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2007
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Biografie. Indien. Hindi
Alternativer Titel
-
Regie
Mani Ratnam
Drehbuch Mani Ratnam
Produktion Mani Ratnam, G.
Srinivasan
Songs A.R. Rahman
Kamera Rajiv Menon
Choreografie Brinda, Saroj Khan
Darsteller
Abhishek Bachchan,
Aishwarya Rai,
Mithun Chakraborty,
Madhavan,
Vidya
Balan, Arya Babbar, Manoj Joshi, Roshan Seth, Sachin Khedekar,
Mallika Sherawat
Länge 155 Min.
Kinostart 12.1.2007
Box office classification Superhit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 19.3.07
© Bilder Adlabs,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Gurukant Desai (Abhishek Bachchan) stammt aus dem Dorf Idhar im Bundesstaat
Gujarat. Im Jahr 1951 brach er in die Türkei auf, wo er sein erstes Geld machte
und mit Blick fürs Wichtige seine wirtschaftlichen Sinne stärkte. Nun ist er
zurück in Indien und heiratet die hübsche Sujata (Aishwarya Rai), um sich von
der Mitgift ihres Vaters (Sachin Khedkar) eine Firma in Bombay aufzubauen. 1958
reist er mit Sujata und ihrem Bruder Jignesh (Arya Babbar) in die Metropole und
versucht verzweifelt, unter den Händlern der Stadt Fuss zu fassen. Durch Tricks
gelingt es ihm und er baut einen Polyester-Betrieb auf. Jahre später ist er ein
mächtiger Mann und zieht wegen seiner korrupten Aktionen die Missgunst des
Verlegers Manikdas Gupta (Mithun Chakraborty) auf sich, der den Reporter Shyam
Saxena (Madhavan) auf Guru hetzt.
REVIEW
Als Kritiker ist man stets versucht, Vergleiche
heranzuziehen: Film A ist besser/schlechter als Film B. Oft geschieht dies, um
einen Film in einen Kontext zu stellen, manchmal um ihn zu loben oder zu
zerpflücken. Und manchmal, um zu zeigen, wie gut man sich in der Filmgeschichte
auskennt. Da Kritiker ebenso wie Zuschauer ja selbst keine Filme drehen können,
müssen wir uns wenigstens beweisen, dass wir sie immerhin aufmerksam und in
grossen Mengen anschauen. Wenn meine Kritiker-Kollegen aus einem der oben
genannten Gründe aber "Citizen Kane" im selben Atemzug nennen wie den
höchstens strukturell verwandten "Guru", dann
stösst es mir sauer auf. Noch bevor ich Mani Ratnams jüngsten Streich einer
kritischen Betrachtung unterziehe, muss ich eines klar stellen: "Guru" verdient
es nicht, die Schuhe von "Citizen Kane" zu putzen. Der eine ist Kino in
Vollendung, ein grossartiges Skript zum Leben erweckt von einem
Ausnahmekünstler. "Guru" ist routiniertes Kino, schön anzusehen aber ohne den
Biss, die Raffinesse oder das Genie von "Kane". So.
Das war noch keine degradierende Aussage, denn welche Filme können sich schon mit Orson Welles' Meisterwerk messen? "Guru" sicher nicht. Doch der unerwartete Kassenschlager 2007 bietet auch ohne Superlative zweieinhalb angenehme Kinostunden. Mit Mani Ratnam steht schliesslich einer der besten Regisseuren Indiens hinter der Kamera. Und wenn er nach dreijähriger Pause das Bald-Ehepaar Abhishek Bachchan und Aishwarya Rai dirigiert, gucken Bollywood-Fans gleich doppelt erfreut hin.
