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2007
> SIVAJI: THE BOSS
Actionkomödie. Indien.
Tamilisch
Alternative Titel
Sivaji;
சிவாஜி
Regie S. Shankar
Drehbuch S. Shankar
Produktion M. Saravanan, M.S. Guhan
Songs A.R. Rahman
Kamera K.V. Anand
Choreografie Lawrence Raghavendra,
Prabhu Deva, Raju Sundaram
Darsteller Rajnikanth, Shriya, Suman,
Vivek, M.S. Bhaskar, V.M.C. Hanifa,
Uma Pathmanaban, Ravi Kumar, Manivannan, Mayilsamy, Nayantara
Länge 188 Min.
Kinostart 15.6.2007
Box office classification Superhit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 15.4.08
© Bilder Ayngaran,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Software-Ingenieur Sivaji Arumugam
(Rajnikanth) kehrt nach vielen Jahren in den USA in seine Heimatstadt Chennai
zurück. Mit dabei hat er hart verdiente 2.5 Milliarden Rupien, mit denen er die
Stiftung Sivaji Foundation gründet, um armen Leuten zu helfen. Dazu lässt er ein
Spital und Medizin-College bauen, das Gratisausbildungen anbietet. Doch der
geldgierige Adiseshan (Suman) beobachtet Sivajis Gutmenschentum mit
Argwohn - und hetzt dem Wohltäter die Justiz auf den Hals. Nun wird Sivaji klar,
dass in Indien Schurken aus Politik und Wirtschaft hunderte von Milliarden
Rupien Schwarzgeld bunkern und so jeglichen Wohlstand für die Armen verhindern.
Er luchst diesen Verbrechern mit ihren weissen Westen das Geld online ab und
schickt es an seine Freunde in die USA, die es zurück an den Sivaji-Fond senden.
So kommt Sivaji an ein gigantisches Vermögen, mit dem er Strassen baut, den
Armen hilft und eine Alternativregierung aufbaut.
Das rückt ihn und seine Frau Tamizhselvi (Shriya) jedoch ins Visier der
Bösewichter.
REVIEW
Ich mag Regisseur S. Shankar nicht besonders - sein letztes Werk, das
reaktionäre Spektakel Anniyan, war stellenweise schwer durchzuhalten. Auch von
Superstar Rajnikanth bin ich nicht der grösste Fan: Er hat es in
jahrzehntelanger Arbeit zu gewaltigem
Ansehen gebracht und dies seiner im Privatleben angenehmen Art und seines
Einsatzes wegen auch sicher verdient. Doch seit sein Publikum von ihm regelrecht erwartet,
alle Stereotypen seines Star-Status' durchzuspielen, ist er zur dauergrinsenden Karikatur
verkommen. Ganz zu schweigen davon, dass sein letzter Blockbuster
Chandramukhi gehörig
überschätzt war. Schlechte Voraussetzungen also, um "Sivaji" zu mögen. Ich habe
trotzdem auf eine positive Überraschung gehofft. Die ist nicht eingetreten: "Sivaji" ist
aufgeblasener Trash von geringem Wert, sackteuer, aber ziemlich wertlos. Im
Vergleich zu Chandramukhi sogar noch ein Rückschritt.
Dabei wirft Shankar alles auf die Wagschale, was er hat. Mit einem Budget, das je nach Quelle zwischen 60 und 80cr lag (600-800 Mio. Rupien) und damit das höchste indische Filmbudget aller Zeiten wäre, inszenierte er Rajnikanths einhundertsten Tamil-Film als Masala-Spektakel. Aufwändige Tricks, üppige Dekors und natürlich Superverdiener Rajnikanth selbst trieben die Kosten in astronomische Höhen. Dazu die Musik von Star-Komponist A.R. Rahman und viele Stil-Brüche, die ein Maximum an Kostümen und Accessoires benötigten. Doch mit all dem drehte Shankar nur die wiederholte Interpretation seines Lieblingsthemas: Kampf gegen Korruption. Hat der Mann eigentlich auch was anderes drauf? Anniyan, Nayak, Indian - ewig dasselbe naive Politikverständnis, kombiniert mit Anti-Regierungsfloskeln, verpackt in durchkomponierte und hyperstilisierte Bilder.
Hier kommt dieses Thema erst in der zweiten Filmhälfte zum Zug. Die erste ist, in Ermangelung eines anderen Wortes, einfach langweilig bis auf die Knochen. Es passiert so gut wie nichts. Die erste grosse Actionszene gibts nach 40 Minuten, ansonsten Gelaber. Endloses Gequatsche. Dazwischen ab und zu der Versuch einer Romanze zwischen der putzigen, 24-jährigen Shriya (Awarapan) und dem 57-jährigen Rajnikanth. Chemie entwickelt sich keine, nicht nur wegen des Altersunterschieds, sondern weil Rajni einfach nicht der romantische Typ ist und sein eingefrorenes Lächeln nur abschreckt. Shriya wiederum kämpft gegen einen unsympathischen Charakter, ihre Zurückweisungen von Shivaji wirken oft willkürlich und unnötig bösartig.
