "Analyze That" zwar nicht, aber er fällt gegenüber dem Vorläufer nur geringfügig ab. "Analyze This" war ja auch nicht mehr als eine bessere Sitcom mit ein paar hübschen Szenen und ein paar netten Mafioso-trifft-Psychiater-Gags. Aber er hatte vor allem etwas Neues: Robert De Niro als Komiker. Das war genial. Mittlerweile kennt man De Niro jedoch in solchen Rollen. Wenn nicht von "Analyze This", dann vom (besseren) "Meet the Parents". Dieser Novum-Faktor fällt bei "Analyze That" also weg.
Die Handlung ist eng an Teil eins angelehnt, nur dass diesmal Vitti (De Niro) der ist, der sich auf neuem Terrain befindet. Im ersten trat Sobel (Crystal) in eine ihm fremde Welt: Die Mafia. Diesmal kriegt es Vitti mit einer ganz fremdem Sache zu tun: Ehrlicher Arbeit. So beginnt eine Szene, in der Vitti ein Auto verkaufen muss, schlicht köstlich ("you can put three bodies in that trunk!"). Solche Sequenzen hat es einige, und sie sind es, die das Spass-Level stets recht hoch halten. Ab und zu gibt es Ausfälle (zu viele Penis-Jokes) und Durchhänger, doch wirklich schwach ist "Analyze That" nie. Es ist jedoch bezeichnend, dass die witzigsten Szenen in den Outtakes im Abspann zu finden sind. Ich merke, ich schlenkere hin und her. Das ist meist ein Zeichen davon, dass ich nicht richtig weiss, was zu bemängeln und was zu loben ist. Genau das ist hier der Fall. "Analyze That" garantiert einen netten Abend. Mehr nicht. Den Flop, den der Streifen in den USA hinlegte, hat er jedenfalls nicht verdient. Den "Oscar" aber natürlich genausowenig. Vielleicht wird es Zeit für De Niro, wieder etwas Neues zu versuchen. Er ist zwar lustig als Selbstparodie, aber irgendwann hat man auch das gesehen. Vielleicht sollte er nun mal wieder richtig tough sein ...?
Roger Ebert (USA)
2/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Regie: Paul
Schrader
Mit: Greg Kinnear, Willem Dafoe, Maria Bello, Rita Wilson, Ron
Leibman, Bruce Solomon
Paul Schraders "Auto Focus" porträtiert das Leben von Bob Crane, dem Hauptdarsteller der US-Comedyserie "Hogan's Heroes". Nach Cranes Ermordung im Jahr 1978 kam zum Vorschein, dass der abgehalfterte Schauspieler sexsüchtig war und all seine Eskapaden fotografierte und/oder auf Video aufnahm. Ein riesiges Archiv sexueller Ausschweifungen kam zum Vorschein - und Schrader, Autor solcher Klassiker wie "Taxi Driver" oder "Raging Bull", nutzte diese Ausgangslage für eine böse Biografie. Das Setting und das "Sex, Lies & Videotape"-Thema lassen Erinnerungen an die Filme "Boogie Nights" und "Blow" aufkommen, doch mir gefielen diese beiden Filme besser. Es ist dennoch faszinierend zu sehen, wie weit Crane in Perversionen abtauchte und wie weit ein von einigen Fans gefeiertes Idol fallen kann. Herrjeh, der Mann drehte tagsüber Filme für Disney und liess sich am Abend von zwei fremden Frauen eins blasen, während sein Freund John Carpenter ihn dabei filmte.
Crane wird gespielt von Greg Kinnear - und der "Oscar"-nominierte Schauspieler ("As Good as It Gets") war nie besser. Er wandelt sich vom lebensfrohen Jung-Akteur zum gebeutelten Mann, dessen Sexsucht ihm zwar viele schöne Stunden brachte (das gibt Schrader ja immerhin zu), ihn am Ende seines Lebens aber in eine Sackgasse manövrierte. Ebenso genial Willem Dafoe als Cranes Begleiter John Carpenter. Dafoe ist genial in den Szenen, in denen er mit dem Sex völlig leicht umgeht. In einer Sequenz etwa schaut sich Bob ein Video an, das sie während einer Orgie gedreht haben und sieht plötzlich etwas auf seinem Po. Er fragt, was das da auf seinem Arsch sei und Carpenter antwortet ganz gelassen "na meine Hand". Ja, es waren freizügige Zeiten, die 70er. Aber eben: Wer tollen Sex hat muss leiden, das könnte die unterschwellige Boschaft von "Auto Focus" sein - und das ist ein moralisierender Punkt, den ich nicht besonders mag an dem Werk. Zudem geschieht im Mittelteil Story-mässig relativ wenig. Wir wissen, dass Crane stets mit anderen Frauen Sex hat, aber das wird wieder und wieder gezeigt. Dank den tollen Akteuren gehen die Minuten schon vorbei, aber ich wünschte mir mehr Infos in dieser Zeit.
Die 3 Sterne holt "Auto Focus" aber dennoch mit Leichtigkeit. Fast hätte es gar zu 3½ gereicht, denn die Akteure sind brillant, Schrader inszeniert mit Humor und einem Gefühl für die Stimmung der 70's ... aber irgendwie blieb zum Schluss einfach nicht die Befriedigung zurück, die etwa "Boogie Nights" brachte. Wenn man all die superben Kritiken liest, die der Film bekommen hat, steh ich wohl alleine da mit meinem Vorbehalten. Für mich ein guter Film, aber sicher kein Meisterwerk.
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Total Film
(GB) 4/5
imdb
Regie: Joel
Schumacher
Produktion:
Jerry Bruckheimer, Mike Stenson
Mit: Anthony
Hopkins, Cgros Rock, Peter Stormare, Kerry Washington, Adoni
Maropis
"Bad Company" fiel an
den US-Kinokassen ziemlich durch. Die Produzenten (v.a. Jerry
Bruckheimer) hofften wohl auf einen Buddy-Komödien-Erfolg à la
"Rush Hour". Ok, hofft weiter. Das Problem ist nicht
einmal unbedingt Joel Schumacher, wie man annehmen könnte. Der
notorische Flop-Regisseur (der in meinen Augen einige sehr gute
Filme gedreht hat und sein Image zu Unrecht - oder wegen
"Batman & Robin" - trägt) tut das Beste mit der
hinlänglich bekannten Ausgangslage. Das Problem ist v.a. das
Drehbuch. Alles einfach durch und durch bekannt. Hopkins und Rock
zusammenzubringen, hört sich als Idee noch gut an, zahlt sich
aber kaum aus. Hopkins tut einem ein wenig Leid, wenn er billige
Dialoge aufsagen muss und Rock bringt gute One-Liner - aber
fürchterliche Dialoge, sobald sie etwas länger werden. Er ist
einfach nicht gut genug für mehr als einen Satz.
Was ist gut? Nun, die Musik
von Trevor Rabin ist auffällig und gut wie immer. Schumacher
baut einige spannende Szenen auf und was genau mit der Atombombe
passiert, ist ja auch recht involvierend. Aber mehr liegt bei
"Bad Company" nicht drin. Es ist keineswegs nicht der
Flop des Jahres - eher absolut unspektakuläres Mittelmass.
Roger Ebert (USA)
2/4
James
Berardinelli (USA) 1½/4
Tele (CH) 1/4
imdb
Regie und Buch:
Bob Dolman
Mit: Goldie
Hawn, Susan Sarandon, Geoffrey Rush, Erika Christensen, Eva
Amurri, Robin Thomas, Matthew Carey
In "Almost Famous" spielte Kate Hudson das Groupie Penny Lane. In "Banger Sisters" (aka. "Groupies Forever") spielt ihre Mutter Goldie Hawn nun auch ein Groupie - oder besser gesagt, ein ehemaliges. Goldie Hawn ist fast so gut wie ihr Töchterchen, sie strahlt vor Energie und ihr Humor ist ansteckend. Die 57 sieht man ihr jedenfalls nie und nimmer an. Im Film besucht sie ihre ehemalige beste Freundin, die sie 20 Jahre nicht gesehen hat - doch aus dem "Banger Sisters"-Groupie ist eine konservative, verklemmte Mutter geworden: Susan Sarandon. Und was nun passiert, kann man sich etwa denken, denn das Drehbuch von "Banger Sisters" ist wirklich nicht das Highlight des Films. Dieses sind klar die beiden älteren, aber noch immer wunderschönen Frauen. Hawn und Sarandon spielen dazu auch noch fantastisch und machen die nostalgische Komödie zum Genuss. Unausgearbeitete Nebencharakteren (v.a. Sarandons Mann, der gar nix zu sagen hat) und eine deftige Portion Kitsch und Klischees gegen Schluss, können das Vergnügen nur beschränkt verkleinern.
Und dann ist da noch Geoffrey Rush. Für den Film ist er zwar nicht nötig, aber er ist genial. Er spielt einen stoisch verklemmten und verstopften Drehbuchautor, der von Goldie unterwegs nach Phoenix aufgelesen wird. Die ersten Worte, die wir von ihm hören, sind, wie er sich erzürnt, dass zwei Fliegen auf seiner Hand kopuliert haben. Oh der Ärmste. Sein penibler Charakter ist eine Freude. Dass Goldie ihn tatsächlich so rannimmt, wie sie es tut (der "Handjob"-Dialog ist köstlich) ist zwar weit hergeholt, aber sehr witzig, dank der tollen Chemie von Hawn und Rush. Schaut euch den Film also wegen den Schauspielern und wegen dem nostalgisch-musikalischen Feeling an, das zwar nie an "Almost Famous" herankommt (er spielt ja auch nicht im "Damals" sondern im "Heute"), aber dennoch gute Laune macht.
PS: Susan Sarandons Töchter werden von Erika Christensen gespielt, die man aus "Traffic" kennt, und von Susans Tochter aus dem echten Leben, Eva Amurri.
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
BBC (GB) 3/5
imdb
Regie und Buch:
David Twohy
Buch und
Produktion: Darren Aronofsky
Mit: Matthew
Davis, Bruce Greenwood, Olivia Williams, Holt McCallany, Scott
Foley
Der US-Verleiher Dimension hat bei
der Vermarktung von "Below" ziemlich geschlampt. Als
Todesschuss wurde der Film auch noch in begrenzer Anzahl Kinos
gestartet, wodurch er das Budget nicht annähernd einspielen
konnte. Dabei wäre der Film ja gar nicht so schlecht und sorgt
für ein paar nette Gruselmomente. Die Idee zu der Mischung aus U-571
und "Poltergeist" hatte Requiem for a Dream-Genie Darren Aronofsky. Die Produzenten wollten
entschieden sich aber plötzlich für einen geradlinigeren
Horrorfilm und engagierten "Pitch Black"-Regisseur
David Twohy, der tatsächlich nicht an einen Aronofsky
herankommen kann, aber einen soliden Gruselfilm abliefert, der
interessanterweise an Bord eines US-U-Boots im Zweiten Weltkrieg
spielt.
Die Handlung rund um das
U-Boot, die Gefahr an Bord und die Spannungen unter den Männern
ist der aufregendere Teil. Die eingewobene Geistergeschichte hat
ihre Momente, aber wird letztendlich nicht einmal aufgelöst. Da
hätte man echt mehr rausholen können. So versucht sich
"Below" gar nicht darin, besonders neuartig oder
revolutionär zu sein, sondern begnügt sich damit, als solider
"Geisterschloss unter Wasser"-Film das Publikum für
100 Minuten zu unterhalten. Das ist ja ganz OK so. Wie genial der
Film unter Aronofsky herausgekommen wäre, kann hier aber nur
spekuliert werden ...
Roger Ebert (USA)
2½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Cinema (D) 3/5
imdb
Regie, Buch,
Produktion: Gurinder Chadha
Mit: Parminder
K. Nagra, Keira Knightley, Jonathan Rhys-Meyers, Anupam Kher,
Archie Panjabi, Shaznay Lewis, Shaheen Khan, Juliet Stevenson,
Ameet Chana
Die britische Komödie "Bend
It Like Beckham" ist ein wahrer Crowd Pleaser um Familie,
Freundschaft, Liebe, Chapatti ... und Fussball. Logo, bei dem
Titel. Der bezieht sich auf Beckhams gebogene Flankenschüsse -
und wie begeistert Protagonistin Jess (Parminder K. Nagra) von
ihnen ist. Sie himmelt den MU-Spieler David Beckham geradezu an.
Doch sie selbst spielt das Leder auch nicht schlecht, weshalb sie
von Jules (Keira Knightley) angefragt wird, ob sie nicht dem
Mädchen-Fussball-Team der Schule beitreten will. Da gibt es nur
ein Problem: Jess' Eltern (Shaheen Khan und
Bollywood-Nebendarsteller-Star Anupam Kher) stammen aus dem Punjab in Indien und können der
Idee, dass ihre Tochter einen Männersport in kurzen Hosen
spielt, nicht ausstehen. Zumal ihre zweite Tochter in Kürze
heiraten wird und jegliche Peinlichkeit die delikate Zeremonie
topedieren könnte ...
"Bend It Like
Beckham" lebt von einer ganzen Reihe Komponenten: Das ist
zum einen das Indien-Flair, dass dank Regisseurin Chadha, dem
Cast und dem Soundtrack schnell entsteht. Ein richtiger
Multikulti-Film. Zum anderen ist da natürlich der Fussball - und
selbst ich als Sport-Verachter muss sagen, er ist richtig gut
eingesetzt. Und nicht zuletzt sind da die Schauspieler: Parminder
K. Nagra ist in ihrem Leinwanddebüt super-liebenswert und in
Keira Knightley, die eine geradezu erschreckende Ähnlichkeit zur
jungen Winona Ryder aufweist, hab ich mich glatt verliebt.
Jonathan Rhys-Meyers als Trainer gefällt den Augen ebenfalls und
die Eltern von Jess und Jules sorgen für die meisten (oft
Culture-Crash-bedingten) Lacher. Mit diesen Zutaten gefällt der
Film garantiert.
Das soll nicht heissen, er sei
perfekt. Es gibt hie und da zuviele Kultur-Klischees, dann ist
der Film gute 15 Minuten zu lang und die Story ist von Anfang an
voraussehbar. Doch das verdirbt einem die Freuden an dem
Feel-Good-Movie eigentlich zu keiner Minute. Ach ja: Alle, die
darauf brennen zu erfahren, ob der Titel-gebende Fussballgott
denn nun in dem Film überhaupt auftritt ... muss ich
vertrösten. Bätsch! Selber rausfinden!
Bestellt die DVD hier.
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie: Shawn Levy
Mit: Frankie
Muniz, Paul Giamatti, Amanada Bynes, Amanda Detmer, Donald
Faison, Sandra Oh, Lee Majors
"Big Fat Liar" von Jungregisseur Shawn Levy (Just Married) nimmt als Ausgangslage eine Fabel: Die vom Schäferjungen, der in die Stadt rannte und schreit "Der Wolf ist da! Der Wolf ist da!" - als der Wolf dann wirklich kommt, will ihm niemand mehr glauben. Im Film ist der lügenerprobte Junge der 14-jährige Jason (Frankie Muniz, "Malcolm in the Middle"), der eines Tages an den Wolf gerät: Hollywood-Produzent Marty Wolf (Paul Giamatti). Der Fiesling klaut dem Kleinen den Aufsatz "Big Fat Liar" und macht daraus einen Big-Budget-Film. Dem Dauerlügner Jason will dies natürlich niemand glauben. Der Rest des Films ist eher "Home Alone"-Style, wenn Jason und seine Freundin Kaylee (Amanda Bynes) in Hollwood Wolf dazu bringen wollen, zu erklären, vom wem die Story ist. Das tut er nicht - und so werden die Attacken der Kids immer deftiger.
Viele dieser Gags funktionieren nur auf einer physischen Ebene und laufen sich auf Dauer tot. Wolf wird in blaue Farbe getunkt, sein Kopfhörer festgeklebt, etc etc. Nichts Neues - aber die Kids werdens mögen. Die Erwachsenen können dabei bestenfalls schmunzeln. Einige Gags sind aber eher für die Älteren, vor allem die vielen Sets auf dem Universal-Gelände ("Psycho", "Spartacus") und die kleinen Hollywood-Insider-Gags ("Wer ist am Telefon? Soderbergh? Können sie das bitte buchstabieren?"). Abgesehen von solchen Momenten ist "Big Fat Liar" voraussehbar und eher auf Kinder-Niveau. Aber Lachen werden alle hie und da ...
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 1/4
BBC (GB) 2/5
imdb
Regie und
Produktion: Barry Sonnenfeld
Mit: Tim
Allen, Rene Russo, Stanley Tucci, Tom Sizemore, Dennis Farina,
Janeane Garofalo, Jason Lee, Ben Foster, Omar Epps, Heavy D.,
Johnny Knoxville
Mit einem riesigen Staraufgebot kehrte Barry Sonnenfeld nach mehreren Big-Budget-Ausflügen (darunter "Men in Black" und "Wild Wild West") nach Florida zurück, wo er schon einen Teil von "Get Shorty" gedreht hat - und inszeniert eine Ensemble-Komödie mit viel Chaos und etlichen Einzeilern, die sich herrlich zitieren lassen. Dialoge im eigentlichen Sinn gibt es keine. Schräge Figuren dafür reichlich. Zu entdecken sind dabei auch zwei "Get Shorty"-Stars: Rene Russo und der schlicht geniale Dennis Farina ("Snatch"). Nach dem 11. September wurde der Film verschoben, da er (u. a.) von einer Atombombe handelt, die unbehelligt Flughafen-Kontrollen durchwandert. Das war nicht gerade Balsam für die gebeutelte US-Seele. Der verspätete Start ging dann gründlich in die Hosen. Der Film floppte. Unverdient - denn er unterhält gut. Keinerlei Tiefgang, aber ein rasanter, chaotischer Spass mit vielen bekannten Gesichtern.
Roger Ebert (USA)
2½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie &
Produktion: Clint Eastwood
Mit: Clint
Eastwood, Jeff Daniels, Wanda de Jesús, Anjelica Huston, Tina
Lifford, Paul Rodriguez, Dylan Walsh
Ich war nie der grösste Fan von
Clint Eastwood, aber der Mann hat was drauf. Er ist eine Legende
- und viele seiner Filme (von "Unforgiven" über die
"Dollar"-Trilogie, "Space Cowboys", "In
the Line of Fire" oder "A Perfect Day") gefallen
mir sehr gut. "Blood Work" fällt dagegen etwas ab. Es
ist ein routinierter Thriller, der eine eigentlich interessante
Story um einen alten FBI-Agenten erzählt, der nach einem
Herzinfarkt ein Herz bekommt, das von einer Ermordeten stammt,
und nun deren Ableben aufklären will. Und es ist gut gespielt.
Aber es macht einfach nicht "klick". Verglichen mit
einem anderen Film des selben Drehbuchautors (Brian Helgeland),
dem genialen "L. A. Confidential", ist die Mördersuche
bei "Blood Work" sehr langsam. Und etliche Twists auf
dem Weg sind voraussehbar. Zudem sollte Clint es endlich
aufgeben, mit jüngeren Frauen ins Bett zu hüpfen. Er ist 72,
Wanda de Jesús, die die Schwester der Toten spielt,
schätzungsweise 40.
Wirklich herumhacken kann man
auf "Blood Work" aber eigentlich nicht. Zuviele Dinge
hat Eastwood gut getroffen. Man kann ihn als einen reifen Film
anschauen, der nicht ganz gereift ist. Ein Film, der speziell
für Eastwood-Fans gemacht ist und ihren Helden zwar gegen das
Alter kämpfen lässt, ihn aber immer noch voll auf der
filmischen Höhe zeigt. Da für mich Krimi immer noch
gleichbedeutend ist mit TV, hätte ich "Blood Work"
wohl am TV vorgezogen. Aber Leute, die einen soliden Krimi mal
wieder auf der Leinwand sehen wollen, sind mit Eastwoods Streifen
gut bedient. 3 Sterne - aber ganz ganz knapp.
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli 2/4
Tele (CH) 2/4
imdb
Regie und Buch:
John Stockwell
Mit: Kate
Bosworth, Michelle Rodriguez, Sanoe Lake, Mika Boorem, Matthew
Davis, Chris Taloa, Kala Alexander, Ruben Tejada
Wellen, Bikinis und Waschbrettbäuche: "Blue Crush" ist ein nicht sehr tiefgründiger, aber überraschend unterhaltsamer Surferfilm über drei sexy Surferinnen (Kate Bosworth, Michelle Rodriguez, Sanoe Lake), die im Norden Hawaiis den Wellen trotzen. Regisseur John Stockwell ("crazy/beautiful"), selbst ein Surfer, ging mit seiner Crew ins Wasser und nah an die Wellen ran. Das gibt dem Streifen einen Extra-Adrenalin-Kick. Auch dass die Girls selbst in die Fluten stürzten, beeindruckt. Für die ganz derben Szenen wurden sie gedoubelt, danach ihre Gesichter digital eingesetzt - das sieht man sehr gut, aber was soll's ... es nimmt den Spass nicht wirklich weg.¨Schon eher negativ ins Gewicht fallen der moralische Zeigfinger, der zu oft erhoben wird und der schwache männliche Hauptdarsteller (Matthew Davis). Bei "crazy/beautiful" machte Stockwell mit seinem Hauptdarsteller noch einen Glücksgriff. Dieses Händchen fehlte ihm diesmal.
Die restlichen Darsteller sind überzeugend und es erwies sich als cleverer Schritt von Stockwell, etliche Surfprofis und Surfer-Boys aus der Region zu integrieren. Das gibt dem Film Authentizität. Wie real das Leben in Nord-Hawaii denn aber wirklich dargestellt wird, weiss ich nicht. Ich nehme Stockwell ab, dass er die verbrüderte Szene gut getroffen hat, aber wenn dort wirklich nur Jungs mit Sixpacks und Mädels mit Model-Körpern leben, müsste ich einen Umzug in Betracht ziehen: Bis auf die fetten Football-Spieler gibt es in dem Film keine hässlichen Leute. Ähnlich wie in "The Fast and the Furious" (auch mit Michelle Rodriguez übrigens), aber immerhin macht "Blue Crush" nicht gar so penetrant auf cool. "Blue Crush" ist zwar auch cool und versucht mit dem Cast, den Dialogen, den Billabong-Klamotten und v.a. der Musik hip und trendy zu sein, aber die starke Hauptperson, die gefällige Story und Stockwells rasante Inszenierung lassen dies in den Hintegrund treten. Im Vordergrund bleiben so Sun, Fun and Surfing. Was braucht ein Surferfilm denn noch mehr ...?
PS: Die Vorlage, ein Zeitschriftenartikel, stammt von Susan Orlean - der Dame, von der auch Adaptation stammt / handelt.
Bestellt die DVD hier.
Roger Ebert
(USA) 3/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Regie und Buch:
Mort Nathan
Mit: Cuba
Gooding, jr., Horatio Sanz, Roselyn Sanchez, Roger Moore, Vivica
A. Fox, Maurice Godin, Richard Roundtree
"Boat Trip" ist wirklich albern, aber nicht ganz so bekackt, wie die US-Reviews glauben liessen. Der Grund? Der Film ist weniger homophob als befürchtet. Klar holt er jeden Homo-Stereotyp aus der Mottenkiste und die anfänglichen Szenen auf dem Gay-Schiff sind sehr primitiv, aber im Laufe des Films bringt "Boat Trip" überraschend viel Sympathie für Schwule auf. Und selbst pro-gay-Produktionen wie "Queer as Folk" spielen schliesslich mit Stereotypen - sogar die Gay-Pride-Parade ist letztendlich stereotyp. Zunächst aber einmal zur plumpen Story: Cuba und Horatio buchen eine Kreuzfahrt, weil sie hoffen, so viele Bräute aufzureissen. Aber der böse Reisebüro-Angestellte (Will Ferrell) schickt sie auf eine Schwulenkreuzfahrt. Vier Tage sind die zwei Heteros auf dem Schiff "gefangen". Doch da kommt ein schiffbrüchiges Team von schwedischen Sonnenbräune-Wettkämpferinnen an Bord. Und Cuba verliebt sich in die schöne Roselyn, die an Bord Tanzunterricht gibt. Sie kommen sich näher, weil sie glaubt, er sei schwul. Er gibt sich als schwul aus, um ihr nahe zu sein. Als beide am Punkt sind, endlich Sex zu wollen, hätte er mal sagen können, er sei bisexuell und der ganze Krampf wäre überstanden. Nö, es nur schwul und hetero. Das sorgt für allerlei "lustige" Komplikationen.
Ich gebe zu, ich habe ein Dutzend Mal gelacht und das ist mehr, als ich erwartet habe. Doch die Handlung ist so voraussehbar, die Pointen so weit unter der Gürtellinie und einige der Schauspieler so schwach, dass sich das Anschauen wegen den paar Lachern echt nicht lohnt. Das Highlight? Die ach-so-schöne Roselyn Sanchez (imdb-Bild hier ...). Ihr schöner Körper bietet eine willkommene Abwechslung vom sonst männlich dominierten Cast. Ach ja, es hat ja noch die paar Silikon-Schwedinnen, aber die spielen 'ne kleine Rolle und sehen aus, als hätten sie hinten ein Ventil, um sie aufzublasen. Roselyn ist viel süsser. Okay, aber das mal bei Seite: "Boat Trip" ist billig und ein verdienter Flop für Cuba. Seit er seinen "Oscar" gewonnen hat, geht es für den Ärmsten echt nur noch bergab. "Boat Trip" ist ein weiterer Nagel im Sarg, der einmal seine Karriere war ...
Roger Ebert (USA)
½/4
BBC (GB) 1/5
Tele (CH) 1/4
imdb
Bowling for Columbine USA 2002
Regie, Buch &
Produktion: Michael Moore
Mit: Michael
Moore, Charlton Heston, Matt Stone, Marilyn Manson, George W.
Bush, Chris Rock, Dick Clark
Michael Moore, der Mann hinter
"Roger & Me", ist bekannt für eine Art
Infotainment-Dokumentarfilm. Ebenso satirische, wie nachdenklich
stimmende Filme. Dies gilt auch für "Bowling for
Columbine", einem in Cannes ausgezeichneten Dokumentarfilm
über die Waffengeilheit der Amerikaner. Der Titel, der auf das
Schüler-Massaker von 1999 in Littleton Bezug nimmt, führt etwas
in die Irre, da Moore mehr will, als nur "Littleton"
beleuchten. Es geht ihm um die NRA, die Ignoranz der Bevölkerung
und die blutverschmierten Hände der Amerikaner. Insbesondere
Charlton Hestons. Der Alt-Star und Vorsitzende der Waffen-Lobby
NRA kriegt in "Bowling for Columbine" gehörig sein
Fett weg. Man sieht Moore ihn interviewen und immer wie
ungemütlichere Fragen stellen. Letztendlich trottelt Heston
wort- und hilflos davon. Und das in seinem eigenen Haus.
Dies ist nicht der einzige
Höhepunkt. Ein weiterer ist ein mit Matt Stone ("South
Park") kreierter Zeichentrick-Querschnitt durch die
US-Geschichte - konzentriert auf dem Umgang der Amis mit Waffen.
