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2008
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Dokudrama
Hongkong / Japan / Hongkong 2009
Alternative Titel Er shi si
cheng ji; 二十四城记/二十四城記
Regie
Jia Zhang-Ke
Darsteller Joan Chen, Lü Liping, Zhao Tao, Chen Jianbin
Länge 107 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 8.11.09
© Bilder CN Entertainment,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Unter Mao wurden die Munitionsfabriken von der Küste und dem dicht besiedelten
Osten Chinas ins Zentrum des Landes verlegt. So entstand in der südchinesischen
Millionenstadt Chengdu die Fabrik 420. In der staatlichen Grossmanufaktur wurden
Flugzeugtriebwerke hergestellt und ein ganzer Stadtteil wuchs eng mit dem
Betrieb auf. Nun wurde die Fabrik geschlossen und weicht einem Apartment-Komplex
namens "24 City". Etliche Arbeiter der früheren Firma und ihrer Nachkommen
erinnern sich.
REVIEW
Verfluchter Generationswechsel. Die sogenannte fünfte
Generation chinesischer Filmemacher brachte uns Künstler wie
Zhang Yimou und
Chen Kaige. Meisterwerke wie
Raise the Red Lantern oder
Farewell My Concubine. Und während
viele jener Filmemacher auch heute noch aktiv sind, Zhang sich etwa primär den
fulminanten Epen à la Curse of the Golden
Flower verschrieben hat, so wuchs Ende der 90er-Jahre doch eine neue
Generation heran. Die sechste eben. Und die brachte uns Künstler wie
Jia Zhang-Ke. Und Filme wie dessen Über-Langweiler
Unknown Pleasures oder
den unnötig hochgejubelten Still Life.
Die Ära der pseudorealistischen, pseudodokumentarischen und pseudointellektuellen Macher hat begonnen, im Westen gepriesen als antiromantisches, kritisches und erhellendes Kino mit stark persönlicher Note. Und das nur, weil sich niemand getraut, es langweilig und banal zu nennen. Bleibt zu hoffen, dass mit Leuten wie Lu Chuan (City of Life and Death) oder Zhang Yibai (Lost. Indulgence) bereits die nächste Generation reift, denn das Kino der Sechstgenerationler ist überholt und würde sich am besten im Dokumentarfilmbereich machen. Dann können jene, die gerne den Alltag im China des radikalen Umbruchzeitalters aus "reiner" und "persönlicher" Sicht betrachten möchten, sich diesen Werken widmen. Und ich kann sie auslassen.
Aber Jia Zhang-Ke machts in "24 City" eben vermeintlich clever: Er mischt Dok- und Realfilm. Und wird dafür mal wieder gefeiert. Sein Trick? Er nimmt Interviews mit fünf realen Menschen und packt drei mit Schauspielern dazu, verpasst allem den Anstrich eines Dokfilms und verkauft das an Festivals als Geniestreich. Wäre es ein Dokfilm, das Ganze wäre erhellend und intim und ja, vielleicht gut. Doch als Spielfilm? Träge, redselig, semicineastisch. Hier ging, obwohl der Film letztendlich besser ist als Still Life und frühere Jia-Filme, bereits in der Konzeptphase etwas schief. Die Leidenden sind jene, die hier ein echtes Kinowerk erwarten statt dieses politisch vagen und erzählerisch einfachen Gemischs aus Alltag, Nostalgie, Sozialkitsch und knallhartem Realismus, das als Bestandesaufnahme dient im heutigen China zwischen Tradition und Moderne, Kommunismus und Kapitalismus, Arbeit und Luxus.
Gefilmt ist dies mit Digitalkamera in Jias hyperrealistischem Stil, meistens nur eine redende Person filmend. Die Geschichten dieser Menschen sind durchaus spannend und oft gar bewegend. Doch 10 Minuten einem redenden Menschen zuzuhören gehört nicht unbedingt ins Kino, schon gar nicht als Spielfilm. Das einzig cineastische ist das oft schicke Framing - das dann aber eben 10 Minuten lang gleich bleibt. Meine Lieblingsteile aus rein künstlerischer Sicht waren die Zwischenszenen, die Episoden aus dem Alltagsleben zeigten: Andrang in der Fabrik etwa, in der das Individuum in der anonymen Masse untergeht. Oder Bilder, die Kontraste zwischen dem China Maos und dem China der Globalisierungszeit metaphorisch aufgreifen. Da sieht man visuelle Raffinesse mit teilweise bestechender Gestaltung. Und den Alltag, den der ganze Film vorgibt zu zeigen. Diese Szenen waren richtig gut.
Doch sie dauern nur ein paar Sekunden. Dazwischen gibts Gefasel, in das die Schauspielerinnen Joan Chen (Lust, Caution, "Twin Peaks"), Lü Liping (The Blue Kite) und Zhao Tao (Still Life) eher unnötig eingebaut scheinen - sie stören sogar. Denn dadurch könnte jede Szene gespielt sein, jeder Satz getürkt. Und eine an sich bewegende Szene wie der Besuch eines Arbeiters bei seinem ehemaligen Vorgesetzten verliert an Kraft. Eine Sequenz, in der eine Schauspielerin zehn Minuten lang eine (vielleicht fiktive?) Geschichte erzählt, ist sowieso etwas nutzlos. Wäre all das rein dokumentarisch, es wäre ein Gewinn für alle. "24 City" ist jedoch von Grund auf falsch konzeptioniert und in der vorliegenden Form ein unnötiger Real/Dok-Mix mit Hang zur Langeweile und Mutlosigkeit.
Mutlos? Ja, denn der Film zeigt primär Arbeiter von früher, solche, die pensioniert wurden und einer Ära nachtrauen, die es nicht mehr gibt - teilweise mit einem Vokabular, das an die Zeit des Kalten Krieges erinnert. Doch die eigentliche Schliessung und die Entlassung Tausender Arbeiter wird ausgelassen. Was passierte mit denen? Ist ihre Existenz futsch? Wenn ja, warum wurden nicht diese wütenden Menschen interviewt? Da fehlt der Zündstoff, vielleicht aus Angst vor dem Regime. Da war die vorherige Generation vielleicht doch mutiger? Stattdessen kriegen wir (echte und unechte) Einzelschicksale, die durchaus interessant sind, aber das breite Spektrum der gigantischen chinesischen Arbeiterschicht in der semikapitalistischen Zeit nicht ausreizen. Und auch nicht reichen, um zwei Stunden bei Laune zu halten. Siebte Generation: bitte aufwachen!
MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Mandarin 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.
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Yesasia
(Liefert aus HK)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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