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2010
> RAAVAN
Drama. Indien. Hindi
Alternative Titel Raavanan; Villain;
रावण
Regie
Mani Ratnam
Drehbuch Mani Ratnam
Produktion Mani Ratnam, Sharada Trilok
Songs A.R. Rahman
Kamera Santosh Sivan, V. Manikandan
Choreografie Ganesh Acharya, Brinda, Shobana, Astad Deboo
Darsteller Abhishek Bachchan,
Aishwarya Rai Bachchan, Vikram,
Govinda,
Nikhil Dwivedi, Ravi Kishan, Vikram, Priyamani, Tejaswini Kolhapure, Ajay Gehi
Länge 131 Min.
Kinostart 18.6.2010
Box office classification Flop
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 9.8.10
© Bilder Madras Talkies,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Im Laal Maati Distrikt hat der Bandit
Beera Munda (Abhishek Bachchan) mit seinen Brüdern Mangal (Ravi Kissen) und Hariya
(Ajay Gehi) eine
Schreckensherrschaft aufgebaut - doch während Polizei und Behörden seine
Aktionen fürchten, avanciert er schon bald zum Liebling der verarmten Massen.
Als er Ragini (Aishwarya Rai Bachchan) entführt, die schöne Gattin des
Polizeichefs Dev Pratap Sharma (Vikram), lädt er sich gleich doppelten Ärger auf:
Zum einen erweist sich Ragini als willensstarke Frau, die sich dem Schurken
nicht beugen will. Und zum anderen macht Dev erbittert Jagd auf seinen
Widersacher. Hilfe bekommt er dabei von Sanjeevani Kumar (Govinda), der den
Urwald kennt, wie seine Westentasche.
REVIEW
Mani Ratnam nahm sich das indische Epos
Ramayana vor, verlegte es aber nicht etwa in die Gegenwart, sondern in
eine kuriose Welt zwischen Bauernrealität und Fiebertraum. In der Vorlage ist Raavan der Dämonenkönig des Reiches
Lanka, der Ramas ehrenvolle Frau Sita entführt, aus Rache für den Frevel an
seiner Schwester. Ratnam behält diese Struktur nun weitgehend bei, mit neuen
Namen und einem ganz unerwarteten Setting: einer superfeuchten
Dschungellandschaft, in der alle Schauspieler konstant zu schwitzen und zu
tropfen scheinen. Wie Welt löst sich buchstäblich auf, Menschen werden eins mit
dem Sumpf, mit dem Boden. Weg ist also das propere Spiel der Götter, dafür
kriegen wir ihren Mythos im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig.
Wobei man vor allem in der ersten Filmhälfte nicht mit der Erwartung herangehen sollte, "Raavan" würde seine in Grundzügen bekannte Geschichte in einer leicht verständlicheren Form nacherzählen. Ratnam erzählt nämlich nicht, er lässt spüren. Szenen hängen holprig aneinander, Dialoge peitschen gestelzt durch die Luft, überall rauscht und tropft es - man kann diese Welt eher schon greifen, sie fühlen, als sie verstehen. Rein cineastisch mag das bisweilen frustrieren, denn alles wirkt abgehackt und etwas übersättigt. Fischaugen-Linsen auf der Kamera verzerren das Bild, kuriose Jump-Cuts stören den Fluss. Also wolle Ratnam ganz bewusst diese an sich auf rustikale Art schöne Welt zerstückeln und verfremden.
Genau diese Verfremdung wird zum Leitmotiv: Die Geschichte des Ramayana wird verfremdet, die Bilder werden verfremdet, ja sogar Schauspieler wirken bisweilen verfremdet in ihrem grimassierenden Spiel. Das trifft vor allem auf Abhishek zu, der den Dämon des Epos' auf nervöse Weise verkörpert. Immer wieder wird sein Gesicht zur Fratze - er faucht buchstäblich die Welt an, wird zum Tier. All das hat mit bodenständigem Realismus nicht mehr viel zu tun, sondern pendelt eher zwischen Märchen, Albtraum und Wahnsinn. Dieser Mix aus hypnotisch-fiebrigen Elementen und ganz erdigen Beigaben wie Wasser und Schlamm ist etwas, was Mani Ratnam besser hinbekommt als jeder andere. Höchstens noch Santosh Sivan, wie er in Filmen wie The Terrorist oder dem trashigen Anandabhadram gezeigt hat. Hier, wen wunderts, ist Sivan der Kameramann.
Er übernahm den Job, nachdem V. Manikandan den Bettel hinschmiss, wohl als Resultat der Produktionsprobleme (Ratnam wurde während des Drehs krank und inszenierte parallel zwei Fassungen - in Hindi und Tamilisch mit verschiedenen Schauspielern). Bleibt die Frage, warum überhaupt Manikandan angeheuert wurde. Der Mann war perfekt bei Filmen wie Om Shanti Om, seine einzig annähernd brauchbare Referenz für diese Art von Filmen sind der bäuerliche Billu Barber und der irre tamilische Anniyan. Aber es steht ausser Frage, dass das Terrain, auf dem Ratnam sich hier bewegt, wie geschaffen ist für Santosh Sivan. Er leistet denn auch ganze Arbeit. Mit manchen Schwenks und Linsen-Verfemdungen kann ich nicht viel anfangen, aber der Trief-Tropf-Look passt bestens.