Es gibt Interviews mit normalen Amerikanern, Attacken gegen
George W. Bush, ein Interview mit Marilyn Manson. Es gibt viel zu
lernen, aber erstaunlicherweise auch viel zu lachen. Klar ist
Moore sehr einseitig - doch dies ist sein Stil. Er stellt die
Fragen, die sich niemand zu fragen getraut. Und bewirkt damit
auch etwas: Als er etwa der Firma "Walmart" nicht vom
Fell rückt, die in ihren Läden Munition verkauft, tritt die
Marketingchefin vor die Kameras und verkündet,
"Walmart" werde alle Munition aus den Regalen
entfernen. Ein grosser Sieg, jedoch nur ein kleiner Schritt in
eine friedlichere Zukunft ... noch sterben in Amerika jedes Jahr
über 11 000 Leute durch Schusswaffen. In England sind es 165.
Wieso "nur" 3½
Sterne? Ich bin kein Fan von Dok-Filmen. Auch wenn ein Dok-Film
so super ist wie "Bowling for Columbine", ziehe ich
einen "echten" Film einem Dok-Film jederzeit vor. Sorry
- aber wenn euch Dokus gefallen, dürft ihr euch "BfC"
nicht entgehen lassen. Ach, was rede ich: Ihr dürft euch den
Film sowieso nicht entgehen lassen!
1 "Oscar": Dokumentarfilm
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
Tele (CH) 4/4
imdb
Regie, Produktion und Buch: Don
Coscarelli
Mit: Bruce Campbell, Ossie
Davis, Ella Joyce, Heidi Marhout, Bob Ivy, Edith Jefferson, Harrison Young
Ein impotenter Elvis Presley (Bruce Campbell) und ein schwarzer John F. Kennedy (Ossie Davis) bekämpfen in einem texanischen Altersheim eine 4000 Jahre alte Mumie. Das ist zusammengefasst die skurrile Handlung von "Bubba Ho-Tep". Alleine schon für den Mut, einen solchen Plot aufzugleisen, solltet ihr euch den Film ansehen. Doch "Bubba" ist nicht bloss schräg, er ist auch gut. Und witzig. Und gefühlvoll. In ein Genre kann man ihn nicht richtig drücken, auch wenn er von der Struktur her am ehesten ein Horrorstreifen ist. Regisseur Don Coscarelli ("Phantasm") macht aber von Anfang an klar, dass er mehr will, als die Zuschauer nur erschrecken. Allzu viel zu verraten, wäre eine Sünde. Deshalb nur ein paar kleine Andeutungen: Bruce Campbell ist super als Elvis, jede Regung stimmt. Und ihn gegen Riesenkäfer kämpfen zu sehen, hat etwas kultiges. Seine letzten Worte könnten nicht besser gewählt sein ...
Und Bruce strahlt auch viel Gefühl aus. "Bubba" stellt in all den absurden Ereignissen nämlich auch die Frage nach der Vergänglichkeit. Die Vergänglichkeit des Lebens, der Jugend, des Ruhms. Und der Potenz. Es gibt durchaus ernste Momente in dem Film, jedoch sofort gefolgt von grotesker Comedy. Insofern zahlt es sich aus, dass der Film in einem Altersheim spielt. Die Stimmung, die sich daraus ergibt, ist sehr speziell. Ich hatte etwas Mühe mit der lahmen letzten halben Stunde, doch "Bubba Ho-Tep" bleibt sehenswert. Schliesslich sieht man so einen Film auch nicht alle Tage. Und was lernen wir daraus? "Never, never fuck with the king!"
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie, Story, Buch und Produktion: Eli Roth
Mit: Rider Strong, Cerina
Vincent, James DeBello, Jordan Ladd, Joey Kern, Giuseppe Andrews, Eli Roth,
Robert Harris
Eli Roth hat seinen Film "Cabin Fever" für nur eineinhalb Millionen Dollar produziert, aber recht potente Unterstützung (u.a. von den KNB-Effektleuten) bekommen. Dann hausierte er 2002 an etlichen Festivals, bevor er im September 2003 einen halbwegs lukrativen Run in den US-Kinos organisieren konnte. Die Kritiken waren eher negativ bis mittelmässig, wobei bei den Horrorfans doch einige euphorische Bewertungen auszumachen sind. Die stets nörgelnden Leute vom Slant-Magazin geben etwa 3.5 von 4 Sternen, Roger Ebert bloss 1½. Eine Kritik bei Filmthreat lautet 5 von 5, eine andere auf 1 von 5. Und Peter Jackson, so ist auf dem Cover zu lesen, liebte den Streifen. Komisch, dass der Film so diametral verschiedene Reaktionen hervorruft. Ich fand ihn eigentlich ganz nett und qualitativ etwa auf der Höhe von Wrong Turn. Vielleicht noch eine Spur besser.
Roth kennt und liebt das Genre, das ist gar keine Frage. Auf einzelne Aspekte dieser Liebe komme ich später zu reden. Deshalb packt er auch etliche Horrorströmungen der letzten Jahre in den Film: Den Backwoods-Horror, den ironisch gefärbten Teenie-Horror, den paranoiden Seuchen-Horror. Die Handlung dreht sich um fünf College-Absolventen, die irgendwo im Hinterwald eine Hütte für erholsamen Urlaub mieten. Will heissen: Sex und Bier. Paul (Rider Strong) ist der Schüchterne in der Gruppe, der seit acht Jahren versucht, an die keusch wirkende Kollegin Karen (Jordan Ladd) heranzukommen. Jeff (Joey Kern) und Marcy (Cerina Vincent) sind da schon weiter und ficken wie die Karnickel. Letzter im Team ist Bert (James DeBello), ein etwas durchgeknallter Bier- und Waffenfreak. Bevor sich die fünf richtig eingelebt haben, taucht ein Fremder auf, der blutet und dem die Haut abfällt. Die Kids wollen nicht, dass der vermeintlich kranke Kerl sie ansteckt - und zünden ihn an ...
“He asked us for our help. We set him on fire” meint Karen, ein hübsch trockener Kommentar über die Unreflektiertheit von Gewalt. Und keine Angst, beim Feuerlein bleibts nicht: Der Kerl fällt in einen See, seine Viren verteilen sich im Trinkwasser. Und in den Teenagern. Was als Backwoods-Abenteuer begann und unter anderem ein paar seltsame Hinterwäldler auffuhr, die im Laufe des Films nochmals auftreten, wird nun zum Seuchen-Streifen. Ich mag dieses Sub-Genre, weil es so endgültig und paranoid ist. "Cabin Fever" hat zwar nie die Power von John Carpenters "The Thing", was unter anderem daran liegt, das Roth die Ereignisse ironisch bricht, aber dennoch entwickelt der Film eine recht bedrohliche Atmosphäre.
Damit sollte ich langsam zu den Zitaten kommen. "The Thing" wird beigezogen, ist aber nicht Hauptlieferant. Schon viel eher "Evil Dead" vom Setting her. Stilistisch gibt es etliche Referenzen an "The Texas Chainsaw Massacre", nicht zuletzt ein Slow Motion Shot, er direkt Marcys geilen Arsch avisiert und mit ihm um die Ecke fährt. Der Song "And the Road Leads to Nowhere" aus Wes Cravens "Last House on the Left" macht seine Aufwartung und das Finale erinnert stark an George Romeros "Night of the Living Dead". Dazu noch viel mehr von "Return of the Living Dead 2" über "Cujo", die man gar nicht alle aufzählen muss. Klar ist, dass Roth das Genre liebt und ihm Tribut zollt. Roth, der selbst im Film als Skaterboy "Grim" auftaucht, macht das Ganze zwar nie lächerlich, lässt den Witz aber dennoch nicht aussen vor. Das hilft dem Unterhaltungswert des Films, doch leider unterwandert es die paranoide Spannung. "Cabin Fever" ist eventuell doch etwas gar überladen mit Zitaten und Genren, um wirklich von A bis Z spannend zu sein. Das Krankheitsmotiv und die Krankheit selbst sind zweifellos furchteinflössend und eklig (Marcys Rasierszene) und die Idee, dass beinahe alle Leute im Film nicht an der Krankheit, sondern an "Fremdeinwirkung" sterben, ist subversiv, doch spätestens beim Mehrfach-Ende wird klar, dass sich Roth nicht auf ein Thema fixieren konnte. Sogar die Schlusspointe verwässert er durch mehrere Schlusspointen.
Wäre er beim zentralen Thema der Seuche geblieben, der Film wäre noch eine Spur packender. Die AIDS-Parallelen etwa sind sehr gelungen. Nicht umsonst bezeichnen die Kids etliche Dinge im Film als "gay", nicht umsonst wissen die Hinterwäldler mit den Infizierten nichts anderes anzufangen, als sie zu töten und die Krankheit mit "This isn't Christian" abzutun. Und nicht umsonst nutzt Marcy beim Sex mit Jeff auch ihren Finger für ein bisschen intimere Befühlung - auch nicht ohne homoerotischen Subtext. Marcy ist eh eine Bombe. Gertenschlank und dennoch mit Powerbusen wackelt sie durch die Wälder wie eine Horror-Girl-Karikatur. Sie sollte der Star sein. Die anderen Akteure sind auch ganz okay, erwähnenswert etwa der überhebliche, aber gar nicht so abwägig reagierende Joey Kern. "Cabin Fever" erfindet das Genre sicher nicht neu und hat ein paar inszenatorische Schwachstellen. Doch das Werk ist angenehm blutig, akzeptabel spannend, nur leicht reflexiv und stammt von einem jungen Kerl, der Horror liebt - das merkt man. Gut gemacht, Eli.
Roger Ebert (USA)
1½/4
BBC (4/5)
imdb
Regie: Roger
Michell
Musik: David
Arnold
Mit: Ben Affleck, Samuel L. Jackson, Toni Collette, Kim Staunton,
Sydney Pollack, Amanda Peet, Richard Jenkins, Dylan Baker
"Changing Lanes" ist ein
für Hollywood-Verhältnsse recht mutiger Film. Er handelt im
weitesten Sinne von Anstand und Vernunft - und wie diese beiden
Merkmale einer modernen Zivilisation in aussergewöhnlichen
Situationen schnell vergessen gehen können. Im engeren Sinne
geht es um einen Junganwalt (Affleck) und einen alkoholkranken
Familienvater (Jackson), die beide einen wichtigen Termin auf
Gericht haben und einen Autounfall bauen. Im Stress werden Dinge
gesagt, die man nicht so meint, werden kleine Anstandsregeln
verletzt - der Beginn von zwei persönlichen Dramen und einem
Kleinkrieg. Jackson und Affleck torpedieren sich nun nämlich den
Film hindurch und beiden drohen im Stil von "Falling
Down" aus dem sozialen Raster zu fallen und v.a. in Jacksons
Fall einfach durchzudrehen. Sie stehen auf der Kippe. Regisseur
Michell ("Notting Hill") geht es genau um diese Balance
- nicht um Rache oder Thrill, sondern um zwei parallel laufende,
verwobene menschliche Dramen. Action- und Thrillerfans dürften
enttäuscht sein; alle, die starke Charaktere bevorzugen, werden
jubilieren. Kommt nämlich dazu, dass Jackson und Affleck beide
im Herzen sympathische Menschen sind, die in ihre jweilige
Situation hineinrutschen und zu dem werden, was sie eigentlich
nicht sind. Oder eigentlich doch sind? Sind wir alle kleine
Monster, die nur durch diesen "Vertrag", wie es im Film
heisst, diesen "Vertrag über das menschliche
Verhalten" in Zaum gehalten werden? Verträge kann man
brechen. Verträge sind eine wacklige Sache - wie unser
Zusammenleben.
Gespielt ist "Changing
Lanes" formidabel. Dies gilt insbesondere für Jackson, in
dessen ruhiger Hülle es tüchtig brodelt, aber auch für
Affleck. Besondere Highlights setzten zudem Amanda Peet als
zynisch-abgeklärte Ehefrau Afflecks und Regisseur Sydney Pollack
als Afflecks hinterhältiger Chef und Schwiegervater. Wer Action
erwartet, sollte "Changing Lanes" also unbedingt
meiden. Wer ein superb gespieltes, tiefgründig erzähltes und
atmosphärisch inszeniertes Charakter-Drama (mit ein paar
Längen) sehen will, ist in dem Film dagegen gut aufgehoben.
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie und Buch:
Andrew Gurland
Mit: Trevor
Fehrman, Matthew Lawrence, Elden Henson, Martin Starr, Maggie
Lawson, Mary Tyler Moore, Griffin Dunne, David Krumholtz
"Cheats" basiert halbwegs auf Tatsachen und handelt von vier High-School-Kids, die bei jeder Gelegenheit mogeln und bei allen Tests mit ausgeklügeltsten Tricks schummeln. Nicht sonderlich originell, aber recht witzig. Hauptdarsteller Trevor Fehrman hat eine seltsame Ähnlichkeit mit Tobey Maguire und Teenie-Idol Matthew Lawrence als sein bester Freund darf bei der Einstundenmarke sein Shirt ausziehen, um seinen Prachtobody zu präsentieren - Teeniegirls werden ihm dankbar sein. Was hat der Film sonst zu bieten? Gefälligen Highschool-Humor, ein paar Szenen, die einen an die eigene Schulzeit erinnern mögen und eine Art Hänger-Einstellung, die an die Filme Kevin Smiths erinnert. Mehr nicht. Den Film hat man danach schnell wieder vergessen.
Eigentlich wurde er bereits 2000 abgedreht unter dem Namen "Cheaters" abgedreht. Dann erschien jedoch ein ähnlicher Film namens "Cheaters" - weshalb der Name auf "Cheats" geändert wurde. In der Zwischenzeit kam der Film "Slackers" in die Kinos, der etwa vom Selben handelte und den Start von "Cheats" verunmöglichte. Also debütierte er im Kabelfernsehen.
Regie und
Choreographie: Rob Marshall
Musik: Danny
Elfman
Mit: Renée
Zellweger, Catherine Zeta-Jones, Richard Gere, Queen Latifah,
John C. Reilly, Lucy Liu, Taya Diggs, Colm Feore, Christine
Baranski
Eigentlich ist "Chicago" nicht viel mehr auf ein aufgedonnertes "Showgirl": Junges, naives Ding verwandelt sich in eine Schlampe, um die Cabaret-Königin zu stürzen. Wie "Showgirls" ... doch irgendwas muss wohl anders sein, sonst hätte "Chicago" nicht "Oscars", sondern auch "Goldene Himbeeren" gewonnen. Der Unterschied: "Chicago" ist gut. Der Film basiert auf dem Musical von Bob Fosse und wurde von Rob Marshall ziemlich treu für die Leinwand übernommen. Weg sind die ironische Überdrehtheit und der subversiv romantische Kitsch von Moulin Rouge - dafür trumpft "Chicago" mit im positiven Sinn altmodischen Musical-Einlagen auf, jazzigem Score, und pulsierender Leidenschaft. Die ersten paar Lieder sind purer Sex. Doch irgendwann geht dem Film dann doch die Luft aus.
Das liegt wohl an der Handlung, denn, und da kommt wohl wieder "Showgirls" zum Zug, ist eigentlich recht billig. Die Anklage von Geltungssucht und übertriebenem Egoismus ist oberflächlich und gedeiht höchstens zu ein wenig Ironie. Damit hechtet sich der Film problemlos durch die erste Hälfte, doch in der zweiten tun sich langweilige Spots auf. Mit einem besseren Plot wäre das nicht passiert. Und so schiebt Marshall immer wieder neue, visuell spektakuläre Song-Einlagen nach, die uns bei der Stange halten. Das gelingt recht gut. Zu verdanken vor allem den Akteuren.
Renée Zellweger ist die beste der Frauen. Vom naiven Möchtegern-Starlet zum intriganten Medienvamp - sie schafft die Verwandlung und singt gut. Catherine Zeta-Jones bleibt überraschend im Hintergrund, ist aber gut (den "Oscar" seh ich dennoch nicht ein). Und Queen Latifah ist schmerzlich unterverwendet. Alleine sie in einem Korsett zu sehen ist der Kino-Eintritt wert: Das sind Kurven. Zudem ist sie die beste Sängerin im Team - doch auch bei ihr: Die "Oscar"-Nomination ist übertrieben. Lucy Liu hat nur einen Kurzauftritt, Christine Baranski ist schrill wie immer und die Tänzerinnen sind sexy. Bei den Männern glänzt Richard Gere als Anwalt. Er kann zwar überhaupt nicht singen, doch er macht dies mit Leidenschaft. Schon lange nicht mehr habe ich ihn mit solcher Energie spielen sehen. Die anderen Männer liefern guten Support.
"Chicago" sollte man gesehen haben wegen den Performances, wegen einigen der klasse choreografierten Musicalnummern, wegen dem 20er-Jahre-Jazz-Feeling, wegen dem verruchten Mix aus Songs, Gangstertum und Sex ... doch erwartet nicht das Meisterwerk, das die vielen "Oscars" ankündigen. 13 Nominationen. Das ist Irrsinn. Moulin Rouge war um Klassen besser. "Chicago" ist nicht schlecht, aber eigentlich viel Razzle Dazzle um Nichts, oder?
6 "Oscars": Film,
Catherine-Zeta Jones, Schnitt, Kostüme, Art Direction, Sound
7
"Oscar"-Nominationen: Regie, Buch, Renée Zellweger,
Queen Latifah, John C. Reilly, Kamera, Song
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
BBC (GB) 2/5
Cinema (D) 5/5
Total Film (GB) 4/5
Tele (CH) 3/4
imdb
Cidade de Deus ( City of God) Bras. 2002
Regie: Fernando
Meirelles und Kátia Lund
Mit: Alexandre
Rodrigues, Leandro Firmino de Hora, Seu Jorge, Philippe
Haagensen, Matheus Nachtergaele, Jonathan Haagensen, Douglas
Silva
"Cidade de Deus" beginnt mit einer hektisch geschnittenen Sequenz, in der ein Huhn flüchtet und von einer Heerschar junger Ghetto-Kids mit Waffen verfolgt wird. Bevor sie das Tier fangen, stehen sie der Polizei gegenüber - und mittendrin steht Buscape (Alexandre Rodrigues), der Erzähler. So genial der Einstieg, so genial der Rest des Films, der quasi eine Rückblende ist. Zuerst zeigt Ex-Werberegisseur Fernando Meirelles (Kátia Lund war Co-Regisseurin) das Leben von Buscape und anderer Kids im Favela "Cidade de Deus" bei Rio. Im Ghetto herrschen harte Sitten und schnell wird klar, dass dies kein leichter Film sein wird. Die Gewalt ist in manchen Szenen extrem. Vor allem, weil sie so realistisch wirkt. In einer Szene zwingt ein Gang-Leader einen seiner jungen Rekruten, ein Kind zu erschiessen. Er muss zwischen zweien wählen (beide sind höchstens 10 Jahre alt). Es ist eine beklemmende Szenerie - umso mehr, weil sie real ist: "Cidade de Deus" basiert auf dem Buch von Paulo Lins und im Abspann sehen wir sogar ein Interview, das in den Film eingebaut ist. Diese Dinge passieren tagtäglich in den Ghettos von Rio. Das weiss man - aber man ist sich kaum bewusst, was es für die Betroffenen bedeutet.
"Cidade de Deus" springt in die 70er - und die Regeln im Ghetto sind nun noch härter. Die Gewalt eskaliert unser Erzähler ist mittendrin. Die Kids im Film haben Meirelles und seine Crew von der Strasse rekrutiert und das gibt dem Film eine enorme Authentizität. Auch gedreht wurde an Originalschauplätzen (meistens bewacht von Leuten der Drogenkartelle). Wer den Fuss in die Stadt Gottes setzt, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Nach 135 Minuten Film ist einem das schmerzlichst bewusst. Doch das Geniale ist, dass Meirelles kein trockenes Sozialdrama über Zustände im Ghetto gedreht hat. Sein Film ist technisch virtuos, enorm unterhaltsam und wird mit Scorseses "GoodFellas" verglichen - ich denke er ist noch viel besser. Allein die geniale Kamera- und Schnittarbeit, das enorme Tempo und die clevere Erzählstruktur mit kleinen Rückblenden und Ansichten aus anderen Blickwinkeln, hält die Zuschauer bei der Stange. Die Gewalt ist vielleicht nicht schrecklicher als in "GoodFellas", aber realer. Und das macht sie so schockierend.
Es scheint, als hätten die Kids keine andere Wahl. Das sind keine Gangster aus Tradition, sondern Gangster aus Zwang. Man kennt nichts anderes. Das Leben ist wenig wert - und dass die Kinder dieses Denken so schnell absorbieren, ist bedrückend. Ein Film, der nur aus dieser Botschaft bestehen würde, wäre furchtbar depro. "Cidade de Deus" schafft es aber immer auch wieder, rabenschwarzen Humor ins Geschehen einzubinden und damit zeigt sich Meirelles wahre Maturität. Er schafft es, mit allen Mitteln der Unterhaltung (Stil, Humor, Gewalt, Story, Emotionen, Soundtrack etc.) die Zuschauer bei der Stange zu halten und vermittelt doch ein zutiefst beklemmendes, bewegendes und tiefgründiges Werk. Wenn man danach das Kino verlässt, ist man geschlaucht. Aber man ist "befreit". Die Kinder in der Stadt Gottes sind es nicht und morden weiter. Das ist wohl das Unheimlichste am Ganzen ...
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
Tele (CH) 4/4
BBC (GB) 5/5
imdb
Regie: Andrew
Davis
Musik: Graeme
Revell
Mit: Arnold
Schwarzeneger, Elias Koteas, Francesca Neri, Cliff Curtis, John
Turturro, John Leguizamo
Von Arnold Schwarzenegger erwartet man ja nicht mehr allzuviel - die "Steirische Eiche" ist für einen Äggschn-Helden einfach schon etwas alt. Mit"Collateral Damage" versucht er zumindest, einen ganz geradlinigen Film zu drehen - so in etwa ein "Commando" ohne Superhelden-Protagonist. Das geht nicht in die Hose, überzeugt aber auch nicht wirklich. So geriet der Film zu lang, Arnolds Trauerphase ist arg peinlich, Arnolds Alleingang ins kolumbianische Rebellencamp ist lächerlich (schliesslich spielt er ja ausnahmsweise den "Mann von nebenan") und ausser einem Twist gibt es nur wenig Inspiration in diesem Rachefilm. Positiv sind anzumerken, dass die Actionszenen zwar rar, aber solide inszeniert sind und dass (trotz dem 11.9., nachdem "CD" verschoben wurde) einige interessante Denkanstösse drin geblieben sind. So werden die US-Massnahmen gegen den Terror hie und da selbst mit Terror verglichen. Das ist im heutigen Klima schon fast mutig. "Collateral Damage" also kein Comeback für Arnie - eher ein routinierter Zwischenhalt bis "Terminator III" ...
Bestellt die DVD hier.
Roger Ebert
(USA) 3/4
Tele (CH) 2/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
imdb
The Count of Monte Cristo USA/GB 2002
Regie: Kevin
Reynolds
Nach dem Roman
von Alexandre Dumas
Mit: Jim
Caviezel, Guy Pearce, Richard Harris, James Frain, Dagmara
Dominczyk, Luis Guzman, Michael Wincott
Wie unnötig. Schon wieder eine Adaption von Dumas' Klassiker? Sind Richard Chamberlain, Gerard Depardieu & Co. nicht genug? Ist man mal über diese Frage hinweg, ist dieses Update von Regisseur Kevin Reynolds ("Robin Hood", "Waterworld") eigentlich gar nicht so übel. Es ist werkgetreu inszeniert, durchgehend unterhaltsam und gut gespielt. Es ist der erste Film, in dem Caviezel mal mehr tun darf, als bloss traurig herumstehen. Der Exil-Bündner ("Angel Eyes", "The Thin Red Line") ist das Highlight des Films, knapp gefolgt von Pearce, der genüsslich böse ist. Die Story dürfte wohl allen bekannt sein (Matrose wird von seinem besten Freund verraten, landet 13 Jahre auf einer Gefängnisinsel, kommt frei dank einem gefangenen Priester, der ihm eine Schatzkarte gibt. Mit deren Hilfe wird er steinreich und nimmt Rache) - aber sie gibt noch immer viel gute Szenen her. Bloss etwas lang ist das Ganze geraten (131 Minuten). Wer auf gepflegtes Mantel- und Degen-Kino steht, wird hier aber alleweil gut aufgehoben sein.
Bestellt die DVD hier.
Roger Ebert
(USA) 3/4
Tele (CH) 2/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
imdb
El crimen del padre Amaro MEX/E/F/ARG 2002
Regie: Carlos
Carrera
Mit: Gael
Garcia Bernal, Ana Claudia Talancón, Sancho Gracia, Angélica
Aragón, Luisa Huertas, Damián Alcázar, Andrés Montiel, Pedro
Armendáriz Jr
Die katholische Kirche von Mexiko verfluchte diesen Film und verhalf ihm damit, einer der erfolgreichsten in der mexikanischen Kinogeschichte zu werden. Das ist insbesondere dem ebenso charismatischen wie attraktiven Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal (aus Y Tu mamá también) zu gönnen ... aber eigentlich ist das Ganze ein wenig zu viel Lärm um Wenig. "El crimen del padre Amaro" erzählt von dem jungen Priester Amaro, der in ein kleines Dorf kommt, wo er zum Stellvertreter des cholerischen Paters Benito wird. Schnell wird Amaro klar, dass hier einiges nicht sauber ist. Benito schläft mit der Wirtsfrau und kassiert Geld von lokalen Mafia-Don, ein anderer Priester kooperiert mit den Rebellen. Und Amaro selbst verliebt sich in die süsse 16-jährige Amelia.
Schnell ist klar, dass Regisseur Carlos Carrera die Kirche im Visier hat. Die Heilige Maria wird entweiht, die Hostie an Katzen verfüttert, Priester haben Sex, Kirchenleute bestechen die Presse - tatsächlich ist die katholische Kirche der eigentliche Bösewicht in dem Film. Das würde mir ja nichts ausmachen, im Gegenteil, eine Diskussion über das Zöllibat tut immer gut - doch es ist nicht ganz klar, in welche Richtung Carrera eigentlich gehen will. Zum Schluss büsst Amaro für seine "Sünden". Nun kann man sagen, er tut dies, weil die Kirche im das Korsett des Zöllibats angelegt hat. Er ist nur in die schreckliche Sitiuation am Schluss geraten, weil ihm das Zöllibat keinen anderen Ausweg liess. Man kann aber genausogut sagen: Amaro hat sich für diesen Beruf mit allen "Nebenerscheinungen" entschieden. Nun, da er die Regeln gebrochen hat, muss er dafür sühnen. Das ist eigentlich eine ziemlich konservative Ansicht, aber auch die kann man hineininterpretieren. Deshalb habe ich das Gefühl, Carrera hat sich schlicht nicht getraut, Giftpfeile à la Buñuel zu schiessen. Er gibt sich versöhnlich in der Handlung. Zudem ist die Geschichte (eine Art "Dornenvögel" für Teenager) ja irgendwie voraussehbar und die Inszenierung so brav wie die zweite Filmhälfte ...
"El crimen del padre Amaro" ist sicher nicht der Skandalfilm, zu dem ihn die Kirche aufgeblasen hat. Er ist auch nicht das Meisterwerk, das die "Oscar"-Nominierung 2002 für den besten ausländischen Film vermuten lässt. Aber er ist ein gut gespielter, manchmal giftiger und angriffiger, manchmal versöhnlicher und melodramatischer Film mit Herz. Und Gael Garcia Bernals Status als Sexsymbol werden die paar Szenen, in denen er sich mit der ach-so-süssen Ana Claudia Talancón im Bett wälzt, sicher auch nicht abträglich sein ..
