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> RAM GOPAL VARMA KI AAG

 


 

Actionabenteuer. Indien. Hindi
Alternative Titel Aag; Sholay; Ram Gopal Varma Ke Sholay
; Ram Gopal Varmas Feuer (Übersetzung)

Regie Ram Gopal Varma
Drehbuch Rahil Qaazi
Produktion Ram Gopal Varma
Songs Amar Mohile, Ganesh Hegde, Prasana Shekhar, Nitin Raikwar
Kamera Amit Roy
Choreografie Shabina Khan, Harshall, Vitthal, Ganesh Hegde, Justinn Bhatt
Darsteller Amitabh Bachchan, Ajay Devgan, Prashant Raj, Mohanlal,
Nisha Kothari,
Sushmita Sen, Sushant Singh, Rajpal Yadav, Urmila Matondkar, Abhishek Bachchan
Länge 149 Min.

Kinostart 31.8.2007
Box office classification
Flop
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 4.10.07
©  Bilder Adlabs, Screenshots molodezhnaja


STORY
Inspektor Narashima (Mohanlal) rekrutiert die zwei Kleinkriminellen
Raj (Prashant Raj) und Hirendra Chavan alias Heero (Ajay Devgan), um den Gangsterboss Babban (Amitabh Bachchan) zu schnappen. Die beiden sind erst gerade aus dem Knast gekommen, schlagen jedoch ein. Narashima hat nicht nur ein berufliches Interesse, den Tyrannen kalt zu machen, sondern auch ein privates: Babban hatte auch seine ganze Familie niedergemetzelt. Nur Durga Devi (Sushmita Sen) überlebte. Während Raj sich in sie verliebt, flirtet Heero mit der jungen Rikscha-Fahrerin Ghungroo (Nisha Kothari). Doch viel Zeit für Schalk und Turteln bleibt nicht, denn Babban kennt mit seinen Feinden kein Pardon.

 

REVIEW
Viel Rauch um Nix: Ram Gopal Varmas "Aag" ist kein richtiges Remake von Sholay, sondern einfach ein schlechter Gangsterfilm. Ja die Story-Struktur ist inspiriert vom erfolgreichsten Hindi-Film aller Zeiten, doch jener Plot war genauso nahe dran an Akira Kurosawas "The Seven Samurai" wie der hier nun an Sholay. Der Stoff von den tapferen Männern, die einen Ort von einem bösen Typen befreien wollen, ist fast schon Genre-Standard-Repertoire. Varma erwies sich selbst also einen Bärendienst, als er "Aag" zuerst hochoffiziell als Sholay-Remake ausrief mit dem damaligen Star Amitabh Bachchan nun in der Schurkenrolle. Ein schöner Coup, bloss er ging nicht auf, weil nach etlichen Namensänderungen und Zurückbuchstabieren der Link zu Sholay derart klein geworden ist, dass man ihn gleich ganz vergessen kann. Und trotzdem vergleicht jeder diesen billigen Gangsterschund nun mit dem grossen Klassiker. Autsch.

Ein weiterer Denkfehler Varmas war das Verlegen der Story ins Gangstermilieu. Schon der Gedanke daran erzeugt bei mir ein Gähnen, schliesslich hat schon Vishal Bharadwaj Shakespeare ins Gangstermilieu verlegt und Varma selbst hat den Kerlen mit den grossen Kanonen schon einige Filme gewidmet. Warum noch einen? Warum "Sholay" nicht als Himalaya-Western neu interpretieren? Oder sonst etwas Kurioses? Nein. Gangster. Da herrscht ein kreatives Vakuum. Und das saugt dann auch gleich noch alle Spannung und allen Stil aus dem Film. Das Sholay-Gerippe peppte Varma nämlich mit einer B-Film-Inszenierung auf, die zu den Übelsten des Jahres gehört. Cash kann da vielleicht noch mithalten, aber wenn kaum eine Einstellung länger als eine Sekunde dauert, die Kamera rotiert und in Schräglage gerät, die Akteure sich um den Verstand chargieren und hyperaktive Cuts nur für Epilepsie sorgen, dann weiss man, dass hier mit jemandem die Pferde durchgegangen sind.

Was war Varmas Ansatz? Sholay sicher nicht, der ist im Stil schlicht nicht mehr erkennbar. Nein, deutlicheres Vorbild ist Sergio Leone. Da ist die Mundharmonika, da sind die extremen Nahaufnahmen verschwitzter Gesichter. Doch wo Leone dieses Stilmittel absolut brillant einsetzte und Einstellungen oft bis zur Schmerzgrenze hielt, cuttet Varma von einer Visage zur nächsten, bis einem das Essen nochmals durch den Kopf geht. Von Stil keine Spur, von cineastischer Raffinesse ebenso wenig. Wenn das alles etwas blutiger und alberner wäre, könnte man den Film als Exploitation-Trash verkaufen. Doch dazu wirkt das Gedöns dann doch zu steril. Und zu doof.

