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1994
> THE BLUE KITE
Drama
China 1993
Alternative Titel Lan feng zheng;
藍風箏
Regie
Tian Zhuangzhuang
Drehbuch Mao Xiao
Darsteller Lü Liping, Yi Tian, Zhang Wenyao, Chen Xiaoman, Pu Cunxin
Länge 139 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 16.5.10
© Bilder Kino,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Peking anno 1953, dem Todesjahr Stalins: Der Bibliothekar Lin Shaolong
(Pu Quanxin) und die Lehrerin Chen Shujuan (Lü Liping), die in einem armen
Quartier der Stadt leben, schliessen den Bund fürs Leben. Schon bald werden sie
Eltern des kleinen Tietou (Yi Tian), der eine turbulente Kindheit erlebt.
Derweil versucht die kommunistische Partei, ihre Macht zu festigen, und
vermeintlich reaktionäre Kräfte auszumerzen. Da die Regierung Maos eine gewisse
Zahl solcher Verräter fordert, wählen die Mitarbeiter Shaolong - worauf er in
ein Umerziehungslager gebracht wird und stirbt. Shaolongs Berufskollege Li
Guodong (Li Xuejian) nutzt diese Chance, um Shujuan zu umgarnen. Tietou (Zhang
Wenyao) akzeptiert dies anfänglich mürrisch, doch die grassierende Armut nimmt
ihn und die Familie stärker in Anspruch. Während der Kulturrevolution tritt
abermals ein neuer Mann (Guo Baochang) in das Leben des nun zum Teenager
gewachsenen Tietou (Xiaoman Chen).
REVIEW
Die Geschichte Mitte des 20. Jahrhunderts hat schon so
manchen chinesischen Filmemacher inspiriert. Vor allem die Mitglieder der
systemkritischen "fünften Generation" widmeten sich gerne jener Zeit - im
Wissen, dass sie sich damit dem Risiko eines Berufsverbots aussetzen, wenn die
Regierung sich auf den Fuss gestanden fühlt. Zu ihnen gehört auch
Tian Zhuangzhuang
(Springtime in a Small Town,
The Warrior and the Wolf), der mit "The
Blue Kite" einen Film inszenierte, der die Jahre 1953-1968 abdeckt, also den
Aufstieg des Kommunismus' ebenso umfasst wie den "Grossen Sprung nach vorne" und
die Kulturrevolution. Und weil diese weltbewegenden Umwälzungen, die
Hunderttausenden das Leben kosteten, aus dem Blickwinkel einer ganz normalen
Familie erzählt werden, drängt sich ein Vergleich auf.
Jener mit Zhang Yimous Meisterwerk To Live nämlich. Zhangs Epos war beim Release von "The Blue Kite" bereits in Produktion und übertraf ihn letztendlich in nahezu allen Belangen. Er ist genialer inszeniert, famoser gespielt, dramaturgisch raffinierter und vor allem unendlich bewegender. Doch der Vergleich ist gemein, weil Zhang ein Meisterregisseur ist und To Live eine seiner allerbesten Arbeiten. "The Blue Kite" von Tian, der Zhangs Klassenkamerad an der Beijing Film Academy war, mag da den Kürzeren ziehen, aber ein guter Film ist es allemal.
Die Stärke ist die Intimität. Tatsächlich reduziert sich das fast zweieinhalb Stunden lange Werk konsequent auf die Familie, ja genauer noch: auf den kleinen Buben, der als Erzähler fungiert. Die Story wird nicht direkt aus seinem Blickwinkel erzählt, aber er ist auf jeden Fall immer der stille Beobachter. Er muss mitansehen, wie das Glück seiner Familie durch die politischen Wirren im Land immer aufs Neue zerstört wird. Es ist wahrhaft beängstigend, zu sehen, mit welcher Kälte und Systematik ganz normale Menschen in die Ecke der Konterrevolution oder der Reaktionäre gestellt werden - und daraufhin unschädlich gemacht werden.
In einer der bedrückendsten Szenen diskutieren Shaolongs Mitarbeiter, wie sie Maos Soll an "Verrätern" erfüllen sollen. Als der Vater kurz zur Toilette geht, ist sein Schicksal besiegelt, denn die Anwesenden nutzen diese Chance, ihm den schwarzen Peter zuzuschieben. Als er zurückkommt, weiss er genau, was ihm blüht. Diese Spitzelgesellschaft und Verräterbrandmarkung, die so typisch war für die kommunistischen Regime jener Zeit, greift "The Blue Kite" schonungslos auf, aber nie mit sensationalistischer Absicht. Es geht darum, die Auswirkungen auf eben diese kleine Familie zu zeigen.
Die Regierung war darüber freilich wenig erfreut und verbot den Film. Ausserdem wurde Tian Zhuangzhuang mit einem mehrjährigen Berufsverbot belegt. Erst beinahe 10 Jahre später gab er mit Springtime in a Small Town ein Comeback. Tian, der zuvor als Schauspieler und Kameramann arbeitete, zeigt hier inszenatorisch eine ungeheure Reife. Er lässt sich nie hinreissen zu Sentimentalität oder reisserischer Präsentation. Alles packt er ruhig und intelligent an, stets dominieren einfache, alltägliche Bildgestaltungen. Das Mantra, dem alle Beteiligten zu folgen scheinen, ist das des Realismus: "The Blue Kite" soll realistisch wirken, glaubhaft und echt.
Auch die Schauspieler tragen dazu viel bei. Von der souveränen
Lü Liping (24 City) bis hin zu den Kinderdarstellern
gibt es keinen Aussetzer unter den Darsteller - was doppelt erstaunt, sind doch
nahezu alle von ihnen entweder Laien oder wenig erfahrene TV- und
Nebendarsteller. Was
Tian Zhuangzhuang unter diesen Voraussetzungen schuf, ist bemerkenswert. "The
Blue Kite" hat sicherlich seine Längen und im Vergleich zu
To Live wirkt er etwas trocken - doch wer
etwas über jene Zeit erfahren will, das über Zahlen und Fakten aus
Geschichtsbüchern hinaus geht, der ist hier ebenso gut aufgehoben wie all jene,
die einfach einen guten, politisch engagierten Film sehen möchten.
MEINE DVD
USA, Code 1, NTSC
Bild:
Letterboxed Widescreen
Ton:
Mandarin 2.0 mit englischen Untertiteln.
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