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Regisseure, Shaw Bros.

 

 

A l l ' s   W e l l   E n d ' s   W e l l

Hongkong 1992 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   B l u e   J e a n   M o n s t e r

Hongkong 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

A   C h i n e s e   G h o s t   S t o r y   I I I   ~   S i n n u i   y a u m a n   I I I :   D o   D o   D o

Reviewed 1.11.04

Hongkong 1991 100 Jahre nach der Vernichtung des Baumdämons (Lau Siu-Ming) steht der Übeltäter wieder auf und versammelt sinnliche Geisterfrauen um sich, darunter die Rivalinnen Butterfly (Nina Li Chi) und Lotus (Joey Wong Cho-yin). An die beiden gerät auch der junge Mönch Fong (Tony Leung Chiu-Wai), der mit seinem Meister (Lau Shun) durch den Wald irrt. Während der Baumdämon es auf den Meister abgesehen hat, soll Lotus Fong verführen. Der junge Mönch bleibt standfest, doch dafür verliert Lotus ihr Herz an ihn. Sie will ihm sogar helfen, seinen Meister aus den Ästen des Baumdämons zu befreien. Weitere Unterstützung kriegt Fong vom Magier Yin (Jacky Cheung Hok-yau), der ganz hingerissen ist von Butterfly.
Die "was bisher geschah"-Einleitung dieses dritten Teils von Ching Siu-Tungs und
Tsui Harks Erfolgs-Trilogie behandelt nur die Ereignisse der ersten Episode und blendet danach frech ein: 100 Jahre später. Das macht Sinn, denn Episode zwei wird eigentlich ausgeklammert. Der Bösewicht aus dem Original kehrt zurück und der Plot folgt weitgehend dem ersten Chinese Ghost Story-Film. Als besonders originell kann man den Streifen deswegen nicht betiteln. Aber er macht erneut ungeheuer Spass. Tony Leung übernimmt die Rolle von Leslie Cheung und macht eine tolle Arbeit. Insbesondere seine Chemie mit Joey Wong, dem Star aller drei Teile, ist hervorragend. Joey selbst ist so schön wie immer. Ihre Opium-umräucherte Flirterei mit Jade sind sehr sinnlich und erinnern an Tsuis späteren Green Snake.
Ebenfalls ein Hingucker ist Jet Lis Gattin Nina Li als intrigante Geisterdame. Komplettiert wird der Cast von Jacky Cheung, der zwar anders heisst als in Teil zwei, aber in etwa die selbe Rolle spielt, sowie Lau Siu-Ming und Lau Shun, die quasi die Rollen wechseln: Lau Siu-Ming war der Bösewicht im ersten Teil, spielte im zweiten jedoch den noblen Fu. Lau Shun hingegen verkörperte im zweiten Teil den Fiesling und kämpft diesmal auf der Seite der Guten. Die ganze Besetzung hat sichtlich Freude und die Chemie stimmt zwischen allen von ihnen.
Inszenatorisch stechen die ersten paar Minuten heraus, da sie bei Tageslicht spielen. Der Look unterscheidet sich drastisch von dem, was wir aus den Vorgängern gewohnt sind. Aber sobald die beiden Mönche in den Wald vordringen heisst es wieder blaue Scheinwerfer anstellen und Nebelmaschinen anwerfen. Also visuell wie inhaltlich kaum neues Territorium. Dies vergisst der geneigte Fan schnell, wenn man Tony und Joey bei einem heissen Zungenküsse beobachten darf. Ich hab extra für euch ein paar kleine Screenshots gemacht. Zungen sind diesmal sowieso wieder ein Leitthema, da der Baumdämon wie schon im ersten Teil über eine gigantische Zunge als Waffe verfügt, mit der er schon mal einem Dieb bis in den Magen bohren kann.
Solche Szenen sorgen für ein paar deftige Momente, aber richtig blutig wirds vor allem am Anfang bei Tageslicht, wenn Jacky ein paar Gauner enthauptet. Ansonsten beinahe ein familienfreundlicher Film. Und eben ein extrem unterhaltsamer. Schöne Geister, gummige Kreaturen, sadistische Fieslinge, religiöse Fantasy-Elemente und je ein Schuss Erotik und Humor. Das Rezept ging jedenfalls zum dritten Mal auf. Wäre die Story noch etwas frischer, der Film könnte glatt problemlos mit dem ersten mithalten.

Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (D)

Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch und Mandarin 2.0 mit eng. UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: S
innui yauman III: Do Do Do; Chinese Ghost Story 3; 倩女幽魂3道道道
Regie: Tony Ching Siu-Tung

Fantasy-
Actionfilm

Action * * *

Humor *

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D a y s   o f   B e i n g   W i l d   ~   A    F e i   j i n g   j u e n

Reviewed 1.8.04

Hongkong 1991 Hongkong 1960: Su Li-zhen (Maggie Cheung Man-Yuk) verliebt sich in den Gigolo Yuddy (Leslie Cheung Kwok-wing). Als sie sich jedoch zu eng an ihn bindet, trennt er sich von ihr und nimmt sich die Nachtclub-Tänzerin Mimi Leung Fung-Ying (Carina Lau Ka-Ling) als Freundin. Li-zhen sucht Trost beim Polizisten Tide (Andy Lau Tak-Wa), der lieber ein Seemann geworden wäre. Während sich Li-zhen langsam von der Trennung erholt, weist Yuddy auch Mimi langsam ab. Denn das einzige, wofür er im Leben wirklich Emotionen entwickeln kann, ist die Suche nach seiner richtigen Mutter. Doch seine Adoptivmutter Rebecca (Rebecca Pan Tik-Wa) will ihm diesbezüglich nicht weiterhelfen ...
Ich war nie der grösste Fan von Wong Kar Wai, doch die meisten seiner besseren Filme fand ich wenigstens auf technischer Ebene brillant. "Days of Being Wild" dagegen war in meiner Bewunderung immer recht weit unten. Sein Zweitlingswerk ist in meinen Augen sein schwächster und überschätztester Streifen. Nicht einmal die Kameraarbeit von Christopher Doyle konnte mich überzeugen. Das schummrige Grün-Blau geht einem mit der Zeit einfach auf den Keks. Mir ist bewusst, dass ich micht mit der Ablehnung dieses Films nicht überall beliebt mache, aber ich habe nicht vor, jemand etwas vorzulügen und hoffe, nach meinen erkärenden Worten nicht gleich als Dorftrottel und Ignorant dazustehen.
Mein erster Kritikpunkt ist eben die Optik. In In the Mood for Love erzeugten Wong Kar Wai und Christopher Doyle eine unterkühlte und dennoch irgendwie warme Atmosphöre, die
hypnotisch wirkt. In Chungking Express passten Story, Look und Tempo zusammen - doch hier wirkt die Optik abgeschmackt. Klar sind die kleinen Treffen in den verregneten Gassen noch hübsch, aber auf Dauer ist der Stil derart muffig, dass mir das Zusehen verleidete. Kommt noch dazu, dass eben die Story nichts hergibt. Die Liebe der Charaktere wird nie wirklich hervorgehoben, ihre Schwermut niemals ergründet. Die Darsteller tun zwar formidable Arbeit, doch mit den dünnen Figuren können sie wenig anfangen. Am Schlimmsten erwischt es Leslie Cheung. Er ist einer dieser schrecklichen "ich bin ja so deprimiert, weil ich jede Frau poppen kann"-Figuren, die in Arthaus-Filmen immer wieder vorkommen und die im Chinesischen eben "Ah Fei" (siehe Originaltitel) genannt werden, eine Art Archetyp des "rebel without a cause". Seine Ziellosigkeit wird deutlich, jedoch nicht wieso er an ihr leidet. Wie soll ich als Zuschauer mit so jemandem mitfühlen? Und wenn die zentrale Figur bereits von mir emotional abgelehnt wird, hat der Film bereits verloren.
Maggie Cheungs Figur ist besser aufgebaut, ihre Rolle aber zu unwichtig. Gleiches gilt für Andy Lau. Einen halbwegs vernünftigen Charakter spielt Jacky Cheung. Sein Gefühl, der ewige Zweite hinter Yuddy zu sein, wird durchaus sichtbar. Aber in "Days of Being Wild" sind die Figuren eben nicht ausgerichtet nach Realität. Sie sind Puppen in Wongs Händen, fatalistische Kreaturen, die in ein Schauspiel der Metaphern geworfen werden. Eine der besseren ist Yuddys Bezeichnung als "Vogel ohne Beine", der fliegt, bis er stirbt. Plump ist dagegen die Metapher der Zeit. Der Titel (Days), die Dialoge von Uhren, Zeit und Jahren und natürlich die Uhren selbst, die in jedem dritten Shot so gar nicht subtil untergebracht sind, sollen den unaufhalten Fluss der Zeit suggerieren, die kleinen Zeitfenster, die wir haben, um unser Leben zu ändern - und die wir so oft vorbeiziehen lassen. Die "wilden Tage" des Titels sind eh ironisch, da jeder der Charaktere genau diese Tage bereits hinter sich zu haben scheint. Zeit ist insofern halbwegs relevant in dem Film. Aber ganz plump gesagt: Das ist sie in jedem Film. Wieso Wong ein solches Gestürm drum macht, ist mir unverständlich. Wohl um den Kritikern was zum interpretieren zu bieten.
Und das bringt mich zum Ende. Die letzten 20 Minuten sind ein Murks. Wong Kar Wai wollte den Film ursprünglich als Zweiteiler drehten, doch die Produzenten machten ihm einen Strich durch die Rechnung. In der Folge kürzte er grosse Teile weg und drückte einen ganzen Subplot um Yuddys Besuch auf den Philippinen in den Schlussteil. Der dient der Handlung nicht mehr gross und bietet ein unnötig doppeldeutiges Ende. Was mit Yuddy genau passiert, bleibt absichtlich schleierhaft, doch mit mässigem Erfolg. Es passiert ein Gewaltakt, doch ist der nur geträumt? Wenn nein, wer genau führt ihn aus? Es ist schwer zu erkennen, aber es könnte Zeb sein. Was ist der Sinn einer solchen doch recht wichtigen Szene, wenn man nicht mal weiss, wer die Tat verübt - oder rätseln muss, um es herauszufinden? Die letzten 20 Minuten waren für mich wirklich der Todesstoss. Wong Kar Wai hat ein Gespür für melancholische Inszenierung genauso wie er ein Faible für tollen Musikeinsatz hat - deshalb hätte ich ihm zugetraut, das Ruder nochmals herumzureissen. Doch er lässt den Film lustlos ausklingen. Zurück bleibt eine interessante Visitenkarte für einen der wichtigsten Regisseure unserer Zeit. Aber es ist noch kein guter Film ...
PS: An Hongkongs Kinokassen war "Days of Being Wild" ein gigantischer Flop und wurde erst später (vor allem vom westlichen Publikum) wiederentdeckt.