Er passt auch gut zu Aishwarya Rai. Dies ist eigentlich ihre Story, verkörpert sie doch die ultimativ treue Ehefrau Sita, hier genannt Ragini, die selbst im Schlamm ihre Reinheit bewahrt. Obwohl sie im Dschungel oft gar gut geschminkt ist, so hat sie doch ihren Glamour-Faktor reduziert und geht voll auf in dem Part. Sie stammt ursprünglich ja auch aus dem Bundesstaat Karnataka, in dem ein Teil des Films gedreht wurde, vielleicht fühlt sie sich daher so wohl. Schauspielerisch hat sie schon Besseres gezeigt, ihre Mimik beschränkt sich hier auf etwa drei Ausdrücke und fast den ganzen Film über sind ihre Augen vom Heulen gerötet, doch man könnte sich schwer jemand anders vorstellen. Auch Govinda passt recht gut: Der Komiker gibt das Pendant zum Affengott Hanuman und muss dementsprechend etwas "affig" spielen. Das macht er ohne zu nerven ... bei ihm keine Selbstverständlichkeit.
Stark auch der südindische Star Vikram als nur anfänglich heldenhafter Cop. Und auch die Sidekicks überzeugen. Und Ashs Gatte Abhishek? Der agiert an sich annehmbar, aber er wirkt falsch. Er ist nicht die Figur, er spielt sie. Nie kriegt man das Gefühl, er würde als mythisch überhöhter Bösewicht die Menschen in Schach halten. Jemandem wie Vikram würde man das viel eher abnehmen. Und so siehts dann ja auch in der tamilischen Fassung Raavanan aus: Abhishek ist weg, Vikram übernimmt seinen Part. Ash spielt dieselbe Rolle nochmals. Und die ganzen Nebendarsteller wurden ausgewechselt. Es handelt sich an sich um ein Shot für Shot identisches Werk, denn es wurde parallel an denselben Sets gedreht. Aber selbst ohne es gesehen zu haben, ahnt man, dass es besser ist. Wieso?
Weil Vikram besser passt als Abhi, sicherlich. Aber das ist eher eine kosmetische Frage. Viel zentraler ist das Gefühl, es handle sich hierbei um einen südindischen Film. In "Raavan" sprechen die Akteure zwar Hindi, aber es wirkt einfach nie ganz richtig. Vielleicht sind es die schon angesprochenen Fischaugen, ist es der übertreibende Bösewicht, sind es die Wassermassen - der Film wirkt einfach südlich. Das ist bei vielen Filmen von Mani Ratnam so, der Mann stammt schliesslich aus Tamil Nadu, doch noch nie zuvor hatte ich so sehr das Gefühl, der Film sei in der falschen Filmregion entstanden: "Raavan" gehört nicht nach Bollywood, er gehört nach Kollywood. Der Look, die Schauspieler, die Story - das hat alles südindisches Flair. Und selbst die Musik von Oscarpreisträger A.R. Rahman will in Hindi nicht recht klicken, man hört die halbe Zeit über Klänge, zu denen Tamilisch besser harmonieren würde.
Das mag nur ein Gefühl sein, und letztendlich dürften die beiden Fassungen qualitativ nicht wirklich gross unterschiedlich sein - selbst wenn Vikram in Abhis Rolle doppelt so gut wäre. Zu unwichtig ist hier der einzelne Player, viel wichtiger ist die organische Gesamtheit. Aber gerade weil die sich eben "südindisch anfühlt" gibts leichten Süd-Bonus. Das soll indes nicht heissen, dass sich die Nord-Fassung nicht auch lohnt. Man muss sich bei "Raavan" nur auf einen ganz speziellen, exotischen Trip einstellen. Er holpert, er wirkt verzerrt. Manche Actionszenen kommen über B-Niveau kaum heraus, andere Sequenzen sind cineastisch absolut hochwertig.
Dieses Pendeln zwischen Trash und Kunst, zwischen Nord und Süd, zwischen feucht und feurig, zwischen Action und Romantik - das alles sorgt für einen buchstäblich bipolaren Film. Ein etwas verwirrtes, aber gerade darum so eigensinniges und faszinierendes Werk. In einer Zeit, in der Regisseure oft auf Nummer sicher gehen, in denen ein paar coole Kamerazooms oder Sexy-Schlampen-Songs davon ablenken sollen, dass ein Film keine eigene Sprache mehr hat, ist so etwas wie hier eben schon speziell. Mani Ratnam holt sich mit "Raavan" sicherlich keine neuen Fans, aber er festigt seinen Ruf als ein echt indischer Filmemacher. Er nimmt die Mythologie des Landes, nimmt seine exzessive cineastische Ausdrucksform und seine ureigenen Landschaften, um ein Werk zu schaffen, das zwar modern ist, aber tief verwurzelt in seiner Heimat. Das gibts viel zu selten.
SONGS
1) Behene De - Ein Stück, das sich gut als
Hintergroundmusik machen würde, aber nicht zwingend als separates Stück (Karthik).
2) Khili Re - Sanfter Gesang, klassische Klänge, Ashs traditioneller Tanz: eine
schöne Fusion (Reena Bhardwaj).
3) Thok De Killi - Stimmig inszenierte, aber nicht sonderlich mitreissende
Nummer (Sukhwinder Singh, Am'nico).
4) Kata Kata Bechara - Fetter Bauerndorf-Beat, als Melodie aber nicht der
Reisser (Ila Arun, Sapna Awasthi, Kunal Ganjawala).
MEINE DVD
Big Home Video (IND), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton:
Hindi 5.1 und 2.0 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * (Leichte Verpixelung und einige
Nachzieheffekte, daraus resultieren Unschärfen, farblich in Ordnung
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Induna (Liefert aus IND)
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Bollywood Hungama (1½/5)
Rediff (2/5)
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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