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2008
> TOKYO SONATA
Drama
Japan 2008
Alternative Titel
Tôkyô sonata;
トウキョウソナタ
Regie
Kiyoshi Kurosawa
Darsteller Teruyuki Kagawa, Kyoko Koizumi, Yu Koyanagi, Inowaki Kai,
Haruka Igawa, Kanji Tsuda, Kazuya Kojima, Koji Yakusho, Jason Gray
Länge 120 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 26.6.09
© Bilder Eureka!,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Ryuhei Sasaki (Teruyuki Kagawa) verliert von einem Tag auf den anderen
seinen Kaderjob in einer Firma. Dadurch gerät sein sicheres Familienleben in
Gefahr - doch er getraut sich nicht, daheim von seiner erniedrigenden Entlassung
zu berichten. Stattdessen hängt er tagsüber mit anderen arbeitslosen
Geschäftsleuten herum und sucht verbissen nach Jobs. Derweil geht daheim das
Familienleben weiter: Mutter Megumi (Kyoko Koizumi) schmeisst den Haushalt und
kümmert sich um den Zusammenhalt der Familie. Der ältere Sohn, der Uni-Student
Takashi (Yu Koyanagi), verdient mit einem langweiligen Teilzeitjob etwas Geld
und hofft darauf, in die amerikanische Armee einzutreten. Der jüngere Sohn, der
sensible Kenji (Inowaki Kai), leidet unter den starren Vorgaben der Primarschule
und frönt heimlich seinem musikalischen Talent.
REVIEW
Kiyoshi Kurosawas Name wird noch immer mit dem
J-Horror-Trend in Verbindung gebracht, auch wenn er schon vor dem Boom sich mit
Horror beschäftigte, alle seine Werke einen ungewöhnlichen existenzialistischen
Touch haben - und er auch schon öfters in anderen Genre-Seen gefischt hat. Etwa
mit dem Langweiler
Bright Future
oder dem nicht richtig fassbaren
Doppelgänger. Doch eines ist allen
Kurosawa-Werken gemein: eine entrückte Wirklichkeit, eine Welt, die langsam aus
den Fugen zu geraten scheint. Ob dies nun ins Parodistisch-Apokalyptisch
übergeht wie beim mysteriösen
Charisma,
ins Unheimliche und Bedrohliche wie bei seinem besten Werk
Pulse
oder nun in "Tokyo Sonata" ins Alltägliche.
Das unter anderem in Cannes preisgekrönte Drama ist auf gewisse Weise ebenso ein Horrorwerk wie es Kurosawas klassischeren J-Gruselstücke waren, denn es geht um dieselben Themen: Fehlende Kommunikation, das Zusammenbrechen gewohnter Strukturen und eine Welt, die sich auf bedrohliche und unaufhaltbare Weise gegen unsere Protagonisten zu verschwören scheint. Subtiler als je zuvor in seiner Karriere baut er Atmosphäre der konstanten Vorahnung auf. Ob durch einengende Bildgestaltung oder leicht unheimliche Kamerawinkel - oft ist kaum erkennbar, was er genau tut, aber es wird spürbar. Als ziehe sich eine Schlinge immer enger um Ryuheis Hals.
Der Film ist denn auch in diesen Phasen am besten. Wenn er zeigt, wie das heutige Japan seinen Entlassenen und aus der produktiven Gesellschaft gekickten Mitgliedern kaum mehr Halt bietet. Wie Ehre und Ansehen schwinden, wie die Familie als letzter Zufluchtsort auch zu bröckeln beginnt. Wie das patriarchalische System ausgedient hat. Dabei sehen wir nicht nur das Leben unseres Antihelden entgleiten, auch die restlichen Familienmitglieder hadern mit den an sie gestellten Erwartungen. Der Jüngere will Klavier spielen, der Älteste rebelliert ziellos, die Mutter sucht einen Ausweg. So kniet sie einmal flehend vor einem Gewitter, als wolle sie ihr Leben reinwaschen. Wegwaschen. Erneuern. Ein Arbeitloser betet einmal für ein Erdbeben, damit die starren Strukturen aufgebrochen werden, ein Neustart möglich wird. Hoffnung durch Zerstörung.
Das sind alles spannende und für Kurosawa typische Themen, die er mit gewohnter ästhetischer Brillanz und Disziplin anpackt. Die mit kühler Tiefenschärfe ausgestatteten Bilder seines Kameramanns Akiko Ashizawa bleiben oft auf Distanz und beobachten die Figuren nüchtern. Visueller Leitfaden scheint das Oeuvre von Yasujiro Ozu zu sein, den Kurosawa respektiert und dem er hier dreifach Tribut zollt: mit einigen der Bild-Arrangements, mit dem Titel der stark nach einem Ozu-Werk klingt, und mit einer Treppensturzsequenz, die das weniger bekannte Ozu-Melodrama "A Hen in the Wind" aus dem Jahr 1948 zitiert.
Musik wird derweil dezent eingesetzt, erst im Finale kommt sie mit ungeheurer Kraft zum Zug, wenn Kenji Debussys "Clair de Lune" spielt. Und auch die Schauspieler verstecken ihre Emotionen geschickt unter einer Fassade, die nur in einigen Schlüsselszenen zusammenbricht und kurze Szenen von heftigen Gefühlsausbrüchen erlaubt. Teruyuki Kagawa (Tokyo!) glänzt in der Hauptrolle des Verlierertypen, Kyoko Koizumi (Hanging Garden) gibt ebenso überzeugend die Mutter, die immer mehr die Autorität in der Familie ausübt, und der junge Inowaki Kai liefert ein starkes Debüt. Kurosawa-Star Koji Yakusho taucht spät im Film auf und ab da verliert sich die Story. Nun setzt Kurosawa statt auf subtilen Witz und leise Surreales auf klarer absonderliche Elemente, wodurch diese Qualitäten in den Vordergrund rücken und "Tokyo Sonata" schwächen. Doch zum (offenen) Schluss hin erholt sich der Film glücklicherweise wieder.
"Tokyo Sonata" liefert eine bemerkenswerte, wenn auch etwas schleppende und im Schlussdrittel mäandrierende Bestandaufnahme des heutigen Japan: gesellschaftskritisch, intelligent, sachlich, ironisch, intim, blendend inszeniert - alles in einem. Auch wenn die meisten Kritiker darauf euphorisch reagierten (im Gegensatz zum überschätzten Bright Future auch halbwegs zu Recht) so bleibt doch das Fazit, dass Kurosawa seine besten Filme Pulse und Cure nicht toppt. Deren Atmosphäre alleine macht sie schon besser. Doch weil die beiden als Genrekost abgehakt werden, erreichen sie in cineastischen Zirkeln nicht dieselbe Achtung. Auch egal. "Tokyo Sonata" mag zwar nicht ganz deren Niveau erreichen, sehenswert und stark ist er allemal. Nach dem schlaffen Doppelpack Loft und Retribution meldet sich einer von Japans wichtigsten zeitgenössischen Filmemachern also eindrücklich zurück.
MEINE
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GB, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 mit englischen Untertiteln.
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