Lose basierend auf dem Leben des Industriellen Dhirubhai Ambani (1932-2002) erzählt Ratnam vom Aufstieg eines Mannes aus einem Dorf in Gujarat zu einem der wichtigsten Wirtschaftsführer des Landes. Abhishek Bachchan verkörpert diese Figur mit viel Leidenschaft, er überzeugt als junger, dynamischer Kämpfer ebenso wie als alternder, von Neidern und Gegnern belagerter Sturkopf. Eine Darbietung, für die er ein paar Pfunde zulegen musste und die ihm Ende Jahr sicher einige verdiente Preise einbringen wird. An seiner Seite glänzt Aishwarya, die von ihrem Entdecker Mani Ratnam sinnigerweise mit einer Regen- und Wasserszene eingeführt wird, schliesslich hat Ratnam sie schon in ihrem Debüt Iruvar einer legendären Wasserszene unterzogen. Es ist erstaunlich, wie glaubwürdig Glamour-Lady Ash als Landfräulein ist, doch schon der erste Song weht alle Bedenken weg: Sie ist liebenswert und die Chemie mit Abhishek vorzüglich, kein Wunder, wenn sie nun in gleich drei Filmen hintereinander gespielt haben und privat liiert sind.
Mithun Chakraborty ist zum ersten Mal seit langem wieder richtig gut und vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben subtil. Gleiches gilt für den überraschend schlank gewordenen Madhavan (Rang De Basanti). Und Star du jour Vidya Balan (Lage Raho Munnabhai) zeigt in einer eher kleinen Rolle als Mithuns Enkelin, was in ihr steckt. Abgerundet wird das Ensemble durch eine sexy Item-Show von Mallika Sherawat und Auftritten von routinierten Akteuren wie Manoj Joshi und Roshan Seth. Eine Freude, dieser Crew zuzuschauen. Ratnam bettet ihre Darbietungen in edles Setting - vor allem die Kamera von Rajiv Menon (Kandukondain Kandukondain) belebt den Film ungeheuer. Er arbeitet stark mit Close-ups und erzeugt spannende Kontraste. Trotz dem natürlichen, manchmal dokumentarisch angehauchten Look, den der Film zu erreichen versucht, sind die Kompositionen ungeheuer schick.
Gleiches gilt für A.R. Rahmans wirkungsvolle Musik: Die Stücke erreichen nicht ganz die Qualität von Rang De Basanti, doch sie bleiben hängen. Selbst dann, wenn sie schlecht platziert sind. Und das bringt mich auf das Terrain der Punktabzüge. "Guru" hat leider einige davon. Da sind die Lieder, die Ratnam nicht geschickt aufteilt. Gleich nach Mallikas Item Song folgt fast ohne Pause Ashs Einführung. Obwohl beide Lieder toll sind, wird man etwas unruhig, wenn nach 20 Minuten noch kaum etwas passiert ist. Später wirken "Tere Bina" und "Ek Lo Ek Muft" willkürlich platziert, so dass ich die Vermutung hatte, für den DVD-Release wurde am Film herum geschnipselt. Das würde auch andere Stellen erklären, an denen der Rhythmus nicht stimmt. Ratnam hatte schon in Dil Se Probleme mit dem Erzählrhythmus, vor allem die zweite Hälfte wirkt wie ein Patchwork - und hier ist das Problem noch akuter. Mithuns Charakter etwa ist plötzlich da, ohne richtige Einführung. Da ist er Guru sympathisch gesinnt. Ein paar Szenen weiter sind sie Erzfeinde. Was ist dazwischen genau passiert? Man kann es sich ausmalen, aber das Spannende fiel weg.
Und das gilt traurigerweise für das ganze Skript: Das Spannende fehlt, das tief Schürfende, das Eindringliche. Wir bekommen eine Struktur, aber kein Drumherum. Knochen, aber kein Fleisch. Die schönen Bilder und die starken Akteure suggerieren zwar, dass hier etwas ist, doch "Guru" ist überraschend oberflächlich. In der hastig montierten Anfangsphase steckt ein wenig davon drin, was Guru antreibt: Er will seinem Vater beweisen, dass er es zu etwas bringen kann. Das muss den ganzen Film hindurch dann als Motivation ausreichen. Es gibt keine Szene, in denen Guru sein Tun hinterfragt, tiefgreifende Konflikte verarbeiten muss oder mit seinem Schicksal hadert. Er will etwas - in der nächsten Szene hat er es. Keine Dramatik, kein Mitfiebern. Und was repräsentiert dieser Kerl eigentlich? Einen Beweis, dass das Streben nach Reichtum was Schönes ist? Ich wäre auch gerne reicher, doch so richtig mitfühlen kann man mit einem Menschen nicht, der ausser diesem Ziel im Leben nichts zu kennen scheint. Also bietet sich doch eine Charakterstudie an von einem Mann an, der an seinem Lebensziel zerbricht, dessen Besessenheit ihm schadet? Das wäre "Citizen Kane"-würdig. Nichts da. Bis zum Ende tut und waltet Guru ohne dass der Plot sich verdichten würde.
