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> RIDING ALONE FOR
THOUSANDS OF MILES
Drama
China/J/HK 2005
Alternative Titel
Qian li zou dan qi; 千里走单骑
Regie
Zhang Yimou
Drehbuch Zhang Yimou, Zou
Jingzhi
Produktion Zhang Yimou
Darsteller
Ken Takakura,
Shinobu Terajima, Qiu Lin, Li Jiamin,
Yang Zhenbo
Länge 103 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
© Text Marco,
molodezhnaja 1.2.06
© Bilder Zoke,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der alte Japaner
Gouichi Takata (Ken Takakura) hat
seit 10 Jahren nicht mehr mit seinem Sohn Kenichi geredet. Nun hat ihm seine
Schwiegertochter Rie (Shinobu Terajima) mitgeteilt, Kenichi liege im Spital.
Doch seinen Vater lässt er nicht zu Besuch kommen. Kurz später meldet sich Rie:
Ihr Mann hat Leberkrebs und wird sterben. Kenichi sucht einen Weg, seinem Sohn
einen letzten Gefallen zu tun. Dazu reist er nach China, um in der
Yunnan-Provinz den Opern-Schauspieler Li Jiamin (Li Jiamin) zu suchen. Kenichi
hatte Li bei einer seiner Chinareisen filmen wollen, dieser vertröstete ihn
jedoch auf seinen nächsten Besuch. Takada will dies nun nachholen. Doch Li sitzt
im Knast, wie sein "Übersetzer"
Lingo (Qiu Lin) bald herausfindet. Takada holt sich die
Erlaubnis, Li im Gefängnis zu filmen. Doch der Schauspieler bricht zusammen. Er
könne nicht spielen, da er an seinen Sohn Yang-Yang (Yang Zhenbo) denken müsse.
Takada entschliesst sich, Yang-Yang zu suchen und zu Li zu bringen.
REVIEW
Jeder Filmfan hat mindestens einen Regisseur, der genau den Weg zu seinem
Herzen zu kennen scheint. Selbst die kleinste Bewegung führt zur gewünschten
Reaktion, die Orchestrierung der Emotionen funktioniert auf beinahe hypnotische
Weise. Bei mir gehören Hayao Miyazaki und (auch nach vielen loyalen Jahren)
Steven Spielberg dazu. Aber mehr als jeder andere ist es vielleicht Zhang Yimou.
Schon nur der Gedanke an die emotionalen Szenen von To Live
lassen mich schwer schlucken. Zhang, sieht man von seinen beiden in anderen
Domänen überragenden Martial-Arts-Streifen
Hero und
House of Flying Daggers ab, kennt
den Weg zu meinem Herzen. Und wenn er in seinem Element ist, dann ist er
unerbittlich.
"Riding Alone for Thousands of Miles" ist demnach ein typischer Zhang-Film. Einer, der mich schon nach ein paar Minuten in seinem Rhythmus gefangen nahm. Einer, der mir seine einfachen und ehrlichen Charaktere innert Kürze so nah erscheinen liess. Ihm zu Grunde liegt eine simple Geschichte mit einfacher Erzählweise und einfacher Wirkung. Doch Zhang wäre eben nicht Asiens bester Regisseur, wenn er nicht aus diesen Voraussetzungen ein Kleinod zaubern könnte.
Das Drama, dessen Plot an etlichen Orten falsch zusammen gefasst ist (Kenichi sieht man nie und schon gar nicht reist er mit seinem Vater nach China), entfaltet sich langsam und gefühlvoll. Zhang ist nicht darauf aus, uns mit grossen Plot-Twists zu unterhalten und seine Charaktere sind auf gewisse Art sehr eindimensional: Sie haben keine versteckte Agenda. Sie haben auf den ersten Blick auch keine komplexen Charakterzüge. Das nimmt ihnen nichts von ihrer Faszination. Takada, fantastisch minimalistisch gespielt vom Japaner Ken Takakura ("Black Rain"), der hier eine Darbietung in reifer Eastwood-Manier gibt, hat Mühe damit, seine Gefühle zu zeigen. Die Reise durch China bringt ihn dazu, auf seine Emotionen zu hören. Nicht im grossen Stil, aber ganz langsam. Umso grandioser sind die kleinen Momente. Szenen, in denen Takada mit einem weinenden Mann konfrontiert wird oder mit der Güte der Dorfbevölkerung. Nur wenige Regisseure können menschliche Güte besser einfangen als Zhang, ohne dabei dem Kitsch zu verfallen. Die einfachen, ja fast naiven Dörfler sind dafür mal wieder ein Paradebeispiel.
