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Drama. Indien. Hindi
Alternative Titel
KANK; Never Say Goodbye; Bis dass das Glück uns scheidet

Regie Karan Johar
Drehbuch Karan Johar, Shibani Bathija
Produktion Hiroo Yash Johar
Songs
Shankar-Ehsaan-Loy
Kamera Anil Mehta
Choreografie Farah Khan
Darsteller Shahrukh Khan, Rani Mukherjee, Preity Zinta, Abhishek Bachchan,
Amitabh Bachchan, Kiron Kher, Arjun Rampal,
Ahsaan Channa, John Abraham, Kajol

Länge 192 Min.

Kinostart 11.8.2006
Trade classification
Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 17.10.06
©  Bilder Yashraj, Screenshots molodezhnaja


STORY
New York: Rishi (Abhishek Bachchan), der Sohn des Exzentrikers Samarjit "Sam" Singh Talwar (Amitabh Bachchan), heiratet die hübsche Maya (Rani Mukherjee), die bis zuletzt zögerte. Der Fussballer Dev Saran (Shahrukh Khan) überzeugte sie davon, dass sie die Ehe wagen sollte - danach trennten sich ihre Wege und er verunfallte: Devs Sportkarriere ist beendet. Jahre später ist aus ihm ein verbitterter Mann geworden. Die Brötchen verdient seine Frau Rhea (Preity Zinta), die Leiterin eines Modemagazins. Das gibt Devs Ego einen weiteren Knick. Eines Tages trifft er Maya wieder. Auch ihre Ehe kriselt, massgeblich deshalb, weil sie ihrem etwas kindlichen Gatten kein Baby gebären kann. Zwischen Dev und Maya entsteht nach manchen Streitereien langsam eine Bindung.

 

REVIEW
Vor nunmehr vier Jahren habe ich Lagaan im Kino gesehen und war angefixt. Doch erst meine erste Bollywood-DVD machte mich süchtig. Es war Kuch Kuch Hota Hai und nicht nur deshalb werde ich auf alle Zeiten einen ganz weichen Punkt für Regisseur Karan Johar haben. Sein Nachfolge-Hit Kabhi Khushi Kabhie Gham, in seiner Heimat häufig wegen seiner Dekadenz gescholten, richtete bei meinen Tränenkanälen vernichtende Schäden an und er brachte den deutschsprachigen Raum auf Bollywood-Kurs. Deshalb hat nun auch halb Zentraleuropa eine besondere Sympathie für Johar. Der Hype um seinen dritte Regiearbeit "Kabhi Alvida Naa Kehna" war dementsprechend in unseren Breitengraden mindestens so gross wie in Indien - wenn unter Fans nicht sogar grösser. Diesem ungeheuren Druck hält der Film nicht stand. Nimmt man einen Schritt zurück, entdeckt man in dem simpel gestrickten 192-Minuten-Koloss aber vieles, was wir an Bollywood lieben gelernt haben.

Das sind primär die Stars. In Indien pflegt man einen Starkult, der weit über jenen in Hollywood hinausgeht. Hiesige Bollywood-Fans lassen sich davon mühelos anstecken, ich bin da keine Ausnahme. Solch vorbehaltlos sehenswerte Schauspieler wie Shahrukh Khan, Rani Mukherjee, Preity Zinta, Abhishek Bachchan und Amitabh Bachchan in einem Film zu bestaunen, ist per se bereits ein Erlebnis. Die Leute könnten aus dem Telefonbuch vorlesen, man würde an ihren Lippen kleben. Aussenstehende haben Mühe, das nachzuvollziehen und rational lässt sich das auch nicht vollständig erklären - doch Fakt bleibt, selbst in den ödesten Minuten dieser Drei-Stunden-plus (der erste Bollywood-Film dieses Jahres, der über 180 Minuten dauert) ist "Kabhi Alvida Naa Kehna" eine Freude, da jeder Witz, jedes Tänzchen, jede Träne dieser Stars eine Kraft entwickeln, die Karan Johar hervorragend zu uns zu tragen weiss.

