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Kriegsdrama
China 2009
Alternative Titel Nanjing! Nanjing!; 南京! 南京!;
City Of Life And Death - Das Nanjing Massaker

Regie Lu Chuan
Drehbuch Lu Chuan
Darsteller Gao Yuanyuan, Hideo Nakaizumi, Liu Ye, Fan Wei, Jiang Yiyan, Ryu Kohata,
John Paisley, Liu Bin, Beverly Peckous, Qin Lan, Sam Voutas, Yao Di, Zhao Yisui

Länge 132 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 27.7.09
©  Bilder China Film Group, Screenshots molodezhnaja


STORY
Am 9. Dezember 1937 nehmen die kaiserlichen japanischen Streitkräfte die chinesische Hauptstadt Nanjing ein. Dabei gehen sie mit äusserster Brutalität vor und exekutieren nach der Eroberung Tausende von Kriegsgefangenen - Soldaten wie Zivilisten. Für die Chinesen ist der Horror damit noch nicht ausgestanden. Die Besatzer töten willkürlich nicht kooperative Personen und Frauen werden zu Tausenden vergewaltigt. Einer, der mit dieser Gewalt nicht klarkommt, ist der junge japanische Soldat
Kadokawa (Hideo Nakaizumi), doch stoppen kann er seine Landsleute nicht. Auch der Deutsche John Rabe (John Paisley) kann nicht lange helfen: Hitler zitiert ihn nach Deutschland zurück, um seine japanischen Freunde nicht zu brüskieren. Fortan versucht Rabes Sekretär Tang (Fan Wei), die Hilfsaktionen seines Chefs weiterzuführen. Doch wenn es um die Rettung seiner Familie geht, verrät auch er seine Ideale.

 

REVIEW
Es ist eine kalkulierte Schock-Sequenz, doch wenn sie kommt, kann kaum jemand unbewegt zuschauen. Ich hatte Tränen in den Augen, nicht nur, weil das Gezeigte so unmenschlich brutal ist, sondern weil stets der Gedanke im Hinterkopf bleibt, dass dies tatsächlich passiert ist. Gemeint ist jener Moment im Film, als die Japaner Tausende von Menschen im frisch eroberten Nanjing in eine Absperrung treiben und sie dort mit Maschinengewehren niedermetzeln. Es ist eine Abschlachterei sondergleichen und in dem Moment wird sichtbar, wie müssig die Diskussion unter Historikern ist, wie viele Zehntausend Menschen beim Massaker von Nanjing ermordet wurden. Es waren zu viele. Ein Völkermord, dessen Tempo in der Geschichte nur wenig Vergleichbares findet.

Das Drama ist tief in die chinesische Volksseele eingebrannt und ruft auch heute noch Aversionen im Umgang mit der damaligen Besatzungsmacht Japan hervor. Dementsprechend entstanden auch schon etliche Filme zum Thema, darunter nicht zuletzt blutrünstige Schocker, welche mit dem Leid der Menschen schamlos umgingen - aber die Extremität dieses Schandflecks innerhalb des eh schon tragischen Zweiten Weltkriegs daher vielleicht gar nicht schlecht einfangen. Gemeint sind Filme wie Black Sun: The Nanking Massacre. Mit "City of Life and Death" liegt nun endlich ein Spielfilm vor, der vor dem Grauen dieser tristen Zeit nicht zurückschreckt, ihm aber auch eine angebrachte cineastische Einbettung gönnt.

Hinter der Kamera stand der Chinese Lu Chuan, der zuletzt mit dem Himalaja-Western Kekexili auf sich aufmerksam machte und sich nun mit seinem erst gerade dritten Film endgültig als einer der besten Regisseure Chinas etabliert. Was er uns hier in bestechenden Schwarzweiss-Bildern vorlegt, übertrifft bei weitem jüngere chinesische Kriegsfilme wie Assembly und ist in nahezu allen Belangen vorbildlich. Im Zentrum steht der Versuch, den Horror jener Tage einzufangen, ohne zu sehr dem Pathos und Anti-japanischen Ressentiments zu verfallen. Diese Nüchternheit mag manchmal distanzieren, doch sobald man im Film drin ist, wird sie zu seiner grössten Stärke. "City of Life and Death" entwickelt eine nahezu dokumentarische Kraft und um so realer erscheint das Gezeigte.