Am Ende von Takadas "einsamer Reise über tausende von Meilen", die jene der Oper und Teile des ihr zugrunde liegenden Romans "Romance of the Three Kingdoms" widerspiegelt, hat Takada keine grossen neuen Erkenntnisse gewonnen, denn schon zu Beginn ist ihm klar, dass er seinen Sohn vernachlässigt hatte. Vielmehr lernt er, mit Menschen, die ihn nicht verstehen, zu kommunizieren, und nähert sich dadurch auch seinem Sohn aus der Distanz an. So erkennen beide, dass man vor geliebten Menschen seine wahren Gefühle nicht hinter Masken verstecken sollte. Trivial? Sentimental? Ja, durchaus, aber in Zhangs Händen wahre Poesie.
Der Film hat aber noch eine andere Ebene, die ebenfalls berührt. So ist es ungemein aufstellend, einen Japaner in China zu sehen, und dabei die angespannte Beziehung der beiden Staaten absolut kein Thema ist. Die Menschen gehen aufeinander zu, voller Hilfsbereitschaft und Freundschaft. Das kann man als utopische Verklärung anschauen, oder als Zeichen an die Menschen und Führer beider Nationen: Japan und China sind tolle Länder mit tollen Menschen. Wieso wegen historischen Problemen noch immer auf Säbelrasseln setzen, wenn im Kleinen die Zusammenarbeit und Freundschaft längst funktionieren würde? Die Beziehung der beiden Länder steht nie im Zentrum des Films, denn gross thematisiert wird sie nicht. Aber es ist kaum zu übersehen, dass Zhang Yimou mit "Riding Alone for Thousands of Miles" auch ein subtiles Zeichen gegen die latente Rivalität setzt.
Neben Takakura glänzen deshalb auch chinesische Schauspieler, so etwa Qiu Lin, der das einfache Gemüt Lingo spielt. Oder Peking-Oper-Schauspieler Li Jiamin als er selbst. Yang Zhenbo gibt den kleinen Buben, den viele Vorab-Kritiken basierend auf dem Trailer fälschlicherweise für Takadas Sohn hielten, beinahe wortlos und ungemein süss. Seine Chemie mit Takakura ist in den wenigen Szenen, die sie zusammen haben, einfach formidabel. Takada projiziert nämlich seine Versäumnisse mit dem eigenen Sohn auf den Buben und Zhang zerrt daraus emotionale Stärke, welche in einer simplen, aber einfahrenden Szene gipfelt.
Wenn es etwas gibt, worin "Riding Alone for Thousands of Miles" schlechter abschneidet, als die meisten früheren Zhang-Werke, dann ist es die Bildsprache. Der japanische Kameramann Daisaku Kimura, der unter anderem die Fukasaku-Filme Virus und The Geisha House filmte, erschafft zwar einige bezaubernde Kompositionen, von denen vor allem die Anfangs- und Schluss-Szenen betören, doch sie haben nie die Fülle und Leinwand-sprengende Kraft wie jene aus Raise the Red Lantern, House of Flying Daggers oder The Road Home. Zhang setzt vielmehr auf Schlichtheit, was letztendlich aber wohl eine weise Entscheidung war.
Denn sein Film ist schlicht. In Inszenierung und Absicht. Das kann man ihm nicht vorwerfen, wenn man sieht, was er erreicht. Spätestens in der letzten Gefängnis-Szene dürfte dies jedem klar werden. Wer da nicht mindestens ein Schluchzen von sich gibt, ist ein harter Kerl. Ich? In Zhangs Händen werd ich zum Weichei. Zwei Taschentücher waren vollgerotzt. Und mir war klar, dass Zhang einmal mehr direkt in mein Herz getroffen hat. Ein feiner Film.
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Japanisch und
Mandarin Dolby Digital 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.
Cover meint anamorph, kam mir nicht
so vor. Die chinesische DVD nervt zwar mit nicht vorspulbarer Werbung, im Film
selber gibts aber zum Glück keine Logos.
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