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> Bollywood and Beyond - Indisches Filmfestival Stuttgart 2007
(Kurzkritiken)
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© Text Marco, molodezhnaja 16.7.07; Zusammenfassungen © Filmbüro Baden-Württemberg
Zum zweiten Mal nach 2006 stattete ich dem indischen Filmfestival "Bollywood and Beyond" in Stuttgart einen Besuch ab. Diesmal für die ganze Dauer vom 11. Juli bis zum 15. Juli. Manche der gezeigten Filme kannte ich schon, etliche waren mir völlig neu - doch alle konnte ich eh nicht anschauen, weil das Treffen mit anderen Fans und Freunden stets doch noch deutlich wichtiger ist, als das dreihundertste Depro-Drama aus Bengalen. In dem Zusammenhang grüss ich völlig pauschal in die Runde alle, die da waren. Sorry an die, mit denen ich nicht so oft reden konnte, wie gewünscht - das holen wir nächstes Jahr nach. Daher Kaddele, Sunchild, Lohmie, Shahrukh-Khan, Jamc, ansche, babasko, eva-e, enia4x, Wolke, sanaa sanam & Co: Danke und bis nächstes Mal :)
Was war anders dieses Jahr? Es gab weniger Überschneidungen, man konnte sein Programm besser planen. Der Bazar fand diesmal auf der Strasse statt und, vielleicht das Wichtigste, statt von irgendwelchen drittklassigen DVDs (oder gar Raubkopien wie 2006) liefen die Filme dieses Jahr ab Film. Da guckt es sich doch schon viel besser. Grosses Danke also ans Festivalteam, dass diesmal hier alles professioneller wirkte.
Pannen gabs trotzdem, so fiel leider ausgerechnet Dor aus, da die Kopie noch an der Grenze hing. Und da der Projektor keinen Film in 4:3 vorführen konnte, wurde Neecha Nagar in Widescreen gezeigt mit der Folge, dass fast alle Köpfe abgeschnitten wurden. Das Manko wurde beim nächsten Film aus der Chetan-Anand-Tribut-Reihe, Haqeeqat, behoben.
Meine grösste Kritik betreffend des Festivals gilt der Filmauswahl. Die gezeigten Bollywood-Titel waren alle alt - von Don bis KANK: das sind Filme, die es sogar schon auf deutschen DVDs gab. Andere wie Pyaar Ke Side Effects (übrigens für viele der Anwesenden eine positive Überraschung, wie mir schien - ich kannte und mochte den schon vorher) sind immerhin schon international released. Wo jedoch waren die neuen Filme? Selbst was massentaugliches wie "Jhoom Barabar Jhoom"? Oder ein eher neuer Film à la Shootout at Lokhwandala? Da haperte es. Dafür haben die Verantwortlichen beim regionalen Bereich manche unbekannte Filme entdeckt ... leider auch solche, die besser auf alle Zeiten unbekannt geblieben wären. Daher mal weiter mit den Reviews. Ich widme den gesehenen Filmen keine ganze Seite, weil manche von ihnen schon reichlich obskur sind. Daher diese Zwischenlösung mit relativ knappen Kritiken.
Outsourced
USA / Indien, 2006
Regie: John
Jeffcoat Länge: 103 Minuten. Englisch |
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Story: Der 32-jährige Todd Anderson (Josh Hamilton) ist Manager in einem Service Call-Center in Seattle. Eines Tages überbringt ihm sein Chef eine schlechte Nachricht: Seine ganze Abteilung wird nach Indien ausgelagert. Todd muss sogar selbst nach Indien reisen, um seine Nachfolger auszubilden. Kritik: Es braucht schon viel Talent, wenn man Klischees charmant herüberbringen will. Das schafft "Outsourced", das Spielfilm-Regiedebüt von John Jeffcoat. Die Komödie tischt so ziemlich jede Culture-Clash-Szene auf, die man sich im Vorneherein vorstellen kann und bleibt trotzdem stets erfrischend und sympathisch. Lob gebührt dafür dem Regisseur, der das Timing im Griff hat, aber auch den Akteuren um den schnuffigen Josh Hamilton sowie Terrorist-Hauptdarstellerin Ayeshar Dharker, deren Chemie stets stimmt. Ob sie nun im Hotelzimmer Kamasutra-Stellungen ("Affe, der Rübe dreht") durchexerzieren oder bei der Arbeits-Instruktion die gegensätzlichen Lebensauffassungen aufeinander prallen lassen. Die Dialoge sind smart, der Soundtrack ist flott und zitiert unter anderem "Saajanji Ghar Aaye" aus Kuch Kuch Hota Hai, der Umgang mit Sexualität wirkt angenehm unverkrampft. Nur so können aus Kulturklischees eben kleine Lebensweisheiten werden. Wer da beklagt, dass ein durchaus ernsthaftes Thema mit einem Zuckerguss überzogen wurde, der schiesst übers Ziel hinaus, denn "Outsourced" will zwar durchaus zum denken anregen, aber dies mit Humor, Lebensfreude und Indien-Faible. Das arme Indien wird dabei nicht etwa ausgeblendet, aber auch nicht zum Element, das den Film herunterziehen würde in die Domäne depressiver Message Movies. Und das Outsourcen der amerikanischen Filmen wird zwar kritisiert und mit einer zynischen Schlusspointe versehen, doch der Film macht ebenso klar, dass die Kunden (also wir) daran Mitschuld haben, weil wir nach günstigen Preisen verlangen, die es eben bei industriellen Gütern nur mit der Bezeichnung "made in India" oder aus sonst einem günstig produzierenden Land gibt. Kurz: Ein Film zum Zurücklehnen und geniessen - ohne dabei das Hirn ganz auszuschalten. Wohl der beste Beitrag des Festivals - und er gewann auch verdient den Publikumspreis. |
Lage Raho Munna Bhai
Indien 2006
Kritik hier.