Hier auf DVD erhältlich (HK)
Meine Disk (SK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 2.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: A Fei jing juen; A Fei zheng zhuan; A-Fei Tsing Chun; Ah Fei's Story; The True Story of Ah Fei;
阿飛正傳
Regie: Wong Kar Wai

Melodrama

Erotik *

Anspruch * * *

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T h e   E a s t   I s   R e d   ~   D o n g   f a n g   b u   b a i   2 :   F u n g   w a n   j o i   h e i

Reviewed 14.8.04

Hongkong 1992 China im 16. Jahrhundert zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644). Die vom Mann zur Frau gewordene Martial-Arts-Heldin "Asia the Invincible" (Brigitte Lin Ching-hsia) ist in den Tod gestürzt und zum Mythos geworden. Mit Hilfe eines spanischen Schiffes will der Regierungsgesandte Koo Cheong-Fong (Yu Rongguang ) jedoch sicher gehen, dass Asia tot ist und besucht die schwarzen Klippen. Tatsächlich stösst er dort auf Asia, die ihn im Kampf schwer verletzt. Sie lässt ihn jedoch leben und verspricht ihm, nicht mehr zu morden, wenn er ihr hilft, die vielen falschen Asias, die sich im Land zeigen, auszuschalten. Eine dieser Kopien ist Asias getreue Geliebte Snow (Joey Wong Cho-yin), die ein Schiff der "Sun Moon"-Sekte kommandiert und mit dem japanischen General Mo Yan Lu Chong Geschäfte treibt, sich mit Konkubinen vergnügt und dem Opium fröhnt. Asia zeigt mit ihr und den anderen Kopien jedoch wenig Mitleid und vergisst schnell ihr Versprechen von einer friedlicheren Zukunft ...
Mit Brigitte Lins Name in der "Swordsman"-Reihe ist das so eine Sache. Die US-Untertitel nennen sie "Asia the Invincible". Wörtlich übersetzt heisst "Dong fang bu bai" aber eher "Der unbesiegte Osten". Dann nennt sie sich mal Dawn, mal Fong - und ob ein er oder eine sie ist natürlich eh nicht klar. Willkommen in der Welt von "Swordsman", einer der bekanntesten und irrsten Filmreihen in Hongkong. "The East Is Red" ist der dritte und letzte Teil der von Tsui Hark produzierten Serie. Die "2" im Originaltitel deutet an, dass der Film mit Swordsman nur noch wenig zu tun hat und sich ganz dem Charakter der Asia aus Swordsman II widmet. Nicht zuletzt ist Brigitte Lin auch die einzige Darstellerin, die aus Teil zwei übernommen wurde. Vielleicht sollte man folgerichtig von einem Spinoff reden.
Wie dem auch sei: "The East Is Red" ist faszinierendes Eastern-Kino für alle, die das Extravagante lieben. Es ist vielleicht die durchgeknallteste Folge mit zwergwüchsigen Generälen, fliegenden Schwertfischen, multisexueller Liebe und Holz-U-Booten - aber seltsamerweise auch die koherenteste. Der Plot ist nicht zu schwierig und trotz Holpersteinen im Gegensatz zu den Vorgängern relativ linear und überschaubar. Regie führte abermals Tsui-Freund und A Chinese Ghost Story-Regisseur Chin Siu-Tung. Co-Regisseur ist "
New Dragon Gate Inn"-Filmer Raymond Lee, die Vorlage stammt von Wuxia-Autor Louis Cha. Der Plot kommt im Finale von Swordsman II ins Rollen. Die letzten 15 Minuten jenes Films wurden zu etwa fünf Minuten komprimiert, alle Szenen mit Jet Li entfernt (man kann ihn ganz kurz erblicken) und aller Fokus auf Brigitte Lin gelegt. Die übernimmt danach eine Hauptlast des Ereignisse und meistert den sexuell ambivalenten Charakter mit Bravour. Iron Monkey Rongguang Yu ist quasi Jet Lis Ersatz, hat eine etwas blasse Rolle, darf aber zum Ende hin ein paar Grade böser sein als Li in seiner Besessenheit, Asia zu besiegen. Dritte und Schönste im Bunde ist Joey Wong als falsche Asia, die ihre Herrin (ihren Herrn?) bedingungslos liebt - und die einen sinnlichen Lesbenkuss mit Opium-Zugabe ausführen darf, sozusagen als Vorbereitung für noch zärtlichere Szenen in Tsuis The Green Snake.
Wer will, kann in "The East Is Red" auch ein paar Themen entdecken, die sich durch Tsui Harks Schaffen ziehen, so etwa der Kampf der westlichen Eroberer gegen die Einheimischen, das Duell Schusswaffe gegen Kung-Fu, die Lehre vom Yin & Yang sowie dem Kreislauf des Lebens, die Frage nach Heldentum und Heldenverehrung - doch all dies wird nicht wirklich "behandelt", sondern bestenfalls gestreift. Der Tiefgang reicht auch nicht viel weiter als bei vergleichbaren westlichen Kommerz-Werken, auch wenn der geneigte Asien-Fan ja dazu tendiert, beim östlichen Gegenstück mehr erkennen zu wollen, als beim westlichen. Aber das hat mit dem Film nur noch wenig zu tun. Schaut ihn euch an, es lohnt sich. Mit wachen Sinnen kann man sich ein Spektakel zuführen, das die Grenzen des Möglichen in mehreren Belangen zu sprengen scheint.

Hier auf DVD erhältlich (koreanische Fassung)
Hier auf DVD erhältlich (US-Fassung)
Meine Disk (SK): Code 0 NTSC. Kantonesisch und Mandarin 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel:
Swordsman III; Swordsman III: The East Is Red; Dong fang bu bau 2: Fung wan joi hei; Dung fong bat baai 2: fung wan joi hei; China Swordsman 2; The East Is Red - Die Rache des Meisters; Invincible Asia 2: Turbulence Again Rises; Dong fang bu bai 2: feng yun zai qi東方不敗之風雲再起
Regie: Tony Ching Siu-Tung, Raymond Lee Wai-Man

Fantasy-
Actionfilm

Action * * * *

Humor *

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F a n t a s y   R o m a n c e

Hongkong 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

F u l l   C o n t a c t    ~   X i a   d a o   G a o   F e i

Reviewed 10.9.04

Hongkong 1992 Thailand: Sam (Anthony Wong Chau-Sang) gerät in Probleme, weil er Wettschulden bei den Triaden hat. Sein Freund, der Türsteher Gao Fei "Jeff" (Chow Yun-Fat), will ihm helfen. Die Chance ergibt sich, als Sam erfährt, dass sein Cousin Judge (Simon Yam Tat-Wah) einen Überfall auf einen mit Waffen beladenen Truck plant. Sam, Jeff und ihr Kumpel Chung (Stuntman Chris Lee Kin-Sang) schliessen sich dem schwulen Judge, dem Muskelprotz Dino (Frankie Chan Chi-Leung) und der lüsternen Virgin (Bonnie Fu Yuk-Ching) an, um den Coup durchzuziehen. Doch während der Aktion tötet Judge Chung und will Jeff umlegen. Es wird klar, dass die Triaden die Sache nur planten, um Jeff auszuschalten. Da er den Anschlag überlebt, soll Sam ihm die Kugel geben. Niemand ahnt, dass er auch dies überlebt hat. Seine Frau Mona (Ann Bridgewater) hält ihn für tot und bändelt mit Sam an. Judge will Sam auch noch ausschalten. Jeff, dem Judge zwei Finger an der rechten Hand abgeschossen hat, trainiert das Schiessen mit der linken Hand und startet einen Rachefeldzug ...
"Full Contact" ist wohl der Film, der City on Fire für mich nicht war: Ringo Lam in Hochform. Vielleicht sein bester Hongkong-Film und einer der besten "Heroic Bloodshed"-Streifen, die nicht von John Woo sind. Chow Yun-Fat hat einen leicht anderen Look als sonst und ist in cooler Bestlaune, Simon Yam ist ein fulminanter Bösewicht, die Halb-Engländerin Ann Bridgewater in einer ihrer wenigen Auftritte eine starke Persönlichkeit und Anthony Wong überzeugend wie immer.
Doch was "Fu
ll Contact" wirklich abhebt, sind die Gewalt, sein Nihilismus und die Inszenierung. In Sachen Gewalt wurde der Film schnell nach den ersten Screenings entschärft. So gibt es legendäre Szenen, in denen Anthony Wong scheinbar die Augen von Chow herausschneidet und an Yam übergibt - der sie isst. Diese Szenen fehlen heute in allen Prints, doch auch so ist die Sequenz noch heftig. Und andere sind nicht minder blutig: Kopfschüsse, toughe Stunts (Choreografie: Liu Chia-Yung) und Schussgefechte, Das Blut spritzt, Charaktere leiden und sterben. Eben "full contact". Der Nihilismus kommt dabei auch zum Zug. Selbst das Ende hätte derart ausfallen können, doch nach Testscreenings wurden noch ein paar Sekunden an das düstere Ende angehängt, um es zu entschärfen. Selbst das half nicht: In Hongkong floppte der Film, da das Publikum keinen so bösen Chow sehen wollte. Seinen Kultstatus erlangte "Full Contact" vorwiegend im Westen.
Doch zurück zum Film: Für mich am wichtigsten ist die Inszenierung. Ringo Lam ist hier wirklich auf der Höhe seines Schaffens. Innovative Kameraperspektiven, blendender Schnitt und satte Action ergeben ein höchst befriedigendes Gesamtbild. Bestes Beispiel dafür ist das fantastische Finale, dessen Regen-Look mit Feuer und blauer Beleuchtung eine extreme Kraft entwickelt. Davor gibts einen Schusswechsel mit frühem CGI-Einsatz. Die Tricks sind bescheiden, aber der "Kamera fliegt mit Kugel mit"-Effekt ist dennoch cool. Wieso also nicht mehr Sterne?
Nun, so gut der Film ist, insbesondere auf der technischen und schauspielerischen Ebene, so wenig hat er inhaltlich zu bieten. Der Plot ist nicht viel mehr als eine Variation des 1967er "Point Blank"-Rachethemas, die Wendungen sind kaum überraschend, die Charaktere zwar gut verkörpert aber schematisch. Inhaltlich hat der Streifen dem ganzen Hongkong-Genre eigentlich nichts hinzuzufügen. Das ist nicht tragisch, versperrt "Full Contact" aber den Einzug in das Pantheon der grossen Hongkong-Klassiker. Dennoch absolut sehenswert und für jeden Lam-Fan, Chow-Fan und HK-Actionfan.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB) Code 2 PAL. Kantonesisch 5.1 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Xia dao Gao Fei; Chivalrous Thief Gao Fei; 俠盜高飛
Regie: Ringo Lam Ling-Tung

Actionthriller

Action * * *

Gewalt * *

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L i f e   o n   a   S t r i n g   ~   B i a n   z o u   b i a n   c h a n g

