Lage Raho Munna Bhai (Indien, 2006)

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Komödie. Indien. Hindi
Alternativer Titel Lage Raho Munnabhai

Regie Rajkumar Hirani
Drehbuch Rajkumar Hirani, Vidhu Vinod Chopra, Abhijit Joshi
Produktion Vidhu Vinod Chopra
Songs Shantanu Moitra
Kamera C.K. Muraleedharan
Choreografie Ganesh Acharya
Darsteller Sanjay Dutt, Arshad Warsi, Vidya Balan, Boman Irani, Dilip Prabhavalkar, Dia Mirza,
Jimmy Shergill, Kulbhushan Kharbanda, Saurabh Shukla, Parikshat Sahni, Gastauftritt
Länge 144 Min.

Kinostart 31.8.2006
Trade classification Blockbuster
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6

Humor	Spannung	Action	Gefühl	Anspruch	Erotik
				.	.

STORY
Der Mumbai-Gangster Murli Prasad Sharma alias Munna Bhai (Sanjay Dutt) hat sich verliebt: in die Stimme der Radiomoderatorin Jhanvi (Vidya Balan). Als sie einen Wettbewerb ankündigt, bei dem Fragen zu Mahatma Gandhi beantwortet werden müssen, setzt Munna Bhai alle Hebel in Bewegung, um zu gewinnen - denn der Sieger darf ins Radiostudio. Er und sein Kumpel Circuit (Arshad Warsi) kidnappen ein paar Geschichtsprofessoren, die ihm die Antworten zustecken. So gewinnt Munna und besucht Jhanvi. Um sie nicht zu erschrecken, gibt er sich als Professor aus und wird von ihr gebeten, sie und ihre Schützlinge zu besuchen. Es handelt sich um ein halbes Dutzend Pensionäre, die in ihrem privaten Altersheim residieren. Da er vor den Alten eine Vorlesung halten soll, muss Munna zwangsläufig Gandhi-Wissen pauken und besucht dazu eine menschenleere Bibliothek. Dort erscheint ihm der Geist Gandhis (Dilip Prabhavalkar), der ihm Hilfe verspricht, sofern Munna fortan den Prinzipien von Gandhis Lehre folgt.

REVIEW
Mit der Fortsetzung zu ihrem 2003er-Hit Munna Bhai M.B.B.S. übertrumpfen sich Regisseur Rajkumar Hirani und Produzent Vidhu Vinod Chopra gleich selbst: Die Komödie vereint mühelos Humor, Gefühl und den Geist von Mumbai mit einem Aufruf zur Wiederentdeckung der Lehre Gandhis, der Gandhigiri, wie es im Bombaiya-Hindi so schön heisst. "Lage Raho Munna Bhai" schlägt den Vorgänger in beinahe allen Belangen und wird Ende Jahr garantiert unter den Top drei der besten indischen Filme des Jahres stehen bleiben. Die Nummer eins an den Kinokassen ist er bereits.

Das einzige Terrain, in dem der erste Teil deutlich besser wegkam, ist die Gefühls-Ebene, vor allem durch die Vater-Sohn-Beziehung. Im Sequel gibt es keine mehr, denn Sanjays Vater in Film und Realität, Sunil Dutt, ist 2005 verstorben. Das entzieht "Lage Raho" die wunderbare Chemie zwischen Vater und Sohn, die so viele Facetten von Humor und Sentimentalität ermöglichte. Auch ein emotionaler Plot wie jener mit Jimmy Shergill im Original fehlt hier, dabei böten die Träume der alten Leute viel Raum dafür. Sunil Dutts Fehlen ist übrigens nicht der einzige Punkt, der nicht ans Original ankünpft: Chopra und Hirani sehen die Filme als unabhängig voneinander, einzig die Helden sind dieselben. So spielen Boman Irani und Jimmy Shergill diesmal andere Rollen, Gracy Singh ist nicht mehr dabei und Munna Bhai ist solo. Gut so, denn Miss Singh hat kein Brot gegen Neuzugang Vidya Balan, Vidhu Vinod Chopras Entdeckung aus Parineeta.

Damals spielte sie eine elegante Dame, dieses Mal eine moderne, junge Frau. Den Part meistert sie mit ungeheurer Leichtigkeit. Wahrlich mal ein willkommener Neuzugang in Bollywoods Heldinnen-Zirkus. Doch "Lage Raho" ist selbstverständlich nicht primär ihr Film, sie schafft es nur, dass das weibliche Element nicht ganz untergeht. Der Rest gehört den Jungs: Sanjay Dutt ist grandios als Munna Bhai, er spielt die Rolle mit ungeheurem Gusto und macht die Figur sein Eigen, mehr noch als im ersten Teil. Co-Star Arshad Warsi, der mit "Munna Bhai M.B.B.S." der breiten Masse auffiel, hat eher wenige Szenen, aber jede ist köstlich. Sein Bombaiya-Dialekt eines typischen Tapori (Strassengauners) ist eine echte Freude, er quasselt wie aus der Kanone geschossen und entwickelt mit Sanjay eine ungeheure Chemie.

