> molodezhnaja Hauptseite
> asian movies
> japan

> 1966
> RED ANGEL

 


Kriegsdrama
Japan 1966
Alternativer Titel Akai tenshi

Regie Yasuzo Masumura
Drehbuch Ryozo Kasahara nach einem Roman von Yoriyoshi Arima

Darsteller Ayako Wakao, Shinsuke Ashida, Yusuke Kawazu, Ranko Agai

Länge 95 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 25.5.07
©  Bilder Fantoma, Screenshots molodezhnaja


STORY
1939 kommt die junge japanische Krankenschwester
Sakura Nishi (Ayako Wakao) nach Tianjin und von dort an die japanische Mandschurei-Front. Schon kurz nach der Ankunft wird sie mit der
harschen Realität konfrontiert, als Soldaten sie vergewaltigen und sie tagsüber Operationen im Akkord durchführen muss. Hunderte von Amputationen pro Tag, alle ohne Betäubungsmittel, viele enden tödlich. Sakura ist traumatisiert, lernt aber, damit klarzukommen und verliebt sich in ihren Vorgesetzten Dr. Okabe (Shinsuke Ashida), einen Zyniker, der dem Morphium verfallen ist.

 

REVIEW
Die erste Hälfte von "Red Angel" geht ans Eingemachte. Soldaten werden wie am Fliessband abgefertigt, der Arzt entscheidet im Schnelldurchlauf: Amputation, Operation, Leichenmulde. Und die, die das "Glück" haben, eine Amputation zu bekommen, müssen sie ohne Betäubung durchmachen. Die Säge des Doktors kennt keine Gnade, bis das Glied sich vom Körper löst und von der Krankenschwester entsorgt wird. In die Heimat darf der Amputierte trotzdem nicht, die Bevölkerung könnte ja sehen, welche Opfer der Krieg fordert und sich dagegen wehren. Um das zu verhindern gammeln die japanischen Soldaten in den stinkigen Feldlazaretten. Die Zeit vertreiben sie sich mit Vergewaltigungen. Die Opfer solcher Taten werden allein gelassen. Oder müssen selber damit klarkommen lernen.

"Red Angel" ist ein Film über eine Frau, die lernt klarzukommen. Die lernt, dass an der Front nichts mehr ist, wie sie es kannte und dass sie einen neuen Moralkodex, neue Verhaltensnormen entwickeln muss, um zu überleben. Aus Mitleid und Menschlichkeit masturbiert sie einen Mann, der keine Arme mehr hat. Doch was anfänglich aussieht, wie eine Geste, die einem Mann kurzes Glück bringt, treibt ihn in den Suizid, aus lauter Verzweiflung darüber, dass dies nun auf immer sein Schicksal sein wird: Handjobs bekommen von Frauen, die ihn bemitleiden. Auch über dieses ausgelöschte Leben muss Schwester Sakura hinwegkommen.

Ein solch düsteres Bild vom Leben an der Front zeichnet Regisseur Yasuzo Masumura (Blind Beast, Giants & Toys, Manji), der zuvor bereits zwei Kriegsfilme gedreht hat und mit "Red Angel" einen seiner besten Filme inszenierte. Der noch immer kriminell unterschätzte Masumura war in vielen Genres zu Hause und entwickelte einen Stil zwischen Pulp und Kunst. Sam Fuller trifft Akira Kurosawa. Letzterer drehte bereits ein Jahr zuvor mit Red Beard einen Film über den Krankenhausalltag - und sein Werk ist nicht annähernd so intensiv wie "Red Angel". Ein Vergleich ist natürlich unfair, da Masumura seinen Film im Krieg ansiedelt und daher die Dramatik auf seiner Seite hat, doch dies zeigt auch den Mut des Filmemachers: Er weicht vor keinem Gräuel zurück, er klagt Japans Expansionslust an und zeigt, wie ein Krieg die Seelen der Menschen ruiniert.

"Es ist ein dummer Krieg" sagt Dr. Okabe ernüchternd und spritzt sich das Morphium, das den Patienten fehlt. Das Gift beraubt ihn seiner Männlichkeit. Erst Sakura bringt in ihm die Manneskraft zurück und auch auf dem Schlachtfeld ist er wieder ganz Kerl, ganz Held. Das letzte Bild von ihm zeigt ihn jedoch mit gebrochenem Schwert - nur eines von vielen Symbolen zum Thema Maskulinität in diesem Film. Das Spiel mit der Männlichkeit treibt Masumura in allen möglichen Varianten: Männer, die vergewaltigen. Männer, die zwar noch "ganz Mann" sind, aber dies wegen ihrer Amputation nicht mehr ausleben können. Männer, die wegen des Kriegs impotent geworden sind. Männer, die zum Vergessen der Kriegsgräuel über mitgebrachte Prostituierte herfallen.

Masumura baut dies alles gewitzt, zynisch und manchmal sogar sinnlich in seinen Film ein. Die Szenen zwischen Sakura und Orihara sind besonders zärtlich, umso erschütternder, dass der Mann danach in den Tod springt. In "Red Angel" gibt es eben immer wieder Hoffnung - gefolgt vom nächsten Rückschlag. Masumura kennt darin keine Gnade mit dem Publikum. Er bombardiert es mit fürchterlichen Bildern von Leichenbergen, abgeschnittenen Gliedern und Vergewaltigungen, blendet oft immer im schrecklichsten Moment aus und überlässt vieles der Vorstellung des Publikums. Anderes zeigt er im Halbdunkel, wieder anderes überraschend deutlich und direkt. All das sind schockierende Aufnahmen, gedreht in präzisem Schwarzweiss. Die Kompositionen sind meist ungemein kraftvoll, das Framing exzellent.

"Red Angel" wirkt gegen Schluss etwas weniger konzentriert als zu Beginn und er baut  Distanz zum Zuschauer auf, welche eine emotionale Involvierung erschwert - daher nur knappe 4 Sterne. Aber Yasuzo Masumura gelang eindeutig ein umwerfender, eindringlicher und beklemmender Film, der technisch in fast allen Punkten überzeugt, starke Darsteller und unvergessliche Momente liefert. Pulp trifft hier nicht Kunst, Pulp ist hier Kunst. Neben dem gänzlich andersartigen, aber genauso faszinierenden The Burmese Harp ist "Red Angel" einer der besten japanischen Kriegsfilme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.

 

MEINE DVD
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 2.0 mit englischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
amazon (USA)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

 


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 6.0