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Thriller. Indien. Hindi
Alternative Titel History Drenched in Blood; Rakht Charitra 1;
A History of Blood; रखत चरित्रा

Regie Ram Gopal Varma
Drehbuch Prashant Pandey
Produktion Madhu Mantena Varma, Sheetal Vinod Talwar
Songs Imran-Vikram, Dharam-Sandeep, Bappi-Tutul, Sukhwinder Singh
Kamera Amol Rathod
Choreografie Remo D'Souza
Darsteller Vivek Oberoi, Abhimanyu Shekhar Singh, Shatrughan Sinha, Zarina Wahab,
Radhika Apte, Aashish Vidyarthi, Sushant Singh, Rajendra Gupta, Ashwini Kalsekar
Länge 123 Min.

Kinostart 22.10.2010
Box office classification
Flop
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 27.3.2011
©  Bilder Cinergy, Screenshots molodezhnaja


STORY
Anandpur im Bundesstaat Andhra Pradesh. Der Politiker Narasimha Reddy (Abhimanyu Singh) regiert mit seinen Schergen wie ein Gangsterboss. Allianzen schmiedet er ständig neu - das muss auch sein Wegbegleiter Veera Bhadra (Rajendra Gupta) erfahren: Aufgehetzt vom Abgeordneten Nagamuni Reddy (Kota Srinivasa Rao) wird Bhadra, der vor allem für die Stimmen der Armen sorgte, aus dem Weg geschafft. Als sein Sohn (Sushant Singh) aufbegehrt, wird auch er eliminiert. Bhadras zweiter Sohn, der Student Pratap Ravi (Vivek Oberoi), schwört Rache, er tötet Narasimha und etliche seiner Verbündeten. Auf der Gegenseite ruft dies nun Nagamunis eiskalten Sohn
Bukka Reddy (Abhimanyu Singh) auf den Plan, der einen Krieg gegen Ravi und seine Handlanger anzettelt. Bald mischt sich der ehemalige Schauspieler und nunmehr mächtige Politiker Shivaji Rao (Shatrughan Sinha) in den Konflikt ein.

 

REVIEW
Eins muss man Ram Gopal Varma lassen: Der Mann gibt nicht auf. Da dreht er Horror-Stuss oder von Kritikern zerpflückte Ego-Projekte, nur um sich wieder aufzurappeln und aus heiterem Himmel einen Bollywood-Film abzuliefern, der wie von einem anderen Regisseur inszeniert scheint. Kraftvoll, kernig, wuchtig. Das schaffte er in letzter Zeit vor allem mit seinen politisch angehauchten Filmen um Macht und Gewalt, also à la Sarkar Raj oder Rann. Nun gelingt ihm nein Doppelschlag mit dem lose auf Tatsachen basierenden Epos "Rakht Charitra", das übersetzt in etwa heisst "Eine blutgetränkte Geschichte". Genau darum handelt es sich: Politik ist Krieg, Krieg ist Blut. "Rakht Charitra" hat massig davon.

Varma ist in Indien noch immer unerreicht, wenn es darum geht, Rache- oder Gewaltakte begleitet von einem fiebrigen Soundtrack als opernhaften Akt darzustellen, gleichsam erlösend wie erschreckend. Und selten zuvor hat er dies derart blutrünstig demonstriert wie in diesem Film und seiner Fortsetzung, die nur eineinhalb Monate später ins Kino kam. Alleine schon in den ersten dreissig Minuten demonstriert er eine Vielzahl an Tötungsmethoden, die jedem Horrorfilm Konkurrenz machen würde. Abschlachten, Erschiessen, Erschlagen sind noch das Normalste. Köpfen, Verbrennen und Durchlöchern kommen genauso dazu.

Das alles hat durchaus Selbstzweck, denn Varma will auffallen und er weiss genau, dass er einiges zu beweisen hat, nach seinen unzähligen Flops. Nur stellt sich bei einer solchen Verbissenheit die Frage, ob er überhaupt noch eine spannende Geschichte erzählt, ob er cineastisch etwas bietet, ausser Blutvergiessen. Das lässt sich mit "Ja" beantworten, trotz kleinerer Probleme. Varma ist immer noch ein Regisseur mit intensivem Stil, der zwar auslaugt, aber in seinen besten Momenten auch befriedigt zurücklässt. Schade nur, hat er seine Bildgestaltung nicht etwas verfeinert. Er bedient sich viel zu gern der Totalen und schräg gehaltenen Kamera, ja einmal dreht sie sich sogar übelkeiterregend um die eigene Achse (!)

