Black Hawk Down (2001)

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US-Start: 28.12.2001 (limited) - 18.01.2002 (wide)
CH-Start: 31.10.2002

 

Regie

Ridley Scott - Gladiator, Hannibal, Blade Runner, Alien, Thelma & Louise
Buch Steven Zaillian - Hannibal, Schindler's List, Gangs of New York
Ken Nolan - erstes Drehbuch für einen Kinofilm!
nach dem Roman von Mark Bowden
Produktion Ridley Scott - Gladiator, Hannibal, Blade Runner, Alien, Thelma & Louise
Jerry Bruckheimer - Pearl Harbor, Armageddon, Top Gun, Coyote Ugly
Musik Hans Zimmer - Gladiator, Hannibal, Pearl Harbor, Braveheart, M:I-2
Kamera Slavomir Idziak - Gattaca, Proof of Life, Les trois couleurs: Bleu
Darsteller Josh Hartnett
Ewan McGregor
Tom Sizemore
Eric Bana
Jason Isaacs
Pearl Harbor, The Virgin Suicide, The Faculty, H20
Star Wars I + II, Moulin Rouge, Trainspotting
Pearl Harbor, Red Planet, Saving Private Ryan
The Castle, Chopper
The Patriot, Sweet November, Event Horizon
Links imdb, upcomingmovies.com, official website, Teaser Trailer
Verleih / © Columbia Pictures, Revolution Studios
Bewertung
Kritik Technisch virtuoser, ebenso subjektiver wie naturalistischer Kriegsfilm, der kaum Kompromisse eingeht und nur eines tut: Eine fehlgeschlagene US-Mission aus US-Sicht beleuchten. Aber das tut er spektakulär ...
Hier klicken für meine ausführliche Kritik
Andere Stimmen Roger Ebert (USA) 4/4 ... The movie is single-minded in its purpose. It wants to record as accurately as possible what it was like to be one of the soldiers under fire on that mission.
James Berardinelli (USA) 3½/4 ... One hell of a ride. For better or for worse, it will leave you stunned and reeling. .

Rated R - www.filmratings.com



The Perfect Storm war einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 2000 - und basierte auf einem Bestseller, der ein reales Drama zum Abenteuer verarbeitete. Ein ähnliches Buch (obwohl um ein ganz anderes Thema) ist Black Hawk Down - A Story of Modern War um den Einsatz von US-Soldaten in Somalia. Bei amazon.com könnt ihr das Buch as Hardcover oder als Taschenbuch bestellen. Obwohl das Buch ziemlich kritisch gegen den US-Boys ist, kaufte niemand anderes ans Über-Producer und Über-Patriot Jerry Bruckheimer das Buch und fand schnell einen Regisseur: Ridley Scott. Die zwei haben bislang noch nie zusammengearbeitet, aber Jerry kennt Ridley vor allem über dessen Bruder Tony Scott, der für Bruckheimer solche Hits wie "Top Gun", "Crimson Tide" und "Enemy of the State" gedreht hat.
Scott, der nach "Gladiator" und "Hannibal" ein neues Hoch erlebt, sagte zu und begann bald nach Abschluss von "Hannibal" im März mit dem Dreh in Marokko. Als Darsteller konnte Scott ein interessantes Ensemble zusammenstellen: Auf der Seite der Jüngeren Ewan MacGregor und Josh Hartnett, Bruckheimers Pearl-Harbor-Star - und auf Seiten der Älteren Tom Sizemore und Sam Shepard.

Den ersten Teaser-Trailer findet ihr auf der offiziellen Website oder bei Apple.com - und er sieht nicht schlecht aus - auch wenn die Ereignisse vom 11.9.2001 und der nachfolgende Krieg in Afghanistan dem Film unerwartete Probleme bereiten könnten. Wie obenerwähnt, kommen die USA nicht gut weg im Buch. Wird Bruckheimer auf der Welle des neuen US-Patriotismus den Film abändern? Wer weiss - hoffentlich nicht. Ich bin nicht scharf auf irgendene patriotische Sauce. Im Moment sieht es übrigens so aus, as ob DreamWorks sein verschobenes Big-Budget-Remake von "The Time Machine" am selben Tag starten wird, wie "Black hawk Down". Wir werden sehen - hier einmal ein paar Bilder. Das erste zeigt ein Szenenbild, das zweite Josh Hartnett in voller Montur.

Und hier auch noch gleich das offizielle Poster zum Film, das unten auch verkündet, dass der Film, der eigentlich erst nächstes Jahr startet, am 28.12. in Los Angeles und New York gezeigt wird - damit er sich für die diesjährigen "Oscars" qualifizieren kann! Neben dem Poster ein weiteres Bild mit Josh Hartnett.

