Gangs of New York (2002)
Quick-Links: Cast & Crew - Einführung - Review
US-Start: 20.12.2002
CH-Start: 20.02.2003
Martin Scorsese - Kundun, Taxi Driver, Casino, GoodFellas | ||
Buch |
Kenneth Lonergan - You Can Count on Me
(+Regie), Analyze This Steven Zaillian - Hannibal, Mission: Impossible, Schindler's List, A Civil Action Jay Cocks - Strange Days, Age of Innocence |
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Musik | Elmer Bernstein - Wild Wild West, Bringing Out the Dead, Airplane, Magnificent Seven | |
Kamera | Michael Ballhaus - Wild Wild West, Air Force One, GoodFellas, Sleepers | |
Darsteller | Leonardo DiCaprio Daniel Day-Lewis Cameron Diaz Jim Broadbent John C. Reilly Henry Thomas |
Titanic, The Beach, Don's Plum, Catch
Me If You Can The Boxer, The Crucible, My Left Foot Charlie's Angels, Shrek, Vanilla Sky, Any Given Sunday Moulin Rouge, Iris, Bridget Jones's Diary, Topsy Turvy The Perfect Storm, Boogie Nights, Anniversary Party ET, All the Pretty Horses, Legends of the Fall |
Links | imdb, upcomingmovies.com, Offizielle Website | |
Verleih / © | Miramax | |
Bewertung | ||
Kritik | Hier klicken | |
Andere Stimmen | Roger
Ebert (USA) 3½/4 ... a
considerable achievement, a revisionist history linking the birth of American democracy
and American crime. James Berardinelli (USA) 3/4 ... a production in which the whole is less than the sum of its elements. |
Budget: $87 Millionen
Endlos verschoben - dies ist spontan das erste, was einem zu
Martin Scorseses längst fertig gestelltem Epos einfällt. Ursprünglich war der Start
für Ende 2001 geplant, um ihn für die "Oscars" 2002 zu qualifizieren. Es
hiess, der 11.9. sei dafür verantwortlich. In Wahrheit war es vielmehr das Studio, das
Scorsese drängt, den Film zu kürzen. Tat er auch. Der neue Start war dann Mal Juli.
Letztendlich schob Miramax ihn jedoch auf Weihnachten 2002 - als Gegenprogramm zu "The Two Towers".
Hier zwei Fotos aus dem Historienfilm:
Drei Teaser-Poster wurden am 20. Mai veröffentlicht. Sie zeigen einzeln die Gesichter von DiCaprio, Diaz und Lewis. Das mit DiCaprio wurde mein neues Titelbild (siehe ganz oben). In der Endlos-Geschichte um das Startdatum kam erneut Bewegung: Damit "Gangs" nicht gegen DreamWorks' DiCaprio-Film Catch Me If You Can antreten muss, wurde der Start auf den 20.12.02 vorverlegt. Obs dabei bleibt? Witzig ist auch, dass "Catch Me" schon vor "Gangs" das Startdatum 25.12. inne hatte. Wieso Miramax also nicht gleich auf die Idee kam, dass zwei Leo-Filme am selben Tag Unsinn ist, steht in den Sternen.
"Gangs of New York", ein schier endlos in der Produktion steckendes Epos von Meisterregisseur Martin Scorsese hat mehr Fehler und Probleme, als ich aufzählen mag - aber als Ganzes bleibt es dennoch mitreissendes, grandios gespieltes Ausstattungskino, für das man gerne 165 Minuten aufwendet. Der Film ist klar zu lang, doch es stecken Themen drin, die eigentlich mehr Zeit verdienen würden. Deshalb wäre eine 4-Stunden-Version wohl besser. Widerspruch? Nein. Da die Themen nur angeschnitten werden, packen sie nicht, wie sie könnten, wodurch einige Szenen langweilig werden. Deshalb sind 165 Minuten zu lang. In 240 Minuten hätte Marty den Themen mehr Zeit und Tiefgang widmen können und sie würden interessanter - ergo wäre eine 4-Stunden-Version wohl fesselnder [Meine Theorie].