Reviewed 17.1.05

China / GB 1991 Ein blinder alter Sänger (Liu Zhongyuan) zieht mit seinem ebenfalls blinden Schüler Shitou (Lei Huang) durch die Dörfer der Mongolei. Die Bewohner sehen in ihm einen Heiligen und lassen sich durch seinen Gesang auch schon mal vom Kriegführen abhalten. Der Meister singt aber auch, weil eine über Generationen weitergegebene Prophezeiung sich erfüllen soll: Wenn die 1000. Saite seines Sanxian-Instruments reisst, soll er wieder sehen können. Während die zwei Blinden kurz vor dem grossen Ereignis stehen, verliebt sich Shitou in das Landmädchen Lanxiu (Xu Qing), was für Spannungen sorgt.
In grandiosen Bildern meditiert Regisseur Chen Kaige über Ideologie, Glauben und Verblendung. Unter Einbezug von buddhistischen Weisheiten und chinesischer Musik schafft er eine faszinierende Welt, in der der Weg zur Erleuchtung auf verschiedene Arten beendet werden kann. Inhaltlich gibt es viel zu interpretieren. Systemkritik kann durchaus hineingelesen werden, doch ebenso Chens Kritik an verhärteten Traditionen, die sich beim genaueren Hinschauen als Trugbild entpuppen. Die Analyse überlässt Chen gnädigerweise den Zuschauern, wodurch sicher lange Diskussionen programmiert sind. Er sieht "Life on a String" als
Metapher des Glaubens und erkennt darin einen Film, der Hoffnung ausstrahlen soll: Die Menschen brauchen im Leben ein Ziel vor Augen, aber es ist nicht nötig, dieses auch zu erreichen. Es geht vielmehr darum, das Leben in vollen Zügen zu geniessen.
Noch meisterlicher als den Inhalt empfand ich indes die inszenatorische Ebene des Films: Die Bilder von Gu Changwei (Ju Dou, Farewell My Concubine) sind umwerfend. Gu und Chen spielen mit den Elementen: tosende Flüsse, lodernde Fackeln, endlose Wüsten. Die Landschaft wird zum eigenen Charakter im Film und nicht umsonst geben sich die Figuren ihr letztendlich hin. Ein interessantes Detail ist, dass wir als Zuschauer uns an diesen Bildern kaum satt sehen können, während die Protagonisten sie nur erahnen und hören können. Shitou und sein Meister wollen genau diese Welt aber auch sehen können, schauen sehnsüchtig in den Himmel und träumen von der Erfüllung der Prophezeiung. Diese Sehnsucht schlägt auf die Zuschauer über, da Chen den Film so lyrisch inszeniert.
Die Musik ist ebenfalls ein wichtiger Faktor dabei. Die Lieder des Meisters, eigentlich sehr klassisch aber unterlegt mit fast poppigen Einflüssen, sind ein Teil des Plots. In dieser eleganten Verknüpfung aus Bildern und Tönen schöpft "Life in a String" seine Überzeugungskraft. Ebenso aus starkem Schauspiel und durchaus vorhandener Ironie. So wird die Weisheit ausnahmsweise nicht nur von Alt zu Jung weitergegeben, sondern auch der Senior kann durch Shitou noch einiges lernen. Die wichtigste Erkenntnis hat der Alte jedoch, als er endlich die 1000. Saite zum Reissen bringt. Welche es ist, das müsst ihr selber sehen - und danach auch selber deuten.

Hier auf DVD erhältlich (US)
Hier auf DVD erhältlich (CH)

Meine Disk (US): Code 1 NTSC. Mandarin 2.0 mit nicht ausblendbaren engl. Untertiteln. Letterboxed
Alternative Titel: Bian zou bian chang; Die Weisssagungen des Meisters; Life on a String - Die Weissagung;
邊走邊唱
Regie: Chen Kaige

Drama

Humor *

Spannung *

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N a k e d   K i l l e r   ~   C h i k l o   g o u y e u n g

Reviewed 20.8.04

Hongkong 1992 In Hongkong geht ein Killer um, der Männer massakriert und ihre Geschlechtsteile zerstört. Der Polizist Ti-nam (Simon Yam Tat-Wah), der seit dem Tod seines Bruders bei jeder Berührung mit einer Waffe kotzen muss, vermutet, dass der Täter ein Frau ist. Da ihm die Vorgesetzten dies nicht abnehmen, wird er vom Fall entbunden. Niemand ahnt, dass er recht hat. Die Mörderin ist Princess (Carrie Ng Ka-Lai), eine Profikillerin, die sich von ihrer Mentorin gelöst hat und wild tötet. Ihre Chefin war Sister Cindy (Kelly Yiu Wai), die nun gezwungen ist, ein neues Mädchen zu rekrutieren. Ihr Opfer: Kitty (Chingmy Yau Suk-Ching), Ti-nams Freundin, die gerade Bee (Ken Lo Wai-Kwong), den Mörder ihres Vaters und Liebhaber ihrer Stiefmutter, umgelegt hat. Cindy macht aus Kitty die Stewardess Vivian Shang Hil-qin, eine Profikillerin ohne Gefühle. Das wäre die Idee gewesen, doch "Vivian" hat noch Gefühle für Ti-nam ...
Denkt einmal an einen US-Erotikthriller. Nicht, dass ihr schonmal einen geguckt habt, das will ich hier niemandem unterstellen ... aber beim Vorbeizappen ist sicher der eine oder andere mal bei "The Escort" oder wie sie alle heissen hängen geblieben. Die bieten ein bisschen Titten, ein bisschen Geschmuse und einen abstrusen Plot mit zwei, drei Schiessereien. Nun stellt euch einen Erotik-Actionthriller aus Hongkong vor. Ihr kennt keinen? Dann präsentiere ich: "Naked Killer", den Kultfilm seiner Gattung. Er kombiniert virtuos Sex, Action und Gewalt zu einem Trash-Erlebnis der Spitzenklasse. Da könnt ihr bei "The Escort" getrost weiterzappen ...
Clarence Fok und Schmuddel-Produzent
Wong Jing nehmen den "Killer dürfen sich nicht verlieben"-Plot aus "Le femme Nikita", würzen ihn mit ein paar Zutaten aus "Basic Instinct" (Chingmy darf ihre Beine übereinanderschlagen) und viel viel Sleaze. Schliesslich sind wir in Hongkong. Also gibts Lesbensex, Vergewaltigung, Martial-Arts und ein Depro-Ende. Alles in einem Film. Selbst die Präsentation lässt sich sehen, da die Gewalteffekte heftig und glaubwürdig wirken und die Kamera von niemand anderem stammt als Peter Tau (Crouching Tiger, Hidden Dragon).
Darstellerisch ist "Naked Killer" überzeugend. Und das Auge "isst" schliesslich mit: Chingmy Yau ist sexy, bis auf die Szene, in der sie sexy sein will und ihre Haare mit 80er-Jahre-Dauerwellen verschandet. Simon Yam (Breaking News) ist ein adretter Popp-Partner, der eine gute Chemie mit Yau hat, aber stets sekundär bleibt. Carrie Ng (City on Fire) ist die perfekte Fighting-Bitch und Kelly Yiu nimmt man trotz überhöhtem Alter die Femme fatale ab. Für sein Genre ist "Naked Killer" damit unbestritten ein Klassiker. Mag die Story noch so holprig sein und der Schnitt noch so mittelprächtig.
Während Tony Chings Remake Naked Weapon 10 Jahre später meiner Meinung nach mithalten konnte, spielt die Fortsetzung "Naked Killer 2" in einer anderen Liga. Unter dem Namen Raped by an Angel war sie der Auftakt zu einer albernen Kategorie-III-Serie, die die Frauenpower aus "Naked Killer" durch Demütigung ersetzte. Da schon lieber das Original. Oder das Remake ...

Hier auf DVD erhältlich (GB)
Meine Disk (HK) Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
PS: Die HK- und die anamorphe GB-Top-Edition sind uncut, bei der US-Fassung fehlen etwa 10 Minuten, darunter Lesbensex und ein Kick ins weibliche Geschlechtsteil.
Alternative Titel: Chiklo gouyeung; Chi luo gao yang; 赤裸羔羊
Regie: Clarence Fok Yiu-leung

Actionfilm

Action * * *

Erotik * * *

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N e w   D r a g o n   G a t e   I n n   ~   X i n   l o n g   m e n   k e   z h a n

Reviewed 4.10.04

Hongkong 1992 China während der Jingtai-Periode der Ming-Dynastie: Die Eunuchen haben Macht angehäuft und terrorisieren das Land. Der schlimmste von ihnen ist Cao Shao-qin [Tsao Siu-Yan] (Donnie Yen Ji-dan), der mit der Dong-Chang-Truppe eine gefürchtete Armee kommandiert. Er lässt den Verteidigungsminister Yang Yu-Xuan exekutieren und missbraucht dessen zwei Kinder als Köder. Cao will so den rebellischen General Zhou Huaian [Chow Wai-on] (Tony Leung Ka-Fai) in die Finger kriegen. Doch stattdessen taucht dessen Geliebte, Qui Mo-Yan [Yau Mo-yan] (Brigitte Lin Ching-hsia), auf und befreit die Kinder. Im "Dragon Inn" will sie die Kinder an Zhou übergeben. Die Gaststätte wird von der lüsternen Jadekönigin Jin Xiang-Yu (Maggie Cheung Man-Yuk) geführt, die ihren Gästen auch mal Menschenfleisch vorsetzt. Sie versucht, Zhao zu verführen. Als die Truppen Caos eintreffen, findet sich Jin zwischen den Fronten wieder.
Die Masse an qualitativ hochstehenden Martial-Arts-Streifen in den frühen 90ern ist wirklich erstaunlich. Mit "New Dragon Gate Inn", dem Remake von King Hus 1966er-Klassiker Dragon Gate Inn, gesellt sich ein weiteres Meisterwerk in diese illustre Runde. Trotz kleineren Problemen reicht es zu vier Sternen, womit "New Dragon Gate Inn" eine vollumfängliche Empfehlung wert ist. Kein Wunder eigentlich, wenn mit Tsui Hark der damals wichtigste Mann des HK-Kinos produzierte, wenn A Chinese Ghost Story-Regisseur Chin Siu-Tung die Actionchoreografie übernahm und Raymond Lee (The East Is Red) im Regiestuhl Platz nahm. Als Zückerchen gibts den erfahrenen Kameramann Arthur Wong sowie eine Traumbesetzung: Tony Leung, Brigitte Lin, Maggie Cheung und Donnie Yen.
Die Story ist im Vergleich zu Swordsman und Swordsman II überraschend geradlinig, was ich als Vorteil betrachte. Die wilden Plot-Exzesse einiger Wuxia-Knüller schaden den Werken in meinen Augen nachhaltig. "New Dragon Gate Inn" hat indes andere Probleme: Der vereinfachte Plot lässt die Spannungskurve in der Mitte minim nach unten sinken. Am Anfang werden mit typischem Voice-Over die Geschichte und das Setting eingeführt. Nichts Spektakulärers, aber dank den wunderbaren Bildern allemal unterhaltsam. Dazu kommt, dass der Look hier weniger neblig und farbgeflutet ist wie viele andere Martial-Arts-Filme dieser Zeit. Ich ziehe einen "cleanen" Look diesem Neon-und-Nebel-Style immer noch vor.
Der Mittelteil spielt komplett im "Dragon Inn". Das Restaurant bekommt dabei geradezu einen eigenen Charakter. Regisseur Lee und seine Partner Tsui und Ching (die oft als Co-Regisseure vermutet werden) schrecken selbst vor makabren Einfällen nicht zurück. Der Menschenmetzger, der später für den Plot wieder wichtig wird, und die verwinkelten Gänge erinnern schon fast an das surreale Haus von "Délicatessen". In diesem Gemäuer geht aber noch viel mehr ab - massgeblich Romantik und Verführung. Eine der besten Szenen ist die gegenseitige Entkleidung von Maggie Cheung und Brigitte Lin. Überhaupt stiehlt Maggie die Show. Sie wandelt sich vom lüsternen Kampfweib zur engagierten Fighterin und macht in beiden Rollen gleich viel Spass. Ihre lockere Zunge ist wahrhaft göttlich und eine Erfrischung für all jene, die Maggie vor allem aus den Filmen
Wong Kar Wais kennen.
Brigitte Lin ist indes auch überzeugend. Abermals wird ihr eine Rolle mit diffuse Sexualität aufgebürdet, wobei Maggie bald klar macht "wer mich nicht anhimmelt, muss eine Frau sein". Lins ausdrucksstarken Augen machen bereits die halbe Arbeit. Tony Leung wiederum ist wie immer etwas spröde, aber er spielt ganz okay. Donnie Yen ist leicht unterfordert, darf aber immerhin zum Finale richtig aufdrehen. Genau dieses Finale macht für mich aus dem Film eigentlich erst den wahren Hit. Die Choreografie ist nicht übermässig spektakulär - Tony Ching hat mit Kostümen und Wire-Fu schon imposantere Wuxia-Fights gezaubert - aber nach einem rasanten Vierkampf verkommt der Fight zum bluttriefenden Spektakel mit surrealem Anstrich. Insbesondere Donnie Yens Schicksal ist grotesk und lässt einen dieses Finale nicht so schnell wieder vergessen.
"New Dragon Gate Inn" sollte dank eindrücklichen Fights, sauberer Inszenierung und toller Stars in keiner Martial-Arts-Sammlung fehlen. Der Mittelteil hängt nur minim durch und wird vor allem durch Maggie Cheung aufgewertet. Als Ganzes ist der Streifen damit immer ein vollumfängliches Vergnügen. Erwartet keinen Tiefgang, erwartet nicht die besten Fights, die ihr je gesehen habt - aber erwartet ungestümes, groteskes und extrem unterhaltsames Actionkino vom Feinsten, das dem von der Handlung her ähnlichen, aber doch ganz anders inszenierten Original Dragon Gate Inn durchaus ebenbürdig ist.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB) Code 2 PAL. Mandarin 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.