Was der Film zeigt, muss gesehen werden - doch Achtung, ein starker Magen wird dringend vorausgesetzt. Alles beginnt mit ein paar virtuos gefilmten, aber an sich routinemässig erzählten Kriegsszenen, die ein wenig darunter leiden, dass wir, bis auf Liu Ye (Curse of the Golden Flower) als mutigem Soldaten, keine Protagonisten haben, an denen wir uns festhalten können. Danach kommt das eingangs erwähnte Massaker, das mir den Atem stocken liess. Was in den Soldaten vorgegangen sein muss, dass sie ihre Mitmenschen abschlachten konnten wie Vieh, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es sind Emotionen am Werk, die einem Angst machen, die zutiefst schockieren. Natürlich steckt darin, dass die Chinesen ihr Schicksal mutig erdulden und die Japaner ohne Skrupel lebendig Opfer vergraben oder mit MGs ganze Familien dahinmetzeln, auch patriotischer Gehalt, doch der sei den Chinesen gegönnt. Ganz neutral kann man ein Massaker dieser Art ja gar nicht darstellen. Der Bösewicht bleibt immer sichtbar.

Doch auch unter den Japanern gibt es einige wenige, die mit dem Blutvergiessen nicht einverstanden sind. So wie unser Protagonist Kadokawa, einfühlsam gespielt von Hideo Nakaizumi (Scoutman). Seine Darstellung erzürnte einige nationalistischen Zuschauer in China und brachte dem Regisseur gar Drohbriefe ein. Das zeigt, wie tief der Zorn noch sitzt - so tief, dass nicht einmal ein sympathischer Japaner gezeigt werden darf. Doch Lu Chuan tut es, und dies durchaus richtig. Es gibt nie "die Masse", hier also ebenso wenig "die Japaner" wie es "die Nazis" als homogene Gruppe je gab. Das anzuerkennen, gehört zur Verarbeitung des Ganzen mit dazu.

Neben  Kadokawa pickt Lu noch ein paar andere Figuren heraus, an denen er Schicksale aufhängt. Darunter den legendären deutschen Helfer John Rabe, aber auch dessen Assistenten Tang oder die Lehrerin Jiang (Jiang Yiyan). Vielleicht hätte es noch deutlicher einigen Charakteren bedurft, die den Zuschauern als Identifikationsfiguren dienen können, als Zugang zum Horror. Die Vielzahl der Gesichter macht "City of Life and Death" zwar dokumentarisch glaubhafter, weil schliesslich eine ganze Stadt betroffen war, nicht nur einzelne Individuen, aber es schadet leicht dem dramatischen Effekt in der zweiten Hälfe des Films.

Lu Chuan macht das wett mit seiner beklemmenden Darstellung der Gewalt, zu der Menschen fähig sind. Absolut erschreckend ist die schiere Willkür, mit der gemordet wird. Lässt sich eine Frau nicht anfassen, wird sie einfach aus dem Fenster in den Tod geworfen. Frauen werden wie Ware behandelt, zusammengetrieben und vergewaltigt. In diesen Szenen wird deutlich, warum das Massaker von Nanjing auch als "Rape of Nanjing" in die Geschichtsbücher einging: Die Stadt wurde vergewaltigt, ein Volk wurde vergewaltigt, und vor allem seine Frauen wurden vergewaltigt. Wie der Film dies schildert, lässt einem immer wieder das Blut in den Adern gefrieren.

Dass "City of Life and Death" nicht ganz die Kraft des vergleichbaren "Schindler's List" entwickelt, liegt unter anderem an der episodenhaften Dramaturgie. Doch in Einzelszenen ist das Werk schlicht genial. Alleine schon die gloriosen Schwarzweissbilder von Kekexili-Kameramann Yu Cao gehören zu den besten des Jahres. Und manche Anblicke vergisst man so schnell nicht. Dass aus all dem Tod und Verderben am Ende doch so etwas wie Hoffnung aufkeimt und Lu Chuan dazu einen Moment des Kitschs einsetzt, sei ihm gegönnt. Nach so viel Unmenschlichkeit sehnt man sich regelrecht nach Zeichen von Liebe und Humanismus. Ganz so viel gönnt uns der Film nicht. Doch obwohl (oder gerade weil) er erschüttert zurücklässt, ist er sehenswert und einer der besten chinesischen Filme jüngerer Zeit.

 

MEINE DVD
China, Code 0, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Mandarin 5.1 und DTS mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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