Sei es wie es wolle, wir kriegen die 165er-Version. Die beginnt mit einer genialen Kampfszene zwischen den Gangs von Daniel Day-Lewis und Liam Neeson. Scorsese unterlegt den Fight mit schnell geschnittenen Metzelszenen und schweren Gitarrenklängen, die das Ganze als "Rockvideo der Gewalt" rüberkommen lassen. Die Wirkung verfehlt die Szene aber nicht und Scorsese macht es sich schwer, da er die Sequenz den Film hindurch nie mehr toppen kann. Nun konzentriert er sich nämlich auf die Geschichte, und die ist manchmal etwas zäh. Die Lovestory zwischen Leonardo Di Caprio und Cameron Diaz ist oberflächlich, aber hübsch anzusehen. Die politsche Situation in New York hat immer wieder Einfluss aufs Geschehen, wird aber nicht allzu tief analysiert. Zum Schluss weiss man nicht einmal mehr, was eigentlich die Agenda der veschiedenen Gangs ist. Plötzlich rennt ein Mob von Leuten durch die Strassen und man fragt sich, was das eigentlich soll. Man möchte zurück zu den zentralen Charakteren, zu den zentralen Gangs. Klar will der Regisseur sagen, die "kleinen" Probleme gehen in diesem risigen Chaos fast schon unter - aber dieses Chaos kommt viel zu abrupt.
Diese Charaktere sind es, die das Interesse aufrecht erhalten - weil die meisten von unübertreffbaren Darstellern verkörpert werden. Leonardo Di Caprio ist ein guter Schauspieler und mir stiessen die Prügel, die Leo nach "Titanic" kassieren musste, immer sauer auf. War wohl nur der Neid der Leute. Jedenfalls ist er gut, wenn er richtig besetzt ist. Wie in Titanic oder Catch Me If You Can. In "Gangs of New York" ist er aber fast fehlbesetzt. Man nimmt das Brodeln in seiner Seele nie ganz ab und neben den gewichtigen Akteuren verblasst er etwas. Er ist sicher nicht schlecht, aber wohl der "weakest link". Cameron Diaz ist nach einer kleinen Gewöhnungsphase gut. Jim Broadbent überzeugt als schleimiger Politiker. John C. Reilly und Brendan Gleeson spielen die markigen Iren mit Genuss - und Liam Neeson hätte man gerne viel länger auf der Leinwand gesehen. Sein Abgang kommt vieeeeel zu früh. Damit wird "Gangs of New York" trotz toller Darsteller, grandioser Ausstattung, fantastischer Musik (Howard Shore, "Lord of the Rings") und opulenter Inszenierung eine Ein-Mann-Show. Nämlich die von Daniel Day-Lewis. Ich gehörte eigentlich nie zu den grössten Fans des Mannes ("The Unbearable Lightness of Being" ... gähn), aber hier liefert er nach 5 Jahren Schauspielpause eine Starkstrom-Leistung. Er kommandiert den ganzen Film und verdient einen "Oscar". Nicht weniger als das. Genial.
Wer also auf Epen und Spektakel steht, mit einer Prise Liebe, einer Dosis Politik und viel Gewalt (aber doch nicht so viel, wie gewisse Kritiker meinen - schliesslich schneidet Scorsese extrem schnell), dem sei "Gangs of New York" ans Herz gelegt. Erwartet nichts Neues, erwartet kein Meisterwerk, aber einen soliden, spannenden Gangsterstreifen in tollem Milieu. Anfang und Schluss sind super.
Geht ins Kino ...
Nun muss ich aber noch schnell auf etwas Technisches zu sprechen kommen, was nicht alle von euch interssiert. Deshalb bring ichs am Schluss: Mit gefiel der Schnitt nicht. Da fliessen Szenen ineinander, die nicht verknüpft werden müssen, da gibt es sekundenlange Rückblenden, die unnötig sind, da gibt es Szenen, die man problemlos hätte wegschneiden können und andere, die viel zu hastig abgehandelt werden. Kurz gesagt: Für mich floss der Film nicht richtig. Das Tempo war falsch. Es gibt Filme, bei denen erwischt man eine Welle und surft mit ihr bis zum Schluss. Bei "Gangs of New York" kam diese Welle zu spät. Zwischenzeitlich fühlte ich mich auf den Trockenen und suchte nach einer neuen Welle. Auf der reitet man kurz, dann flacht sie ab. Ja, das tönt alles sehr vage, aber für mich hätte Scorsese unbedingt mehr am Rhytmus seines Films basteln sollen. Es ist keine wirkliche Kritik, eher ein "Gefühl". Wenn ein Film bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen will, muss er diesen Bogen haben, diese Welle, die mich durch den Film trägt - egal wie lang er ist. Vielleicht fällt euch das ja nicht auf. Dann war es einfach mein Hintern, der nach über 2 Stunden Sitzen langsam weh tat :)
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