Star Trek: Nemesis (2002)

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US-Start: 13.12.2002

Regie

Stuart Baird - Schnitt (Tomb Raider, M:I-2, Superman), Regie (U. S. Marshals)

Buch

John Logan - Gladiator, The Time Machine, Bats, Any Given Sunday

Produktion

Rick Berman - Star Trek VII-IX, Star Trek: Voyager, Enterprise, Star Trek: TNG
Musik Jerry Goldsmith - Star Trek I, V, VIII, IX, Rambo, Alien, Omen, Sum of All Fears
Kamera Jeffrey L. Kimball - Top Gun, Wild Things, M:I-2, True Romance, Windtalkers
Darsteller Patrick Stewart
Brent Spiner
Jonathan Frakes
Michael Dorn
LeVar Burton
Marina Sirtis
Whoopy Goldberg
Dina Meyer
Star Trek VII-IX, X-Men, X2, Jeffrey, Dune
Star Trek VII-IX, Independence Day, I Am Sam
Star Trek VII-IX, North & South
Star Trek VII-IX, Ali, I Am Weasel
Star Trek VII-IX, Ali, Roots
Star Trek VII-IX, Paradise Lost, Waxwork II
Star Trek VII, Sister Act, Ghost, Rat Race
Starship Troopers, Dragonheart
Links imdb, upcomingmovies.com, Offizielle Website
Verleih / © Paramount
Bewertung
Kritik Hier klicken für meine ausführliche Kritik
Andere Stimmen James Berardinelli (USA) 2½/4 ... the venerable series is looking outmoded and outdated
Roger Ebert (USA) 2/4 ... let's face it, they're out of gas.

 

"Star Trek: Insurrection" (* * *) spielte 1999 70 Millionen an den US-Kinokassen ein - weniger als der Vorgänger "First Contact" (* * * * ½). Bei Paramount rauchten die Köpfe und es hiess, man wolle bis zum nächsten "Trek"-Film für einmal mehr als die üblichen 2 Jahre Pause machen. So kam es dann auch: Es wurden 4 Jahre. "Nemesis" heisst Teil X. Regie führen wird zum Erstaunen vieler nicht Nummer 1 Jonathan Frakes, sondern der Trek-Neuling Stuart Bird. Er hat bisang erst zwei Filme gedreht ("U.S.Marshals", "Executive Decision"), war aber für den Schnitt etlicher Box-Office-Hits von "Superman" über "M:I-2" bis "Tomb Raider" verantwortlich.

Das Drehbuch schrieb "Gladiator"-Autor John Logan, ebenfalls ein Trek-Neuling, basierend auf einer Story von Brent "Data" Spiner und Trek-Producer Rick Berman. Die, die eine erste Fassung des Drehbuchs gelesen haben, waren übrigens nicht begeistert. Es heisst, einmal mehr versaue Rick Berman (der bei vielen Trekkies verhasste Produzent) die "Trek"-Philosophie. Na ja, Data als Autor an Bord zu bringen, hört sich nicht wie eine gute Idee an, zumal Spiner in den letzten Folgen eher nervig wurde. Ich würde mir viel lieber eine Picard-Folge wünschen: Stewart ist der einzig wirklich talentierte Schauspieler in Team und er spielt Picard aus dem FF. Eine gute Picard-Story und die gute alte "Trek"-Regel "Alle geraden 'Trek'-Filme sind genial" wäre Tribut gezollt. Mal sehen ...

Der Teaser-Trailer ging am 27.6. online und ist überraschend düster. Anscheinend soll die beliebte "alle geraden Trek-Filme sind gut"-Regel mal wieder in Aktion treten. Zu gönnen wäre es der Trek-Crew jedenfalls. Hier eine Collage aus Bildern aus dem Teaser, der mich ziemlich gepackt hat, aber in meinen Augen zuviel preisgibt, was sich (sehr wahrscheinlich) erst am Schluss des Films abspielen wird ...

