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2009
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Tragikomödie
Japan 2009
Alternative Titel Kuki ningyo;
空気人形,
Regie
Hirokazu
Kore-eda
Drehbuch Hirokazu
Kore-eda nach einem Manga von Yoshiie Goda
Darsteller Bae Du-na, Arata, Itsuji Itao, Jo Odagiri, Sumiko Fuji
Länge 116 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 5.2.10
© Bilder Asmik Ace, Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Kellner Hideo (Itsuji Itao) lebt alleine mit seiner aufblasbaren Gummipuppe
Nozomi. Er kleidet sie in verschiedene Klamotten, redet mit ihr und hat Sex mit
ihr. Was er aber nicht weiss: Sie wurde mit einem Herzen hergestellt. Und nun
erwacht sie zum Leben. Während Hideo nicht im Haus ist, wandert Nozomi (Bae
Du-na) in Menschengestalt durch die Stadt - und findet einen Beruf in der
Videothek, in der auch der junge Junichi (Arata) arbeitet. Sie verliebt
sich in ihn, ist aber der Treue zu ihrem Meister verpflichtet. Bei dem liegt
eines Tages aber eine neue Gummipuppe im Bett.
REVIEW
In "Air Doll" sinniert Hirokazu Kore-eda (Still
Walking, Nobody Knows,
After Life) über urbane Isolation, über Einsamkeit
und das Unvermögen zur Kommunikation. Das macht er ernsthaft und pflichtbewusst,
aber eine Spur zu plakativ. Etwa wenn ein alter Mann sagt "heute sind wir alle
leer". Dann serviert Kore-eda dem Publikum nahezu alle Themen auf dem Tablett.
Das geht sogar soweit, dass unsere lebendig gewordene Lustspenderin die Menschen
fragt, was Altern heisst. Was Sterben ist. Was Geburtstag. Als hätte noch
niemand gemerkt, dass ihr diese Konzepte fremd sind. Normalerweise ist Kore-eda
subtiler. Doch das Kuriose? Es funktioniert trotzdem weitgehend.
Denn "Air Doll" ist weniger ein Erzählfilm als ein Fühlfilm. Die Stimmung zählt, die Bilder wirken, die Figuren berühren. Das gilt ganz besonders für unsere Protagonistin, wunderbar verkörpert von der Koreanerin Bae Du-na (The Host). Sie verleiht Nozomi Sex-Appeal und engelsgleiche Unschuld zugleich, Naivität und altkluges Wissen in einem. Sie ist durch und durch eine Kunstfigur, aber eine, die uns wunderbar launig und einfühlsam durch den Film geleitet.
Sie ist in nahezu jeder Szene, und wenn immer sie nicht da ist, fällt der Film ab. Das gilt vor allem für all jene Einschübe, die andere isolierte Menschen behandeln - die bulimische Messie-Frau, die Frau mit der Angst vor dem Älterwerden. Und so weiter. So spannend diese Geschichten wäre, Kore-eda streut sie etwas zu hilflos in den Plot. Ihnen gehört sogar ein Grossteil des Finales, das einem daher vorkommt, wie eine ganze Abfolge von Enden. Wo doch "Air Doll" der titelgebenden Puppe gehören sollte. Wenn immer sie in Aktion tritt, werden wir mit Herrlichem gesegnet.
Das vielleicht schönste Beispiel? Als Nozomi sich beim Einordnen der DVDs verletzt, entweicht ihr alle Luft aus dem Körper und sie fällt in sich zusammen. Junichi reagiert blitzschnell und klebt die Wunde zu. Danach bläst er sie mit seinem Mund auf - der Atem Gottes, sozusagen, der ihr neues Leben bringt. Und jeder Stoss Luft ist wie Sex für sie, der ihren Körper ekstatisch anhebt. Bisher wurde sie mit einer Maschine aufgepumpt, nun hat sie die Luft eines anderen Menschen in sich. Das hat etwas Erotisches und Sinnliches. Der totale Gegensatz zum maschinellen Rein-Raus-Sex, den Nozomi mit ihrem Besitzer Hideo hat.
Dessen Liebe zur Puppe wird indes nicht als etwas Widerwärtiges abgetan, lediglich als etwas Seelenloses. Wie er nach dem Sex die künstliche Vagina auswäscht, dient fast als Bild seines Sexuallebens. Dahingegen ist die Beziehung von Nozomi zu allen anderen Menschen viel liebevoller. Der alte Mann etwa sagt zu ihr süss "Menschen mit kalten Händen haben ein warmes Herz". Und der Puppenmacher, gespielt von Jo Odagiri (Shinobi), erklärt ihr liebevoll, warum er ihr ein Herz gegeben hat.
Das alles dient dazu, um die künstliche Person als diejenige darzustellen, die mehr in menschliche Emotionen investiert, als mancher echter Mensch. Als Gipfel der Ironie steht kurz vor Schluss die Rollenverteilung auf dem Kopf: Am Anfang lag die leblose Nozomi neben einem Menschen, am Ende liegt sie lebendig neben einem zu "verbrennbarem Müll" gewordenen Menschen. Das wäre an sich schon ein schön symmetrischer Schlusspunkt, doch Kore-eda geht von da aus noch etwas weiter. Hin zu einem Ach-ist-das-schön-und-gleichzeitig-traurig-Schlussbild, das eigentlich wenig aussagt, aber trotzdem rührt.
Da liegt der Kern des Films - er sagt überraschend wenig. Und das, was er sagt, das präsentiert er so offensichtlich wie es nur geht. Klar gibt es Punkte, über die man sinnieren kann, doch der Film fordert weniger den Intellekt, als unser Gespür für Bilder und Metaphern. Die schönen Kameraaufnahmen von Mark Lee Pin-Bing (The Sun Also Rises) suchen stets Kontraste und visuelle Aussagen. Die bedrohlich kalten Wohnblöcke im Hintergrund. Der Regen, der die Heldin belebt. "Air Doll" wird zum Film der Momente. Das Aufblasen, das sich später wiederholt. Der kuriose Dialog mit dem Besitzer, der sie bittet "wieder zu sein wie vorher" - ohne Herz.
Und die vielen Dialoge über Filme, die in der Videothek für etwas Humor sorgen. All das fliesst wunderbar ineinander und erzeugt einen Sog, der die Zuschauer durch die überlange Story zieht. "Air Doll" ist nie Kore-edas anspruchsvollster und bester Film, aber er nimmt Motive auf, mit denen der Regisseur gerne arbeitet. Und er macht aus einem Konzept, das bestenfalls genug Material für einen Kurzfilm hergäbe, einen vollen Spielfilm, indem er ganz auf Atmosphäre, Gefühle und die zauberhafte Bae Du-na setzt. Das sorgt für Längen, das sorgt für Ballast, doch macht den Film auch speziell und reizvoll.
MEINE
DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 und 2.0 mit englischen und japanischen Untertiteln.
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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