Mittellange Kritiken bis 2000
go to: 2001
>
2002 (A-N) >
2002 (O-Z) > 2003
Ich habe weder Platz noch Zeit, allen Filmen eine eigene Seite zu widmen. Andererseits sind Ein-Satz-Kritiken für viele Filme auch wieder zu schade. Deshalb hier, für ein paar ausgewählte Filme, mittellange Kritiken. Achtung: Warten, bis die Seite ganz geladen ist. Lange Wartezeit.
Die Filme:
54, 2001: A Space
Travesty
Behind the Green Door, The Body, But I'm a Cheerleader
Christie Malry's Own Double-Entry,
Committed, The
Contender, Cruel Intentions 2
Deep Throat, The Devil in
Miss Jones, D-Tox (Eye See You)
Emanuelle in America
Fucking Åmål
Gods and Monsters
Regie und Buch: Mark Christopher
Mit: Ryan Phillippe, Mike Myers, Salma Hayek, Breckin Meyer, Neve Campbell, Heather
Matarazzo, Sela Ward, Michael York, Mark Ruffalo, Lauren Hutton, Ron Jeremy, Cindy
Crawford, Donald Trump, Heidi Klum,. Sheryl Crow, Art Garfunkel, Peter Bogdanovich,
Michael Pitt
Die MPAA ist schuld. Die US-Filmklassifikationsbehörde
drohte "54" mit einem tödlichen NC-17-Rating, worauf die Produzenten den
Streifen umschnitten und damit im Kino floppten. Die Kritiker verrissen ihn genüsslich.
Aber so schlecht isser nicht. Zwar weiss man, dass damals im New Yorker Szeneclub
"Studio 54" bedeutend mehr abging, als im Film gezeigt wird, aber es ist doch
noch immer einiges los. Die Erotik knistert halt einfach auf Sparflamme. Was nicht heissen
soll, dass es zwischendruch nicht heiss wird. Liegt vor allem an Ryan Phillippe, dessen
Oberkörper für den Film regelrecht vermarktet wurde. Er macht jedenfalls eine gute Figur
in der Rolle und wenn zu Beginn das Neonlicht auf sein Gesicht fällt, sieht er wahrlich
aus wie ein Engel.
Aber Mike Myers ist besser. Als schwuler Clubbesitzer Steve Rubell gibt er eine glanzvolle
Performance. Auch etliche andere Co-Stars (Salma Hayek, Heather Matarazzo) haben mehr
Feuer als Ryan - doch das liegt mehr an der etwas blassen Rolle. Was unbedingt gesagt
werden muss, ist, dass der wahre Star von "54" die Disco-Atmosphäre ist. Klar
wurde hier "aufgeputzt", aber Drogen, ungeschützter Sex und Disco-Grooves sind
in Ansätzen noch da. Die Musik ist toll, die Sets akkurat. "54" wirkt so fast
wie der kleine Bruder von "Boogie Nights" - natürlich ohne je so genial zu
sein. Dennoch gute Unterhaltung für 90 Minuten. Und schade ist die NC-17-Version nirgens
zu kriegen :)
PS: Das Teaser-Poster unten rechts (sorry für die schlechte Qualität) wurde zurückgezogen, da es die Gemüter zu sehr erregte ...
Bestellt die DVD hier.
James Berardinelli (USA) 2½/4
Tele (CH) 2/4
imdb
2001: A Space Travesty USA/D 2000
Regie: Allan A. Goldstein
Mit: Leslie Nielsen, Ophélie Winter, Peter Egan, Alexandra Kamp, Ezio Greggio,
Pierre, Verona Feldbusch
Autsch autsch autsch. Diese Parodie auf Kubricks "2001" ging echt in die Hosen. Leslie Nielsen, der seinen Höhepunkt mittlerweile mehr als überschritten hat, kopiert beinahe exakt seinen Charakter aus den genialen "Naked Gun"-Filmen, erzeugt aber höchstens 10 Lacher. Das mag viel sein (etwa im Vergleich zu Knallharte Jungs), aber bei ca. 1 Gag alle 10 Sekunden sind 10 gelungene doch sehr wenig ... Schuld daran hat weniger Nielsen, als das Produktionsteam. Nielsen ist nämlich eigentlich kein Komiker. Er ist jedoch genial, wenn es darum geht, in den dümmsten Situationen ein ernstes Gesicht zu behalten. Der Trick an der "Naked Gun"-Reihe ist, dass alle ernst spielen - und so die abstrusen Situationen, die hirnrissigen Dialoge erst lustig werden. In "2001: A Space Travesty" (deutsch: "2002 - Durchgeknallt im All") wird dies immerhin versucht. Aber ohne Erfolg. Die Gags, die im Hintergrund ablaufen (auch dieses Konzept ist direkt aus den Komödien von ZAZ geklaut) sind einfach zu wenig komisch oder extrem abgestanden. Und hie und da sieht man Nielsen ein lustiges Gesicht machen ... ein Sündenfall. Genau das sollte er nicht! Wenn er nicht mehr "straight" spielt, ist das Comedy-Moment im Nu weg.
Das alleine würde noch nicht für einen Komplettflop reichen, aber "A Space Travesty" hat mehr: Da sind die shrecklich doofen Furz- und Fäkalgags, da sind die blassen Nebendarsteller (Verona Feldbusch ist in zwei Mini-Szenen zu sehen, wohl weil es eine deutsche Koproduktion ist), da ist die infantile Story, die beginnt wie "Naked Gun" und endet wie "Naked Gun 33 1/3". Sehr einfallsreich. Da sind aber auch die trashigen Alien-Masken, die furchteinflössend miesen Dialoge, die peinliche Paarung von Nielsen mit der schönen sängerin Ophélie Winter. Die Liste ist endlos. Erwartet aber bitte auch keinen Trash-Spass, denn dazu reichts auch nicht. "A Space Travesty" fällt zwischen Stuhl und Bank und ist einfach nur schlecht. Ach, und bevor ichs vergesse: Die deutsche Synchronisation macht den Scheiss noch mieser ...
