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2009
> I COME WITH THE RAIN
Thriller
Frankreich / Hongkong / Spanien / Grossbritannien / Irland 2009
Alternativer Titel Je viens avec la pluie
Regie
Tran Anh Hung
Drehbuch Tran Anh Hung
Darsteller Josh Hartnett, Lee Byung-hun, Takuya Kimura, Elias Koteas,
Shawn Yue Man-Lok,
Tran Nu Yên-Khê, Eusebio Poncela, Sam Lee Chan-Sam,
Russ Kingston, William Chow Tze-Ho
Länge 114 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 18 (FSK: 16)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 22.1.09
© Bilder avex,
Screenshots molodezhnaja
STORY
In Los Angeles bekommt der traumatisierte Ex-Cop Kline (Josh Hartnett) vom steinreichen
Pharma-Unternehmer Chen per Gegensprechanlage einen Auftrag: Er soll seinen Sohn Shitao (Takuya Kimura) finden, den er nicht mehr gesehen hat, seit der Junge 10
Jahre alt war. Eine erste Spur führt Kline auf die philippinische Insel
Mindanao, wo Shitao zuletzt in einem Waisenhaus mitgeholfen hat. Doch vor Ort
wird berichtet, der Mann sei tot. Kline lässt sich von seiner Mission nicht
abbringen und reist weiter nach Hongkong, wo er Kontakt mit dem befreundeten
Polizisten Meng Zi
(Shawn Yue) aufnimmt. Die beiden finden nur Hinweise auf Shitao - und geraten
dafür an den eiskalten Gangsterboss Su Dong-Po (Lee Byung-hun)
und dessen drogensüchtige Freundin Lili (Tran
Nu Yên-Khê).
REVIEW
Mit diesem Film gewordenen Fiebertraum setzt
der Vietnamese
Tran Anh Hung seinen Zickzack-Kurs fort und drehte sein wohl bizarrstes Projekt:
Nach seinem gefeierten Durchbruch The Scent
of the Green Papaya (1993), der sich liebevoll-minimalistisch und ungeheuer
nostalgisch dem alten Vietnam näherte, änderte er radikal die Richtung und
schockte mit dem rabiaten Cyclo viele
seine Fans. Im Jahr 2000 kehrte er mit
Vertical Ray of the Sun in das gemächliche Vietnam zurück, bevor er 9 Jahre
pausierte. Und nun "I Come with the Rain". Primär finanziert in Frankreich,
gedreht in Hongkong und auf den Philippinen, mit einem Basken hinter der Kamera
und einem Vietnamesen auf dem Regiestuhl, einem Argentinier und einer englischen
Band für den Soundtrack, sowie Superstars aus aller Herren Länder: Ja, das nennt
sich ein internationales Projekt.
Und ein kalkuliertes noch dazu, denn mit Hollywood-Stars Josh Hartnett, dem koreanischen Erfolgsgaranten Lee Byung-hun (The Good, the Bad, the Weird), dem populären Japaner Takuya Kimura (Love and Honor) und dem verlässlichen Hongkong-Star Shawn Yue (Rebellion) war sozusagen Männerpower aus einigen der wichtigsten Märkte der Welt vertreten. Doch die Rechnung ging nicht auf: Der Film blieb fast zwei Jahre im Archiv liegen, bevor er in Japans Kinos scheiterte, in den koreanischen regelrecht floppte, und sonst kaum irgendwo überhaupt released wurde. Wenn man den Film gesehen hat, kann man durchaus verstehen, warum. Denn dieser Film ist ein ungezähmtes Biest, ein hypnotisches und brutales Sinnes-Erlebnis. Eines, das viele hassen werden.
Doch seine langsam aufgebaute Faszination ist nichtsdestotrotz immens. Tran nannte das Werk eine moderne Interpretation des Neuen Testaments, und tatsächlich finden sich schon von Beginn weg Zeichen, die auf biblische Motive hindeuten. Und bald werden sie dichter - eine Skyline in Form eines Kreuzes. Die Kreuzigung eines Menschen. Und nicht zu vergessen der abwesende Vater, der seinen Sohn unter den Menschen zurückgelassen hat - der Sohn, also Shitao, wird dadurch zum Ebenbild Jesu. Und Tran macht in der zweiten Filmhälfte mehr als nur deutlich, dass genau diese Parallelen den Kern der Story ausmachen. Nicht jedoch seine Handlung. Denn die ist eher kryptisch.