Guru
Indien 2006
Kritik hier.
Omkara
Indien 2006
Kritik hier.
Khosla Ka Ghosla!
Indien 2006
Kritik hier.
Bheja Fry
Indien 2007
Kritik hier.
Haqeeqat
Indien, 1964 Regie: Chetan Anand Länge: 184 Minuten. Hindi |
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Story: 1962 droht die Rote Armee Chinas mit verheerenden Folgen für Indien, sollten die indischen Soldaten sich nicht von dem strittigen Gebiet nahe Ladakh in Nordostindien zurückziehen. Major Ranjit Singh (Balraj Sahni), Major Pratap Singh (Vijay Anand), Hauptmann Bahadur Singh (Dharmendra) und sein Vater, Brigadier Singh (Jayant) sind unter den Soldaten, die den Auftrag haben Indiens Grenze zu verteidigen. Ihre Aufgabe ist es, so hart wie möglich vorzugehen, um so Gewaltaktionen von Seiten Chinas gegen Indien zu provozieren. Gerade als die Chinesen ihre Angriffe auf die indischen Quartiere beginnen, schmiedet Bahadur Heiratspläne. Die Soldaten müssen in den harten Kampf ziehen, um ihre Grenze zu sichern und Bahadur muss sich mit den Gedanken abfinden, dass er seine Liebe vielleicht niemals wieder sehen wird. Kritik: Nach seinem Flop "Anjali" im Jahr 1957 gönnte sich Chetan Anand eine längere Pause, bevor er in den 60er-Jahren auf den Regiestuhl zurück kehrte. Den grössten Coup landete er 1964, als er im Auftrag von Nehru einen patriotischen Kriegsfilm drehte, der den Konflikt zwischen Indien und China thematisieren sollte. Indien war damals moralisch auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt und ein Film, der dieses Wir-Gefühl propagierte, kam wie gerufen - er avancierte zu einem der grössten Hits Anands. Dabei verzichtet der Regisseur auf grosse Stars: Mit dabei waren der junge Dharmendra, der noch kein Box-Office-König war, Chetans Bruder Vijay Anand (damals bereits selbst Regisseur) und Do Bigha Zameen-Star Balraj Sahni. Das Geld sollte eben nicht in die Tasche bekannter Schauspieler fliessen, sondern in die Produktion. Und das zahlte sich aus. So drehte Chetan in der schwer zugänglichen Region von Ladakh und fing eindrückliche Berglandschaften ein, vor denen die menschlichen Schicksale ihren Lauf nehmen. Dieses Prinzip des grossen Kriegs-Themas, das durch Rückblenden und private Geschichten "personalisiert" wird, war nicht neu und fand auch später wieder Anwendung (z.B. in Border), doch Chetan Anand verfolgte es hier konsequent und durchaus gut. Ebenso gelungen sind der Soundtrack und die Lieder von Madan Mohan (Veer Zaara) sowie die Leistung der Akteure. Doch "Haqeeqat" ist ein Kind seiner Zeit, sein Patriotismus, auch wenn nicht von allzu aufdringlicher Natur, macht den Film etwas ungelenk. Zwar tischt Anand einige beachtliche Szenen auf und er widersteht oft der Versuchung, die Chinesen zu dämonisieren (bis auf ein paar harte Szenen gegen Schluss) - doch alles wirkt zu schulmeisterlich ausgerichtet auf die patriotische Wirkung. Zudem ist der Film schlicht zu lang. Drei Stunden immergleiche und etwas langweilige Strategie-Entscheidungen, unterbrochen von MG-Salven und romantischen Rückblenden - das geht ans Sitzleder. Zumal Anands Inszenierung zwar bildstark, aber eher hemdsärmlig wirkt. Nichtsdestotrotz: Die Qualitäten überragen die Defizite um ein Weites und machen "Haqeeqat" zu einem der besten Kriegsfilme Bollywoods. Nicht nur das: Er dürfte mir auch auf alle Zeiten in Erinnerung bleiben, weil in Stuttgart neben mir Chrissy jedes Mal kurz gelächelt hat, wenn die Chinesen ihren Propagandaspruch "Chini-Hindi bhai bhai" (Chinesen und Inder sind Brüder!) riefen. Wenn man den Satz so oft hört, wird er wirklich lustig. Und ich hab mitgelächelt. Unpassend für einen solch tragischen Film? Bah. Wen kümmerts. |
Don
Indien 2006
Kritik hier.