Behind the Green Door USA 1972
Produktion und Regie: Artie und Jim Mitchell
Mit: Marilyn Chambers, George S. McDonald, Johnny Keyes, Lisa Grant, Yank Levine,
Adrienne Mitchell
Denkt euch mal an den Anfang der 70er. Da geht das Kino-intersserierte Pärchen in den Ausgang, entscheidet sich für einen Film und besucht Deep Throat. Oder The Devil in Miss Jones. Oder "Behind the Green Door". Damals kam Pornografie an die Oberfläche, die ersten legalen Hardcore-Filme liefen in respektierten Kinos, die Leute schauten sich das an wie "normale" Filme. Pioniere dieser Zeit waren Gerard Damiano und die Mitchell Brothers. Sie zeichnen für die drei grossen Klassiker des Pornokinos verantortlich, Filme, die ihren Einfluss bis heute bewahrt haben und Teil der Filmgeschichte wurden: Darum habe ich sie hier auch beschrieben. Damianos Deep Throat und The Devil in Miss Jones. Und "Behind the Green Door" der Mitchells. Während Damianos Filme vor allem auf viel Sex und akrobatische Übungen der Girls aus waren, halten die Mitchells einen Kunstanspruch hoch. Von den dreien ist "BGD" definitiv der künstlerisch anspruchsvollste.
Als Sexfilm im heutigen Sinne taugt er nicht wirklich. Bis zur ersten Hardcore-Szene dauert es schon mal eine halbe Stunde. Dann kommt die schöne Marilyn Chambers zum Zug. Sie war damals das Aushängeschild für "Ivory Snow"-Seife und ihr Auftritt sorgte deshalb für einen ziemlichen Skandal, weil das "saubere" Image der Seifenfirma zerstört wurde. Chambers war damals bildschön. Sie ist ein "All American Girl" und die Leute staunten, dass auch ein so schönes Mädchen sich für Pornografie hergeben kann. Von den Sex-Starlets ihrer Zeit war sie eindeutig die Schönste - und die Mitchells wissen das. Sie bringen sie auf die Bühne hinter der grünen Türe. Und von da an wirds härter. Erst kommt eine sehr erotisch gefilmte Lesbenszene. Die Mitchells benutzen aussergewöhnlich viele Closeups. Manchmal nur von Zungen oder Augen oder sonstigen kleinen Körperaussschnitten. Schon allein diese Technik klassifiziert "BGD" als "porn chic". Danach tritt "der schwarze Mann", der Ex-Boxer Johnny Keyes, aufs Pakett. Wie ein Tier bewegt er sich auf Marilyn zu und die Mitchells kosten die Provokation einer Interracial-Szene voll aus. Das All-American-Girl und der schwarze Mann - damals hatte das noch ein wenig mehr Sprengkraft als heute.
Die eigentliche Penetration ist kaum zu sehen, dafür sehr oft Marilyns Gesicht. Dann zum dritten "Gang". Damit begibt sich der Film auf eine völllig surreale Ebene. Vier Artisten gruppieren sich um Marilyn und während sie alle bedient, macht sich das Publikum ans Werk. Um die Plattform herum sitzen nämlich reiche Zuschauer. Eine fette Frau, ein Transvestit, hässliche Männer mit Vollbart, ein spindeldürres Model. Es kommt eine Orgie in Schwung, die alles andere als erotisch ist. Hier zeigt sich am besten, dass die Mitchells nicht bloss auf Pornografie aus sind. Die Zuschauer sind ein regelrechter Absteller - und symbolisieren vielmehr die Dekadenz der Reichen, die sich an jungem Fleisch aufgeilen. Man sollte nicht zuviel in den Film hineinlesen, aber die Mitchells lassen wenigstens Interpretationen zu. Dann der Höhepunkt. Marilyn empfängt die Ladungen ihrer Partner - und nun wechseln die Mitchells ins Psychedelische. Einmal in extrem-Slo-Mo (fast Bild für Bild), dann solarisiert, verfremdet, gespiegelt, übereinander gelegt spritzen die Männer ihren Samen in Marilyns Gesicht. Der Cumshot als Kunstform. Die 30 Jahre, die bis heute vergangen sind, haben den Sexszenen nicht gut getan und vieles wirkt heute einfach nicht mehr sexy an "Behind the Green Door", aber diese verfremdeten Ergüsse, die zur Fleischmasse verkommende Orgie oder die kultige Musik im Hintergrund zeigen auch heute noch, was "BGD" zum Klassiker des Genres macht. Ein Film wie kein anderer. Von den drei "Grossen" finde ich ihn knapp der beste - aber dennoch ist er weit davon entfernt, gut zu sein. Seine inszenatorischen Mängel fügen sich jedoch blendend ins Bild, dass man von einem 70's-porn-chic-Streifen hat. "BGD" ist zweifellos ein Meilenstein nicht nur im Pornokino - und in gewissem Sinne auch des 70's-Mainstream-Kinos. Deshalb hab ich ihn hier besprochen. Damit ist das legendäre Porno-Trio komplett. Keine Angst also, dass hier noch mehr "Schmuddel-Reviews" kommen ... aber man muss die Kunstform Film ja schliesslich in allen Facetten zu würdigen wissen.
