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Gangsterfilm
Japan 2010
Alternative Titel Autoreiji;
アウトレイジ

Regie und Drehbuch Takeshi Kitano
Darsteller Takeshi Kitano, Kippei Shiina, Ryo Kase, Tomokazu Miura, Jun Kunimura,
Tetta Sugimoto, Takashi Tsukamoto, Hideo Nakano, Renji Ishibashi, Fumiyo Kohinata

Länge 109 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 18

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 15.12.10
©  Bilder Bandai, Screenshots molodezhnaja


STORY
Chairman Sekiuchi (Soichiro Kitamura) ist der mächtigste Pate unter den Yakuza-Syndikaten von Tokio. Seinem Mitstreiter Kato (Tomokazu Miura) gegenüber äussert er die Vermutung, dass Yakuza-Boss Ikemoto (Jun Kunimura) gegen ihn intrigiert, indem er mit dem rivalisierenden Murase (Renji Ishibashi) zusammenarbeitet. Ikemoto fühlt sich in seiner Ehre verletzt und will dem Chairman beweisen, wie loyal er ist. Ausgerechnet der brutale Otomo (Takeshi Kitano) soll dafür sorgen - indem er Murase einschüchtert. Der erste Plan: Einen Kleinganoven aus Murases Gang in eine Falle zu locken. Als dies nicht den erwünschten Effekt hat, setzt Otomo Murase gleich direkt zu. Dadurch eskaliert die Gewalt.

 

REVIEW
Hat er sich nun also endlich gefunden? Nach drei Filmen, in denen er Nabelschau betrieb und seine Karriere hinterfragte (Takeshis', Glory to the Filmmaker, Achilles and the Tortoise) drehte der japanische Kultregisseur Takeshi Kitano endlich wieder einen "echten" Film und keine Meta-Posse. Es ist wenig überraschend, dass er am Ende seiner Sinnsuche jedoch wieder da angelangt ist, wo er einst losmarschierte: beim Yakuza-Film. Also jenem Genre, das Kitano erst gross machte. Der frühere TV-Komiker ist uns allen schliesslich dank Knüllern wie Sonatine
in bester Erinnerung.

"Outrage" knüpft da an - und ist eben doch auch ein wenig meta. Denn die hier gebotene Gewalt wirkt beinahe wie eine Parodie auf das klassische Kitano-Kino. Als wolle uns der Meister sagen: "Ihr wollt, dass ich brutale Filme drehe? Hier habt ihr einen!" Angeblich ersann Kitano zuallererst die Brutalitäten und Verstümmelungen, bevor er drumherum überhaupt ein Skript schrieb. Das Resultat jedenfalls ist klar: Unterkühltes Gangsterkino mit extremer Härte, aber auch ironischer Brechung. Klassischer Kitano eben.

In Cannes kam diese Zurück-zu-den-Wurzeln-Zäsur nicht überall gut an. Ich dagegen halbwegs froh darüber. Ich hatte nicht per se etwas gegen Kitanos Selbstsuche. Und wenn der Mann im Yakuza-Genre bleibt, ist auch nicht immer ein Erfolg garantiert (siehe "Brothers"). Aber im vorliegenden Fall macht er so manches richtig - vor allem darum, weil er auf das setzt, was er kennt. Manchmal muss man sich eben nicht komplett neu erfinden. Was dem Werk indes abgeht, sind Poesie und Spannung. Ersteres war zu erwarten, hat Kitano dem poetischen Gangsterfilm doch schon einige Zeit abgeschworen.

Doch dass die Spannung fehlt, schmerzt eher. Keine der Figuren, allesamt Kriminelle und sonstiges Gesindel, sorgt für echte Bindung. Wenn einer krepiert, dann ist es halt so. Man nimmt es als Zuschauer mit demselben Schulterzucken zur Kenntnis, wie es Kitano tut. Das sorgt für latente Unterkühlung - und Distanz. Die wird dadurch noch verstärkt, dass Kitano alles andere als intim filmt. Jedes Bild wirkt eine Spur zu glatt, zu emotionslos. Derart entleert von Gefühlen entfaltet sich zwar ein faszinierend düsterer Einblick in Tokios Gangsterwelt, aber eben auch einer, bei dem das Interesse rasch abflacht. Zumal die Story, ein Hin und Her aus Intrigen und Gewalt, selten dramaturgische Kraft erzeugt.

Es geht hier nämlich alles im Jojo-System voran: Gewalt erzeugt Gegengewalt erzeugt Gegengewalt erzeugt Gegengewalt. Und diese ist gebettet in Intrigen und Gegenintrigen. Ein Schuss da, einer zurück. Ein Auge da, ein Auge dort. Ein Zahn da, ein Zahn dort. Diese Spirale der Rache ist nur deshalb interessant, weil Kitano am Mythos Yakuza kratzt: Es sind Organisationen, in denen der Einzelne keine Bedeutung mehr hat, sondern einzig dazu dienen, die Macht des Kollektivs zu wahren oder zu vergrössern. Begriffe wie Ehre werden herumgeschleudert und werden durch ihre Überstrapazierung sinnentleert.

Dies ist nichts Neues und tiefer als dies geht Kitano sowieso nicht. Entweder ist er zu müde für echte Yakuza-Kritik oder zu unmotiviert für psychologischen Tiefgang. Er zeigt nur - und er zeigt rücksichtslos. Pistolen kommen dabei ebenso zum Einsatz wie Zahnbohrer, Essstäbchen und Messer. Die Gewalt ist nicht völlig übertrieben, aber sie grenzt ans Groteske. Und das passt durchaus zu Kitanos Mission, mit "Outrage" zu unterhalten. Ja, wenn man das Blut und die Körperverstümmelungen erträgt, dann will dies einfach nur ein Unterhaltungsfilm sein. Und als solcher ist er ja eben nicht übel.

Keine Offenbarung, keine Blutauffrischung - was auch daran liegt, dass Kitano von seinen Nachahmern längst überholt wurde und seine Werke heute nicht mehr die Einzigartigkeit haben, die man ihnen in den 90ern zusprach (und die schon damals nicht der Wahrheit entsprachen, was jene wissen, die Werke von Kinji Fukasaku und Konsorten kennen). Und dennoch eben ein ziemlich kurzweiliges Unterfangen. Sauber inszeniert, vom stets trockenen Kitano souverän gespielt und vom Ensemble um dem starken Ryo Kase (Letters from Iwo Jima) und weiteren Kitano-Novizen bestens unterstützt, all das mit ein wenig Ironie erzählt. Daran kann man anknüpfen.

Fortsetzung: Outrage Beyond (2012)

 

MEINE DVD
Japan, Code 2, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 5.1 mit englischen und japanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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