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2012
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Martial-Arts-Film
Hongkong / China 2012
Alternative Titel Yi dai zong shi; 一代宗師
Regie,
Drehbuch, Produktion Wong
Kar Wai
Darsteller Tony Leung Chiu-Wai, Zhang Ziyi, Chang Chen, Zhao Benshan,
Song Hye-Kyo, Xiao Shenyang,
Wang Qingxiang, Zhang Jin, Shang Tielong, Lo
Hoi-Pang, Cung Le, Yuen Woo-Ping, Lo Meng, Lau Kar-Yung
Länge 130 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 17.5.2013
© Bilder Annapurna,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Als 1936 der nordchinesische Martial-Arts-Meister Gong Yutian (Wang Qingxiang)
den Kämpfer Ma San (Zhang Jin) zu seinem Nachfolger ernennt, wird im Süden der
Ruf wach, auch einen Hüter der gesamten Kampfstile zu ernennen. Die Wahl fällt
auf Ip Man (Tony Leung), der aus einer wohlhabenden Traditionsfamilie in Foshan
stammt. Zögerlich nimmt er an und schafft es tatsächlich, Gong in einem
theoretisch-philosophischen Zweikampf derart zu beeindrucken, dass er in den
Norden zurückkehrt. Doch seine Tochter Gong Er (Zhang Ziyi) sieht die Ehre der
Familie verletzt und fordert Ip Man zu einem Duell heraus. Während diesem
entwickeln sie Respekt füreinander, aus der Gefühle entstehen. Doch der
Einmarsch der Japaner zerstört alsbald ihre Träume. Zudem wendet sich Gong Er
dem nationalistischen Kämpfer "The Razor" (Chang Chen) zu.
REVIEW
Philosophischer Kampfsportfilm, Liebesdrama,
Historienepos: "The Grandmaster" ist all das und noch viel mehr. Wong Kar Wais
erster Spielfilm seit seinem US-Exkurs My
Blueberry Nights im Jahr 2007 wurde nicht nur von Asien-Fans sehnlichst
erwartet, sondern von Cineasten rund um den Globus - nicht zuletzt darum, weil
der gefeierte Regisseur viele Jahre an dem Werk gearbeitet haben soll. So lange,
dass ihm andere mit Biografien über Ip Man zuvorgekommen sind, wir erinnern uns
an Ip Man, Ip Man 2 und
The Legend Is Born.
So viel
Material, kann Wong dem noch was hinzufügen? Aber natürlich, denn wenn Wong
etwas beherrscht, dann ist es, visuelle Magie erzeugen - und alleine schon darin
übertrumpft er alle Ip-Man-Biografien um ein Vielfaches. Als Helfer musste er
dabei auf seinen langjährigen Weggefährten Christopher Doyle verzichten, der
sich bekanntlich nach dem Endlos-Dreh von 2046
von Wong losgesagt hat. Auch Darius Khondji, mit dem Wong einmal drehte, war
nicht verfügbar. Also durfte dessen Landsmann Philippe Le Sourd ("A Good Year")
hinter die Linse treten und Wongs sicherlich ziemlich präzisen Vorgaben
erfüllen.
Die beiden schufen Beachtliches: Wong war schon immer besonders
souverän darin, dunkle Bilder zu erzeugen, vor allem in den urbanen Nächten
Hongkongs oder den dunklen Korridoren von
In the Mood for Love. Doch wo er
sonst noch auf neongrellen Kontrast setzen konnte, gibt es hier nun,
schliesslich spielt der Film in der Vergangenheit, kein Neon, sondern fast nur
Nacht. Dunkelheit beherrscht viele Bilder, ob als schwarzer Mantel, als
regnerische Nacht, als rauchverhangener Raum. Und trotz dieser latenten
Finsternis wirkt jede Aufnahme ausgeklügelt, sind Gesichter ausdrucksstark
eingefangen. Der Wong-Touch ist in der Kombination aus Zeitlupen und
Grossaufnahmen und Bildgestaltung stets ersichtlich.
Dieser Fokus auf
Optik und Atmosphäre macht den Film aber eben auch angreifbar. Storymaterial ist
etwa für eine halbe Stunde vorhanden. Den Rest füllt die nicht wirklich
relevante Nebenhandlung mit Chang Chen aus, und ganz ganz viel Schwelgerei.
Schier endlos pendelt Wongs Kamera zwischen Gesichtern und wandert in Räumen
umher. Es geht ums Geniessen des Augenblicks, um das Erzeugen von Melancholie,
koste es was es wolle. Viele Zuschauer dürften davon abgeschreckt werden, aber
es ist quintessentiell Wong Kar Wai. Und mir hat es hier sehr gut gefallen,
einfach deswegen, weil die erzeugte Stimmung so grandios ist und selbst kleinste
Zeitlupendetails kunstvoll eingeflochten sind.