Regie und Buch: Jonas McCord
Mit: Antonio Banderas, Olivia Williams, Derek Jacobi, John Shrapnel, John Wood,
Jason Flemyng, Mohammed Bakri
Das Gedankenspiel ist genial: Was, wenn in Jerusalem ein Skelett gefunden wird, das Jesus Christus sein könnte? Was also, wenn Jesus nie auferstanden ist? Wenn er ein ganz normaler Mensch war? Würde das Christentum zusammenrechen? Dieser Frage geht "The Body" nach - und tut dies dank subtilem Spiel von Banderas über weite Strecken auch sehr spannend. Das Dilemma von Antonios Charakter und eben das grundlegende Gedankenspiel fesseln. Aber ... die Umsetzung. Die Humor- und Actioneinlagen wollen nicht richtig passen. Ein paar Religionsklischees verderben den Spass. Überlang ist der Film auch noch - und das Ende ist Hunzbrunz. Da stiehlt man sich ganz billig aus der Verantwortung. Das hat die Idee nicht verdient. Der Film wurde vielerorts recht verrissen (Empire 2/5, Cinema 3/5, Total Film 1/5), aber ich gebe ihm 3, weil allein schon eine solch faszinierende Idee (Roman: Richard Sapir) in Hollywood selten genug ist.
But I'm a Cheerleader USA 1999
Regie, Story und Buch: Jamie Babbit
Mit: Natasha Lyonne, Clea DuVall, Cathy Moriarty, Bud Cort, Mink Stole, RuPaul, Michelle
WIlliams, Kip Pardue, Eddie Cibrian, Brandt Wille, Katharina Towne, Joel Michaely, Douglas
Spain, Katrina Phillips, Ione Skye, Julie Delpy
"But I'm a Cheerleader" ist eine knallbunte Pro-Gay-Satire im Stil eines John Waters - bloss weniger frech, dafür umso liebenswerter. Natasha Lyonne ("American Pie") spielt die 16-jährige Cheerleaderin Megan. Sie ist Vegetarierin, hört gerne Melissa Etheridge und ekelt sich vor den Zungenküssen ihres Lovers (kein Wunder, der Typ tut, als wolle er ein Feld beackern). Für Eltern und Freunde ist klar: Megan ist lesbisch und muss "geheilt" werden. Dazu wird sie in das Reha-Zentrum der strengen Mary (Cathy Moriarty) gesteckt, die mit Hilfe ihres Assistenten (RuPaul) den Mädchen und Buben die gleichgeschlechtliche Liebe austreiben will ...
Die Ausgangslage ist bereits sehr clever. Die paar Anzeichen, die die Eltern finden, sind lächerlich - aber Megan wird dennoch sofort abgestempelt. Und in "True Directions" (so heisst die Reha-Institution) muss Megan als erstes gestehen "ich bin lesbisch". Toll, vielleicht ist sie's, vielleicht auch nicht - aber nach dem ersten Tag in dieser "Klinik" ist sie auf dem Weg, es zu werden. Der Name "True Directions" ist damit bereits Teil der Satire, denn hier finden die Kids tatsächlich den richtigen Weg: Zur Homosexualität. Megan zum Beispiel verliebt sich in die aufrührerische Graham (Clea DuVall). Unter den "Patienten" findet sich auch Kinodebütant Kip Pardue, der hier exzessiv Zunkenküsse mit einem anderen Mann austauschen darf und als nächstes bei Sylvester Stallone ins Cockpit stieg (Driven). Welch ein Wandel. Mitlerweile ist er wieder auf kontroverseres Terrain zurückgekehrt (Rules of Attraction). Interessante Rollenwahl. Wenn wir schon bei der Besetzung sind: Die ist extrem gelungen. Natasha Lyonne ist wunderbar naiv, Clea DuVall, die in "Girl, Interrupted" und "The Faculty" ähnlich rebellische Rollen spielte, ist der ideale Gegenpart. Die beiden Girls haben echt Chemie.
Transvestit RuPaul als ehemaligen Schwulen zu besetzen (ohne Perücke und Stöckelschuhe) ist ebenfalls ein Geniestreich und Cathy Moriarty spielt köstlich over the top. Ihren Filmsohn gibt Eddie Cibrian ("Say It Isn't So") und beim Typen muss man sich nicht wundern, dass die Boys im Camp feuchte Augen (...) bekommen. Selten hat ein Mann erotischer Hecken geschnitten. Ach und dann sind da noch Julie Delpy und Ex-Teeniestar Ione Skye in netten Cameos.
Das alles wäre wunderbar arrangiert, doch leider hat Regisseurin Jamie Babbit Mühe, den Mittelteil zu füllen. "But I'm a Cheerleader" wird nach dem ersten grossen Setup etwas langatmig und durch all die Prüfungen im Camp durchzugehen, zieht sich in die Länge. Zum Schluss dreht der Film nochmals auf, so dass sicherlich ein guter Eindruck zurückbleibt. Toll besetzt, blendend ausgestattet (es dominieren pink und pastell), gut gespielt und frech inszeniert - "But I'm a Cheerleader" ist keine brillante Satire, aber ein sympathischer Pro-Gay-Film, der gut unterhält. Und PS: solche Camps gibt es in den USA tatsächlich zu Dutzenden. Ein erschreckender Gedanke ... die spinnen, die Amis.
Bestellt die DVD hier.
