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Tragikomödie
Japan / USA 2009
Alternative Titel Saidoweizu;
サイドウェイ

Regie Cellin Gluck
Drehbuch
Takayuki Uesugi nach dem Skript von Alexander Payne und dem Roman von Rex Pickett
Darsteller Fumiyo Kohinata, Katsuhisa Namase, Rinko Kikuchi, Kyoka Suzuki

Länge 124 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 1.9.10
©  Bilder 20th Century Fox, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Drehbuch-Professor Michio (Fumiyo Kohinata) reist nach Los Angeles zur Hochzeit seines Kumpels Daisuke (Katsuhisa Namase), der einst ein Schauspieler war und jetzt ein Restaurant mit franko-japanischer Küche betreibt. Bevor er den Bund der Ehe eingeht, will Partylöwe Daisuke in Las Vegas die Sau rauslassen. Doch die Pläne werden auf Michios Wunsch kurzfristig geändert: Die zwei fahren ins Weingebiet von Napa Valley. Dort treffen sie die gemeinsame Freundin Mayuko (Kyoka Suzuki) und deren junge Kollegin Mina (Rinko Kikuchi). Das Quartett testet Wein - und wagt sich schon bald an gegenseitige Avancen.

 

REVIEW
Wegen "Sideways" brachen die Verkäufe von Merlot ein, der noch kurz zuvor den Cabernet als Amerikas beliebtester Wein abgelöst hatte. Im Jahr 2003 wurden noch 840 Hektaren Merlot-Trauben in Kalifornien angebaut. Fünf Jahre später war es nicht einmal mehr 5% (!) davon, während sich die Anbaufläche von Pinot Noir verdreifacht hatte. Der oscargekrönte Film des genialen Alexander Payne ("About Schmidt") hat zwar nicht Blockbuster-Ausmasse erreicht - doch jene, die ihn sahen, haben sich mehr oder weniger in ihn verliebt. Und vor allem die Ratschläge zum Thema Wein zu Herzen genommen. Die prägnanteste Faustregel war eben "trink Pinot, meide Merlot".

Ich muss gestehen, ich habe Merlot nie speziell gemocht. Aber den Pinot hab ich durch den Film lieben gelernt. Solch einen starken Einfluss auf die Zuschauer dürfte dieses Remake nicht haben. Der zuvor in Ost und West als Regieassistent und Techniker arbeitende Cellin Gluck hat die japanische Fassung mit dem Segen Paynes inszeniert, auch wenn der US-Regisseur selbst nicht involviert war. Vielleicht gut so, denn damit kann er sich vom Endprodukt besser distanzieren. "Saidoweizu", so die japanisierte Schreibweise, ist nämlich der fade Bruder des Originals, ein Film mit demselben Körper, aber komplett anderem Gusto. Oder um in den Worten Giamattis zu reden: Das Original ist ein Pinot, der hier ist ein Merlot. Und als ob er das genau wüsste, umschifft er sogar die legendäre Merlot-Haue.

Warum? Weil sich hier niemand was getraut. Der Film plätschert und plätschert, ohne dass eine Figur Grenzen ausloten würde, ohne dass die Dialoge knistern, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben Wirkung zeigen würde. Oberflächlich sind die Filme identisch (zwei grundverschiedene Männer mittleren Alters geniessen Wein und Weib in Kalifornien), doch die Krux liegt im Detail. Während das Original auf raffinierte Weise bösen Biss, kluge Weisheit und Herzlichkeit miteinander verband, geht Gluck ziemlich talentfrei nach Reissbrett. Und so bleiben Gefühle aussen vor. Will sich nie ein richtiges Bouquet entfalten.

Das fängt vielleicht schon bei der Wahl des Drehorts auf: während die Reise im Original ins Santa Ynez Valley geht, ist diesmal das berühmtere Napa Valley dran, also ein kommerzialisierteres Gebiet. "Saidoweizu" ist eben stromlinienförmiger und hat spürbar weniger Ahnung von Wein. Das mag damit zusammenhängen, dass das japanische Publikum ebenfalls nicht dieselbe Ahnung von dem edlen Traubensaft hat - und hiermit sozusagen an die Trinkkultur herangeführt wird. Doch genau da wäre die Chance gewesen, den Japanern etwas beizubringen. Und vor allem: Sie spüren lassen, wie schön der Genuss eines edlen Tropfens sein kann. Das geht hier beinahe unter.

Dabei wären einige Voraussetzungen durchaus erfüllt gewesen - vor allem im schauspielerischen Bereich: Fumiyo Kohinata (A Pierrot) ist ein hervorragender Charakterschauspieler, wenngleich er niemals das Genie eines Paul Giamatti hat. Als sanfte Version von dessen Miles geht er aber gerade noch durch. Katsuhisa Namase (Yatterman) ist im Vergleich zum oscarnominierten Thomas Haden Church ein Langweiler - was aber an seiner Partyhengst-Rolle liegt, die diesmal ohne Tiefgang daherkommt. Kyoka Suzuki, die mit Kohinata in A Pierrot auftrat, ersetzt zwar keine Virginia Madsen, verleiht ihrem Part aber Würde. Und die oscarnominierte "Babel"-Schauspielerin Rinko Kikuchi ist zwar eine tolle Aktrice, mit der energiegeladenen Sandra Oh hält sie aber nicht mit.

Das Quartett ist, auch wenn es nie die Qualität der "Originale" erreicht, trotz allem gut. Auch die Bilder aus Kalifornien gefallen. Und wenn Japaner an das Weintrinken herangeführt werden, dann ist das auch nicht falsch. Nicht zuletzt zeigt der Film Amerikaner und Japaner beim gefälligen Miteinander, dem kann man auch kaum böse sein. Was indes fehlt, ist der Biss, ist der Schalk, ist das gewisse Etwas. Und es fehlt sogar an Wein. Es wird zwar getrunken, aber Wein wird nicht gelebt, nicht zelebriert. Das dürfte der grösste Frevel sein. Und darum schneidet das Remake gegenüber dem Original auch ziemlich schlecht ab. Als alleinstehendes Werk bietet es immerhin gepflegte, solide Unterhaltung.

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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