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Liebesfilm

China 2000
Alternative Titel Shan zha shu zhi lian; 山楂樹之戀

Regie Zhang Yimou
Darsteller Zhou Dongyu, Shawn Dou Xiao, Xi Meijuan, Li Xuejian, Chen Taisheng

Länge 114 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 6.6.2011
©  Bilder Edko, Screenshots molodezhnaja


STORY
China während der Kulturrevolution: Da ihr Vater als Konterrevolutionär gehandelt wird, muss die Schülerin Jing Qiu (Zhou Dongyu) zur Umerziehung aufs Land. Ihre Aufgabe ist es, ein Textbuch für die Schule zu schreiben. Während dieser Arbeit trifft sie den Soldaten und Geologiestudenten Lao San (Shawn Dou), in den sie sich bald verliebt. Auch ihre Eltern und der Klassenunterschied bringen sie nicht von ihrer Romanze ab.

 

REVIEW
Um "Under the Hawthorne Tree" verstehen zu können, kommt man nicht um das Phänomen von jun-ai herum: Das ist der japanische Ausdruck für reine Liebe. Zwar kennt auch Hollywood Geschichten der keuschen Romanzen und sexlosen Beziehungen, man denke nur an die Anfänge der "Twilight"-Saga. Doch in Asien nimmt der Trend eine noch bedeutend wichtigere Stellung ein. Ursprung ist Japan, wo jun-ai als Kontrast zur Sexualisierung der Gesellschaft zelebriert wird, eine Art Wunschvorstellung für halbwüchsige Mädchen, die ihre properen, ungefährlichen Helden anschmachten wollen. Und ein Teil des Pärchens meistens verreckt, bevor es zu Sex kommen könnte.

Südkorea folgte stehenden Fusses, andere Länder versuchten sich ebenso damit. Parallel dazu drehen Regisseure immer provokantere und knisterndere Filme - Sex sells auch in Asien. Aber die "reine Liebe" hat sich als Bollwerk daneben etabliert. Und mit "Under the Hawthorne Tree" bekommt der in Literatur und Kino zelebrierte Trend nun einen ziemlich wuchtigen Neuzugang. Hinter der Kamera stand nämlich niemand anderes als Zhang Yimou, Chinas bester Regisseur und im Westen primär bekannt als Macher der farbenprächtigen Epen Curse of the Golden Flower, House of Flying Daggers und Hero.

Sein neues Werk ist kleiner und intimer - die gängige Floskel dafür ist "er kehrt zu seinen Wurzeln zurück". Tut er nicht, denn Zhang war immer ein vielseitig engagierter Regisseur, der selbst in seinen Anfängen dem epischen Kino nicht abgeneigt war. Sein vielleicht bester Film To Live ist nicht umsonst so etwas wie das "Vom Winde verweht des proletarischen China" und mitten zwischen seinen gigantischen Epen inszenierte er mit Riding Alone for Thousands of Miles seinen vielleicht "kleinsten" Film, sanft und zurückhaltend schön.

Mit all diesen genannten Filmen hält "Under the Hawthorn Tree" nun leider nicht mit. Grund ist die Vorlage, Grund ist jun-ai, Grund ist aber auch Zhangs Inszenierung. Die Story basiert auf dem Internetroman "Hawthorn Tree Forever" (2007) von Ai Mi, der auf tatsächlichen Ereignissen basiert. Und der Stoff birst, ob nun wahr oder nicht, vor jun-ai-Klischees. So sind den Liebenden ein züchtiges Plantschen im See als, ein Küsschen aufs Haar und ganz spät ein angedeutetes erotischen Berühren gestattet. Mehr liegt nicht drin. Es dominiert eine latente Lustfeindlichkeit, die den Film in die Region eines Kitschmärchens manövriert.

Hauptfigur Sun ist so edel und zurückhaltend, dass er nicht mehr als echtes männliches Wesen durchgeht, sondern als Teenager-Kavalier der Marke Edward Cullen. Kein Wunder avancierte der solide spielende Shawn Dou zu einem Girlieschwarm in Ostasien. Co- Debütantin Zhou Dongyu, nach Gong Li und Zhang Ziyi eine weitere Entdeckung Zhang Yimous, ist zwar putzig bis zum Gehtnichtmehr, aber seltsam asexuell. Es ist nicht so, dass ein Film sich zwingend dem Sex und den Trieben widmen muss, aber eine Liebesgeschichte, die sich über Jahre zieht und das Thema nicht nur ausblendet, sondern totschweigt, wirkt einfach etwas verlogen.