James Berardinelli (USA) 2½/4
Roger Ebert (USA) 3/4
BBC (GB) 3/5
Tele (CH) 3/4
Cinema (D) 3/5
Empire (GB) 2/5
Total Film (GB) 3/5
imdb
Christie Malry's Own Double-Entry GB 2000
Regie: Paul Tickell
Mit: Nick Moran, Neil Stuke, Kate Ashfield, Mattia Sbraglia, Marcello Mazzarella,
Salvatore Lazzaro, Shirley Anne Field, Sergio Albelli
"Christie Malry's Own Double-Entry" ist vielleicht nicht der beste britische Film des Jahres, aber sicher einer der ungewöhnlichsten. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Autor B. S. Johnson (der 1975 Selbstmord beging) schuf Regisseur Paul Tickell ein bisweilen innovatives und stets schwarzhumoriges sowie subversives Anti-Gesellschafts-Statement, das in Zeiten nach 9/11 natürlich umso schwerer auf dem Magen liegt. Und obwohl sich der Film thematisch eigentlich nahe am Fight Club-Terrain aufhält, würde ich "Christie Malry" nie in die selbe Liga stellen. Dafür ist seine Ausgangslage zu breit getreten, die Inszenierung zu salopp und die Botschaft zu nichtig.
Die Hauptrolle spielt "Lock, Stock and Two Smoking Barrels"-Star Nick Moran. Er ist Christie Malry, ein vom Leben enttäuschter junger Brite, der sich eigentlich nur Geld und Sex wünscht - und von beidem nicht gerade viel hat. Da entdeckt er seine Liebe für Buchhalterei. Die Idee von Soll und Haben fasziniert ihn. Er baut seine ganze eigene Welt auf diesem Prinzip auf. Was ihm jemand antut, wird vergütet - ob positiv oder negativ. Er spielt "Buchhalter des Lebens". Mit katastrophalen Folgen: So sprengt er die Steuerbehörde in die Luft und vergiftet das Wasser in einem Reservior - 12'000 Leute sterben. In diesem Momenten möchte man irgend etwas haben, womit diese enorme Brutalität gerechtfertigt wird. Aber es gibt nichts. Christie führt nur Buch. Und das ist eigentlich der geniale Ansatz des Films. Keine Moral, bloss "wissenschaftliches", buchhalterisches Denken. Leider wird die Idee im Laufe des Films nie wirklich weiterentwickelt und der Einfall, in Rückblenden ins Mittelalter zum Erfinder des Soll/Haben-Systems zurückzublenden, zahlt sich nicht aus - diese Episoden bleiben sehr langweilig.
Trotz dieser gravierenden Mängel bleibt "Christie Malry's Own Double Entry" allein schon wegen seiner kompromisslos eigensinnigen und schwarzen Botschaft ein interessanter Film, der in Zeiten stromlinienförmiger Hollywood-Kost doch immerhin eines tut: Aus der Masse herausstechen ...
Total Film (GB) 4/5
BBC (GB) 2/5
imdb
Regie und Buch: Lisa
Krueger
Mit: Heather Graham, Luke Wilson, Casey Affleck, Goran Visnjic, Patricia
Velazquez, Mark Ruffalo, Kim Dickens, Clea DuVall, Summer Phoenix, Dylan Baker,
Alfonso Arau
In "Committed" spielt Heather Graham die sexy New Yorkerin Joline, die immer hält, was sie verspricht. Deshalb ist auch ihr Eheversprechen mit Carl (Luke Wilson) heilig. Zwei Jahre später verduftet er jedoch aus ihrem Leben, reist nach Texas - und will sich "neu orientieren". Er brauche etwas Raum zum atmen. Den lässt ihm Joe gutmütig, doch als es ihr zu lange dauert, reist sie zu ihm und belagert sein Haus. Der Film kommt einfach nicht in die Gänge. Dinge passieren, Jo hält innere Monologe, Charaktere verhalten sich seltsam - nichts wirkt richtig real, nichts wirkt sonderlich interessant, höchstens zwei kleiner Überraschungen halten bei Laune. Das ist umso trauriger, weil Regisseurin Lisa Krueger ein höchst interessantes Independent-Ensemble versammeln konnte. Lustlos plätschert Szene für Szene vor sich hin und man(n) ertappt sich dabei, wie man Heathers anatomisch überwältigenden Körperbau studiert, anstatt dem Film zu folgen. "Committed" gehört zu der Art Filme, die man nicht verreissen mag, weil sie nichts a priori Schlechtes an sich haben - bloss eben leider so absolut im Mittelfeld liegen, dass man sie a) schnell vergisst und b) nichts darüber zu schreiben weiss. Deshalb hör ich hier auch auf ...
Bestellt die DVD hier.
James Berardinelli (USA) 2½/4
imdb
Regie und Buch: Rod Lurie
Mit: Joan Allen, Gary Oldman, Jeff Bridges, Sam Elliott, Christian Slater, William
Petersen, Philip Baker Hall, Saul Rubikek
Ex-Filmkritiker und Regisseur Rod Lurie ("The Last Castle") zauberte mit "The Contender" einen Politthriller aus dem Hut, der fast alleine von seinen grossartigen Akteuren lebt. Luries Inszenierung ist zwar gut, doch sie hat einige Probleme. Namentlich einen FBI-Subplot, der lustlos eingefädelt ist und die schleimige Abschlussrede des Präsidenten ("Oscar"-nominiert: Jeff Bridges), die patriotisch ist und den Film zu sauber abschliesst. Da wundert man sich nicht, hat Produzent und Hauptdarsteller Gary Oldman danach reklamiert, der Film sei zum Wahlkampffilm für die Demokraten verkommen. Obwohl ich noch so gerne jeden Republikaner angeschissen sehe, muss ich ihm doch beipflichten. Ein wenig kritische Ansätze hätten zum Schluss schon übrig bleiben müssen.
