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Actiondrama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
Shoot Out At Lokhandwala

Regie Apoorva Lakhia
Drehbuch Apoorva Lakhia, Sanjay Gupta, Suresh Nair
Produktion Sanjay Gupta, Shobha Kapoor, Ekta Kapoor
Songs Anand Raj Anand, Strings, Euphoria, Biddu, Mika
Kamera Gururaj R.J.
Choreografie Ganesh Acharya, Remo, Rajiv Goswami
Darsteller Sanjay Dutt, Vivek Oberoi, Sunil Shetty, Arbaaz Khan, Amitabh Bachchan,
Tusshar Kapoor, Amrita Singh, Dia Mirza, Aarti Chhabria, Neha Dhupia, Abhishek Bachchan
Länge 122 Min.

Kinostart 25.5.2007
Box office classification
Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 3.7.07
©  Bilder Rainbow, Screenshots molodezhnaja


STORY
Shamsher Khan (Sanjay Dutt) ist der Leiter der Spezialtruppe ATS - des Anti-Terrorist Squad, die er selbst im gegründet hat und dazu 27 der besten Männer aus Mumbais Polizeicorps rekrutierte. Nun sitzen er und seine beiden Assistenten Javed Shaikh (Arbaaz Khan) und Kaviraj Patel (Sunil Shetty) vor dem kritischen Anwalt Dhingra (Amitabh Bachchan), der ihnen vorwirft, die Grenzen des Gesetzes überschritten zu haben. Auslöser dieses Hearings: die Belagerung des Lokhandwala-Komplexes im Sommer 1991. 286 Polizisten beschossen das Gebäude, in dem sich die Gangster um Maya (Vivek Oberoi) und Dilip Buva (Tusshar Kapoor) verschanzt haben, und verwandelten das Quartier in ein Kriegsgebiet. Wie ist es zu diesem Blutbad gekommen? Dhingra will Antworten.

 

REVIEW
"Basierend auf wahren Gerüchten" steht auf dem Plakat des Films - eine geschickte Aussage über den Wahrheitsgehalt des Inhalts und um allfällige Klagen zu umgehen, denn der Plot fusst tatsächlich in der Realität, erlaubt sich allerdings etliche dramatische Zuspitzungen und Übertreibungen. Gut so, denn "Shootout at Lokhandwala" will gar kein Dokudrama sein, sondern packendes Bollywood-Kino mit einer griffigen Story. Genau das liefert Regisseur Apporva Lakhia in seinem dritten und besten Film nach Mumbai Se Aaya Mera Dost
und Ek Ajnabee auch: einen fetzigen Actionreisser mit historischem Hintergrund, besetzt mit Top-Stars und gehalten in einem trendig-urbanem Stil.

Erinnerungen an amerikanische Genre-Vorbilder wie "Heat" werden dabei szenenweise ebenso wach wie an das typische Bombay-Gangsterkino à la Company. Lakhia geht jedoch einen Schritt weiter als viele seiner indischen Regiekollegen und hält sich bei der Blei-Gewalt nicht gross zurück. Die Schussgefechte haben mancherorts Peckinpah-Ausmasse und das passt durchaus zum Plot. Wer also nicht mit Kopfschüssen und Blutfontänen klarkommt, der sollte um den Film einen Bogen machen. Er ist roh, er zeigt ein Mumbai der Gewalt und er zelebriert den Gebrauch von Schusswaffen. Eigentlich kein Wunder bei dem Titel und der Thematisierung dieser gigantischen Cops-gegen-Gangster-Schiesserei im Lokhandwala-Quartier.

Dieses zu Beginn des Films bereits eingeführte, aber erst im Finale gezeigte Schussgefecht ist hervorragend inszeniert. Eine solche Belagerung habe ich im Hindi-Kino bislang nicht gesehen - gleichzeitig realistisch und doch voller cineastischer Power. Und von Anfang an macht eine Reporterin, unspektakulär gespielt von Dia Mirza, klar, dass dieses Geballere moralische Fragen aufwirft. Darf die Polizei das? Ein Grossteil des Films widmet sich genau diesem Thema der Polizeigewalt und den Mitteln, welche die Gesetzeshüter im Kamp gegen die Schurken anwenden. "Gangster in Uniform" nennt Amitabhs Figur die ATS-Leute und tatsächlich kommt es hier schon mal vor, dass ein Unschuldiger eine Polizei-Kugel im Magen hat oder Ganoven in aller Öffentlichkeit hingerichtet werden. "Encounter" nennt sich diese gerne in Filmen demonstrierte und von Menschenrechtsverbänden kritisierte Praxis.

Auf der anderen Seite sind die Gangster auch nicht zimperlich. So schiesst Tusshars Charakter einmal einfach zwei Leute "zusätzlich" tot, damit ihr Mord grössere Schlagzeilen macht. Sympathien kann man dieser Truppe jedenfalls nie entgegen bringen und es bedarf schon viel Mut seitens der Filmemacher, eine Story vorzulegen, bei der es schwierig bleibt, sein Mitgefühl einer Seite zuzuordnen. Klar liegt es primär bei den Cops, vor allem nach der schrecklich kaltblütigen Ermordung von Abhishek Bachchan, der einen schicken Kurzauftritt als Cop absolviert. Doch die Polizisten tun alles, um allfällige Sympathien wieder zu vernichten, wodurch am Schluss beinahe "moralischer Gleichstand" herrscht.

