>
molodezhnaja Hauptseite
>
asian movies
>
indien
>
2006
> THE NAMESAKE
Drama. USA/Indien.
Englisch/Bengalisch/Hindi
Alternativer Titel
Namesake: Zwei Welten, eine Reise
Regie Mira Nair
Drehbuch Sooni Taraporevala nach dem Roman von
Jhumpa Lahiri
Produktion Mira Nair, Lydia Dean Pilcher
Musik Nitin Sawhney
Kamera Frederick Elmes
Darsteller Kal Penn,
Tabu,
Irfan Khan,
Jacinda Barrett,
Zuleikha Robinson,
Sahira Nair
Länge 146 Min.
Kinostart 9.3.2007 (USA), 23.3.2007
(Indien), 7.6.2007 (CH)
Box office classification Above Average
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 10 (FSK: 6)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 26.4.07
© Bilder Fox Searchlight,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Calcutta in den 70er-Jahren: Zwischen Ashoke Ganguli (Irfan Khan) und Ashima
(Tabu) wird eine Ehe arrangiert. Das Paar zieht gleich darauf nach Amerika, wo
Ashoke in New York studiert und arbeitet. Zwischen den beiden keimt trotz
einfachen Lebensbedingungen bald Liebe auf. Ein paar Jahre später sind sie
stolze Eltern von Sonia (Sahira Nair) und Gogol (Kal Penn), den sie nach Ashokes
Lieblingsautor benannt haben, dem Russen Nikolai Gogol. Die beiden Kinder
wachsen amerikanisiert auf. Nur ein längerer Trip nach Bengalen erinnert sie an
ihre Wurzeln. Nach der Rückkehr studiert Sonia in Kalifornien und Gogol, der
sich lieber Nikhil nennt, verliebt sich in die reiche, weisse Maxine (Jacinda
Barrett). Erst eine Tragödie schweisst die Familie wieder zusammen.
REVIEW
"The Namesake" ist Mira Nairs Adaption des gleichnamigen
Erfolgsromans der bengalischstämmigen Pulitzerpreisträgerin Jhumpa Lahiri. Die gut 300 Seiten komprimiert
Monsoon Wedding-Regisseurin Nair souverän, ohne den epischen Charakter der
generationsübergreifenden Familiendramas einzubüssen. Lediglich ein paar
Probleme ergeben sich durch die Zusammenfassung auf zwei Stunden Film. So wirkt
das Drama oft etwas episodenhaft und bisweilen sogar holprig. Doch alle
erzählerischen Defizite werden durch die reichhaltige Einbettung in die Sorgen
und Freuden von Immigranten und ihrer Suche nach kulturellem Halt mehr als
aufgewogen. Da punktet "The Namesake", gerade, aber nicht ausschliesslich, wegen
Nairs gefühlvoller Inszenierung und den starken Schauspielern.
Wie schon Lahiris Roman muss sich aber auch der Film zwei Vorwürfe machen lassen: Er wirkt etwas zögerlich und mutlos. Und, in meinen Augen vielleicht sein grösster Fehler, er malt seine Welt in sehr groben Pinselstrichen. Subtilität gibts nur im Schauspiel und der Inszenierung, nicht aber in der Story, die gängige Immigrantenprobleme aufgreift und mit ein paar Klischees und Stereotypen füllt. So sind etwa die beiden Frauen in Gogols Leben fast schon Karikaturen: Maxine macht in einer Szene derart dumme zwischenmenschliche Fehler, dass man sich fast die Haare rauft, denn das Mädel ist nicht dumm, wird aber da plötzlich als ignorant gezeichnet. Und die von Zuleikha Robinson gespielte Moushumi, die anfänglich ebenfalls intelligent erscheint, wird zur Beinahe-Karikatur der untreuen Frau. Es bleibt der schale Nachgeschmack, dass jene, die nicht ins traditionell angehauchte Bild passen, unsympathisch gezeichnet werden müssen.
Um die Figuren der jeweiligen Situation anzupassen, spielt Nair deshalb immer ein wenig mit der Glaubwürdigkeit. Das fiel mir auch bei der Szene auf, in der Irfan nach Cleveland geht und Tabu zurücklässt. Sie redet nur von nun drohender Einsamkeit, wird nur alleine im Haus gezeigt. Hat sie keine Freunde und Verwandte? Die Frage stellte ich mir und hab sie dann wieder vergessen. Ein paar Szenen später sieht man das Haus jedoch rappelvoll mit Leuten, die auch danach nie wieder verduften: Freunde und Ersatzfamilie en masse, bis hin zur Abschiedsrede, in der sie auch so tituliert werden. Aber dieses Personal wird eben ausgeblendet, wenn es nicht ins Bild passt. Dramaturgische Freiheiten, sozusagen.