Dennoch kriegt der Film knapp dreieinhalb Sterne von mir. Die Geschichte ist bis zum Schluss nämlich spannend und recht intelligent. Sie erzählt von einer Senatorin ("Oscar"-nominiert: Joan Allen), die vom US-Präsidenten als Vize vorgeschlagen wird. Ein republikanischer Senator (Oldman) gräbt einen Skandal aus, nach dem die Kandidatin anscheinend an der Uni an einer Orgie teilnahm, und will sie in den Hearings abschiessen. In den McCarthy'esken Verhör-Szenen zeigt Lurie Scharfsinn und Oldman spielt schlicht brillant. Seine Dialoge sind präzisestes Politiker-Englisch. Er schuldigt die Kandidatin nie an, sondern suggeriert, intrigiert und denkt laut. Mit dem politischen Verstand eines Fuches untergräbt er scheinbar die Glaubwürdigkeit der Kandidatin. Doch diese wird brillant gespielt von Joan Allen und gibt nicht nach. Ihr moralisches Prinzip sagt, sie antworte nicht auf solche Anschuldigungen. Sexualleben ist ihre Sache. Punkt. Ob die Anschuldigungen wahr sind oder nicht, sie meint "sobald ich antworte, akzeptiere ich, dass überhaupt gefragt wird". Auch hier wieder die Anspielung auf McCarthy. Sehr schön.
Eine der besten Szenen ist jene, in der Oldman Allen vorwirft, eine Kindsmörderin zu sein, weil sie für die Abtreibung ist. Sie hätte eine starke Waffe gegen ihn in der Hand (seine Frau trieb vor 30 Jahren ab - ohne sein Wissen!), doch sie gebraucht sie nicht. Aus Anstand - und um ihren Prinzipien treu zu sein. Das Spiel der beiden in dieser Konfrontation ist erstaunlich. Was in Allens Kopf vorgeht ist sichtbar - und Oldman reagiert mit einem hämischen kleinen Grinsen ... dabei weiss er gar nicht, dass er moralisch geschlagen wurde. Es kommt soviel zusammen in dieser Szene. Und in anderen auch. Insofern ist der käsige Schluss doppelt enttäuschend. Amerikaner werden zwar ihre politische Seele zum Ende hin balsamiert bekommen und ihr Glaube in die Demokratie wird wieder hergestellt, doch wirklich überzeugend ist es nicht.
Total Film (GB) 3/5
BBC (GB) 3/5
Empire (GB)
Roger Ebert (USA) 4/4
Cinema (D) 4/5
James Berardinelli (USA) 3/4
imdb
Regie, Buch und Executive Producer: Roger
Kumble
Mit: Robin Dunne, Amy Adams, Sarah Thompson, Keri Lynn Pratt, Barry Flatman, Mimi
Rogers, Teresa Hill
Ich bin ein Fan von "Cruel Intentions" (1999), der coolen Teenie-Schlampen-Version von "Les liaisons dangereuses". Doch für diesem Prequel, das vor den Ereignissen des ersten Teils spielt und für das die Hauptdarsteller nicht mehr gewonnen werden konnten, hatte ich wenig Erwartungen. Diese wurden sogar noch untertroffen. Ryan Phillippe und Sarah Michelle Gellar spielten im ersten Teil mit soviel Gusto und verruchtem Teenie-Sexappeal. Robin Dunne (Skulls II) und Amy Adams, ihre Nachfolger, haben etwa soviel Sexappeal wie ein Holzbrett. Es gibt eine Duschszene mit Robin Dunne, die halbwegs sexy und witzig ist, doch damit hat es sich dann auch schon. Regisseur Roger Kumble, der auch das Original (und die Klamotte The Sweetest Thing) gedreht hat, ahnte wohl, dass er der Story nix mehr hinzuzfügen hat und drehte sie deshalb nochmals. Ohne Scheiss, ganze Szenen sind 1:1 übernommen - von der Anfangsszene bis zum "Long Island Ice Tea"-Gag. Einfach alles auf einem viel viel tieferen Niveau. Das liegt zum einen wie erwähnt an den schlappen Akteuren, zum anderen aber auch an Kumbles völligem Desinteresse für den Stoff. Es hat keine Originalität, keinen Esprit in diesem Film. Und das ist auf Dauer einfach sehr frustrierend.
Die, die "Cruel Intentions" mochten, sollten das Andenken nicht mit deisem Update beschmutzen. Denkt an Ryan Phillippe und Sarah Michelle Gellar. Denkt an den suggestiven "you can put it anywhere". Oder an One-Liner wie "e-mails are for geeks and pedophiles", "You could be a model. It's too bad you're not sexy" oder "Be her Captain Picard, Valmont - boldly go where no man has gone before." Ah, das war cool, das war verrucht, das war (dank yummi Sarah und yummi Ryan) auch sexy. "Cruel Intentions 2" ist nichts davon. Sondern ein Teenie-Filmchen vom Fliessband. Gähn.
