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Biografie
China / Hongkong / Taiwan 2008
Alternative Titel Mei Lanfang;
梅蘭芳

Regie Chen Kaige
Darsteller Leon Lai Lai-Ming, Zhang Ziyi, Sun Honglei,
Yu Shaoqun, Chen Hong,
Wang Xue-Qi, Ying Da, Ando Masanobu,
Li Shengsu, Pan Yueming

Länge 147 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 2.4.09
©  Bilder Emperor, Screenshots molodezhnaja


STORY
China zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Blütezeit der Peking-Oper ist vorbei, das Ansehen der einst gefeierten Schauspieler hat beträchtlich gelitten.
Mei Lanfang (Yu Shaoqun) lässt sich davon nicht abschrecken und wird, wie seine Vorfahren, ein Opernsänger. Er lässt sich vom Erneuerer Qiu Rubai (Sun Honglei) inspirieren und beginnt, in seinen Frauenrollen mit den starren Regeln der Pekingoper zu brechen. Damit macht er sich im Kunst-Establishment einige Feinde, unter ihnen den alten Shi Sanyan (Wang Xueqi). Doch unterstützt von Qiu, der bald sein Manager wird, bleibt Lanfang seinen Prinzipien treu. Jahre später ist Mei Lanfang (Leon Lai), der nun mit Fu Zhifang (Chen Hong) verheiratet ist, tatsächlich zum Star avanciert. Grösste Erfolge feiert er neben Meng Xiaodong (Zhang Ziyi) - während er Frauen verkörpert, spielt sie Männer.

 

REVIEW
Wie einige seiner filmemachenden Landsleute zog es den Chinesen Chen Kaige nach Hollywood. Doch vier Jahre nach seinem letzten Meisterwerk The Emperor and the Assassin fiel er mit seinem US-Debüt derart auf die Nase, dass er gleich wieder nach Hause zurückkehrte. Jenes Unding hiess "Killing Me Softly" und der Titel dürfte in etwa dem Wunsch der Zuschauer entsprechen, die sich den Erotikthriller ansahen. Je weniger darüber gesagt wird, umso besser. Aber anders als etwa John Woo, der mit Red Cliff nach seiner Rückkehr ein glorioses Comeback feierte, hatte es Chen schwer. Together wurde noch wohlwollend aufgenommen. Der Trick-Exzess The Promise wurde zerpflückt (ich mag abstruse Fantasy, darum meine gnädige Bewertung). Karriere also vorbei?

Aber nicht doch. Einen Filmemacher der fünften Generation, die den in meinen Augen besten chinesischen Regisseur aller Zeiten hervorgebracht hat (Zhang Yimou natürlich), lässt sich nicht so schnell wegwischen. Chen besann sich vielmehr auf seinen grössten Erfolg überhaupt, den Oscar-nominierten Farewell My Concubine von 1993, um fünfzehn Jahre später zu dessen Thema zurückzukehren: die Peking-Oper. Leslie Cheungs Charakter in jenem Meisterwerk war direkt inspiriert von Chinas grösstem Gesangsstar überhaupt - von Mei Lanfang (1894-1961). Und dem widmete Chen nun eine Biografie.

Mit "Concubine", das sei sogleich gesagt, kann das Werk nicht ansatzweise mithalten. Aber nichtsdestotrotz gibt es an "Forever Enthralled" vieles zu mögen: Kameramann Zhao Xiaoshi zaubert edle Bilder, Chen Kaige inszeniert mit Eleganz, die Nebendarsteller agieren vorzüglich, die Ausstattung gefällt. Mit der unaufgeregten Biografie knüpft Chen immerhin an frühere Erfolge an, das macht Hoffnung für die Zukunft. Doch damit ist nicht weggewischt, dass die Probleme des Films ziemlich offensichtlich sind. Und sie zerstören einen gewichtigen Teil des Vergnügens.

