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Fantasydrama
Südkorea 2006
Alternative Titel Gwoemul; Creature;
괴물

Regie Joon-ho Bong
Drehbuch Joon-ho Bong, Chul-hyun Baek,
Jun-won Ha
Darsteller Kang-ho Song, Hie-bong Byeon, Hae-il Park, Du-na Bae, Ah-sung Ko

Zuschauer 13'019'740
Länge
119 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

   

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 6.12.06
©  Bilder Showbox, Screenshots molodezhnaja


STORY
Im Jahr 2000 befiehlt ein US-Offizier auf der Basis Yongsan in Südkorea, über hundert Liter Formaldehyd in den Abfluss zu leeren. Das Gift gelangt ungefiltert in den Fluss Han, der durch Seoul fliesst. Sechs Jahre später entsteigt aus dem Gewässer ein Lastwagen-grosses, amphibisches Ungetüm, dass bei
helllichtem
Tag etliche Menschen verschluckt. Auch die Teenagerin Hyun-seo (Ah-sung Ko) fällt dem Tier zum Opfer. Ihr allein erziehender Vater, der abgehalfterte Imbissbudenbesitzer Kang-du Park (Kang-ho Song), ist am Boden zerstört. Er und die anderen Zeugen der Monster-Attacke werden bald darauf in Quarantäne gesteckt, da die Bestie einen Virus übertragen haben soll. In Gewahrsam erhält Kang-du einen Anruf auf sein Handy. Er kommt von Hyun-seo. Sie lebt! Doch wie lange noch? Mit Hyun-seos Opa Hie-bong (Hie-bong Byeon), ihrer Tante Nam-ju (Du-na Bae) und ihrem Onkel Nam-il (Hae-il Park) versucht Kang-du, aus der Quarantäne auszubrechen, um seine Tochter zu retten.

 

REVIEW
Wenn Steven Spielberg Koreaner wäre, "The Host" könnte mühelos von ihm stammen. Der Mega-Blockbuster, der mit über 13 Millionen Eintritten zum erfolgreichsten Film der Nation aufstieg, zeichnet sich durch all das aus, was viele Filme von Spielberg so unsterblich machte. Nicht nur die zerrüttete Familie, nicht nur das Aufhängen einer epischen Story an einer durch die Krise zusammen geschweissten Familiengemeinschaft, sondern auch die virtuose Inszenierung, die perfekt mit Tonschnitt, Zeitlupe und Kamerafahrten einen Effekt erzeugt, der direkt auf das cineastische Empfindungszentrum zwischen Herz und Hirn zielt. "The Host" ist in seinem Kern ein B-Film wie viele zuvor, um ein Monster, das aus Gift entstanden ist. Doch dazu gesellen sich derart viele Nebenaspekte, dass man kaum nachkommt mit Staunen. Zweifellos der beste koreanische Film des Jahres und weltweit ein Top-10-Kandidat für 2006.

Die Vorgeschichte basiert auf Tatsachen: Im Februar 2000 liess Albert L. McFarland im Militär-Leichenhaus von Yongsan 20 Gallonen Formaldehyd in den Han-Fluss giessen. Er wurde nach einem mühsamen Verfahren bestraft, Umweltschäden sollen keine aufgetreten sein. Doch Regisseur Joon-ho Bong (Memories of Murder) nutzt diesen Umweltskandal aus Ausgangspunkt für seine Mutantenfabel. Unmittelbar ersichtlich ist daraus der Öko-Aspekt der Story. Der wäre noch etwas besser, wenn der englischsprachige Schauspieler zu Filmbeginn nicht so grauenhaft schlecht wäre (ein altes Problem in koreanischen Filmen, wo englischsprachige Extras wohl in den Bars der US-Militärbasen rekrutiert werden). Dies ist jedoch ein frühes und kleines Manko von "The Host", welches den Öko-Gedanken kaum destabilisiert.

Kaum ist das Monster "erschaffen" greift es auch schon an. Nach nicht einmal einer Viertelstunde und erst noch bei vollem Tageslicht. Die Sequenz ist in ihrer anfänglichen Alltäglichkeit brillant. Später zeigt sie, welch formidablen Filmemacher wir mit Joon-ho Bong vor uns haben. Stille und Lärm, Tempo und Gemächlichkeit, Hysterie und kontrollierter Szenenaufbau laufen ineinander und erzeugen grosses Kino. Dass dabei auch die wichtigsten Figuren bereits eingeführt werden, merkt man kaum, man ist zu sehr damit beschäftigt, das Monster zu bestaunen. Eine ekliger, glitschiger Fisch-Raketenwurm mit untauglichen Hinterbeinen, schlechten Landgang-Fähigkeiten und unstillbarem Hunger. Grosse Monsterfilme leben von tollen Monstern - und das hier ist eines. Seine Augen, seine Fähigkeit, sich unter Brücken durch zu hangeln, einfach famos. Und die kleinen Ausrutscher an Land verleihen ihm im Nu einen Charakter. Das ist kein Pixelhaufen, sondern eine echte Filmfigur. Ein ungeheuerlicher Gegner. Animiert wurde er, nachdem Peter Jacksons WETA erste Design-Arbeiten übernommen hat, von der in San Francisco ansässigen Firma The Orphanage (Sin City), deren Gründer alle von ILM abgewandert sind. Das Team leistete hier gute Arbeit. In manchen Szenen, vor allem bei Interaktion mit Wasser, liegen die Tricks hinter West-Niveau, doch da das Monster so wunderbar eingeführt ist, ist man als Zuschauer schneller bereit, dies zu akzeptieren.

