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2006
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Drama
Südkorea 2006
Alternative Titel
Haenyonui yoin;
해변의 여인
Regie und Drehbuch
Sang-soo Hong
Darsteller Seung-woo Kim, Hyun-jung Go, Seon-mi Song, Tae-woo Kim
Länge 128 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | .. |
© Text Marco,
molodezhnaja 26.11.06
© Bilder Bitwin,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Regisseur Jung-rae Kim (Seung-woo Kim) hat Schreibstau und bringt sein neues
Drehbuch nicht fertig. Darum fragt er seinen Produktionsdesigner
Chang-wook Woo (Tae-woo Kim), ob er ihn für ein paar Tage in den
westkoreanischen Küstenort Shinduri begleiten würde. Chang-wook sagt zu - unter
der Bedingung, dass er seine Freundin, die Musikerin Mun-suk Kim (Hyun-jung Go),
mitnehmen dürfe. Vor Ort ist das Wetter so schlecht, dass die Besucher
ausbleiben. Das Trio hat fast die ganze Anlage für sich allein. Während den
Wanderungen und gemeinsamen Mahlzeiten macht sich Jung-rae an Mun-suk heran. Sie
ist einem Flirt nicht abgeneigt, sieht sie doch im langweiligen Chang-wook nur
einen guten Freund. Nach einer Nacht mit Jung-rae, reist dieser schlagartig ab,
um sein Drehbuch zu Ende zu schreiben. Zwei Tage später kehrt er alleine zurück
und trifft Sun-hee (Seon-mi Song), in der er eine Ähnlichkeit zu Mun-suk
auszumachen glaubt. Er interviewt sie für sein Drehbuch und gewinnt ihr
Vertrauen.
REVIEW
Sang-soo Hongs neuster Versuch, menschliches
Zusammenleben und männliche Selbstverliebtheit zu sezieren, ist ebenso
verquast wie seine bisherigen Ansätze. Stilistisch und erzählerisch erholt sich
der überschätzte Filmemacher von seinem Desaster A
Tale of Cinema, doch die Probleme bleiben - als drehe der Mann denselben
Film immer und immer wieder. Dementsprechend gerädert fühlt man sich nach diesen
mühsamen 128 Minuten, die so viel Weisheit parat haben wie der letzte
Seagal-Film.
Mein Desinteresse an Hongs Art, Kino zu machen, könnte bereits von seiner Inspiration herrühren: Die meisten Kritiker sind sich einig, dass Hong Parallelen zu Eric Rohmer aufweist - mit dem ich nichts anfangen kann. Rohmers Filme sind immerhin glaubwürdiger und menschlicher, doch sie lösen nichts aus. Es gibt Filmemacher, deren Oeuvre ich hasse, solche, deren Werk ich vergöttere - und es gibt Rohmer, an den ich kein einziges Gefühl verschwenden kann. Hong stapelt jedoch noch etwas tiefer, er langweilt, er lamentiert, er verrennt sich in Geschichten, die nicht halb so naturalistisch sind, wie sich das seine Fans gerne einreden. Noch nie habe ich einen Menschen getroffen, der handelt wie in einem Hong-Film. Am ehesten an der Uni, doch da scheint mir ein Teufelskreis vorzuliegen: Die Leute da schauen sich nur Filme à la Rohmer und Hong an und beginnen zu funktionieren, wie deren Figuren - weshalb sie sich wiedererkennen.