Buch und Regie: Gerard Damiano
Mit: Linda Lovelace, Harry Reems, Dolly Sharp, Bill Harrison, William Love, Carol Connors
Einer der erfolgreichsten und berüchtigsten Filme aller Zeiten. Ein Klassiker des Pornokinos und mittlerweile ein Kultfilm. Doch was ist Legende, was ist Fakt? Fakt ist, der Film ist verdammt kurz (eine Stunde), Fakt ist auch, er ist nicht gut gealtert. Anfang der Siebziger war "Deep Throat" zusammen mit The Devil in Miss Jones und Behind the Green Door eine Art Revolution. Ein Pornofilm, der auf regulären Kinoleinwänden gezeigt wurde. Porno mit einer Story - Porno für die Massen. "Porn chic", wie das heutige Kritiker nennen. Und tatsächlich sieht man dem Film den Aufwand an. Der kultige Soundtrack wurde sogar eigens für den Film komponiert - welche 08/15-Produktion kann das heute noch von sich behaupten? Doch es muss auch mal gesagt sein: Der Film ist nicht erotisch. Kult ja, aber nicht erotisch. Nicht mehr, sollte ich sagen, denn vielleicht machte er in den 70ern die Leute ja wirklich an. Heute wirken die hässlichen Typen mit Schnurrbart und Körperhaar, die sich auf nicht gerade attraktiven Damen wälzen, eher als Absteller. Er ist keineswegs zurückhaltend (ja damals gabs schon Analsex), doch die Zeiten ändern sich, Erotik ändert sich. Mag sein, dass ein Pornofilm von heute keine Seele und keinen Charme mehr hat. Aber geiler als "Deep Throat" ist er wohl alleweil.
Doch Kult bleibt "Deep Throat" natürlich schon. Für alle, die die Story nicht kennen, hier ein Kurzabriss. Nun, ok, es ist die ganze Story: Linda Lovelace (zu ihr komme ich gleich) kann keinen Orgasmus kriegen. Der Arzt (Harry Reems) untersucht sie und entdeckt, dass ihre Klitoris im Rachen geachsen ist. Ich verarsch euch nicht, das ist die Story! Ihr könnt euch etwa vorstellen, was nun passiert - und wieso der Film "Deep Throat" heisst. Aber so eine Story, verbunden mit der köstlich debilen Musik, der miesen Akustik und der schrecklichen Kameraführung erzeugt ein unglaubliches Kult-Feeling. Wohl deshalb blieb der Film bis heute populär.
Linda Lovelace. Sie ist im April 2002 verstorben. "Deep Throat" hat sie berühmt gemacht, doch wer ihre Biografie kennt, weiss, dass sie damit nicht glücklich wurde. Sie drehte noch ein paar weitere Schmuddelfilme, bevor sie die Seiten wechselte. Sie wurde zur radikalen Bekämpferin der Sexindustrie. Nun war ihr jedes Mittel (ob wahr oder nicht, darüber streiten sich die Kenner bis heute) recht, um ihre früheren Arbeitgeber in den Dreck zu ziehen. Man habe sie zum Sex gezwungen etc. Wer bei imdb.com nachschaut entdeckt, dass sie vor "Deep Throat" einen Film namens "Dog Fucker" gedreht hat. Ja, der Titel ist zutreffend. Nein, ich hab ihn nie gesehen - aber ich denke, man kann Lindas späteren Sinneswandel ungefähr nachvollziehen. Anyway, sie starb im April 2002 53-jährig, weshalb ich die Kritik aufgeschaltet habe. Keine Angst, die Seite verkommt nicht zur Porno-Review-Ecke, aber "Deep Throat" ist eben mehr als nur ein Sexfilm. Er ist eine Filmlegende. Darum gehört er auch hierher ...
The Devil in Miss Jones USA 1973
Buch und Regie: Gerard Damiano
Mit: Georgina Spelvin, John Clemens, Harry Reems, Marc Stevens, Judith Hamilton
Schon wieder ein Pornofilm? Wird diese Website zur Porno-Review-Ecke? Nein - lest meine Einleitung und den Schluss von Deep Throat als Erklärung, warum auch ein Klassiker des Pornokinos Eingang in eine Filmkritik-Sammlung finden sollte. "The Devil in Miss Jones" gilt nämlich neben Deep Throat und Behind the Green Door als absoluter Klassiker des Pornofilms aus dessen avantgardistischer Blütezeit Anfang der 1970er-Jahre. Seriöse Kritiker wie Roger Ebert wurden damals auf "porn chic"-Produktionen wie "The Devil in Miss Jones" aufmerksam. Was unterscheidet "Devil" denn von heutigen Hardcore-Produkten? Vor allem die Akteure und der Produktionsstandard. Und die Zuschauer. Aber nicht nur: "Devil" hatte eine Story. "Devil" hatte eine verdammt niederschmetternde Stimmung. "Devil" hatte einen eigens komponierte Soundtrack. Hier ist der Film noch ein Gesamtkunstwerk - wie es sein sollte. Doch ist er auch gut? Jein.
Er ist sicher ein Klassiker und hat dieses Kult-Feeling an sich. Er gilt auch als avantgardistischster Pornofilm der Zeit und hat mit seiner düsteren Stimmung (Suizid in der Badewanne, das Finale in der Sex-losen Hölle) auch eine gewagte Atmosphäre. Doch ... die Zeit. Wie bei "Deep Throat" hat sie arg an dem Film genagt. Das wird v.a. in den Sexszenen deutlich. Irgendwie gilt es in der heutigen Zeit einfach nicht mehr als erotisch, wenn man bei einer Sex-Szene vor lauter "Busch" keinen Sex sieht. Und auch die Hauptdarstellerin und die männlichen Stars sind alles andere als erotisch. Aus heutiger Sicht, jedenfalls. Und dann eben diese depressive Stimmung. Als Sexfilm taugt "Devil" deshalb wenig. Versteht mich nicht falsch, er geht noch härter zur Sache als "Deep Throat" (will heissen: Hier ist alles erlaubt, selbst eine Sexszene mit einer Schlange), aber als "Aufsteller" kann man "Devil" sicher nicht gebrauchen. Als 70's-Kult aber ganz bestimmt.
Regie: Jim Gillespie
Mit: Sylvester Stallone, Charles S. Dutton, Kris Kristofferson, Robert Patrick, Tom
Berenger, Polly Walker, Jeffrey Wright, Dina Meyer, Robert Prosky
"D-Tox" wurde in den USA so oft verschoben, dass
der Verleiher glatt vergessen hat, wie der Film denn nun heisst. In Europa wurde er als
"Eye See You" lanciert, in den USA heisst er noch immer "D-Tox".