Die Schlussrede ist dann wieder fulminant, doch erst dann lernen wir, was die Aussage von "Guru" sein soll - und die wirkt zu allem Übel auch noch etwas dubios. Auf einen Nenner gebracht: In einem korrupten und kaputten Staat darf ein Industrieller auch korrupte Methoden anwenden, um ... reich zu werden. Da fuhr mir etwas schief ein. Ratnam macht Guru da zum Helden im Kampf gegen staatliche Misswirtschaft, doch so richtig klicken will die Argumentation nicht und besonders gut ausgeführt ist sie auch nicht. Schlimmer noch: Weil Guru kaum je etwas Sympathisches tut (er schafft Jobs - aber wir erinnern uns: Sein Antrieb ist Geld und Macht), will man gar nicht richtig für ihn jubeln. So bleibt der Film bis zuletzt überaus distanziert. Eine zweieinhalbstündige Studie über einen langweiligen Machtmenschen, der zwar mit eigener Kraft viel erreicht, aber sich trotzdem nie richtig anstrengen musste - ist das wirklich ein spannender Stoff? Selbst für indische Verhältnisse, wo Reichtum nichts ist, wofür man sich (wie in Europa) zu schämen braucht, ist das reichlich dünn und unreflektiert.
Dank Ratnams virtuoser Inszenierung (sieht man von den dramaturgischen Schwächen ab), A.R. Rahmans geschmeidiger Musik und den tollen Akteuren ist "Guru" sicherlich sehenswert, nur leider ist er nicht die Offenbarung, die man sich hätte wünschen können. Über Macht, Politik und Korruption hat er in 155 Minuten weniger zu sagen als "Syriana" in einem einzigen Monolog. Vielmehr zeichnet das konfliktarme Verbinde-die-Punkte-Drehbuch mutlos das Bild eines Mannes, der wacker voranschreitet, um seinen Traum vom Reichtum zu verwirklichen und sich gegen böse Medienleute wehren muss. Armer, gebeutelter, pompöser Machtmensch. So ein Mann mit seinen grauen Schattierungen wäre eigentlich das ideale Opfer für eine Demontage. Ratnam hat daran aber kein Interesse, denn seine Sympathien liegen bei ihm. Beim geldgierigen Kerl, der den korrupten Staat mit dessen eigenen Waffen schlägt. Klingt fast nach dem Manifest einer neoliberalen Partei.
SONGS
1) Mayya - Mallikas sexy Item-Number mit
Nah-Ost-Einflüssen. Das Lied ist innovativ, strengt aber mit der Zeit etwas an
(Mayyam Toller, Chinmayee, Keerthi).
2) Barso Re - Poetisches Einführungslied für Ash, etwas zu schnell nach
dem ersten Song platziert, aber wer kann schon Ash im Regen widerstehen? (Shreya
Ghoshal).
3) Tere Bina - Seltsame Platzierung im Plot, aber wunderbar gesungen und
komponiert (A.R. Rahman, Murtaza Qadir).
4) Ek Lo Ek Muft - Das Stück in Kombination mit Abhis Look und seinem
beschwipsten
Zustand erinnert an Papas "Khaike Paan Benaras Wala"
(Bappi Lahiri).
5) Jaage Hain - Sehr schönes, leises Stück, leider nur in einer Akustik-Version
angespielt (Chitra, A.R. Rahman).
MEINE DVD
Adlabs (USA), Code 0, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Hindi 5.1 und 2.0 mit englischen, holländischen, hebräischen und spanischen Untertiteln (Songs
nicht untertitelt).
Disk Rating * * * ½ (Solides Bild, bei bewegten
Szenen relativ unscharf)
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nehaflix (USA)
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EXTERNE REVIEWS
imdb
indiafm.com (4/5)
Planetbollywood (7/10)
BBC (3/5)
Rediff.com
(3/5)
SCREENSHOTS
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