Auch wenn sich Nair solche genehmigt, das Skript als Ganzes ist durchaus reif. Es spricht Probleme der Erstgenerationsimmigranten ebenso an wie jene der zweiten Generation. Dazu gesellt sich der Konflikt zwischen Kindern und Eltern, der aber nie eskaliert, sondern im sympathischen Rahmen bleibt. Das ermöglicht die Gestaltung liebevoller Charaktere, mit denen man mitleidet. Grosses Lob gebührt Bollywood-Star Tabu, die als junge Frau genauso überzeugt wie als Mutter im besten Alter. Tabu bekam in den letzten Jahren nicht mehr die Traumrollen, die ihre Filmfare-gekürte frühe Karriere (Virasat, Hu Tu Tu, Astitva) auszeichnete, insofern ist "The Namesake" eine willkommene Rückkehr zur Topform. Tabu ist klasse.
Irfan Khan, wie Tabu einer der gefeierten Bollywood-Stars der B-Liga jenseits der Shahrukh Khans und Aishwarya Rais, hält durchaus mit seiner Leinwandpartnerin mit und liefert ein hochgradig charmantes Spiel ab. Irfan und Tabu zusammen sind so gut, sie tragen den Film eigentlich schon alleine. Doch die grösste Überraschung dürfte aber von Kal Penn kommen: Der Blödelkomiker und Nebendarsteller gibt hier eine ausgereifte Darbietung zum Besten, er überzeugt mit subtilem und trotzdem lebensfrohen Schauspiel. Daneben kommen solide Performances von einer Reihe weniger bekannter Nebenakteure.
Nicht minder überzeugend ist der technische Aspekt des Films, von der eingängigen Musik des Londoner DJs Nitin Sawhney bis zur unspektakulären Kamera von Frederick Elmes (Hulk). Besonders gefallen haben mir die 70er-Aufnahmen von Calcutta bzw. Kolkata, die im Stil an die urbanen Filme von Satyajit Ray erinnern, sowie das Suchen von Gemeinsamkeiten (Queensboro Bridge / Howrah Bridge) und Gegensätzen (kalte Ordnung Amerikas / warmes Chaos Calcuttas). Grossen Wert legt Nair auch auf die penible, aber nicht zu kulturverkitschte Darstellung der Traditionen, von Gesang bis Hochzeit. Sogar eine kleine Bollywood-Anspielung erlaubt sie sich in der letzten Hochzeitsnachts-Szene des Films, die die Keuschheit der Bollywood'schen Hochzeitsnacht aufs Korn nimmt, in der lieber in eine Song-Sequenz übergeblendet wird, statt den Sex zu zeigen. Vor dem schreckt Nair übrigens, als Warnung an besonders prüde Bollywood-Fans, nicht zurück und zeigt Irfan und Tabu beim Küssen und Schmusen, ebenso die Kids der nächsten Generation.
"The Namesake" ist vielleicht nicht der ultimative Film zum Thema Immigration, dazu ist er eine Spur zu oberflächlich, ein Grad zu sanft und eine Prise zu episodenhaft. Doch er hat epischen Charakter, verbindet wunderbar seine beiden Welten und geht ans Herz. Eine Szene, in der Tabu richtig loslegen kann, aber auch so manche Sequenz danach, rühren schon zu Tränen, nicht zuletzt wegen dem Spiel der Akteure. Das Drama funktioniert daher weniger als kritische Milieustudie, sondern als unaufgeregter Gefühlsfilm der sanften, sensiblen und gutmütigen Art, den Nair nicht von ungefähr den Eltern dieser Welt widmet. Was fürs Herz, was fürs Hirn, und zwischendurch was zum Schmunzeln.
BESTELLEN
amazon.co.uk (GB)
amazon.de (D)
EXTERNE REVIEWS
imdb
indiafm.com (3½/5)
BBC (4/5)
James
Berardinelli (3½/4)
Rediff.com
created by molodezhnaja
all rights reserved.
Seite optimiert für Internet Explorer 6.0