Starten soll er in den Staaten am 30. 11. 02. Nun, besonders freuen sollten sich die Amis
nicht, denn "D-Tox" gibt nicht viel her. Er beginnt noch ganz OK als ein
Cop-Slasher-Film mit recht brutalen Szenen. Sly verliert seine Verlobte, wird zum Alki und
soll eine Entziehungskur (D-Tox ... Titel 1) machen. Doch in dem abgelegenen Gebäude, wo
sich 10 Cops therapieren lassen, taucht der selbe Killer auf und sagt zu Sly "I See
You" (na ja ... daraus wurde eben Eye See You ... Titel 2). Irgendwie so. Von da an
wirds nämlich öde. Ein Cop nach dem anderen stirbt, ohne dass wir den Hauch von
Emotionen verspüren würden. Auch Spannung nicht. Hier gäbe es die Chance, einen
Thriller im Stile des geilen Carpenter-Horrors "The Thing" zu machen - nach dem
Motto: Jeder der Cops könnte der Killer sein. Stattdessen gibt es Morde im Stile von
"Zehn kleine Negerlein". Eine Leiche nach der anderen. Ohne build-up. Schwach.
Stallone selbst ist gar nicht so übel. Deshalb und weil das erste Drittel noch
einen recht guten Film verspricht, kriegt "D-Tox" seine zweieinhalb Sterne. Aber
nur knapp. Viel besser als Driven
isser nämlich nicht.
Regie und Kamera: Joe D'Amato
Mit: Laura Gemser, Gabriele Tinti, Roger Browne, Riccardo Salvino, Lars Bloch,
Paola Senatore
"Emanuelle in America" ist nicht viel mehr als ein typischer 70er-Softcore streifen, hat jedoch wegen drei Zutaten Kult-Charakter bekommen: Für den Auslands-Markt hat Sleaze-Regisseur Joe D'Amato Hardcore-Szenen eingefügt, dann gibt es eine Masturbations-Szene mit einem Pferd - und zum Schluss einen Film, der aussieht, wie ein Snuff-Streifen. Ich werde zu dem Film nicht viele Worte verlieren, denn es gibt bereits eine exzellente Abhandlung auf deutsch (hier), aber ein paar Worte müssen doch gesagt sein. Die erste Stunde ist extrem langweilig. Ein bisschen Soft-Sex (vorwiegend lesbischer Natur), gelangweilte Akteure, einschläfernde Dudel-Musik und ein psychedelisch poppiger Eröffnungssong, der im Trommelfell weh tut. Die einzige Abwechslung ist die Pferde-Masturbation. Die Einbindung von Pferden in Erotik-Sleaze hat Tradition, so fällt mir spontan jene aus "La bête" (1975) ein - doch eine menschliche Frau ein echtes Pferd masturbieren lassen, das ist dann doch eher selten der Fall. Abgespritzt wird nicht, aber der geneigte Zuschauer dürfte dennoch irritiert genug sein. Wieher!
Vor der 1-Stunden-Marke eröffnet ein softer Blowjob den Hardcore-Reigen. Danach gehts weiter zwei hässlichen Leuten beim Sex (inklusive Facial), einem kurzen Interracial-Dreier und einer Softsex-Szene, die im besten Teil des Films mündet: Laura Gemser entdeckt einen Snuff-Film. D'Amato hat das Teil abgefilmt und danach alt aussehen lassen, indem der Print zerkratzt wurde. Es sieht einfach sehr sehr echt aus. Dreimal kommen die Szenen zum Zug und es gibt so Widerlichkeiten wie Einführungen von Folter-Dildos oder Abschneiden von Brüsten. Nichts was heutige Zuschauer nicht von den 70's-Kannibalen-Filmen oder vom jüngeren Ichi the Killer kennen - aber die Szenen wirken überraschend echt, die Effekte sind voll überzeugend, der Schnitt angenehm amateurhaft. Viele nahmen die Sequenzen denn auch für bare Münze. Eine der Schauspielerinnen verklagte D'Amato auf Schmerzensgeld, weil die Szene, in der ihre Nippel abgeschnitten werden, ein Trauma hinterliess. D'Amato durfte dafür 5 Jahre nicht aus Italien ausreisen. Mittlerweile ist D'Amato tot (verstorben 1999), doch "Emanuelle in America" bleibt als einer seiner legendäreren Filme der Nachwelt erhalten. Nein, er ist nicht gut, aber alle, die Italo-Sleaze mögen, müssen mindestens die letzte halbe Stunde mal begutachtet haben.
Regie und Buch: Lukas Moodysson
Mit: Alexandra Dahlström, Rebecka Liljeberg, Erica Carlson, Mathias Rust, Stefan
Hörberg, Ralph Carlsson, Maria Hedborg
Dem damals 29-jährigen Regisseur Lukas Moodysson ("Tillsammans") gelang mit "Fucking Amal" ein kleines Kunststück: Ein ebenso realistischer, wie bewegender und witziger Teenager-Film. Dass Teenies im Kino natürlich dargestellt werden, ist eh schon selten genug, und dann noch in einem so guten Film, das gibts wirklich bloss einmal im Jahr. "Fucking Amal" avancierte denn auch in Europa zu einem kleinen Überraschungshit. Moodysson trägt daran einen grossen Teil des Verdiensts, weil seine Inszenierung durch die körnige Kamera sehr lebensnah wirkt, weil sein Drehbuch scheinbar unspektakulär die Geschichte vorantreibt und weil er definitiv über Probleme und Macken der Jugendlichen Bescheid weiss. Liegt wohl auch daran, dass er noch so jung war ... andererseits: Die Schattierungen mögen sich ändern, aber im Grossen und Ganzen sind die Probleme der Jugend ja stets die Gleichen: Sie fühlt sich nicht verstanden, sie wollen lieben und geliebt werden, wollen alleine vorankommen und dennoch Freunde haben, wollen weg aus dem langweiligen Heimatort. All diese und weitere Punkte werden in "Fucking Amal" aufgegriffen ...