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Cinema (D) 3/5
Total Film
(GB) 4/5
imdb
The Crocodile Hunter: Collision Course USA/AUS 2002
Regie, Story und
Produktion: John Stainton
Mit: Steve
Irwin, Terri Irwin, Magda Szubanski, David Wenham, Lachy Hulme,
Aden Young, Kennteh Ransom, Kate Beahan
Steve Irwin hat eine rasante Tier-TV-Show namens "Crocodile Hunter" (bzw. "Croc Files"). Ob er seine Abenteuer nun auch in einen Kinofilm zu packen braucht, ist mehr als fraglich. Tatsächlich ist das Resultat denn auch sehr enttäuschend. Steve und seine Frau Terri sind zwar unglaublich mutig und ihre Tier-Rettungen, ihre 1:1-Wrestling-Aktionen mit 6 Meter langen Krokodilen oder ihre Bändigungen von Giftschlangen ziemlich deftig, doch a) gehört sowas nicht unbedingt ins Kino und b) ist der Plot, der darumherum gewickelt wurde, furchtbar. Steife Akteure, eine idiotische Handlung und kaum Interaktion zwischen den Irwins und den anderen Personen. Sogar visuell wurde eine Trennlinie gezogen: Alles, was "Handlung" ist, ist im Widescreen-Format, alles rund um die Irwins passiert in einem etwas schmaleren Bild. Wieso? Das macht überhaupt keinen Film und reisst die Einheit des Films völlig auseinander. Vielleicht deshalb der Titel "Kollisionskurs". Für alle Fans von Irwin oder für solche, die denken, "Crocodile Dundee" sei weich geworden, ist "The Crocodile Hunter" ein unterhaltsamer Wildlife-Spass. Alle anderen dürften sich über Steves konstantes hysterisches Geschnorr ("whoa", "crikey!", "That's nature's way", "she's a beauty") eher aufregen.
Roger Ebert (USA)
3/4
Empire (GB) 3/5
Total Film (GB) 2/5
BBC (GB) 3/5
imdb
Regie: Vincenzo Natali
Mit: Jeremy Northam, Lucy
Liu, Nigel Bennett, Timothy Webber, David Hewlett, Kari Matchett
Mit "Cube" hat Vincenzo Natali bewiesen, dass er mit einem kleinen Budget einen grossen Film drehen kann. Bei "Cypher" hatte er etwas mehr Geld, etwas grössere Stars - aber hielt sich mit dem Ausgeben noch immer zurück. Und das Resultat ist erneut erstaunlich. Der talentierte Jeremy Northam spielt Morgan Sullivan, der bei der Firma Digicorp als Wirtschaftsspion angestellt wird. Er fliegt zu etlichen Meetings der Firma Sunway und nimmt dort alle Ereignisse auf. Da trifft er die mysteriöse Rita Foster (Lucy Liu), die ihn aufklärt, was bei diesen Vorträgen wirklich passiert ... mehr möchte ich gar nicht verraten, denn von nun an präsentiert der Film Wendung nach Wendung. Abgefilmt in kühl kalkulierten und streng arrangierten Bildern taucht Natali in einen High-Tech-Wirtschaftsthriller ein, der von der ersten Minute an schon durch seinen Look fasziniert. Ein McGuffin nach dem anderen wird eingeführt. Übertragungsgeräte, Gehirnwäsche, geheimnisvolle CD-ROMs, obskure Firmen, seltsame Aufträge, eine grüne Spritze (hust - blaue Pille oder rote Pille - hust) - immer mehr Daten sammeln wir ein und arrangieren die Teile zum Puzzle.
Was Natali so perfekt gelingt, ist neben der Inszenierung die Fähigkeit, uns auf falsche Spuren zu lotsen. Leider ist dieses Gefühl zum Schluss dahin. Dann merkt man, dass eigentlich viel Lärm um nichts gemacht wurde. Keine Angst, ich spoilere den Schluss nicht, aber er ist enttäuschend. Nicht, dass man ihn erahnen kann (kann man), auch nicht, weil es derartige Schlüsse schon gab (gab es) - sondern weil der Drehbuchtrick nicht ganz funktioniert. Logisch funktioniert er und auf dem Papier muss es cool ausgesehen haben, dem riesengrossen Dickicht aus Intrigen und Korruption eine ganz kleine, persönliche Motivation zu Grunde zu legen. Wenn wir herausfinden, was auf der entscheidenden CD drauf ist, ist das ein netter Twist aber letztendlich bloss das halbgare Tüpfchen auf dem bereits mageren Schluss-i. Nein, die letzten 15 Minuten mit Routine-Action à la "Mission Impossible" und eben dem durchwachsenen Twist machten mich nicht richtig glücklich. Alles davor war beinahe brillant, ein Mix aus Matrix, Cronenberg und Andrew Niccol ("Gattaca"), deshalb die 3½ Sterne.
Noch ein paar Dinge mehr (mittlerer Spoiler - nicht weiterlesen, wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt!!) ... das Ende ist also relativ plump und basiert auf der simplen Formel: Der Kerl jagte sich die ganze Zeit selbst. Wieso, dass zeigt eben der vorletzte Shot. So neu ist die Idee nun auch nicht. Denkt etwa an "Angel Heart". Ob gewollt oder nicht, wird auch der Titel plötzlich zur Hommage. Cypher. Louis Cyphre, so hiess Luzifer De Niro in "Angel Heart". Zufall? Ich denke nicht. Also kann man Natali nicht vorwerfen, er habe abgeguckt. Er wollte das Plot-Gerüst einfach in eine Tech-Future-Story packen. Ist ihm ja auch ziemlich gut gelungen ...
The Dangerous Lives of Altar Boys USA 2002
Regie: Peter Care
Mit: Kieran
Culkin, Emile Hirsch, Jodie Foster, Jena Malone, Vincent
D'Onofrio, Jake Richardson, Tyler Long
Der von Jodie Foster co-produzierte Streifen heisst auf "deutsch" "Lost Heaven". Eine unnötige Namensänderung, aber die soll mich mal nicht interessieren. Vielmehr gehts um den Film - und der gefiel mir. Der talentierte Kieran Culkin (Igby Goes Down), der überzeugende Emile Hirsch und die stets beeindruckende Jena Malone (Life as a House) spielen Kids in einer katholischen Schule. Die Boys leiden unter der Nonne Assumpta (Jodie Foster) und lassen ihren Frust über die Frau, die Kirche und alles andere in Comics ab, die sie selbst zeichnen. Im Film sind auf clevere Art Comics eingestreut, die von den animierten Helden der Jungs erzählen - dem Quartett "Atomic Trinity". Gezeichnet hat die Sequenzen niemand anders als "Spawn"-Erfinder Todd McFarlane. Die Episoden reissen ziemlich mit.
Doch auch die realen Szenen habens in sich. Sie erzählen eine "coming of age"-Story nicht ganz auf dem Niveau von "Stand by Me", aber immerhin mit ein paar frischen Ideen. Vieles überzeugt nicht so (Jodie ist nicht wirklich böse, das Finale mit der "Katze" ist zu surreal, um zu bewegen, man lernt sehr wenig über einige wichtige Charaktere) - doch dank den blendenden Teen-Darstellern, der liebevollen Gestaltung und eben den Comic-Sequenzen mag "The Dangerous Lives of Altar Boys" (aka. "The Dangerous Lives of the Altar Boys") zu überzeugen. Lang lebe Skeleton Boy!
Roger Ebert (USA)
2½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie: Danny De
Vito
Mit: Edward
Norton, Robin Williams, Catherine Keener, Danny De Vito, Jon
Stewartm Harvey Fierstein, Vincent Schiavelli
Nicht ganz. "Death to
Smoochy" könnte genial sein, doch irgendwas ging daneben.
Regisseur und Nebendarsteller Danny De Vito ist bekannt für
rabenschwarze Filme und schrille Gags. Dies setzt er auch hier um
- und zwar derb, denn der Film spielt im Umfeld einer
Kindersendung. Robin Williams und Edward Norton verkörpern
Moderatoren, die sich einen Krieg bis aufs Blut liefern. Nazis,
Mord und Dildo-Jokes sind nichts für Kids - deshalb kriegte der
Film in den USA auch ein "R"-Rating.
Doch bei all den grellen
Zutaten, den Over-the-Top-Performances sowie dem fiesen Kontrast
zwischen Lila-Laune-Kinderwelt und mörderischen Erwachsenen
springt der Funke nur selten über. Man sieht, was De Vito
vorhatte, man sieht den Gag, doch die Pointe verfehlt zu oft das
Ziel. Vor allem Robin Williams ist eher anstrengend, als witzig.
Es gibt aber auch einige wenige Highlights. Etwa Catherine Keener
(Full Frontal) oder in manchen Szenen Edward Norton (Fight Club). Doch das reicht nicht für eine Empfehlung.
"Death to Smoochy" ist relativ witzig, relativ
unterhaltsam, ziemlich schräg und ziemlich unverschämt. Doch
man hat ihn schnell vergessen. Fazit: Fast gelungen. Aber eben
nicht ganz ... [die 0.5 Sterne von Roger Ebert sind dennoch nicht
nachvollziehbar]
Roger Ebert (USA)
½/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Regie: Stephen
Frears
Mit: Chiwetel
Ejiofor, Audrey Tautou, Sergi López, Sophie Okonedo, Benedict
Wong, Zlatko Buric
Stephen Frears führt uns mit "Dirty Pretty Things" in die Unterschicht Londons, in die Gesellschaft der illegalen und legalen Einwanderer. Sein Film wandert geschickt auf einem Scheideweg zwischen Thriller, Liebesfilm und Sozialdrama. Zwei dieser Elemente funktionieren bestens. Eines ist schwerfällig. Zuerst das, was funktioniert: Der Liebesfilmaspekt. Bühnenschauspieler Chiwetel Ejofor ("Amistad") gibt eine starke Performance als afrikanischer Einwanderer, der sich in London als Taxifahrer und Nachtportier durchschlägt - und sich in die Exiltürkin Senay verliebt. Senay wird gespielt von Audrey Tatou, dem Sonnenschein aus Amélie - und obwohl es nie ganz Sinn macht, eine Französin als Türkin zu besetzen, so akzeptierte ich es dennoch. Das ist vor allem Tautou zu verdanken, die selbst in den schrecklichsten Situationen liebevoll, schutzbedürftig und unschuldig erscheint. Als sie vor dem Fabrikbesitzer kniet und bald darauf seinen Schwanz in den Mund nehmen muss, schaut sie mit den Rehaugen aus Amélie nach oben - und es bricht einem das Herz. Ähnlich funktioniert die Beziehung zum genial zurückhaltend spielenden Chiwetel. Subtil, glaubwürdig - und trotz Pseudo-Happy-End nie aufgedrückt.
Der Thriller ist etwas weiter hergeholt. Die Organtransplantations-Story sorgt aber für die meiste Spannung und für ein paar "Wäh"-Momente, bei denen auch hartgesottene Kinogänger mal wegschauen können. Doch so richtig nimmt man die Sache nicht ab. Die dummen Immigrationscops, das Herz im Klo, das das ganze auslöst - alles basiert eher auf Stimmungen, als auf Realität. Damit bleibt das Sozialdrama. Frears bemüht sich, die Immigranten als unterdrückte Masse darzustellen, die täglich aufpassen muss, nicht ausgewiesen zu werden. In "Dirty Pretty Things" spielt fast kein "richtiger" Engländer mit und die Szenerie die Frears so erschafft, ist gut. Doch der Sozialaspekt ist extrem plump. Das zeigt sich schon an den Dialogen, wenn Ejiofor etwa fast schon zum Publikum sagen muss "wir sind die, die ihr nicht seht, die die eure Zimmer putzen, eure Taxis fahren und eure Schwänze lutschen", dann hört sich das an wir Brad Pitt in "Fight Club" - aber der redete eben absichtlich zum Publikum. Hier wird es als Dialog verkauft - und ist 100% Drehbuch-Style. So was kann man nicht bringen, es hebelt die Message aus der Handlung. Solche Momente gibt es etliche. So gut gemeint also die Sozialkritik ist, sie funktioniert dann am besten, wenn sie nicht ausgesprochen wird - sondern ironisch gezeigt wird.
"Dirty Pretty Things" ist sicher kein schlechter Film. Er ist zu gut gespielt, um überhaupt an diese Kategorie heranzukommen. Und auch die Atmosphäre und der kecke Mix der Genres ist spannend. Schwarzer Humor und Ironie versüssen die Sache. Aber Frears will zu viel mit zu plumpen Mitteln. Das kostet massiv Punkte. Sehen sollte man den Film dennoch ...
BBC (GB) 4/5
imdb
Divine Secrets of the Ya-Ya Sisterhood USA 2002
Regie und Buch:
Callie Khouri
Mit: Sandra
Bullock, Ellen Burstyn, Maggie Smith, Ashley Judd, Fionnula
Flanagan, James Garner, Shirley Knight, Angus MacFadyen
Filme wie "Divine Secrets of
the Ya-Ya Sisterhood" sind es, die "Chick Flicks"
einen schlechten Namen geben. Ich habe weder den Bestseller von
Rebecca Wells gelesen, noch gehöre ich zur eigentlichen
Zielgruppe - dennoch masse ich mir an, zu sagen, dass diese
sülzige Östrogen-Bombe kein guter Film ist. Einen Grossteil der
Schuld muss Callie Khouri auf sich nehmen. Die Frau hat zwar das
Drehbuch zu einem der besten Filme aller Zeiten geschrieben
("Thelma & Louise"), doch als Regisseurin ist sie
eine Novizin. Und das merkt man. Die Geschichte, die sie
erzählt, wirkt schwerfällig, die Botschaft mühsam, die
Inszenierung höchstens durchschnittlich. Man muss ihr jedoch
auch zugestehen, dass die Vorlage ja nicht das Gelbe vom Ei ist.
Ich riskiere hier, Fans des Romans zu brüskieren, aber ich finde
den Inhalt banal. Hier werden alle Frauen-Klischees kolpotiert,
die man kennt: Alle Frauen sind hysterisch, alle sind depressiv,
alle geschwätzig. Die Story handelt von vier Frauen, die sich
ewige Freundschaft schwören (eben die Ya-Yas) und der Film folgt
ihnen durch drei Zeitepochen. Derartige Zeitsprünge sind immer
problematisch, da sie suggerieren, Menschen erinnern sich an das
kleinste Detail, wie wir Zuschauer das tun (der Unterschied ist,
dass im Kino ein paar Minuten, im wahren Leben Jahre zwischen
Ereignissen liegen). Doch Sandra Bullock erinnert sich an nichts?
Sandra spielt Sidda, die
Tochter von Ya-Ya-Mitglied Vivi (Ellen Burstyn), und sie wirft
ihrer Mutter vor, wegen ihr ein Wrack zu sein. So ein Scheiss.
Die Rückblenden decken langsam auf, was denn Vivi so Böses
getan hat - und ehrlich, das ist gar nichts. Die paar Prügel hat
wohl die halbe Menschheit kassiert. "Ya-Ya Sisterhood"
macht daraus ein Mordsdrama - was umso abwegiger ist, da die
jüngere Vivi (Ashley Judd) nach dem Prügel-Anfall eigentlich
eine Traum-Mutter ist. Wie kann Sidda das vergessen haben? Nein,
Mama ist eine Säuferin und Prügel-Psychopathin. Echt, in diesem
Film wirkt kein Charakter real. Khouri und Co. glauben, sie haben
starke Frauencharaktere geschaffen - in Wahrheit sind es
Abziehbilder, zweidimensionale Klischeegeburten. Keiner der
Charaktere ist deshalb interessant. Nein, stimmt nicht, eine ist
interessant, und das ist Ashley Judd. Sie leuchtet in dem Film.
Sie ist das Herz der mittleren Rückblenden und macht einen
Grossteil des Films erträglich. Gegen sie kommen die
Nächstbesten nicht heran. Die da wären Maggie Smith und Ellen
Burstyn. Doch das liegt nicht an den beiden genialen
Darstellerinnen, sondern den undankbaren Rollen. Burstyn darf
hysterisch tun und Smith sorgt für trockene Kommentare - stets
mit einem Glas Wodka und einer Flasche Sauerstoff daneben. Die
beiden machen noch halbwegs Spass.
Dann kommt wieder lange nichts
- bis James Garner. Es ist schon traurig, wenn in einem
Chick-Flick die sympathischste Figur ein Mann ist. Man leider mit
ihm, weil er umgeben ist von solchen Hysterikerinnen. Aber real
wirkt auch er nie - er und der andere Mann (Bullocks Verlobter)
sind nur Begleiterscheinungen. Personen, deren Handeln man
irgendwie nicht nachvollziehen kann und die nur aus
dramaturgischen Gründen in dem Film sind. Keine Ahnung, was
eigentlich ihre Funktion ist. Und wie ist der Star? Sandy
Bullock? Sie ist OK. Aber sie war schon besser. In
"Speed" war sie witziger, in "Forces of
Nature" sexier, in "Murder by Numbers" frecher.
Hier darf sie ein paar Mal weinen und eben die Klischees der
schlechten Kindheit vortragen. Wie können Frauen nur ein Leben
lang darüber lamentieren, welches Leid(chen) sie in der Kindheit
angetan bekommen haben? Wie kann jedes noch so kleine Wehwehchen
als Ursache für eine lebenslange Psychose herhalten? Blabla,
yaddayadda, yaya. Männer tun das selten. Wenn sie den Film
sehen, langen sie sich an den Kopf. "Ya-Ya" tut
überhaupt nichts für das Verständnis Mann-Frau und ist
letztendlich genauso blöd und eindimensional wie ein Männerfilm
à la "Tomcats". Beide bemühen nur Klischees über das
eigene Geschlecht. Bei beiden ist das oft nur peinlich. Ja, die
Schauspieler retten "Ya-Ya", ja es hat emotionale
Momente und ja, es ist alles ganz schmuck gefilmt - aber wollen
Frauen wirklich, dass die Klischees über sie noch filmisch
untermauert werden? Wirklich? Na dann ... :)
Roger Ebert (USA)
1½/4
James
Berardinelli (USA) 1½/4
imdb
Regie, Buch und
Schnitt: Neil Marshall
Mit: Kevin
McKidd, Sean Pertwee, Emma Cleasby, Liam Cunningham, Thomas
Lockyer, Darren Moffitt, Chris Robson, Leslie Simpson
Der britische Überraschungshit
"Dog Soldiers" ist ein B-Werwolf-Film mit
A-Unterhaltungswert. "Sechs Soldaten. Vollmond. Keine
Chance" verspricht das Plakat - und tatsächlich steckt in
dieser Einfachkeit ein Teil des Erfolgs. Der Film, angesiedelt
irgwendwo zwischen "Evil Dead", "Aliens" und
"An American Werewolf in London", ist eine rasante
Achterbahnfahrt mit Blut, Action und sogar Humor. Die trockenen
Sprüche der Soldaten heitern im allgemeinen Gemetzel immer
wieder auf und ein Satz wie "There is no Spoon"
("Matrix") bekommt hier schnell eine neue Bedeutung.
Viel zu sagen gibt es sonst
nicht. Die FX sind OK, meistens wackelt die Kamera, wenn die
Wölfe ins Bild kommen. Die Musik ist imposant. Die Schauspieler
eher unbekannt (Sean Pertwee kennt man aus "Event
Horizon"). Aber das ist alles ja auch nicht so wichtig.
Wichtig ist vielmehr: "Dog Soldiers" ist ein wilder
Ritt, der garantiert unterhält. Waauuuuuuuuu ...!
Regie: Michael
Apted
Mit: Jennifer
Lopez, Bill Campbell, Tessa Allen, Juliette Lewis, Dan Futterman,
Noah Wyle, Fred Ward, Bill Cobbs
Revenge-Flicks waren nie mein
Ding. Egal ob "Death Wish", "I Spit on Your
Grave", "Last House on the Left" oder (am Ende)
"In the Bedroom" - Rache-Filme sind letztendlich
einfach billig konstruiert. Das einzig Gute, was sie haben, ist
der Schluss: Man kann nicht anders, als dem Gewalttäter den Tod
bzw. das Zurückzahlen wünschen. Man geniesst es, wenn jemand
zurückschlägt. Mag sein, dass Filmemacher sagen wollen
"hey dazu seit auch ihr fähig, wenn ihr in eine
Extremsituation gedrängt werdet". Meistens Blödsinn.
Revenge-Flicks sprechen einfach den niedrigsten menschlichen
Instinkt an. Auge um Auge, Zahn um Zahn - alles andere als meine
Lieblingsphilosophie.
Aber gehen wir zu
"Enough", dem Thrillerdrama von Michael Apted
("Enigma", "The World Is Not Enough"), in dem
Jennifer Lopez eine Kellnerin spielt, die von einem reichen
Schnösel geheiratet wird. Dann betrügt er sie, schlägt sie,
sie haut mit dem Kind ab, er verfolgt sie, sie schlägt zurück.
Ein klischierter Mix aus "Sleeping With the Enemy" und
"I Spit on Your Grave". Und schrecklich langweilig. 115
Minuten lang wartet man auf das Unausweichliche. Hat Apted am
Anfang noch etwas Schwung (u.a. dank Zwischentiteln), verpufft im
Mittelteil alles. Die Szenen in Michigan sind einfach durch und
durch öde - und man wünscht das doofe Kind mit der Piepsstimme
zur Hölle. Ich kann diese Film-Ami-Kids mit ihren nervigen
Stimmchen nicht ausstehen. Jennifer Lopez kann einem richtig leid
tun. Bill Campbell hats nicht besser: Sein Ehemann / Bösewicht
entspringt komplett aus dem Filmklischee-Buch und obwohl er ein
paar provokative Sätze herauslässt, ist er doch nur ein
post-feministisches Film-Arschloch. Viel besser wäre gewesen,
wenn er Psychoterror auf Lopez ausgeübt hätte, von dem niemand
von aussen etwas mitbekommt. Nicht einmal das Kind. Was, wenn das
Kind nicht von Daddy geschlagen wird und nicht eindeutig Stellung
bezieht? Was, wenn es beim Vater bleiben will, das es ja nicht
ahnt, was er für ein Arschloch ist?
Aber es ist müssig, zu
überlegen, was "Enough" hätte sein können, denn
seine Formel lässt einen grossen Wurf ja nicht zu. J.Lo
verprügelt den Typen und dann ist alles wieder gut. Und die
Tagline auf dem Poster ("es ist nicht Mord, es ist
Selbstverteidigung") kommt dann zum Zug. Natürlich ist es
Mord. Kaltblütig. Selbstjustiz. Wer hätte gedacht, dass J.Lo
mal zum feministischen Charles Bronson wird? Die Schattierung ist
neu, die Botschaft ist die selbe.
Roger Ebert (USA)
1½/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
imdb
Buch und Regie:
Kurt Wimmer
Produktion:
Jan De Bont, Lucas Foster
Mit: Christian Bale, Taya Diggs, Emily Watson, Sean Bean, Angus
MacFadyen, Sean Pertwee, William Fichter
"Equlibrium" gibt vor, ein intelligenter Film zu sein, ist aber meistens sturzdumm. Aber das ist kein Grund, sich dabei nicht köstlich zu unterhalten. Für einen Film, der bloss 20 Millionen gekostet hat, muss man Regiedebütant Kurt Wimmer (Autor von "Sphere" und "The Recruit") einfach zu dem Style gratulieren. Der Film sieht fantastisch aus. Keine Diskussion. Die Kampfszenen, die den albernen Namen Gun-Kata haben, sind ebenfalls top: Die Fighter brauchen Karate-Griffe, um nahe Ziele abzuwehren und schiessen gleichzeitig auf andere Ziele. Sehr effektiv - und extrem schnell geschnitten. Ein paar Mal kommt Christian Bale allzu easy durch bewaffnete Gegner, aber er fightet wie eine Maschine, also nehmen wir es ihm halbwegs ab.
Das bringt micht zur Story. "Equilibrium" spielt nach dem Dritten Weltkrieg im 21. Jahrhundert. Im Staat Libria will man neuen Krieg und Gewalt unterdrücken - indem man Emotionen verbietet. Der allmächtige Vater (Sean Pertwee) hat alles verboten, was Emotionen auslösen könnte. Bücher, Musik, Filme, Parfüm, ja sogar Spiegel. Leute, die sich nicht daran halten, werden Gefühlsdelinquenten genannt und von den staatlichen Gefühlsjägern, den Clerics eiskalt gejagt. Der beste Cleric des Landes ist John Preston (Christian Bale). Er tötet präzis und schnell und ist absolut loyal. Doch der Gedanke an seine entsorgte Frau belastet ihn. Als er eines Tages seine Dosis Prozium (die Droge, die Gefühle unterdrückt) nicht nimmt, übermannen ihn die Emotionen. Er beginnt sich aufzulehnen gegen das faschistoide System ... ja ich weiss, das hört sich nach einem cleveren Plot à la "1984" an und ja, es hat auch tatsächlich clevere Elemente in dem Werk und etliche Punkte, über die es nachzudenken lohnt. Doch es ist eben auch durchzogen von Logiklöchern und Dummheit. "Equilibrium" als "1984 light" zu bezeichnen, ist noch ein Kompliment.
Wieso lebt John zum Beispiel seine Gefühle so offensichtlich aus, wenn doch der Staat überall zuschaut? Wieso trägt Gefühlsdelinquentin Emily Watson im Knast eine Vielzahl farbiger Kleider? Wieso haben all die Bösen Gefühle - Ratsmann Dupont (Angus MacFadyen) hat definitiv Hassgefühle, Cleric Brandt (Taye Diggs) hat definitiv Gefühle wie Hass und Neid. Wieso haben die "emotionslosen" Feinde Angst vor Christian Bale? All diese kleinen Dinge ruinieren die Story. Sie ist einfach nicht gut genug durchdacht. Die kleinen Finessen ruinieren die eigentlich interessante (wenn auch weeeit hergeholte) Idee und heben dafür den Action-Aspekt des Films hervor. Na ja, das ist eben gar nicht so schlecht, denn die Actionszenen, die am ehesten an "The Matrix" erinnern, fetzen. Und sie haben auch ein Level von Gewalt, dass in gängigen Actionfilmen leider fehlt. Der Schluss ist etwas zwiespältig. Anstatt einen pessimistischen Ansatz wie "1984" oder "Brazil" zu verfolgen, geht "Equilibrium" den einfacheren Weg - obwohl der ein paar Fragen aufwirft. Mit Gewalt zum hehren Ziel der Freiheit. Ein bisschen wird "Clockwork Oranges" dubioser Schluss avisiert, bei dem zwar Alex befreit ist - aber zu welchem Preis?
Oh und dann diese Klischees. Das Hündchen, das Emotionen hervorruft, die Untergrundbewegung, die wirklich im Untergrund ist. "Equilibrium" hat ein paar wirklich erschreckende Momente (die Mona Lisa, die verbrannt wird, der Sohn, der seinen Vater anzeigen will etc.), doch alles in allem ist das Werk "leider" doch nur ein Fun-Picture. Ich habe gehofft, der Mix aus "1984" und "Matrix" erfreue meine Augen und mein Hirn. Nun ists halt eher das erste. Bin ich enttäuscht? Ein wenig. Ist "Equilibrium" aber unterhaltsam? Die Antwort kann nur ein emotionales "oh ja! sein.