"Nemesis" avanciert in den USA zum Totalflop. 18.5 Millionen Dollar am ersten Wochenende sind sehr schlecht, und da am Wochenende darauf "The Two Towers" startet, sieht es nicht so aus, als ob die neuste "Star Trek"-Folge mehr als 50 Millionen in den USA einspielen wird.
Besagtes 2. Wochenende war für "Nemesis" in der Tat eine Katastrophe. Der Film fiel 6 Plätze und über 70% in den Einnahmen. 40 Millionen scheint damit das Maximum zu sein. Für die "Trek"-Reihe schlicht eine Katastrophe.


Review 

Bevor ich beginne, lass ich euch wissen, wo ich stehe: Ich bin ein Trek-Fan, aber kein Trekkie. Ich liebe die Filme, aber für mich waren sie nie in der selben Liga wie "Star Wars" oder "Lord of the Rings". Hier meine persönliche Bestenliste:

Star Trek VIII: First Contact (1996) * * * * ½
Star Trek II: The Wrath of Khan (1982) * * * * ½
Star Trek IV: The Voyage Home (1986) * * * *
Star Trek VI: The Undiscovered Country (1991) * * * *
Star Trek I: The Motion Picture (1979) * * * ½
Star Trek III: The Search for Spock (1984) * * * ½
Star Trek X: Nemesis (2002) * * *
Star Trek VII: Generations (1994) * * *
Star Trek IX: Insurrection (1998) * * *
Star Trek V: The Final Frontier (1989) * * ½

"Star Trek: Nemesis" bestätigt nur teilweise die Regel, wonach die geraden Trek-Filme besser sind, als ihre direkten Vorgänger. "Nemesis" gehört zwar nicht zu den Top-Trek-Werken, ist aber unterhaltsamer, als der etwas langweilige "Insurrection". Ich mag "Star Trek", deswegen kriegt sogar "Final Frontier" 2½ Sterne. Und weil ich dieses Universum mag, weil ich Sci-Fi mag, mag ich auch "Nemesis". Nummer 10 in der langen Reihe dürfte nach dem schlechten Einspielergebnis vielleicht der letzte mit der "Next Generation"-Crew sein, aber es wäre immerhin ein akzeptabler Abschied: "Nemesis" bietet Action, gute Effekte, beliebte Charaktere und ein paar nette psychologische Ansätze. Dazu ein melancholischer Ton, der geprägt ist vom Abschied geliebter Crew-Mitglieder. "Nemesis" ist niemals ein Meisterwerk - aber gute Unterhaltung.

Ins Detail. Der Film beginnt mit Jerry Goldsmiths Musik, die stark an das Klingonen-Thema aus den ersten Filmen erinnert. Danach der erste Schock. Keine Opening Credits. Sonst hatten wir immer die Namen der Crew und der Macher am Anfang. Diesmal nicht. Schade. Dafür tauchen wir gleich in die Szenerie ein. Etwas, was mich am Anfang gestört hat, ist die Schwäche, mit der die Romulaner dargestellt werden. Wie einst die Klingonen, die von Kriegern zu Waschlappen wurden, wurden aus den Kriegsgurgeln nun Herumsitzer. Doch dieses Manko verpufft bald und wir tauchen in eine Konfrontations-Story ein. Piacard und seine Enterprise werden nach Romulus gerufen, wo ein Mitglied der Remaner, einer Sklavenrasse der Romulaner, die Macht an sich gerissen hat. Neuer Praetor ist Shinzon (Tom Hardy), der Picard eine unglaubliche Geschichte erzählt. Auf die gehe ich weiter unten in der Spoiler-Sektion ein. Von da an gehts Schlag auf Schlag und "Nemesis" steuert auf ein Finale zu, das stark an "The Wrath of Khan" erinnert.

