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Drama
Südkorea 2010
Alternative Titel Hanyo; Das Hausmädchen;
하녀

Regie Im Sang-soo
Darsteller
Jeon
Do-yeon, Lee Jung-jae, Seo Woo, Yun Yeo-jong, Ahn Seo-hyeon

Zuschauer 2'290'000
Länge
107 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

     

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 2.10.10
©  Bilder sidus, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die schüchterne, geschiedene Lee Eun-yi (
Jeon
Do-yeon) lässt sich als Kindermädchen und Haushaltshilfe bei einer reichen koreanischen Familie anheuern. Voller Begeisterung betritt sie das riesige Haus, voller Bewunderung betrachtet sie das Leben von Vater Hoon (Lee Jung-jae), seiner schwangeren Frau Hae-ra (Seo Woo) und der wohl erzogenen Tochter Na-mi (Ahn Seo-hyeon). Doch die naive junge Frau weckt bald die Lust des attraktiven Hoon, der nicht lange fackelt, und eine Affäre mit ihr beginnt. Dadurch gerät der Haushalt ins Wanken und beim Kampf um die Macht wirkt bald nicht nur Hae-ra mit, sondern auch ihre Mutter (Park Ji-yeong) und die Oberhaushälterin (Yun Yeo-jong).

 

REVIEW
The Housemaid aus dem Jahr 1960 ist eines der Highlights aus der Goldenen Ära des südkoreanischen Kinos. Doch bei aller Klasse behielt er die Rolleverteilung auf sehr traditioneller, ja fast moralisierender Ebene: Die heile Familie bedroht durch den erotischen Einfluss von aussen - die Oberschicht in Versuchung geführt, terrorisiert und letztendlich entmachtet von der Unterschicht. 50 Jahre später legt Regisseur Im Sang-soo ein Remake vor, das die Struktur beinahe auf den Kopf stellt, und die Haushälterin zum Opfer erhebt. Zwar wehrt sie die Avancen ihres reichen Herrn nicht ab, ja freut sich anschliessend auch über seine finanziellen Zuwendungen. Doch es dauert nicht lange, bis sie die Kontrolle über die Situation verliert und zum Spielball im Ranken der Mächtigen wird.

Ich war nicht der allergrösste Freund von Ims gefeierten letzten Werken The President's Last Bang und The Old Garden, doch wie er hier rein visuell arbeitet, ist vorzüglich. Ein Beispiel ist der Auftakt zum ersten Seitensprung: Ein Shot zeigt Hoon zwischen zwei Türen, durch die eine sieht man die Frau beim Trinken des Weins, durch die andere die putzende Hausangestellte, deren Schenkel durch das Reinigen der Badewanne feucht sind. Während die Türe zur Hausangestellten bald verschlossen wird, wendet sich Hoon dennoch jener Seite mit einem Lächeln zu. In der nächsten Szene sieht man Hoon mit seiner Frau in der Badewanne. Er schliesst die Tür zu Eun-yi, doch nicht bevor er abermals ein lustvolles Lächeln über sein Gesicht huschen lässt. Zudem teilt der Shot Hoon visuell von seiner Frau durch einen dicken fetten Balken Mitten im Bild.

Wieder eine Szene später hat Hoon Sex mit seiner Frau, jedoch in der umgekehrten Reiterposition, in der er ihren Bauch nicht sieht. All dies dient dazu, die Kluft zwischen dem Ehepaar aufzuzeigen. Und daher wundert sich auch niemand mehr, dass Hoon gleich danach seiner Angestellten den ersten intimen Besuch abstattet. Diese Bettszene ist nun geprägt von Intimität - und grenzenlosem Narzissmus seitens von Hoon. Er steht wie ein Adonis vor seiner Bediensteten, ja flext sogar seinen Bizeps zu heldenhafter Pose, während unten die Angestellte ihre Arbeit tun darf. Im hat ein Faible dafür, den Sexszenen ihren eigenen Charakter zu geben, ihre eigene Aussage. Die längste ist dann ausnahmslos in Nahaufnahmen gehalten, ungeheuer intim und begleitet von Dialogen, welche die Lust ebenso wie das Machtgefälle wiedergeben.

