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Melodrama

Japan 2010
Alternative Titel Noruwei no mori; Naokos Lächeln; Ballade de l'impossible; ノルウェイの森

Regie Tran Anh Hung
Drehbuch Tran Anh Hung nach dem Roman von Haruki Murakami
Darsteller Ken'ichi Matsuyama, Rinko Kikuchi, Kiko Mizuhara, Tetsuji Tamayama, Kengo Kora

Länge 128 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 25.7.2011
©  Bilder Soda, Screenshots molodezhnaja


STORY
Tokio 1967: Während in der Stadt die Jugend gegen Repression und Staatsgewalt demonstriert, steht das Leben des 19-jährigen Toru Watanabe (Ken'ichi Matsuyama) Kopf. Erst nimmt sich sein bester Freund Kizuki (Kengo Kora) aus unerfindlichen Gründen das Leben, dann verliebt sich Toru in dessen Freundin, die introvertierte Naoko (Rinko Kikuchi). Obwohl die beiden ihre Emotionen ausleben, lässt sich der Verlust ihres gemeinsamen Freundes nicht ausblenden. Kurz nach ihrem 20. Geburtstag lässt sich Naoko deshalb in ein Sanatorium bei Kyoto einweisen, um ihr Leben wieder ins Lot zu bringen. Derweil freundet sich Toru mit der lebensfrohen und extrovertierten Midori (Kiko Mizuhara) an.

 

REVIEW
Unverfilmbare Romane? Die gibts nicht. Die haben bloss noch nicht ihren Meister gefunden, der sie auf Zelluloid bannt. Im Falle von "Norwegian Wood" haben die Produzenten ziemlich lange nach der geeigneten Person gesucht. Der Roman von Haruki Murakami erschien schliesslich schon 1987 und torpedierte den Autor gegen seinen Willen in den Status eines Superstars. Das Buch wurde zum Bestseller und Murakamis mit Abstand populärstem Werk. Über zwanzig Jahre später wagte sich der Franko-Vietnamese Tran Anh Hung an die sagenumwobene Vorlage. Hat er sie gebändigt?

Nicht ganz. Der Roman ist geprägt von Langsamkeit und nach innen gekehrten Figuren. Als Sakrileg könnte man ihm Monotonie vorwerfen. Nun kann man versuchen, diese auch in eine filmische Adaption einfliessen zu lassen, oder den Stoff etwas zu straffen. Tran Anh Hung versuchte beides auf einmal, und erreicht damit nicht immer das Ziel. Er verzichtete zum Beispiel auf die Rahmenhandlung und die Studentenproteste laufen nur noch als Hintergrundgeräusche ab. Und so manche Szenen werden auf ihre Kurzaussage reduziert, was "Norwegian Wood" manchmal den Eindruck einer Zusammenfassung verleiht. Das Best-of des Romans.

Aber was für ein betörend schönes Best-of! Der Chinese Lee Ping-bin (Air Doll, Once Upon a Time in Tibet, In the Mood for Love) steuert absolut umwerfende Bilder bei. Und in Kombination mit dem Soundtrack von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood sowie der atmosphärisch gesteuerten Inszenierung ergibt sich ein bedächtig-anmutiges Traumstück, eine sinnlich fassbare, oder besser fühlbare Abhandlung über Liebe und Verlust, über Sex und das Erwachsenwerden. Im Kern ist die Geschichte recht simpel: Suizid des Freundes, Liebe zu dessen Ex, Liebe zu einer anderen?

Die vielleicht spannendste Figur ist Naoko, bestens gespielt von der einst für "Babel" oscarnominierten Rinko Kikuchi (Sideways, Assault Girls). Sie leidet an einer im Film nie genauer definierten Form von Borderline-Störung, die durch die Trauer ausgelöst wird und gegen Ende fliessend in eine mögliche Geisteskrankheit übergeht. Mal schwelgt sie in ihrer Liebe zu Toru, mal geht sie an ihrer Liebe zum verstorbenen Kizuki zu Grunde. Nicht zuletzt darum, weil sie mit jenem nie richtig schlafen konnte - was ihr Schuldgefühle verschiedenster Art beschert. Und so kippt sie immer wieder in depressive Phasen, die man nie richtig fassen kann.

Der Film macht es recht geschickt, wenn er Erklärungen ausblendet, denn viele Borderline-Fälle sind nicht rational. Sie lieben verstärkt, sie selbstbemitleiden verstärkt, sie gehen an ihren Extremen kaputt. Naoko ist nicht ein krasser Fall, aber ein spannender. Dagegen ist Toru, auch überzeugend verkörpert von Publikumsliebling Ken'ichi Matsuyama (L: Change the World), eine eher fade Figur. Doch als Zugang zur Geschichte eignet er sich allemal. Dritte im Bunde ist die elegante Midori, zauberhaft gespielt von Model und Schauspieldebütantin Kiko Mizuhara. Sozusagen das Versprechen eines "normalen" Liebeslebens, das Toru jedoch aus Zuneigung zu Naoko nicht eingehen kann.

Diesen Dreiecks-Liebeskonflikt inszeniert Tran immer eine Spur zu distanziert. Der Regisseur ist ein spannender Filmemacher, der mal aus den kleinsten Gesten Grosses herausholt (etwa im meisterhaften Scent of the Green Papaya), mal grobschlächtig fiebrig den Stil und Atmosphäre vor alles andere stellt (siehe I Come With the Rain). "Norwegian Wood" siedelt sich irgendwo dazwischen an: Komplett Atmosphäre, aber mit dem Anspruch, in die Herzen der Protagonisten vorzudringen. Das schafft Tran aber nicht immer, die Charaktere bleiben etwas fremd, wie tragische Abziehbilder echter Personen. Doch das hindert uns nicht daran, einzuklinken - den Akteuren und der Umsetzung sei Dank.

Und so lohnt es sich am ehesten, sich einfach diesen Sehnsüchten hinzugeben. Zu sehen, wie die Bruchstücken eines grossen Romans ihr Eigenleben entwickeln. Jump Cuts, Musik, leicht ungewöhnliche Kamerawinkel und das wehmütige Spiel der Akteure verleiht vielen Szenen etwas Traumwandlerisches. Am besten etwa zu sehen in der Schwimmbad-Sequenz. Andere Sequenzen wirken wie japanischer Schmalz auf hohem Niveau. Wieder andere wie Teil einer stilisierten Tragödie. Das will nicht vollends eindringen, nicht vollends funktionieren, aber es bekommt auf Dauer seinen ganz eigen Reiz - der vielleicht für all jene, die (wie ich) den Roman nicht kennen, noch etwas grösser ist. Daher gebe ich auch noch haarscharf 3.5 Sterne.

Mag sein, dass der zugrunde liegende "Beatles"-Song besser ist, dass der Roman besser ist - doch aus rein cineastischer Sicht ist "Norwegian Wood" allemal ein schönes Stück Kino. Schwelgerisch, stimmungsvoll, traurig. Rockoper trifft Teniemelodrama, psychologisch nach innen gerichtete Story trifft auf konventionellen Romantikkitsch. All das vereint von einem Filmemacher, der nicht mehr ganz das Genie seiner frühsten Werke aufweist, aber mit I Come With the Rain und "Norwegian Wood" nun gleich zweimal gezeigt hat, dass er selbst bei eher mittelmässigen Vorzeichen doch immerzu fähig ist, einzigartige Filme zu drehen. Der Roman mag also nicht seinen Meister gefunden haben, aber ein Meister fand eine zu ihm passende Vorlage.

 

MEINE DVD
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen Untertiteln.

 

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imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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