REVIEW
Mittlerweile bin ich zur Einsicht gekommen, es wäre sinnvoller gewesen, die Digital-Kurzfilme des Jeonju-Filmfestival-Projekts als Ganzes zu besprechen: Die einzelnen Episoden geben einfach zu wenig her und ähneln sich. Das liegt an den Beschränkungen: Das Budget ist beschränkt, es muss improvisiert werden, günstig gefilmt werden. Das Resultat sieht dann aus wie "The New Year". Natürlich ist das Thema darin ein eindringliches und bewegendes, es geht schliesslich um das langsame Sterben eines geliebten Menschen.

Dass dies durchaus in einen mitreissenden Dokfilm münden kann, zeigt zum Beispiel Allan Kings "Dying at Grace" (2002). Hier jedoch scheint von Beginn weg eine emotionale Mauer hochgezogen zu werden. Zwar nähert sich die Kamera, meist voyeuristisch versteckt hinter Türen oder Wänden, den Menschen ganz nah. Aber man weiss nicht viel über sie. Und was man erfährt, generiert wenig Interesse. Anders gesagt: Das Sterben ist tragisch. Die Vorstellung ist bewegend. Der Film indes ist weder noch.

Auch inszenatorisch reisst sich der chinesische Regisseur Wang Xiaoshuai ("Beijing Bicycle") kein Bein aus. Optik und Montage sind lediglich zweckdienlich, die Dramaturgie folgt rein chronologisch dem Tagesablauf. Alles ist hier aufs Minimum reduziert, jedoch ohne dadurch an Faszination zu gewinnen. Wie schon die Mehrzahl der anderen Dokfilme aus dem Jeonju-Projekt scheint hier lediglich das Mantra des Naturalismus zu regieren: Abfilmen, zusammenschneiden, fertig. Die Vision dahinter ist leider zu beschränkt.