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Drama
Japan 1955
Alternative Titel Kokoro; こころ

Regie Kon Ichikawa
Drehbuch Keiji Hasebe und Katsuhito Inomata nach dem Roman von Soseki Natsume
Darsteller Masayuki Mori, Michiyo Aratama, Tatsuya Mihashi, Shoji Yasui, Tanie Kitabayashi

Länge 122 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 27.2.09
©  Bilder Eureka, Screenshots molodezhnaja


STORY
April 1912: Der Gelehrte "Sensei"
Nobuchi (Masayuki Mori) führt mit seiner Frau (Michiyo Aratama) ein zurückgezogenes Leben. Zwar hat das Paar genügend Geld, um nicht mehr arbeiten zu müssen, doch glücklich ist keiner der beiden. Nobuchi quält der Tod seines Freundes Kaji (Tatsuya Mihashi), dessen Grab er jede Woche besucht. Seine Frau leidet derweil unter der Kälte ihres Mannes. Liebe erwartet sie schon lange keine mehr. Als der Student Hiroki (Shôji Yasui) sich mit dem Sensei anfreundet, schöpft die Gattin Hoffnung, dass die harte Schale ihres Mannes langsam aufbricht. Doch das Gegenteil ist der Fall: Durch die Beziehung fühlt sich Nobuchi an seine Beziehung zu Kaji erinnert. Eine Beziehung, von der die Gattin langsam vermutet, sei ein wenig zu intim gewesen.

 

REVIEW
Ein Jahr vor seinem internationalen Durchbruch mit dem Meisterwerk The Burmese Harp drehte Kon Ichikawa für das Studio Nikkatsu seinen 26. Film: "The Heart", der wegen seiner nur ungenügend passenden Übersetzung meistens unter dem Originaltitel "Kokoro" vermarktet wird. Das Wort meint zwar primär Herz, aber ebenso Seele und Gefühl. Eines dieser vielen unübersetzbaren Worte aus Ostasien. Der Titel ist derselbe wie jener der Vorlage, dem 1914 veröffentlichten Roman des gefeierten Schriftstellers Natsume Soseki (1867-1916). Ichikawa hielt sich nicht sklavisch an das Buch, übernahm aber dessen psychologischen Themen.

Und diese sind reichhaltig vorhanden: Eine mehr oder weniger latente Homosexualität der Hauptfigur, sein abweisendes Verhalten gegenüber der Ehefrau, ein Leben ohne Sex und Liebe für die Gattin, die trotzdem stets hoffnungsvoll bleibt. Und nicht zuletzt geht es um Nobuchis Suche nach Sühne - für die vielen Fehler seines Lebens. Dass er bei diesem seelischen Kreuzzug weitere Wunden bei seiner Frau hinterlässt, scheint ihn indes nicht gross zu stören. Ichikawa inszeniert all dies relativ offen: Die Themen, die ihn interessieren, sind deutlich sichtbar. Selbst die homoerotische Anziehung zwischen Nobuchi und Kaji hat er verstärkt - was für einen Film mit Jahrgang 1955 sicher nicht alltäglich ist.

Doch nicht alleine das Seelenleben der Protagonisten rückt ins Blickfeld: Ichikawa zeichnet vielmehr auch das Ende einer Ära. Schon Kajis Verhalten ist geprägt von einem fatalistischen Untergangsgefühl, er dreht sich meistens weg oder schweigt, während Nobuchi fast verzweifelt. Und bald schon manifestiert sich diese Endzeitstimmung auch historisch: Der Meiji-Kaiser, der Japan zu einer modernen Wirtschaftsmacht umbaute, stirbt. Kurz darauf nimmt sich General Nogi Maresuke, eine führende Figur des Russisch-Japanischen Krieges (1904-1905) das Leben. All das dient Ichikawa dazu, die Stimmung noch mehr zu drücken, alle Hoffnungen noch mehr zu dämpfen. "Kokoro" ist also keineswegs leicht verdaulicher Stoff.

Doch ist er gut? Vielfach schon. Er erreicht technisch wie inhaltlich nicht die Klasse von Ichikawas besten Werken wie The Burmese Harp oder An Actor's Revenge, doch er macht vieles richtig. Die unheilvolle Atmosphäre etwa. Auch die Bildsprache glänzt mit einfachen Kompositionen, die immer dann am spannendsten sind, wenn die Charaktere sich innerhalb der klaren Linien des Hauses bewegen. Leben in einer starren Welt, das Organische bricht aus dem Geometrischen aus. Und nicht zu vergessen leisten auch die Akteure um Masayuki Mori (The Bad Sleep Well), Michiyo Aratama (Tora-San, His Tender Love) und Tatsuya Mihashi (Chushingura) Beeindruckendes.

Das alles vermag über einige Schwächen aber nicht hinwegzutäuschen. So ist "The Heart" mit zwei Stunden eine Spur zu lang, weil in manchen Sequenzen so gut wie nichts passiert. Ichikawa hält das Interesse stets wach, doch angesichts seiner gemächlichen Inszenierung bisweilen nur knapp. Auch könnte manche Szene mehr Dramatik gebrauchen. Die intensiven Close-ups leisten zwar oft Beachtliches, doch da läge mehr drin. Und nicht zuletzt ist das Verhalten der Figuren einen Deut zu fatalistisch - man gibt sich der Situation hin und zelebriert danach das Leiden. Das macht die Figuren passiv und schmälert unsererseits das Mitgefühl. Nichtsdestotrotz ist "The Heart" ein sehenswertes Werk. Stark gespielt, eindrücklich gefilmt und inhaltlich durchaus mutig. Auf Ichikawas Talent kann man schliesslich fast immer zählen.

 

MEINE DVD
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild: 4:3
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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