Nach ein paar guten und ein paar mässigen Reviews stiess ich hier auf den ersten radikalen Verriss: CNN mag "Black Hawk Down" überhaupt nicht: "Unequalled slaughter is only one element of this film's considerable insult. The most distasteful part is that it's being presented as an unflinching tribute to fallen heroes, rather than the realistically rendered game of "Doom" that it is. Forget the American military, this is more an homage to the visceral thrill of exploding arms, heads and legs [...] They should be ashamed themselves." - Lest hier selbst.
Ganz anders Kritikerpapst Roger Ebert, der den Film mit folgender Begründung auf Platz 2 (!) seiner Jahresbestliste stellt:
"Ridley Scott's film does a brilliant job of taking the chaos of battle and showing, step by step, how a series of wrong decisions led to a defeat."

 

Awards:

.

Nominationen Gewonnen
AFI 5 0
Golden Globes 0 0
BAFTA (Brit-Awards) 4 0
Academy Awards (Oscars) 4 2

Am Wochenende vom 18.-20.1. ging "Black Hawk Down" in den USA in den offiziellen Release, nachdem der Film zuvor limited gelaufen war - das heisst nur in wenigen Kinos, um sich für die Oscars zu qualifizieren. Der Kriegsfilm spielte bei OK-Kritiken satte 29 Millionen ein und verdrängte damit "Fellowship of the Ring" nach 4 Wochen von der Spitze. Abhängig davon, ob BHD Oscars holt, denke ich, der Film wird irgendwo zwischen 90 und 120 Millionen einspielen. Nicht schlecht.


Review

"Was erwarte ich von 'Black Hawk Down'" - diese Frage müsst ihr euch unbedingt stellen, bevor ihr den Film anschaut. Erwartet ihr eine Analyse der politischen Situation in Somalia? Erwartet ihr eine Anklage an das Militär und den Krieg? Erwartet ihr eine Heldenverehrung? Ein Portrait der kämpfenden Soldaten? Ein politisches Statement zum Krieg? Wenn ihr das tut, werdet ihr "Black Hawk Down" hassen - denn all dies ist er nicht. Er ist nur eines: Ein Kriegsfilm. Roh, hautnah, brutal, ungeschönigt, subjektiv. "Black Hawk Down" ist von allen Filmen, die ich je gesehen habe, jener, der dem Begriff "Kriegsfilm" am würdigsten ist, weil er genau das und nichts anderes zeigt, was in seiner Genre-Bezeichnung drinnen steckt. Krieg.

Was ihr daraus politisch macht, ist euer Bier. Ich bin Pazifist und für mich ist jeder Kriegsfilm automatisch ein Antikriegsfilm - weil jeder Kriegsfilm, der einigermassen die Realität zeigt, auch aufdeckt, wie unmenschlich Krieg ist. Und hier kommt das besonders gut rüber, da BHD ganz auf Realismus setzt. Ridley Scott geht keine Kompromisse ein. Er will nicht einen "Quoten-Neger" (Sorry für den Ausdruck) einführen, der die "somalische Seite" zeigt. Diese Seite interessiert Scott nicht. Nicht, weil er sie hasst, nicht, weil er ihnen keinen Film gönnt - sondern schlicht aus dem Grund, weil er den Krieg aus der Sicht der US-Boys zeigt. Ist das verwerflich? Nein. Ist es einseitig? Ja - aber gewollt! Wie oben erwähnt: Das Stichwort ist subjektiv. Wenn ihr einen Film über die somalische Seite sehen wollt - schaut wo anders hin. BHD ist nicht dieser Film.

Aber BHD ist auch nicht nur Glorifizierung der US-Boys. Er zeigt eher nüchtern den Auftrag der GIs. Scott geht auch in dem Bereich kaum Kompromisse ein. Es gibt zwei drei Standard-Sprüche im Stil von "Sag meiner Frau, dass ich sie liebe" und "Keiner wird zurückgelassen" - aber damit hat es sich mit Charakterzeichnung. Der, der am meisten Charakter "bekommt", ist Josh Hartnett. Er darf kurz seine Meinung zum Krieg sagen. Eric Bana und Sam Shepard kann man auch noch irgendwie einordnen. Alle anderen sind nur Figuren in dem Schachspiel Krieg. Persönlichkeit zählt nicht, weshalb in dem Strassenkampf-Chaos auch die Helme aufbleiben und die Gesichter dreckig sind. Identifikation ist nicht das Ziel, sondern das Zeigen eines solchen Häuserkriegs. Es ist eine beklemmende Lage. Um nichts in der Welt möchte ich in so einer Strassenschlucht stehen. Aus dieser Position heraus nennen die Amis die Somalis "Skinnys". "So was von gemein" schreien die politisch korrekten Scheinheiligen - und übersehen dabei völlig, dass nicht Ridley Scott, nicht sein Film BHD die Somalis "Skinnys" nennt, sondern die Soldaten. Diese Boys sind in einem Krieg. Die Somalis sind ihr Feind (so undifferenziert sieht es jedenfalls ein Soldat) und sie geben ihm einen Namen. Es gab die "Krauts" in WW2, es gab die "gooks" in Vietnam, es gibt die Skinnys in Somalia. Ist das nett? Natürlich nicht, aber das ist ja nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die Soldaten die Somalis Skinnys nannten. Nicht Blacky oder Honey. Skinny. Und ein Film, der sich realistisch schimpft, der braucht auch dieses Wort. Punkt. Muss eine Diskussion darüber stattfinden, warum die Amis sie Skinnys nennen? Muss ein Charakter sagen "du eigentlich sind dies auch Menschen und wir sollten sie nicht Skinnys nennen"? Nein! Eben gerade nicht. Jeder Zuschauer, der normal im Gehirn ist macht sich diese Gedanken selbst! Der Film bezieht ja nicht Stellung. Er zeigt die Boys. Der Zuschauer ist ihr Anwalt.