Roger Ebert (USA)
3/4
BBC (GB) 3/5
Total Film (GB) 2/5
imdb
E.T.- The Extra-Terrestrial (20th Anniversary Edition) USA 1982/2002
Regie: Steven
Spielberg
Musik: John
Williams
Mit: Henry
Thomas, Dee Wallace, Drew Barrymore, Robert MacNaughton, Peter
Coyote, C. Thomas Hwell, Erika Eleniak
Sind wirklich schon 20 Jahre
vergangen, seit die halbe Weltbevölkerung in die Kinos strömte
und Tränen vergoss, als ein gestrandeter schrumpeliger
Ausserirdischer einfach nur heim wollte? Yep. Und mein erster
Eindruck, nachdem ich die neue 20-Jahre-Jubiläums-Fassung
gesehen habe, war: "Mann, bin ich alt geworden" - nicht
etwa, weil der Film den Test der Zeit nicht bestanden hätte,
sondern weil ich damals im Kino gerade mal 7 Jahre alt war. Und
ich kann mich noch genau erinnern, wo ich geweint habe und was
mir Angst gemacht hat. "ET" ist Teil meiner Jugend -
und wenn nun eine "20" hinter dem Filmtitel steht, ist
das schon etwas frustrierend ... aber genug nostalgisches
Gesülze. Was ist neu an "ET"? Nicht viel. Es gibt ein
paar neue Szenen (u.a. eine längere, in der ET in die Badewanne
fällt) und die sind sehr gut eingebettet. Eigentlich unnötig,
aber auch nicht störend. Dann wurden einige Effekte verbessert -
und das wurde fantastisch gemacht. Ihr erinnert euch an die Szene
gegen Schluss, als all die Buben auf ihren BMX abheben - da
wurden die Blue-Screen-Ränder perfekt geglättet. Die Kids
fliegen nun wirklich. Oh und das Raumschiff erstrahlt in neuem
Glanz. Dann wurde auch John Williams' manchmal allzu pompöser,
aber zeitloser Soundtrack neu eingespielt und überhaupt der Ton
remastered. Soweit so gut, aber Spielberg hat auch ein paar
kleine Änderungen durchgesetzt, die ärgerlich sind. Da ist die
viel diskutierte Sequenz, als die Kids bei einer Strassensperre
abheben. Die Polizisten tragen nun keine Gewehre mehr, sondern
(per Computer generierte) Walkie-Talkies! Ugh. Spielberg wollte
"keine Waffen mehr in seinem Familienklassiker".
Unnötig. Kein Sakrileg, aber sehr dumm. Viel schlimmer: Dialoge
wurden abgeändert. Während früher Mamma bezüglich
Halloween-Kostüm zu Michael sagte "you cannot go as a
terrorist" sagt sie nun "you cannot go as a
hippie". Tja, das ist wohl der Zeitgeist. Sehr ärgerlich.
Abgesehen davon:
"ET" bleibt der Meilenstein, der er immer gewesen ist.
Einer der am meisten geliebten Familienfilme aller Zeiten, einer
der erfolgreichsten Filme überhaupt und ein unterhaltsames
Märchen mit Anleihen bei der Bibel - verpackt in Spielbergs
unübertreffbarer Art, Gefühle hervorzurufen. Der Regisseur
manipuliert die Zuschauer wie Marionetten - aber man lässt dies
gerne geschehen, denn "ET" ist einfach herzallerliebst.
Wer ausser Spielberg schafft es schon, dass Zuschauer über einen
eigebntlich hässlichen Ausserirdischen eine Träne vergiessen?
Bilder, die sich längst in unsere Kultur eingebrannt haben (das
Velo vor dem Mond, "ET phone home", die Frösche neben
Erika Eleniaks Schuhen etc.), ein wenig
80er-Jahre-Suburb-Kolorit, viel Nebel (das ist mir bei der neuen
Version zum ersten Mal aufgefallen) und Charaktere, die man nicht
vergisst. Wer kann schon der kleinen Drew Barrymore als Gertie
widerstehen? Also schaut euch ET mal wieder an. Man fühlt sich
danach gleichsam jünger UND älter :)
Regie: Christian
Duguay
Mit: Devon
Sawa, Bridgette Wilson-Sampras, Rupert Graves, Rufus Sewell,
Heino Ferch, Joe Absolom, Jana Pallaske, Jean-Pierre Castaldi,
Klaus Löwitsch
"Extreme Ops" ist das ungewollte Baby von xXx und "Vertical Limit". Vom Vin-Diesel-Hit übernimmt er den cool-tuerischen Freestyle-Sport-Quatsch, von "Vertical Limit" einiger der schlechten Schnee- und Eis-Effekte. Die Story dreht sich um amerikanische Werbefilmer, die in Österreich einen Clip drehen wollen und dabei auf einen serbischen Terroristen (Klaus Löwitsch) stossen. Richtig gelesen: Die Story ist plump. Sie dient bloss dazu, ein paar Tenager beim Ausüben von Trendsportarten zu zeigen. Vor allem Snowboarden. Das sieht zwischendurch ganz nett aus, langweilt aber auch bald.
Schlimmer sind die Dialoge und Charaktere, um die Regisseur Christian Duguay ("Screamers") halt nicht herumkommt. Devon Sawa, der seit "Final Destination" ein paar Kilo zugenommen hat, bleibt völlig blass. Bridgette Wilson-Sampras muss einfach nur gut aussehen und bei Rupert Graves, Rufus Sewell und Heino Ferch fragt man sich einfach, wie sie in diesen Mist geraten sind. Besonders niedlich ist Pallaske als Punk-Göre Kittie, aber die Deutsche spielt sehr schlecht. Na und, mag man argumentieren, schliesslich muss bei einem solchen Film ja auch bloss die Action stimmen. Nun, das ist doch nicht ganz korrekt. Aber wenden wir uns mal der Action zu. Die ist stets die selbe: Ein paar coole Kids jagen 'nen Berg herunter oder tun irgendwas ach-so-Illegales-und-doch-ach-so-Cooles wie angekettet an einen Zug boarden oder auf einem Zug skaten. Pädagogisch inkorrekt ist nicht immer gleich hip.
Dann gibts noch ein paar ganz billige Männerfantasien wie ein kurzer Lesbenkuss im geheizten Pool und zum Ende hin kommen dann eben diese schwachen "Vertical Limit"-Effekte zum Zug, bei denen man das Gefühl hat, man schaue ein Gemälde an. Somit bleibt viel zu wenig Brauchbares übrig, um dem Film eine anständige Bewertung zuzugestehen.
PS: "Extreme Ops" war Löwitschs letzter Film.
BBC (GB) 2/5
imdb
Regie und Buch:
Todd Haynes
Executive Producers: George Clooney, Steven Soderbergh, Tracy
Brimm, Eric Robinson, John Sloss, Hohn Wells
Musik: Elmer
Bernstein
Mit: Julianne Moore, Dennis Quaid, Dennis Haysbert, Patricia
Clarkso, Viola Davis, James Rebhorn, Bette Henritze, Ryan Ward
"Far From Heaven" versetzt die Zuschauer in ein Melodrama aus den 50er-Jahren - wie etwa Douglas Sirks "All That Heaven Allows". Die knalligen Technicolor-Farben, die bezaubernde Musik von Elmer Bernstein, die stets höflichen Charaktere in Hartford, Connecticut. Doch hinter der Fassade tun sich Welten auf, die ein Douglas Sirk höchstens andeuten konnte - Regisseur Todd Haynes dagegen seziert sie. Er entlarvt die Verlogenheit des bürgerlichen Amerikas dieser Zeit und hält gleichzeitig unserer Zeit einen Spiegel vor. Doch er tut all dies nicht etwa mit Ironie, sondern mit einem ehrlichen Melodrama. Mit den Mitteln eines Douglas Sirk. Stets übersteigert, aber nie übertrieben.
Julianne Moore ("Oscar"-nominiert) brilliert als Hausfrau und Society-Lady Catherine. Mir ihrem Mann Frank (Dennis Quaid) scheint sie eine Bilderbuchehe zu führen. Bis sie ihn eines Tages im Büro beim Knutschen mit einem anderen Mann erwischt. Nun ist nichts mehr, wie es war, in der Familie. Sie versuchen es zwar zu kaschieren, doch die Gräben sind nicht mehr zuzuschütten. In ihrer Suche nach Geborgenheit wendet sich Cathy an den Schwarzen Raymond (Dennis Haysbert) - nochmals ein Skandal im Amerika der 50er. Eine Beziehung zwischen schwarz und weiss, ein schwuler Ehemann - Todd Haynes hat vielleicht gleich die Extrembeispiele in einen Topf geworfen, aber er macht es vorzüglich. Sein genialer Twist ist es, dass man alle Hauptcharakteren in diesem Film schlicht und einfach gern hat: Catherine, Frank und Raymond sind aber in ihrer gesellschaftlichen Situation derart fixiert, dass ein Ausbruch unmöglich scheint, und das ist das grösste Drama. Man wünscht diesen Leuten Glück - doch man weiss, es kann zu dieser Zeit nicht sein.
Und dennoch ist "Far From Heaven" nicht nur deprimierend. Im Gegenteil - die Musik und die Farben geben dem Film eine bittersüsse Melancholie, die durch das Ende des Films untermauert wird. Es scheint alles verloren, doch nun sehen die Charakteren Hoffnung. Sie resignieren nicht, sie arrangieren sich. Als Zuschauer weiss man, es wird schmerzhaft sein, doch immerhin ist es keine Sackgasse. Interessant auch, dass Haynes die beiden "Tabus" unterschiedlich gewichtet. Er sieht historisch korrekt, dass die Schwarzenbewegung damals an Kraft gewann und die Rassenvorurteile aufzubrechen begannen. Die Schwulen dagegen hatten damals noch keine Lobby. Diese Bewegung entstand erst etwa 10 Jahre später. Nicht zuletzt deshalb finden Franks Seitensprünge im Halbschatten statt. Es ist nicht, dass Haynes sich nicht getrauen würde, zwei verliebte Männer beim Sex zu zeigen - er weiss nur vielmehr, dass damals dieses Tabu niemals hätte gebrochen werden können. Andere Tabus wurden angesprochen, dieses (noch) nicht. Und da Haynes ganz explizit ein 50er-Melodrama drehte, sieht man nicht viel von Franks Liebesabenteuern. Doch sie sind da.
"Far From Heaven" ist sicher kein Film für alle. Man muss durch dicke Schichten von Kitsch graben, um die Wahrheiten und Emotionen freizulegen. Genau dies fand ich jedoch das Geniale. Nur durch den Kitsch, der alles bedeckt, wird diese künstliche Welt zu dem Gefängnis, das es für die Personen ist. Wäre der Film ohne Kitsch gedreht, würde er nicht funktionieren. Der Kitsch ist hier schliesslich auch nicht Selbstzweck, sondern Stilmittel. Man möchte sagen, es sei der Lack, der langsam abbröckelt, doch das ist nicht ganz korrekt, denn schliesslich bleibt der Kitsch bis zur letzten Sekunde da (sogar die wunderbaren End Credits sind im Sirk-Stil gehalten). Besser wäre also zu sagen: Der Lack bleibt dran - doch darunter rostet es. Irgendwann viel später platzen die Rostbeulen dann auf. Vereinfacht gesagt, Ende der 60er. Das waren dann die Hippies :)
Doch so weit geht Haynes ja gar nicht. Er liefert auf einer Ebene nur ein bewegendes Technicolor-Melodrama ab, auf der anderen Ebene eine messerscharfe Demaskierung der bürgerlichen Verlogenheit. Welche Stufe man auch für wichtiger nimmt, das Endresultat ist ein bewegender, cineastisch vorzüglicher und blendend gespielter Film.
4 "Oscar"-Nominationen: Julianne Moore, Drehbuch, Kamera, Musik
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
Cinema (D) 4/5
Total Film (GB) 2/5
imdb
Regie und Buch:
Brian De Palma
Mit: Rebecca
Romijn-Staos, Antonio Banderas, Peter Coyote, Eriq Ebouaney,
Edouard Montoute, Rie Rasmussen, Régis Wargnier, Sandrine
Bonnaire
Eine nur mit einer sündhaft
teuren Diamanten-Schlange bekleidete Frau schreitet durch das
Filmfestival von Cannes. Ihr elegante, sexy Gang passt zur Musik,
die stark Ravels "Bolero" erinnert. Sie geht aufs WC
und küsst hemmungslos eine andere Frau, die ihr die Juwelen
langsam auszieht - und klaut. Willkommen in einem Brian De
Palma-Film. Der Altmeister des Hitchcock-Imitierens ist unter
Geeks (etwas eigenbrötlerische Filmfreaks - und zu denen zähl
ich mich ja auch) immer noch ein kleiner Held. Trotz Flops wie
"Bonfire of Vanities", "Snake Eyes" oder
"Mission to Mars". Und "Femme Fatale" dürfte
sein bester Film seit langem sein. Ganz besonders für
Noir-Geeks.
Die Anfangsszenen jedenfalls
sind der Knüller. Die ersten 40 Minuten fällt kaum ein Wort. De
Palma nutzt jedes nur erdenkliche technische Mittel (sogar die
bei anderen als veraltet angesehen Split-Screens) mit maximalem
Effekt. Er tanzt geradezu um seine sexy Hauptdarstellerin Rebecca
Romijn-Stamos. Sie ist die Femme Fatale des Titels - und was für
eine. Seit Linda Fiorentino die Schwanzlänge von Peter Berg
überprüfte (im genialen "The Last Seduction" von
1994) gab es auf der Leinwand keine so überzeugende Femme Fatale
mehr. "You don't have to lick my ass. Just fuck me!"
hat das Zeug zum Klassiker. Nun muss De Palma um dieses scharfe
Geschütz nur noch eine geile Story bauen ... doch dabei hat es
Holpersteine.
Ich war nie der grösste Fan
des Film-Noir-Genres, das gebe ich offen zu. Es gibt wahrhafte
Meisterwerke ("The Postman Always Rings Twice" 1946,
"The Third Man", 1949), doch mir waren moderne Film
Noirs wie etwa "L.A. Confidential" stets lieber als die
grossen Noir-Klassiker von "Double Indemnity" (den
schaut Rebecca zu Filmbeginn) bis "The Big Sleep" . Das
ist natürlich keine gute Voraussetzung, denn De Palma zollt dem
Genre hier vollen Tribut. Selbst das Ende ist für das Genre
absolut typisch. Ich möchte nichts spoilern, aber dieses Ende
muss ich genauer analysieren. Zuvor also wie immer eine
Kurz-Kritik für alle, die den Film noch nicht gesehen haben und
sich hier verabschieden sollten: "Femme Fatale" ist
extrem stylish, ebenso ironisch wie unterkühlt, bisweilen clever
erzählt und voller kleiner Hinweise auf das Ende, enorm
fatalistisch und extrem sexy. Ein toller Thriller - dem ich wegen
Überlänge, abgestandenem Plot und schwachem Ende aber nur knapp
3 Sterne geben kann. Ok?
Also, [Spoiler],
das Ende. Roger Ebert nimmt in seiner Kritik das Ende ein wenig
vorweg und auch wenn ich sage, der Schluss erinnert an die Enden
von Filmen wie "The Woman in the Window" verrarte ich
irgendwie zuviel. In "The Woman in the Window" wacht
der Hauptdarsteller nämlich auf und merkt, dass der ganze
Schluss nur ein Traum war. Ich mag solche Schlüsse nicht. Ich
liebe es, wenn eine Ende neblig bleibt, wenn man wie bei Minority Report oder "Total Recall" nicht sicher ist, ob
es real ist. Aber wenn dieser Moment kommt, in dem ein Charakter
wirklich aufwacht, dann bricht für mich immer viel zusammen.
Nun, Rebecca Romijn-Stamos wacht auf. Der Film war ein Traum. Ich
habe geahnt, dass etwas faul ist, weil es Hinweise gibt (das
überlaufende Aquarium, die Ankündigung "Seven Years
Later"), aber was genau es sein wird, blieb mir verborgen.
Ich war überrascht, aber auch enttäuscht. Was nach dem
Aufwachen passiert, ist getränkt von Fatalismus und Stil, doch
ich habe den Kontakt zum Film verloren. Und das ist verheerend.
Ich hätte wissen wollen, was mit der Hauptstory passiert. Nicht
das Selbe nochmals, leicht anders, mit ein wenig Ironie. Wenn man
böse sein will, kann man sagen, De Palma habe das Publikum um
ein Ende betrogen - aber na ja, er macht es mit Stil. Und wer
kann schon einem Film widerstehen, in dem Rebecca Romijn-Stamos
das Model Rie fast verschlingt? "Femme Fatale" hat
wenigstens den Mut, erwachsen und sexy zu sein ... Nur noch
eines: Der Text hatte so viele Klammern (passt zum Film), dass
ich eins noch loswerden will: schaut euch "The Last
Seduction" an. So muss ein moderner Film Noir sein! Ich habe
danach wochenlang von Linda Fiorentino geträumt. Ich bezweifle,
dass mit dies bei Frau Romijn-Stamos passieren wird.
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 1½/4
imdb
Regie: Shekhar
Kapur
Mit: Heath
Ledger, Wes Bentley, Kate Hudson, Djimon Hounsou, Michael Sheen,
Alek Wek, Rupert Penry-Jones
Die siebte Verfilmung des Romans
von AEW Mason liess hoffen, immerhin sind die Darsteller
interessant und der indische Regisseur Kapur hat mit "Bandit
Queen" und "Elizabeth" sein Können bereits
bewiesen. "The Four Feathers" ist jedoch leider eine
Enttäuschung. Eine ziemlich grosse sogar. Da ist zum einen die
08/15-Story, die man eigentlich genau voraussagen kann
(britischer Offizier quittiert vor dem Sudankrieg den Dienst,
wird von seinen Freunden als Feigling bezeichnet und reist auf
eigene Faust nach Afrika, um seine Ehre wieder herzustellen), die
schwachen Dialoge und das viele Pathos. Kapur glaubt, einen
kritischen Film gedreht zu haben, in Wahrheit huldigt er jedoch
soldatischer Brüderlichkeit, Soldatenehre und dem "Krieg
macht Buben zu Männern"-Mythos. Manchmal ist die
Aufdringlichkeit, mit der er diesen Katalog verfolgt, zum Kotzen.
Schlimmstes Beispiel: Wes Bentleys Schluss-Monolog. Mir kamen
dabei fast die Tränen ... vor Übelkeit.
Doch es ist nicht alles
Quatsch. Die Darsteller sind OK (sie haben Mühe mit dem Akzent
und Djimon Hounsou hat eine extrem undankbare Gutmensch-Rolle),
die Musik von James Horner heroisch und die Kamera von Robert
Richardson sehr eindrücklich. Technisch erscheint der Film
deshalb versiert. Die Schlachten sind ebenfalls eindrücklich.
Die, in der die Briten eingekesselt sind, ist sogar brillant. Und
zum Anfang, als Heath Ledger die Armee verlässt, könnte man
wirklich meinen, hier wachse etwas Intelligentes. Nö. Hier
wächst Unkraut. Schönes Unkraut, aber trotzdem ganz klar
Unkraut.
Roger Ebert (USA)
2/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
Tele (CH) 2/4
imdb
Regie: Bill Paxton
Mit: Bill
Paxton, Matthew McConaughey, Powers Boothe, Matthew O'Leary,
Jeremy Sumpter, Luke Askew
"Frailty" war mit
extremen Vorschusslorbeeren von James Cameron, Steven King und
Sam Raimi gesegntet. Oder vielleicht auch verflucht. Alle drei
sind Freunde von Bill Paxton, der mit dem Horrorthriller sein
Regiedebüt gab. Vielleicht hätte er besser daran getan, die
lobenden Zitate seiner Buddys zu verhindern, denn sie setzen die
Erwartung astronomisch hoch, Zu hoch. Das soll nicht heissen,
dass "Frailty" kein guter Film ist.
Die Handlung mischt "The
Usual Suspects" mit "The Rapture" und einem Schuss
M. Night Shyamalan und dreht sich um einen jungen Mann (Matthew
McConaughey), der einem FBI-Agenten (Powers Boothe) die
schauerliche Geschichte seiner Familie erzählt: Sein religiöser
Vater (Bill Paxton) habe ihm und seinem Bruder 1979 eingeredet,
Gott habe ihn beauftragt, die Dämonen auf der Erde zu
vernichten. Dad stellte eine Liste von Leuten, oder eben
Dämonen, zusammen, und tötete einen nach dem anderen auf der
Liste. Der jüngere Bub glaubt dem Vater alles bedingungslos,
doch der Ältere sieht in seinem Dad nur noch eines: Einen
Killer.
Diese Rückblenden sind
eindrücklich. Die eigentlichen Morde (mit einer Axt) sieht man
nicht, doch sie sind nachhaltig. Bis es zum letzten Axt-Schwung
der Rückblenden kommt, bleibt "Frailty" sehr
beklemmend. Während man Paxton die Visionen nicht ganz abnimmt,
sind die Kids (Matthew O'Leary, Jeremy Sumpter) sehr glaubwürdig
und überzeugend. Gleiches gilt für McConaughey. Eigentlich ist
auch die vermeintliche Schwäche Paxtons letztendlich ein
Vorteil. Seine wahren Gedanken bleiben schwammig und es gibt
mindestens eine Sequenz, die einem den Boden unter den Füssen
wegzieht - spinnt Dad, oder sah er tatsächlich Gott? Alles sehr
reizvoll. Alles sehr spannend - v.a. auch dank stilistischer
Anleihen bei Hitchcock. Doch ... doch das Ende ist doof. Den
Twist riecht man meilenweit und er ist nicht mal gut. Nach dem
Twist gibts noch ein paar kleinere - aber die haben keinen
Impact. So scheint Paxton der Film einfach zu entgleiten und
zurück bleibt das Gefühl, einen guten Film gesehen zu haben.
Aber eben keinen so perfekten, wie die Zitate vermuten liessen.
Als Regiedebüt eine super Leistung, als Horrorthriller klar
empfehlenswert. Aber kein Meisterwerk.
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Regie: Julie
Taymor
Produktion:
Salma Hayek u.a.
Mit: Salma
Hayek, Alfred Molina, Geoffrey Rush, Valeria Golino, Ashley Judd,
Edward Norton, Antonio Banderas, Roger Rees
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich vor diesem Film nie etwas von der grossen mexikanischen Malerin Frida Kahlo gehört habe. Insofern hat Julie Taymors Biografie eine gute Arbeit geleistet: Ich habe das Gefühl, die Frau nun zu kennen und habe das Bedürfniss, mehr über sie und ihre Werke zu erfahren. Ob Taymor und Produzentin Salma Hayek nahe an der Wahrheit blieben, weiss ich nicht. Ist mir auch nicht so wichtig - denn was ich präsentiert bekam, ist ein visuell höchst innovatives, grandios gespieltes Biopic alter Schule.
Salma Hayek arbeitete rund sieben Jahre an dem Projekt und vergoss all ihr Herzblut, um sich gegen Projekte von Madonna und Jennifer Lopez duchzusetzen. Mit Erfolg, denn die kleine Mexikanerin ist grandios in der Titelrolle. Ebenso brillant ist ihr Film-Ehemann Alfred Molina als Diego Rivera. Alle anderen Schauspieler sind Nebenfiguren: Ashley Judd ist ebenso sinnlich wie inspirierend als freizügige Tina Modotti, Antonio Banderas und Edward Norton (als Nelson Rockefeller!) haben gute Mini-Rollen und Geoffrey Rush überzeugt als Trotski. Der sowjetische Exil-Politiker mag etwas romantisiert rüberkommen, aber nach den paar Worten Trotzskis weiss ich wieder, wieso ich Sozialdemokrat bin. Spass beiseite: In ein paar wenigen Szenen bringt Rush viel Gefühl in die tragisch Rolle.
Auch die Inszenierung gefällt. Hie und da verwebt Taymor die Bilder Kahlos mit dem Film. Da werden Kahlos Malereien lebendig. Eine faszinierende Idee. Auch die Musik ist wunderbar. Wenn es etwas an "Frida" auszusetzen gäbe, sind es die Überlänge und die relative Oberflächlichkeit. Taymor kann nicht bei allen Figuren in die Tiefe gehen. Das ist hie und da etwas frustrierend. Den Gesamteindruck kann das aber nicht stark verwässern: Wer Biografien mag, wird "Frida" mögen. Ein starker Film für eine starke Frau.
4 "Oscar"-Nominationen:
Salma Hayek, Kostüme, Song, Art Direction
2 "Oscars": Musik,
Makeup
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
imdb
Regie und Buch: Alex Proyas
Mit: Kick Gurry, Maya Stange,
Pia Miranda, Russell Dykstra, Brett Stiller, Chris Sandrinna, Andy Anderson,
Marton Csokas, Yvette Duncan, Holly Brisley
Der Australier Alex Proyas machte sich einen Namen mit optisch innovativen, düsteren Filmen wie "The Crow" und "Dark City". Bei seinem Film "Garage Days" blieb lediglich die visuelle Verspieltheit übrig - ansonsten ähnelt der Streifen eher einem Mix aus "That Thing You Do", "Trainspotting" und "Amélie". In anderen Worten: Feelgood with an edge. Diese Tagline sollte ich patentieren lassen. Im Zentrum stehen fünf junge Leute und ihr Manager Bruno (Russell Dykstra), die in Sydneys Newtown-Quartier leben. Freddy (Kick Gurry) ist der Sänger, seine Freundin Tanya (Pia Miranda) spielt Bass, Joe (Brett Stiller) ist Gitarrist und der ausgeflippte Lucy (Chris Sadrinna) sitzt an den Drums. Auch involviert ist Joes Freundin Kate (Maya Stange). Die Beziehungen sind aber ziemlich lose, man pennt, wos Platz hat - und Tanya sucht eh bloss nach dem besten Fick. Freddy kommt auf 5.5 "I want you to stop" meint sie zu Filmbeginn mal beim Sex. "No Freddy, I didn't come". Danach hört man einen Vibrator summen und als Freddy sich beschwert meint sie, "shut up, you might learn something". Dies ist der Ton des Films. Es geht um Sex, Musik, Lifestyle. Und Tanya kriegt irgendwann ihren 10.0-Fick.
Doch bis es soweit ist sucht die Band die Chance zum Aufstieg. Proyas weiss, dass die Geschichte nicht soooo viel hergibt und peppt sie visuell mit allerlei Tricks auf. Freeze Frames, Slow Motion, CGI, poppige Titel-Inserts, Bild-Morphing und so weiter. Das dient nicht wirklich der Story - aber es dient der Stimmung. Ich hatte an "Garage Days" jedenfalls Spass. Besonders sympathisch ist der Umstand, dass Proyas die Mittelmässigkeit der Band nie aus den Augen verliert. Das macht die Truppe doch irgendwie lebensnah. Gespielt ist der Streifen okay, inszeniert wie angetönt frech und hip - und natürlich mit viel Musik. Der lockere Umgang mis Sex (vor allem verbal) ist auch ein Pluspunkt. Definitiv kein Film für die Ewigkeit und keiner, der wie Proyas' frühere Werke jemals Kult-Status erlangen wird. Aber eine sympathische, kurzweilige Komödie für Junge ... und Junggebliebene.
Roger Ebert (USA) 3/4
imdb
Regie: Steve Beck
Prdouktion:
Joel Silver, Robert Zemeckis, Gilbert Adler
Mit: Julianna
Marguiles, Gabriel Byrne, Ron Eldard, Desmond Harrington, Isaiah
Washinton, Alex Aimitriades, Karl Urban, Emily Browning
"Ghost Ship" beginnt mit einer der besten Horrorsequenzen der letzten Jahre. Man weiss schnell, wass in der clever aufgebauten Szene passieren wird, doch als es passiert, verschlägt es einem den Atem. Regisseur Steve Beck bleibt so genüsslich auf den Gesichtern seiner Opfer und kostet den Moment endlos aus. Das Resultat ist ebenso beängstigend wie unvorstellbar (ich fühlte mich jedenfalls voll in die Situation hinein) - und wunderschön. In einem Horror-Sinn, versteht sich. Leider kann Beck, der zuvor das Desaster "Thir13en Ghosts" verbrochen hat, später zu keiner Sekunde an diese geniale Eröffnungssequenz anknüpfen. Der Rest ist Standard-Grusel-Material: Eine Rettungscrew betritt ein Geisterschiff, auf dem sie Schätze finden. Als sie diese bergen wollen, kriegen sie es mit übernatürlichen Gegnern zu tun. Das ist angenehm gruselig, düster ausgeleuchtet - aber meistens voraussehbar oder sogar doof.