Darauf ist er auch dringend angewiesen, denn seine Story ist dünn. Vergesst das Gerede um einen "mutigen Film über Seitensprung". Das ist es nicht. KANK ist vielmehr eine klassische Bollywood-Vierecksgeschichte mit dem minimalen Unterschied, dass beide Paare verheiratet sind. Die Essenz bleibt dieselbe und Karan versucht verbissen, den Film als mehr hinzustellen, als er eigentlich ist. Er ist keine Reflexion über Ehe, Liebe und Vertrauen, das sind höchstens kleine Bausteine in einer formelhaften Vierecksstory. Dass die Story nur haarscharf über 0% Tiefgang birgt, schiebe ich Shibani Bathija in die Schuhe. Wer ist diese Dame? Kein Bollywood-Fan hat je was von ihr gehört und dieses Jahr schreibt sie aus dem Stand die Drehbücher für zwei der grössten Produktionen: Fanaa und KANK. Beide lahmen an einem einfachen Drehbuch, gaukeln aber vor, tiefgründig zu sein. Dünne Figuren und Geschichten sind mir in einem Popcorn-Film egal, doch wenn ein Streifen ernste, lebensnahe und kontroverse Themen anpackt, muss er diesen auch gerecht werden. Die beiden Filme schaffen genau das nicht. Fanaa brach sein Reissbrett-Skript sogar fast das Genick, KANK überlebt es besser, weil es keine Story über Politik und Terror ist, sondern nur über vier mehr oder weniger verliebte Leute. Doch um weiteren Schaden abzuwenden: Verpasst dieser Dame so schnell wie möglich einen Fusstritt und lasst sie nie wieder ein Skript schreiben. Nie. Wieder.

Zum Glück war Karan selbst Co-Autor und gibt den Ereignissen seinen eigenen Touch. Diesen erkennt man bereits in den Anfangsszenen, wenn Shahrukh genauso eingeführt wird wie Hrithik in K3G. Was mir an der Anfangsphase indes gefiel, war die gewitzte Montage. Doch es fehlt dieses Gefühl, man werde etwas Grosses sehen, wie in K3G, da Johar einem die Figuren im Schnelldurchlauf vorstellt. Grosse Überraschungen hat er danach nicht mehr bereit, aber die Freude liegt im Detail. Zum Beispiel den Dialogen, die mit Sätzen wie "ich bin der grösste Kompromiss in deinem Leben" oder "Sam rennt den Weibern nach, Samarjit den Erinnerungen" überraschend deutlich auf den Punkt kommen. Das ist man vom Hindi-Kino, wo meist lange und poetisch um den heissen Brei geredet wird, nicht gewohnt.

Ebenso schön die vielen Filmanspielungen vom witzigen DDLJ-Zitat unter den Kindern, die Dev Anand- und Rishi Kapoor-Namensnennung, Amitabhs "just chill"-Gesang und eine (nicht ganz gelungene) Hommage an die berühmte Orgasmus-Szene in "When Harry Met Sally". Wie von Karan nicht anders gewohnt, flicht er natürlich auch wunderbare Songs ein, die in Kombination mit den Bildern, den Kostümen von Manish Malhotra und Farah Khans Choreografie zum Genuss werden. Bestes Beispiel: "Rock 'N' Roll Soniye" ist für jeden, der je mit Karan-Johar-Filmen angefixt wurde, eine in Euphorie versetzende Party, das Äquivalent zu "Say Shava Shava" - und dass Kajol einen Gastauftritt hat, versüsst die Sache doppelt. John Abraham absolviert ein Cameo in "Where's the Party Tonight" und auch wenn er ohne Gaststar auskommen muss, ist auch "Mitwa" herrlich. In "Tumhi Dekho Naa" läuft Kameramann Anil Mehta (Veer-Zaara) auch einmal zu Hochform auf, sonst bleibt er überraschenderweise etwas im Hintergrund. New York ist halt eben auf Dauer nicht der attraktivste Platz (anders als im Johar-produzierten Kal Ho Naa Ho drehte das Team diesmal wirklich im Big Apple). Mir wäre es lieber, Johar würde mal wieder in Indien drehen, statt sich betont modern und dadurch visuell so glatt poliert zu geben. Sein Kameramann wäre ihm sicher auch dankbar.

Dieses moderne Element zieht sich durch den ganzen Film. Das Thema möchte modern und mutig sein, die Kleider sind modern, die Musik, die Wohnungen. Dadurch entfernt sich Karan aber zunehmend von seiner Heimat - durchaus gewollt, aber auch etwas befremdlich für uns Fans. Wenn ich einen New-York-Film will, schaue ich mir einen alten Woody Allen an. Ist es wirklich zwingend, dass uns nun auch einer der wichtigsten Filmemacher Bollywoods gleich zweimal hintereinander eine Geschichte auf dem amerikanischen Kontinent vorsetzt? Ein kleines Dorf wäre eh besser gewesen, da sich hier die Leute ständig über den Weg laufen. In einem Kaff kein Problem, in New York wohl eher unwahrscheinlich. Doch Johar sieht sich gerne als Kosmopolit, darum dreht er in einer Metropole und darum rutscht KANK bedenklich nahe an einen Werbefilm für "Vanity Fair" oder "Vogue". Das dürfte die Gerüchte über Karans Homosexualität eher verstärken als zerstreuen.