Zu all dem kommt eine etwas schwachbrüstige Inszenierung von Zhang Yimou. Der Mann ist ein Meister seines Fachs, darin besteht kein Zweifel. Er kann jedes Bild edel machen, jede Story visuell erzählen, jedes noch so banale Thema aufwerten. Und das tut er auch hier, bloss nicht immer mit vollem Erfolg. Ein Beispiel liefern die schwarzen Ein- und Ausblenden, teilweise mit Zwischentiteln, die direkt dem Roman entnommen sind. Das wirkt ungelenk und eines Zhang unwürdig. Er versucht wohl, die literarische Quelle einzubringen, anstatt die Ursprünge zu kaschieren, doch als Stilmittel ist dies hier beinahe plump und wertet etliche Szenen am Anfang und am Ende unnötig ab.

Genug gejammert? Der Kritik genüge getan? Dann sei an der Stelle doch noch erwähnt, dass "Under the Hathorn Tree" rührendes Kino ist. Und selbst wenn Zhang Yimou in seiner schwächsten Phase nur das Telefonbuch von Peking verfilmt, birgt das doch immer noch cineastischen Reiz. So gibt es auch hier einiges zu erblicken, was dem Auge schmeichelt, von pittoresken Landschaften bis zu passenden Sets. Die beiden Hauptdarsteller, so limitiert ihre Rollen, überzeigen mit unschuldigem Charme, die Musik ist dezent eingesetzt, die Tränen fliessen am Ende. Man muss nur den Zynismus aussen vorlassen.

Das tat wohl selbst Zhang, der angeblich selbst meinte, er habe das verkitschte Ende des Romans nur übernommen, um die Fans nicht zu verstören. An den Kinokassen wurde diese kommerzielle Entscheidung belohnt, künstlerisch kann man sich fragen, ob Zhang nicht ein besseres Ende gefunden hätte - aber immerhin kann er nun Werktreue geltend machen. Etwas problematischer ist da schon sein Weichwaschen der Kulturrevolution. Gerade im bereits erwähnten To Live zeigte Zhang, welche negativen Folgen diese Jahre für die einfachen Chinesen hatten, und zerstritt sich so mit der chinesischen Regierung.

Mittlerweile ist Zhang ein Vorzeigeregisseur, durfte sogar die Show rund um die Olympischen Spiele in Peking inszenieren. Kritik gestattet er sich nur ganz leise und im Hintergrund, und das, obwohl heute selbst innerhalb von China ein Umdenken bezüglich den fragwürdigeren Aktionen Mao Tse-Tungs stattgefunden hat. Im Film? Nur am Rande. Im Abspann wird die Umsiedlungspolitik beim Bau des Drei-Schluchten-Damms verharmlost. Die wenigen Sätze am Ende könnten den Film satirisch abrunden, oder zynisch, stattdessen wirkt es anbiedernd und keimfrei.

Es ist nur mittlerweile so, dass in China sich fast alle Filmemacher dem Konformismus hingeben: Selbst Hongkong-Regisseure zensieren ihre Werke, drehen Alternativschlüsse und biedern sich an. Zhang Yimou macht das hier nicht forciert, sondern weil er eine halb-nostalgische Welt braucht, sonst würde seine jun-ai-Geschichte ja gar nicht funktionieren. Und so kriegen wir hier, nach A Woman, a Gun and a Noodle Shop abermals einen seiner schwächeren Filme. Aber einen, der geschmackvoll dargeboten ist und bei unzynischer Betrachtung allemal bewegt. Zhang kanns besser, das ist klar. Auch ihm sei mal eine kleinere Kreativkrise gegönnt. Wenn jeder Regisseur in der "Krise" solch hochwertige Filme drehen würde, könnten wir uns saumässig glücklich schätzen.

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Kantonesisch 5.1 und Kantonesisch 2.0 mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

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Yesasia (Liefert aus HK)


 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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