Und das Ende ist ebenfalls enttäuschend. Dieser Film lebt absolut nicht vom Finale, sondern von der recht unheimlichen Stimmung - und von der Nachwirkung der Eingangsszene. Kein toller Film, aber für einen Horrorfilm sicher kein Fehlkauf. Allein schon ... ja, noch einmal ... wegen der Anfangsszene.
Bestellt die DVD hier (Uncut US-Version. Die deutsche 16er-Version ist geschnitten, die 18er nicht. Die CH-Version ist uncut).
Roger Ebert (USA)
2/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
BBC 2/5
imdb
Regie: Daisy von
Scherler Mayer
Mit: Jimi
Mistry, Heather Graham, Marisa Tomei, Christine Baranski, Emil
Marwa, Michael McKean
"The Guru" kombiniert
eine Sexkomödie mit bunten Song- und Tanzeinlagen à la
Bollywood. Der Film handelt vom Inder Ramu (Jimi Mistry), der in
die USA kommt, um Schauspieler zu werden. Doch sein Freund klärt
ihn eiskalt auf: "Es heisst der Amerikanische Traum, weil er
nur stattfindet, während du schläfst!". Doch Ramu bleibt
dran - und wird ungewollt für einen Pornofilm gecastet. Er
kriegt zwar keinen Ständer hoch, doch er freundet sich mit
seinem Co-Star, der süssen Sharonna (Heather Graham) an, die
ihren Job vor ihrem biederen Ehemann geheimhalten muss. Mit ihrer
Hilfe wird Ramu zu einem Sex-Guru.
Diese Story alleine wäre mässig witzig, doch dank der
formidablen Besetzung (allen voran Heather Graham, Jimi Mistry
und Marisa Tomei) macht sie Spass. Das Tüpfchen auf dem
"i" bilden die knallbunten Tanz- und Songeinlagen aus
dem Bollywood-Kino - unter anderem der Klassiker "Chori
Chori Gori se", gesungen von Amir Khan im Film
"Mela". Der Film ist voll mit solchen Songs, aber auch
mit "Grease", Macarena und sonstigen rhytmischen
Angelegenheiten. Da muss man einach mitschaukeln. Anders als die
Themen (Pornostars, Sex-Gurus etc.) suggerieren, bleibt "The
Guru" relativ zahm und eigentlich liebenswert. Selbst die
Szenen beim Pornodreh sind von einer charmanten Unschuld und sind
dennoch witzig (allein schon wegen den doppeldeutigen Dialogen
oder den geilen Porno-Titeln wie "Good Will Humping").
Also ein Must-See? Nö. Lange bleibt der Film nach dem Kinobesuch
nicht hängen, Story-mässig ist er voraussehbar und wer wahres
Bollywood-Feeling will, dem sei meine India-Seite
oder Bend It Like Beckham empfohlen. Für 90 Minuten fun fun fun ist
"The Guru" aber formidabel.
Regie und Buch:
Pedro Almodóvar
Mit: Javier
Cámara, Darío Grandinetti, Rosario Flores, Leonor Watling,
Geraldine Chaplin, Mariola Fuentes
Irgendwie schade, ist Almodóvar
"reifer" geworden. Ich mochte seine ausgeflippten
Frühwerke. Doch nun ist er reif. Wie etwa François Ozon. Beide
schwul, beide ausgeflippt - doch nun reif. Sie machen beide noch
gute Filme, aber sie packen mich nicht mehr auf die selbe Art.
"Hable con ella" wird sicher etliches Kritikerlob
einstecken und alle werden erzählen, wie "reif" Pedro
doch geworden ist. Jaja sicher. Und sein Film ist ja auch gut ...
aber es ist dennoch schade, dass wir von ihm nichts mehr wie
"Mujeres al borde de un ataque de nervios" oder
"Átame" sehen werden. Nur ganz selten blitzt in
"Hable con ella" der verschmitzte Almodóvar auf - v.a.
in der geniösen Stummfilm-Sequenz. Der Rest ist getränkt von
absoluter Melancholie. Superb und irgendwie leichthändig
inszenierter Schwermütigkeit. Perfekt gespielt und auch relativ
bewegend. Aber ... damit auch sehr prätentiös. Um es dreckig zu
sagen: Er schlüpft den Kritikern in den Arsch. Sehen die Ballett
im Film, gibts schon mal Bonus. Bei mir ists umgekehrt, denn ich
hasse Ballett (v.a. die moderne Form, die in "Hable"
gezeigt wird). Ich hasse auch Stierkampf - und auch der kommt
vor. Jänu.
Doch es gibt auch so viel
Brillantes in dem Werk, dass ich nicht meckern mag. Ich finde nur
die Formel lustig=kindisch, ernst=reif einfach albern - und das
schlägt sich halt nun auf meine Stimmung gegenüber dem Film
nieder ...
1 "Oscar"-Nomination:
Regie
1 "Oscar": Drehbuch
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
Tele (CH) 4/4
BBC (GB) 5/5
imdb
Halloween: Resurrection USA 2002
Regie: Rick
Rosenthal
Mit: Bianca
Kajlich, Busta Rhymes, Jamie Lee Curtis, Brad Loree, Sean Patrick
Thomas, Tyra Banks, Daisy McCrackin
"Halloween" war nie wirklich mein Ding. Ich mag den ersten (* * * *) von Carpenter und seh ihn natürlich auch als einen der wichtigsten Horrorfilme der 70er an, doch danach machte mich keiner richtig an. "H20" (* * ½) mochte ich aus einem Teenie-Horror-Blickwinkel, doch ein wirkliches Horror-Glanzstück war auch der nicht. Trotz Josh Hartnett. Und so war ich froh, als Michael Myers am Ende dieses siebten Teils endlich geköpft war. Überstanden? Denkste. Jamie Lee Curtis hat den Falschen getötet und muss nun dafür in der Irrenanstalt schmorren. Zudem muss die Ärmste eine schaurig schlechte Einführungs-Szene durchmachen. "Halloween: Resurrection" beginnt schwach und bleibt schwach - bis etwa 30 Minuten vor Schluss. Aber zuerst nochmals zurück zum Anfang.
Regisseur Rick Rosenthal (der auch Teil II drehte) beweist schon in den Opening Credits, dass der Film lausig wird: Der Titel ist geschrieben wie in einem billigen Textprogramm. Bah. Vielleicht sollte das einen auch auf die Internet-Story vorbereiten, die danach kommt. 6 Teens untersuchen an Halloween nämlich mit Webcameras Michaels Haus in Haddenfield - beobachtet von der Web-Community. Und ja, ihr habt es geahnt, Michael ist daheim. Mord noch Mord, Gähner nach Gähner. Die eigentlichen Schocks sind Buh-Effekte. Rosenthal spannt den Bogen viel zu fest, wenn sogar beim Anzünden einer Kerze ein quietschender Horror-Sound ertönen muss. Schreck-Schule für Anfänger. Dazu noch ein paar angenagte Ratten, Figuren, die plötzlich nicht mehr auftauchen, nur um dann plötzlich und uninteressant tot zu sein (Hallo Tyra Banks), absolut lausige Dialoge, noch lausigere Schauspieler in desinteressierten Rollen. Die Idee, die Kameras im Haus als Mix aus "Blair Witch" und "Big Brother" einzusetzen, ist ja noch ein witziges Gimick, aber die Leute, die die Show im Netz anschauen, wissen genauso wenig damit anzufangen, wie Rosenthal. "He's in the house!" mailt mal einer der Tussi im Haus. Doh! Super-Info. Solche nutzlosen Mails scheuchen die Ärmste dann durchs Haus und wir warten aufs Ende. Das kommt noch nicht. Erst hat noch Busta Rhymes ein paar peinliche Auftritte und dann ist es vorbei. Oder eben nicht ... Teil 9 kann kommen. Leider.
James Berardinelli
(USA) 1/4
BBC (GB) 1/5
imdb
Regie &
Produktion: Gregory Hoblit
Mit: Colin
Farrell, Bruce Willis, Marcel Iures, Terrence Howard, Cole
Hauser, Linus Roache, Vicellous Shannon, Jonathan Brandis
Bruce Willis wird in den Credits
zuerst genannt, aber "Hart's War" ist eigentlich Colin
Farrells Film. Der seit "Tigerland" gefeierte und dank Minority Report zum Star gewordene Farrell ist in fast jeder Szene
drin. Und macht erst noch eine bessere Figur als Willis. Er
spielt einen jungen Lieutenant, der im Zweiten Weltkrieg in ein
deutsches Gefangenenlager gelangt und dort zum Verteidiger eines
schwarzen Offiziers wird, der vom Militärgericht angeklagt wird,
einen rassistischen Soldaten ermordet zu haben. "Hart's
War" ist somit eher ein Gerichtsdrama, als ein Kriegsfilm.
Zwar gibt es Kriegsszenen (und die sind eindrücklich gemacht),
aber das Herz des Films liegt im Gefangenenlager.
Dessen Kommandant ist Marc
Iures - der bosnische Terrorist aus "The Peacemaker" -
und er spielt einmal mehr bestens. Zwar ist es albern, dass kein
Deutscher für die Rolle eines Nazis besetzt wurde (man hört
Iures Dialekt ständig, wenn er deutsch redet), aber Iures gibt
der Klischee-Rolle eine überraschende Tiefe. Wären nicht die
letzten 5 Minuten, Iures' Charakter wäre eigentlich fast
sympathischer als Willis' Charakter. Bevor ich auf diese 5
Minuten komme, noch ein paar allgemeine Dinge: Die Inszenierung
ist kompetent, die Kameraführung gut, die Schauspieler
ebenfalls. Die Musik ist etwas klebrig und eine gewisse
Überlänge ist zu beklagen. Nun gut ... aber eben. Diese 5
Minuten.
Colin Farrell sagt "I
did" (ich gehe aus Spoiler-Gründen nicht weiter darauf ein
...) und hat damit mein Herz gebrochen. Eine sehr bewegende
Szene, die das Thema des Films (Heldentum & Mut) genügend
gut herübergebracht hätte. Doch dann wird Iures' Charakter zwar
nachvollziehbar, aber irgendwie auch billig böse. Egal, hat man
das mal akzeptiert, wäre es am Ehrlichsten, wenn Iures Farrell
und alle anderen erschiessen würde. Doch nein. [Spoiler! Nicht
weiterlesen, wenn ihr überrascht werden wollt] Bruce Willis muss kurz vor Schluss noch
den Helden spielen. Er ist den ganzen Film hindurch ein
Arschloch. Er hat den Mord begangen, um zu vertuschen, dass er
einen Tunnell in die Freiheit gräbt. Nun sollte der Schwarze
dafür sterben. Einer für alle. Farrell stimmte zu - und meinte
"you should be the one". Deftig. Aber Willis brach
dennoch aus - und Farrell nahm alle Schuld auf sich. Er ist der
eine, der für die anderen stirbt Wie gesagt sehr bewegend. Doch
dann kam Willis zurück, Iures erschiesst ihn - und alle
salutieren. Wäääääk! Was für ein kotzübles Ende. Ja,
Willis zeigt noch Heroismus, aber es kommt so unmotiviert! Und
dann noch Farrells abschliessenden Worte. Da kommt einem die
Galle hoch. Es ruiniert den ansonsten eigentlich guten Film. Wie
viel besser, wenn Farrell die Schuld auf sich nimmt, alle nach
draussen gehen, die Gewehre angelegt werden. Dann explodiert die
Munitionsfabrik und man sieht in Farrells vor Stolz und
Traurigkeit feuchten Augen die Explosion. Und Schuss. Fade to
black. Ferrell tot, Willis feige. Das wäre viel imposanter
gewesen und eine viel deftigere Kritik an den soldatischen
Vorgesetzten. Aber nein, die Filmemacher gingen den einfacheren
Weg. Schade ...
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie: Tom Tykwer
Buch:
Krzysztof Kieslowski
Mit: Cate
Blanchett, Giovanni Ribisi, Remo Girone, Stefania Rocca, Mattia
Sbragia, Alberto Di Stasio, Stefano Santospago
Nach dem genialen "Lola
rennt" war Tom Tykwer der Star des deutschen Kinos. Der
Nachfolgefilm "Der Krieger und die Kaiserin" schaltete
zwei Gänge runter, war immer noch faszinierend - aber etwas
enttäuschend an den Kinokassen. Nun kommt mit
"Heaven", Tykwers englischsprachiges Debüt, ins Kino.
Von Stil und Inhalt her ist der Film näher bei "Der Krieger
und die Kaiserin" oder "Winterschläfer", als bei
"Lola". Das Drama basiert auf einem Drehbuch des
verstorbenen polnischen Meisterregisseurs Krzysztof Kieslowski, die Produktion übernahmen
Sydney Pollack ("Out of Africa") und Anthony Minghella
("The English Patient"). Cate Blanchett (sehr
wahrscheinlich als Ersatz für Franka Potente, die sich von
Tykwer getrennt hat) bringt die nötige Starpower.
Blanchett und Co-Star Ribisi spielen genial. Die beiden waren
schon in "The Gift" zusammen zu sehen, doch hier sind
sie definitiv auf der gleichen Wellenlänge. Vor allem das
emotionale Spiel von Blanchett hat mich extrem fasziniert. Um sie
dreht sich die Handlung um Schuld, Sühne, Gerechtigkeit und
Liebe. Blanchett spielt eine Lehrerin, die einen Grossdealer mit
einer Bombe töten will und stattdessen vier Unschuldige in den
Tod reisst. Auf der Polizeistation erfährt sie von der Tragödie
und fällt gleich in Ohnmacht. Der Übersetzer (Ribisi) verliebt
sich in die gescholtene Frau und verhilft ihr zur Flucht. Soweit
die einfache, aber packende Story, die Tykwer in wunderbare
Bilder bettet. Nicht nur das, er gibt auch einen Schuss
Surrealismus bei, etwas Metaphysisches, etwas Sinnliches, etwas
Hypnotisches. Manchmal erscheint seine geradezu kriechende
Erzählweise selbstbeweihräuchernd, doch immer faszinierend. Das
Ende kann man vorausahnen - doch es ist gewagt in seiner
poetischen Einfachheit. Sicher ein Film, den man gesehen haben
sollte - der aber genauso sicher vielen nicht gefallen wird. Nur
nochmals: Erwartet auf keinen Fall ein "Lola rennt 2".
Oh, und Cate: webmaster@molodezhnaja.ch *zwinker*.
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Regie: Carl
Franklin
Mit: Ashley
Judd, Morgan Freeman, Jim Caviezel, Adam Scott, Amanda Peet,
Bruce Davison
"High Crimes" ist ein konventioneller Thriller mit gutem Spannungsbogen, leichter Überlänge und ein paar Logiklöchern - doch er hat zwei Vorteile: Der erste ist, dass Regisseur Carl Franklin nicht davor zurückschreckt, die US-Marines als ziemlich abartigen Haufen hinzustellen, der viel zu weit geht, um seine eigenen Interessen zu schützen. Wenn das Militär Haue kriegt, schwillt mein Herz natürlich an. Der andere Vorteil von "High Crimes" sind die Schauspieler. Vor allem Ashley Judd und Morgan Freeman, die bereits in "Kiss the Girls" zusammen aufgetreten sind, harmonieren wunderbar und tragen den Film spielend bis zum Finish. Genau dort, am Ende, gibts zwar ein paar Probleme (u.a. wird ein wenig von der Kritik an der Armee relativiert), doch ich würde sagen, die zwei Stunden lohnen sich allemal. Wie erwähnt: Ein kompetenter, gut gespielter, spannender und kritischer Thriller.
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
Tele (CH) 3/4
Cinema (D) 3/5
imdb
Regie und Buch:
Woody Allen
Mit: Woody
Allen, Téa Leoni, Treat Williams, Mark Rydell, George Hamilton,
Debra Messing, Barney Cheng, Tiffani-Amber Thiessen
Sein Stern ist gesunken. Einst war
Woody Allen der gefeierte Schöpfer köstlicher Komödien. Wie
"Annie Hall". Genau wegen diesem Film hatte ich stets
eine Abneigung gegen Allen - schliesslich hat er "Star
Wars" den "Oscar" weggeschnappt. Grrr ... aber das
ist natürlich nur ein Magengruben-Gefühl. Auch ich liebe Allens
Komödien. Die guten jedenfalls - und von denen produzierte er
schon lange keine mehr. "Hollywood Ending" ist ein
vorläufiger Tiefpunkt in Allens Karriere. Er rezykliert das
Altbekannte nur wieder und wieder und zeigt kaum Inspiration.
Allen spielt wieder selbst die
Hauptrolle: Er ist ein neurotischer (logo) New Yorker (logo)
Regisseur, der keinen Job mehr kriegt. Seine Exfrau (Téa Leoni)
besorgt ihm nun endlich eine Regiearbeit, aber wegen all dem
Stress wird er blind. Der Gag eines blinden Regisseurs ist lustig
für ein paar Minuten, aber er läuft sich tot. Vor allem weil
Allen, der Schauspieler, viel zu anstrengend ist. Dem gönnt man
die jungen Frauen, die er hat, gar nicht. Aaah, die Frauen.
Während andere Altstars sich über ihr Alter mindestens ein
wenig lustig machen (siehe Cling Eastwoods Blood Work),
bring Allen das nicht fertig. Seine Filmfreundin ist 34, er ist
67. Und Téa Leoni ist auch gerade mal 36. Was soll das? Wieso
nicht mal eine Tochter, statt ewig junge Freundinnen? Im
nächsten Film wird Christina Ricci (!) seine Freundin spielen.
Das ist mittlerweile einfach nur noch lächerlich.
Die Gags in "Hollywood
Ending" sind passabel. Es hat etliche gute One-Liner und
etliche mittelmässige. Da die Story aber die schnell
abgefeuerten Pointen nie mit viel Substanz unterstützt, Allen
der Schauspieler nervt und Allen der Regisseur keine Innovation
zeigt, verpufft das Ganze. Ich bin jedenfalls fast eingeschlafen.
115 Minuten Neurosen sind schliesslich auch kaum auszuhalten.
Versteht mich nicht falsch, Allen ist noch immer besser als 75%
der Komödianten da draussen und "Hollywood Ending"
passabel unterhaltsam, aber Allen sollte einfach mal über die
Bücher. So kann es mit ihm nicht weiter gehen, denn irgendwann
verliert auch er seinen Status, den er in der Filmgeschichte hat
...
Roger Ebert (USA)
2½/4
Tele (CH) 2/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
imdb
Regie: Tom Brady
Buch: Tom
Brady, Rob Schneider
Executive
Producer: Adam Sandler u.a.
Mit: Rob
Schneider, Anna Faris, Matthew Lawrence, Rachel McAdams, Maritza
Murray, Eric Christian Olsen, Robert Davi, Adam Sandler,
Wie jede Rob-Schneider-Komödie ist "The Hot Chick" Geschmacksache. Ich geb ja zu ich hab bei einigen Dialogen (Auswahl unten) grossartig gelacht, aber die Geschichte um die 18-jährige High-School-Königin Jessica (Rachel McAdams), die mit einem ekligen Kleingangster (Rob Schneider) den Körper tauscht, ist nicht nur eine zu einfache Idee, sie ist auch arg voraussehbar. Alles, was man erwartet, tritt ein. Die Freundinnen bestaunen Jessicas Penis, Jessica tappt in allerlei Fallen, weil sie sich "schwul" aufführt, sie weiss nicht, wie ein Mann im Stehen pinkelt, sie vergisst immer wieder, dass sie ein Kerl ist ... und so weiter. Ein bisschen mehr Einfallsreichtum, und diese Bodyswitch-Komödie hätte ein frecher Spass werden können. Apropos frech: Die erste Hälfte ist sehr wohl recht frech, doch danach kommt die absolut unpassende Moralinsäure. Zum Schluss lernen alle aus ihren Fehlern und alles ist wieder so gut. Würg. Ein bisschen mehr Pfeffer im Arsch hätte dieser Komödie echt gut getan.
Neben den paar Gags, die wirklich gelingen, gibt es noch ein paar andere Aspekte zu erwähnen: Es wird zuviel gefurzt, gekackt und gerülpst - über dieses Comedy-Stadium sollte Hollywood langsam hinweg sein. Produzent Adam Sandler hat wie immer in Schneiders Filmen einen Kurzauftritt: desmal als kiffender Bongo-Spieler. Und er ist sehr lahm. Anna Faris, das Girl aus "Scary Movie", spielt Jessicas beste Freundin und ist echt niedlich. Rachel McAdams ist wirklich ein "hot chick", taucht aber nur am Anfang oft auf. Und der süsse Matthew Lawrence bietet was für weibliche Augen. Eine kleine Nebenrolle ergatterte "Bond"-Bösewicht Robert Davi. Doch "The Hot Chick" ist kein Schauspieler-Film, sondern eine Schneider-Show, in der er so spielen kann, wie man es bei der kurzen Story-Beschreibung schon erahnt: Weibisch. Und das ist nach 90 Minuten einfach nicht mehr sooo lustig ...
Jessica (am
Telefon):"I should have made love to you when I had the
chance."
Billy: "Father Mulcahy?"
Keecias koreanische Mutter: "Ling Ling, you forgot your bling bling!"
Bianca: "Hi Jessica,
you look great. Are you doing anything different or just hanging
out with skankier friends?"
Jessica: "You look good, too, Bianca -are you eating less or
barfing more?"
BBC (GB) 2/5
James
Berardinelli (USA) 1/4
Roger Ebert
(USA) ½/4
imdb
Regie: Stephen
Daldry
Mit: Nicole
Kidman, Meryl Streep, Julianne Moore, Ed Harris, John C. Reilly,
Miranda Richardson, Toni Collette, Claire Danes, Stephen Dillane,
Jeff Daniels
"The Hours" ist ein schlicht brillant gespieltes Drama, das an seiner eigenen Schwermütigkeit fast zu ersticken droht. Nicole Kidman, durch eine künstliche Nase beinahe unerkennbar, glänzt in der Rolle der Virginia Woolf, Julianne Moore spielt in den 50ern eine suizidgefährdete Hausfrau, die Woolfs Buch "Mrs. Dalloway" liest und Meryl Streep spielt 2001 eine bisexuelle, moderne "Miss Dalloway", die mit der Romanfigur den Vornamen (Clarissa) und das dramatische Schicksal teilt. "Billy Elliot"-Regisseur Stephen Daldry verknüpft diese drei Stränge aus dem als unverfilmgar geltenden Roman von Michael Cunningham auf graziöse Art und Minimal-Komponist Philip Glass untermalt alles mit einem eindringlichen Soundtrack. Aus solchen Komponenten sind "Oscar"-Gewinner gemacht. Nicht umsonst holte sich das hoch gelobte Drama denn auch 9 Nominationen.
Doch während hier jeder Preis für die Schauspieler und das Drehbuch gerechtfertigt ist, habe ich meine Probleme mit "The Hours". Ich beginne mit dem kleinsten Problem: Die lesbisch-bisexuellen Regungen der Frauen sind uninspieriert. Die Szene, in der Woolf ihre Schwester küsst, entbehrt jeder Notwendigkeit für die Charakterisierung oder Handlung. Noch schlimmer: Nur weil Mami Julianne Moore vor ihrem Sohn eine Frau küsste, wird der später schwul? Da wird mit groben Zügen gezeichnet und man wird den Verdacht nicht los, Daldry zelebriere bi-chic, anstatt echte Gefühle zu zeigen. Ich bin für jegliche homoerotische Note in einem Film zu haben, wenn es dem Werk denn auch hilft. Tut es hier aber eigentlich nicht.
Das tatsächlich Hauptroblem liegt aber in den drei wichtigsten Charakteren. Will ich wirklich zwei Stunden lang Frauen sehen, die an ihrem Weltschmerz zu zerbrechen drohen? Will ich unterdrückten Freiheitsdrang sehen, wobei aber nie ganz klar ist, wie genau das entsprechende "Gefängnis" aussieht? Für mich sind diese gequälten Frauen schlicht und ergreifend etwas durchgeknallt. Die feministische Rethorik würde entgegnen, Frauen seien halt komplexere Geschöpfe und ich als Mann könne ihre Sorgen nicht verstehen. Die Wahrheit ist einfacher: Diese Charaktere sind auf dem Papier entstanden. Sie verkörpern eine 08/15-Vorstellung einer depressiven Frau. Wieso die Frauen leiden, wird bestenfalls angedeutet. Als Zuschauer wird man im schlimmsten Fall zur Aussage getrieben "so sind Frauen halt". Und das kann ja wohl nicht einmal im Sinn des feministischen Gedankenguts sein.
Die Aussage könnte man aber eigentlich noch ausweiten: In dem Film ist jeder durchgeknallt - das gilt für Toni Collette, deren Hausfrauen-Püppchen über all die Jahre des Leidens eine Kitsch-Fassade aufgebaut hat, das gilt für den ebenfalls beeindruckenden Ed Harris, der einen AIDS-Kranken und eben auch ziemlich durchgedrehten Poeten spielt, das gilt für John C. Reilly, der nicht merkt, wie sein Idealbild einer Familie vor den eigenen Augen zerbricht. Vereinfacht gesagt: Ich kann diese Charaktere alle nicht richtig ernst nehmen. Ich wurde in meinem noch kurzen Leben zwar mit den meisten der im Film porträtierten Problemen oder Personen bereits konfrontiert, doch in "The Hours" reagieren alle so irrational, passiv und weltfremd, dass ich meine liebe Mühe mit ihnen habe. Das beginnt beim kleinen Buben, der Hollywood-typisch seinem Alter wieder weit voraus ist und endet bei der gealterten Julianne Moore, deren letztes "Geständnis" nicht jenes tragische Potential hat, um ihr Leben als so furchtbar einzustufen, wie der Film es möchte. Es schien mir, als lenke eine unsichtbare Macht alle diese Personen in einem Karussell des Leids. Jede Aktion wirkt unterkühlt bis frigide, jede Geste wirkt in ihrer Schwermütigkeit kalkuliert. Nur einmal kurz vor Schluss gibt es eine spontane Szene, als Claire Danes Julianne Moore umarmt. Bezeichnend, dass mir bei dieser für den Gesamtkontext nur marginalen Sequenz Tränen über die Backen kullerten. Alles andere hat mich trotz dem fantastischen Spiel der Darsteller einfach kalt gelassen ...
Ich halte mich ja auch für eine komplexe Person - aber wenn ich mich mit den selbstbemitleidenden Frauen in diesem Film vergleiche, komme ich mir vor wie ein Simpel. Und darüber bin ich nach "The Hours" nicht einmal so unglücklich.
8 "Oscar"-Nominationen:
Film, Regie, Julianne Moore, Ed Harris, Adaptiertes Drehbuch,
Musik, Schnitt, Kostüme
1 "Oscar": Nicole
Kidman
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
BBC (GB) 4/5
Total Film (GB) 3/5
Cinema (D) 5/5
Tele (CH) 2/4
imdb
Regie: Chris Wedge
Musik: David
Newman
Stimmen: Ray
Romano, John Leguizamo, Goran Visnjic, Denis Leary, Jack Black
Computeranimierte Filme überholen
langsam die klassischen Zeichentrickfilme - 2001 waren
"Shrek" und "Monsters Inc." hinter den
Fantasyhits "Harry Potter" und "Lord of the
Rings" sogar die erfolgreichsten Filme des Jahres. Warum?