Dor (fiel aus)
Indien 2006
Kritik hier.
Pyaar Ke Side Effects
Indien 2006
Kritik hier.
Kabhi Alvida Na Kehna
Indien 2006
Kritik hier.
Chetan Anand - The Poetics of Film
Etwas schleppende und zu sehr auf Lobhudelei ausgerichtete
Doku über den bemerkenswerten Regisseur, inszeniert von dessen Sohn Ketan Anand.
Kathantara - Another Story
Indien, 2005 Regie: Himansu Kathua Länge: 116 Minuten. Oriya / Bengalisch |
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Story: 1999 verwüstet ein gewaltiger Wirbelsturm die ostindische Küste und hinterlässt tausende Tote und Verletzte. Der Sturm zerstört Häuser und sogar ganze Dörfer und sorgt für völliges Chaos in der Region. Kalpana (Anu Choudhury) verliert ihren Ehemann und ihre gesamte Familie bei dem Unglück. Sie lebt nun einsam und isoliert in ihrer zerstörten Heimat bis eines Tages der Reporter Dipankara aus Bangladesch in ihr Leben tritt. Ursprünglich will er nur einen Artikel über Kalpanas tragische Geschichte schreiben, allerdings verliebt er sich schnell in die Verletzlichkeit und Unschuld der jungen Frau. Kritik: Ich habe es schon oben angesprochen: Regisseure, die kein anständiges Dubbing-Equippment besitzen, sollten das Dubbing vielleicht lassen. Traditionell wird in Indien selten mit Sync Sound gefilmt, das heisst, der Ton direkt vom Set wird nicht verwendet. Stattdessen wird alles im Studio nachvertont (Dubbing). Das betrifft Stimmen ebenso wie Geräusche. Oft lässt dies die Filme etwas künstlich wirken, doch wenn die Techniker gute Arbeit leisten, was bei den meisten Bollywodfilmen der Fall ist, überhört man dies spielend. Anders leider beim Kunstkino. Dort scheinen die Filmemacher vom Gedanken besessen, ihre Handlungen wären derart stark und ihre Inszenierung derart kraftvoll, dass sich nur Kunstverächter mit solch trivialen Dingen wie Atmosphäre und Ton beschäftigen. Also klingen diese Werke nach distanzierten, tonlosen Gebilden, bei denen immer gleiche Vögel aus der Konserve zwitschern und ein Geräusch beim Laufen den Höhepunkt aller Gefühle darstellt. Es herrscht tödliche Stille, kein Plätschern des Meeres, kein Rauschen der Blätter. Solche Filme sind klinisch tot. Und wenn sie dann noch so lethargisch inszeniert sind wie "Kathantara", dann ist die Gefahr gross, dass man beim Zuschauen ins Koma fällt. Warum viele bengalische Regisseure ("Kathantara" ist gedreht in Bengalisch und der Landessprache des Bundesstaates Orissa) immer jede Szene etwa doppelt so lang laufen lassen, wie es nötig wäre, ist mir ein Rätsel. Als wollen sie das Tempo absichtlich drosseln. Nimmt man dazu das miese Dubbing, die schlechten Statisten, die gähnigen Darsteller und die lustlose Story, die nur halbherzig Themen wie Politik, Umwelt und Patriarchat zusammen wuselt, dann entstand hier ein Werk von solch Mark durchdringender Langeweile, dass es zum Durchhaltetest für jeden Kinogänger mutiert. Sicher, es steckt ein wenig was drin in diesem Film, vielleicht ist er sogar gut gemeint - doch das Ausmass der Amateurhaftigkeit der ganzen Produktion lässt jegliche positiven Ansätze verpuffen. Das indische Kunstkino ist leider momentan beinahe so klinisch tot wie dieser Film. Statt Anspruch wird 08/15-Betroffenheitsquark geboten, statt inszenatorischer Raffinesse nur zelebrierte Langeweile. Da doch lieber Bollywood'schen Nonsens oder klassisches Kunstkino der Parallel-Cinema-Zeiten bzw. der bengalischen Klassiker à la Satyajit Ray. Das indische, alternative Kunstkino von heute liegt im Sterben. Und Filme wie "Kathantara" beschleunigen sein Ableben. |
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