Letztendlich hängt das Mass eurer Zuneigung zu KANK von vorgegebenen Faktoren ab, nicht zuletzt vom Mögen oder Nicht-Mögen Shahrukh Khans. Ich mag ihn, doch hier ist er eher eines der schwächeren Elemente. Er verzichtet auf sein bekanntes Kopfschüttel-Leiden und versucht sich stattdessen in den dramatischen Szenen darin, seinen Unterkiefer auszurenken und hilflos die Augen zu verdrehen. Zu oft grenzt das ans Grimassenschneiden und wäre das nicht Shahrukh Khan, der selbst in einer verbitterten Rolle Charisma ausstrahlt, man müsste ihn für sein Spiel in die Pfanne hauen. KANK ist eine seiner durchschnittlicheren Leistungen und dementsprechend wenig leidet man mit ihm mit. Da kann er noch so oft heulen. Rani hingegen ist das schauspielerische Glanzlicht, schön und engagiert wie immer. Die unterforderte Preity, Abhishek, Arjun Rampal und Kiron Kher (als Shahrukhs Mutter) sind eher Dekor, aber machen ihre Arbeit gut, Abhi und Preity vor allem in den Tänzen, die Shahrukh diesmal verwehrt bleiben. Amitabh Bachchan ist in seiner Paradiesvogel-Rolle ein kleines Ärgernis und kehrt dies ins Gegenteil, wenn er ruhig und nachdenklich wird. Dann ist er, meist in Kombination mit Kiron Kher, einfach wunderbar. Ausnahme: Der lästige "dein Arsch ist wie Chandigarh"-Scherz. Nur fragt man sich gegen Schluss schon, was seine Rolle sollte. Sie mündet ins Nichts und Karans Versuch, Emotionen abseits von Liebe und Ehebruch zu erzeugen, scheitern kläglich. Denselben Leerlauf produziert Karan auch anderswo, so etwa beim Sohn von Dev und Rhea, der für die Story keine Konsequenzen hat und nur an ganz wenigen Stellen zum Einsatz kommt.

Für mich wiegen die guten Aspekte die negativen nichtsdestotrotz auf. KANK ist ein schöner, langer, klischeehafter, simpel gestrickter Film. Ein etwas kalt lassender, aber stets unterhaltsamer Film mit flotten Songs und Figuren, denen man allen einfach das Beste wünscht. Es ist kein Werk, bei dem man das Kissen vollrotzt, sondern bei dem man etwas reserviert mitleidet, sich mitfreut, sich unterhält. Kein grosser Film, aber ein guter. Und ohne den Hauch eines Zweifels bislang Karan Johars schwächste Regiearbeit.

 

SONGS
1) Kabhi Alvida Naa Kehna I - Das zurückhaltende Titellied, angespielt über dem Vorspann (Sonu Nigam, Alka Yagnik)
2) Rock 'N' Roll Soniye - Keine grosse Kompositionskunst, aber in Kooperation mit Farah Khans Choreografie und den Stars ein typischer Johar-Knaller (Shankar Mahadevan, Shaan, Mahalaxmi Iyer)
3) Mitwa - Der Refrain ist umwerfend, der Gesang dazwischen auch nicht übel (Shafqat Amanat Ali, Shankar)
4) Tumhi Dekho Naa - Schönes Romantik-Stück mit intensivem Farbenspiel (Sonu Nigam, Alka Yagnik)
5) Where's the Party Tonight - Der Song braucht seine Zeit, bis er zu einem durchdringt, aber er bleibt plump. Passt aber perfekt an diese Stelle (Shaan, Vasundhara Das)
6) Kabhi Alvida Naa Kehna II - Schöne Reprise, auch wenn das Lied etwas an das Titelstück von "Kal Ho Naa Ho" erinnert (Sonu Nigam, Alka Yagnik).
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MEINE DVD
Yashraj (GB), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln (Film und Songs). Ausserdem folgende Untertitel: Arabisch, malaysisch, tamilisch, telugu, kannada.
Disk Rating * * * ½ (Etwas zu hohe Farbsättigung, aber knackiges Bild, meist sehr scharf. Die Verpackung ist etwas Mühsam, die Bonusdisk attraktiv).

Achtung: Die legale Disk von Yashraj hat dasselbe System wie die "Fanaa"-Disk, bei dem man unten zieht und dann beide Scheiben herauskommen. Andere Verpackungen deuten auf Raubkopien hin! (jedenfalls bis Rapideyemovies seine deutsche Disk herausbringt)

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb
indiafm.com (4½/5)
Planetbollywood (9/10)
BBC (3/5)
Rediff.com (2/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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