In "Woman on the Beach", seinem vielleicht amüsantesten und zugänglichsten Werk, beginnt Hong nicht schlecht. Die Reise zum halb-verlassenen Küstenort, die Annäherung im Beziehungsdreieck - all das staffiert Hong mit erstaunlichem Witz aus und für einmal ist sogar seine Frauenfigur etwas wert. Die Darsteller, die in langen Einstellungen gefordert werden, agieren wie immer souverän, trotz belanglosen Dialogen und gekünsteltem Verhalten. Das gilt für Ex-Serien-Starlet Hyun-jung Go ebenso wie für Seung-woo Kim (Spring Breeze) und Tae-woo Kim (Don't Look Back). Kims plötzlicher Wutausbruch gegenüber einem Kellner und Chan-wooks anschliessende (nicht minder übersteigerte) Aufforderung an Kim, er solle sich entschuldigen, sind die Höhepunkte im ganzen Film, da sie treffsicher belegen, wie die beiden Kerle ihre Macht ausüben und sich vor der Dame mit Alphamännchen-Benehmen profilieren wollen.
Das interessanteste stilistische Hilfsmittel ist diesmal ein langsamer Zoom. Während die Zoom-Technik in A Tale of Cinema zum Schrecklichsten gehört, was der Regisseur seinem Publikum je zugemutet hat, ist der Zoom diesmal ein geschicktes Mittel, um das Bild neu zu arrangieren. Manchmal rutschen Personen aus dem Rahmen, manchmal geht die Kamera präzise und mit sadistischer Direktheit auf die Protagonisten zu. Das löst jeweils eine Vielzahl von Reaktionen aus - man wird sich zwar augenblicklich der Technik bewusst und rutscht aus dem Film, doch gleichzeitig realisiert man dadurch seine Rolle als Voyeur und der Film gewinnt eine seltsame Spannung in der Bewegung, die uns näher an das Objekt heran bringt. Das Geheimnis liegt im Zoom-Tempo: nicht zu schnell, aber auch nicht derart langsam, dass man den Zoom nicht wahrnehmen würde. Nein, er ist bewusst und fast "klinisch" eingesetzt.
Doch selbst der Zoom verliert seinen Witz, wenn die Story nicht mehr vorankommt. Die ganze zweite Stunde, in der eine neue Dame (Sun-hee) ins Spiel kommt, hätte mich kaum kälter lassen können. Hongs Analyse des männlichen Machismo gerät da zum peinlichen Klischee-Marathon und vermeintlich tiefschürfende Szenen generieren unfreiwillige Lacher. Kims Beichte hinter der schlafenden Moon-sook etwa, in der er erklärt, er komme nicht damit klar, dass sie mit europäischen Männern geschlafen habe, ist derart plump, dass sie die auf dieses Thema einstimmenden Szenen ("Deutsche sind langweilig, aber entspannt", "ich habe keinen Penis-Neid") noch unterbietet. Das zeigt einmal mehr, dass Hongs Menschenbild ebenso künstlich ist wie sein Szenenaufbau. Selbst ein paar triviale Dialoge und vermeintlich alltägliche Kompositionen vermögen die suggerierte Realitätsnähe nicht komplett herbeizuzaubern.
Bei aller Langweile und Selbstgefälligkeit, die "Woman on the Beach" verströmt, lässt das amour-fou-Drama auf Sparflamme doch etwas hoffen. Hong beendet seinen Exkurs dieses Mal nämlich beinahe hoffnungsvoll. Ja, die Beziehungen sind gescheitert, doch Knoten nun entwirrt und die Protagonisten bereit für neue Schritte - die Frau wird sogar bildlich "befreit". Früheren Hong-Filmen fehlten dieser Optimismus und die sporadische Verspieltheit. Dass Hong diese Ideen bei seinem nächsten Film noch ausbaut, bleibt jedoch zu bezweifeln. Ich mache mich jedenfalls auf noch mehr Männlein-Fräulein-Geschichten gefasst, die sich in Belanglosigkeiten verlieren und das artifizielle Weltbild dieses Filmemachers weiter zementieren. Ich für meinen Teil habe Sang-soo Hong jedenfalls aufgegeben, überraschen könnte er mich nur ... mit einem guten Film.
MEINE
DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Anamorphic Widescreen
Koreanisch Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen und koreanischen
Untertiteln.
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