Daredevil (2003)

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US-Start: 14.02.2003

Regie

Mark Steven Johnson - Simon Birch

Buch

Mark Steven Johnson - Simon Birch, Grumpy Old Men, Jack Frost
nach den Stories von Frank Miller & Charakteren von Stan Lee und Bill Everett
Kamera Ericson Core -  The Fast and the Furious,  Mumford, Payback, 187
Musik Graeme Revell Collateral Damage, Tomb Raider, Red Planet, The Siege, Strange Days
Stars Ben Affleck
Jennifer Garner
Colin Farrell
Michael Clarke Duncan
Jon Favreau
Joe Pantoliano
The Sum of All Fears, Dogma, Pearl Harbor, Armageddon
Catch Me If You Can, Mr. Magoo, Pearl Harbor, Deconstructing Harry
Minority Report, Tigerland, Phone Booth, Heart's War
The Green Mile, The Scorpion King, Planet of the Apes
The Replacements, Very Bad Things, Deep Impact
The Matrix, Memento, Bound, The Fugitive, U. S. Marshals
Links imdb, upcomingmovies.com, Offizielle Website
Verleih / © 20th Century Fox
Bewertung
Meine Kritik Hier klicken
Andere Stimmen Roger Ebert (USA) 3/4 ... The movie is, in short, your money's worth, better than we expect, more fun than we deserve.
James Berardinelli (USA) 2½/4 ... Overall, Daredevil does about one would expect from a movie of that name – present about 90 minutes of disposable, action-oriented entertainment.


Ich bin nicht gerade der grösste Kenner der Comicbuch-Szene, aber ich weiss, dass "Daredevil" bei vielen einen Ehrenplatz einnimmt, da die Marvel-Reihe ziemlich düster daherkommt. An der Verfilmung hängen deshalb auch viele Erwartungen - doch Fox, in der Comic-Verfilmungs-Szene spätestens seit "X-Men" erfolgreich, geht das Risiko ein ... Immerhin zeigten gerade der X-Film, aber mehr noch Spider-Man, wie lukrativ die Umsetzungen sein können.

Die Besetzung war bei den Fans nicht gerade unproblematisch: Ben Affleck als Daredevil / Matt Murdock. Die Rolle nahm er Gerüchten zufolge für ein kleines Salär an, um seinen Freund Kevin Smith (Regisseur von "Dogma", "Chasing Amy" etc.) glücklich zu machen. Smith, der eine kleine Rolle im Film hat, legte all sein Gewicht für eine schnelle und gute Adaption in die Wagschale. Er weiss, dass lange Verzögerungen den Tod mancher Comic-Verfilmung bedeuten (Smith schrieb das längst verworfene Drehbuch zum "Superman Reborn"-Film unter Tim Burton. Das Projekt ist nach neustem Stand bei Regisseur McG, "Charlie's Angels", gelandet).

Wie wärs mit ein paar Bildern? Here we go:


Review

"Daredevil" ist das düstere Gegenstück zu Spider-Man. Die Opening Credits der Superheldenverfilmung sind ähnlich, Stan Lee hat einen Gastauftritt und Ben Affleck als Daredevil / Matt Murdock springt fast schon so flink über die Dächer wie Peter Parker ... doch "Daredevil" ist schwererer Stoff als "Spider-Man". Die dominierende Farbe ist schwarz, es regnet oft und unser Superheld ist moralisch nicht ganz sauber. Zudem ist er blind, schluckt Schmerzmittel und übernachtet in einem wassergefüllten Blei-"Sarg", damit seine hypersensitiven Ohren nachts einmal Ruhe haben. All dies sind Elemente, die eine schwermütigere Story zulassen. Und das lohnt sich. Zum einen, weil ich düstere Geschichten gerne habe und zum anderen, weil man so die paar nicht so gut geglückten Effekte nicht so gut sieht ...