Auch ziemlich mühsam sind die vielen Montage-Szenen, bei denen Menschen miteinander reden, wir aber nichts hören, weil der Soundtrack eingespielt wird. Das ist eine Unsitte vieler Bollywood-Filme, wohl weil die Macher erkannt haben, dass die Dialoge an der entsprechenden Stelle öde sind - also soll der Soundtrack deren Funktion erledigen. Aber im Ernst: Menschen beim Bewegen der Lippen zuzuschauen ist genauso langweilig wie ihnen bei öden Dialogen zuzuhören. Ein paar Sekunden mit solchen Szenen sind ok, aber bei Varma gibts sie mehrfach und manchmal minutenlang.

Wir kriegen eben immer Exzess, der den Realismus der Story etwas untergräbt, aber dafür den Film in Richtung von gross angerührter Unterhaltung rückt. Da fühlt sich Varma wohl und wenn man sich in den Groove aus Blut, Tempo, Overacting und Kamera-Irrsinn eingeklinkt hat, dann kriegt man auch Bollywood-Entertainment der einschlagenderen Art. Die Schauspieler leisten dazu die entsprechend gute Arbeit, angeführt vom vielseitigen Vivek Oberoi und dem angenehm hassenswerten Abhimanyu Singh. Altstar Shatrughan Sinha ist ideal in der Rolle, die N.T. Rama Rao nachempfunden ist. Beide sind/waren Stars und Politiker. Schade nur ist der Rechtsnationalist Sinha in der Schauspielerei nicht mehr wirklich daheim - sein Spiel wirkt wie eine Parodie von Marlon Brando in "Godfather", nur ohne dessen Kraft.

Die Parallelen zu NTR sind insofern gewollt, weil "Rakht Charitra" auf dem Leben des Politikers Paritala Ravindra (1958-2005) basiert. Namen wurden geändert, um keinen Zoff mit den Angehörigen zu bekommen, doch die Sache ist auch so sternenklar. Kritisch oder politisch brisant ist das Gezeigte nur leider nie, Varma legt es eher auf Show denn auf Kritik an. Und dabei touchiert er sogar ab und zu den Trash - wie sich etwa in der seltsam reisserischen Stimme des Erzählers manifestiert. Als ob Varma seinen Film selbst nicht ganz so ernst nehmen würde. Nicht falsch verstehen: Witz gibt es in den total vier Stunden keinen, aber alles ist so überzeichnet, das man bisweilen etwas schmunzeln muss ob der Aufdringlichkeit Varmas.

Eine Kürzung hätte sich eh angeboten, weil der Film rasch repetitiv wird. Hier ein Mord, dort Rache, wieder Rache, noch mehr Rache. Alles in etwa identisch ablaufend. Statt zwei Zweistündern hätte sich etwa ein Dreistünder angeboten, das hätte die Zugkraft auf jeden Fall erhöht. Doch weil Varma souverän inszeniert, lässt man sich mitreissen. Egal ob die wahre Vorlage etwas zurechtgebogen wurde, ob das Ganze zu lang ist, ob es zu viele Wiederholungen gibt. Wenn Ram Gopal Varma sein Publikum auf eine gewalttätige Tour de Force nimmt, dann kriegt man wenigstens was geboten.

Fortsetzung: Rakht Charitra 2 (2010)

PS: Gedreht wurde der Film primär in der Sprache Telugu, einige Teile in Hindi und Tamilisch. Der Release folgte ungefähr zeitgleich in allen drei Sprachen, wobei die Tamil-Version als einzelner Film in die Kinos kam, ansonsten jedoch die Zweiteilung zum Zug kam. Der Einfachheit halber habe ich den Film unter Hindi eingeordnet, da der Star des ersten Teils aus Bollywood kommt und ich mir die Hindi-Fassung angesehen habe.

 

SONGS
Zumeist Stücke mit starkem Beat und von aufpeitschendem Charakter. Keine Einzelkritik.

 

MEINE DVD
Cinergy (Indien), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi 5.1 mit englischen und arabischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½

 

BESTELLEN 
Induna (Liefert aus IND)


 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

Bollywood Hungama (3/5)
Rediff (2½/5)

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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