Die Zeichnung der menschlichen Monster-Rivalen ist nicht weniger gut. Sie passiert während der Action und in einfachen visuellen Elementen. Kang-dus halbblondes Haar weist ihn fast augenblicklich als einen Verlierer aus, der ein paar Jahre hinter der letzten Mode herhängt. Sein Bruder ist ein gut ausgebildeter, ebenso gescheiterter Student, der nicht vorankommt im Leben und der Opa wird als ehrenvoller und mutiger Mann gezeichnet, der im koreanischen Alltag zwischen Stuhl und Bank fällt. Kurz: Das ist eine Familie am Rand der Gesellschaft, welche vom Boom der koreanischen Wirtschaft nicht gross profitiert hat. Hier kommt das soziale Element des Films ins Spiel, denn die Familie wird von den Behörden ignoriert und muss auf eigene Faus handeln. Die einzigen, die ihr helfen, sind arme Menschen, auch das symptomatisch, denn am Fluss Han leben primär die Bettler von Seoul. Ohne sich direkt als Sozialstudie zu verstehen zeichnet "The Host" abermals fast im Vorbeigehen ein spannendes Bild des zeitgenössischen Koreas.

Und weil der Familie niemand helfen will, kommt der Rache-Aspekt ins Spiel. Mit dem einzigen Ziel, die Tochter aus den Fängen des Monsters zu befreien, treten sie an. Wacker, aber etwas hilflos - auch sie stolpern, auch sie machen Fehler. Das macht sie menschlich, darum fühlen wir mit, wenn ihnen etwas zustösst. An einem kritischen Punkt zur Filmmitte habe ich glatt eine Träne vergossen vor Überwältigung. Das passiert in einem plumpen B-Film kaum. Bong und seine Crew erschafft aber eben eine Welt, in der wir mit den Charakteren mitleiden und mitbangen. Kang-ho Song (Memories of Murder) ist dementsprechend grandios als etwas dümmlicher, aber bestimmter Papa. Hie-beong Byeon (Crying Fist) glänzt als nicht weniger gescheiterter Opa, Hae-il Park (Rules of Dating) mausert sich vom Schnösel zum ebenso engagierten Familienmitglied und Du-na Bae (Sympathy for Mr. Vengeance) hat einige tolle Szenen, in denen sie ihren Sport-Bogen spannt, um mit Pfeilen gegen das archaische Monster vorzugehen. Wenn der Opa den beiden jedoch mal eine Standpauke darüber hält, dass sie ihren Bruder besser behandeln sollten, schlafen sie einfach ein. Herrlich. Abgerundet wird das Ensemble von Newcomerin Ah-seung Ko, die einige unheimliche Szenen in der Höhle des Biests hat: in der Kanalisation.

Bong und sein Kameramann Hyung-ku Kim (Together, Musa, Woman on the Beach) schaffen es grandios, die Lokalitäten entlang des Flusses einzufangen. Sei es die Wiese am Anfang, die einen Alltagslook hat, sei es die oft fast surreale Welt unter den Brücken der Metropole, sei es das Katakomben-Geflecht, in dem das Monster zu hausen scheint. Immer wieder blitzt vor diesem Hintergrund wahres Genie auf, nicht nur am Anfang, auch wenn das Monster zwei Buben angreift oder wenn es einmal in seinem "Nest" einen Schädel aus dem Mund fallen lässt - was darauf folgt, ist von solch bizarrer und überraschender Heftigkeit, dass man kurz benommen ist. Solche Momente gibt es immer wieder - Szenen voller berauschender, cineastischer Kraft, rabenschwarzem Humor, Einsamkeit, Absurdität, Menschlichkeit und voller Anspielungen auf die Welt, in der wir Leben (Terror, Umweltverschmutzung, SARS, soziales Gefälle). Das alles ist so gut verwoben, dass Bong es gar nicht nötig hat, mit dem thematischen Zaunpfahl zu winken.

Die Reichhaltigkeit von "The Host" macht ihn interessanter als die meisten Kunstfilme, seine clevere und enorm vitale Inszenierung hebt ihn in die Sphären der Top-Unterhaltung. Mehr als einmal habe ich gedacht, ich sehe einen Spielberg-Film und die Vergleiche mit "Jaws" sind bis zum perfekt umgesetzten Finale angebracht. "The Host" schneidet schlechter ab als jenes Meisterwerk, aber das ist kaum eine Kritik. Alleine schon im selben Atemzug genannt zu werden, darf ein Filmemacher als Lob auffassen und wie Bong ein Familiendrama aus einem Monsterfilm entwickelt, rechtfertigt dies allemal. Ja, "The Host" hat alles Lob verdient, mit dem er überschüttet wird, und jene, die den Zugang nicht kriegen können, verdienen Mitgefühl. Oder wie der hier unseren Spott.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Koreanisch Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen und koreanischen Untertiteln.
(Es handelt sich um eine Vanilla Leih-Disk ohne Bonus, Cover oben rechts. Die Limited Edition hat 3 Disks mit viel Bonusmaterial)

 

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SCREENSHOTS

 


 

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