Alternative Titel: Dragon Inn; Xin long men ke zhan; New Dragon Inn;
新龍門客棧
Regie: Raymond Lee Wai-Man

Action-
Abenteuer

Humor * *

Action * * *

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O n c e   U p o n   a   T i m e   i n   C h i n a   ~   W o n g   F e i - h o n g

Reviewed 27.6.04

Hongkong 1991 Südchina Ende des 19. Jahrhunderts: der Heiler und Martial-Arts Meister Wong Fei-hong (Jet Li) wird gebeten, eine Miliz aus Kämpfern aufzubauen, die den Soldaten der westlichen Mächte gewachsen ist. Zu Wongs Truppe gehören der Metzger "Porky" Lang (Kent Cheng Juk-Si), "Buck Teeth" So (Jacky Cheung Hok-Yau) und "13. Tante" Yee (Rosamund Kwan Chi-Lam), die zu Wong eine romantische Beziehung unterhält. Wong und seine Leute müssen auf der Hut sein, denn die Sha-Ho-Gang, die mit den westlichen Mächten gemeinsame Sache machr, erhebt Anspruch auf die Macht in der Region. Und der beinahe unbesiegbare "Iron Robe" Yim (Yan Yee-Kwan) hofft, endlich zu Ruhm und Geld zu kommen, wenn er Wong besiegt und eine eigene Martial-Arts-Schule aufmacht. Als sein Helfer rekrutiert er Fu Leung (Yuen Biao) ...
Wong Fei-hong (Huang Fei-Hung) ist eine der bekanntesten Personen Chinas. Er lebte von
1847 bis 1924 und war ein Martial-Arts-Meister in mehreren Techniken. Schon zu Lebzeiten war er eine Legende. Und als das Kino Einzug hielt, wurde Wong Fei-hong denn auch schnell zu einer zentralen Figur des Hongkong-Kinos. So drehte alleine Kwan Tak-hing über sechzig Wong-Fei-hong-Filme in Schwarzweiss. Der Charakter erschien in seinen Filmen würdevoll. Erst Jackie Chan machte aus der Figur einen jungen Witzbold in Drunken Master.
Eine der bekanntesten Inkarnationen von Wong ist jedoch jene von Jet Li. Li, mehrfacher Meister in der Wu-Shu-Technik, war damals auf der Suche nach einer Rolle, die auf ihn zugeschnitten ist. Regisseur und Hit-Produzent Tsui Hark bot sie ihm an. Eben jene von Wong Fei-hong
. Entstanden ist "Once Upon a Time in China", wohl einer der wichtigsten und besten Martial-Arts-Filme der 90er. Sein Ruf ist vielleicht noch grösser als seine Qualität, doch OUATIC ist tatsächlich ein eindrückliches Epos. Auffallend ist von Beginn weg die Kamera. Tsui und sein halbes Dutzend Kameramänner suchen die besten Winkel, die aufsehenerregendsten Fahrten und eindrücklichsten Positionen für ihre Bilder. Dazu das beachtliche Set Design und die wunderbare Musik, dominiert vom legendären Wong-Fei-hong-Thema, dessen Mandarin-Version von Jackie Chan gesungen wird. Fertig ist eine grandiose Atmosphäre.
Und Li passt perfekt hinein. Sein etwas stoisches, aber ebenso dominantes wie weises Gesicht ist mit den richtigen Posen ein Idealfall für die Wong-Figur. Und er kämpft stark. Die Choreografie übernahm anfänglich
Chia Yung Liu, doch nach einem Unfall von Li (40. Filmminute) wurde "Matrix"-Choreograf
Yuen Woo-ping rekrutiert, der in der zweiten Hälfte des Films vermehrt mit Seilen arbeitete. Die Fights bleiben aber durchs Band genial. Mit Li mithalten kann vor allem Yan Yee-Kwan, ein agiler und tougher Fighter in einer überraschend komplexen Rolle. Yuen Biao  kriegt etwas wenig zu tun und Rosamund Kwan sowie der dicke Kent Cheng überzeugen auch ohne Kämpfe. Chengs Rolle des Porky Lang ist die selbe, die Sammo Hung in The Magnificent Butcher (1979) unter Yuen Woo-pings Regie spielte.
Mit guten Akteuren, wunderbarem Look, schöner Musik und starken Fights hat der Film bereits gewonnen. Doch dazu kommt noch ein episches Feeling, was durch die komplexe Story, die Lauflänge (129 Minuten) und einige gewichtige Dialoge über das Ende des klassischen Kampfes im Angesicht des Schiesspulvers vermittelt wird. Es gibt ein paar Probleme in dem Werk (schlechte West-Akteure, mangelhafte historische Genaugkeit bezüglich Kleidung und Waffen, Dämonisierung des Westens ...), weshalb ich ihm auch die 4 Sterne nur knapp gebe - doch in Sachen "Martial Arts plus Plot" gibts in den frühen 90ern einfach nichts Besseres. Der Film kam denn auch so gut an, dass fünf Sequels sowie Spin-Offs entstanden sind. Hark drehte die Episoden eins, zwei, drei und fünf. Jet Li trat in eins, zwei, drei und sechs auf - bei Letzterem führte Sammo Hung Regie. Das beste Spinoff ist Iron Monkey von Yuen Woo-ping, das die Abenteuer des jungen Wong Fei-hong erzählt.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (GB): Code 2 PAL. Kantonesisch u. Englisch 5.1 mit englischen UT. Anamorphic Widescreen
Alternative Titel: Wong Fei-hung;
Wong Fei-hong; Huang Fei-hong; 黃飛鴻
Regie: Tsui Hark

Historien-
Actionfilm

Action * * *

Spannung * *

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O n c e   U p o n   a   T i m e   i n   C h i n a   I I   ~   W o n g   F e i - h o n g   j i   y i :   N a a m   y i   d o n g   j i   k e u n g

Reviewed 4.7.04

Hongkong 1992 Gegen Ende des 19.Jahrhunderts kommen der Heiler und Martial-Arts-Meister Wong Fei-hong (Jet Li), seine geliebte "13. Tante" Yee (Rosamund Kwan Chi-Lam) und Wongs Assistent Foon (Max Mok Siu-Chung) in Kanton an. Wong will dort an einem westlichen Ärzteseminar teilnehmen, doch das erweist sich als schwierig: in der Stadt wütet die "White Lotus"-Sekte, deren anscheinend unverwundbarer Anführer (Hung Yan-Yan) alle westlichen Menschen aus dem Land schmeissen oder tot sehen will. Wong legt sich mit diesen Nationalisten an. Doch auch den offiziellen chinesischen Behörden unter General Lan (Donnie Yen Ji-dan) ist er ein Dorn im Auge, da Wong die republikanischen Rebellen und deren Exponenten Luke (David Chiang) unterstützt.
Das Sequel ist kürzer, kurzweiliger, rasanter. Dafür aber weniger episch und etwas konfuser. Dies kurz zusammengefasst die Vor- und Nachteile von "Once Upon a Time in China II". Doch allen Widrigkeiten zum Trotz ist Tsui Hark erneut ein grandioser Streifen gelungen. Nachdem der erste Teil eine Renaissance des historischen Kung-Fu-Films eingeläutet hat, baut Teil zwei spielend darauf auf. Themen werden wieder aufgegriffen, die Kampfchoreografie von
"Matrix"-Choreograf Yuen Woo-ping verfeinert, das Zusammenspiel der Charaktere vorangetrieben - insbesondere das "Liebesdreieck" zwischen Jet Li, Rosamund Kwan und Yuen-Biao-Ersatz Max Mok.
Die Aufteilung der Aufgabenbereiche funktioniert auch besser als zuvor. Mok ist mit seinen grossen Wunderaugen für den Humor zuständig, Kwan sorgt für Romantik und Li für Action. Auslassen darf er diese an Donnie Yen. Die Fights der beiden in den letzten Minuten des Films gehören denn auch zu den Höhepunkten von OUATIC 2. Ebenso superb ist der finale Kampf gegen
Hung Yan-Yan. Der ersten Stunde mangelt es im Vergleich an Kampfszenen. Die allererste ist jedoch ein Staunen wert, denn ohne Seile liefert Li hier eine Demonstration seiner Schnelligkeit. Der Rest ist vorwiegend Plot. Der Konflikt Ost-West wurde aus dem ersten Teil übernommen und diesmal wirkt der Ansatz objektiver, da auf beiden Seiten gute wie schlechte Personen gezeigt werden. Die ganze Sache mit der "White Lotus"-Sekte ist dagegen eher ein Red Herring. Überhaupt wirkt die Handlung weniger überschaubar und die Bösewichter weniger gut aufgebaut. In der zweiten Filmhäfte taucht aus dem Nichts ein Namensbuch von Gaststar und Shaw-Veteran David Chiang auf, dazu die Fahne, die für ein schönes, hoffnungsvolles, repubikanisches Schlussbild sorgt. Aber als westlicher Zuschauer ist man schlicht überfordert. Selbst für ein eingeweihtes Publikum dürfte so manche Entwicklung etwas verwirrlich sein.
Aber das ist letztendlich egal, wenn man solch furiose Action, solch wunderbare Akteure und solch fantastische Inszenierung (in Bild, Atmosphäre und Ton) zu sehen bekommt. OUATIC 2 gilt bei vielen Fans als die beste Episode der ganzen Serie. Und während ich mich dieser Meinung nicht ganz anschliessen kann, so habe ich doch jede Minute des Streifens genossen.