Shriya spielt trotz allem ganz passabel. Sie tanzt ansprechend, sieht toll aus und schmeichelt der Kamera. Rajnikanth dagegen beschränkt sich aufs Chargieren. In manchen stillen Phasen zeigt er, dass er noch Schauspieler ist, in den Restlichen ist er Clown, Posterboy des Exzesses und Modepüppchen des Grotesken - der Moshammer der indischen Filmindustrie in Verbund mit Prügeleien im (qualitätsreduzierten) "Matrix"-Stil und langem pseudo-politischen Gepoltere. Seine ganze Taktik, das Schwarzgeld des Staates in "weisses Geld" umzuwandeln und dem Volk zur Verfügung zu stellen, via eine Art Privatpolitik ist eher spärlich ausgearbeitet und wenig glaubhaft. Zudem geht die politische Botschaft in lärmiger Action, die meistens aufwendig, aber mittelmässig choreografiert ist, gnadenlos unter.
Wenn mal nichts Wichtiges passiert, und das ist sehr oft der Fall, kann man sich über die kuriosen Ideen wundern, die Shankar auftischt. In einer Szene meint Tami, sie und Sivaji würden nicht zusammen passen, weil er zu dunkelhäutig und sie zu hell sei. Darauf schmiert er sich mit kiloweise Bleichungscreme ein und performt den nächsten Song (die Pseudo-Raggamuffin-Nummer "Style", gedreht vor dem Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao) mit Hilfe ausgeklügelter Tricktechnik als Weisser. Daraus macht Shankar nicht viel, keine Kritik am "Bleich-Wahn" in der Schönheitsindustrie, keine ironische Bemerkung dahingehend, dass auch der angegraute, spärlich behaarte und dunkelhäutige Rajnikanth selbst in Realität ganz anders aussieht, als in seinen Make-up-bepflasterten Filmen. Nein, die mehrminütige Sequenz ist nur Spielerei. Und das ist der ganze Film. Von einem Matchbox-Auto-mässigen Crash-Spektakel bei einer "King Kong"-Vorführung bis zum überzeichneten Ende: alles nur Spielerei. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn sie wenigstens spannend daher käme. Oder lustig. Oder unterhaltsam.
Nur herrscht in all diesen Bereichen tote Hose. Drei Stunden lang knorzt Shankar den Plot voran, ohne je Drive zu entwickeln. Es gibt nur wenig, was überhaupt gefällt - selbst A.R. Rahmans in den meisten Kritiken gelobten Songs waren für mich eine herbe Enttäuschung und blieben nicht im Ohr. Dafür tauchen in einer Sequenz die beiden Stars in kultigen Kulissen im Stil alter Tamil-Movies auf. Ganz nett. Auch die Ausstattung in den Song-and-Dance-Nummern bietet was fürs Auge. Das reisst alle paar Minuten aus der Lethargie. Und nach dem langgezogenen Schlusskampf hat das Ende eine angenehme Ironie. Viel zu wenig für satte 188 Filmminuten.
In Indien kam der Schmus trotzdem an - Rajnikanths Aura sei Dank. So avancierte "Sivaji" zum erfolgreichsten Tamil-Film aller Zeiten und soll manchen Quellen zufolge weltweit 100cr, also eine Milliarde Rupien, eingespielt haben - was nur schwer zu überprüfen ist. In England schaffte es der Film als erste Tamil-Produktion in die Top 10. All das beweist zwei Dinge: Rajnikanth ist ein Überheld, ein Liebling der Massen, der mit jeder seiner aufwendigen Produktionen im Moment nichts falsch machen kann. Und: Der Erfolg eines Films widerspiegelt nicht automatisch seine Qualität. "Sivaji" mag ein Kassenknüller sein, der selbst mit seinem gigantischen Budget noch Gewinn abwarf - doch er ist kein guter Film. Schöne Aufnahmen, protzige Sets, aber sonst orientierungslos, plakativ, ohne Charme und vor allem überaus langweilig. Viel Hype um nichts.
MEINE DVD
Ayngaran (GB), Code 0, NTSC
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Tamisch 5.1 und DTS mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * ½ (3-Disk-Set mit scharfem Bild,
bis auf leichtes Interlacing. 5.1-Ton überzeugend abgemischt).
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