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Thriller

Südkorea 2010
Alternative Titel Iggi; Das Moor; 이끼

Regie Kang Woo-suk
Darsteller
Jeong Jae-yeong, Park Hae-il, Yu Jun-sang, Sun Yoo, Heo Jun-ho

Zuschauer 3'376'000
Länge
163 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 5.12.10
©  Bilder Cinema Service, Screenshots molodezhnaja


STORY
In den 70er-Jahren hat der religiöse Yu Mok-Hyeon (Heo Jun-ho) in den Bergen ein Dorf gegründet. Nun ist er tot, verstorben bei einer Flasche Reiswein mit seinem langjährigen Freund, dem Ex-Cop und Dorfchef Cheon Yong-deok (Jeong Jae-yeong). Zur Beerdigung reist auch Mok-hyeongs Sohn aus Seoul an, der rebellische Cop Hae-guk (Park Hae-il). Er wird von den Dorfbewohnern argwöhnisch beobachtet, und auch Yong-deok scheint ihn seltsam zu behandeln. In Hae-guk reift daher der Wunsch, zu recherchieren. Hilfe erbittet er sich ausgerechnet von Staatsanwalt Park Min-wook (Yu Jun-sang), dessen Karriere er einst sabotierte.

 

REVIEW
Ich habe Mühe, die euphorischen Kritiken nachzuvollziehen: In "Moss" steckt auf jeden Fall ein packender Film mit spannenden Figuren, guten Schauspielern und schicker Inszenierung - jedoch begraben unter einer irren Lauflänge und einer nicht wirklich ausgeklügelten Dramaturgie. Es gibt schlicht und ergreifend keine Rechtfertigung dafür, einen solchen Thriller-Plot, der auf dem gleichnamigen Internet-Comic (2007) von Yoon Tae-ho
basiert, über 160 Minuten laufen zu lassen. So dicht sind die Ereignisse nicht, so episch ist die Story nicht. Spielend wäre alles in zwei Stunden abzuhandeln gewesen. Die zusätzliche Laufzeit verleiht "Moss" nicht etwa Dichte, sondern macht ihn bleiern und ausgefranst.

Es ist nicht das erste Mal, dass Blockbuster-Regisseur Kang Woo-suk etwas übers Ziel hinaus schiesst: Der nach reinem Einspielergebnis wohl erfolgreichste koreanische Regisseur überhaupt, schlug in Hanbando sein Publikum mit Nationalismus tot, forderte beim stinknormalen Thriller Another Public Enemy satte zweieinhalb Stunden unserer Lebenszeit ein und selbst sein vielleicht bester Film Silmido setzt zu sehr auf Wucht, Patriotismus und, ja, Laufzeit. Er kann sich schlicht nicht kurz fassen, der Kang. Man mag ihm das verzeihen, das koreanische Publikum jedenfalls bleibt ihm treu, doch es fördert den Unterhaltungswert nicht.

Im Falle von "Moss" ist es nicht alleine die Laufzeit, die den Thriller lähmt, aber sie ist der Kern des Problems. Kang Woo-suk ist sein eigener Produzent, und er hat es längst verlernt, effizient zu sein. Niemand zwingt ihn, zu straffen. Niemand poliert seine Skripts. Das resultiert in einer ungefilterten Kang-Vision, aber eben auch in einem gewissen Grössenwahn. Jeder Film wird betont wichtig gemacht, schwer gemacht - verspricht viel und hält dann nicht alles. Und das saugt die Energie raus. Denn seien wir ehrlich: Wirklich toll ist der Inhalt nicht. Die Dorfintrigen wirken distanziert, das eigentliche Rätsel ist wenig geschickt aufgegleist, das Dorfleben ist zu wenig verdichtet, die Spuren sind schlecht gelegt, das angebliche Mystery-Feeling baut sich nie richtig auf und die Auflösungen wirken gesucht.

Man stelle sich etwa vor, was ein Mann wie Host-Regisseur Bong Joon-ho daraus gemacht hätte. Bei dem Gedanken wird "Moss" zum aufgeblasenen Monstrum, dem der Kick fehlt. Doch fair ist fair: Der Film hat seine Stärken. Da sind zum Beispiel die Schauspieler, angeführt von Jeong Jae-yeong (Castaway on the Moon), der einen jüngeren Heisssporn ebenso überzeugend spielt wie den intriganten Opa. Die Alterungs-Effekte sind bei ihm sogar richtig glaubhaft angewandt worden. Park Hae-il (Host) gibt den naiven Stadtmenschen etwas blass, aber das ist wohl gewollt. Yu Jun-sang (Ha Ha Ha) verkörpert engagiert den karrierebetonten Staatsanwalt. Und nahezu jede Nebenrolle ist treffsicher besetzt.

Souverän auch Musik und Kameraarbeit. Es fehlt zwar in beiden Bereichen an virtuosen Spielereien, aber "Moss" ist auch kein Film, der postmodernen Firlefanz voraussetzt. Es braucht Kompetenz und Routine, es braucht prägnant komponierte Bilder und eine Musik, die bei Laune hält. Beides liefert der Film. Und letztendlich gibts auch in der Handlung manch reizvolles Element. Cool etwa, wie in dem Kaff die Häuser verbunden sind und so die ganze Bevölkerung wie unterirdisch vernetzt scheint. Das physische Abbild des Intrigen-Netzwerks. Reizvoll auch die Parallelschaltung von Gegenwart und Vergangenheit, was immer neue Hinweise auf das Rätsel und seine Auflösung bieten.

Der Schluss ist dann jedoch primär verwirrend und geprägt von einem Schulterzucken. Das hängt damit zusammen, dass Kang eben zu lange braucht, um überhaupt klar zu machen, in welche Richtung es geht. Dabei sind die Eckpunkte schnell definiert: Vater tot, Dorf hat etwas zu verbergen. Das kann man effizienter machen, als Kang es tut. Sein "Moss", nicht zu verwechseln mit Derek Kwoks Hongkong-Thriller von 2008, ist trotz seiner Probleme allemal ein solides, sehenswertes Werk, das Kangs Status als Hit-Lieferant nicht ins Wanken brachte: Über drei Millionen Südkoreaner wollten den Film sehen. Angesichts des Erfolgs ist nicht anzunehmen, dass Kang Woo-suk in Bälde seine Herangehensweise ändern wird. Uns erwartet also bald der nächste Zweieinhalb-Stunden-Blockbuster.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch 5.1 mit englischen und koreanischen Untertiteln.

 

BESTELLEN 
Yesasia (Liefert aus HK)

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com
Hancinema

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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