"Trek"-Fan John Logan ("Gladiator") schrieb ein Drehbuch, das den alten Folgen der verschiedenen Serien und auch den vorhergehenden Filmen Tribut zollt. Besonders viel Neues bringt er nicht - ausser vielleicht der Heirat von Riker und Troi, einer Verfolgungsjagd auf einem Planeten und ... na ja, noch etwas, aber darauf gehe ich in der Spoiler-Sektion ein. Ansonsten gibt es sehr viel Bekanntes. Eben ein Finale à la "Wrath of Khan", Hautprobleme wie in "Insurrection", ein offenes Schiff wie in "Generations", Friedensbotschaft wie in "Undiscovered Country", ein doppelter Data. Und einer der Charaktere tritt ab wie der Uruk-hai in "Fellwship of the Ring"! Und so weiter. Man kann es als Hommage ansehen - oder als Mangel an Ideen. Roger Ebert schreibt in seiner Kritik, er habe es nun endgültig satt, immer das Selbe zu sehen. "Schilde bei 40%!". Sie sollen sich neue Batterien kaufen. Und tatsächlich hat es was. Die Formel wirkt etwas archaisch, etwas anachronistisch. Viele Spannungsmomente wie die Schilde, das Schütteln der Brücke etc. nimmt man nicht mehr so ernst. Aaaaber, wer "Trek" liebt, kennt diese Dinge seit über 30 Jahren. Seit weiss ich wieviel Hundert Serienfolgen. Da kann das auch in einer Filmreihe mehrmals vorkommen, oder? Ich möchte den Mangel an Ideen nicht wegdiskutieren, aber "Star Trek" ohne Brücke, ohne Schilder, ohne Faser - das wäre nicht mehr das Selbe. Und das muss man auch anerkennen.

"Nemesis" ist ein guter Film mit spannenden Momenten, guten Effekten und starken Actionszenen. Während Patrick Stewart die Rolle wohl selbst im Schlaf souverän spielt, wurde Jonathan Frakes in all den Jahren auch nicht besser. Nur dicker. Man muss zudem den Zynismus am Eingang abgeben, sonst wirken ein paar Reden und Dialoge schrecklich klebrig. Aber "Star Trek" ist eben auch immer noch Gene Rodeenberrys Streben nach einer besseren Welt - und das geht böse gesagt nicht ohne das, was man Kitsch nennt. Man kann es auch Optimismus oder Naivität nennen - wie auch immer, es ist jedenfalls im Herzen gut. Das sollte man ja nicht verdammen.

So, nun zu ein paar Spoilern. Bitte bitte nicht weiterlesen, wenn ihr jungfräulich in den Film wollt. Noch da? Also. Jemand stirbt. Wollt ihr das wissen? Nein? Dann weg! Weg mit euch! ... Also nochmals: Jemand stirbt. Es ist Data, der bei einer heroischen Aktion sein "Leben" lässt. Ähnlich wie Spock in "The Wrath of Khan" rettet er so die Crew. Der Impact der Szene ist nicht so gross wie der Abgang von Spock. Aus mehreren Gründen: Eine Explosion ist nicht so effizient wir das langsame Dahinserbeln und Data lebte ja nie wirklich. Zudem: der Film vor dem Abgang war nicht so gut wie "Wrath". Und das Wichtigste: Ab Bord ist immer noch B-4, Datas Prototyp, in den sie Datas Daten geladen haben. Sobald man sieht, wie Data stirbt, ist klar, dass seine Daten, seine Gedanken, nicht ganz verloren sind, weil sie in B-4 stecken. Das kennen wir ja auch aus "The Search for Spock". Es ist ein etwas billiger Trick, aber Datas "Tod" sorgt dennoch für leicht feuchte Augen.

Einen weiteren Spoiler muss ich noch besprechen: Shinzon ist Picards Klon und das bringt viele interessante Themen mit sich. Wäre Picard in den selben Lebensumständen wie Shinzon auch zu einem Monster geworden, das das Universum zerstören will? Steckt in einem Gutmenschen wie Picard das Potential zum Genozid? Hier zeigt "Star Trek" mal wieder, dass es mehr ist, als nur ein Weltraum-Abenteuerchen. Hier geht es auch an die Substanz. Und das lob ich mir. "Nemesis". Ein solider Film. Immerhin.



page created: 23.5.02  ~  last updated 22.12.02

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