Und dann macht Lakhia seine fatalen Fehler. Zuerst während der Schiesserei, bei der die Gangster ihre Liebsten anrufen und teilweise die Taten heulend bereuen. Das klappt schlicht nicht. Zum einen nimmt man ihnen die Reue nicht ab, zum anderen funktioniert die Rang De Basanti-mässige Sympathieerzeugung im Kugelhagel mit diesen Personen nicht. Das sind eiskalte Killer, blutgeile Mörder. Egal, ob ihr Papa böse war oder die Mama sie zum Schurkentum animierte: Man hasst diese Kerle und jeder Versuch, sie so kurz vor Schluss emotional "zu melken", ist zum Scheitern verurteilt. Als wäre das nicht schon mühsam genug, kippt Lakhia zum Schluss dann sogar noch die mühsam aufgebaute moralische Balance. Die Polizeigewalt wird schnurstracks relativiert und regelrecht unter den Teppich gekehrt. Klar hält sich der Regisseur dabei nur an die Fakten, doch sie stehen quer im Raum und widersprechen allem, was davor kam. Amitabhs Satz "Wen hätten sie lieber mit einer Waffe vor der Tür? ACP Khan oder Maya?" hat schon was, nur ist dies ein zu billiger Ausweg für einen lange Zeit durchaus cleveren Film.

Der Plot bleibt abgesehen von diesen Problemen im letzten Akt stark. Gleiches gilt für die Akteure, die fast komplett einen guten Eindruck hinterlassen: Sanjay ist cool, sein letztes Zigarettenanzünden von perfektem Timing. Vivek zeigt einmal mehr, dass er als Schurke am besten ist, auch wenn er hier lediglich seine Company-Rolle variiert. Tusshar nimmt man den harten Gangster nicht immer ab, aber er wächst in die Rolle. Sunil, Arbaaz und Abhishek können überzeugen, Amitabh wirkt etwas unterfordert, aber souverän. Während Amrita Singh als Viveks Mama einen starken Eindruck hinterlässt, schneiden die anderen Frauen schwächer ab - Neha Dhupia in einer nutzlosen Rolle als Sanjays Frau, Dia Mirza als Reporterin, Aarti Chhabria als Tanz-Dekoration.

Überhaupt sind die Tänze und Songs hier unpassend. Nichts gegen ein gutes Lied in einem Gangsterfilm (siehe "Khallas" in Company), aber hier sind sie schlecht platziert und von nur mittelmässiger Qualität. Wegschneiden wäre besser gewesen, vor allem, da eh alle aufs Konto der Gangster gehen und deren Lebensstil dadurch nur unnötig glorifiziert wird. Deutlich besser kommt der Rest des Scores herüber, ein Gemisch aus rockigen Melodien und klassischen Klängen. Kameratechnisch überzeugt der Film auch, obwohl einmal mehr der Einsatz von Filtern (diesmal in braun) masslos übertrieben ist - liegt wohl an Sanjay Gupta, der hier produzierte. Der braucht das.

Das Fazit fällt letztendlich positiv aus. Kleinere Dinge wie die ärgerlichen Zeitraffer (merke: laufende Menschen nie im Zeitraffer zeigen, sonst sehen sie aus wie Cartoon-Figuren) oder Sanjays Unvermögen, eine Pistole beim Schiessen gerade zu halten, fallen kaum ins Gewicht. Die grösseren Probleme wie die inkonsequente Moral gegen Schluss, das teilweise fast parodistische Macho-Gehabe und die unnützen Songs schaden dem Gesamteindruck schon deutlich mehr. Doch dank tollen Stars, einer treffsicheren Inszenierung sowie fetziger (und blutiger) Action gelingt es den Machern, das déjà-vu-Gefühl, das allen Gangsterfilmen made in Bollywood längst anhängt, abzuschütteln und einen sehenswerten Film vorzulegen.

PS: Geklagt und protestiert wurde trotzdem. Unter anderem von Sikhs, weil eine Terrorgruppe im Film aus Sikhs besteht, von Mayas echter Mutter, vom Unterwelt-Don Chhotta Rajan und von der Schauspielerin Pooja Bedi, die damals zufällig in der Nähe von Lokhandwala ein Interview gab und in der Sequenz nun nicht sonderlich vorteilhaft von Rakhi Sawant dargestellt wird.

 

SONGS
1) Unke Nashemein - Solides Mitschunkellied mit leichtem "Kajra Re"-Flair (Sukhwinder Singh, Mika, Anand Raaj Anand).
2) Mere Yaar - Nette Up-Tempo-Nummer. Aber unnütz für den Film (Anand Raaj Anand, Sunidhi Chauhan).
3) Ganpat - Die mühsamen englischen Lyrics und der Sprechgesang sind nicht das Wahre, kommen aber sicher an bei den Massen (Mika, Anchal).
4) Aakhri Alvida - Eine schöne Ballade für den Abspann, gesungen von der pakistanischen Band Strings.

 

MEINE DVD
Rainbow (USA), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * (Unschärfen, Verpixelungen und teilweise Farbverfremdungen bei bewegten Szenen)

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb
indiafm.com (3/5)
BBC (2/5)
Rediff.com (1½/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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