Weil in diesen Werken einfach verdammt viel Arbeit steckt und man
genau merkt, die Macher tun alles, damit die 3-5 Jahre Arbeit
danach nicht verschwendet aussehen. Ergo: "Wir machen einen
guten Film" - so einer ist nun auch der erste
computeranimierte Streifen von Fox (deren Zeichentrickabteilung
nach dem Flop von "Titan A.E." ja dicht gemacht hat).
"Ice Age". Das Team um Regisseur Wedge,
"Oscar"-Preisträger für seinens chrägen Kurzfilm
"Bunny" hat einen interessanten Weg gewählt: Realismus
wurde zu Gunsten eines cartoonhaften Stils in den
Hintergrund gerückt. Bei Pixar ("Monsters Inc.")
steigert sich dei Technik von Film zu Film, jedesmal überbieten
sich diese Genies selbst und kreieren Haare, Wasser oder was auch
immer auf bald perfekte Art. Fox wusste, dass sie da nicht
mithalten können und wählten den Stil der klassischen
WB-Cartoons. Das soll nicht heissen, "Ice Age" sei
nicht gut animiert (ist er nämlich).
Die Highlights sind die
köstlich witzigen Dialoge (v.a. die mit dem Faultier Sid) sowie
der Running Gag das Films, das dämliche Eichhörnchen, das schon
den Teaser-Trailer zum Ereignis gemacht hat. Der Teaser Trailer
entspricht ziemlich genau den ersten 3 Minuten des Films. Ein
Heuler. Danach taucht das doofe Hörnchen stets wieder auf und
sorgt für wahre Schenkelklopfer. Guckt euch den Film an, er
lohnt sich absolut - und ist einmal mehr für Kinder UND
Erwachsene tauglich. Habe ich keine Negativpunkte? Doch, schon
(die Menschen sind langweilig und Menschen zu
"abstrahieren" ist immer etwas schwierig - zudem ist
die Geschichte ja eigentlich voraussehbar) - aber die wiegen
nicht gross auf. Zuletzt noch ein ganz anderer Punkt: Mammut
Manfred, Faultier Sid und der Säbelzahntiger sind ja nun so
etwas wie die Ersatzfamilie des Babies. Das ist eine ziemlich
liberale Sache: ein Baby mit drei Vätern. Wow ... zudem gibt es
einige Anspielungen, die das ganze wie eine glückliche Homo-Ehe
aussehen lassen ... aber das ist wohl zuviel hinein
interpretiert. Es sind bloss drei Freunde, die ein Kind hüten :)
1 "Oscar"-Nomination: Animationsfilm
Bestellt die DVD hier.
Roger Ebert
(USA) 3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Buch und Regie:
Burr Steers
Mit: Kieran Culkin, Claire Danes, Jeff Goldblum, Ryan Phillippe,
Susan Sarandon, Aanda Peet, Jared Harris, Bill Pullman, Rory
Culkin
"Igby Goes Down" ist
einer der ungewöhnlichsten "coming of age"-Filme, der
mich während dem Anschauen konstant bewegt, amüsiert oder
sonstwie involviert hat. Die Handlung und die Regie geben
zugegebenermassen nicht viel her, aber "Igby" ist mehr
als die Summe seiner Einzelteile. Zum einen ist er wunderbar
gespielt, sogar Teenie-Liebling Ryan Phillippe ist als arroganter
Jung-Republikaner bestens besetzt. Susan Sarandon, Claire Danes,
Jeff Goldblum und Amanda Peet brillieren. Kieran Culkin
überrascht in der liebevollen Titelrolle - vielleicht war er
auch bloss zusätzlich stimuliert, weil er mit Claire Danes und
Amanda Peet unters Lacken schlüpfen konnte. Glückskind. Auch
die geschliffenen Dialoge, die immer knapp unter der Oberfläche
bleiben (das heisst sie gehen nie allzu tief, haben aber viel
Wahrheit), hielten mich den ganzen Film lang bei Laune.
Was ich an "Igby Goes
Down" besonders reizvoll fand, war die Ballance zwischen
Zynismus und Herzensgüte. Selten zuvor habe ich einen Film
gesehen, der selbst in seinen schwärzesten Szenen (die Söhne
töten ihre Mutter in der ersten Szene!) noch Herz hat.
Regie-Debütant Burr Steers (übrigens der Drehbuchautor von How to Lose a Guy in 10 Days) kann man zu dieser Leistung nur
gratulieren. Als Regisseur hat er noch einiges zu lernen, aber
sein Drehbuch und sein Casting sind erste Sahne. Ich werde
"Igby Goes Down" vielleicht nie mehr anschauen und wohl
auch bald einmal vergessen haben, aber während ich die Sorgen
und vertseckten Emotionen dieser New Yorker Upperclass-Leute auf
der Leinwand gesehen haben, war ich voll dabei. Jetzt wo ichs mir
so überlege - doch, ich werde den Film wohl mal wieder angucken.
An einem regnerischen Herbsttag wäre der Streifen ein richtiger
Aufsteller. Muss gleich die DVD bestellen ...
Roger Ebert (USA)
3½/4
TELE (CH) 3/4
imdb
Regie und Buch: Jim Sheridan
Mit: Paddy Considine, Samantha Morton, Sarah Bolger, Emma Bolger, Djimon
Hounsou, Juan Hernandez, Ciaran Cronin
Der irische Emmigrant Johnny hat gerade mit seiner Familie "E. T." angesehen als die jüngste Tochter auf dem Jahrmarkt eine "E. T."-Puppe entdeckt. Papa will der Kleinen eine Freude machen und wirft Bälle in ein Loch, um sie zu gewinnen. Jedes mal, wenn er daneben trifft, muss er den Einsatz verdoppeln. Er kriegt ihn zurück, falls er gewinnt - doch die Familie nagt bereits am Hungertuch. Immer mehr Geld muss er auf den Tisch legen, doch die grossen Augen der Tochter treiben ihn an. Das Taschengeld der älteren Tochter geht drauf, danach auch das Geld für Miete. Und nie hätte ich gedacht, dass ein Spiel um eine schnöde $30-"E. T."-Puppe so extrem packend sein kann. Jim Sheridan ("The Boxer", "In the Name of the Father") schafft es, weil er diese Familie so brillant skizziert. Johnny (Paddy Considine), seine Frau Sarah (Samantha Morton) sowie die Töchter Christy (Sarah Bolger) und Ariel (Emma Bolger) wohnen in einer Junkie-Absteige in Manhattan, träumen aber so weit es geht den amerikanischen Traum. Johnny will Schauspieler werden, kann jedoch seine Emotionen nicht zeigen: Seit sein Sohn Frankie die Treppe herunterstürzte und an einem Tumor starb, ist er wie gelähmt.
Frankie, so hiess auch Jim Sheridans Bruder, der im Alter von 10 Jahren starb. Und auch der Ire Sheridan kennt die Einwandererwelt New Yorks. Insofern ist "In America" autobiografisch angehaucht und ein Versuch Sheridans, endlich über den Verlust seines Bruders hinwegzukommen. Die Familie im Film leidet endlos unter Frankies Tod - und damit reisst sie uns in einen Strudel der Gefühle, der immer melodramatischer wird. Anspruchsvoller Kitsch, sozusagen. Das am Anfang auf Realismus bedachte Drama nimmt eine Wende hin zum Magischen und Religiösen, als Mateo (Djimon Hounsou, "Amistad", "Gladiator") auftaucht. Sheridan führt ihn brillant ein in einer Szene, als er neben den kleinen Mädchen steht. Der muskulöse, riesige Mann soll im Zuschauer Unbehagen hervorrufen. Sheridan spielt mit leider noch immer nicht ausradierten Vorurteilen vom "bösen schwarzen Mann" - und entkräftet sie mit einer Leichtigkeit, die bezaubernd ist. Hounsou ist die gute Seele des Films, bringt Leben in die Familie. Ironisch, wenn man bedenkt, was später aus Hounsous Charakter wird. Das Zusammentreffen mit Johnny ist ein Höhepunkt des Films, wenn die beiden Männer ganz simpel aufeinander einschreien und am Ende doch eine grosse Wahrheit zu stehen scheint. Ich weiss, etwas vage, aber ich will's nicht verraten.
"In America" wird getrieben von den Charakteren. Insbesondere jenen der Mädchen und des Nachbars Hounsou. Papa Johnny ist etwas blasser, seltsam, ist er doch die Hauptfigur und in gewissem Sinne wohl eines von Sheridans Alter Egos. Samantha Morton als Sarah ist besser, aber ihre postnatalen Anschuldigungen an ihren Gatten gegen Ende des Films nerven ausgesprochen. Der Film gewinnt dadurch keinen neuen Tiefgang, sondern höchstens ein paar Pluspunkte bei der extremen Feministinnen-Fraktion. Aber solche theatralischen Szenen bleiben die Ausnahme. "In America" ist einfach ein wunderschöner Film, der den amerikanischen Traum zu meiner Überraschung keineswegs bloss demaskiert, sondern ihn vom Sockel holt und den Menschen zurückgibt. Nicht der Staat macht diesen Traum, schon gar nicht George Bush, sondern die Menschen, die Einwanderer. Und so ist dieser "Traum" eben schon noch sehr sympathisch - auch wenn er nur mit Hilfe eines kleinen Mädchens und ihres toten Bruders in Erfüllung gehen kann. Zum Schluss liefen mir die Tränen über die Wangen, wenn Sheridan ganz offensiv auf unsere Tränendrüsen drückt. Wenn die Familie Frankie gehen lässt, heult man los. Und wenn am Schluss Sheridan sich durch Crissy (sein zweites Alter Ego) geradezu ans Publikum wendet, um sich von Frankie mit den Worten "For Frankie Sheridan" zu verabschieden, bricht wohl jedem Zyniker das Herz. Sheridan hat seinen Bruder gehen lassen - und uns daran teilhaben lassen. Sehr bewegend!
Roger Ebert (USA)
4/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie: Christopher
Nolan
Executive
Producers: George Clooney, Steven Soderbergh
Mit: Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swank, Maura Tierney,
Martin Donovan, Nicky Katt, Paul Dooey, Jonathan Jackson
Der norwegische Thriller
"Insomnia" (* * * ½) von Erik Skjoldbiærg (Meine
Kritik unter Criterion2) sorgte 1997 für Aufsehen. Ein "film
blanc" - as heisst, der grauenhafte Mord an einer teenagerin
im ländlichen Norwegen und die Aufklärung des Falls durch einen
zynischen Grossstadtcop (Stellan Skarsgård) spielte während der
Mitternachtssonne. 24 Stunden lang Licht - weshalb der
Titelcharakter auch nie schlafen kann. Darum der Titel
"Insomnia" - Schlaflosigkeit. Doch der Thriller war
weit mehr als eine Mörderjagd oder ein Stil-Experiment. Es war
ein zutiefst verstörendes Seelendrama. Der eigentliche Mord ist
nach dem ersten Drittel des Films nicht mehr so wichtig. Andere
Dinge rücken in den Vordergrund - mehr möchte ich auch gar
nicht verraten.
In Hollywood sah man den Film
und (wie es so ist bei Studiobossen) dachte an ein Remake. Als
Regisseur wurde Christopher Nolan verpflichtet, der Regisseur des
genialen "Memento". Nolan ging ganz anders an
"Insomnia" heran, als an "Memento". Keine
stilistischen Spielereien. Auch nicht diese neblige Stimmung,
dieser Halbtag, der im Original die Szenerie beherrschte. Doch
die Story, die nun in Alaska spielt, blieb weitgehend die selbe.
Die Hauptrolle des Polizisten spielt Al Pacino, die des Mörders
Robin Williams. Das wird nach etwa 1/3 des Films klar, deshalb
ist es kein Spoiler. Wenn ich die Filmgesellschaft wäre, hätte
ich das Geheimnis, dass Komiker Williams den Bösewicht spielt,
für mich behalten, aber im Trailer wird es bereits klar und alle
Kritiker schrieben darüber. Da kann ich es ja genausogut auch
erwähnen. Williams' Präsenz ist bedrohlich, sein hysterisches
Grinsen und seine Selbstgefälligkeit bedrohlich. Eine kluge
Besetzung. Doch er kommt nie an Pacino heran. Im Gegensatz zu
Robert De Niro, mit dem Pacino seit Jahrzehnten im selben Atemzug
genannt wird, kann Pacino auch heute noch verdammt gut spielen.
De Niro floh in die Parodie seiner selbst, Pacino hingegen spielt
einen Charakter. Und das mit gewaltiger Power. Er allein
rechtfertigt dieses Remake. Man beachte etwa die Konfrontationen
mit Williams, oder sie Szene, in der Pacino den jungen Jonathan
Jackson verhört. Eindrücklich, eindrücklich.
Die Kamerarbeit ist klarer als
beim 1997er-Film, doch dank der Alaska-Landschaft sehr
ansprechend. Die Story packt noch immer mit psychologischer
Spannung und bis auf ein paar Actionsequenzen, die nur drin zu
sein scheinen, damit im Trailer etwas Knalliges gezeigt werden
kann, ist die Inszenierung packend. Eine Szene mit treibendem
Holz ist besonders bedrückend. Wieso zum Teufel also
"nur" 3½ Sterne? Das st schwierig zu erklären. Ich
gab aus demselben "Grund" der ersten Version gleich
viele Sterne - weil ich die teschnische, cineastische und
schauspielerische Qualität zu würdigen weiss, mich der Film
aber oft einfach kalt lässt. Wie gesagt: Ich weiss nicht, warum.
Ich kenne dieses Problem bei mir bei vielen "Film
noir"-Filmen - ich bewundere den Film, aber ich liebe ihn
nicht. Vielen Leuten geht es etwa bei "Citizen Kane"
so. Alle staunen über seine revolutionären Techniken, alle
bewundern ihn als Meilenstein der Filmgeschichte - vielleicht als
besten Film aller Zeiten. Aber die wenigsten können sagen, sie
lieben ihn von Herzen. Wisst ihr wie ich's meine? Egal - ich
schweife ab ... zurück zu "Insomnia". Der Film ist ein
packender Thriller, ein psychologisches Drama und eine Parabel
über Schuld und Sühne. Am Ende wurde leicht herumgedoktert,
doch das mindert die Qualität nicht wirklich. Also angucken ...
und wenn ihr das getan habt, dürft ihr auch diesen letzten
Abschnitt lesen, in dem ich noch das Ende analysiere. Also ...
husch, weg mit euch. Ab ins Kino. Bis bald ...
[Heavy
Spoilers] Der Schluss. Ich
würde nie sagen, er sei schlechter, als die norwegische Version.
Aber leicht anders. Im Original verunfallt der Mörder und
Skarsgård wäre fein raus. Doch die Polizistin Vik hat den
Beweis, dass er seinen Partner getötet hat. Sie lässt ihn
dennoch ziehen. Ein sehr ungewöhnlicher Schluss. Im Remake
tötet Pacino Williams und wird dabei angeschossen. So schwer,
dass er stirbt. Doch zuvor sagt er Ellie (dem Vik-Charakter,
gespielt von Hilary Swank), sie solle das Beweisstück, dass er
seinen Partner ermordet hat, nicht wegwerfen. Sie soll nicht
bereits in so jungen Jahren ihre Polizei-Ehre verkaufen. Höchst
moralisch - und ein ganz anderer Ansatz, als in der norwegischen
Version. Das Remake geht noch weiter bei den Änderungen. So wird
ein Subplot eingebaut, der es unklar macht, ob Pacino seinen
Partner nicht absichtlich getötet hat. Das macht ihn noch
verwerflicher und seine Läuterung zum Schluss noch grösser. Man
mag sagen, dass die norwegischer Version das "happiere"
Ende hat, da der "Held" (harhar) überebt, während er
im Remake stirbt, doch das ist nicht wahr. Skarsgård ist nicht
geläutert. Der Vorgang findet ev. offscreen nach Filmende statt,
aber an seinem Abgang gibt es nichts, was happy ist. Pacino
dagegen stirbt, was a traurig ist, aber nicht, ohne a) seine
Seele zu reinigen und b) Hilary Swank zu "retten".
Moralisch gesehen. Ziemlich ähnlich zu "Road to
Perdition", übrigens. Somit ist die Hollywood-Version
einmal mehr die "sauberere", aber nicht auf
beleidigende Art. Der neue Twist, den Nolan und Drehbuchautor
Hillary Seitz eingebaut haben, funktioniert.
Roger Ebert (USA)
3½/4
Tele (CH) 3/4
James
Berardinelli (USA) 3½/4
imdb
Regie, Buch,
Kamera, Schnitt: Gaspar Noé
Mit: Monica
Bellucci, Vincent Cassel, Albert Dupontel, Philippe Nahon, Jo
Prestia, Stéphane Drouot
"Irréversible" ist ein mittelmässiger Film. Dies ist der Grund, warum man ihn nicht ansehen braucht. Nicht, um den Inhalt zu boykottieren, nicht aus moralischen Gründen, nicht dem Skandal willen, den der Film in Cannes ausgelöst hat. Er ist einfach nur mittelmössig. Aber nicht ohne Ambitionen - und genau deshalb werde ich ihm ein paar Worte mehr widmen müssen. 90% des Publikums wird wohl durch den Skandal ins Kino gelockt: Es ist schliesslich der Film, im dem Monica Bellucci vergewaltigt wird. Anal. 10 Minuten lang. Ohne Schnitt. Und obwohl die Szene wirklich einen Grossteil der Pro- und Kontra-Stimmen verdient, ist "Irréversible" mehr als diese eine Szene.
Das Werk beginnt, ich möchte fast sagen, brillant. Mit den End Credits. Danach prallen die Namen der Darsteller mit Getöse auf die Leinwand. Bumm bumm bumm. Bellucci - Cassel - Dupontel. Man kommt nicht mal nach mit Lesen. Dann dreht sich die Kamera. An dieses Drehen sollte man sich gewöhnen, denn es hört zum Schluss nicht auf. Es soll die Spirale der Gewalt symbolisieren - oder euch einfach "trümmlig" machen. Symptomatisch für "Irréversible", in dem man alles entweder als symbolisch oder als plakativ bezeichnen kann. Die Kamera folgt Cassel und Dupontel in einen Schwulenclub ("Rectum"), wo sie einen Typ Namens "Bandwurm" suchen. Sie finden ihn zwar nicht, aber in der Hitze des Gefechts kommt es zum Streit, in dessen Folge Dupontel einem Gast den Schädel zertrümmert - mit einem Feuerlöscher. Wieder und wieder und wieder. Ich weiss nicht, ob ich je eine rohere Gewaltszene gesehen habe. Die hier ist jedenfalls verdammt deftig. Und schon kann man Kritik anbringen. Wieso sind alle Schwulen in diesem Film Ganoven oder Perverse? Wieso sieht "Rectum" aus wie die Hölle? "Irréversible" nimmt vielleicht Schwule nicht direkt ins Visier - aber er erweist ihnen mit dieser diabolischen Darstellung sicher auch keinen Dienst.
Nun erkennen wir auch, wieso der Film mit den End Credits begann: Er läuft szenenweise rückwärts. Wie "Memento". Wir werden also bald herausfinden, wieso die beiden Männer so in Rage sind. Eben wegen der Vergwaltigung von Monica Bellucci. Als wir sie das erste Mal sehen ist ihr Gesicht zertrümmert und sie liegt im Koma. In der nächsten Szene passiert es dann. Sie benutzt eine Unterführung (die "am wenigsten benutze Unterführung der Welt"™) und gerät an den schwulen Zuhälter "Bandwurm". Er betatscht Bellucci. Bedroht sie mit einem Messer - und vergewaltigt sie. Andauernd schreit er "oh dein Arschloch ist so schön eng", "du Edelfotze", "ich fick dich richtig gut durch" und so weiter. Es ist eine widerliche Szene und gerade deshalb hat sie das Potential, stark zu sein. Noé zeigt nur eine einzige Einstellung und mehr noch, als der Szene zu folgen, habe ich mich gefragt, wie sie das gemacht haben. Wieso ist Bellucci nicht erstickt, wenn die Hand andauernd vor ihrem Mund war? Hatte sie ein Zeichen, wenn man die Szene abbrechen sollte? Nun, die Sequenz geht nahtlos weiter. Als der Vergewaltiger endlich endlich abgespritzt hat, kickt er die am Boden liegende Frau wieder und wieder, bevor er auf ihren Rücken kniet und ihr Gesicht zu Boden schlägt. Autsch. Der Film macht an dieser Szene richtig weh - und man hofft innbrünstig, dass nun etwas kommt, was all die Gewalt, all die Hysterie rechtfertigt. Und da passiert es: Es kommt nichts. Die Luft ist raus. Der Film fällt auf die Nase.
Er ist im Kern ein Rache-Film: Cassel spielt wie im richtigen Leben Belluccis Mann und wollte im Schwulenclub den Vergewaltiger eliminieren (sterben musste dann jedoch ein anderer - Ironie mit Vorschlaghammer). Und ein Rache-Film funktioniert halt eben nur als Ereigniskette. Eine Greueltat passiert, ein normaler Mensch rastet aus - und rächt. Simpel. Die Idee, es rückwärts zu erzählen, macht auf dem Papier Spass, doch ausführen lässt sie sich nicht. Der Film wird so einfach todlangweilig im letzten Drittel. Und nun wird auch klar, dass Noé all seine hehren Ziele verfehlt hat. Er wollte u.a. zeigen, wie schnell ein Mensch zum Monster werden kann. Aber das schafft er nicht, denn es ist einfach nicht glaubwürdig. Er wollte die Tat noch rechtfertigen, indem er Bellucci schwanger macht. Funktioniert auch nicht. Die improvisierten Szenen, die am Anfang den Film hart und roh gemacht haben, wirken am Schluss nur noch billig. Auf einer Party auf seinen Namen angesprochen verplappert sich Cassel einmal und sagt "Vincent". Ja super, das reisst einem gleich aus dem Film. Und was interessieren mich überhaupt die Bett-Gewohnheiten des Ehepaars Bellucci/Cassel? Der Film verkommt nämlich zum Schluss zu einem Blick in ihr Eheleben. Nüchtern, aber uninteressant. Das war in Kubricks "Eyes Wide Shut" spannender.
Apropos Kubrick. Ich war beleidigt, als Noé immer wieder das Poster von "2001" ins Bild holte. Ja, Kubrick wollte sagen, Menschen seien nicht viel mehr als Affen in Klamotten, aber "Irréversible" schafft das nicht. Also bitte nicht aufs gleiche Niveau heben. Überhaupt hat Noé wohl einen Kubrick-Komplex. "Irréversible" ist eine Art "Eyes Wide Shut extrem" mit einem Touch "Clockwork Orange" (Gewalt, Eröffnungssequenz, Unterführung) und eben "2001" - bloss nicht halb so gut wie einer der dreien. Sorry, ich plappere voll ins Leere. Also komm ich zum Schluss des Films: Nach all den antiklimaktischen Szenen beginnt das Bild zu rotieren. Danach erscheint eine weisse Leinwand, die zu flackern beginnt. Mir kam bei den beiden Effekten fast das Kotzen. Super, da merkt er, dass sein Film eigentlich nichts hergibt und schwach endet, und muss den Zuschauern zum Schluss noch eins reinhauen. Billig.
Billig ist der ganze Film. Ein Arthaus-Exploitation-Film. Wieso nicht ehrlich sein und einfach einen "Charles Bronson Film" drehen? Wenn Noé so geil auf Rache ist, soll er doch dazu stehen, anstatt ein mit pseudo-Anspruch durchzogenes Schundfilmchen zu drehen und behaupten, es sei die Dekonstruktion der Rache. Wenn man es sich genau überlegt, ist Noé ein verklemmter kleiner Bastard. Er dachte sich "Wie machen wir die Vergewaltigung noch schockierender? Machen wir sie anal. Das wird die Leute anwidern. Oh und machen wir ihn schwul. Und tun wir einen Transvestiten als Beobachter dazu. Ich bin ja so ungezogen. Ich schockiere die Leute." Nicht wenige werden den Film loben, weil er sich zu schocken getraut. In der Tat schockt "Irréversible" dreimal: Beim Kopf zertrümmern, beim Vergewaltigen - und bei all der Leere zwischendrinn. "Irréversible" ist ein technisch aufgehyptes Baby von "Last House on the Left" und "I Spit on Your Grave". Ein Rachefilm unterer Schublade. Und wer meint, er habe etwas Tiefgründiges dahinter entdeckt, sollte nochmals hinsehen - nein, nicht viel da. Weiter im Text. Kein Skandal. Bloss leere Luft.
Hier gibt es eine externe Pro- und eine Kontra-Kritik.
Tele (CH) 1/4
Cinema (D) 4/5
imdb
Regie: Betty
Thomas
Mit: Eddie
Murphy, Owen Wilson, Famke Janssen, Malcolm McDowell, Gary Cole
"I Spy" macht einfach
nicht richtig Spass. Was gibt es Schlimmeres zu sagen über eine
Agentenkomödie? Der in den USA zum mittelmässigen Flop
avancierte Streifen von Betty Thomas ("Dr. Dolittle")
basiert auf der Kultserie aus den 60ern mit Bill Cosby und Robert
Culp - aber von der Vorlage ist nicht viel übrig geblieben.
"I Spy" ist einfach nur ein weiteres, nach Formel
abgekurbeltes Buddy-Movie. Von denen brauchen wir wirklich
langsam keine mehr. Nun, legen wir diese persönliche Aversion
gegen das Sub-Genre mal beiseite. Wenn ein Buddy-Movie gut sein
soll, dann muss die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmen.
Owen Wilson und Eddie Murphy haben damit eigentlich Erfahrung:
Wilson mit "Shanghai Noon", Murphy u.a. mit einem der
klassischen Buddy-Movies, "48 Hrs.". Doch hier
harmonieren sie nicht. Wilson nuschelt stets vor sich hin und
Murphy tut hysterisch - so sind sie als Einzelpersonen manchmal
lustig, als Team aber eher irritierend. Sie spielen manchmal
geradezu aneinander vorbei. Es gibt eine Szene in den
Abwasserkanälen von Budapest, die einfach nicht enden will und
in der die beiden sich anfreunden sollten. Stattdessen schaut man
nur auf die Leinwand und hofft, die Pein möge enden.
Ganz den Bach runter ist der
Film nicht. Immerhin spielt Famke Janssen mit. Und die paar Gags,
die im Trailer lustig sind, sind auch im Film lustig ("hey,
it is a sock!"). Doch die Mehrheit der Pointen
fährt nicht ein und Betty Thomas' Timing ist in manchen Szenen
einfach scheusslich. Von der "Action" mal ganz zu
schweigen. Dass auch das Ende und der Fiesling (Malcolm McDowell)
enttäuschen, sind noch kleine Kritikpunkte zum Abrunden. Nein,
"I Spy" ist kein Komplettflop. Aber, nein, man muss ihn
dennoch nicht gesehen haben. Wirklich nicht.