Hier auf DVD erhältlich (GB)
Hier auf DVD erhältlich (D)

Meine Disk (GB): Code 2 PAL. Kantonesisch u. Englisch 5.1 mit englischen UT. Anamorphic Widescreen
Alternative Titel: Wong Fei-hung 2;
Huang Fei-hong zhi er nan er dang zu qiang; Last Hero 1; 黃飛鴻2男兒當自強
Regie: Tsui Hark

Historien-
Actionfilm

Action * * *

Spannung * *

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P o l i c e   S t o r y   3 :   S u p e r c o p   ~   G i n g   c h a a t   g o o   s i   I I I

Reviewed 9.10.04

Hongkong 1992 Interpol will den Drogenbaron Khun Chaibat (Kenneth Tsang Kong) endlich überführen können. Dafür brauchen sie einen "Supercop". Inspektor Bill (Bill Tung Piu) hat denn auch einen parat: Kevin Chan Ka-Kui (Jackie Chan). Er muss sich von seiner Freundin May (Maggie Cheung Man-Yuk) für einige Zeit verabschieden, reist nach China, um dort Jessica Yang Jian-hua (Michelle Yeoh) als Partnerin zugeteilt zu bekommen. Sie soll Ka-Kui in ein chinesisches Gefangenenlager einschleusen, von wo er den Killer "Panther" Pao (Yuen Wah) befreien soll. Der Job gelingt, Ka-Kui wird Paos Freund - und holt bald auch Jian-hua dazu, die er als seine Schwester ausgibt. Der Grund für diese Anbiederung an Pao: Er ist die rechte Hand von Chaibat. Tatsächlich nimmt Pao seine zwei Begleiter mit zu seinem Boss ...
Auf die Kassenschlager Police Story und Police Story 2 folgt unter neuer Regie "Police Story 3". Jackie Chan gab das Zepter an Stanley Tong ("Rumble in the Bronx") ab, ist jedoch noch immer der Ton angebende Mann am Set - als Star, Stuntchoreograph und Produzent. Doch jemand stielt hier Jackie dennoch die Show: Michelle Yeoh, die noch als Michelle Khan auftritt. Die schöne Martial-Arts-Königin aus Crouching Tiger, Hidden Dragon und "Tomorrow Never Dies" hebt den Film gleich um einen halben Stern. Jede ihrer Bewegungen sitzt und ihre Chemie mit Jackie stimmt.
Jackie, dessen Haarlänge den Film hindurch etwas gar oft wechselt, springt und kämpft wieder wie wild, aber in Sachen Mann-gegen-Mann-Action war Teil zwei besser. Dafür geht Teil drei bei der Action andere Wege. Beim Finale in Kuala Lumpur etwa sehen wir Jackie an einem Heli hängen, auf einem fahrenden Zug kämpfen und sonstige Dinge tun, die Versicherungsagenten graue Haare bekommen lassen. Dass dabei einige Beulen und Knochenbrüche zu verzeichnen wurden, dokumentieren mal wieder die amüsanten Outtakes am Ende des Films. Weniger gelungen ist die Schiess- und Actionsequenz im Armee-Lager. Jackie mit einem MG schiessen zu sehen, macht einfach nicht gleichviel Spass, wie seine Handkanten im Einsatz zu bestaunen.
Maggie Cheung, die sich beim zweiten Teil schwer am Kopf verletzt hatte, rückt wieder zurück in die "damsel in distress"-Rolle. Sie ist zwar reifer geworden, aber in ihrer Rolle spiegelt sich das nicht. Dennoch sieht man sie immer gern - vor allem neben Michelle Yeoh. Zwei der besten Frauen des Hongkong-Kinos im selben Film, das ist natürlich eine Freude. Der Rest des Casts ist okay: Bill Tung kommt diesmal kaum vor, Lo Lieh hat einen Kurzauftritt als General und Yuen Wah porträtiert sauber einen Gangster. Sie alle helfen mit, dass "Police Story 3" knapp 100 Minuten Unterhaltung bietet. Wie steht er im Vergleich zu den anderen Teilen da? Schwächerer Jackie, schwächeres Kung-Fu, schwächerer Plot als Teil eins - aber bester weiblicher Co-Star, beste Action nach Teil zwei und kurzweiligste Inszenierung. Das reicht knapp für den dritten Platz und für solide 3½ Sterne.
Dass Michelle Yeoh der wahre Star des Films war, zeigt sich auch darin, dass Stanley Tong ein Jahr darauf mit ihr einen Spinoff inszenierte: "Supercop 2", der auch unter dem unsinnigen Namen "Police Story IV" promotet wurde. Ebenfalls unter diesem Titel wird manchmal der 1993 entstandene "Crime Story" aufgelistet. Der wahre "Police Story IV" ist indes "First Strike" von 1996. Und 2004 folgte mit "New Police Story" der offizielle fünfte Teil.

Hier auf DVD erhältlich (HK, uncut, wenig Extras, remastered, edle Box)
Hier auf DVD erhältlich (D, uncut)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch 5.1 und DTS sowie Mandarin 5.1 und DTS
Mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel: Ging chaat goo si 3;
Jackie Chan's Police Force 3; Jing cha gu shi 3; Ging Chaat Goo Si III Chiu Kap Ging Chaat; Supercop; Jing cha gu shi III Chao ji jing cha; 警察故事3超級警察
Regie: Stanley Tong Kwai-Lai

Actionkomödie

Action * * * *

Humor * *

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P r i s o n   o n   F i r e   I I    ~   T a o   f a n

Reviewed 6.11.04

Hongkong 1991 Der Gefangene 41671 alias Chung Tin-Ching (Chow Yun-Fat) wird in ein neues Gefängnis verlegt. Dort führt der Oberwärter Zau (Elvis Tsui Kam-Kong) ein eisernes Regime. Wenn es Turbulenzen unter den Gefangenen gibt, spielt Zau einfach die Hongkong-Häftlinge gegen die chinesischen Festlands-Häftlinge aus. Das geht gut bis der Chinesenführer "Dragon" Pong Fai-Long (Chen Sung-Young) sich mit dem Hongkonger Ching anfreundet. Zau, der Ching wegen seinen rebellischen Aktionen hasst, plant eine Intrige.
Mit Prison on Fire landete Ringo Lam 1988 einen Kassenhit. Die Fortsetzung folgte drei Jahre später und Lam geht leider kein Risiko ein. Wer den ersten Teil gesehen hat, braucht sich den zweiten gar nicht erst anzuschauen, denn er folgt dem Motto "mehr vom Selben". "Prison on Fire II" ist sicherlich ein recht unterhaltsamer Film mit einer kompetenten Performance von Chow Yun-Fat - aber es fehlt an Innovation, an Spannung und an Biss.
Die anderen "on Fire"-Filme von Ringo Lam sind auch bekannt für ihre Sozialkritik. Bei "Prison on Fire II" knüpft Lam jedoch die Probleme im Gefängnis an der Figur von Officer Zau. Damit personifiziert er die Missstände und verhindert eine allgemeingültige Systemkritik. Auch der Rest der Handlung bleibt eher oberflächlich. Wir erfahren etwas mehr von Chings Background, anonsten dominieren die üblichen Gefängnisfilm-Rituale: Schlägereien, Ausbruchsversuche, Männerfreundschaft und Wärter-Terror. Auf 108 Minuten ausgedehnt ist dies einfach zu wenig. Kein übler Film - aber auch keiner, den man gesehen haben muss.

Hier auf DVD erhältlich

Meine Disk (HK) Code 0 NTSC. Kantonesisch, Mandarin 5.1 mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Tao fan; Jian yu feng yun xu ji; 監獄風雲 II 之逃犯
Regie: Ringo Lam Ling-Tung

Drama

Spannung * *

Gewalt * *

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T h e   R a i d   ~   C a i   s h u   z h i   h u a n g   s a o   q i a n   j u n