Die Liste der Schrottigkeiten führt einmal mehr Rajpal Yadav an. Seit er Johnny Lever als Bollywoods liebsten Comedy-Sidekick abgelöst hat, ist er eine Landplage. Seine mit verstellter Stimme dargebotene Gangsterkarikatur ist Peinlichkeit in Fleisch und Blut. Ebenso die seltendämliche Hintergrundmusik von Amar Mohile, die jede Szene mit Krawall totschlägt und jegliche Zurückhaltung vergessen lässt. Hier Retortenmusik - in Sholay R.D. Burman. Was für ein Kontrast. Die bereits erwähnten Kameramätzchen sind ein Gräuel, einem Regisseur von nationalem Rang völlig unwürdig. Dass Varma seinen lästigen Blaufilter aus Nishabd diesmal ruhen lässt, sei gelobt, doch der ganze sonstige Firlefanz negiert das Kompliment wieder. Auch nicht brauchbar: die Songs. Keiner bleibt hängen, keiner taugt als Item-Nummer, trotz einem Gastauftritt von Abhishek Bachchan und Urmila Matondkar im schlüpfrigen "Mehbooba Mehbooba". Nichts zu hören hier von zeitlosen Tracks à la "Yeh Dosti" in Sholay.

Und die Hauptdarsteller? Newcomer Prashant Raj bleibt etwas blass, aber solide, fast der vernünftigste Darsteller im ganzen Film. Bloss seine Chemie mit Ajay Devgan ist mies. Wo ist das Dosti-Feeling geblieben, das die Seele des Originals war? Devgan selbst ist nicht gar so grottig wie in Cash, aber er wirkt etwas von der Rolle. Und seine Romanze mit der etwa halb so alten Nisha Kothari hat auch kein Feuer. Nisha wiederum versucht sich als kokettierende Rebellin, doch langt damit voll daneben. Brauchbar an ihr ist bestenfalls ihr Körper, aber das zeigte sie schon in James. Hier hält sich das Mädel mit Hot Pants und Lolli über Wasser, die Kamera klebt regelrecht an ihren reinbeiss-würdigen Kurven im Po-Bereich. Doch auf Dauer ist das nur noch vulgär. Und eben doof.

Besser weg kommen Sushmita Sen und Mohanlal, die ihren Parts mehr Würde verleihen, als der Film es verdient hätte - doch beide haben zu marginale Rollen. Bleibt also der Star: Mr. Amitabh Bachchan, der in den Credits ironischerweise als "introducing" eingeführt wird, wohl um zu zeigen, dass wir den Altstar noch nie in einer solchen Rolle gesehen haben. Und hoffentlich auch nie mehr werden. Nicht falsch verstehen: Bachchan chargiert mit seinen Kontaktlinsen und seinen schmierigen Körperbewegungen stets wie in einem anderen Universum und ist das Highlight des Films. Wenn er seinen Konkurrenten die Zunge zeigt, dann wirkt er wie das uneheliche Kind einer Klapperschlange und Dennis Hopper auf Meskalin. Genau dieses Feeling hätte der Film eigentlich komplett aufnehmen sollen: Weniger Technik-Mätzchen, kein Yadav, kein "Sholay"-Bezug - nur Trash. Bachchan, Blut und blanke Blusen, das wär was geworden. Doch Varma entschied sich anders. Wofür genau, bleibt ein Rätsel, doch was er hier vorlegt ist weder Remake noch Gangsterfilm, weder Trash noch Big-Budget, weder Action noch Thriller. Sondern einfach nur ein schludrig gemachtes Unding.

Richtig hassen kann man dieses freilich nicht - wegen Bachchan, wegen dem Fetisch für Kotharis Hintern und wegen den postmodernen Film-Verweisen. Doch "Aag" ist ein zersauster Zwitter, ein Werk ohne Konzept, ohne richtigen Titel, ohne stilistische Einheit, ohne brauchbare Dialoge. Varma hat damit die Talsohle seines künstlerischen Schaffens erreicht, ist zu einer Karikatur seiner selbst verkommen. Ich bin keiner, der ihn wegen der Absicht, Sholay neu zu verfilmen, verurteilen würde, denn wenn man Remakes grundsätzlich akzeptiert, kann man von jedem Film eines drehen - und "Sholay" ist nicht heilig. Er ist auch nicht perfekt, so ganz nebenbei. Also wäre hier durchaus eine Möglichkeit gewesen, den Film neu aufzulegen. Doch Varma hat keine Ideen und kurbelt seinen Abklatsch herunter wie ein von der Werbefilmschule gespickter Anfänger. Eine peinliche Show für die Flammen der Filmhölle.

 

SONGS
1) Jee le - Rockig, aber albern (Vinod Rathod, Farhad Bhiwandiwala).
2) Dum ho to - Lahmer Credits-Song (Vinod Rathod).
3) Hai aag yeh - Undefinierbares Geträller mit Möchtegern-Masala-Flair.
4) Ruk Jaa - Infantil, aber peppig und mit fast krankhaftem Fokus auf Nisha Kotharis Unterkörper (Vinod Rathod, Sunidhi Chauhan).
5) Rang Uda / Holi - Eher schwache Holi-Nummer (Ravindra Upadhyaye, Shweta Pandit, Farhad Bhiwandiwala, Shreya Ghoshal).
6) Mehbooba Mehbooba - Coole Camoes, 08/15-Item-Song, das Original war besser (Sunidhi Chauhan, Sukhwinder Singh).

PS: Der Song "Cha Raha" fehlt auf der DVD! Das Lied selbst taugt nicht viel, doch im Video zeigen Ajay und Nisha ihre heissesten Szenen. Das würde immerhin ihrer Romanze etwas Pfeffer geben. Warum also gerade der Song für den DVD-Release geschnitten wurde, ist nicht nachvollziehbar..

 

MEINE DVD
Adlabs (IND), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi 5.1 mit englischen, arabischen, französischen, malayischen, portugiesischen und spanischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Oft Blockbildung und zu dunkel. Gekürzt z.B. um den Song "Cha Raha").

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb
indiafm.com (2/5)
BBC (2/5)
Rediff.com (1/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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