Und wenn ich Anwalt bin, verurteile ich die Boys auch. Es sind keine Helden (auch wenn einem gewisse Szenen am Schluss das weismachen wollen). Ein paar unternehmen heldenhafte Aktionen. Vielleicht auch eher wahnsinnige Aktionen. Sie kämpfen tapfer. Wohl, weil sie müssen - "when bulletts fly by your head, politics go right out of the window" sagt Eric Bana. Yep. Hier zählt nur noch das nackte Überleben. Mit Heldentum hat das nichts zu tun. Im Gegenteil: Die Amis begehen Fehler und sind nicht weniger brutal als die Somalis. In einer Szene erschiesst zwar ein Ami den bewaffneten Buben nicht - aber ihn leben zu lassen, ist Strafe genug, schliesslich hat der Bub gerade versehentlich seinen Vater abgeschlachtet. Ich betone es nochmals: Durchs Band regieren hier wei Worte: Subjektivität und Nüchternheit. Sie sind das Geheimnis. Sie sind es, die BHD jeglicher moralischer Wertung entheben. "Muss ich sehen, wie zwei Stunden lang geballert wird?" lautet einen Frage, die man als Reaktion oft hört. Nun: Nein. Genau deshalb sagte ich am Anfang, man muss ganz genau wissen, was man sich von BHD erwartet. Es geht nicht darum, ob man 2 Stunden Krieg sehen will. Es geht darum, wie man diese 2 Stunden Krieg, die man vorgesetzt bekommt, beurteilt.

Und das bringt mich zurück zu Scott: Er ist ein technisches Genie. Die Kamera, die er und Slavomir Idziak einsetzen, gleicht der der Actionszenen aus "Gladiator" und "Hannibal". Sie erzeugt eine Art Strobo-Effekt, der besonders gut bei kleinen herumfliegenden Teilen (Erde, Blut) und Kugeleinschüssen wirkt. Auch Schnitt (des Italo-Aargauers Pietro Scalia) und Musik sind wie für einen Scott-Film üblich erste Sahne.

Alles perfekt also? Natürlich nicht. So ganz verklemmen können Scott und Bruckheimer die Heldenverehrung nicht - insbesondere am Schluss, wo Bana und Hartnett zwei zweifelhafte Monolge über unfreiwilliges Heldentum haben. Die Mission wird zwar nicht zum Sieg umgedreht (das war sie ja sicher nicht), aber zum persönlichen Triumpf. Zum Mahnmahl der Kammeradschaft. Das ist etwas prekär, wird aber nicht überbetont. Denken wir zurück: Das Hervorheben der Kameradschaft gibt es in allen Kriegsfilmen von "All Quiet on the Western Front" bis "Platoon". Selbst im 100% militärkritischen "Paths of Glory". Es geht ja auch nicht darum, die Soldaten zu verteufeln. Auf keiner Seite. Das macht auch die Aufzählung der 19 US-Toten unnötig. Warum nicht sagen, 19 Amis tot und über 1000 Somalis. Nackte Zahlen - das wäre im Stil des Films. Hier plötzlich Personen aufzuzählen widerspricht dem vorhergegangenen un-individuellen Stil. Und noch etwas stört: Das Motto "No one gets left behind" wird vielleicht zweimal zuviel zitiert. Es suggeriert, die Amis kümmern sich um ihre Toten, die Somalis nicht. Auch dies wieder ein kleiner Störfaktor in all dem Naturalismus.

Also: Ihr wollt einen Kriegsfilm? BHD ist euer Film. Und wenn ihr eine Analyse der Somalia-Situation wollt: Kauft euch ein Buch ...


 


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