Reviewed 11.10.04

Hongkong 1991 China in den 30er-Jahren: Der von den Japanern eingesetzte Marionetten-Kaiser Pu-Yi kontrolliert die Mandschurei. Er bereitet den Einsatz eines Giftgases vor, das Millionen von Menschen den Tod bringen könnte. Sein Handlanger Masa (Tony Leung Ka-Fai) und dessen Geliebte, die japanische Agentin Yoshiko Kawashima (Joyce Godenzi), die sich als Schauspielerin Kim Pak-Fai ausgibt, hoffen indes bereits, dass sie Pu-Yi aus em Weg schaffen können, um selbst die Macht zu übernehmen. Gegen diese mörderische Troika haben die Rebellen um Lt. Mang Tai-Hoi (Paul Chu Kong) einen Aufstand geplant. Diesem will sich auch der alte Dr. Choy (Dean Shek Tien) anschliessen, doch Mang weist ihn als zu alt zurück. Choy schleicht Mangs Trupp dennoch nach - selbst verfolgt von seiner Nichte Nancy, die ihrem Onkel heimlich helfen will. Choy sichert sich bald auch noch die Hilfe eines Pokerspielers namens Bobo Bear (Jacky Cheung Hok-Yau) und der Doppelagentin Tina alias WO-1 (Fennie Yuen Kit-Ying).
Wenn man bedenkt, was Tsui Hark und Ching Siu-Tung Anfang der 90er alles auf die Beine gestellt haben, ist leicht nachzuvollziehen, weshalb "The Raid" bei ihren Fans nicht so hoch in der Gunst steht. Die Adaption der "Onkel Choy"-Bilderbücher aus den 1930ern ist sicher nicht auf dem Niveau von Swordsman II, A Chinese Ghost Story oder Once Upon a Time in China anzusideln - doch er ist so aufgezogen, dass er einfach nie langweilt. In gewissem Sinne ist er Tsui Harks Versuch, einen Film à la "Indiana Jones" zu machen. Manche Szenen erinnern an "The Last Crusade", der Titel eher an "Raiders", doch es sind kleine Dinge wie die Musik, die Cliffhanger-Mentalität und die Serial-Ursprünge, die "The Raid" nahe an Spielbergs Meisterwerke heranrücken.
Mindestens beim Tempo machen Tsui und Ching also nichts falsch. Bei der Action siehts aber schon weniger gut aus. Martial-Arts gibts ganz klar zu wenig, bedenkt man, dass der beste Swordfight-Choreograf der Welt (das wäre Ching Siu-Tung) seine Finger im Spiel hatte. Die meiste Action ist dominiert von Schusswaffen, dementsrechend gibt es auch sehr viel Blutvergiessen durch Schusswunden. MGs kommen zum Einsatz, Flugzeuge, Panzer, alles mögliche Kriegsgerät. Und da Tsui nicht halb so viel Geld dafür übrig hatte wie seine US-Gegenstücke, musste er so manches Modell in Nebel hüllen oder schnell weiterschneiden. Die Effekte sind zweifellos billig, doch Tsui und seine Leute wissen sich eigentlich immer zu helfen. "The Raid" bekommt so einen Big-Budget-Look mit Trash-Ästhetik. Was im Westen ein Widerspruch wäre, klappt bei Tsui bestens.
Die Akteure sind passabel. Jacky Cheung war nie mein Ding, aber Tony Leung ist diabolisch suave und die Sino-Australierin Joyce Godenzi teuflisch sexy. Sie ist seit 1995 mit
Sammo Hung (!) verheiratet und hat sich aus dem Business zurückgezogen. Dean Shek ist für einmal sehr charmant und Star-Choreograf Corey Yuen hat eine grössere Rolle als Pokerspieler Bruder "Big Nose". Ching Siu-Tung und Tsui Hark absolvieren Cameos, Fennie Yuen kann sich kaum entfalten. Aber in all dem Kawumm ist es erstaunlich, das sich überhaupt ein Schauspieler gross profilieren kann.
Wer auf Nonstop-Abenteuer ohne Tiefgang steht, kommt auf seine Kosten. Hofft nicht darauf, dass der Japanisch-Chinesische Konflikt irgendwie aufgerollt wird. Sogar Marionetten-Kaiser Pu-Yi verkommt zur Witzfigur, darf stolz verkünden "in Europa haben sie Hitler, in China mich", darf sexy Soldatinnen beim Musical zusehen und im Bett vor den Avancen Tony Leungs flüchten. Genau diese Szene ist übrigens das Finale einer höchst amüsanten Comedy-Einlage mit fünf verschiedenen Performern. An Witz mangelt es nicht, an Krawall ebenso wenig. Und die Übergänge zwischen den Passagen sind hübsch animiert, um die Bilderbuch-Vorlage einzubeziehen. All dies genügt für einen soliden Drei-Sterne-Film.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (SK): Code 0 NTSC. Kantonesisch und Mandarin 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Cai shu zhi huang sao qian jun;
Choi Suk Ji Wang Siu Chin Gwan; 財叔之橫掃千軍
Regie: Tsui Hark, Tony Ching Siu-Tung

Abenteuer-
Komödie

Action * * * *

Humor * *

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R a i s e   t h e   R e d   L a n t e r n    ~   D a   h o n g   d e n g   l o n g   g a o   g a o   g u a

Reviewed 12.9.04

China 1991 Die chinesische Shanxi-Provinz in den 1920er-Jahren: Nach dem Tod ihres Vaters wird die 19-jährige Studentin Songlian (Gong Li) auf Drängen ihrer Stiefmutter in einen reichen Haushalt verkauft: Sie wird die vierte Frau von Meister Chen Zuoqian (Ma Jingwu). Dessen erste Frau, Yuru (Jin Shuyuan), ist schon alt und wacht über ihre Nachfolgerinnen. Die zweite Frau, Zhouyun (Cao Cuifen), hat eine Tochter vom Meister und freundet sich schnell mit der Neuen an. Die dritte, Meishan (He Caifei), war früher eine Opernsängerin, hat einen Sohn und scheint Songlian feindlich gesinnt zu sein. Das Selbe gilt für Songlians Dienerin Yan'er (Kong Lin), die selbst gehofft hatte, vierte Frau zu werden. Die strengen Regeln des Hauses belasten Songlian. Auch der Brauch, dass der Meister jeden Abend entscheidet, bei wem er nächtigen wird. Seine Wahl wird durch eine rote Laterne gekennzeichnet und die Ausgesuchte bekommt eine exkusive Fussmassage. Als die aufmüpfige Songlian zum ersten Mal den Gatten verscheucht und er sich wieder den anderen Ehefrauen zuwendet, wird ihr bewusst, dass sie um dieses Privileg kämpfen muss - wie es die anderen Frauen bereits tun ...
Ein grandioser Film von einem der besten Regisseure Asiens. "Raise the Red Lantern" brachte Zhang Yimou seine zweite verdiente "Oscar"-Nomination und etliche Preise. Seine Regierung mochte den Film nicht, da man hinter seine feministischen Fassade leicht auch eine anti-autoriäre Botschaft entdecken kann. Doch Zhang macht nicht den Fehler vieler westlicher Arthaus-Regisseure und vergisst bei aller Message das Filmemachen: "Raise the Red Lantern" ist auch ein blendend inszeniertes, wunderschön azuschauendes Werk.
Gong Li spielt die Hauptrolle einfach umwerfend. Von der traurigen 19-Jährigen über die intrigante Konkubine bis zur Frau, die am diktatorischen Patriarch zerbricht. Die Frauen tun sich seelisch und psychisch weh in dem Film, sie tratschen und intrigieren - doch in jedem Moment ist klar, dass daran nicht sie schuld haben, sondern das System: der meist im Schatten gezeigte Meister, der die Frauen gegeneinander ausspielt. Die "Tradition" mit dem Aufstellen der Lampen ist schlicht sadistisch und Zhang zeigt jedesmal, wenn die "Glückliche" ausgerufen wird, die Gesichter der Frauen, die mehr sagen, als Tausend Worte. Das System repräsentiert das Patriarch in einer einfachen, aber beklemmenen Weise. Die Frauen werden unterdrückt und halten sich dadurch gegenseitig in Schach. Der einzige, der scheinbar profitiert, ist der Meister. Und wenn es "Lücken im System" gibt, wird einfach eine neue Frau geheiratet.
"Raise the Red Lantern" ist insofern ein Paradebeispiel für einen feministischen Film. Aber nicht etwa einen erzreaktionören Emanzenstreifen. Dafür ist sich Zhang zu schade. Er zeigt seine Frauen als reale Wesen, die einer normalen Ehe keineswegs abgeneigt wären. Es ist ein differenziertes Bild und dennoch so einfach präsentiert. Das Visuelle passt sich dem Inhaltlichen an. Das Schlussbild etwa demonstriert dies einzigartig: Gong Li steht im Innenhof, die Kamera fährt nach oben in die Totale, in der die roten Lampen aussehen wie ein Gefängnis.
Farben waren schon immer eine von Zhangs Stärken. In Hero ist die Farbgebung vielleicht sogar ein Hauptelement der Dramaturgie. In "Raise the Red Lantern" kontrastiert er das schöne, leuchtende Rot mit dem Horror, den es für die Frauen versinnbildlicht. Zhangs Gespür für Kameraeinstellungen und Farbdramaturgie hat eine ganze Generation von asiatischen Filmemachern geprägt. Doch nur wenige erreichten jemals Zhangs Niveau. Verbunden mit dieser melodramatisch-fesselnden Geschichte nach Tong Sus Roman "Frauen und Konkubinen" sowie erstklassigen Darstellerleistungen ergibt sich ein Meisterwerk des asiatischen Kinos, das jeder Cineast gesehen haben muss.

Hier auf DVD erhältlich (US - neu)
Hier auf DVD erhältlich (HK)

Meine Disk (HK) Code 0 NTSC. Mandarin 2.0 mit eingebrannten englischen Untertiteln. Widescreen.
Alternative Titel: Da hong deng long gao gao gua; Rote Laterne;
大紅燈籠高高掛
Regie: Zhang Yimou

Drama

Anspruch * * *

Gefühl * * *

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S a v i o u r   o f   t h e   S o u l   ~   G a u y a t   s a n d i u   h a p l u i

Reviewed 21.12.04

Hongkong 1992 Der Killer Silver Fox (Aaron Kwok Fu-Shing) tötet seinen blinden Mentor. Dessen letzter Wunsch war es, die Frau tot zu sehen, die ihn erblinden liess: Yiu May-kwan (Anita Mui Yim-Fong). Silver Fox macht sich deshalb auf die Jagd nach ihr, tötet aber ihren Freund Siu Chuen (Kenny Bee Chung Chun-To). Um nicht auch nich ihren Freund Ching (Andy Lau Tak-Wa) zu verlieren, taucht May unter. Ching ist jedoch verliebt in sie und blockt die Avancen von Chuens 16-jähriger Schwester Wai Heung (Gloria Yip Wan-Yee) ab. Er sucht verbissen nach May und findet sie später durch einen Lapsus von ihrer Zwillingsschwester (auch Anita Mui). Doch dadurch kann auch Silver Fox ihre Spur aufnehmen. Er infiziert sie mit seinem Gas "Terrible Angel", wogegen es nur ein Serum gibt. In dessen Besitz ist ausgerechnet die "Pet Lady" (Carina Lau Ka-Ling), die Ching zuvor beleidigt hat.
Hat er oder hat er nicht? Bei imdb.com und an einigen anderen Orten ist Wong Kar Wai als Drehbuchautor von "Saviour of the Sword" angegeben. Dafür konnte ich jedoch weder auf der DVD noch bei einigen gut informierten Kritiken einen Hinweis finden. Vielmehr soll Wongs Freund Jeffrey Lau (The Eagle Shooting Heroes) das Skript verfasst haben. Ich persönlich glaube, die Wong-Info ist ein Fehler - wers genau weiss, darf mir gerne eine klärende eMail schicken. Möglich wärs allemal, denn Wongs
Ashes of Time gehört zu den wirrsten Filmen aller Zeiten - und "Saviour of the Soul" hat die Logik auch nicht gerade mit dem grossen Löffel gegessen.
Das macht letztendlich bei einem Fantasy-geladenen Actionfilm dieser Gattung nicht so viel aus. Doch der Film von Action-Virtuose Corey Yuen und Produzent David Lai hat noch andere Probleme. Da wäre etwa das schleppende Tempo. Vielleicht liegts ja gerade daran, dass man die Konstellation der Figuren nicht immer kappiert, aber ich empfand den Streifen an manchen Stellen als arg lethargisch. Auch die Action kommt nach einem brutalen Eröffnungskampf nie richtig auf Touren. Yuen, der auch die Choreografie übernahm, kriegt die Fights mit Wire-Fu und schnellen Cuts zwar gut hin, doch erst zum Schluss kann er wirklich zeigen, was in ihm steckt. Bis dahin war mein Interesse für die Figuren bereits geschrumpft und der Einsatz von vorsinntflutlichen CGI-Effekten löste keine Euphorie mehr aus.
Das mag alles sehr negativ tönen, doch "Saviour of the Soul" ist sicher einen Blick wert. Und seis nur wegen der Ansammlung von Talent vor und hinter der Kamera. Andy Lau, Anita Mui, Carina Lau - die muss man ja lieben. Dazu Aaron Kwok, Kenny Bee, Gloria Yip, Corey Yuen und Kameramann Peter Pau Tak-Hai, der Mann, der Crouching Tiger, Hidden Dragon abgefilmt hat. Der preisgekrönte, bizarre Look aus futuristischen und klassischen Einflüssen ist gewöhnungsbedürftig, aber ziemlich raffiniert.
Und einige der Einfälle sind wirklich bizarr. Der Film als Ganzes scheint deshalb manchmal nicht von dieser Welt zu sein und genau deshalb hatte ich wohl das Gefühl, es stecke mehr in dem Baby. Aber es kam nie raus. Liegts an Wong Kar Wais Drehbuch? Die, die meine Einstellung zu Wong kennen, wissen, dass ich ihm das nur zu gerne in die Schuhe schieben würde. Nun, schuldig sei wer wolle, aber "Saviour of the Soul" ist letztendlich kein guter Film. Ein Streifen mit faszinierenden Zutaten, der aber frustrierenderweise sein Potenzial nie ganz ausschöpft - nicht einmal bei den Kampfszenen.
Hier auf DVD erhältlich (D)
Hier auf DVD erhältlich (US)
Meine Disk (HK): Code 0 NTSC. Kantonesisch und Mandarin 5.1 mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph)
Alternative Titel: Gauyat sandiu haplui; Jiy yi shen diao xia lu; Saviour of Souls; Terrible Angel; Silverfox; 神鵰俠侶
Regie: Corey Yuen Kwai, David Lai Dai-Wai