Um es kurz zu machen: "Daredevil" ist ein unterhaltsamer, actionreicher Superheldenfilm mit grandioser Besetzung. Ben Affleck ist vielleicht nicht der beste, beliebteste oder bestaussehendste (trotz "Sexiest Man Alive"-Titel) Schauspieler Hollywoods, aber er schlägt sich gut. Ein Vorteil ist, dass er ja blind ist und seine Mimik, aber v.a. sein Spiel mit den Augen gar nicht im Vordergrund stehen kann. Er muss ja etwas steif wirken im Alltag und dann in den (geilen!) Kampfszenen zuschlagen - v.a. der erste Fight mit Jennifer Garner haut mich um. Aaah, Jennifer Garner. Die Dame aus "Alias" und Catch Me If You Can stiehlt Affleck glatt die Show. Yummi ist sie ein Superbabe in den Film. Ihr Bild auf dem Poster ist ja schon lecker genug, aber im Film steht sie echt ihre Frau. Sie sieht blendend (mit grossem "B") aus, fightet wie ein Ass und hat mit Ben sehr gute Szenen. Ich hätte gerne mehr Zeit mit den beiden verbracht. Sie sind das emotionale Zentrum von "Daredevil" - mehr noch, als die übliche Grundlagenstory: Matts Papa wurde ermordet, Matt alias Daredevil rächt sich, indem er die Stadt vor Verbrechern schützt. Diese etwas Selbstjustiz-mässige Story, die in ähnlicher Form jedem Superheldenfilm zugrunde liegt, ist nichts Revolutionäres. Nein, mein emotionales Interesse galt Matt / Elektra.

Ihre Szenen sind reizend, sexy, clever und voller guter Dialoge. Ein Beispiel: (Elektra) "A friend of yours?" (Matt) "I've never seen him in my life." Und als Elektras Vater ermordet wird, ergibt sich eine wirklich geile Konstellation zwischen den beiden. Nur ein Problem gibt es, doch dazu müsste ich euch etwas zu viel verraten. Ich gehe darauf am Schluss nochmals ein. Zuerst zu den anderen Akteuren: Colin Farrell geniesst seine Badass-Killer Rolle as Bullseye sichtlich, aber ich hätte ihm eine grössere Rolle gegönnt. Jon Favreau ist ein köstlicher komischer Sidekick. "Daredevil"-Fan Kevin Smith (aka. Silent Bob) hat einen netten Kurzauftritt als Gerichtsmediziner. Und Michael Clarke Duncan ist alleine schon wegen seiner Barriton-Stimme eine Wucht - doch auch er hat leider nicht so viel zu tun. Eineinhalb Stunden sind halt letztendlich schnell vorbei.

Und wenn sie vorbei sind, ist man etwas enttäuscht. Denn das Ende ist mässig. Der Film plätschert fast schon aus und das Finale ist nicht ganz so geil, wie es sein sollte. Aber es ist nicht so tragisch, dass der Film deswegen schlecht wird. Dazu ist das Vorangegangene zu gut. Und zu schön - denn die düsteren Bilder sind lecker arrangiert. Die schrägen Winkel, die hektische Kamera erzeugen ein angenehmes Unbehagen. Manchmal verlässt sich Regisseur Mark Steven Johnson ("Simon Birch") auf allzu konventionelle Tricks (Schwenk auf den knisterenden Kamin nach einer Liebesszene - gähn!) und verwechselt eine schräg gehaltene Kamera mit Innovation, doch im Allgemeinen überzeugt sein visueller Ansatz. Und jedes Bild mit Jennifer Garner drin ist eh ein Augenschaus ...

Also. Ein guter Film. Für Comicfans dringend zu empfehlen, vor allem auch, weil Johnson nicht mit Pathos spart - so werden es jedenfalls einige Zuschauer ansehen. Es ist jedoch nicht Pathos im eigentlichen Sinne, sondern eine Art Comicbook-Tradition: In Zeitlupe fallende Rose, Spiegelbilder in Pfützen etc., all das kann man als Pathos anschauen, ist jedoch in einer Comic-Welt essentiell. Sonst wäre es nur ein Film über einen Blinden im roten Sadomaso-Lederanzug. Es braucht Comic-Atmosphäre - und die erzeugt man mit diesem Comic-eigenen "Pathos" (ich verwende jetzt mal Anführungszeichen). Zwei Problemchen hat der Film aber noch. Leider kann ich darauf nur eingehen, indem ich ein paar Dinge verrate - also erst den Film ansehen. Dann weiterlesen.

Spoiler: Die beiden besten Charaktere (Elektra und Bullseye) werden nach ihrem Abgang sträflich vermisst. Am schlimmsten ist der Tod von Elektra. Da ist gerade diese geniale Konstellation aufgebaut, dass Elektra Daredevil töten will, schon wird diese Verwechslung aufgelöst und Elektra muss sterben. Das raubt dem Werk nicht nur den Sex-Appeal sondern auch die interessanteste Figurenkonstellation. Davon erholt sich der Film nicht mehr. Nicht einmal im grossen Fight zwischen Daredevil und Bullseye. Als dann der auch noch einen Abgang macht, plätschert der Film wie oben erwähnt aus. U.a. wegen diesen Problemen "nur" 3½ Sterne. Aber in meinen Augen ein guter Film.



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