Roger Ebert (USA)
2/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Buch, Produktion
und Regie: Jeff Tremaine
Buch und
Produktion: Johnny Knoxville und Spike Jonze
Mit: Johnny
Knoxville, Steve-O, Bam Margera, Chris Pontius, Dave England,
Ryan Dunn, Spike Jonze, Henry Rollins, Tony Hawk
Ich habe erst zwei Folgen von "Jackass" auf MTV gesehen. Die Serie ist in meinen Augen ausgesprochen krank, moralisch falsch und verleitet zum Nachmachen - aber herrjeh, macht sie Spass. Gleiches gilt für die Filmversion, die wiederum perverseste Voyeurs-Gelüste befriedigt, wenn Johnny Knoxville und seine sadomasochistischen Kumpels sich in Stunts, Gags und Mutproben der widerlichen, halsbrecherischen und irrsten Art werfen. Im Film sehen unter anderem, wie Johnny ein Auto ausleiht, es zu Schrott fährt, und wieder zurück bringt. Wir sehen Steve-O einen Feuerwerkskörper aus seinem Arsch aus zünden. Wir sehen wie sich Steve-O auf einem fahrenden Geländewagen tätowieren lässt. Steve-O klettert mit Fleisch am Hintern über eine Horde Krokodile. Johnny lässt sich von einem Baby-Krokodil in die Brust beissen. Johnny lässt sich mit Papier die Finger-Zwischenräume aufschneiden (aua!!). Wal-Haie werden auf spezielle Art gefüttert. Ein Ausstell-Klo wird vor dem Verkäufer öffentlich vollgeschissen. Golffahrzeuge werden irrwitzigst zu Schrott gefahren, wobei Johnny sich fast den Rücken bricht. Etc. etc. Die 87 Minuten gehen viel zu schnell vorbei.
Cineastisch ist "Jackass" für'n Arsch. Es handelt sich nur um aneinandergereihte Sketches. Also die Serie Mal drei. Ein Gag jagt den nächsten. Und ich bin es jetzt schon leid zu hören, dass man sich dabei am Schmerz anderer aufgeilt. Die Jungs machens ja freiwillig. Und solche Voyeurs-Gelüste befriedigen wir Menschen schon seit langem. Die Römer taten es. Im Zirkus tun wir es auf gewisse Art auch. Ach, sogar bei "Verstehen Sie Spass?" tun wir es. "Jackass" tut es halt in einer extremen Form. Wer das Konzept krank findet, sollte "Jackass" meiden, denn es wird gefoltert, gekotzt, gestürzt, geschissen und schockiert bis sich die Balken biegen. Wer das nachmacht hat es vielleicht nicht besser verdient, als sich den Hals zu brechen. Hier sind Profis am Werk. So dreist die Stunts sind, so sehr wird doch auch auf Sicherheit geachtet. Ein Arzt ist präsent und die Jungs sind erfahren (ob als Zirkusartisten, Sportler oder Stuntmen). Klar besteht ein Teil des Reizes darin, dass ihnen etwas passieren könnte. Aber es ist wohl jedem klar, dass einem ungeschulten Amateur viel eher etwas passiert. Also bitte Kiddies, werft euch nun nicht zu den Alligatoren. Molodezhnaja.ch lehnt jedenfalls jegliche Haftung ab ...
Der Soundtack ist übrigens genial, ein paar Sketches sind albern, andere schlicht grenzgenial - und das Grölen der Darsteller steckt einfach an. Irgendwie fand ich im Film - mehr noch als in der Serie - witzig, wie hier niemand cool ist. Klar bewundert man Johnny & Co. für ihren "Mut" (oder Wahnsinn?), aber wenn jemand mit halb gefrorenem Pimmel oder Matchbox-Auto im Arsch herumläuft, dann sind sie nicht mehr cool. Johnny und Steve-O sehen ja sehr gut aus und lassen sich zu Hampelmännern machen. Das ist einer übercoolen Gesellschaft wie der heutigen recht reizvoll ... wie dem auch sei: Für "Jackass"-Fans ist der Film ein Hochgenuss und macht viel Lust auf mehr. Und so ein Golffahrzeug würd ich auch mal gerne zu Schrott fahren.
Regie und Kamera:
Larry Clark und Ed Lachman
Buch: Harmony
Korine
Mit: James
Ransone, James Bullard, Tiffany Limos, Stephen Jasso, Mike
Apaletegui, Adam Chubbuck, Wade Williams, Amanda Plummer
Oh. Mein. Gott. Larry Clark ist ein Schwein. Unter dem Vorwand, den Niedergang der amerikanischen Jugend zu porträtieren, nähert sich der Filmemacher immer konsequenter dem Kinderporno an. In "Kids" liess er seine Protagonisten fummeln und über Sex reden, in Bully flickte er einen Pussy-Shot von Bijou Phillips ein. Und in "Ken Park", wieder nach einem Drehbuch von "Kids"-Autor Harmony Korine, lässt er seine Teens so richtig zur Sache kommen. Mit Betonung auf "richtig". Hardcore. In Australien wurde der Film verboten, in Hongkong zensiert. Kein Wunder, denn was Clark zeigt, ist pornografisch. Ein einstimmendes Beispiel gefällig? Ein Typ sitzt auf dem Boden, würgt sich mit einem Tuch und masturbiert zum Gestöhne von Anna Kurnikova, die am TV Tennis spielt. Danach spritzt er ab - beinahe in die Kamera. Der nächste Shot zeigt einen grossen Spermaklumpen von der Hand des Kerls hängen.
Die Botschaft ist klar: Larry Clark will mal wieder schocken mit Sex und Gewalt. Die erste halbe Stunde ist bis auf die derben Opening Credits relativ harmlos. Wir erfahren, dass Ken Park sich öffentlich erschiesst. Dann lernen wir seine Kollegen kennen. Tate, Peaches, Claude und Shawn. Deren Geschichten werden immer krasser. Die erste Sexszene zwischen Shawn und der Mutter seiner Freundin ist verdammt heiss und bereits sehr explizit. Doch dies ist ein sanfter Einstimmer, auf das, was später kommt. Tates oben beschriebene Onanierszene wird noch getoppt durch das Ende seines Erzählstrangs. Er begeht eine schlicht abscheuliche Tat. Peaches wiederum wird vom religiösen Daddy beim Sex mit ihrem Freund erwischt und muss dafür büssen. Weniger derb, aber sehr grotesk - und ein Sinnbild fürs über-religiöse Amerika. Und Claude, der Skaterboy, ein so typischer Clark-Charakter, bekommt einen Besuch seines Daddys ... mit, nun, die Szene drängt sich von Beginn an fast auf, aber ich tipp sie dennoch nicht ab. Ein wenig sollte man ja noch überrascht werden. "Ken Park" zeichnet sich eh dadurch aus, dass immer etwas in der Luft liegt. Der Film ist ungemütlich und das involviert. Zum einen, weil man stets denkt, Clark sei ein Schmierfink und man will gar nicht sehen, was er uns vorsetzt. Und zum anderen, weil der Kern seiner Filme eben immer frustrierend real wirkt.
So real wie "Kids" ist "Ken Park" aber zu keiner Sekunde. Dazu sind die Dialoge zu wenig spontan. Claudes Papa sagt einmal "nobody loves me", ein Junge erzählt mal, wie er ohne Vater lebt, und Tate meint, "I've never had any friends" - sorry Harmony und Larry, aber da steckt zuviel Pathos drin. Die Szene mit Claudes Dad ist dennoch extrem und leitet die krasse letzte halbe Stunde ein, in der Clark alle Tabus zu brechen versucht. Es ist nicht der Sex, der schockt (mich jedenfalls nicht) - sondern die Art, wie Larry ihn filmt. Wie er draufbleibt, wie er Hardcore will. Und weil man genau sehen kann, wie er sich daran aufgeilt. Hier ein Ständer, da eine Muschi, dort etwas Sperma. Clarks Filme sind ein zweischneidiges Schwert. Faszinierend und anwidernd zugleich - so auch "Ken Park". Die Schlussbotschaft ist fast schon surreal utopisch: Ein flotter Dreier. Natürlich auch Harcore, aber wunderbar erlösend. Ganz à la "Eyes Wide Shut": Sex als Lösung aller Probleme. Und ganz zum Ende kommt die beste Botschaft. Man verpasst sie fast: Claude, Peaches und Shawn quatschen, nachdem sie sich die Seele aus dem Leib gepoppt haben. Shawn spielt "wer bin ich" und verkörpert Ken, der ja zu Filmbeginn Selbstmord gemacht hat. Die anderen meinen "wer?" Ken ist bereits vergessen. An alle Teenager, die meinen, mit einer krassen Tat brennen sie sich in die Hirne der Menschen ein: Fuck off. Not gonna happen. Die Leute vergessen schnell. Irgendwie schwingt da alles von Columbine bis "Suicide Club" mit. Ohne gross Worte zu verlieren wird an der geltungssüchtig-suizidalen Teenrebellen-Gesellschaft Kritik geübt. Clark kann es eben doch.
Der Rest ist eigentlich gewöhnliche Gesellschaftskritik, wie wir sie von ihm kennen. Die Kids verlottern, haben Sex, nehmen Drogen, üben Gewalt aus. Doch Clark weitet das Spektrum aus. Es gibt einen brutalen, stets besoffenen Vater. Ganze Familien. Und zwei Grosseltern. Die sieht man einmal beim Tennisspielen - und sie sind glücklich. Die einzig wirklich glücklichen Momente (ausser dem Finale). Sie becheissen beim Spielen, sind senil und Tate hasst sie, doch in ihrer kleinen, greisen Welt sind sie glücklich. Ein witziger Kontrast zu den Teens. Und umso derber ist das Schicksal der beiden Alten. Um zum Schluss zu kommen: "Ken Park" provoziert und hat eine unheilschwangere Atmosphäre, die mich an den Bildschirm fesselte. Die letzte halbe Stunde versucht Clark jedes Tabu zu brechen und weckt den Voyeur im Zuschauer. Geschockt war ich von der Gewalt, nicht vom Sex (ein bisschen Hardcore schadet nie ...), aber ein Durchschnitsszuschauer wird wohl auch davon aufgewühlt. "Ken Park" ist ein ungemütlicher Film. Wegen dem Inhalt - und wegen der Person Larry Clarks. Ein US-Kritiker von naturalbornviewers.com bringt es wunderbar auf den Punkt: "I mean, do we need to be shocked yet again? I have the impression that if critics keep approving the escalating sex and violence in his films, sooner or later he will be making kiddy porn, and we are supposed to commend it for being a striking depiction of suburban America." Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Bestellt die DVD hier.
(Die
Code-3-Edition ist uncut aber in den expliziten Szenen durch
Mosaik entschärft! Die russische Code-5-Disk ist unzensiert, aber sehr teuer,
die Schweizer DVD ist auch uncut)
Regie und Buch:
Granz Henman
Mit: Tobias
Schenke, Axel Stein, Diana Amft, Rebecca Mosselman, Tom Lass,
Nicky Kantor, Axel Milberg, Michael "Bully" Herbig
Hilfe! Mit "Knallharte
Jungs", der Fortsetzung des mässigen "American
Pie"-Klons "Harte Jungs" (* *) erreicht das
deutsche Comedy-Schaffen einen neuen Tiefpunkt. Wenn die
99-jährige Oma mit dem Dildo im WC guselt, das sie vorher dank
ihrem Durchfall vollgeschissen hat, dann geht der gute Geschmack
den Abfluss runter. Wenn der deutsche Klasse-Schauspieler Axel
Milberg dazu degradiert wird, eine Rotz-Fontäne aus der Nase
tropfen zu lassen und einem Pupertären ins Gesicht niesen muss,
dann kann man nicht mehr von "Humor" sondern bloss noch
von Geschmacksdegenerierung reden.
Dabei beginnt alles noch gut.
Ok, das war übertrieben, aber als Florians Pimmel die Musik zum
"Constantin"-Logo singt, ist das noch witzig. Dann
gehts bachab. Die Kommentare von Florians bestem Stück sind
nicht nur sexistisch (das wär ja noch OK in einer
Teenieklamotte) sondern auch verdammt plump. Wenn Florian zum
Schluss droht, den Quasselwurm abzuschneiden, hofft man, er
würde es tun, damit es sicher keinen dritten Teil gibt. Es gibt
etwa 3 Lacher im Film und 10 Schmunzler. Die meisten davon fallen
ausgerechnet auf Sequenzen, in denen Axel Stein (der am
"natürlichsten" agierende der männlichen
"Schauspieler") im Fauenfummel bei der Mädchenclique
Anschluss sucht. Was in jedem anderen Film bereits der Tiefpunkt
wäre, sorgt hier für ein paar der wenigen Lippenbewegungen die
nicht mit dem Ruf "Buuuuh" einhergehen.
Gibt es immerhin Sex? Iwo. Da
wird meistens vorher abgeklemmt. Man sieht die Jungs zwar
andauernd bei Masturbationsvorbereitungen, zu mehr kommts aber
nicht. Am meisten Sex hat Rebecca Mosselman (die mit ihren
Spangen zum anknabbern süss aussieht), als sie sich im Klo
selbst befriedigt. Kein Wunder bei diesen "Männern".
Womit füllt Regisseur Henman seine Sexklamotte denn sonst? Nun,
eben mit übelsten Zoten: die Oma darf nicht nur WC-Spielchen
treiben, sie rennt auch furzend durchs Haus und darf ihren Kopf
in Florians Schoss legen. Diana Amft und Axel Milberg tragen ihre
Allergiene vor und jenste Sexgegenstände vom Metalldildo bis zur
Gummimöse sollen für Pointen sorgen, ergeben aber bloss die
prüdesten Klischee-Situationen. Aber wenigstens ist Tobias
Schenke ein süsser Hauptdarsteller? Nö, der hat mittlerweile
ein vernarbtes Gesicht. Damit sieht er viel zu alt aus für den
debilen Scheiss. Süss sind in dem Film höchstens die Frauen
(allen voran eben Rebecca "Yummi" Mosselman). Oder
kurz: Schaut euch bitte bitte diesen Kack nicht an!!!!!!! Sonst
gibt es noch einen drittenTeil und das würd ich nicht
überleben!
Bestellt die DVD hier.
Tele (CH) 1/4
imdb
Kung Pow: Enter the Fist USA 2002
Regie, Buch, Produktion: Steve
Oedekerk
Mit: Steve Oedekerk, Lung Fei, Lin Yan,
Jennifer Tung, Ming Lo, Peggy Lu, Liu Chia-Yung, Jimmy Wang Yu
Das Konzept ist nicht neu, Woody Allen hat es bereits mit "What's Up, Tiger Lilly?" gemacht. Doch Steve Oedekerk bringt es zur Perfektion. Man nehme einen alten Film, dubbe ihn neu und mache daraus eine Komödie. Oedekerk geht noch weiter. Er nimmt Jimmy Wang Yu, den Hauptdarsteller und Regisseur des Originals ("Tiger and Crane Fist", 1977), aus dem Film hinaus und fügt sich selbst mit Hilfe digitaler Technik ein. Dazu drehte er in originalgetreu nachgebauten Sets einige Szenen nach. "Kung Pow", so heisst das Resultat, sieht nicht immer nach einem Guss aus, doch es ist offensichtlich, dass Oedekerk einige der Martial-Arts-Filme der 70er gesehen hat, die aber erst durch das Dubbing schlecht werden. Wäre er auf dieser Linie geblieben und hätte aus "Kung Pow" eine Martial-Arts-Dubbing-Parodie gemacht, alles wäre hübsch. Doch er ging weiter.
Er fügte eine Darstellerin mit nur einem Busen ein, er quasselte alle Dialoge selbst, meist mit verstellter "lustiger" Stimme, und er bringt Gags, die einfach nicht komisch sind. "Kung Pow" ist eine Satire-Stufe zu tief gelegt und funktioniert weitgehend nicht. Der Film ist witzig, wenn er nahe am Film von 1977 ist und einfach die Ereignisse etwas lustiger und trashiger darbietet. Aber er ist ein Reinfall, wenn Oedekerk sich selber profiliert und seine kleinen Animatronic-Ideen wie die Kung-Fu-Kuh, das nervige Zungen-Wesen oder allerlei drollige Viechereien im Hintergrund. Die Kuh-Szene ist ansonsten noch halbwegs witzig, aber die x-te "Matrix"-Parodie wäre darin eigentlich nicht nötig gewesen. "Kung Pow" hat für mich als Martial-Arts-Fan doch noch ein paar Aspekte, die ich aus parodistischer Sicht mag. Alle anderen dürften ab dem Film völlig den Kopf schütteln. Die, die Martial-Arts schon immer für Trash hielten, könnten sich bestätigt fühlen und sich darüber amüsieren. Wer weiss, jedenfalls spaltet der Film die Zuschauer. Ich hasse ihn nicht, dafür hat es ein paar absolut göttliche EInfälle drin. Aber als Ganzes treffen vielleicht 25% der Gags ins Schwarze und es gibt etliche Szenen, bei denen kein Schmunzeln resultiert.
James
Berardinelli (USA) 1/4
Slant Magazine (USA) 2½/4
imdb
Regie, Buch und
Produktion: Michael Cuesta
Mit: Paul
Franklin Dano, Brian Cox, Billy Kay, Bruce Altman, James Costa,
Walter Masterson
Der Film wurde in den USA mit dem
NC-17-Rating abgestempelt - d.h. nur Leute ab 17 dürfen rein und
es darf nur beschränkt Werbung gemacht werden. Eine Sauerei,
denn an "L.I.E." ist nichts Jugendgefährdendes. Die
Handlung ist dennoch kontrovers: Der 15-jährige Howie (Paul
Franklin Dano) kommt nach dem Tod seiner Mutter vom Weg ab und
hängt immer mehr mit dem homosexuellen Jungen Gary (Billy Kay)
rum. Mit ihm raubt er Häuser aus - auch das des Ex-Marine Big
John (Brian Cox). Der ist ein Pädophiler, bei dem auch Gary ein
und ausgeht. Als Gary nach Kalifornien verschwindet, macht sich
Big John an Howie ran und wird sein väterlicher Freund ... Die
Freundschaft eines Pädophilen und eines Buben ist in der
heutigen Zeit einem konservativen Publikum wohl kaum zuzumuten,
zumal Regisseur Cuesta keinen der beiden auch nur im Ansatz
verurteilt. Big John hat zwar Schuldgefühle, doch er ist
getrieben, gebeutelt und doch immer fasziniert von seiner Lust.
Der Film ist nie ausbeuterisch
und auch die Blicke und Berührungen, die Gary und Howie
austauschen sind nicht voyeuristisch. Ok, hie und da hängt die
Kamera etwas gar lange an einem Buben-Nippel, aber Cuesta weckt
damit den Voyeur in uns allen. Oder gar den Pädophilen? Ein
erschreckender Gedanke, den man als Zuschauer schnell wieder
verwerfen will - doch das Gefühl schwebt über dem ganzen Film.
Gary ist besonders verführerisch und Cuesta nutzt dies auch aus,
indem er ihn oft direkt in die Kamera und damit zum Zuschauer
sehen lässt.
Doch letztendlich geht es in
"L.I.E." nicht um Sex (na gut ... auch, aber man sieht
ihn nicht), sondern um Freundschaft. Eine Freundschaft, die von
der Gesellschaft sicher nie toleriert werden kann, die aber
ehrlich ist. Und Cuesta stempelt John auch nicht zum Einzeltäter
ab. Man hat das Gefühl, die halbe erwachsene Männerwelt sehne
sich nach ewiger Jugend, indem sie "Jugend konsumiert und
kontrolliert" (meine Wortschöpfung) - oder anders gesagt:
Viele Männer versuchen sich jünger zu fühlen, indem sie sich
mit Jungen (beiderlei Geschlechts) umgeben. Bei Männern ist das
verbreiteter als bei Frauen. Vielleicht deshalb auch die
Pädophilie? Solche Fragen schneidet Cuesta jedoch höchstens an.
Das ist in gewissem Sinne Positives und Negatives des Film: Es
mangelt an einer Story, der Film verbreitet eher eine Stimmung,
die Illusion eines kurzen Augenblicks. Wir blenden ein und wir
blenden wieder aus. Ziemlich unspektakulär. Deshalb mag ich den
Schluss auch nicht so. Er passt nicht ganz in den Film, weil er
eine zu einfache "Lösung" bietet. Auf alle Fälle ist
"L.I.E." aber ein sehenswertes Drama - das mit
Sicherheit ein seltsames Gefühl zurücklässt.
Roger Ebert (USA)
3/4
imdb
Regie: John
Schultz
Mit: Lil' Bow
Wow; Morris Chestnut, Eugene Levy; Jonathan Lipnicki; Crispin
Clover; Brenda Song; Robert Forster; Vanessa Williams; Reginald
VelJohnson
"Like Mike" ist nichts anderes als 95 Minuten Kinderfantasie. Ein Waisenbub wird Star der Basketball-Liga NBA. Gegen solche Kinderträume ist ja nix einzuwenden, aber für Erwachsene ist das Ganze doch reichlich voraussehbar und klischiert. Geschweige denn kitschig. Das Bedauernswerteste ist jedoch, dass der Film zu einem einzigen Werbespot für die NBA wird. Manchmal ist dies einfach so aufdringlich, dass der Film völlig in den Hintergrund gedrängt wird - die Gastauftritte von Spielern wie "The Admiral" Robinson, Jason Kidd oder Allen Iverson mögen denn auch nur wirkliche Basketballfans erfreuen, den 08/15-Kinogänger lassen sie relativ kalt. Sie stören aber auch nicht, denn wenn man den Film abseits der NBA-Werbeflut und der Selbstdarstellung von Rapper Lil' Bow Wow ansieht, ist er ganz nett. Bow Wow spielt sympathisch, Nebendarsteller wie Crispin Glover, Eugene Levy und Robert Forster sorgen für ein paar gute Minuten. Jonathan Lipnicki ist ziemlich übel, doch damit ist er unter den Kinder-Darstellern zum Glück allein. Ein Film für Basketball-Fans und Kinder. Am besten beides in einem. Und von denen gibts ja hierzulande nicht so viel ...
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 1½/4
imdb
Regie und Buch: Lukas Moodysson
Mit: Oksana Akinshina, Artyom
Bogucharsky, Lyubov Agapova, Liliya Shinkaryova, Elina Benenson, Pavel
Ponomaryov, Tomas Neumann
Nach "Fucking Amal" und "Together" der dritte international beachtete Film des Schweden Lukas Moodysson. Nach "Together" begann Moodysson sich mehr als zuvor für die sozialistische Opposition im Land zu engagieren und "Lilja 4-Ever" ist vielleicht gerade deshalb auch eine Attacke an die westliche Konsumgesellschaft. Eine, in der selbst das Konsumieren von Körpern zum Alltag gehört. Die Geschichte dreht sich nämlich um die hübsche 16-jährige Lilja (Oksana Akinshina), die in einer tristen Siedlung irgendwo in Russland lebt. Ihre Mutter (Lyubov Agapova) zieht nach Amerika und lässt die Tochter zurück. Fortan ist das Mädchen auf sich alleine gestellt. Ihr einziger Freund ist der 11-jährige Strassenbub Volodya (Artyom Bogucharsky). Um an ein wenig Geld zu kommen, prostituiert sich Lilja hin und wieder. Dabei trifft sie auf Andrei (Pavel Ponomaryov), mit dem sie sich anfreundet. Er bittet sie, mit ihm nach Schweden zu gehen, wo er eine Arbeit hat. Obwohl Volodya Lilja warnt, fliegt sie hin. Ohne Andrei, denn der müsse noch nach seiner Grossmutter schauen. Im Westen wird sie von einem fremden Mann in Empfang genommen, weggesperrt und zur Prostitution gezwungen.
Tausenden von jungen Frauen Osten geht es wie Lilja, doch es einmal in solcher Nüchternheit vorgeführt zu bekommen, ist schockierend. Lilja, hervorragend gespielt von der Russin Akinshina, mit der Moodysson per Dolmetscher reden musste, ist eigentlich ein smartes Girl, doch auch ein wenig naiv. Und so verrührt man die Hände bei jeder ihrer kleinen Dummheiten (einmal wirft sie aus Wut das durch Prostitution ihrer Kollegin verdiente Geld weg), doch es bereitet auf den grossen Fehler vor, der ihr Leben verändert. Der Stil passt sich dem Inhalt an. So suchte Moodysson bewusst die düstersten Ecken der zivilisierten Welt auf und zeigt das Wetter stets von seiner nebligen und regnerischen Seite. Die Musik (von Vivaldi bis Rammstein) unterstreicht die jeweilige Stimmung. "Lilja 4-Ever" ist denn auch Moodyyssons bisher düsterster Film. Es fehlt beinahe gänzlich an Hoffnung. Und das, was "hoffnungsvoll" erscheint, ist eigentlich bloss der Selbstmord - nicht, dass er glorifiziert wird (im Gegenteil), aber die Zuschauer werden in den genau gleichen Gedankengang geführt, in dem Lilja gefangen ist. Und da scheint es wirklich nur diese Erlösung zu geben. Das macht den Film in meinen Augen leider ein wenig voraussehbar und und in seiner Depro-Stimmung kalkulierbar. Ich war erschüttert, aber nie überrascht. Das hat etwas von der Kraft des Films genommen.
Zudem bin ich nicht ganz sicher, ob sich Lilja nicht in einen Depro-Zustand hineinsteigert. Klar hat sie's beschissen im Leben, aber ihr Leben ist schon an dem Punkt fast am Boden, an dem der Film beginnt. Moodysson manipuliert eben das Publikum geschickt und ohne falsches Pathos in die Richtung, in der er sie haben will. Und da komme ich eben wieder auf seine Politik zurück: Die Szenen in Russland sind beinahe neutral: Frauen und Männer sind etwa gleich brutal, die alte Sowjetunion ist genauso Mist wie das neue Russland. Aber in Schweden kommt die anti-kapitalistische Grundstimmung zum Zug. Männer sind alles Schweine, der Staatsapparat ist hilflos, Lilja zu helfen und der Markt entscheidet, dass jemand wie Lilja leiden muss. Schliesslich besteht im dekadenten Westen eine Nachfrage nach jungen Körpern. So kann man den Film (losgelöst vom emotionalen Inhalt) als Kritik an der männlich dominierten Marktwirtschaft sehen. Und diesen Punkt finde ich etwas plump. Liljas Schicksal, ihr ganz persönliches Leid, hat mich jedoch komplett mitgerissen und deshalb kriegt der Film seine gute Bewertung. Auch, weil ich ja bei einigen Gelegenheiten betont habe, dass ich mich als Zuschauer gerne manipulieren lasse, weil man so am meisten vom Film davonträgt. Und Moodysson macht es auf so geschickte Art, dass auch so mancher Feuillton-Kritiker nicht merkt, wie er zu Lehm in den Händen des Filmemachers wurde. Das ist schon fast ironisch ...
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 4/4
BBC (GB) 4/5
Tele (CH) 4/4
imdb
Regie und Buch:
Dean Deblois, Chris Sanders
Sprecher:
Daveigh Chase, Tia Carrere, Chris Sanders, Jason Scott Lee, Ving
Rhames, David Ogden Stiers, Kevin McDonald
Aloha, Aliens und der King: "Lilo & Stitch" ist der schrägste Disney-Film aller Zeiten - und einer der witzigsten. Er handelt von einem generierten Alien, das darauf programmiert wurde, zu zerstören. Es entkommt auf der Erde und landet in den Armen von Lilo. Sie hält das blaue Tier für einen Hund und nennt "ihn" Stitch. Yeah, ein kurliges Hawaii-Mädchen mit anfänglich gewöhnungsbedürftiger Stimme, ein rotzfreches, knuddliges Alien, Elvis-Presley-Songs, Wasserfarben-Hintegründe (für ein angenehmes Retro-Feeling), ein attraktiver Boy (gesprochen von Lee) und ein ebenso attraktives Girl (Tia Carrere) als Ersatz-Eltern ... ja, so sieht das moderne Disney-Universum aus. Und es macht einfach ungeheim Spass. Viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Seht ihn euch einfach an. Ich knuddle in der Zwischenzeit den süssen Stitch. Mehr übers Disney-Universum gibts auf meiner Disney-Seite.
