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Antikriegsdrama
Japan 1956
Alternative Titel Biruma no tategoto; The Harp of Burma; ビルマの竪琴

Regie Kon Ichikawa
Drehbuch Natto Wada nach dem Roman von Michio Takeyama
Darsteller
Shoji Yasui, Rentaro Mikuni, Jun Hamamura, Taketoshi Naito

Länge 116 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
..

©  Text Marco, molodezhnaja 12.5.07
©  Bilder Criterion, Screenshots molodezhnaja


STORY
Im Juli 1945 ist Japan auch in Burma so gut wie geschlagen. Einzelne
Truppenverbände der kaiserlichen Armee versuchen, sich nach Thailand durchzuschlagen. So auch das Regiment des musikalischen Hauptmanns Inouye (Rentaro Mikuni). Als seine aus einfachen Männern bestehende Truppe den Engländern in die Hände fällt, lässt sie sich bedingungslos ins Lager Mudon bringen. Unterwegs bekommt der junge Korporal Mizushima (Shoji Yasui), der während der Besatzung gelernt hat, die burmesische Harfe
zu spielen, einen letzten Auftrag: Er soll ein japanisches Regiment zur Kapitulation überreden, das sich in einer Höhle verschanzt hat. Mizushimas Mission scheitert und er gerät unter Beschuss der Briten. Er wird für tot gehalten, wird jedoch von einem buddhistischen Mönch gerettet. Mizushima klaut dessen Gewand und hofft, sich nach Mudon durchschlagen zu können.

 

REVIEW
Mit seinem 27. Film landete Regisseur Kon Ichikawa seinen ersten Grosserfolg: "The Burmese Harp" entstand in Ichikawas kurzer Arbeitszeit beim Studio Nikkatsu und basiert auf dem Kinderbuch-Bestseller von Michio Takeyama, das Ichikawas Ehefrau Natto Wada zu einem spirituell gehaltvollen und erwachseneren Drehbuch verarbeitete. Entfallen ist der Teil des Buches, in dem Mizushima von Kannibalen wieder aufgepäppelt wird. Die Rolle fällt nun dem Mönch zu, weswegen der Film deutlich buddhistischer in seiner Aussage wirkt. Ein paar Relikte des Kinderbuch-Charakters der Vorlage sind da, so etwa die Kommunikation
via Papagei, doch "The Burmese Harp" ist als Film ein ungeheuer reifes Antikriegsdrama mit spirituellem und metaphorischem Charakter.

Dass es dabei auch ziemlich sentimental wird, liess einige Kritiker den Film als Reinwaschung der japanischen Kriegsgräuel abstempeln und etwa Ichikawas zynischeren Fires on the Plain drei Jahre später energischer loben. Meine Gunst gilt ganz klar "The Burmese Harp", denn wenn Sentimentalität mit Spiritualität einhergeht, wie in diesem Fall, kann sie etwas ungeheuer Reinigendes haben. Der Film entwickelt die stille Kraft einer Parabel, er bewegt und er lässt nachdenken. Nach einem etwas holprigen Start nimmt er auf alle Fälle immer stärker gefangen, bevor man gegen Schluss bei jeder Regung, jeder Geste und jedem Wort spontane Gefühlsausbrüche feststellt. Dass Ichikawa am Schluss einen Brief in ganzer Länge vorlesen lässt, mag der Gipfel sentimentaler Manipulation sein, doch an dem Zeitpunkt waren meine Augen derart mit Tränen gefüllt, dass solcherlei bösartige Betrachtung hinfällig wurde. "The Burmese Harp" ist ein emotionales Meisterwerk und ein Appell an das Gute im Menschen. Wenn das Kitsch ist, dann bitte mehr davon.

Doch Ichikawa drehte natürlich nicht nur einen Tränendrücker vor Kriegshintergrund. Dazu ist er viel zu talentiert. Alleine schon technisch hebt sich das Drama von der Masse ab: Die Natur Burmas wird lebendig, die Kontraste aus idyllischer Landschaft und Kriegsgräueln fährt ein und der Umgang mit Licht und Schatten fasziniert von Anfang bis Ende. Die schwarzweissen Bilder komplettiert Ichikawa durch beruhigende Montage und den Einsatz von Musik. Die Szene, in der Japaner und Engländer dasselbe Lied anstimmen ("Home Sweet Home"), ist der erste Punkt perfekter Vereinigung von Musik, Szenerie und Botschaft: Heimweh ist universell in diesem Film, ebenso wie Menschlichkeit. Kein Schuss wird abgefeuert und doch schiesst Ichikawa voll ins Herz.

Später läuft es weniger harmonisch ab, wenn etwa die sturen japanischen Soldaten in der Höhle lieber den Heldentod sterben, als sich zu ergeben. Das ist das einzige Mal, in dem japanische Soldaten so gezeichnet werden, wie man es ist Westen gewohnt war: Blind ergeben und beinahe in einem Blutrausch. Das Resultat dessen liegt dann auf den Feldern: Tote an allen Ecken, aufgetürmt zu Leichenbergen oder vergessen in der Natur. Wenn Mizushima sich daran macht, diese Leichen zu bestatten, um sein seelisches Leid zu lindern, schauen ihm die Burmesen still zu. Sie sind nur Beobachter, was angesichts der Zerstörung und Brutalität, die die Japaner in das Land gebracht haben, etwas zu harmlos wirkt - doch da setzt der Film wohl an: Der einzelne Japaner versucht, für das angerichtete Übel zu büssen und die Einheimischen reichen ihm trotz Ablehnung die Hand. Wenn ein Bauer seinen Reis dem ausgehungerten Mizushima anbietet, ist das Zeichen von buddhistischer Demut und zeigt wie moralisch überlegen diese einfachen Leute sind: Die Japaner kamen mit Waffen und Gewalt, die Opfer geben ihnen Reis.

Nikkatsu lancierte den Film in zwei Teilen ("Nostalgie" und "Heimweh") mit einer Totallänge von 143 Minuten. Für die spätere Verwertung wurde er auf 116 Minuten gekürzt - doch obwohl Ichikawa selbst damit nicht glücklich gewesen sein soll, ist diese Länge ideal: Keine Langeweile schleicht sich ein und doch hat jede Sequenz genug Zeit, sich entfalten zu können. "The Burmese Harp" strahlt ungeheure Ruhe aus, hin und wieder scheint man das Gefühl der Erleuchtung fast greifen zu können. Ichikawa nutzt dazu alle Mittel, die ihm zur Verfügung stehen, von erstklassigen Bildern und starken Akteuren über stilvolles Editing und blendend eingesetzten Gesang bis hin zum vorbildlichen Spiel auf der Harfe der Gefühle. "In Burma ist der Boden rot, und so auch die Steine" steht am Anfang und am Ende des Films. Dazwischen lernt man nicht viel über Krieg, japanisch Gräueltaten oder Geschichte - aber etwas über Menschlichkeit und Seelenfrieden. Es ist ein sensibler, leiser Film über das Innehalten und Umschauen, auf das man sieht, was man angerichtet hat. Und darum, einen persönlichen Weg zu finden, dafür zu sühnen oder gar dafür zu sorgen, dass dergleichen nie wieder passiert.

 

MEINE DVD (Criterion)
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.

 

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amazon (USA)

 

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SCREENSHOTS

 


 

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