Actionfilm

Action * * *

Humor * *

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S e x   a n d   Z e n

Hongkong 1991 Ausführliche Kritik: hier.

 

T h e   S t o r y   o f   Q i u   J u    ~   Q i u   J u   d a   g u a n   s i

Reviewed 29.12.04

China 1992 Bei einem Streit hat der Dorfvorsteher Wang Shantang (Lei Queshang) dem Chilli-Farmer Wan Qinglai (Liu Peiqi, Together) in die Hoden getreten. Der Arzt erklärt dem Verletzten, er sei ein paar Tage arbeitsunfähig. Wans Frau Qiu Ju (Gong Li) ist erzürnt. Sie erwartet eine Entschuldigung vom Dorfchef. Die kommt nicht, stattdessen der Schlichtungsvorschlag, Wang bezahle Wan den Erwerbsausfall und die Arztkosten. Doch Qiu Ju will kein Geld: Sie will Gerechtigkeit. Mit ihrer Schwester Meizi (Yang Liuchun) zieht sie in die Stadt, um den Dorfvorsteher anzuklagen.
"The Story of Qiu Ju" ist einer von Zhang Yimous belanglosesten Filmen. Ich weiss, diese Aussage stösst bei westlichen Kritikern auf Stirnrunzeln, aber sie beruht auf der Reaktion der Chinesen auf diesen Film. Das chinesische Publikum sieht den Film als Komödie. Sie lachen Gong Lis Charakter aus, belächeln ihre Sturheit, grinsen über ihre Landei-Qualitäten. Zhang Yimou drehte tatsächlich eine Stadt-Land-Komödie, die für das heimische Publikum lustiger und eben belangloser ist, als sich das all die westlichen Kritiker hätten vorstellen können. Und das ist nicht einmal böse gemeibt. Bloss erwartet man von einem Mann wie Zhang Yimou mehr Tiefgang.
Und so sucht man ihn im Westen denn auch. "The Story of Qiu Ju" sei ein poetisches Drama, eine dokumentarische Anklage gegen die chiesische Bürokratie kann man in cineastischen Magazinen lesen. Ja, das ist alles auch ein wenig wahr. Doch primär soll der Film amüsieren. Egal als was ihr ihn anschaut, er ist recht gut. In meinen Augen erreicht er nicht das Niveau von Zhangs besseren Filmen davor und danach, doch er bleibt unterhaltsam. Ich habe mich selbst auch nicht gekrümmt vor Lachen, was an meinem westlich kulturellen Einfluss liegt, doch ich habe oft gegrinst. Qiu Ju ist für mich wirklich keine wahnsinnig tragische Figur, sondern eine verblendete. Und deshalb seh ich das Ende - wie es im übrigen die Chinesen auch getan haben - als eine kleine, fiese Strafe für sie. Im Westen wurde der Schluss vielmehr als letzte Spitze gegen den bürokratischen Apparat interpretiert.
Diese Bürokratie wird im Film aber tatsächlich auch lächerlich gemacht. Und die Stadtbewohner werden blossgestellt. Die Behörden nehmen die Landfrau nicht ernst, die Städter klauen ihr das Geld und die Männer machen sich über ihre Sturheit lustig. Das böte in der Tat Stoff für eine grosse Sozialkritik an. Aber Zhang Yimou hatte dies wohl gar nicht im Sinn. Ihm schwebte eine humanistische, ironische Fabel vor. Und genau das ist der Film. Ganz allgemein kann man sagen, dass mehrere von Zhang Yimous Filmen im Westen mehr Tiefgang und Schwere angedichtet wurde, als sie tatsächlich haben. Doch gerade weil sie oftmals so unprätenziös sind mag ich sie so und betone immer wieder, dass dies kein Arthaus-Material ist. Zhangs Filme sind vielmehr erstaunlich zugänglich.
"Qiu Ju" mit der leisen Musik, der nicht sehr subtilen Ironie, dem tollen Spiel von Gong Li und ihrer meist laienhaften Co-Stars sowie die dokumentarische Film-Ansatz ist leichter Stoff, langsam erzählt und durchwegs amüsant. Ein wenig tragisch ist die Hauptfigur zweifelsfrei, doch seht den Film mal nicht als dröges Arthaus-Vehikel oder als chinesischen Kunstfilm, sondern als kleine, feine Komödie. Ihr habt dann sicherlich gleich doppelt soviel Spass dabei. Dadurch geht dann halt auch die Idee verloren "The Story of Qiu Ju" sei ein gewichtiger Film - doch das macht nichts. Zhang Yimou hat tatsächlich schwerere und bessere Kost zu bieten. Die könnt ihr danach nacholen. Was heisst könnt - Filme wie Raise the Red Lantern und To Live muss man sowieso gesehen haben.

Hier auf DVD erhältlich (US)

Meine Disk (HK) Code 0 NTSC. Mandarin 2.0 mit englischen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Qiu Ju da guan si; Qiu Ju Goes to Court; Die Geschichte der Qiu Ju
Regie: Zhang Yimou

Tragikomödie

Humor *

Spannung *

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S w o r d s m a n   I I   ~   X i a o a o   j i a n g   h u   z h i   d o n g   f a n g   b u   b a i

Reviewed 14.8.04

Hongkong 1991 Ming-Dynastie, 22. Jahr des Kaisers Sun: In Japan herrscht Krieg unter den Generälen. Einige setzen sich nach China ab, um von dort eine Gegenrevolution zu organisieren. Zu ihnen gehört auch Hattori (Waise Lee Chi-Hung). Mit ihm verbündet sich "Dawn" (Brigitte Lin Ching-hsia), der Bruder von Wu (Yan Yee-Kwan), dem Anführer der "Sun Moon"-Sekte. Dawn will nämlich an die Schriftrolle mit geheimen Martial-Arts-Techniken gelangen, die in Wus Besitz ist. Durch die Techniken der Rolle verwandelt sich Dawn in eine Frau - Dong fang bu bai: "die unbesiegbare Asia" (auch Brigitte Lin). Als der Schwertmeister Wu-chung Ling (Jet Li) mit seiner Begleiterin "Kiddo" (Michelle Reis Ka-yan ) von seinen Reisen zurückkehrt, um sich in den Bergen zur Ruhe zu setzen, erfährt er von Wus Tochter Ying-Ying Ren (Rosamund Kwan Chi-Lam), dass die Sun-Moon-Sekte unter neuer Herrschaft steht und dass Wu im Knast sitzt. Ling macht sich zur Rettung auf. Unterwegs trifft er auf eine betörende Frau und verliebt sich in sie - nicht ahnend, dass es sich dabei um Asia handelt.
Produzent Tsui Hark wollte trotz den immensen Problemen beim Dreh von Swordsman eine Fortsetzung auf die Beine stellen. Darum verpflichtete er einen Mann, zu dem er Vertrauen hatte: Ching Siu-Tung, Regisseur von Tsuis A Chinese Ghost Story und Co-Regisseur von Swordsman. Ching setzte denn auch Tsuis Vision einer überbordenden Fantasy-Welt virtuos um. Der Film passt lückelnlos zum Look anderer Tsui-Produktionen dieser Zeit, namentlich natürlich A Chinese Ghost Story. Wenn sich eine derartige Welt vor den Augen der Zuschauer entfaltet, kann man auf nebensächliche Dinge wie Logik und Schwerkraft gerne verzichten. "Swordsman 2" ist nicht ganz so wirr wie der Vorgänger, aber noch immer erzähltechnisch ein Durcheinander. Zudem kommt ein neues Element dazu: Geschlechterwechsel.
Schon in Swordsman gab es die Figur von "Skinny Boy" (aka "Kiddo"), gespielt von einer Frau (Cecilia Yip Tung). Die Fortsetzung macht sich ebenso einen Spass daraus, das Geschlecht von Kiddo (diesmal gespielt von Michelle Reis) nicht ganz festzulegen - wenngleich klarer ist, dass es eine Frau ist. Die wirklich nicht fassbare Figur ist jedoch der Titelcharakter Dong fang bu bai (wörtlich: Der unbesiegte Osten aka. Asia the Invincible), gespielt von Brigitte Lin. Um übersinnliche Fähigkeiten zu erlangen, hat er sich den Penis abgeschnitten und mutiert zur Frau. Im dritten Teil The East Is Red wird dieses Geschlechtswandlungs-Thema noch zentraler.
Aber zurück zu "Swordsman II". Wie bereits angetönt wurden einige Darsteller ausgetauscht. Das ist noch untertrieben: Alle Darsteller wurden ausgetauscht - bis auf Fennie Yuen, die Blue Phoenix spielt. Der Wechsel tut gut, denn mit Jet Li und Rosamund Kwan sind durch die Once Upon a Time in China-Serie liierte Akteure dazugestossen, die leicht düsterere Rollen ihrer OATIC-Abbilder spielen. Alle Akteure liefern hervorragende Arbeit. Li hat etwas wenig zu tun, sprüht aber vor Charisma. Star der Show ist indes Brigitte Lin. Majestätisch, verführerisch und mysteriös wandelt sie durch den Film und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Für sie war "Swordsman II" ein Comeback, fortan wurde sie in nicht unähnlichen Rollen gecastet, u.a. in Ashes of Time als Mann und Frau, natürlich in The East Is Red erneut als Zwitterwesen und in
The Bride With White Hair als mysteriöse Wolfsfrau.
Die Darsteller sind ein Grund, weshalb der Film funktioniert, der andere die Darbietung. Ching Siu-Tung und Tsui Hark (Stanley Tong wird oft als Co-Regisseur genannt, in den Credits steht aber nichts) bringen ihr ganzes visuelles und stilistisches Flair in die Produktion. Die Farbpalette ist wie in den späten 80ern / frühen 90ern üblich geprägt von blau-weiss (Nacht) und gelb-rot (Tag), einem Look, den ich nicht wirklich nachtrauere. Aber hier funktioniert er. Besonders wenn auch die dazu passende Action surreal wird. Und das wird sie: Seltsamste Waffen, extremste Martial-Arts-Stellungen, fliegende Kämpfer, entzweite Pferde, explodierende Menschen, Schlangen als Geschosse und so weiter. Hier wird man alle paar Sekunden erneut überrascht. Und dies in einem schier unglaublichen Tempo bis hin zum explosiven Finale, das mit spektakulären Effekten aufwartet. Zeit zum Durchatmen kriegt man kaum, Zeit über den Plot nachzudenken auch nicht. Und das ist gut, denn die Story (nach Louis Cha) ist sowohl wirr als auch hohl, obwohl man auf Comic-Niveau gedrückte buddhistische Philosophien hineinlesen kann. Das ist mit ein Grund, weshalb ich "Swordsman II" nicht ganz auf dem Niveau von A Chinese Ghost Story oder The Green Snake ansiedle. Diese beiden hatten eine Poesie, die "Swordsman II" nie erreicht. Er ist volle Power Action. Das Hirn bleibt dabei halt auf der Strecke. Aber wenn ein Film schon wirr ist, dann sollte er so sein, wie "Swordsman II" - und weniger wie Ashes of Time, der auch auf einer Vorlage von Louis Cha basiert. Deshalb vier Sterne.