In diesen Momenten ist "The Housemaid" näher dran an Ims früherem Kritikerliebling A Good Lawyer's Wife, und dass ist gut so. Schliesslich lässt sich das Original in Sachen pulpiger Spannung und Freud'scher Symbolik nur schwer schlagen. Hingegen entfaltet es, angereichert mit Sinnlichkeit und Trash sowie ausgestattet mit umgekehrten Vorzeichen, neue Facetten. Macht ihn das besser? Nicht unbedingt, es sind lediglich zwei verschiedene Filme - und beide sind auf ihre Weise vorzüglich. War das Original ein Musterbeispiel für die Angst der Obrigkeit vor den Massen, zeigt das Remake eher die traurige Wahrheit, wonach die Oberschicht mit allem, was sie zur Verfügung hat, das niedere Volk in seine Grenzen zwingt. Eun-yis Versuch, wenigstens die kleine Tochter von Dekadenz und Arroganz zu heilen, sind hoffnungslos, was der genussvoll böse Schluss offenbart.

Dem neuen Ansatz reduziert dennoch den politisch-aufrührerischen Charakter von Kim Ki-youngs Original. Auch reduziert es die Möglichkeit zur Entwicklung der Frauenfiguren. In The Housemaid (1960) war ein deutlicher Wandel erkennbar. Hier geht es eher darum, zu zeigen, wie unverrückbar der Status Quo ist. Beides ist auf seine eigene Art subversiv. Doch auch rein technisch braucht sich die Neuverfilmung nicht zu verstecken. Die elegante Kameraarbeit betört und ersetzt den Pulp-Stil des Originals - der nur darum noch einen Deut besser ist, weil Kim als erfahrener Setdesigner das Innere des Hauses (etwa die Treppen als Symbol des Klassenaufstiegs) noch cleverer nutzt. Die Musik passt ebenso und die Schauspieler zeigen saubere Leistungen.

So gibt Secret Sunshine-Star Jeon Do-yeon eine ungewöhnliche Verführerin, schliesslich ist sie rein optisch weniger klassisch schön als ihre Chefin. Lee Jung-jae (Typhoon) verkörpert fast sadistisch kühl den Pascha, der alles darf, nur weil er reich ist. Und die schöne Seo Woo (Paju) bleibt geschickt im Hintergrund, bevor auch sie in dem Spiel mitmischen darf. Ein souveränes Ensemble, bis auf das Ende hin eine Spur zu zurückhaltend für einen so überzeichneten Plot. Das Original verstand es ein wenig besser, die Charaktere bei Bedarf zum Overacting anzuhalten, um die Hysterie, die als Folge des Hierarchie-Zusammenbruchs entsteht, zu repräsentieren.

"The Housemaid", Version 2010, ist dementsprechend eher ein Melodrama als ein Thriller. Angereichert mit Erotik, schwarzem Humor, Gesellschaftskritik und Attacken gegen Dekadenz. In der Filmgeschichte Südkoreas wird es nicht denselben Platz haben wie das Original - obwohl es an den renommierten Festivals von Cannes, Berlin und Toronto lief. Die 1960er-Version war schlicht revolutionärer und wichtiger für das Filmschaffen des Landes. Und sie ist auch eine Spur besser. Das Update ist sinnlicher Edeltrash, kurzweilig und sehenswert, doch nach der ersten famosen halben Stunde verliert er etwas Zugkraft, während das Original gerade da an Drive gewann. Die Gewinner sind aber wir Zuschauer, die unter demselben Titel zwei überzeugende Werke geboten bekommen. Einmal Pulp, einmal Trash, beide Male schön fies.

 

MEINE DVD
Südkorea, Code 3, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch 5.1 mit englischen und koreanischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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