Nummer eins auf der Liste ist der Hauptdarsteller: Hongkong-Schauspieler Leon Lai (An Empress and the Warriors) wurde wohl gewählt, weil er selbst Sänger ist, doch man nimmt ihm den Opernstar nie ab. Er spielt bleich und oberflächlich - und seine Fehlbesetzung wird besonders akut, wenn man ihn mit seinem jüngeren Ebenbild vergleicht, dem unerfahrenen, aber viel besseren Chinesen Yu Shaoqun. In verringertem Masse muss auch Zhang Ziyi unvorteilhafte Vergleiche über sich ergehen lassen: Neben Chen Hong, Chen Kaiges Ehefrau, die im Film Mei Lanfangs Gattin verkörpert, zieht sie vom Talent her den Kürzeren. Sie ist hübsch und ich mag sie, doch von einer grossen Rolle kann keine Rede sein.

Überhaupt sind es die Nebendarsteller, die punkten: Der Chinese Sun Honglei (Blood Brothers) etwa glänzt, der bereits erwähnte Yu Shaoqun ist perfekt, der alte Wang Xueqi (Warriors of Heaven and Earth) ein Genuss. Dagegen sehen die beiden Stars Lai und Zhang alt aus. Doch Chen Kaige trägt Mitschuld an ihren etwas blassen Leistungen, denn er stattet sie nicht mit starken Charakterzeichnungen aus. So wird unser Protagonist Lanfang nie wirklich greifbar als Mensch. Seine Wünsche und Ambitionen muss man erraten, sein Familienleben wird ausgeblendet, eine Erklärung für seine angebliche Genialität nie geliefert. Und auf die brennende Frage, ob er sich nun eher als Mann oder Frau sieht, wird wohl aus Taktgefühl gegenüber den Nachfahren des Stars ganz verzichtet.

Ganz generell zeigt Chen zu viel Respekt: Wo er in Farewell My Concubine dank der fiktiven Vorlage griffig und tiefschürfend erzählen konnte, hält er sich hier wie ein Handwerker an übliche Biografie-Strukturen und versucht, aus historischer und politischer Korrektheit, niemandem auf die Füsse zu treten. Schade. Dabei drängen sich manche Fragen zu Lanfangs Charakter regelrecht auf. Ein Kerl, der mit verstellter Stimme und in Frauenkleidern auf der Bühne steht - das schreit doch nach Freud'scher Analyse. Nach Auslotung seiner Sexualität. Nicht in diesem Film.

Dafür gibts viele Opernszenen, die dem westlichen Ohr nicht gut bekommen. Von den chinesischen Opern gefiel mir die etwas sanftere Huangmei immer etwas besser. Und ich kann mit Frauen, die Männerrollen singen, auch mehr anfangen - da sind die Töne halbwegs angenehm. Umgekehrt jedoch, wenn ein Mann mit quietschender Stimme eine Frau gibt, wird das leider unfreiwillig komisch. Konnte man mit solchen Krächzen wirklich zum Superstar werden? Auf die Gefahr hin, eine Menge Chinesen vor den Kopf zu stossen - aber für mich klingt das gruselig. Macht nix, Chinesen finden vielleicht auch ABBA oder die Beatles doof, der kulturelle Background ist da mitentscheidend. Ich für meinen Teil bekomme graue Haare, wenn immer Mei im Film trällert. Kultur hin oder her, Exotik hin oder her.

Davon sollte man sich freilich nicht abschrecken lassen, denn es gibt nur ein paar Minuten Gesang in dem mit zweieinhalb Stunden etwas lang geratenen Werk. Dafür entschädigt ein Grossteil des Rests - von der Inszenierung bis zur Gestaltung und den Nebendarstellern. Wer Chen Kaiges beste Thematisierung chinesischer Oper sehen möchte, der muss sich Farewell My Concubine zulegen. Mit dem liegt man sowieso richtig. "Forever Enthralled" wirkt dagegen eher wie ein gut gemeinter und gut gemachter Nachzügler, ohne das Genie des Vorläufers.

 

MEINE DVD
Hongkong, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Mandarin 5.1 und DTS mit englischen und chinesischen Untertiteln.

 

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YesAsia (Liefert aus HK)

 

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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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