Hier auf DVD erhältlich (koreanische Fassung)
Hier auf DVD erhältlich (US-Fassung)
Meine Disk (SK): Code 0 NTSC. Kantonesisch und Mandarin 2.0 und 5.1 mit englischen Untertiteln. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Swordman II; Xiaoao jiang hu zhi dong fang bu bai; The Swordsman 2; The Legend of the Swordsman; Laughing and Proud Warrior 2: Invincible Asia; Laughing and Proud Warrior 2 and The Undefeated East; Swordsman II: The Undefeated East; China Swordsman; Xiao ao jiang hu zhi dung fong bat baai 笑傲江湖 - 東方不敗
Regie: Tony Ching Siu-Tung, Stanley Tong Kwai-Lai

Fantasy-
Actionfilm

Action * * * *

Humor * *

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T w i n   D r a g o n s   ~   S h u a n g   l o n g   h u i

Reviewed 26.7.04

Hongkong 1992 Vor 28 Jahren wurden die Babys John Ma (orig: Yau Ma) und Boomer (orig: Die Hard) noch im Spital getrennt. John Ma (Jackie Chan) wuchs in der Obhut seiner Eltern zu einem Konzertpianisten heran, während Boomer (Jackie Chan) bei einer Alkoholikerin landete und auf den Strassen Hongkongs zum Kleinkriminellen wurde. Mit seinem Freund Tyson (Teddy Robin Kwan) bekommt er gerade Zoff mit Gangstern, als John Ma nach Hongkong kommt. Es folgen haarsträubende Verwechslungen - vor allem seitens der Freundinnen, Barbara (Maggie Cheung Man-Yuk) und Tammy (Nina Chi Li).
"Twin Dragons" entstand als Wohltätigkeitsprojekt der Hongkonger Regisseurs-Gewerkschaft. Drehbuchschreiber mussten deshalb wohl aussen vor bleiben - denn das Thema "Zwillinge, bei der Geburt vertauscht" ist reichlich ausgelutscht. Dafür bekommt man aber volle Regisseurs-Power: Tsui Hark und Ringo Lam sind die offiziellen Regisseure und drehten jeweils die Szenen von John bzw. Boomer. Jackie Chan, selbst auch Regisseur, verrichtete die Actionchoreografie u.a. mit A Chinese Ghost Story-Regisseur Ching Siu-Tung und Iron Monkey-Regisseur Yuen Woo-ping. Noch nicht genug Regisseure? Dann steht noch ein ganzes Arsenal für Cameo-Auftritte parat: Ringo Lam, Tsui Hark und
"Twin Dragons"-Produzent Ng See-Yuen spielen Automechaniker, Shaw Brothers-Veretan Liu Chia-Liang ist als Arzt zu sehen, John Woo als Priester. Und auch Shaw-Star David Chiang, der als Hotelchef zu sehen ist, führte ja schon mal Regie. Dies sind nicht einmal alle Namen, sondern bloss die illustren.
Für einen Hongkong-Fan sollte dies alleine schon Grund für eine kleine Liebeserklärung sein. Dazu kommt noch furiose Action und schriller Humor. Doch eben, die Story. Zugegeben, die ist schwach. Und es kommt in den 100 Minuten so manches Déjà-vu zustande, bei dem man sich ärgert. Sämtliche Verwechslungs-Klamauk-Klischees werden herbeigezogen. Kritiker des Films bemängeln diesbezüglich vor allem die Szenen mit Jackie Chan und den beiden Girls (Nina Li Chi und die unterforderte Maggie Cheung) - ich fand die noch relativ witzig. Inbesondere jene, in der Nina die beiden im Hotelzimmer erwischt und sie mit den Zwillingen in der Badewanne landet. Kinky.
Aber der Humor ist grobschlächtig, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Inszenierung ist auch nicht das Gelbe vom Ei und die Stile von Tsui und Lam nicht erkennbar. So bleibt es bei der Action. Es gibt eine Verfolgung per Rennboot und eine per Bus. Und natürlich Kicks und Prügel in Endlosschlaufe. Das bezieht sich vor allem auf das Finale in der Autowerkstatt. Dies ist wohl das Highlight des Films und gibt vor allem Chan Möglichkeiten, sich richtig auszulassen. Auch der Effekt, Chan im Doppelpack auftreten zu lassen, ist weitgehend gelungen, doch diese Splitscreen-Technik war schon Jahre zuvor recht ausgeklügelt, weshalb der Trick heute niemanden mehr vom Hocker haut.
"Twin Dragons" ist nicht Jackies bester Film. Aber ich habe mich amüsiert bei den Gags und bei der Action. Zudem ist das Regisseurs-Sichten ein Riesenspass. So viele Filmemacher in einem Film zu sehen, das macht Freude. Aber eben: Hongkong-Laien haben davon nicht gerade viel und sollten den Film vielleicht zugunsten eines anderen Jackie-Chan-Films auslassen.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (D): Code 2 PAL. Kantonesisch mono mit deutschen Untertiteln. Anamorphic Widescreen.
Alternative Titel:
Shuang long hui; Double Dragon; Duel of Dragons; Brother Vs. Brother; Das Powerduo; When Dragons Collide; The Twin Dragons
Regie: Tsui Hark, Ringo Lam Ling Tung

Actionkomödie

Action * * *

Humor * * *

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T h e   U n t o l d    S t o r y    ~   B a   X i a n   f a n   d i a n   z h i   r e n   r o u c h a   s h a o b a o

Reviewed 2003

Hongkong 1992 Wong Chi-Hang (Anthony Wong Chau-Sang) führt das Restaurant "Eight Ommortals" in Macau. 1986 wird die Polizei auf ihn aufmerksam, weil ein Chinese nach seinem Bruder sucht, der das Restaurant einst leitete. Wong meint, er habe den Laden von ihm übernommen - in Wahrheit hat er den vormaligen Besitzer ermordet. Auch mit einem vorlauten Bediensteten und der Kassiersfrau verfährt er so. Das Fleisch der Opfer verfüttert er an die Gäste. Officer Lee (Danny Lee Hsiu Hsien) und sein Team haben Mühe, die Taten zu beweisen.
"Untold Story" (auch bekannt als "Bunman") ist einer der berüchtigsten Hongkong-Schocker. Die Szene, in der Anthony Wong (Infernal Affairs, Ebola Syndrome) den Bediensteten zerhackt, ist grauenhaft. Doch nichts im Vergleich zu dem, was später kommt. Das Gemeine ist, dass Regisseur Herman Yau in der zweiten Hälfte Sympathie für den Massenmörder aufkeimen lässt, wenn er im Knast so brutal gefoltert wird. Was die Polizisten dem Mann antun ist echt grausig und man hat Mitleid. Doch nicht lange: Das Finale ist an Blutrünstigkeit schwer zu überbieten. Eine ganze Familie wird dahingemetzelt - und ich hab mich auf dem Sofa gewunden. Ich bin wohl abgehärteter als normale Zuschauer und habe den Film auch spielend kurz nach dem Abendessen überstaden, aber während dem Hacken und Töten wird es einem schon etwas mulmig. Leuten mit schwächeren Mägen durfte es sogar sehr mulmig werden. Dass auch Kinder so grauenhaft abdanken müssen, macht diese letzten Szenen besonders beklemmend ...
All dies würde eigentlich bloss die Splatter-Fans befriedigen, aber Yau bietet noch viel mehr. Die Geschichte, die lose auf wahren Begebenheiten basiert, spickt er mit offensichtlichem Humor (ein Running Gag sind etwa Officer Lees wechselnde Frauen-Begleitungen) und überraschend viel schwarzem Humor. Und Anthony Wong verleiht dem geplagten Serienkiller einen ungewohnten Tiefgang. Der Hongkong-Star wurde für die Rolle mit dem Hong Kong Award ausgezeichnet, und man kann sehen wieso. Wong ist absolut überzeugend - ohne ihn würde der Film nicht funktioneren sondern wäre ein Witz. Ein garstig brutaler Witz.
Noch ein Wort zum Vergleich mit "Henry: Portrait of a Serial Killer" - das liest man in vielen Kritiken, aber ich kann das nicht unterschreiben. Ich bin eh nicht der grösste Fan von "Henry" (eiskalt und überbewertet), aber "Henry" ist ernsthafter, düsterer und tiefgründiger als "Untold Story". Der mag zwar mehr bieten, als typische Hongkong-Kategorie-III-Schocker, doch letztendlich bleibt er in seinem Genre verwurzelt. "Henry" versucht weit darüber hinauszugehen. Ob er das schafft, kann man diskutieren, aber wenigstens versucht er es. Die  Gemeinsamkeiten? Beide handeln von Serienkillern und sind sehr brutal - aber damit hat sichs eigentlich schon bald.

Hier auf DVD erhältlich
Meine Disk (US): Code 0 NTSC. Mandarin und kantonesisch mit engl. UT. Widescreen (nicht anamorph).
Alternative Titel: Bunman; Ba Xian fan dian zhi ren roucha shaobao; Bunman: The Untold Story;
Human Pork Chop; Human Meat Pies: The Untold Story; Human Meat Pork Chop Buns;
八仙飯店之人肉叉燒包
Regie: Herman Yau Lai-To

Schocker

Gewalt * * * * *

Humor *

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