Gegenüber anderen
Wong-Werken zieht er rein vom visuellen Überraschungswert her indes den
Kürzeren: Die hip-urbane, postmoderne Optik von
Chungking Express kennt heute jeder,
die wäre hier eh nicht möglich gewesen. Und schicke Martial-Arts-Umgebungen
können auch andere erzeugen. Die hier eingesetzten Regen-Kämpfe erinnern an
"Matrix", andere Duelle rufen Hongkong-Filme in Erinnerung. Es fehlt das
Wow-Gefühl, wohl einfach, weil Martial-Arts dieses Stils seit Jahren in China im
Hoch ist. Da war Wongs erster Exkurs ins Fach,
Ashes of Time, visuell noch deutlich ausgefallener und überraschender.
Doch was optisch Wongs vielleicht konventionellster und kalkuliertester (und
dennoch bildschöner) Film ist, bleibt inhaltlich doch noch verschieden von
anderen Kampfsportwerken: Kämpfe spielen eine wichtige Rolle, sie sind dank der
Mitarbeit von Matrix-Meister Yuen
Woo-Ping auch grandios choreografiert und die vielen Stilrichtungen werden
angenehm detailliert dargeboten. Doch mindestens so wichtig ist die Philosophie
dahinter. Die drei Stufen - Sein, Wissen, Machen - werden anhand von drei
Kämpfern durchgespielt. Doch nur Ip Man scheint fähig zu sein, auch alle zu
meistern. Bei Gong Er sind es die Emotionen, die ihr einen Strich durch die
Erleuchtungs-Rechnung machen.
Ip Man ist passiver und daher besser
geeignet. Hauptdarsteller Tony Leung spielt ihn dennoch nicht etwa langweilig
oder zurückhaltend, sondern vor allem in der Anfangsphase auch mit einer
überraschenden Überheblichkeit, die aber nie den Respekt vor dem Gegenüber
verdrängt. Es ist eine ruhige und dennoch facettenreiche Performance, die
bestens zur Elegant und Melancholie passt, die in Zhang Ziyis Rolle vorhanden
ist. Weniger gut kommen Chang Chen und die Koreanerin Song Hye-kyo (Hwang
Jin-yi), die Ip Mans Frau spielt, weg, weil ihre Rollen nicht gut
ausformuliert sind und im Falle von Song sogar richtig nutzlos werden. Deutlich
besser dann wieder die vielen kleinen Parts, für die immer das passende,
charismatische Gesicht gefunden wurde, um diese Welt auferstehen zu lassen.
Am Ende
bleibt die Frage: Musste es Ip Man sein? Wong änderte die Biografie des
Kampfmeisters stark ab und es wäre problemlos möglich gewesen, einfach auf eine
fiktive Figur zurückzugreifen. So wären unnötige Vergleiche mit anderen
Ip-Man-Filmen hinfällig geworden und Wong hätte sich mehr der Story an sich
widmen können, als dem Spagat aus Fiktion und Historie. Immerhin gestattet die
Bindung an diese legendäre Figur ein schickes historisches Ambiente, das von den
Ausstattern und vom Kameramann blendend widergegeben wird.
Dazu die
elegante Action, die souveränen Schauspieler und ein wohlklingender Soundtrack,
der mal östlich angehaucht ist, mal nach Hollywoodkino tönt und kurios oft
Anleihen zu "Once Upon a Time in America" aufweist. Und nicht zuletzt ist da
Wongs Auge für Bilder, die irgendwo zwischen Arthouse-Kino und
Martial-Arts-Mainstream fast schon wieder eigen und speziell sind. "The
Grandmaster" ist nicht Wongs bester Film, weit weg von einem Meisterwerk, denn
der Plot zu dünn, die Montage zu holprig, die ganze Sache zu geschwätzig und
manche inszenatorischen Ideen zu ausgelutscht. Aber es ist ein gehaltvolles und
reifes Werk eines wichtigen Künstlers, der diesmal nicht so sehr darauf achtet,
etwas absolut Neues und Einzigartiges zu schaffen, und sich stattdessen darauf
konzentrierte, einfach stilvolles und eindrückliches Kino zu gestalten.
MEINE
BLU-RAY
Hongkong, Code A/B/C, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Kantonesisch 7.1, DTS und Mandarin 7.1, DTS mit englischen und chinesischen Untertiteln.
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(Liefert aus HK)
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