Als Szenendieb etabliert sich Boman Irani, der immer mehr zum führenden Comedy-Nebendarsteller aufsteigt, in der Figur des schmierigen Baulöwen Lucky Singh. Doch nicht nur die Pointen bekommt er famos hin, auch ein Zusammenbruch im späteren Teil des Films überzeugt und rührt zu Tränen. Es hat ein paar emotionale Szenen im Film, die nicht an die Sanjay-Sunil-Paarung heranreichen, aber trotzdem den Tränenkanal nicht ganz austrocknen lassen. Weitere Darbietungen kommen von der reizenden Dia Mirza als Singhs Tochter, dem souveränen Kulbhushan Kharbanda und Jimmy Shergill in einer berührenden Szene. Zum Schluss gibts auch noch einen kleinen Gastauftritt eines Superstars, der perfekt eingebaut ist.

Den Gandhi spielt Dilip Prabhavalkar (Paheli), zwar nicht mit der Genialität eines Ben Kingsley, aber solide. Hirani und Chopra beweisen Mut, den Mahatma in die Story einzuweben, denn die Gefahr bestünde, dass er in einer Komödie der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Nicht hier. Doch auch wenn "Lage Raho Munna Bhai" den Ghandigiri wieder neuen Auftrieb verleiht - was in heutiger Zeit nötiger denn je ist - so wirkt das Ganze ein wenig wie ein Drehbuch-Trick. Gandhi wird filmgerecht durch 60 Jahre Popkultur verändert, davon, dass der Mann auch stur war, für seine Lehren gelitten hat und herbe Rückschläge einstecken musste, erfährt man hier nichts. Im Film bringt jedes seiner Worte umgehend Erfolg, was fehlt ist etwas mehr Anstrengung, die es braucht, um die Lehren auch in die Köpfe der Menschen zu hauen. Sanjay schafft das (ausser bei Boman) immer im Nu und wenn es mal nicht klappt, ist es den Filmemachern wohl auch nicht so ernst mit dem Gandhismus - wie etwa bei der Hochzeit gegen Filmende, in der Munna es nichts ausmacht, dass Circuit mit gezückter Waffe vorgeht. Da schlittert der Film manchmal haarscharf an einer Beleidigung von Gandhis Ideen vorbei. Aber keine Sorge: Der Geist bleibt erhalten, dem Film ist letztendlich kein Vorwurf zu machen.

Auch im technischen Departement nicht. Die Musik von Shantanu Moitra (Parineeta) ist unspektakulär, aber besteht aus sehr gefälligen Ohrwürmern - heraus stechen "Lage Raho Munna Bhai" und "Pal Pal Har Pal". Die Kameraarbeit von C.K. Muraleedharan (Ek Hasina Thi) ist solide, Hiranis Montage flüssig, das Timing sehr gut. Echte Lacher hat es vielleicht etwa ein Dutzend (einer meiner liebsten ist der, als Boman Sanjays Blumen aus dem Fenster schmeisst), doch dazwischen kommt man fast gar nicht aus dem Schmunzeln heraus. Und das, obwohl (oder eher: weil) Hirani auf dämliche Soundeffekte und Priyadarshan'sche Hysterie verzichtet. Eine echte Wohltat, mal eine Komödie ohne grenzdebile Hektik zu sehen. Nein, "Lage Raho" lebt von seinen Figuren und seiner gefälligen Story.

Den Erfolg gönne ich dem Film deshalb von ganzem Herzen und ich würde ihn in den (momentanen) Top 25 meiner über 1000 gesehenen Bollywood-Filme ansiedeln. Den Meisterwerk-Status verpasst er aber, dazu fehlt der letzte Kick an Dramatik und ein Dutzend weiterer Zwerchfell-erschütternder Gags. Es gab in Hollywood in den letzten Jahren manche Komödie, die besser war als diese - doch ich kann die Euphorie in Indien nachvollziehen, da das Land mit schrecklichen Komödien überflutet wurde und "Lage Raho" dagegen tatsächlich wie eine Offenbarung daherkommt. Gandhi, Sanjay, Arshad, Vidya, Boman und Hirani sei Dank. Kaufen? Auf jeden Fall.

SONGS
1) Lage Raho Munna Bhai - Gute-Laune-Stück, ansteclemd fröhlich inszeniert (Vinod Rathod).
2) Samjho Ho Hi - Etwas albernes, aber amüsantes Suff-Lied (Vinod Rathod).
3) Aane Chaar Aane - Gefälliges Goa-Stück (Karunya)
4) Pal Pal Har Pal - Süsses Stück im Stile eines Kinder- oder Gutenacht-Lieds (Shreya Ghoshal, Sonu Nigam)
5) Bande Mein Tha Dum: Vande Mataram - Reprise des sanften Gandhi-Huldigungs-Lieds (Sonu Nigam, Shreya Ghoshal, Pranab Biswas)

MEINE DVD
Eros Entertainment (USA), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Farblich gutes Bild, leider sehr unscharf und in bewegten Szenen kaum komplett scharf zu bekommen. Gute Ton-Mischung)

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EXTERNE REVIEWS
imdb
indiafm.com (4/5)
Planetbollywood (9/10)
BBC (4/5)
Rediff.com (4½/5)

SCREENSHOTS