Es geht indes gar nicht darum, dem Plot exakt zu folgen. Es gibt Lücken in der Story. Es gibt unerklärbare Charaktereigenschaften. Und als wäre das nicht genug, ist das Englisch von Takuya Kimura (und einigen anderen) schwer zu verstehen, was in die Handlung noch weitere Löcher reisst. Nein, worum es hier geht, ist einzutauchen. "I Come With the Rain" ist Ambiente, ist Atmosphäre, ist Style. Es gibt Einzelszenen von ungeheurer Schönheit. Die genialsten Grossstadtaufnahmen seit Michael Manns "Collateral" und "Miami Vice". Und Brutalität bis zum Abwinken. Ein paar Beispiele? Ein lebender Mann wird in einen Leichensack gepackt und mit einem Hammer erschlagen. Ein Penner wird nicht einfach erschossen - nein, sein Hund wird abgeknallt und dann der Obdachlose mit dem Hund totgeschlagen!
Das alles wirkt sensationslüstern und gewaltgeil. Und genau darin steckt der Sinn. Ein Fiebertraum ist nicht logisch, aber er produziert Schweissausbrüche und Schockzustände und Leid. Auf das legt Tran es an. Nichts hier soll subtil sein, alles wird auf die Leinwand geklatscht - sei es Blut, seien es Farben, sei es der energiegeladen agierende Lee Byung-hun,sei es die musikvideoartige Montage zum Soundtrack von Oscarpreisträger Gustavo Santaolalla ("Brokeback Mountain") und den Alternativrockern "Radiohead".
Die Schauspieler haben es schwer, in diesem überladenen Psychotrip den Boden unter den Füssen nicht zu verlieren - und entsprechend breit gefächert ist das Spektrum der Interpretationen. Hartnett wirkt fast schon zurückhaltend und agiert solide, Lee ist extrovertiert und heiss, solche Rollen spielt er mittlerweile im Schlaf. Kimura ist so lange toll, wie er seinen Mund zu behält, doch sein Englisch ist derart schwach, dass die Performance danach absackt. Elias Koteas ist leise am Chargieren und Trans Muse / Ehefrau Tran Nu Yên-Khê ist in manchen Sequenzen überfordert. Das kann man ihr nicht verübeln, schliesslich dürfte es einem Grossteil des Publikums ähnlich gehen.
Tran hat schliesslich einst Philosophie studiert und davon zerrt er jetzt genauso wie von den spirituellen Motiven - die fast schon übertrieben heftig werden. Manche würden sagen plakativ, weil die Story selbst auch ohne diese funktionieren würde. Die Handlung ist nämlich, anders als vielerorts zu lesen ist, in sich schon nachvollziehbar. Es ist eher ihre Ausführung mit ihrer dicken Symbolik und der Style-over-Substanz-Atmosphäre, die verwirrt und verstört. Spätestens wenn Takuya ans Kreuz genagelt wird und tatsächlich sagt "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", dürften so manche Trans Besessenheit auf die religiösen Metaphern dicke haben. Doch sie sind Teil des Spektakels, des Schauwerts dieses Fetisch-Films.
Fetische gibt es schliesslich an allen Ecken. Seien es die oft nackten Männer-Oberkörper. Sei es die zur Farce verkommenen Religionsmotive. Die fast ausnahmslos heissen Frauen. Und nicht zu vergessen die Begeisterung für Schmerz. Was hier an Sadomaso, an Leid und Gewalt ertragen wird, ist schwer zu fassen. Es geht nicht darum, dass alle paar Minuten eine Blutfontäne in die Luft spritzt, aber jeder, wirklich jeder in diesem Film scheint zu leiden. Das Zelebrieren des Leids wird zur Kunstform - genauso wie Elias Koteas' Serienkiller einmal argumentiert. Und weil Jesus für die Menschheit gelitten hat, funktioniert das Bild hier auch einigermassen, will doch unser Neo-Jesus die leidende Menschheit durch sein eigenes Leid erlösen.
Humbug mag das alles sein, keine Frage, irgendwo angesiedelt zwischen hoher Kunst, Exploitation und purem Trash. Als nehme Tran Anh Hung seinen düsteren Cyclo, drehe ihn durch den Reisswolf und versetze ihn mit LSD. Ein Gros der Zuschauer wird geschockt oder frustriert sein. Auch ich habe wohl nach neun Jahren Tran-Abstinenz und angesichts einer solchen Starriege vor und hinter der Kamera mit etwas "Grösserem" gerechnet. Vielleicht irrerweise mit einem Meisterwerk des globalen Kinos. Entstanden ist jedoch kein Meisterwerk, weit weg davon, sondern ein schwelgerisches, brutales und fiebriges Kuriosum. Kino, das man nicht alle Tage sieht. Vielleicht auch besser so.
MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Englisch 5.1 und Japanisch 5.1 mit japanischen Untertitel.
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Yesasia
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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