Und noch ein paar mehr. Vor allem homosexuelle Liebe. Die zwei 14-jährigen Heldinnen verlieben sich einander. Elin (Alexandra Dahlström) ist aufgedonnert, scheinbar selbstsicher, beliebt - und schmeisst sich gerne ins Partyleben, wo sie sich die Birne vollsäuft. Agnes (Rebecka Liljeberg) ist schüchtern und eben von Anfang an in Elin verliebt. Wie sie mit dieser Liebe umgehen steht im Zentrum des Films. Wirklich gute Streifen über junge homosexuelle Liebe und die damit verbundenen Probleme gab es erst wenige ("Beautiful Thing", 1996, ist wunderschön), "Fucking Amal" ist also eine tolle Bereicherung. Manchmal hätte ich mir gewünscht, etwas mehr über Elins doch recht raschen Wandel zu lernen und letztendlich ist auch nicht so sicher, dass sie den Mut hin zum Finale gefunden hätte, doch da kann man die Fantasie spielen lassen und alles auf "tja, die Gefühle" schieben. Und auf ein bisschen jugendliche Rebellion. Wie Elins und Agnes' Leben weitergeht, blendet Moodysson wohwollend aus, schliesslich soll sein Film auf gewisse Art auch ein Mutmach-Film sein. Nicht nur für lesbische Mädchen oder schwule Jungs, sondern für alle jungen Menschen. Und Erwachsene dürfte er damit wohl auch erreichen. Ein Film für alle, denn die Probleme im Film kennen wir (in anderer Variation vielleicht) alle - und die Art, wie die beiden fantastischen Jungschauspielerinnen sie herüberbringen und mit welcher Lockerheit sie auch die schwierigen flirterischen Szenen meistern, ist fantastisch. Ein Mutmach-Film und ein Wohlfühl-Film in einem ...
Roger Ebert (USA) 3/4
Cinema (D) 5/5
James Berardinelli (USA) 3½/4
imdb
Regie und Buch: Bill Condon
Musik: Carter Burwell
Mit: Ian McKellen, Brendan Fraser, Lynne Redgrave, Lolita Davidovich, Jack
Plotnick, Todd Babcock, Kevin J. O'Connor
"Gods and Monsters" ist eine mit fiktiven Elementen
gespickte Biografie einer der grössten Regisseure des "Goldenen Zeitalters" von
Hollywood: James Whale, der den meisten wohl für seine Gruselfilme
"Frankenstein", "Bride of Frankenstein" und "The Old Dark
House" in Erinnerung bleiben wird. Das Leben des schwulen britischen Regisseurs ist
so interessant wie seine Filme. Das wusste auch Regisseur / Autor / Produzent Clive Barker
("Hellraiser"), der die gleiche Nationalität und die gleichen sexuellen
Vorlieben hat, wie Whale. Er ist die treibende Kraft hinter "Gods and Monsters"
(er diente als ausführender Produzent), er und Bill Condon, der weniger an einer
Biografie, als an einer Hommage interessiert ist.
Und wer könnte die Rolle des Whale besser spielen, als sein ebenfalls
homosexueller Landsmann Ian McKellen, der uns nun wohl für alle Zeit als Gandalf in
"The Lord of the Rings" in Erinnerung bleiben wird? McKellen gibt Whale nicht
nur grosse Tragik, sondern auch den dringend nötigen britischen Humor und süffige
Homo-Attitüden. Seine grossartige Leistung wurde mit einer "Oscar"-Nomination
belohnt. Auch Lynne Redgrave wurde für ihre Rolle als Haushälterin Hanna nominiert - und
selbst Brendan Fraser ("The Mummy") liefert eine fantastische Leistung. Gleiches
gilt für Musik (von Carter Burwell, "Fargo") und Schnitt. Der Schnitt (nach dem
"Oscar"-gekrönten Drehbuch) fusioniert nämlich verdammt geschickt Whales Leben
in den 50ern mit seinen Göttern und Monstern, d.h. seinen Liebhabern und seinem sexuell
erfüllten Leben, aber eben auch seinen Erinnerungen an den ersten Weltkrieg und die
Repressionen seines Vaters.
Und ich musste hemmunglsos weinen. Das ist auch ein Qualiätsmerkmal. Wenn am
Schluss die Credits genauso geschrieben sind, wie in "Frankenstein", wird eine
schlicht perfekte Schlussnote getroffen. Es ist wirklich erstaunlich, was ein paar
Buchstaben auslösen können. Ich hatte schon Wasser in den Augen, aber als ich die
Endcredits sah, musste ich losheulen. Das Fass ist sprichwörtlich übergelaufen. Na gut,
auch wenn ihr nicht weinen müsst: Der Film ist absolut sehenswert - und für Fans von
"Bride of Frankenstein" bzw. "Frankenstein" geradezu ein Muss ...
2 "Oscar"-Nominationen: Ian McKellen, Lynne
Redgrave
1 "Oscar": Drehbuch
Roger Ebert (USA) 3/4
Leonard Maltin (USA) 3½/4
James Berardinelli (USA) 3/4
Tele (CH) 4/4
imdb