1 "Oscar"-Nomination: Animationsfilm
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
Tele (CH) 3/4
imdb
The Magdalene Sisters IRL/GB 2002
Regie und Buch:
Peter Mullan
Mit: Geraldine
McEwan, Anne-Marie Duff, Nora-Jane Noone, Dorothy Duffy, Eileen
Walsh, Mary Murray, Peter Mullan
In Venedig holte das Drama "The Magdalene Sisters" von Schauspieler ("My Name Is Joe") Peter Millan den Goldenen Löwen. Ganz so brillant, wie man deshalb erwarten könnte, ist der Film zwar nicht, doch er ist blendend gespielt, höchst bewegend und lohnenswert. Mullan erzählt von jungen Frauen im Iraland der 60er-Jahre, die von Verwandten als "sündig" abgestempelt werden und zu katholischen Nonnen in ein Magdalenen-Kloster gebracht werden. Dort werden sie wie Sklaven behandelt, dürfen nicht miteinander reden und sollen ihre "Sünden" durch harte Arbeit ausgetrieben bekommen. Die Darstellung der psychischen und physischen Folter ist zwar relativ unblutig, geht aber dennoch an die Nieren. Die Frauen werden teilweise lebenslänglich in den Gefängnis-ähnlichen Instututionen gefangen gehalten ohne Aussicht auf ein normales Leben. Das letzte der Kloster wurde erst vor ein paar Jahren geschlossen! Das macht natürlich Wut auf die katholische Kirche und nicht umsonst hat der Vatikan die Auszeichnung des Films in Venedig scharf kritisiert.
"The Magdalene Sisters" ist aber nicht nur des Inhalts wegen sehenswert. Es sind vielmehr die Akteure, die wirklich gut sind. Die unbekannten jungen Schauspielerinnen geben alles, um die geschundenen Mädchen darzustellen und die Zuschauer mitleiden zu lassen. Zu bemängeln gibt es an den Schauspielern nichts. Eher schon am Drehbuch. In der Filmmitte sind eigentlich alle Grundlagen klar und Mullan bietet nicht mehr viel Neues. Man weiss, was die Nonnen tun und die Mädchen erdulden müssen. Als Zuschauer will man nun etwas mehr sehen - bis man das aber bekommt, dauert es eine Weile. Mit dem Schluss bin ich auch nicht ganz glücklich. Er vetsucht, subtil zu sein, doch nun ist er weder Happyend noch Anti-Happyend. Es hat zwar beklemmende Text-Einblendungen und ein schlicht erschütterndes Einzelschicksal, doch der Film plätschert mir zu sehr aus ohne wirklich einen Höhepunkt zu haben. Da der Film auf wahren Ereignissen basiert, kann man ihm das natürlich nicht unbedingt vorhalten. Alles in allem also eindeutig sehenswert. "The Magdalene Sisters" rüttelt wach ...
Regie: Wayne Wang
Story: Edmond
Dantes (= John Hughes)
Mit: Jennifer
Lopez, Ralph Fiennes, Tyler Posey, Natasha Richardson, Stanley
Tucci, Bob Hoskins, Frances Conroy, Priscilla Lopez
"Maid in Manhattan" (oder auf "deutsch": "Manhattan Love Story") ist nichts für nicht-Romantiker. Die sollten einen groooossen Bogen um den J.Lo-Hit machen, denn Regisseur Wayne Wang fährt fast alle Klischees auf, die das Genre zu bieten hat. Das beginnt schon mit der Story à la Cinderella, in der eine Latino-Putzfrau sich einen Prinzen angelt - in der Person eines Politikers gespielt von Ralph Fiennes. Das Aschenbrödel-Thema ist alles andere als neu unter romantischen Komödien. Das bisher wohl beste Beispiel bleibt "Pretty Woman" - und "Maid in Manhattan" kommt, das kann man klar festhalten, zu keiner Sekunde an den Julia-Roberts-Hit heran.
J.Lo ist schliesslich auch keine Julia, aber sie ist süss in dem Film. Nicht halb so gut wie in "Out of Sight", aber besser als in "The Wedding Planer" oder Enough. Es braucht schon etwas viel guten Willen, J.Lo als Hotelbedienstete zu sehen, aber es geht. Sie gibt sich Mühe, hat Charme und sieht wunderbar aus - ob im Dolce-Kleid oder mit Hotelsuniform. Nur Klo-Putzen sieht man sie nie. Sie ist vielleicht das Zimmerfräulein New Yorks mit dem saubersten Job ... aber das würde wohl ablenken. Also zurück zum Zentralen: Der Liebesbeziehung zu Fiennes. Die funktioniert recht gut, obwohl Fiennes etwas blass bleibt und seine Figur Republikaner ist. Ja, würg, im Ernst. Republikanische Wahlpropaganda wird nicht gerade betrieben, aber jeder Film, der einen Republikaner als sympathisch darstellt, kriegt Realitäts-Abzug :)
Bob Hoskins ist in seiner kleinen Rolle sehr gut (bis auf seine letzte Rede), Jennys Film-Bub ist lieb, aber manchmal mangelt es ihm an Talent, die Nebenfiguren von Stanley Tucci bis Natasha Richardson sorgen für die etwas hysterischeren Performances und die stereotypen Freundinnen von J.Lo (wieso tanzen Schwarze und Latinos in Hollywood-Filmen immer?) verbreiten sowohl gute Laune sowie ein ganz wenig Sozialkritik. Ganz wenig. Wird euch der Film überraschen? Nein. Wird er euch verzaubern? Eher selten. Aber es ist ein idealer Film, um sich an seine Kinobegleitung zu kuscheln und ein wenig abzuschalten.
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 1½/4
imdb
Regie und Buch:
Lucky McKee
Mit: Angela Bettis, Jeremy Sisto, Anna Faris, James Duval,
Nichole Hiltz, Kevin Gage, Merle Kennedy, Chandler Hecht
Was ist "May"? Horror? Teenager-Sozialstudie? Drama? Schwarze Komödie? Von allem etwas - und es ist ein Zeichen von Regiedebütant Lucky McKees Können, dass er so spielend zwischen den Genres wechselt. "May" ist vor allem eines: Ein sehr interessanter Film. Er beginnt als Drama und erzählt von der Aussenseiterin May (Angela Bettis), die sich in die Hände von Adam (Jeremy Sisto) verliebt. Die beiden flirten und treffen sich, doch als Adam ihr seinen Kannibalen-Studentenfilm zeigt und sie ihn danach im Bett blutig beisst, distanziert er sich von ihr. Mehr und mehr manövriert McKee seinen Film in Horror-Gefilde und baut einen Film auf, der am ehesten an "Carrie" erinnert. Passend, dass Hauptdarstellerin Bettis im Jahr 2002 in einer TV-Version von "Carrie" die Hauptrolle spielte.
Angela Bettis ist genial in der Rolle der May. Sie ist verletzlich, aussen attraktiv, innen ziemlich kaputt. Die Szenen, in denen sie sich mit ihrer Puppe streitet (ihrer einzigen Freundin) sind toll, das Knarren des Glasbehälters, in dem die Puppe steht, ist nervenzerrend. Und wenn der Horror dann zum Schluss explodiert und auch Gore-Fans auf ihre Kosten kommen, dann ist es wie bei "Carrie": Der Film hat sich sein blutrünstiges Ende verdient. Anna Faris, bekannt aus den ersten "Scary Movie"-Filmen, ist verführerisch als Mays lesbische Arbeitskollegin und Jeremy Sisto ist ein intelligentes "Opfer". Mays Fetisch für seine Hände findet Parallelen in anderen Fetisch-Objekten. Interessant, dass May sich immer in Teile des menschlichen Körpers verliebt (der Inbegriff eines Fetischs eigentlich), nie jedoch in den Menschen als Ganzes - denn niemand ist perfekt. Und so folgt sie der Tagline des Films und dem Motto ihrer Mutter: "Wenn du keinen Freund finden kannst ... mach dir selber einen". Mit deftigem Resultat, das Mary Shelly mit Wohlwollen erfüllen würde. "May" mausert sich damit eine moderne Mischung aus "Carrie" und "Frankenstein".
Der Film hat seine Schwächen, so ist die erste Stunde weniger spannend, als sie sein könnte, und es gibt ein paar nicht ganz passende Züge in Mays Charakter (aber sie ist ja irre, dann akzeptiert man alles ...) - doch alles in allem ist "May" ein faszinierendes Werk. Düster, betörend, romantisch, traurig, brutal, witzig, fies, intim. Aufrichtig. Ein Horrorfilm, der Akzente setzt. Und den man gesehen haben sollte.
Roger Ebert (USA)
4/4
Tele (CH) 3/4
imdb
Regie: Stephen
Brill
Executive
Producer: Adam Sandler
Mit: Adam
Sandler, Winona Ryder, John Turturro, Peter Gallagher, Jared
Harris, Steve Buscemi
Fakt ist: Es gibt Leute, die
mögen Adam Sandler. Weniger in Europa, aber viele in Amerika -
auch nach seinem Megaflop "Little Nicky". Sandlers
neuster Film, "Mr. Deeds", ist ein loses Remake des
Frank-Capra-Klassikers "Mr. Deeds Goes to Town" (1936)
mit Gary Cooper, und schaffte es spielend auf Platz 1 der
US-Box-Office-Charts. Sandler ist zurück. Leider. Denn um
ehrlich zu sein, ich hasse Sandler - und "Mr. Deeds"
wird das nicht ändern. Im Kanon des Blödlers ist
"Deeds" jedoch einer der besseren Filme. Das ist schön
- liegt aber nicht an Sandler. Der zieht sein Ding durch. Albern
wie immer, un-lustig wie so oft und manchmal einfach nur
peinlich. Was mich an ihm immer besonders nervte, sind seine
Wut-Anfälle. Findet er die lustig? Auch hier gibts mehrere
davon. Und sie nerven nicht nur, sie machen auch keinen Sinn: Wie
kann ich Sandler als Über-lieben Land-Naivling noch ernst
nehmen, wenn er stets die Fäuste sprechen lässt? Das soll ein
liebenswerter Mensch sein?
So schwach Sandler ist, so gut
sind seine Co-Stars. Als spielen sie an seiner blanken Fassade
ab, überzeugen Winoa Ryder, John Turturro und andere
Nebendarsteller. Nur peter Gallagher hat einmal mehr Mühe, in
eine Komödie zu passen. Und natürlich gibts auch all die Cameos
von Sandler-Freunden: Rob Schneider, Steve Buscemi - und sogar
John McEnroe. Die Story? Na ja ... Capra zauberte daraus ein
hübsches Moral-Stück, aber dies ist ein Sandler-Film, hier
kommt die Moral mit dem Holzhammer. Wirklich übel. Überhaupt
hat der Film nicht die Spur von technischer oder (noch
genereller) filmemacherischer Ambitionen. Er dient nur als
Sandler-Vehikel. Aber eben: Es soll Leute geben, die mögen ihn.
Die werden wohl auch "Deeds" lieben.
Roger Ebert (USA)
1½/4
Tele (CH) 2/4
James
Berardinelli (USA) 2/4
imdb
Regie: Barbet
Schroeder
Mit: Sandra
Bullock, Ben Chaplin, Michael Pitt, Ryan Gosling, Chris Penn, R.
D. Call
Sandra Bullock in einem Thriller.
Hilfe - "The Net 2"? Nein, nicht ganz, denn Regisseur
Barbet Schroeder legte mit "Murder by Numbers" einen
soliden Film vor. Trotz oder wegen Sandra Bullock. Der Thriller
basiert auf dem selben Mordfall, auf dem auch Hitchcocks
"Rope" basierte - zwei Highschoolkids wollen den
perfekten Mord begehen. Mehr as Langweile, denn aus Mordlust.
Schroeder setzt eine psychisch angeschlagene Polizistin auf die
zwei an. Eben Bullock. Und die macht ihre Rolle eigentlich ganz
gut. In den Szenen, in denen sie gegenüber Ben Chaplin die
sexuell fordernde Frau spielt, ist sie wirklich köstlich.
Das Hauptproblem ist vielmehr
die Überlänge. Der Schluss zieht sich einfach unnötig in die
Länge. Das zerstört den Spannungsbogen. Asonsten? Die Kids
(Pitt & Gosling) leisten saubere Arbeit, die Musik von Clint
Mansell (Requiem for a Dream) ist subtil und einige Details über den
"perfekten Mord" sind erschreckend. Alles in allem gute
Unterhaltung - aber sicher nichts, was man auf eine "Best
of"-Liste setzen müsste ...
Roger Ebert (USA)
3/4
Tele (CH) 2/4
James
Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
My Big Fat Greek Wedding USA 2002
Regie: Joel Zwick
Produktion:
Tom Hanks, Rita Wilson, Gary Goetzman
Buch: Nia Vardalos
Mit: Nia
Vardalos, John Corbett, Lainia Kazan, Michael Constantine, Gia
Carides, Louis Mandylor, Bess Meisler, Bruce Gray
Ich kann den Rummel um "My Big Fat Greek Wedding" nicht ganz verstehen. Es ist eine liebenswerte, kurzweilige Multikulti-Komödie voller Stereotypen - aber dass der Film gleich zum erfolgreichsten Independentfilm aller Zeiten aufsteigen muss, ist schon etwas übertrieben. Man mag es den treibenden Kräften hinter dem Film gönnen: Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Nia Vardalos, die Episoden aus ihrem eigenen Leben ins Drehbuch einbrachte. Sowie Tom Hanks uhnd seine Frau Rita Wilson, die das Werk produzierten und endlos promoteten. Nun, es hat sich für sie gelohnt ...
Die Handlung (griechische 30-Jährige will einen nicht-Griechen heiraten und versetzt ihre Familie damit in Aufruhr) ist alles andere als innovativ. Etliche Multikulti-Plots basieren auf diesem System. Auch die Stereotypen sind in diesem Subgenre immer vorhanden - man denke etwa an die Kultur-Klischees in Bend It Like Beckham, den ich für spritziger halte, ams MBFGW. Aber das ist egal, denn solche Gutelaunefilme leben von der Übersteigerung der Charaktereigenschaften. Ein Fünkchen Wahrheit steckt ja drin in der Zeichnung der verschiedensten Ethnien. Und witzig ists auf alle Fälle. Vor allem der Vater, die durchgeknallte Oma und die redselige Tante. Zum Schluss heissts dann "we're different, but we're all fruit" ... und man findet zusammen. Denn Grieche ist man nicht wirklich nach Geburtsurkunde, sondern im Herzen, will der Film vermitteln. Und damit hat er beim Publikum einen Nerv getrofften. Gut? Ja. Fantastisch? Denkste ...
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie: Marc Evans
Mit: Sean Cw
Johnson, Jennifer Sky, Kris Lemche, Stephen O'Reilly, Laura
Regan, Bradley Cooper, Nick Mennell
"My Little Eye" ist eine Kreuzung aus "Blair Witch Project" und Halloween: Resurrection - qualitativ irgendwo zwischen diesen beiden angesiedelt. Der Film handelt von 5 jungen Leuten, die von einer obskuren Firma ausgesucht werden, 6 Monate in einer abgelegenen Villa zu verbringen. Sie werden nonstop von Webkameras beobachtet und kriegen eine Million Dollar Siegesgeld. Wenn auch nur einer rausgeht, verlieren alle. Das bietet natürlich viel Spannung im Stile eines "Big Brother: Extrem" - vor allem, als unheimliche Dinge in dem Haus geschehen. Steckt die Firma dahinter? Eine Person von draussen? Eine von drinnen? Diese Fragen sind viel spannender als das blöde Abgemurkse in "Halloween 8" - aber dennoch verliert der Film irgendwann an Punch. Das Finale ist zwar rasant, aber extrem klischeereich. Auch die Soundkulisse ist ein billiger Trick: Immer bei den Schockszenen wird die (Techno-)Musik aufgedreht, meistens erschrickt man eher wegen der Lautstärke, als wegen dem, was man sieht.
Ok, auch das was man sieht, ist bisweilen recht unheimlich. Man sieht alles durch die Webkameras - also auch Szenen bei Nacht mit Nachtkameras, bei denen die Leute so helle Augen auf grünem Körper haben. Das ist wirklich gruselig und ich habe mich ein paarmal im Kissen verkrochen. Auch weil ich wusste, dass jetzt dann wieder ein akustischer Schock kommt. Die wirklichen Schocks kommen dann erst gegen Schluss und obwohl das Tempo da aufgedreht wird und ich mich bei ein paar Twists wirklich überrascht fühlte, hinterliess der Film als Ganzes einen unbefriedigenden Eindruck. Man hätte mehr draus machen können, denke ich. Die zweieinhalb Sterne vermitteln nicht ganz das (angenehm) angespannte Gefühl, dass ich während dem Anschauen hatte, sondern eher die analytische Betrachtung danach. Ja, "My Little Eye" mag zu erschrecken und zu gruseln - aber letztendlich nicht zu überzeugen. Er bleibt zu inhaltsleer, zu klischeereich und zu simpel gestrickt, um wirklich auch nach dem Betrachten positiv im Gedächtnis hängen zu bleiben ...
BBC (GB) 3/5
Empire (GB)
3/5
Cinema (D) 2/5
Total Film
(GB) 3/5
imdb
Buch und Regie:
Joe Carnaham
Mit: Jason Patric, Ray Liotta, Busta Rhymes, Chi McBride, Anne
Openshaw, Krista Bridges
Es gibt Leute, die gucken sich jeden Sonntag den "Tatort" an. Es gibt Leute, die finden "The French Connection" sei der beste Film aller Zeiten. Es gibt Leute, die halten italienische Polizeifilme nicht für billigen Ramsch sondern für cineastische Kleinode (hallo Patrick! :) - ich gehöre zu keiner dieser Gruppen, denn ich bin kein grosser Fan von Krimis. Ich erkenne einen guten Cop-Streifen, wenn ich einen sehe, aber das heisst nicht, dass ich sie gerne sehe. Ausnahmen wie "L. A. Confidential" oder der eine oder andere Film noir bestätigen die Regel. Damit hat "Narc"bei mir schon zum Vorneherein keinen guten Stand. Der Cop-Thriller von Joe Carnahan ist nämlich ein Update der Cop-Krimis aus den 70ern, namentlich von "The French Connection" oder "Serpico". Nun ist diese Idee auch nicht mehr neu: Harte moderne Cop-Thriller mit rauem Retro-Einschlag sind schon fast wieder en vogue (siehe "Training Day" und Dark Blue). "Narc" setzt diese Linie konsequent fort und vermischt moderne Stil-Elemente mit einem klassischem Depro-Krimi.
Jason Patric und Ray Liotta spielen zwei nicht gerade saubere Cops, die den Mord an Liottas Kollegen aufklären müssen. Die beste Szene im ganzen Film passiert jedoch bereits vor diesen Untersuchungen. Es handelt sich um die Anfangsszene, die mit wackligere Handkamera eine wahnwitzige Verfolgung einfängt, die blutig endet. Wie, möchte ich nicht verraten. Danach schafft es "Narc" aber zu keiner Skunde, wieder daran anzuknüpfen. Erzählt wird in blaustichigen Bildern eine 08/15-Geschichte, einfach mit etwas mehr Gewalt und etwas mehr Korruption. Es scheint, als habe Carnahan ein paar Ellroy-Bücher zu viel gelesen, denn die Story wirkt wie ein Cocktail aus Ellroy-Material und eben cineastischen Vorbildern à la "French Connection". Zur Mitte hin beginnt der Plot an Spannung und Gehalt zu verlieren. Zum Schluss zieht er nochmals an, doch wirklich überraschend ist nichts mehr. Rohheit allein macht in meinen Augen noch keinen guten Film. Ein Depro-Schluss ebenfalls nicht. Es sind coole Nebenaspekte, doch wenn die Geschichte micht nicht packt, sind diese Elemente verloren. Und eben: "Narc" ist eigentlich bloss ein Krimi - ein Genre, das mich eben gerade nicht so packt.
Wie eingangs erwähnt erkenne ich aber einen guten Krimi und "Narc" ist ein guter Krimi. Er ist toll gespielt, düster und schonungslos - und die Kritiker liebten ihn. Ich finde, er hat aber Durchhänger, Liotta spielt over-the-top und der Stil ist allzu selbstgefällig. 70's-Krimis sind dein Ding? Sieh dir "Narc" sofort an. Ich für mich habe ihn abgehakt. Gesehen: ok. Wieder sehen? Nö.
Roger Ebert (USA)
3/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
BBC (GB) 4/5
Total Film (GB) 4/5
imdb
Regie und
Executive Producer: Ed Decter
Mit: DJ
Qualls, Eliza Dushku, Eddie Griffin, Zooey Deschanel, Lyle
Lovett, Jerod Mixon, Parry Shen, Sunny Mabrey, Ross Patterson,
Jerry und Charlie O'Donnell, Illeana Douglas, Tony Hawk, Kurt
Fuller, M.C.Gainey, David Hasselhoff, Tommy Lee, Vanilla Ice
Lasst mich etwas ganz Wichtiges sagen, bevor ich mit der Kritik loslege: Eliza Dushku ist ein Goldschatz. Die damals süsse 22-Jährige ist zum knuddeln, drücken und anschwelgen. Und so mancher Moment in "The New Guy" scheint nur gerettet zu werden, weil der Regisseur schlauerweise seine Kamera auf Eliza Dushku gelenkt hat. Ja, es gibt noch andere Schauspieler in "The New Guy" - aber über keinen lohnt es sich, mehr als 3 Zeilen zu schreiben. Vielleicht über DJ Qualls, den Haupzdarsteller. Der knochige Star aus "Road Trip" und The Core darf hier Eliza Dushku küssen. Sorry, eigentlich wollte ich sagen, er darf hier einen Versager spielen, der im Knast von Lester (Eddie Griffin, Undercover Brother) unterrichtet wird und fortan cool ist. An einer neuen Highschool wird er der Star und schleppt Eliza Dushku ab.
Elizas bisherhiger Lover (Ross Patterson) sieht zwar neben DJ Qualls aus wie Brad Pitt neben Karl Dall, aber wer Eliza halt nicht richtig behandelt, wird gespickt. Qualls darf also Eliza haben, zudem verhilft er dem Footballteam zu einer Siegesszene (eingeleitet in einer Szene à la "Patton") und kriegt sogar Lob vom Rektor. Dazwischen gibts ein paar Gags, die höchstens zum Schmunzeln anregen sowie ein paar Shots wie Eliza Dushku Bikinis anprobiert oder wie Eliza Dushku auf einem mechanischen Bullen reitet. Yiiiihaaa. Das alles ist ja noch mässig lustig, aber weder neu noch besonders inspiriert. Und die Ansätze von Fäkalhumor sind unter aller Sau.
Etwas gibt es neben Eliza Dushku vielleicht noch zu erwähnen und das sind die Cameos: Es gibt witzige Auftritte von Vanilla Sky (sein erster Filmauftritt seit 1991!), David Hasselhoff, Skaterboy Tony Hawk, Pam-Anderson-Ex Tommy Lee und "Scream 2"-Hubby Jerry O'Connell. Also noch ein paar kleine Schmunzler. Reichen die, um "The New Guy" zu empfehlen? Nö, nicht wirklich. Klar, er hat Eliza Dushku im Bikini, aber ansonsten ... na ja. Und wer will schon 90 Minuten DJ Qualls anschauen? Zugegeben, der Kerl hat einen dadaistischen Charme, aber so richtig macht es nicht klick bei ihm. Bei Eliza Dushku schon. Und wer jetzt denkt, meine Hormone seien mit mir durchgegangen und ich habe etwas viel Eliza Dushku in den Mund genommen (o je, ein freudscher Hoffnungsgedanke), der hat recht. Aber an irgendwas muss man den Artikel ja aufhängen. http://www.eliza-dushku.com ... hmmmm.
Roger Ebert (USA)
2/4
BBC (GB) 2/5
Cinema (D) 1/5
Tele (CH) 2/4
Empire (GB) 3/5
imdb
Nicholas Nickleby USA/GB/NL/D 2002
Regie und Buch:
Douglas McGrath
Mit: Charlie Hunnam, Jamie Bell, Christopher Plummer, Jim
Broadbent, Nathan Lane, Anne Hathaway, Juliet Stevenson, Alan
Cumming, Timothy Spall, Edward Fox, Tom Courtenay, Romola Garai,
Barry Humphries
Ich habe Charles Dickens' "Nicholas Nickleby" nicht gelesen, was vielleicht damit zusammenhängt, dass mir "Oliver Twist" nicht wirklich gefallen hat und ich seither meine beschränkte Lesezeit lieber auf andere Autoren ausgeweitet habe. Einige von Dickens' Filmadaptionen gehören jedoch zu den besten Filmen ihrer Zeit - vor allem David Leans "Great Expectations" und, tja, "Oliver Twist". Also kann man an "Nicholas Nickleby" durchaus grosse Erwartungen haben - vor allem auch, weil Regisseur Douglas McGrath ("Emma") ein eindrückliches Star-Ensemble versammeln konnte.
Enttäuscht wird man nicht, denn "Nicholas Nickleby" ist über seine Laufzeit von 132 Minuten unterhaltsam und gut gespielt. Doch irgendwie fehlt etwas. Zum einen ist die Story ziemlich gekürzt (bei 800 Seiten kein Wunder) und so fehlen doch einige Nuancen. Die Handlung wurde auf das Wesentliche zusammengestrichen: den Konflikt zwischen Nicholas und seinem Onkel. Dabei kommen gewisse Nebencharaktere klar zu kurz und auch die Spannung geht etwas ab, weil gewisse Wendungen zu einfach sind, zu wenig ausgereift und zu zufällig. Alleine den Darstellern wegen sollte man den Film dennoch sehen. Charlie Hunnam ist für mich immer noch der schwule Boy aus "Queer as Folk" (GB), doch er macht seinen Job hier recht gut. Seine Freundschaft zu Jamie Bell bekommt wegen seiner QAF-Tätigkeit einen ungewollt neuen Aspekt. Man kommt als QAF-Kenner nicht drum herum, eine gewisse Homoerotik zu entdecken, vor allem auch, weil Hunnam seiner Liebe zu Anne Hathaway ("The Princess Diaries") weniger Leidenschaft entgegenbringt, als seiner Freundschaft zu Bell.
Bell, bekannt als tanzender "Billy Elliot", ist ein Highlight im Cast. Christopher Plummer als böser Onkel bringt eine gewisse ruhige Gelassenheit in die aufbrausenden Szenen mit Hunnam. Zudem schafft er es, zum Schloss doch noch positive Emotionen im Zuschauer auszulösen, obwohl man ihn vorher zwei Stunden lang gehasst hat. Jim Broadbent (Moulin Rouge) und Juliet Stevenson (Bend It Like Beckham) sind als böses Schulmeisterpaar richtig gut, während Alan Cumming und Nathan Lane etwas gar fest chargieren. Fazit: Gut gespielt, hübsch inszeniert, einigermassen unterhaltsam - aber weniger spannend, als möglich gewesen wäre. Und weniger nuanciert, als nötig gewesen wäre.
Roger Ebert (USA)
3½/4
James
Berardinelli (USA) 3/4
BBC (GB) 3/5
imdb